|
Extended Gute Zeiten – Schlechte Zeiten bei der Pro Tour Berlin von Nico Bohny |
05.11.2008 |
| Schlechte Zeiten
Nie wieder zu früh kommen?
…war der Titel der Spam-Mail, die mich nach meiner Heimkehr aus Berlin als Erstes in meiner Mailbox anlächelte und mich unschön an die gelaufene Pro Tour erinnerte. Das Schicksal kann sehr gut Salz in offene Wunden streuen.
Denn so ähnlich wie im Titel beschrieben hab ich mich bei der Pro Tour auch gefühlt, nachdem ich mich für ein Deck entschieden hatte, mit dem man auch nie zu früh kommen beziehungsweise abgehen kann. Zumindest ich nicht.
Vielleicht liegt es daran, dass wir beim Testing das Elfendeck zu schnell als Kinderhaufen abgestempelt haben, aber wir hatten alle keine Ahnung, wie gut das Deck und seine Variationen wirklich waren. Mit dem munteren Stehaufmännchen Nettle Sentinel, der sich von jedem gespielten Grünling aufs Neue flachleg… ääh tappen lässt, wären wir wohl alle besser gefahren als mit dem im Vergleich ziemlich impotenten Lotus.
Sturm statt schönem Wetter
Nachdem wir das schlechte Wetter am Donnerstag als gutes Omen auffassten, entschieden wir uns, Storm in die Finger zu nehmen. Das Deck erwies sich beim Testen als ziemlich schnell, konstant (oder wohl doch konsistent ) und war nicht allzu einfach zu haten dank den zwei verschiedenen, integrierten Kombos (von welchen Mind's Desire eine Kombo für sich alleine darstellt).
| | | | 4 Gemstone Mine
3 City of Brass
1 Graven Cairns
2 Flooded Strand
2 Polluted Delta
1 Island
1 Steam Vents
1 Hallowed Fountain
1 Watery Grave
4 Lotus Bloom
3 Chrome Mox
2 Pentad Prism
4 Mind's Desire
3 Ad Nauseam
3 Angel's Grace
2 Tendrils of Agony
3 Seething Song
4 Manamorphose
4 Rite of Flame
3 Chain of Vapor
2 Pact of Negation
4 Peer Through Depths
3 Ponder
|
3 Hurkyl's Recall
4 Firespout
2 Stifle
1 Night of Souls' Betrayal
1 Pact of Negation
4 Thoughtseize
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
|
|
| | | | |
|
Runde 1, das Sinnbild fürs ganze Turnier
Runde 1 spielte ich gegen den Gegner, den man sich eigentlich wünscht für die erste Runde einer Pro Tour: Freundlich und unvorbereitet. Mit Tron. Das erste Spiel gewann er ziemlich knapp, nachdem er mir mit Chalice of the Void für null meinen Pact of Negation zog, den ich mit resolveter Lotus Bloom dann in der Upkeep auch gleich begleichen musste - Chalice für null konnte ich kaum resolven lassen mit einer Mox-Mox-Pact-Hand und dem Lotus auf einer Zeitmarke.
Das zweite Spiel resolve ich ein Ad Nauseam und ziehe mich ins Nirwana - er dümpelt auf drei Mana herum und hat Ethersworn Canonist am Tisch. Ich thoughtseize ihn mit einer Hand von Hurkyl's Recall, Thoughtseize, Manamorphose, Pact of Negation, Rite of Flame, Ad Nauseam und Angel's Grace und sehe: zwei Faith's Fetters, einen Wrath of God, ein Signet, Sundering Titan, Gifts Ungiven und Sharuum the Hegemon. Was zum...? Wie kann man...? Ja gut, nehme ich halt Gifts Ungiven und sage go, mit drei offenen Ländern und einem vollen Pentad Prism. Er zieht, greift an, sagt go. Ich spiele natürlich End of Turn Hurkyl's Recall, und er zeigt mir…? Condescend hätte nicht gereicht, Remand auch nicht, Spell Snare spielte er nicht… Aber dafür den getopdeckten One-of-Spell Burst für zwei.
So will man eine Pro Tour nicht starten. Weiter ging's mit Mulligan auf vier, Cranial Extraction auf Tendrils of Agony, damit, Zoo über Tendrils genau auf eins bringen zu können, und ähnlichem Schabernack. So stand ich nach vier Runden dann offensichtlicherweise 0-4, ohne auch nur ein einziges Mal abgegangen zu sein (außer einem gescheiterten Versuch mit Mind's Desire für eins), währenddem mein Reisegefährte mit demselben Deck 4-0 stand. Spieglein, Spieglein…
So dachte ich mir dann nach 1-5 auch: Ey Mensch, jetzt hab ich keine Lust mehr. (Frei nach: Klaus Jöns, Torino)
Good old Chuck
Mein Favorit:Chuck Norris schläft nicht… er wartet.
So ähnlich könnte man eine der Stärken des Elfendecks beschreiben, denn: Das Elfendeck fizzlet nicht… es wartet. Wer schon einmal Desire gespielt hat, der weiß, was fizzlen heißt. Und so um die zehn Tierchen auf dem Tisch zu haben, ist nicht das, was man darunter versteht…
Falls man nicht auf ein Revival von „Hair“ an der nächsten Pro Tour hofft, oder das Deck womöglich selbst noch gerne spielt, ist ein solches Combodeck, in schnell und ohne Fizzle, sicherlich Bad News.
Gute Zeiten
(Frei japanisch übersetzt: Good Saito)
Bleiben wir doch gleich bei Japan: Bald schon gibt's wieder Karaoke, Sake, Sushi und abgefahrene Schuluniformen für alle, die auf der Pro Tour mitmischen - und damit ihr teilhaben könnt an diesen Spektakeln, die uns die japanische Kultur nicht vorenthalten wird, qualifiziert euch möglichst für die Pro Tour in Kyoto. Einfach nicht den Schweizern den PT-Slot stehlen bitte. Und um euch auch musikalisch einen Gaumenschmaus für die Ohren (also einen Ohrenschmaus) zu Gemüte führen zu können, sucht mal bei YouTube nach „Arabian Nights Japanese“. Selbstverständlich zum Mitsingen und als offensichtlich gelungener Kulturmix Arabisch-Japanisch immer wieder ein wahrer Segen. Und Naito tönt auch schon fast wie Saito.
Glimpse, wir werden dich vermissen…
Noch ist nichts offiziell, aber ich nehme an, dass man diese schnucke Sorcery in Memphis nicht nochmals zu Gesicht bekommen wird. Sechs Elfendecks in den Top8 einer Pro Tour, in einem so großen Format wie Extended, das wird wohl oder übel ein Banning nach sich ziehen müssen. Ich schätze, so in zwei Wochen. Wetten, dass…?
Und ein Extended ohne Hippies mit Spitzöhrchen ist definitiv Good News.
Mythic Rares
…sind wohl ähnlich rar wie meine Wins bei der Tour. Trotzdem zwei Spiele, die ich mit Genuss als schwachen Trost entgegennahm:
Das erste war gegen Grapeshot Storm. Mit einem Pyromancer's Swath auf dem Tisch via Mind's Desire für zehn abgehen und Grapeshotten, bis der Arzt kommt, ist was Schönes. Noch schöner ist es, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen mit einem Angel's Grace in der Hand, und zu warten. In dieser Hinsicht: Ad Nauseam Storm ist nicht langsam - es wartet.
Des Weiteren spielte ich beim Stand von 0-4 gegen einen Elfenspieler. Wie man mit Elfen 0-5en konnte? Folgendermaßen: Er spielt im dritten Zug Glimpse of Nature, Summoner's Pact auf Nettle Sentinel, geht ab und macht sich unendlich Mana, spielt zwei Thorn of Amethyst, einen Burrenton Forge-Tender, einen Gaddock Teeg, an die 20 Elfen, produziert mit Mirror Entity und Wirewood Symbiote nochmals viel Mana (macht immer mit der Entity alles zu Elfen, nimmt den Symbiote zurück, enttappt einen Manaelfen, und so weiter), und greift mich dann für etwa 60 an. Ich spiele Angel's Grace, draw, go. Im Untap enttappt er die Nettle Sentinel- ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er die getappt lassen muss, er tappt sie halt wieder, zieht seine Karte… Ha, ha - Pakt nicht bezahlt.
Endlos fies, und die Ute nebendran konnte sich kaum halten vor Lachen. Ob man das darf als Judge an einer Tour…
Der Zoo
Christoph Huber spielte eine Liste, mit der er Elfen schön foppen konnte:
| | | | 20 Länder (Öhm ja... Secret Tech, ist doch klar!)
3 Tidehollow Sculler
4 Dark Confidant
4 Kird Ape
2 Isamaru, Hound of Konda
3 Mogg Fanatic
4 Tarmogoyf
3 Ethersworn Canonist
4 Wild Nacatl
2 Oblivion Ring
4 Tribal Flames
3 Seal of Fire
4 Lightning Helix
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
|
|
| | | | |
|
Mit vier Thoughtseize, einem weiteren Canonist und Umezawa's Jitte im Sideboard eine gute Waffe gegen dämliche grüne Männchen (wobei mir dämliche Männchen noch lieber sind als männliche Damen). Man sollte damit halt einfach nicht zwei Runden gegen First Turn Blood Moon spielen, nur um in der folgenden Runde vom Martyr of Sands-Deck verprügelt zu werden. Eigentlich eher schlechte Zeiten, aber das Deck war ein Lichtblick.
Prizesplits
Gute Zeiten für Wasti [Sebastian Thaler], seinen Pro-Level und vor allem auch für den Helmut [Summersberger], der ihm einen Prizesplit abschwatzen konnte. Sogar ein Bier hat er sich noch abspielen lassen beim Tichu vorm Abendessen. Als kleine Aufmunterung: Der Waran, den wir vor der PT Kuala Lumpur im Nationalpark in Malaysia zusammen gejagt haben und nach dessen Bild er mich jedes Mal fragt, wenn wir uns sehen.
Zebra
Eigentlich wollte ich am Samstag das Kamera-Turnier spielen, da ich dachte, wenn das Turnier genau eine Stunde nach dem PTQ beginnt, würde es wenig bis gar keine Leute anlocken. Was ich erst am Turnierort bemerkte - das doofe Turnier war Standard, nicht Limited, wie ich annahm. Zum Turnier bin ich dann doch noch erschienen - zwar in schwarz-weiß, dafür mit sicherem Einkommen. Nicht ganz so Booster-ergiebig wie Gunslingen, aber doch ganz nett. Angehängt habe ich gleich noch den Judge-Test für Level 1, damit ich in Basel nicht mehr als Level 0 PTQs headjudgen muss.
Zum Schluss
Um nicht näher auf weitere Tops und Flops (wie zum Beispiel meine Metagameeinschätzung) eingehen zu müssen, endet hier mein Minibericht über die Pro Tour Berlin. Vielleicht auch besser so - der Tobi würde meinen Artikel wohl nicht abdrucken, wenn ich noch mehr auf den armen Elfen rumstampfen würde. Trotzdem hoffe ich, dass die Menschenversteher unter euch meine Trotzreaktion diesem fiesen Deck gegenüber nachvollziehen können - wär ich doch bloss selbst drauf gekommen!
In dem Sinne - immer schön die Ohren spitzen und bis zum Nächsten.
Euer frischgebackene Judge (Norris)
Kommentiert.in unserem Forum
|
|