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Standard Die fetten Jahre sind vorbei Zeitreise mit Chuck von Nico Bohny |
12.11.2008 |
Irgendwie gruselig, oder? | Früher war alles besser. Mario Land auf Gameboy, das gute alte Kinderschokoladen-Milchgesicht, Turtles-Folgen im Fernsehen, 90er-Jahre-Musik á la DJ Bobo und Scooter, und eine bis ins Unendliche weiterziehbare Liste an schönen Dingen.
Auch magic-technisch gesehen, denkt man von Nostalgie erfüllt an den früheren Schweizer Weltmeister und die Zeiten zurück, als es in Deutschland noch spielerische wie auch optische Magic-Größen gab. Früher, als es noch kein World of Warcraft, keine Mythic Rares und kein DCI-Total-Rating, dafür aber vier Pro Touren und Europameisterschaften gab.
Vom größten Verlust, den dieses Jahr 2008 aber mit sich brachte und um welchen nur die wenigsten überhaupt wissen, möchte ich euch heute erzählen...
Die alte Schachtel
Diejenigen, die bereits das Vergnügen hatten, sich in einem Limited-Match mit mir zu messen, können sich vielleicht an meine Deckbox erinnern, Bull Aurochs mit Zidanekopf auf der einen Seite, Chuck-Norris-Token auf der anderen.
Wie ihr wahrscheinlich bereits erahnt, verbindet mich - nebst meinen ebenso stählernen Muskeln - ein weiterer Punkt mit dem starken Mann, und zwar mein Deck der vergangenen Nationals. Da für mich die soeben bei den Nationals eingeführten Pro-Punkte zu diesem Zeitpunkt sehr attraktiv erschienen, entschied ich mich, dem Standard-Format ein wenig mehr Beachtung zu schenken als die letzten Jahre und machte mich via Magic Online daran, mir das eine Deck zu schmieden - ein Deck, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden …
Das Schweizer Metagame
Wie die Schweizer Alpen schon vermuten lassen, wurden auch bei uns zahlreiche Gebirge gespielt. Mono-Rot, das eigentliche Deck to beat. Daneben wusste ich von einigen Spielern, dass sie White Weenie oder Weiß-Rot-Aggro ins Feld führen würden. Zwei weitere sehr beliebte Archtypes waren bei uns Merfolk und Reveillark-Kombo. Faeries waren wenige zu erwarten, da es einerseits wenige Spieler gab, die das Deck einigermaßen spielen konnten, andererseits viele Angst vor Rot hatten. Des Weiteren gab es diverse Varianten von Elfen und Doran, jeweils aber nur von einzelnen Spielern pilotiert.
Aber eigentlich müsste man sich ja keine Metagamegedanken machen, wenn man Chuck-Norris-Control spielt - denn: Wenn Chuck Norris ins Wasser fällt, wird er nicht nass - das Wasser wird Chuck Norris. So ähnlich wie mit Wasser verhält sich Chuck Norris auch mit dem Metagame.
Das Chuck-Norris-Deck
-oder-
Die Schweiz ist nur deswegen neutral, weil sie noch nicht weiß, auf welcher Seite Chuck Norris steht.
| | | | 6 Snow-Covered Island
4 Mystic Gate
2 Mouth of Ronom
1 Dark Depths
1 Mistveil Plains
5 Snow-Covered Plains
2 Dreadship Reef
3 Desert
1 Tolaria West
3 Kitchen Finks
1 Extirpate
3 Story Circle
2 Mystical Teachings
1 Pact of Negation
2 Coalition Relic
2 Careful Consideration
2 Prismatic Lens
3 Wrath of God
3 Runed Halo
3 Condemn
4 Ancestral Vision
2 Cryptic Command
4 Rune Snag
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3 Crovax, Ascendant Hero
2 Teferi, Mage of Zhalfir
1 Kitchen Finks
1 Extirpate
1 Mystical Teachings
1 Imp's Mischief
1 Pact of Negation
1 Counterbore
1 Wrath of God
1 Runed Halo
1 Condemn
1 Disenchant
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Die Protagonisten
-oder-
Die Haupt-Todesursachen in Magic sind:
1. Leben < 1
2. Decktod
3. Chuck Norris
Dark Depths:Es kann nur einen geben! Kann nicht von Thoughtseize abgeworfen, dafür aber mit Tolaria West gesucht werden, tötet oft in einem Schlag und frisst nur einen Maindeckslot weg. Die enormen Manakosten sind egal, und mögliche Solutions ebenfalls - man hat solange Zeit, wie man will, und kann dem Gegner notfalls vorher das ganze Deck mit Extirpate zerlöchern [wie einen Schweizer Käse, passend zum Turnier! – TobiH] und das Norris-Land dann mit beliebig vielen Countern auf der Hand (und auf Dreadship Reef!) zünden. Bonus-Regeltipp: Marit Lage ist – obwohl der Token sich hier unklar ausdrückt – selbst dann noch unzerstörbar, wenn ein fieser Zeitgenosse Snakeform darauf ausspielt – Chuck Norris eben!
Mistveil Plains:Eine Karte wie gemacht für das Deck. Lässt einen die Mystical Teachings-Ziele nochmals suchen, lässt Gegenzauber und andere wichtige Karten zurück ins Deck wandern, verhindert, dass man einen mühseligen Decktod stirbt. Auch fast schon ein Chuck in diesem Deck.
Story Circle:Die Karte, die gegen die meisten Tierchendecks das erste Spiel im Alleingang gewinnt - gegen Rot unglaublich brutal, selbst gegen Reveillark eine Karte, die im Latelatelategame extrem wichtig ist.
Runed Halo: Das Mädchen für alles. Stellt gegen Feen Mistbind Clique ab, gegen Toast die Winoptions, gegen Elfen die Dicken… Nur gegen Reveillark- da brilliert die Karte nicht so ganz.
Extirpate:
Desert:
Ancestral Vision, Careful Consideration: Das übliche Paket Cardadvantage, das ein Kontrolldeck nun mal so braucht.
Condemn, Wrath of God, und der ganze Rest: Sollte klar sein…
Mirror Entity: Die hätte man auch noch spielen können. Damit man auch die Kitchen Finks zu echten Chuck Norris' machen kann. Andererseits, es kann nur einen geben…
Die Matchups:
Mono-Rot — Das wohl beste Matchup. Geboardet werden zusätzliche Runed Halo, Kitchen Finks, Condemn, Wrath of God und Mystical Teachings sowie Disenchant (gegen Everlasting Torment) für Rune Snag, Extirpate und je nach Play/Draw noch Kartenzieher. Da kann schon fast nichts mehr schiefgehen. Auch der Magus of the Moon stellt kein Problem dar - dank der Manakiesel und der vielen Standardländer. Und Runed Halo ist sooooo gut gegen Manabarbs.
Elfen/Doran — Game 1 kann man fast nicht verlieren - einfach nicht vergessen, mal ein Runed Halo auf Profane Command zu setzen. Game 2/3 entfernte ich meistens alle Verzauberungen (da ich zahlreichen Hate erwartete), Extirpate und den guten Chuck (darf man das überhaupt?!) für Crovax, Ascendant Hero, Teferi, Mage of Zhalfir, Kitchen Finks, Zorn und Condemn. Auch ein ausgezeichnetes Matchup.
Kithkin mit oder ohne Rot — Eigentlich sollte ich gar nicht weiter auf Kreaturendecks eingehen, da kann man wirklich fast nicht verlieren. Echt nicht. Auch wenn ihr Sunlance und Crovax boardetet. Oder um es mit einer Metapher auszudrücken: Die erste Szene des Films: „Der Soldat James Ryan“ basiert auf eine Partie Fußball, die Chuck Norris in der zweiten Klasse spielte.
Meervolk — Ein gutes Matchup. Besser als man denkt. Man muss nur solange zittern, bis man mit Extirpate die Cryptic Command gefischt hat. Dann bedeutet der Story Circle nämlich auch schon Endstation. Meistens entscheidet sich das Spiel aber schon viel früher - ein resolveter Zorn oder neutralisierte Lords oder ein früher Story Circle geben genügend Zeit.
Quick' n Toast — Wenn man, wie das in der Schweiz eben möglich ist, die sich im Umlauf befindenden Versionen kennt, ein gutes Matchup, da man dann weiß, auf was Story Circle und Runed Halo zu setzen sind. Auch hier geht das Spiel bis zum Extirpate auf Cryptic Command, mit den wenigen Threats wird man schon fertig. In gewissen Spielsituationen ist ein präventives Halo auf Oona, Queen of the Fae nötig, um nicht plötzlich via Storageländer gemühlt zu werden. Nach dem Sideboarden artet das Ganze zu einer ganz üblen Materialschlacht aus, meistens gewinnt der Spieler, der mehr Extirpate und Teferi zieht.
Reveillark — Gegen Versionen ohne Cryptic Command ein wenig über 50% Gewinnchance, gegen Versionen ohne knapp im Negativen. Wenn man die Kombo mit Extirpate unterbinden kann, gewinnt man meistens, da man mehr Defensive besitzt als der Gegner Kreaturen.
Feen — Sieht man im ersten Zug Underground River oder Ähnliches, dann besser gleich aufgeben und sideboarden! Vor dem Boarden kann man nicht gewinnen. Keine Chance. Fast bei null Prozent. Nach dem Sideboarden knapp über 50% dank Crovax, Teferi und Co. – habe beim Testen zumindest die ersten zehn Spiele nach dem Sideboarden gewonnen…
Die Zeit — Das wohl schlechteste Matchup. Obwohl ich auf Magic Online die Hälfte meiner Spiele dank einem Timeout meiner Gegner gewann, war das Zeitlimit eines der größten Probleme. Wer schon einmal Manuel Bucher beim Quick'-n-Toast- oder Teachings-Spielen zugeschaut hat, weiß, in welchem Tempo man auch dieses Deck spielen musste. Wenigstens konnte ich stets gewiss sein: Chuck Norris schläft nicht, er wartet…
Storm-Kombo, Schwäne & der ganze Rest — Meistens ausgeglichene bis gute Matchups, die wir gar nicht groß in Betracht zogen…
Alles in allem fühlen sich die Matchups ähnlich brutal an wie... James Cameron wollte das Chuck Norris den Terminator spielt. Als er noch einmal nachdachte, wurde ihm bewusst, dass sein Film eine Dokumentation werden würde. Also entschied er sich für Arnold Schwarzenegger.
Der Showdown:
Frohen Mutes begab ich mich also am besagten Tag in des Löwen Höhle. Auf dem Weg führte ich etliche Gespräche im Stil von:
„Was spielst denn du jetzt im T2?“
„Chuck-Norris-Control halt.“
„Ah ja… Und was bitte sollte das sein?“
„Blau-Weiß-Kontrolle mit nur einer Win-Option, eben Chuck Norris.“
„Und der wäre…?“
„Das Schneeland, das statt Mana einen 20/20 indestuctible Flieger rauslässt.“
„Lol, du Wurst. Du mich auch. Ich seh's ja dann eh in der ersten Runde…“
(Und ob… harhar)
Tja, geglaubt hat's mir tatsächlich zuerst keiner, aber da sich mein Deck die Zeit ließ, sich auch mal in die Extraturns zu wagen und mit Anlauf jegliche Arten von Tier-1-Decks durch den Dreck zu ziehen, wurde der gute alte Chuck schnell publik. Und Publikumsliebling. So wie man ihn kennt und liebt. Und verehrt. Und anbetet.
Meine Results mit dem urguten Deck? Hat sich gut gehalten, der Chuck. Die ersten beiden Runden bravourös in den Extraturns getötet (einmal sogar gegen eine Hand mit dreimal Dead // Gone und einem Unmake). In der dritten Runde Spiel 1 gewonnen, um dann zweimal Mulligans und dem Manascrew zu verfallen. Nach weiteren vier Runden Draft - nicht mein bester, zugegebenermaßen - stand ich dann 3-4, und entschied mich, den nächsten Morgen in meinem gemütlichen Bett zu verbringen statt mit Pappkärtchen.
Das Fazit
Ihr werdet nun hoffentlich nachvollziehen können, welchen großen Verlust das neue Standardformat mit sich bringt. So lasset uns doch in Gedenken an das verlorengegangene Juwel einige Schweigezeilen einlegen:
Ich hoffe, ich konnte euch heute ausnahmsweise mal eine Tech liefern, die ihr noch nicht gekannt habt. (Ja, ich weiß, im Grunde interessiert's keinen und man wird das Deck nie wieder spielen können, außer im Extended werden an die 100 Karten gebannt.) Aber wir hoffen auf einen Reprint…
Und ansonsten: „Chuck Norris ist eigentlich schon vor zehn Jahren gestorben. Der Tod hatte bisher nur noch nicht den Mut, es ihm zu sagen.“ – Wenn ihr das eurem Gegner so erklärt, wird er vielleicht die Dark Depths auch in eurem Neu-Standard-Deck akzeptieren, ohne euch beim Judge zu verpfeifen.
Nächste Woche gibt's dann wieder etwas Aktuelles, und zwar einige Ideen fürs neue Standard. Ich verabschiede mich mit einen wunderschönen Zitat aus meiner Grundschulklasse:
Wir spielen Stadt-Land-Fluss…
Lehrer: Wer hat ein Land mit M gefunden?
Schüler: Mario Land!
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