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Rant-O-Rama
von Thomas „Teardrop“ Jungmann



Im Allgemeinen ist ja relativ viel bekannt über dieses Limitedformat. Eigentlich wissen ja alle, was sie tun, und auch warum. Eigentlich.

Denn so richtig klar war mir nicht, warum dieses Format so ist, wie es ist. „Broken“, „spoilerverseucht“, „unberechenbar“, „lucky“ und „langweilig“ sind einige der Meinungen, die man da so hört. Ich selbst habe einigen Spaß an dem Format, auch wenn ich dieser Tage eher weniger Glück damit habe (4-4, 2-2). Ich habe also ausgeglichen gespielt, hatte dabei aber zwei völlig unterschiedliche Decks: Das erste habt Ihr auf PlanetMTG gesehen, das zweite von heute war eigentlich richtig schlecht, es hatte vier Farben (GRwu), wenig Fixing und war schwer aggressiv.

Was dann wieder das Problem ist: Kann man seine Drops aufgrund des Manas einmal nicht in der Kurve legen, dann wird man von den Spoilern des Gegners einfach umgemacht. Hat man ihn zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Rücken an der Wand, dann kann man noch mit irgendwelchen Stunts gewinnen. Allerdings sind die Chancen da nur noch relativ gleich verteilt, und die margin of error ist sehr gering.

Wir hier von der Coverage (ich bin ja nun auch eingestiegen für heute) haben uns über den Tag verteilt ein paar Gedanken gemacht. Zum einen über das perfekte Sealed-Deck, zum anderen darüber, warum dieses Format nicht so funktioniert wie andere Formate vorher.


Also gleich ohne Umschweife:
Das perfekte Sealed-Deck!


Es enthält mindestens drei 1-Drops im Formate eines Wild Nacatl oder Akrasan Squire (ja, es gibt nur die beiden, ich weiß...). Dazu braucht man ca. fünf bis sieben 2-Drops (auch mal 3-Drops), dort ist die Varianz größer: Knight of the Skyward Eye, Goblin Deathraiders, Dragon Fodder, Sigiled Paladin, Steward of Valeron und auch die Drei-Mana-Uncommons sind hier zu erwähnen. Das Deck braucht desweiteren ca. sieben7 Removal für drei oder vier Mana. Angefangen mit Resounding Thunder über Branching Bolt und Oblivion Ring ist hier die Auswahl relativ groß, allerdings muss man auch wirklich eine Auswahl haben, denn Flexibilität ist hier Trumpf.

Hinzu kommen für das perfekte Rezept ein paar etwas dickere Tiere wie Tower Gargoyle, Carrion Thrash, die Devourer und Bull Cerodon zum Beispiel. Aber das alles würde noch nicht reichen. Auch hier würde einem am Ende die Luft ausgehen.

Nein, wenn der Gegner all sein Removal auf unsere mittelgroßen Drops verwenden musste, und denkt, er habe sich stabilisiert, dann muss von uns die letzte Zutat gespielt werden, die Drachen. Denn auch von denen müssen mindestens drei im Deck sein, zum Beispiel in der Kombination Broodmate Dragon, Predator Dragon und Flameblast Dragon. Denn damit kann der Gegner dann tatsächlich nicht mehr mithalten und verliert endlich das Spiel.

Nicht vergessen darf man übrigens die Manabasis, denn ohne mindestens zwei Taplands und zwei Panoramen kann man im Sealed einfach nichts mehr reißen. Passen müssen sie natürlich auch noch.

Wie nicht anders zu erwarten ist der Teil über das Sealed-Deck zwar nahe an der Wahrheit, aber sicherlich auch nicht ganz ernst zu nehmen. Dennoch kann man von dieser halben Wahrheit natürlich auch weiterdenken. Wir haben das, welch Überraschung, auch getan. Die ganzen dicken Spoiler sind nämlich nur das halbe Problem, quasi die Spitze des Eisbergs.

Die Unberechenbarkeit des Formats entsteht viel eher durch die weniger herausragenden Karten. Wild Nacatl, Knight of the Skyward Eye, Welkin Guide, Soul's Fire etc. sind fast noch wichtiger als die absoluten Oberspoiler. Denn obwohl sie in vielen Situationen das Spielgeschehen fast gar nicht mehr beeinflussen können (das Nacatl in Runde 8, das Soul's Fire, wenn der Gegner Removal spielen kann etc.), sind sie in anderen Situationen die absoluten Gamewinner.

Und genau auf diese Situationen kann man sich oft gar nicht einstellen. Denn auf den dicken Spoiler des Gegners kann ich mit meinem Oblivion Ring warten. Gar kein Problem. Dann mache ich mich aber für genau die oben genannten Tricks erst verwundbar. Wenn ich mich dann für mein eigenes dickes Tier austappe, um mich zu stabilisieren, weil ich eben den Ring für den Fattie aufheben will, dann bin ich ausgetappt und anfällig für die Tricks des Gegners, von denen es eben im Moment besonders viele gibt. Beispiele gefällig?

Mein Gegner hat sich gerade durch meine Wheeniehorden gefressen und macht einen dicken Tarfiend, nachdem ich einen Gargantuan gespielt habe. Er kann also nicht nur blocken, er hat auch meine Hand fast komplett zerstört. Er ist auf fünf Leben und fühlt sich fast sicher. Nur fast, und er weiß warum: Ich mache den Welkin Guide und schlage ihn tot.

Im nächsten Spiel hat er einige Viecher im Spiel, ich habe den Naya Battlemage und gerade einen Cloudheath Drake gespielt. Ich tappe EOT seine Tidehollow Strix und bin dran. Er hätte meinen Drachen wohl in seinem eigenen Zug töten sollen, denn so konnte ich mit dem Drachen angreifen, er hatte auch nur noch drei Lebenspunkte, und ich kann in Response auf sein Removal auch das dritte Spiel mit einem Soul's Fire auf meinen Drachen klauen.

Beide Male konnten die Karten nur deshalb ein verlorenes Spiel noch drehen, weil ich durch verschiedene Zufälle in diese Position kam und mein Gegner jeweils nicht damit rechnen konnte. Oder noch schlimmer, in einigen dieser Situationen ist es tatsächlich egal, was der Gegner (man) macht, denn man würde es nicht verhindern können.

Ein Amerikaner hat mir mal gegenüber gesessen, nachdem er verloren hatte, und mir gratuliert. Ich hätte ihn doch mit den klar besseren Karten umgemacht, dagegen hätte er nie gewinnen können, da würde er sich nicht ärgern. Besser, als wenn er aufgrund eines eigenen Fehlers verloren hätte. Ich kann da ja zustimmen, aber in einigen ganz bösen Situationen fühlt es sich eben nicht so an, als hätte man keine Chance gehabt, sondern man hat das Gefühl, der Sieg wurde einem gestohlen. Und das ist eben kein Gutes.

Aber am Ende wird dieses Format vorbeigehen, vielleicht wird das nächste wieder etwas besser. Spielen werden wir es sowieso.

Weiter in der Coverage...


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