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Der Weltraum. Unendliche Weiten...
Magic: The Gathering. Unendlich Schaden...
Herzlich willkommen zur Auflösung des Preisrätsels von vergangener Woche. Bevor ich zur feierlichen Siegerehrung schreite, soll es zunächst einmal um den Lösungsweg gehen bzw. genauer: um die Lösungswege. Derlei gab es nämlich mehrere, welche allesamt das optimale Ergebnis brachten: unendlich Schaden... Jedoch, betrachten wir die Magic-Regeln, dann stellen wir fest, dass unendlich gar unmöglich ist:
-421. Handling „Infinite” Loops
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| 421.1. Occasionally the game can get into a state in which a set of actions could be repeated forever. These rules (sometimes called the „infinity rules”) govern how to break such loops.
421.2. If the loop contains one or more optional actions and one player controls them all, that player chooses a number. The loop is treated as repeating that many times or until another player intervenes, whichever comes first.
[...]
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Oder mit anderen (deutschen) Worten: Sofern es ihrem Urheber möglich ist, die Unendlichkeits-Kombo irgendwann abzubrechen, muss er sie irgendwann abbrechen. Natürlich erst nach einer von ihm bestimmten Anzahl Umdrehungen, aber dann ist Schluss. Unendlich Schaden ist somit also auch bei unendlichen Lebenspunkten auf der gegnerischen Seite unmöglich – möglich sind lediglich beliebig viele Schadenspunkte.
Und da die Aufgabenstellung an sich nur danach verlangte, zu beschreiben, wie man den meisten Schaden verursachen kann, habe ich alles gelten lassen: „unendlich“, „beliebig“, „Googolplex+3“, „bis man dem Gegner mindestens einen Schaden mehr gemacht hat als die beste sonstige eingeschickte Lösung“ – ja, all das und mehr stand in den Einsendungen, die ich bekommen habe, und all das habe ich jeweils als gleichwertig eingestuft.
Wo kommt die Beliebigkeit her? In Shards of Alara – so viel steht spätestens nach diesem Gewinnspiel fest – gibt es genau drei Karten, die einen auf eine beliebig große Zahl stoßen lassen.
Zwei Sharuum the Hegemon sterben umgehend, wenn sie jemals gleichzeitig im Spiel sind. Insbesondere sterben sie sogar noch, bevor ihre eigene ausgelöste Fähigkeit auf den Stapel gelegt wird, und so kann man als deren Ziel wiederum Sharuum the Hegemon wählen. Sharuum kommt zurück, holt den Namensvetter ebenfalls aus dem Grab zurück, beide sterben, kommen wieder, sterben, kommen wieder... usw. Ein Hissing Iguanar oder Glaze Fiend oder Where Ancients Tread mit im Mixer und heraus kommen beliebig viele Schadenspunkte.
Auch von Kederekt Leviathan benötigt man zwei Exemplare; aber nicht nur das! Ich werde gleich noch zeigen, dass es tatsächlich machbar ist, im vierten Zug drei Etherium Sculptor und bis zu 20 Obelisken zu kontrollieren. All diese und den Leviathan auszuspielen, kostet insgesamt , bringt einem im Gegenzug jedoch mehr frisches Mana in den Pool. Das lässt sich beliebig oft wiederholen – beliebig viel Mana – und durch eine Kombination von Sigil of Distinction oder Feral Hydra wahlweise mit Soul's Fire oder Sarkhan Vol oder Rip-Clan Crasher wird daraus beliebig viel Schaden.
Etwas strittiger ist es wohl bei Invincible Hymn. Wenn wir jedoch ohnehin nur von einer endlich großen Zahl ausgehen, warum sollte dann die Kartenzahl der Bibliothek nicht mithalten können? Zwar wird niemand ein solch großes Deck jemals ins Feld führen, aber im Prinzip (und im Alara-Block) ist es durchaus legal, beliebig viele Standardländer in sein Deck zu stecken. Beliebig viele Karten zu beliebig vielen Leben führen und beliebig viele Leben durch Cradle of Vitality zu beliebig viel Schaden führen – so oder so ähnlich hätte es wohl Yoda ausgedrückt.
Einfach, obwohl's auch kompliziert geht
Der einfachste Weg zu beliebig viel Schaden verläuft jedoch über folgende Spielzüge: Im ersten Zug spielt ihr Insel und Cathartic Adept.
Im zweiten Zug gibt's noch eine Insel und Etherium Sculptor. Danach folgt ein weiterer Etherium Sculptor, ein Sumpf und Glaze Fiend.
Dann, in einem letzten Schritt, mühlt ihr Sharuum the Hegemon mit eurem Adept in euren Friedhof und spielt ein weiteres Exemplar von Sharuum aus. (Der Einfachheit halber legt ihr dazu eine Ebene.) Die beiden Sharuums töten und reanimieren sich ad (in)finitum und lassen den Glaze Fiend dabei ins Beliebige wachsen. Da Sharuums Fähigkeit optional ist, hört ihr irgendwann damit auf und greift an. Fertig.
(Statt der zwei Etherium Sculptor funktioniert gleichermaßen je ein Sculptor und Obelisk oder Sacellum Godspeaker. Entscheidet man sich für die grüne Manabeschleunigung würde man Glaze Fiend allerdings bereits im zweiten Zug legen müssen.)
Ein brillanter Schachzug
Fast alle anderen Lösungswege führen über Brilliant Ultimatum. Diese Karte (sowie Covenant of Minds) war auch der Grund, warum in der Aufgabenstellung geschrieben stand: „Euer Gegner wehrt sich dabei natürlich nach allen Kräften“. Zwar hat er nicht sonderlich viele Möglichkeiten der Einflussnahme, aber bei diesen beiden Karten eben doch. Wollt ihr damit gewinnen, müsst ihr zeigen, dass es funktioniert, egal wie euer Gegner die Stapel aufteilt. Und obwohl sich ganz viele Menschen zielstrebig auf eine Expedition zu der kompliziertesten Lösung begeben haben, geht es extrem simpel.
In den ersten beiden Zügen spielt ihr zwei Inseln und Etherium Sculptor. Im dritten folgen Etherium Sculptor, Etherium Sculptor, Obelisk of Esper, Obelisk of Esper, Insel und entweder Courier's Capsule oder Esper Charm. (Sowohl den Kartenzieher als auch überhaupt den dritten Etherium Sculptor könnt ihr euch sparen, wenn ihr im Folgenden den einfachen Weg wählt; das ist lediglich der optimale Ressourcen-Umsatz. Selbst zwei Druid of the Anima und ein Obelisk ist ausreichend.)
In Zug 4 gibt's dann ein weiteres Land und einen weiteren kostenlosen Obelisk (oder halt zwei davon) – letzten Endes aber auf jeden Fall Brilliant Ultimatum. Ihr deckt fünf Karten auf:
Ganz egal wie euer Gegner seine Stapel wählt, ihr könnt auf jeden Fall zwei Brilliant Ultimatum bekommen und ausspielen. (Die Ebenen sind irrelevant.)
Kurzer Einschub zur Funktionsweise von Brilliant Ultimatum: Hierbei werden die Zaubersprüche, die ihr ausspielen wollt, noch während des Verrechnens des Ultimatums auf den Stapel gelegt. Die Reihenfolge sucht ihr euch aus. Erst danach werden sie verrechnet und zwar in umgekehrter Reihenfolge, also der zuletzt auf den Stapel gelegte (und somit zuoberst liegende) Zauberspruch zuerst. Wenn ihr via Brilliant Ultimatum also erst ein und dann noch ein Brilliant Ultimatum spielt, werden die Zauber, die aus dem zweiten entstehen, vor denen verrechnet werden, die ihr mit dem ersten gespielten Ultimatum vorfindet. Nun ja, ich habe bei der Bewertung der Einsendungen von jeglicher Spitzfindigkeit abgesehen – solange nur klar wurde, in welcher Reihenfolge ihr die Dinge gespielt oder verrechnet haben wollt!
Okay, man hat also zweimal Brilliant Ultimatum; beide warten darauf, ihrerseits fünf Karten aufzudecken. Da nimmt man am klügsten folgende 5er-Pakete:
Das erste verrechnete Ultimatum beschert einem die Schadensverursacher, das zweite mindestens zwei Sharuum the Hegemon. (Je drei Exemplare unter den fünf Karten wären ebenso ausreichend.) Wie oben bereits beschrieben, landet man so in einer „Endlos“-Schleife und richtet beliebig viel Schaden an.
Mehr Alternativen, Alter!
Ihr verfolgt den Lösungsweg von eben bis zu jenem Punkt, an dem ihr aus einem Brilliant Ultimatum zwei Brilliant Ultimatum gemacht habt. Mit dem ersten davon, das verrechnet wird, deckt ihr jetzt jedoch mindestens eine Invincible Hymn auf und spielt/verrechnet sie, und mit dem zweiten davon Ad Nauseam.
Auf die Art wandern furchtbar viele Karten von der Bibliothek in eure Hand, u.a. die 16-17 verbliebenen Obelisken, welche ihr dank der drei Etherium Sculptor auch komplett kostenlos ausspielen könnt...
Mit diesem Mana ist es euch nun möglich, quasi nach Belieben zu gewinnen. Entweder startet ihr eine „Endlos“-Schleife mit zwei Kederekt Leviathan oder ihr spielt ganz einfach Cradle of Vitality und eine zweite Invincible Hymn und lasst so einen eurer Etherium Sculptor auf beliebige Größe anwachsen. Ganz egal, am Ende steht auf jeden Fall beliebig viel Schaden.
Und wenn ihr mir ganz viel Arbeit beim Nachvollziehen machen wolltet (Danke, Roland!), dann war das folgende schon fast optimal: Mit dem allerersten Brilliant Ultimatum deckt ihr vier Cruel Ultimatum und einmal Kiss of the Amesha auf – so erhaltet ihr mindestens 15 Extraleben und neun Extrakarten oder 17 Extraleben und acht Karten. Sechs dieser Karten gehen für fünf Obelisken und Ad Nauseam drauf. Durch die ganzen Bonusleben ist es nun möglich, elf Obelisken per Ad Nauseam in die Hand und anschließend per Etherium Sculptor ins Spiel zu schaufeln. (Außerdem könnt ihr an dieser Stelle auch bei nur 15 Extraleben noch Relic of Progenitus und ein Land aufdecken, Letzteres sogar noch legen.) Jetzt offenbart sich die Natur eurer letzten zwei Handkarten: Beides sind Kederekt Leviathan...
Zwölf Mana, das reicht aus, um einen davon und anschließend drei Etherium Sculptor auszuspielen. Darauf folgen die nunmehr 20 Obelisken; die werden alle getappt und der zweite Leviathan zeigt sich und ab hier wiederholt man das ganze Spielchen einfach nur noch, beliebig oft. (Und kassiert bei jedem Durchgang acht Extramana.) Schließlich spielt und aktiviert man Relic of Progenitus, zieht so Courier's Capsule (oder irgendeinen Kartenzieher) und damit Feral Hydra oder Sigil of Distinction sowie Sarkhan Vol oder Soul's Fire... Aus beliebig viel Mana wird beliebig viel Schaden. Tadaa!
And the Oscar goes to...
...Thoralf Severin. Der hat sich nämlich eine Lösung ausgedacht, für die ich schlicht zu dumm bin. Ich dachte schon, ich hätte darin einen Fehler gefunden, der Fehler lag jedoch im Gegenteil bei mir. Aktuell glaube ich zwar, wieder eine Unstimmigkeit entdeckt zu haben, aber wer weiß...
Geholfen habe ich mir mit einem einfachen Trick. Tun wir einfach mal so, als ob seine Lösung tatsächlich zu beliebig viel Schaden führte, und nehmen ihn dementsprechend mit in die Auslosung auf. Wenn er nicht ausgewürfelt wird, besteht schließlich gar kein Problem. Andererseits, so liegt es in meinem Interesse, dass er nicht ausgelost wird, und vielleicht glaubt man mir ja nicht, wenn ich jetzt behaupte, dass er tatsächlich nicht ausgelost wurde. Um dem zu begegnen und außerdem, weil ich es absolut gerechtfertigt finde, verleihe ich nunmehr einen Sonderpreis der Jury für besondere Leistung. Ein fünfter miraclegames.de-Gutschein über zehn Euro geht an Thoralf Severin. Glückwunsch!
Damit ihr eine vage Vorstellung von seinem Lösungsweg bekommt, habe ich seinen Ansatz übernommen und daraus einen eigenen Weg konstruiert, der sicher funktioniert und den ich nachvollziehen kann. (Seiner ist noch wesentlich komplizierter!) Jedenfalls ist es damit möglich, auf beliebig viele Leben, beliebig viele Handkarten, beliebig viel Mana und beliebig viel Schaden zu kommen, ohne jemals auch nur ein einziges Brilliant Ultimatum zu bemühen.
Und das geht so: Im ersten Zug spielt ihr Insel und Cathartic Adept, im zweiten Zug mühlt ihr damit Fatestitcher und legt Savage Lands, im dritten wandert noch ein Fatestitcher in den Friedhof und ein Sumpf sowie Sacellum Godspeaker ins Spiel.
Und dann kommt der große Turn 4. Diese Tabelle setzt in der Hauptphase desselben ein:
So weit so gut. Durch Invincible Hymn steigt das eigene Lifetotal bei beliebig großer Bibliothek selbstredend ins Beliebige und das nachfolgende Ad Nauseam sorgt dafür, dass man theoretisch sämtliche Karten des Alara-Blocks auf die Hand bekommt. 19 grüne Mana hat man zu allem Überfluss auch noch im Pool. Ab da wird's akademisch. Spätestens die Kopien des nächsten Sacellum Godspeaker bescheren einem so viel Mana, dass man problemlos sämtliche Obelisken bezahlen kann, und danach ist nun wirklich alles möglich. Anregungen dürfte es im bisherigen Artikel bereits genug gegeben haben.
Sieger und andere
146 verschiedene Menschen haben teilgenommen (ein neuer Rekord!) und davon haben 89 irgendeine Option gefunden, beliebig Schaden auszuteilen. Aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Preisen (freie Teilnahme an einem Prerelease bzw. 10-Euro-Gutschein), um die man sich bewerben konnte, ergibt sich folgendes Bild:
Leipzig
11 Bewerber
9 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Marcel Fraß
Berlin
13 Bewerber
8 mit beliebig viel Schaden
Gewinner ( FUNtainment):
Stephan Ihrke
Gewinner ( Der Andere Spieleladen):
Fabian Golfels
Hamburg
16 Bewerber
9 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Jonathan Geist
Dortmund
12 Bewerber
3 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Marc Hollmann
Aachen
7 Bewerber
3 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Florian Drescher
Frankfurt
12 Bewerber
7 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Christian Haase
Nürnberg
19 Bewerber
16 mit beliebig viel Schaden
Gewinner:
Andreas Erdmann
Gutscheine
56 Bewerber
34 mit beliebig viel Schaden
Gewinner (regulär):
Arne Meier
Florian Winter
Harald Schröder
Martin Fuchs
Bonus (wie gesagt):
Thoralf Severin
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß, entweder beim Prerelease-Zocken oder mit eurem Gutschein! (Ihr wisst ja nun, bei wem ihr euch bedanken dürft: bei unseren großartigen Sponsoren.) Allen anderen hingegen wünsche ich mehr Erfolg beim nächsten Mal!
Bis dahin tappt für euch weiter fleißig im Dunkeln...
TobiH
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