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Schimmel Reborn
von Jonas Weller
30.04.2009

[Anmerkung der Redaktion: Irgendwann heute ist unsere automatische Kartenverlinkung zusammengebrochen. Bis das Problem gelöst ist, gibt es Artikel wie zu Großmutters/Frank Kusomotos Zeiten (aber mit Bildern/bebilderten Decklisten!). Wir bitten, die Unannehmlichkeit zu entschuldigen. – TobiH]


Mit dem Erscheinen von Alara Reborn drängt sich dem kreativen Spieler wohl (oder übel) die Frage auf: „Was spiele ich jetzt?“ Inwieweit sich hierbei ein Deck weiter entwickelt und das Meta verändert, ist immer interessant zu beobachten. Die einen werden stärker, die anderen verlieren genau dadurch an Power, und manche bleiben einfach solide wie eh und fae.

Aber heute soll es sogar noch einen Schritt weiter gehen! Einerseits in der Annahme, dass ein fleißiger Schreiberling sicherlich schon den einen oder anderen Artikel verfasst hat, um darüber zu berichten, wie der Powerlevel von Deck XYZ gestiegen/gesunken ist, anderseits weil ich es noch weitaus spannender finde, nachzuschauen, ob es womöglich sogar Decks in den Tier-2- oder Tier-1-Bereich schaffen, die zuvor nur als casual und random abgestempelt wurden. Und darum soll sich dieser Artikel auch drehen: Ein Deck, das bestimmt jeder kennt, aber nie ganz oben mitspielte: Der GW-Haufen und seine Abwandlungen.

Was bisher geschah...

Zuerst möchte ich hierbei auf bereits vorliegende Decklisten eingehen und diese hinsichtlich ihrer Kartenwahl kurz besprechen.

Hai Li – StarCityGames $1,000 Standard Open Roanoke – 2nd Place

2 Birds of Paradise
1 Burrenton Forge-Tender
4 Cloudgoat Ranger
3 Figure of Destiny
2 Kitchen Finks
4 Noble Hierarch
3 Ranger of Eos
2 Stillmoon Cavalier

4 Path to Exile
2 Ajani Goldmane
2 Garruk Wildspeaker
2 Martial Coup
2 Overrun
4 Spectral Procession

4 Forest
2 Plains
4 Brushland
2 Reflecting Pool
3 Treetop Village
4 Windbrisk Heights
4 Wooded Bastion


1 Burrenton Forge-Tender
3 Cloudthresher
2 Elvish Hexhunter
1 Scattershot Archer
2 Stillmoon Cavalier
3 Oblivion Ring
3 Guttural Response

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Ganz schön random auf den ersten Blick. Eine Strukturierung liefert jedoch das Ergebnis, dass Noble Hierarch, Birds of Paradise, Burrenton Forge-Tender und Figure of Destiny als 1-Drops einen ziemlich aggressiven Plan versprechen (na gut, zumindest einen schnellen). Die Beschleuniger dienen dazu, den 2er-Slot komplett zu überspringen, um direkt im 3er-Slot aufs Gas zu treten und dem Gegner wahlweise Kitchen Finks, Spectral Procession oder Stillmoon Cavalier vor die Nase zu setzen.

Die beiden Planeswalker arbeiten dann entweder darauf hin, die kleinen Monster größer und größer zu machen oder gar einen mächtigen Overrun vom Stapel zu lassen. Dass die ganze Sache spaßiger wird, je mehr Kreaturen das Board bevölkern, sollte selbstverständlich sein. Cloudgoat Ranger übernimmt hierbei die Funktion des Late-Game-Plans und Tokenproduzierers, ebenso wie Martial Coup, der in seiner Anwendung im Mirror wie eine Bombe einschlagen darf.

Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass Hai Li wohl ein Deck pilotiert hat, das den Gegner unter Druck setzt als auch schnell viel Mana bereitstellen kann, um dann mit mächtigen Spells aufzutrumpfen. Mir persönlich ist das zu viel auf einmal. Entweder – Oder. Aber manchmal muss man einfach gierig sein und darauf hoffen, die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt zu halten. Doch was soll das Rumgemecker, für eine nette Platzierung scheint es allemal gereicht zu haben. Genug Zeit mit dem ersten Deck verbracht, Nummer zwei möchte auch noch drankommen.

Eric Wildner – National Qualifier Mannheim – 5th Place

4 Forest
5 Plains
3 Treetop Village
4 Brushland
3 Wooded Bastion
4 Ancient Ziggurat

2 Cloudthresher
2 Kinsbaile Cavalier
3 Stillmoon Cavalier
4 Noble Hierarch
3 Gaddock Teeg
4 Steward of Valeron
4 Wilt-Leaf Cavaliers
4 Wilt-Leaf Liege

4 Kitchen Finks
4 Path to Exile
2 Oblivion Ring
1 Loxodon Warhammer


2 Cloudthresher
1 Gaddock Teeg
1 Oblivion Ring
4 Guttural Response
3 Burrenton Forge-Tender
4 Recumbent Bliss

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Da liegen ja Welten zwischen! Eric scheint mit seinem Deck eher darauf abzuzielen, etwas dickere und größere Tiere als Hai Li zu spielen, ohne dabei auf Spielsteine wertzulegen. Hinzu kommt, dass er eine Ritter-Engine integriert hat, die die Nahkämpfe stark zu seinen Gunsten gestaltet. Gaddock Teeg ist als Entschädigung für fehlende Spectral Procession und Planeswalker mit von der Partie, um dem Cryptic Command-Liebhaber direkt mal den Meddling Mage auf „vieles“ zu machen.

Trotz alldem fehlt dem Deck ein wichtiger Aspekt: der Kartenvorteil. Ohne Procession, Ranger oder der fliegenden Hecke gibt es hier nach einem Massremoval nur wenig in die rote Zone zu schicken. Warum im Sideboard Recumbent Bliss ist, ist ebenfalls eine Wissenschaft für sich.

Es gibt viel zu tun – lasst uns weglaufen!

Nachdem also kurz und knapp die Grundgedanken von GW-Decks geklärt wären, geht's jetzt auf zum spannenden Teil: Was bringt Reborn für den GW-Haufen? Um nicht komplett wild hin und her zu springen, gehe ich hier einfach der Reihe nach vor.


Behemoth Sledge:

Der gute Loxodon Warhammer ist stets eines der besten Equipments, das man haben kann. Im Mirror-Match ein echter Brecher, der Spiele zu seinen Gunsten entscheiden kann. Leider aber nur da. Im Control-Matchup fängt man sich beim Equippen oder auch später schnell ein Removal ein. Erfahrene Magic-Spieler wissen hingegen schon längst: Nur wer anhaltend fleißig Kreaturen legen kann, den belohnt auch mal der Hammer. Mit dem Behemoth Sledge ist es nicht viel anders.



Dauntless Escort:

Eine Bombe. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn man mit ihm artig die Kurve legt, sollte es für den Gegner schon schwierig sein, mit Massremoval oder in Kämpfen besser als eins zu eins abzutauschen. Da bleibt ihm nur die Anfälligkeit gegen Spotremoval. Aber sogar in diesem Fall garantiert das Nashorn noch einmal Unzerstörbarkeit bis zum Ende des Zuges für den Rest des Teams. (Es sei denn, er wandert auf dem Pfad ins Exil und man braucht das Basicland.)



Knight of New Alara:

Leider ist dieser Mann im straighten GW-Build fast nur schlechter als der Wilt-Leaf Liege. Wieso nur fast? – Er ist immerhin mit Reveillark wiederholbar.



Knotvine Paladin:

Ein schwieriger Kandidat, den ich aber schnell in mein Herz geschlossen habe. Problematisch an ihm ist, dass er möglichst viele billige Freunde haben möchte, die zusehen wie er hauen geht, während sie selbst zu Hause bleiben und ihm den Ruhm überlassen. (Nur die Edlen Hierarchinnen sind hier genügsame Ausnahmen.) Seine Vorteile liegen somit darin, dass er den Procession-Tokens oder anderen eigenen Kreaturen Semi-Haste verleiht oder einfach mal im Stall groß wird und 0-zu-1-Tausche erzwingt.



Mycoid Shepherd:

5/4 für vier Mana ist nicht der schlechteste Deal. Aber das alleine reicht heutzutage längst nicht mehr aus. Die fünf Extraleben nimmt man als Aggrospieler zwar an, braucht sie aber nicht wirklich. Auch sonst hat man nicht die Unmengen anderer Power-5-Kreaturen, um aus dem Effekt etwas zu machen.



Qasali Pridemage:

Dieser Watchwolf ist auf sich alleine gestellt bereits einer der besseren 2-Drops. Es ist nur fraglich, inwieweit der eingebaute Artifact-/Enchantment-Hate nötig ist, denn ohne lohnt er sich auch wieder nicht. In Maindecks trifft man selten mehr als Bitterblossom an; ob es vielleicht mit Behemoth Sledge noch mehr Karten werden, ist abzuwarten.



Sigil Captain:

Der Liege für jedes Token-Deck. Leider sind seine Manakosten von vier genau in diesem Zusammenhang zu klobig, da man mit der Spectral Procession doch eher ungern bis Runde 5 wartet, nur um dann festzustellen, dass der dicke Mann in Response oder schon vorher das Board verlässt.




Das waren auch schon alle relevanten Karten im GW-Bereich. Die Frage ist nun: Sind die Karten in der Lage, GW so weit zu pushen wie anfangs behauptet?

Die Testphase des GW-Decks hat sich bei mir bisher, wie sollte es auch anders sein, eher in Grenzen gehalten. Trotzdem waren die ersten Resultate äußerst ermutigend. Um jetzt endlich dazu zu kommen, worauf wahrscheinlich gewartet wird, hier die aktuellste Liste, die ich momentan teste:


4 Figure of Destiny
4 Akrasan Squire
4 Knotvine Paladin
4 Dauntless Escort
3 Ranger of Eos
3 Qasali Pridemage
2 Reveillark

4 Spectral Procession
3 Ajani Goldmane
4 Path to Exile

2 Windbrisk Heights
3 Treetop Village
2 Reflecting Pool
4 Brushland
4 Wooded Bastion
3 Forest
7 Plains


4 Gaddock Teeg
4 Stillmoon Cavalier
2 Kinsbaile Cavalier
1 Behemoth Sledge
1 Reveillark
1 Celestial Purge
2 Chameleon Colossus

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Zur Erklärung: Die Late-Game-Pläne sind ganz offensichtlich von Boat Brew abgeguckt, nur ohne einen fetten Spoiler wie Siege-Gang Commander. Alternativ hätte man in Weiß Knight-Captain of Eos, der mit seinen defensiven Tricks aber eher suboptimal auftritt. Wenn man Ajani Goldmane durch Elspeth, Knight-Errant austauscht, macht er aber durchaus wieder Sinn. Welcher von beiden Planeswalkern hier tatsächlich der stärkere ist, ist übrigens gar nicht so leicht zu sagen. Elspeth ist im Topdeck-Modus zwar die bessere der beiden Karten, Ajani erlaubt jedoch kranke Sachen mit den fliegenden 1/1ern. Nicht nur, dass er sie auf eine ansehnliche Größe pumpt; sie erhalten Vigilance, wodurch der Knotvine Paladin monströse Ausmaße annimmt, während die Crew gemeinsam mit ihm den Ruhm holen darf.


Das wären im vierten Zug im „Lächerlich“-Modus (Turn 2 Paladin, Turn 3 Spectral Procession, Turn 4 Ajani Goldmane) satte 13 Schaden, wobei der Paladin allein für sieben haut! Und selbst wenn man Turn 3 „nur“ die Eskorte legt: Beachtlichen Schaden gibt's trotzdem, und in der Regel wird der Paladin schnell ziemlich groß. Ganz zu schweigen von einer möglichen Beteiligung von 1-Drops...

Figure of Destiny konkurriert in diesem Deck um das Mana mit den anderen frühen Drops, erhält sich ihre volle Stückzahl aber durch ihre Qualität als Einzeltalent. Ganz im Gegensatz zum Teamspieler Akrasan Squire. Der gute Mann begnügt sich mit einem Mana, macht dafür aber später nicht mehr so viel wie der kleine Hobbit. Zufrieden bin ich mit ihm noch nicht, nur das doppelte Verstärken des Paladins hält ihn bisher im Deck.


Als Nächstes werde ich wohl Noble Hierarch oder Twinblade Slasher testen, wobei Ersterer als Bonus die Funktion des Squires nahezu eins zu eins kopiert. Der Nachteil dieser beiden Karten ist leider, dass sie beide früh grünes Mana brauchen und somit einen Umbau der Manabase verlangen, ergo die Anzahl von weißen Quellen für Procession und Figure verringern.

Die Utility-Länder Windbrisk Heights und Treetop Village sind immer gerngesehene Gäste, ihr Nachteil, getappt ins Spiel zu kommen, macht sich in diesem Deck aber durchaus bemerkbar. Es ist zu überlegen, auf vier dieser Länder umzusteigen, eventuell sogar weniger. Dabei gilt meine Vorliebe eher dem Affendorf als der luftigen Höhe.

Im Sideboard habe ich die Ritter-Enginge integriert, die Eric schon im Maindeck hatte. (Man merke an dieser Stelle an: Knotvine Paladin ist ebenfalls ein Ritter.) Boarden würde ich sie speziell dann, wenn Gaddock Teeg ins Deck muss. Sein Effekt schadet nämlich nicht nur dem Gegner, sondern auch uns selbst. Von daher ist es nur sinnvoll, die eigenen Ajani Goldmane und Spectral Procession herauszunehmen.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf die Möglichkeit hinweisen, dass das Splashen einer dritten Farbe nicht notwendig ist. Ich habe zwar schon Versionen mit Blau für Meddling Mage und Mulldrifter getestet, die Verrenkung der Manabase wird aber nicht dadurch gerechtfertigt, dass man Karten ansagt, die der Gegner gar nicht hält. Und Cardadvantage-Probleme hatte ich bisher auch noch nicht.

Fortsetzung folgt...

Ich hoffe, den einen oder anderen Spieler ein wenig von dem Deck überzeugt und dazu bewegt zu haben, es selbst einmal auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Denn das Optimum ist das mit Sicherheit noch nicht.
-Deutsche Meisterschaft 2009
Hier könnt ihr euch
qualifizieren.

Und lest hier alle Artikel zum Standardformat!

Von mir an dieser Stelle noch schnell eine Frage an euch: Die National Qualifier stehen ebenfalls vor der Tür, da bietet sich ggf. ein Turnierbericht als Follow-Up an. Besteht in der Community Interesse daran...?

Einen schönen Tag noch!
Jonas




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