Limited Draften mit dem Durchschnittshiob von Torben Thies
28.08.2009
Wow, mein letzter Artikel liegt ja Ewigkeiten zurück. Ich entroste jetzt einfach mal meine Artikulationsfähigkeiten beim Schreiben und hoffe, bei etwas Les- und vielleicht sogar Genießbaren zu enden. Ebenso eingerostet sind meine Draftskills, weil ich in letzter Zeit einfach nicht mehr so oft dazu komme und zusätzlich noch aus Budgetgründen einigermaßen sicherstellen muss, mich zum nächsten Draft hangeln zu können. Deshalb entscheide ich mich immer öfter für die 4-3-2-2-Variante, wo die Umstände zwar signaltechnisch nicht ganz optimal verlaufen, man aber ein ganz gutes Gefühl für das Set entwickeln kann. Den finalen Anstoß, euch heute einen Draft zu liefern, der sich nicht auf dem höchsten Niveau befindet (Steilvorlage für spöttische Bemerkungen), liefert aber das Deck selbst, das einige höchst interessante, auf die Spitze getriebene Aspekte beinhaltet. Aber seht selbst:
Was soll ich sagen? Ich hätte fast Dooooooom Blaaaaaaade genommen, weil ich um Grün normalerweise einen großen Bogen mache. Grüne Kreaturen sind meist zu einfach von Removal abzustellen und Strategien, die diese beinhalten nicht schnell und kosteneffizient genug, um wirklich einen Vorteil gegenüber anderen Farben zu haben. Der einzige Plan, bei dem sich die Ökotuffis nicht direkt selbst gegen den Baum fahren, ist meiner Erfahrung nach ein defensiver mit „many stupid spiders“ und intelligent platziertem Fett. Entangling Vines und eine unterstützende Removalfarbe sind hier Pflicht. Einen Kampf um dieses Deck würde ich nicht eröffnen wollen, aber mithilfe von ein, zwei Bomben kann schon etwas Solides entstehen. Was uns wieder zu diesem Booster führt: Overrun steht schlicht und einfach mehrere Etagen über den anderen Optionen und so muss ich mich damit auseinandersetzen, wie ich ein funktionierendes Deck hinbekomme. Overrun ist tatsächlich einer meiner Albtraum-First-Picks. Ich habe im Prinzip keine andere Wahl, weiß aber auch, dass ich hart kämpfen muss, um aus der Bombe etwas zu machen.
Hier gipfelt die Entscheidung wieder im Kampf zwischen einer grünen Bombe und Dooooom Blaaaaade (nope, that never gets old). Die grüne Karte wurde diesmal herabgestuft, um die Sache uneindeutiger zu machen. Mein Standpunkt: Wenn ich schon drei grüne Mana für Overrun einplane, wird es mir nicht besonders schwer fallen, ein ziemlich großes Rudel bilden zu können. Oh, und die beiden Karten zusammen sind natürlich nicht unbedingt ungefährlich.
Keine grünen Optionen zwingen mich dazu, mich ein bisschen umzuschauen. Schnell kann ich Veteran Armorsmithausschließen. Die doppelweißen Kosten decken sich einfach nicht mit den vorhergegangenen tiefgrünen Picks. Spiele in diesem Format werden in der Regel durch Kartenvorteil entscheiden. Diesen bieten zwar alle drei verbliebenen Optionen, aber die Voraussetzungen, die dafür geschaffen werden müssen, sind bei Gravedigger am einfachsten zu erfüllen.
Hier zeigt sich erstmals deutlich meine Unerfahrenheit mit dem Format und Core-Set-Drafts an sich. Goblin Artillery ist bestimmt die beste Karte, gefolgt von Essence Scatter. Ich würde mich hier aber ehrlich gesagt lieber in Grün festigen, um keine bösen Überraschungen von links zu erleben. Die Frage ist: Giant Growth oder Craw Wurm? Von allen Experten hört man, wie schlecht Giant Growth nun doch ist, aber eigentlich mag ich ihn immer noch. Trotzdem entscheide ich mich für Craw Wurm und will es mal mit einem Deck am oberen Ende der Kurve versuchen. Müsste ich die Entscheidung jetzt wieder treffen, würde ich aber den Riesenwuchs nehmen, der eigentlich immer eine gute Anwendung hat. Halte ich nur ein einziges Mana zurück, kann ich besser angreifen, blocken, nebenbei meine Kreaturen vor schadensbasierten Sprüchen schützen und Illusionary Servant und Ice Cage abrüsten. Ich darf nur nicht in die Doom Blade reinlaufen.
Zusätzlich ist der psychologische Effekt von Giant Growth nicht zu unterschätzen. Hat euer Gegner einmal eine Kreatur an den Spruch verloren, wird er viel zaghafter Angriffe und Blocks deklarieren und einem so im besten Fall mehrere Time Walks schenken. Der letzte Schritt zur richtigen Einschätzung von Giant Growth besteht darin, zur Kenntnis zu nehmen, dass ich hier einen ernsthaften Vergleich mit Craw Wurm vorgenommen habe. Viel Spaß!
Was soll es heute sein? Ein schlechter Hill Giant oder ein suboptimaler Wind Drake? Letzteren halte ich für durchaus attraktiver, weil der Sceada an sich gut und der Hügelriese mittelmäßig ist. Das einzige Problem, das Kelinore Bat mit sich bringt, ist, dass auf der anderen Seite immer eine Sage Owl liegt, wenn ich sie auf der Hand habe.
Wall of Bone hat den Vorteil, auch in nicht besonders schwarzen Strategien zu glänzen und dem defensiven B(u)ild, das ich in meinem Kopf habe, gerecht zu werden. Noch hoffe ich, nicht bei einer 9/8-Manabasis zu landen.
Habe ich schon erwähnt, dass ich keine Ahnung habe, was grüne Decks gut macht? Centaur Courser wird mir in der Theorie von zu vielen Viererhintern und anderen Hindernissen obsolet gemacht. Mit Merfolk Looter hingegen habe ich Erfahrungen – und zwar nur gute. Dieser Geselle ist auf sich allein gestellt der beste Filter, den man sich vorstellen kann. Sein Nutzen steigert sich zusätzlich zu der Anzahl der Bomben, die man im Deck hat. Ob ich ihn im Endeffekt spiele, hängt vom Fixing ab, das ich zum Schluss mein Eigen nennen kann. Auf jeden Fall hat er aber bei mir mehr potenziellen Nutzen als die Blank, denke ich.
Rampant Growth erfüllt alles, was ich mir für das Deck wünsche: Es beschleunigt meine potenziell zu hohe Kurve, ermöglicht mir, ein wenig mehr Wälder zu spielen und sucht entweder die Sekundärfarbe(n) oder einen weiteren Wald.
Was soll ich dazu sagen? Jedem, der nicht die Hydra nimmt, gehört der Kopf abgeschlagen. Jetzt will ich wirklich das dicke Rampdeck haben.
Vielleicht lande ich ja noch in Grün-Blau, wer weiß. Jedenfalls ist Cancel mit Blau nützlicher als Child of Night mit Schwarz. Trotzdem hätte ich mir einen volleren Booster gewünscht.
Rampant Growth würde mir natürlich immens helfen, aber hier gebe ich Whispersilk Cloak den Vorzug. Noch fieser als dicke Tiere sind dicke Tiere, die nicht getötet oder geblockt werden können. Unsere Strategie ist das perfekte Zuhause für den Mantel.
Das Einhorn ist an sich großer Mist. An einer 2/2 für vier Mana würde selbst Helmut Kohl nicht zunehmen. Oder wie ging der Spruch noch gleich? Egal, ich nehme es hier trotzdem. Ich bin einfach zu neugierig darauf, wie sich das Pferdchen zusammen mit Overrun und Howl of the Night Pack macht. Wenn man schon ein Deck um zwei Karten herumbaut, dann richtig.
Der Leopard ist Mist in meinem Deck. Nicht zu gebrauchende Werte mit einer unnützen Fahigkeit zu miserablen Kosten. Elvish Visionary macht hingegen eine ganz gute Figur. Er kauft mir einen Zug, gräbt eine Karte tiefer und ist ein Dude, auf den mein Gegner kein Removal verschwenden will und der deswegen bis zum Overrun überlebt.
Ein leerer Booster, aus dem ich gerade noch so Warpath Ghoul fischen kann, den ich je nach Deckqualität spielen muss, aber nie möchte. Wo sind meine „stupid spiders“?
Zwei Drittel meiner Bomben werden vom Neo-Regrowth nicht wiedergeholt. Deswegen greife ich zu Naturalize, einer guten Sideboard- und eventuellen 23. Maindeckkarte.
Das ist genau der Punkt, an dem ich mich dazu entscheide, ein Testkonstrukt aufzubauen. Wie weit kann ich den allzu präsenten Bombengedanken im Draft treiben? Lässt sich ein Deck bauen, das nur darauf ausgerichtet ist, eine bestimmte Karte auszuspielen? Weil ich die Basis schon habe, ignoriere ich die solidere Fledermaus, picke Diabolic Tutor und wage ein Experiment, das ich mir im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten kann.
Für mich die spielbarste Karte. Mag ich immer noch nicht im Maindeck, boarde ich aber öfter rein als andere Karten. Die Karte mit dem Bo(a)rderlinesyndrom in Limited.
Hier war ich wohl zu gierig. Sich in einem Deck, das sich Overrun, Howl of the Night Pack, Diabolic Tutor und dazu Merfolk Looter leistet, noch Gargoyle Castle zu erlauben, grenzt an eine Frechheit. Borderland Ranger wäre in diesem Fall ein viel besserer Pick gewesen. Ich könnte mich jetzt herausreden, indem ich behaupte, ich wollte ja Extreme ausloten, aber in Wahrheit habe ich keine zwei Sekunden über den Pick nachgedacht, weil ich das Schloss so sehr mag.
Dafür ist das hier eine Entscheidung, die noch nicht mal ich verbauern kann. Acidic Slime, keine Frage.
Mir erscheint, dass ich doch mehr Würste spielen muss, als mir lieb ist. Vampire Aristocrat schafft es aus verschiedenen Gründen. Erstens brauche ich genug Kreaturen für Overrun (mindestens 14 sollten es schon sein), zweitens brauche ich genug Kreaturen für Overrun.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber: Deathmark bringt mich hier nicht weiter. Rampant Growth ist der Holzleim, der diesen Stahlturm zusammenhält.
Looten, looten, looten und alles wendet sich zum Guten. Es reimt sich, muss also stimmen.
Wenn man weiß, was man will, sind die Entscheidungen auch nicht mehr so schwer. Deswegen ist die Terramorphic Expanse hier auch nicht anfechtbar. Versucht es erst gar nicht.
Okay, da ist noch ein Sleep im Booster… Nichtsdestotrotz greife ich zu Entangling Vines. Mein Deck strotzt ja nicht gerade vor Removal.
Hier wird es noch einmal interessant. Diesmal entscheide ich mich für Giant Growth, um den Winzkreaturen, die „Warten auf Overrun“ aufführen, etwas mehr Daseinsberechtigung zu geben. Black Knight wäre aufgrund seiner Manakosten allenfalls eine Sideboardkarte.
Ich habe versucht, die Anzahl der Wälder aufs Maximum zu bringen, aber höher konnte ich echt nicht gehen. Trotz des guten Fixings könnte die Manabasis kaum extremer sein. Erstaunlicherweise hat sie mir nie Probleme bereitet und ich konnte den Draft 3-0 beenden. Anstatt euch Match für Match aufzuzählen, zeige ich euch die Tötungsmethoden, die ich angewendet habe. Dieses Deck hat sich nämlich größtenteils mit sich selbst beschäftigt zu dem Zeitpunkt, als es die großen Jungs rauslassen konnte, entweder eindeutig gewonnen oder verloren. Meine Siege hatte ich zu verdanken:
Diese Kombo ist relativ eindeutig. Zwei Mal hatte ich die Ehre, mir die Teile zusammensuchen zu dürfen und dem Gegner fünf bis sechs 5/5er plus anderes Gedöns entgegenwerfen zu können.
Das ist lediglich eine lethale Kombination, wenn man den Gegner auf die Art von seiner Hauptfarbe abschneiden kann. Mir gelang das ein Mal und ich konnte mir so fünf Runden kaufen, um die großen Monster rauszulassen.
Der Punkt sollte selbsterklärend sein. Anzumerken ist hier nur, dass ich absichtlich keine Trades eingegangen bin und mir zum Vorteil gemacht habe, dass mein Gegner kein Removal für meine Merfolk Looter verwendet hat. Dieser Plan ist zwei Mal aufgegangen.
Die mit Abstand spaßigste Methode war, meinem Gegner einen gemantelten Aristokraten vorzusetzen, schelmisch zu fragen „You're at 16, right?“, danach ein Wolfsrudel auszupacken und mein Board in den Vampir zu opfern. Mein Lieblingskill in M10 bis jetzt.
Ich habe schon Pläne für nächste Woche und die beinhalten einen normalen Archetyp. Wem das also zu substanzlos war, gedulde sich bitte bis nächsten Freitag. Bis dahin versucht euch vielleicht auch mal an ein wenig verrückten Sachen.