Sommerloch, trauriges Limitedformat, irrelevantes Constructedformat, und dann noch der neue Zorn – da ist schon gar nichts mehr mit Carpe Diem – endlich mal Zeit für eine Abwechslung. Und wo findet man, ohne vom Magic abzuschweifen, eine willkommene Abwechslung?
In alten, verwesenden, schon längst vergessenen Karten. Das kreative Magic Online-Team war so frei, uns mal das Beste von gestern auf einem bunten Fitnessteller namens Masters Edition III zusammenzustellen, welcher bald zum allgemeinen Verzehr freigegeben wird.
Beginnen wir doch mal mit einem allgemeinen FAQ:
Ab wann wird man denn auf Magic Online Masters Edition spielen können?
Ab dem 9. September wird's auf
MOL die guten Drafts und vor allem die lukrativen Release-Events in den Formaten Draft und Sealed geben. Zudem normale Sealed-Queues und kleinere Sealed-Events.
Warum sollte es lohnenswert sein, sich den ganzen Spaß anzutun?
Wie sich der Leser (wenn er überhaupt noch am lesen ist) hier fragen wird, was das Ganze soll, wird sich auch die halbe Magic Online-Community am Kopf kratzen in Bezug auf ME3. Bewirkt, dass nicht viele Leute die neue alte Edition spielen, bewirkt, dass die Kartenpreise hoch bleiben, bewirkt eine höhere Chance, bei den Release-Events (die eben nun mal eine sehr faire Preisausschüttung haben) kräftig abzusahnen. Des Weiteren wird sich ohnehin keiner mit dem Format befassen, da es im richtigen Magic-Leben nie gespielt werden wird. Folglich ist man der Masse mit einem kleinen Wissen schon einiges im Voraus.
Infinite, aber wie?
Nebst den lohnenswerten Preisen in den Release-Events hegt
ME3 einiges an Money-Rares. Die fünf Duals (
Bayou,
Tropical Island,
Plateau,
Scrubland,
Volcanic Island),
Bazaar of Baghdad,
Land Tax,
Mana Drain,
Nether Void, und eventuell auch Karten wie
The Tabernacle at Pendrell Vale oder
The Abyss werden einiges an Wert mit sich bringen. Schneller Überschlag: 70 Rares, davon wohl sieben ganz teure und etwa fünf, die zumindest online einen netten Wert haben werden, bedeutet, dass sich jeder dritte Draft etwa selbst doppelt kompensiert (mindestens bei den Duals wird dies sicherlich der Fall sein. Noch gar nicht zu sprechen vom Jackpot, eine der guten Rares in F
oil zu knacken. Ich glaube, hier schon mal von meinem F
oil-Dual geschrieben zu haben, das ich für eine dreistellige Anzahl Tix losbekam…
Ist das Ganze irgendwie relevant für die Magic-Turnierszene?
Ja und nein. Also indirekt sozusagen. Manchen von euch könnte bereits bekannt sein, dass es bei
Magic Online pro Monat ein sogenanntes Championship gibt, dessen Sieger sich für die Worlds, und nebenbei für ein kleines 8-Mann-Turnier qualifiziert, das ganz anständige Preisgelder (4000$ mindestens, 13
000$ für den Gewinner) abwirft. Tja, und das nächste Championship im September wird nun eben mit
ME3 gespielt.
Mensch Nico, warum bist du nicht so lustig wie der Otto, ey?
Die Frage ist mir zu persönlich. Weiter!
Wie schnell ist das Format?
Überhaupt nicht schnell. In Rot gibt's einiges an frühem Removal, die meisten spielbaren Tiere kosten drei Mana aufwärts und haben meist eine Power von zwei oder drei. Ausnahme ist der 2/1-Löwe in Grün und Common, aber Grün ist ja nun mal per Definition keine Beatdownfarbe. Multicolor-Legenden gibt's als Commons – die kosten aber mindestens fünf Mana und sind dafür ziemlich vanilla und, na ja, klein. Bedeutet: Immer Karte ziehen statt anfangen.
Welche anderen Besonderheiten hegt das Format?
Manafixing: Grün hat mit
Spoils of Victory und
Elves of Deep Shadow die ultimativen Colorfixer des Formats. Was dieses „ultimative” über das Manafixing des Formats aussagt, könnt ihr euch selbst ausmalen. Neben dem
Astrolabe und dem eher unzuverlässigen
Fellwar Stone gibt's auch auf stählernen Seiten nicht viel Neues. Trotzdem: Im Sealed muss man einfach so greedy sein und sich dreier Farben bedienen; die Karten sind sonst einfach zu schwach!
Massremoval: Famine und
Hellfire in Schwarz,
Burning of Xinye und
Rolling Earthquake in Rot. Das ist schon das eine oder andere. Zwar sind alle mehr oder weniger situativ, aber trotzdem sollte man sie immer schön im Hinterkopf behalten.
Disruption: Hübscherweise gibts in diesem Sektor nicht allzu viel zu befürchten – wir hätten da:
Counter:
Remove Soul,
Force Spike (keep in mind!) und die gute Moneyrare
Mana Drain.
Discard:
Mind Twist
Manakosten: Hoch! Drei aufwärts für anständige Tiere. Deshalb wohl meistens mit 18 Ländern im Deck. Auf zwei oder drei Mana abscrewen ist der absolute Supergau.
Legenden: Unglaublich viele Tiere, auch unter den Commons, sind legendär. Im Rareslot gibt es so einiges, dass sich solchen
Einzelgängern gerne annimmt, beispielsweise
Willow Satyr oder
Arena of the Ancients. Nicht zu unterschätzen!
Warum heißt der Artikel bitteschön „Der Club der toten Dichter“?
Primär: Um den Artikel einem kleinen Lesertest
unterziehen zu können. Wer im Forum den Artikel kommentiert, sollte doch bitte den Kommentar mit „Oh Captain, my Captain“ beginnen.
Sekundär: In verwachsenen Höhlen alte Gedichte rezitieren, und sich dabei als Nebeneffekt betrinken und Frauen aufgabeln, ist doch fast schon so toll, wie… ähm… vor dem PC zu sitzen und mit alten
Magic-Karten zu spielen. Na gut, ihr habt ja recht.
Magic ist tot! Beste Voraussetzung für den Club der toten Dichter.
Terziär: Carpe diem! Ab nach draußen! Genießt besser die letzten Sonnenstrahlen, als eure Freizeit vor dem PC mit zweitrangigen, irrelevanten
Magic-Artikeln zu verbringen!
Kurzer Einblick in die Welt der Commons des Formates
Rot: Wohl, was Commons anbelangt, die stärkste Farbe. Einiges an Removal, das eine oder andere Midrangetier, viel mehr kann man da nicht wollen. Am besten zusammen mit einer Farbe mit starken Handlangern zu genießen.
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1. Chain Lightning: Quasi ein
Lightning Bolt; zumindest kann man ihn in 95% der Fälle so spielen, dass der Gegner ihn nicht postwendend zurückschlägt. Ist in einem Format mit einem sehr niedrigen Common-Powerlevel sicherlich sehr stark. Erinnert mich irgendwie an den Blondinenwitz: Wie reagieren, wenn eine Blondine eine Handgranate nach einem wirft? Sicherung lösen und zurückwerfen. So ähnlich funktioniert auch
Chain Lightning.
2. Fire Ambush: Kennen wir schon irgendwo her. Ebenfalls Removal, ebenfalls zur Not mal ins Gesicht
feuern. Fairer Preis, sichere Wirkung, top!
3. Immolation: Meistens ebenfalls ein Removal, manchmal vielleicht auch eine entzückende Aura auf einem Reiter, um die letzten paar Schäden durchzudrücken.
4. Raging Minotaur: Auch wenn der gute Büffel ziemlich vanilla ist, 3/3 ist schon ganz artig in dem Format und vier Mana drückt die Kurve flott nach unten.
5. Fire Drake: Nebst den beiden grünen Sprites der einzige und somit auch beste Common-Flieger in
M10. Evasion ohne Pferd ist da auch schon fast gleichbedeutend mit unblockbar. Im Powerlevel wohl etwa gleichauf mit dem 2/3-Minotauren.
Schwarz: Kommt in Sachen Commons gleich nach Rot, mit dem wohl besten Removal im Commonslot und einigem an Evasion.
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1. Ghostly Visit: Ja, auch den kennen wir unter anderem Namen bereits. Und ja, es ist ebenfalls ein Removal. Viel mehr gibt's dazu wohl nicht zu sagen.
2. Wei Elite Companions: 3/3 ist wie gesagt schon eine ziemliche Ansage für das Format, obendrauf gibt's Pseudo-Flying. Das waren noch die Zeiten, als 3/3-Flieger als First Picks weggingen.
3. Lesser Werewolf: Sieht auf den ersten Blick auch etwas vanillern aus, aber ein schwarzes Tier mit Toughness 4 ist immerhin ziemlich deathproof in diesem Format. Die Ability ist nicht nur übel, aber selten relevant.
4. Wei Strike Force: In einem Format voller Bodentruppen mit schlechtem Preis-/Leistungsverhältnis wird Evasion ganz groß geschrieben. Also flink den Gaul gesattelt und ab in die Schlacht.
5. Demonic Torment: Je nach Deck sogar noch viel, viel höher. Wenn man selbst so einiges an Evasion besitzt, kann man das Ding auch gerne über all den Tierchen picken. Auch in defensiven Decks eine gute Wahl, wenn auch drei Mana für ein Nicht-ganz-Removal schon einiges ist.
Blau: Insgesamt wohl die stärkste Farbe, die man im Sealed fast immer spielen will und wird. Auch die Commons sind, vor allem fürs Sealed, noch ganz anständig.
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1. Remove Soul: Sogar den kennen wir mittlerweile unter einem neuen Namen, stark ist er nach wie vor. Die Tatsache, dass es etliche, teure Legenden im Commonslot gibt, wertet den Counter noch etwas auf.
2. Brilliant Plan: Streitet sich ganz doll um den ersten Platz mit dem Counter – im Sealed sollte der gute Plan wahrscheinlich sogar an der Spitze sein. Langsames Format, tendenziell kleine Tiere, viel Removal. Am besten mit Rot zu genießen.
3. Wu Elite Cavalry: Auch hier haben wir einen guten Reiter im Commonslot, der ebenfalls auf dem Boden von seinem Pferdchen aus so einiges wegblocken kann. Sicherlich eine ganz starke Sache. Schade nur, dass es so viele 3/3-Reiter im Format gibt.
4. Wu Longbowman: Nicht ganz ein Timmy, aber in der Mehrzahl kann er schon einiges zerscherbeln. Schade, dass die Toughness-1-Tierchen sehr begrenzt sind in ihrer Anzahl und dass man nicht mitten im Combat oder eben End of Turn ballern darf.
5. Forced Retreat: Nette Tempokarte, erwischt gut und gerne mal einen dicken Kerl, den man nachher countern kann.
Grün: Im Großen und Ganzen die Zonk-Farbe, hat nebst einigen Handlangern auf dem Boden weder Removal, Evasion oder sonst was zu bieten. Bei den Uncommons wird's nochmals mieser.
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1. Slashing Tiger: Tiger sind sehr schöne Tiere, und Ästhetik ist einfach wichtig in asiatischen Editionen. In
Mercadian Masques gab's einen 3/3er mit demselben Effekt, das Format war ähnlich behäbig, und der grüne Mocken auch da schon überzeugend.
2. Meng Huo's Horde: Simpel und ergreifend: dick! Die im Angriff relevante Vier prügelt sich an quasi allem vorbei, das in der Verteidigung herumsteht. Quasi immer der 2-1-Tausch gegen Rot, und falls nicht, hat man eh schon gewonnen.
3. Hunting Cheetah: Guter Body, im frühen Spiel oft Kartenvorteil bis zum Umkippen, gebongt!
4. Giant Growth: Ein grüner Evergreen, als einziger wirklich guter Combat-Trick hat der in einem absoluten Vanillaformat einen hohen Stellenwert.
5. Elves of Deep Shadow: Macht und fixt sogar ab und zu das Mana, generiert ab und zu Super-Draws, und genießt die weitgehende Abwesenheit von Massremoval sehr.
Weiß: Auch hier ist nicht allzu viel zu holen, wenigstens hat man in Weiß noch das eine oder andere dezente berittene Ungeheuer. Was die Commons anbelangt, aber klar am Ende der Fahnenstange. Und zwar am unteren.
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1. Shu Elite Companions: Nochmals der 3/3-Flieger...äh Reiter.
2. Shu Cavalry: 2/2-Reiter, immer noch gut genug.
3. Shu General: Vigilance für ein Mana mehr... na ja. Aber halt immer noch die wichtige Evasion.
4. Wall of Light: Blockt so etwa alles, was sich auf dem Boden rumtummelt, die Protection spielt selten eine Rolle. (Die ist ja primär bei kleiner Toughness oder beim Angreifen gut.)
5. Shu Soldier-Farmers: Und nochmals die gute Toughness von vier, die so quasi alles außer die großen Legenden aufhält.
Beste Uncommons
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Zhang Fei, Fierce Warrior: Zwar etwas teurer als der gute
Serra Angel, dafür hat er einen Namen. Ob der legendäre Status das Extramana wert ist, ist anzufechten.
Forked Lightning: Sehr nettes Removal, das vor allem gegen Grün auch oft noch einen zusätzlichen Elfen oder so erwischt.
Desert Twister: Grün ist irgendwie etwas benachteiligt mit Uncommons, trotzdem ist eine beliebige Zerstörung sicherlich einiges wert, vor allem im langsameren Sealed. Dass es den ganzen Spaß mal für drei Mana statt deren sechs gab, ziehen wir hier besser nicht in Betracht…
Sun Ce, Young Conqueror: Unglaublich, was Blau so als Uncommons abgekriegt hat. Nebst dem offensichtlich absolut überpowerten
Sun Ce gäbe es da noch
Lu Meng, Wu General (gegen Rot wegen Bolt wohl noch etwas besser als der
Sun Ce),
Reveka, Wizard Savant,
Dance of Many und
Lu Xun, Scholar General.
Wei Night Raiders: Ebenso hat Schwarz einiges an starken Uncommons erhalten –
Banshee,
Carrion Ants,
Xiahou Dun, the One-Eyed,
Ashes to Ashes und
Famine nicht zu vergessen. Trotz dem großen Vergleich denke ich, dass das Quasi-Specter in einem langsamen Format doch einiges an Anerkennung verdient.
Ich hoffe, euch einen kurzen Einblick in die neue Online-Edition gegeben zu haben, und schließe einmal mehr mit meinen Top 5, diesmal mit Karten, die ich aus verschiedensten Gründen besonders gerne mag:
5. Goblin Secret Agent
Stellvertretend für einige der Unglued- und Unhinged-Karten, mit denen ich zwar vergleichsweise sehr wenig gespielt habe (je ein Prerelease oder so), die ich aber absolut gerne hin und wieder mal aus der Box nehme und durchblättere. Nette Ideen, hübsche Bilder, ganz großes Kino. Obwohl ein Goblin Special Agent doch wohl Cascade statt „reveal a card at random“ haben sollte, dann wäre er noch viel randommer!
4. Cry of Contrition
Irgendwo liegt die Karte bei mir in F
oil herum, zusammen mit etlichen Skizzen und Versuchen, das Bild, primär eigentlich die Pose der Dame im Vordergrund, nachzuzeichnen. In meinen Augen eines der größten und besten Stimmungsbilder, die je für
Magic gezeichnet worden sind.
3. Grand Arbiter Augustin IV
Ich und der Papst, wir haben schon so einiges zusammen erlebt. Sein persönliches Highlight wird wohl der GP Turin sein, den wir zusammen gemeistert haben. Mein persönliches Highlight war es, mit ihm zusammen den Jöns stinkwütend zu machen.
2. Leonin Abunas
Eine Karte, über die ich auch einige Geschichten erzählen könnte. Die lustigste davon war wohl das Spiel, das der Katzenguru gegen unseren Schweizer Hanfkönig bestritten hat, in dem Letzterer Zug um Zug sein
Shatter loswerden wollte. Auch beim fünften Mal hat es nicht geklappt, und der Katzenmeister ist als Sieger vom Platz gegangen. Meinem dazumals noch so schönen Bart, der mich äußerlich sehr an den Leoniden erinnert hat, habe ich übrigens einen meiner Spitznamen, Abohnas, zu verdanken.
1. Trygon Predator
Und an vorderster Front natürlich unser aller Liebling, als Haustierchen bereits an verschiedensten Ferienlokalitäten dabei gewesen, inkognito im Koffer versteckt gereist. Seine besten Tage wird er wohl in Schweden verbracht haben…
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