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Casual Geschichten aus Wesenmorph von Torben Thies |
20.11.2009 |
Nach langer Abstinenz erscheint hier nun auch mal wieder ein Artikel von mir. Geplant war das schon länger, aber die unglaubliche Geschwindigkeit und Konstanz meines UMTS-Internets ersticken jede ernsthafte Überlegung, einen Online-Draft zu starten, sofort im Keim. Das ist besonders schade deshalb, weil das Zendikar-Format ziemlich interessant aussieht und ich noch keinen einzigen Draft mit diesen Karten absolvieren konnte. Sobald es mir aber möglich ist, verwurste ich es zu einem Artikel, versprochen! Es kann ja nicht angehen, dass TrashT nur noch positive Kommentare im Forum lässt.
Vorwort oder „Casualartikel braucht kein Mensch“
Das Thema des heutigen Artikels ist das schwierige Kind Casual. Schwierig deshalb, weil Küchentische im Gegensatz zu Turnierbänken nicht klar definiert sind. Schreibe ich meinetwegen über Draft oder Extended, habe ich zwar eine Menge Freiheiten, weiß aber trotzdem ziemlich genau, was der Leser von mir erwartet. Beim Gelegenheitsspiel mit Freunden geht es aber gerade nicht um Turniererfolge, getunete Decklisten und tiefe strategische Einblicke. Der Fokus liegt auf Spaß, Geselligkeit und lustigen Erlebnissen. Damit will ich nicht abstreiten, dass Casual durchaus kompetitive Züge haben kann – auch hier gewinnt man gern –, aber der eigentliche Anlass, überhaupt seine 40, 60 oder 100 Karten zu mischen, ist ein grundlegend anderer. Leider bin ich kein Andreas P. und kann euch deswegen keine seitenlange Theorielektion über das Wesen des Wesens, das sich Casual nennt, abliefern. Aber selbst wenn meine Name A. Pischner wäre, wäre es bei diesem Themenkomplex gerade der falsche Ansatz, einen allgemeingültigen Theorieüberbau à la „So müsst ihr am Küchentisch spielen“ konstruieren zu wollen. Zur allgemeinen Klarstellung nur so viel:
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Casual ist Spaß und Spaß definiert sich für jeden anders.
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Casual ist nicht formatdefiniert, sondern richtet sich nach der Gruppe, die spielt.
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Casual basiert – im Gegensatz zum Turnierspiel – auf dem sozialen Gefüge. Natürlich geht man auch auf einen PTQ, um nette Leute zu treffen, aber ich denke, die beiden Herangehensweisen an Magic unterscheidet am meisten diese Ursachendifferenz. Der Turnierspieler möchte Magic spielen und lernt dabei nette Menschen kennen. Der Casualspieler möchte mit netten Menschen zusammen sein und spielt dabei und deswegen Magic.
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Diese drei Thesen sind für mich die wichtigsten Säulen, über die ich Casual definiere. Alle drei eint ihre unheimliche Offenheit, die einen alle Schichten dieses Gefüges umfassenden Ansatz schon per se verbietet. „Warum schreibt er diesen Artikel dann überhaupt? Und sagte er nicht, er hält hier nicht viel von Theorie?“ Die Relevanz dieses Artikels liegt meiner Ansicht darin, dass ich Showing, nicht Telling betreiben werde. Genau wie sich eine gemütliche Runde an den Küchentisch setzt und einfach spielt, anstatt lange herumzureden, werde ich euch nach dieser Einleitung anhand eines Turnierverlaufs zeigen, was alles so möglich ist in dieser Spielart von Magic. Das bisschen Theorie am Anfang war lediglich notwendig, um zu zeigen, warum Theorie im Casual keinen ganzen Artikel füllen sollte und euch meine grobe Definition des Begriffs nahezubringen. Ihr müsst ja wissen, woran ihr seid. Wie ihr seht, ist das ganze Thema für mich durch persönliche Erlebnisse definiert. Ich will euch also Inspiration für eure eigenen Gruppen liefern oder vielleicht sogar den Anlass geben, eine solche zu gründen. Was ihr aus dem Artikel zieht, liegt an euch. Nun aber ran an den Speck!
Die Anfahrt oder „Was spielen wir heute eigentlich?“
11:07 Uhr: Florian, Sascha (Namen nicht von der Redaktion geändert, weil ihr Anonymität total egal ist) und ich sitzen im Auto von Wolfsburg nach Großburgwedel, wo heute das große Sealed-Turnier stattfindet. Wir sind alle aufgeregt wie kleine Kinder, denn was uns erwartet ist kein normales 08/15-Sealed. Es handelt sich um ein sogenanntes Crossover. Das Kontingent, aus dem man nachher sein Deck bauen muss, ist eine Mischung aus verschiedensten Editionen – sogar ein paar Booster aus dem Urza-Block sind jedes Mal eingestreut. Die Wesendorfer Community gibt sich immer größte Mühe, den Pool so interessant wie möglich zu gestalten.
Einschub: Wesendorf ist ein Kaff in der Nähe von Gifhorn, was wiederum ein Kaff in der Nähe von Wolfsburg ist. Die Gründungsmitglieder dieser Casualgruppe entstammen allesamt diesem Örtchen. Durch geschickte Eroberungszüge auf Wolfsburger Prereleases (wo sie mich eines schönen Tages auch einsackten) und Umzüge der Ortsansässigen erstreckt sie sich mittlerweile bis nach Hannover und – unsere derzeitige Destination Großburgwedel. Wer will, kann ja nebenbei Google Maps anschmeißen. Die Wesenmorpher Community, wie sich liebevoll selbst betitelt, besteht aus neun Stammspielern und unzähligen Gästen, die mehr oder weniger regelmäßig an den mehr oder weniger monatlichen Turnieren teilnehmen. Zurzeit wohnt mir noch der Status eines Gastes inne, weil ich die letzten drei Jahre in Berlin gewohnt habe. Durch meinen Umzug bin ich nun aber Stammspieleraspirant.
Zum heutigen Crossover haben sich zehn Mitspieler angekündigt, was guter Durschnitt ist. Wir hatten auch schon mal 16 Leute, aber das war eher die Ausnahme als die Regel. Neben einer Unterhaltung über Animes (der ich interessenbedingt nur am Rand folge, aber egal, ich muss ja eh fahren) dreht sich unser Gespräch um das Turnierformat, das diesmal noch verrückter scheint als sonst. Normalerweise wird pro Sealed-Turnier eine neue Edition eingeführt, die zu einem Drittel das Boosterkontingent abdeckt. Den Rest machen alle möglichen Editionen querbeet aus. Jeder Spieler erhält acht Booster, von denen er sich zwei für die Rückrunde aufsparen muss. Aus den restlichen sechs baut er sich sein Deck für die Vorrunde. (Hinweis: Wenn ich irgendetwas sage, was ihr nicht gleich versteht, ist die Chance groß, dass es im weiteren Verlauf näher erläutert wird.) Der Turniereinladung, die wie immer wunderhübsch von unserer Chefgrafikerin Melanie gestaltet wurde, kann man aber entnehmen, dass diesmal mit elf (!) Boostern gespielt wird und drei Editionen eingeführt werden – nämlich Alara Reborn, Magic 2010 und Zendikar. Zusätzlich soll uns noch eine Überraschung ins Haus stehen. Es verspricht also ein mehr als spannender Tag zu werden.
Die Ankunft oder „Macht euch nützlich“
11:50 Uhr: Wir sind gut durchgekommen und dementsprechend pünktlich. Um zwölf soll es losgehen. In der Küche steht Knut und bereitet schon das Essen für die Pause heute Abend vor. Die anderen bestücken die Tische mit Chips und anderen Knabbereien, schleppen die Getränke ran oder ordnen die Sitz- und Spielgelegenheiten an. Wir fläzen uns aufs Sofa und unterhalten uns nett. Wichtigste Regel für eine gelungene Casualrunde: Ausreichend Knabberzeug und Trinken vorrätig haben bzw. mitbringen lassen. Ohne den Umstand, dass Tonnen von Gläsern, Flaschen und Chipstüten (im Idealfall natürlich serviert in optisch ansprechenden und zugriffserleichternden Schälchen) um einen herumstehen, hat das Ganze nur noch den halben Charme.
Letztendlich können wir doch noch helfen und ordnen die Länder. Jeder Spieler hat elf von jedem Standardland zur Verfügung. Ja, ihr habt richtig gehört: Der Zugriff auf Länder ist bei diesem Sealed nicht uneingeschränkt.
Der Start oder „Hoffentlich bekomme ich Urza“
12:15 Uhr: Es geht los. Christian, der „Chef“ und meist Wortführer der basisdemokratischen Gruppe (ihr wisst, wie ich das meine) begrüßt die anwesenden Spieler und fasst noch mal kurz zusammen, was wir hier heute tun. Auf einem Tisch liegt chronolgisch und allgemein sehr appetitlich angeordnet das Boosterkontingent.
In einer Mischung aus Auswürfeln und gezieltem Picken bekommt jeder seinen Pool aus elf Boostern zugewiesen. Drei der Booster werden anschließend zufällig bestimmt und zur Seite gelegt. Sie kommen in der „Rückrunde“ zur Verwendung. Einen Clou gibt es heute noch: Aus den verbliebenen acht Boostern muss sich jeder Spieler nicht ein, sondern zwei Decks bauen. Vor jedem Match wird eins von den Decks ausgewürfelt und man muss damit spielen. Nach Game 1 kann der Verlierer bestimmen, ob er selbst oder sein Gegner das Deck wechselt (beides ist nicht möglich). Falls es zu Game 3 kommen sollten, habe beide Spieler freie Waffenwahl.
Anschließend erklärt Jan, unser hauseigener Regelguru, die hinzugekommenen Fähigkeiten und Mechaniken der neuen Sets. Ihr müsst euch die Sealeds auch immer als eine Art Release für die neuen Editionen vorstellen. Erst nach der offiziellen Einführung dürfen die frischen Sets auch in Multiplayerrunden verwendet werden. Das ist wichtig und sinnvoll für die Dynamik der Gruppe, denn der Großteil der Spieler ist um die 40, steht fest im Berufsleben und hat einen ganz anderen Bezug zu Magic, als wir es haben. Natürlich reicht aber auch hier der Besessenheitsgrad von „interessiert“ bis „fanatisch“.
Uwe und Melanie haben heute Glück, sie dürfen sich jeweils über einen Booster Urza's Destiny (oder Legacy? Ich kann die nie auseinanderhalten) freuen. Mein Pool ist ziemlich bunt (wie ich es mag) und setzt sich zusammen aus:
Zendikar, zweimal Alara Reborn, Magic 2010, zweimal Planar Chaos, Ravnica: City of Guilds, Shadowmoor, Betrayers of Kamigawa, Odyssey, 8th Edition.
Jeweils ein Booster Planar Chaos, Alara Reborn und Betrayers of Kamigawa verabschieden sich von mir. Mal sehen, was mich in den verbliebenen Boostern so erwartet.
Der Bau von zwei Decks gestaltet sich nicht so hirnzermarternd wie ich dachte. Schnell habe ich einen blau-schwarzen Evasionhaufen zusammen, der früh mit Furchtkreaturen und Fliegern Druck machen und das Late Game mit Mind Control, Tidings und Nemesis of Reason abrunden will. So weit jedenfalls der Plan. Das andere Deck gestaltet sich meiner Ansicht nach eindeutig schwächer und baut sich im Prinzip aus den besten grünen und weißen Karten meines Pools. Ein bisschen Beschleunigung, ein paar dicke Würmer und ein Splash in Rot für Lightning Bolt und Lightning Helix. Dazwischen ein bisschen Ineffizienz (Shade of Trokair bei Hauptfarbe Grün). Sollte trotzdem irgendwie klargehen. Einige Entscheidungen sind dennoch trickreich: Soll mein Khalni Gem jetzt ins „Naya“, das bis auf ein Mossfire Valley und einen Rampant Growth den Splash und seine anspruchvollen Manaanforderungen kaum unter einen Hut bekommt? Oder soll doch lieber das Evasiondeck mit Bloodghast, Windrider Eel und Konsorten davon profitieren? Soll Mirrorweave meine Phantomkrieger und Nemesis of Reason (Mill 30!) oder meine dicken Würmer kopieren? Solche Details und der Wunsch, die Decks möglichst auszubalancieren nehmen den größten Teil der Deckbauzeit in Anspruch und sind kaum zufriedenstellend zu beantworten.
Die Matches oder „Och nöö, nicht gegen dich“
14:30 Uhr: Alle sind mit dem Deckbau fertig und mehr oder weniger zufrieden mit ihren Konstruktionen. Somit kann die Vorrunde beginnen, in der jeder fünf Runden gegen zufällige Gegner spielt. Ein Sieg bringt auch hier drei Punkte, ein Verlust keine. Mein erster Gegner ist mein Mitfahrer Sascha, der wie ich ein starkes Deck und einen Haufen vorzuweisen hat. Wir würfeln unser Deck aus (Ich: „Mist, der Misthaufen.“), mischen und präsentieren unsere Konstruktionen zwecks Abheben und Ante. Ante??? Ja, auf den Wesenmorpher Sealed-Turnieren wird mit sogenanntem Semi-Ante gespielt. Beide Spieler decken vor jedem Game (Game, nicht Match) die oberste Karte ihrer Bibliothek auf. Diese werden dann zur Seite gelegt und ohne sie gespielt. Der Gewinner erhält dann die Karte des Verlierers für den Rest des Turniers und kann sie nach dem Match in sein Deck einbauen. Früher war die Regel sogar noch härter und das „Semi“ vor dem „Ante“ war noch nicht da. Ein paar Wrath of God, Ravnica-Duals und Volksaufstände später wurde dann schließlich das Präfix addiert. Die Kombination aus Ante und dem begrenzten Standardlandkontingent bringt einen manchmal übrigens in Schwulitäten. Es kam schon manchmal vor, dass ich mich dazu entschied, die Farbe zu wechseln, weil ich einfach nicht mehr genügend Inseln hatte. In diesem Spiel geht es aber erst mal nicht um Länder, sondern Lightning Bolt (meiner) und Tresher Beast (Saschas). Mit einer coolen Kombo kann ich das Spiel für mich entscheiden: Tattermunge Duo plus Mirrorweave plus grüner Spruch. Rock'n'Roll! Sowieso zaubert mir Mirrorweave den ganzen Tag über ein Grinsen ins Gesicht. „Du bist auf 18? Ich habe sechs Kreaturen (davon eine Mauer, hihi), du drei ungetappte? Mirrorweave auf den 7/6-Wurm!“
Wir sind schnell fertig (nicht herablassend, sondern wirklich nur zeitbezogen gemeint) und ich setze mich zu dem Geschwisterpaar Melanie und Christian. Hier geht es hin und her. Boardpositionen ändern sich ständig und niemand scheint die Oberhand gewinnen zu können. Beim Stand von 1-1 ist schließlich die reguläre Zeit um und es beginnen Extrazüge. Aber wo wären wir denn hier, wenn es sich um die altbekannten, langweiligen fünf Extraturns handeln würde? Nein, hier ist die Armageddonuhr angesagt! Vage angelehnt an die gleichnamige Karte wurde dieser Modus eingeführt, um ausgestallte Spiele zügig zu beenden. Vor Christians Enttappsegment würfeln nun beide Spieler mit einem W20, teilen ihr Ergebnis durch vier und runden auf (bei einer 10 wäre das Ergebnis beispielsweise drei). Jetzt haben sie die Wahl zwischen Pest und Cholera: Bezahlen sie so viele Lebenspunkte? Oder opfern sie lieber entsprechend viele bleibende Karten? Eine Mischung aus beidem geht übrigens nicht. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Armageddonuhr selbst unbeweglichste Situationen in kürzester Zeit ihrem Ende zuführt.
Die Vorrunde ist gnädig mit mir. Mit mehr Glück als Verstand gehe ich ungeschlagen und unter anderem mit Platinum Angel, Phantom Warrior und vielen nützlichen Commons (und Ländern!) bestückt in die Rückrunde. Aber zuerst ist eine dringend benötigte Pause angesagt.
Die Pause oder „Futtern!“
19:36 Uhr: Alle sind fertig mit ihrem letzten Spiel. Die Stimmung ist toll, aber eine Verschnaufpause tut allen Magic-geschädigten Gehirnen im Raum ganz gut. Etwas Warmes zu Essen dazu ist auch nicht zu verachten. Bei Nudeln (Fusilli, glaube ich) mit einer großartigen Gulaschsoße (Fleisch ist eh immer großartig) unterhalten wir uns über den bisherigen Verlauf.
Durch die komplett verschiedenen Sealed Pools hat jeder eine völlig andere Geschichte zu erzählen. Die meisten Karten habe ich bis jetzt gar nicht zu Gesicht bekommen. Glory of Warfare? Bogardan Hellkite? Conqueror's Pledge? Dieses Gefühl des Ungewissen macht auch einen großen Teil der Faszination des Formates aus. Das und Karten miteinander in Verbindungen bringen, die man sich noch nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte.
Die Rückrunde oder „Alles ist drin“
21:00 Uhr: Jetzt geht es ans Eingemachte, beziehungsweise die verbliebenen drei Booster. Christian erklärt eine weitere Besonderheit des Turniers. Alle Spieler brauchen für die Rückrunde nur noch ein Deck, das aber aus mindestens 55 Karten bestehen muss. Heute hat er es aber mit Stolpersteinen! Ich entscheide mich weiterhin für das UB-Evasion.dec, das vorrangig von Ninja of the Deep Hours und Deny Reality profitiert.
Basierend auf ihrem Abschneiden in der Vorrunde werden alle Spieler auf die Plätze eins bis zehn gesetzt und die letzten vier Runden des Tages beginnen. In einem kompliziert zu erklärenden Rundensystem spielen immer die zwei Spieler gegeneinander, deren Plätze nebeneinander liegen. Kompliziert ist das System deshalb, weil der Sieger in der ersten Runde vier Punkte gewinnt, in der zweiten Runde drei Punkte und so weiter und der Verlierer entsprechend viele verliert. Abgezogen werden die Punkte von einer auf Platzierung basierenden Startpunktzahl, die nach jeder Runde zurückgesetzt wird. So ergeben sich für jede Runde neue Platzierungen und Paarungen. Außerdem spielt der Erste in der ersten und dritten Runde gegen den Letztplatzierten. Seid ihr noch da? Okay, dann merkt euch einfach: „Jeder kann noch Erster werden“ und „Gewinnen schadet an sich nicht“. Das reicht vollkommen.
Als Erster gesetzt spiele ich gegen Tobias, den Letzten, der vor einer Woche mit Magic angefangen hat und neu bei uns ist. Er ist sehr nett und lernt schnell. Uwe hat sich in der Pause mit ihm hingesetzt und ihm erklärt, welche Karten gut sind und welche nicht und – am wichtigsten – warum sie das sind. Zusammen haben sie dann ein ziemlich aggressives Vampirdeck zusammengeschustert, das mich auch gleich kalt erwischt. Zack, Child of Night, zack Trusty Machete, hack, hack, hack. 1-0 für den Youngster.
Im zweiten Spiel gewinne ich ein spannendes Race mit einer Armada an 2/2-Fliegern und anschließend fragt er mich, ob die Marsh Casualties auf seiner Hand eigentlich gut gegen mich gewesen wären. PUH! Das neu erlangte Wissen setzt er im dritten Spiel auch gegen mich ein und spielt den Plague Wind für fünf Mana. Dank Mind Control auf Merfolk Seastalkers kann ich gerade noch so Schlimmeres abwenden. Er stirbt an seinen zwei Vampire Lacerator mit Phyrexian Plaguelord auf dem Board. Uwe, der seinem Zögling bei der Arbeit zuschaut, beißt sich ziemlich auf die Zunge und macht die ganze Zeit so komische „Hrnghh“-Geräusche.
1:00 Uhr: Das große Finale. Ich bin immer noch auf Platz 1 und ungeschlagen an Matches. Der hergeantete Platinum Angel von Jan war daran nicht ganz unbeteiligt. Mein Herausforderer ist Ingo, der sich von Platz sieben (glaube ich) hochgekämpft hat und ein Biest von einem Deck haben soll. Frühes Aggro, solides Midgame und tolles Late Game – die eierlegende Wollmilchsau unter den Decks also. Das erste Game dominiere aber zunächst ich: Bloodghast, Phantom Warrior (Jwar Isle Refuge macht's möglich), Windrider Eel, Mind Control, good game. Als ich dann meine Starthand für das zweite Spiel sehe, bin ich schon gedanklich bei der Siegerehrung. Perfekte Kurve, Trusty Machete (danke, Tobias!), Razortooth Rats, Nemesis of Reason, alles dabei. Es wird auch eng, aber sein Bogardan Hellkite, den er mit Vines of Vastwood vor meinem Removal schützt, macht mir den Garaus. Das dritte Spiel spiele ich dann einfach nicht mit. Mein Draw ist wirklich gut, daran liegt es nicht. Aber er legt zweite Runde Sabretooth Tiger und dritte Runde Glory of Warfare. Mein Disfigure kann seinem Predator's Strike nichts entgegensetzen.
So gewinnt Ingo nach einer beeindruckenden Rückrunde sein erstes Sealed-Turnier und ist verdientermaßen mächtig stolz darauf.
2:30 Uhr: Die Siegerehrung steht an. Jeder bekommt etwas, es besteht große Auswahl aus den am Anfang verschmähten Boostern und „Sonderpreisen“, die so ziemlich alles sein können: Magic-Bücher, Duel Decks, die gute Time Spiral-Box... (Kennt ihr die?)
Was bleibt, ist ein unvergesslicher Tag mit der lustigsten Runde, die man sich vorstellen kann. Nicht ohne Grund sind die zwei Crossover-Sealeds meine absoluten Lieblingsturniere im Jahr. Nirgendwo passiert so viel Spannendes und Abwegiges wie hier.
Firestarter oder „Warum erzählt der mir das alles?“
Jetzt seid ihr wieder dran mit Erzählen. Hat euch der Artikel etwas gegeben? Habt ihr vielleicht ein, zwei Ideen mitnehmen können? Wenn nicht, habt ihr euch wenigstens gut unterhalten gefühlt? War die Mischung aus grobem Überblick und detaillierter Spielbeschreibung gut zu lesen? Und am wichtigsten: Wünscht ihr euch weitere Artikel in der Art? Denn eins könnt ihr mir glauben: Die Wesenmorpher haben noch viel mehr abgedrehte Formate und Ideen zu bieten. Der Schreibstoff geht mir bei der Gruppe nie aus! Mir hat es wirklich Spaß gemacht, mal keinen Draftwalkthrough, sondern etwas Freieres zu verfassen. Ich hoffe, das Vergnügen war gegenseitig.
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