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Alea iacta est, Teil 1
von Nico Bohny
03.12.2009



Alea iacta est – die Würfel sind gefallen. Wahrlich ein passendes Zitat, denn:

a)
die Weltmeisterschaften haben ja dieses Jahr in Rom stattgefunden (obv),
b)
noch nie waren gewonnene Würfelwurfe so wichtig wie bei dieser WM (weil unendlich relevant in sämtlichen Formaten inklusive Limited),
c)
das Standardformat, insbesondere ein gewisses sich darin befindliches Keyword, war in etwa so zufällig wie ein Würfelwurf.


Damit der unmagischen Faktoren nicht genug – außerdem gab's noch einige erkrankte Spieler – die verschiedenen Grippewellen wüteten auch in Italien – gerade beispielsweise William Cavaglieri sah in der Top 8 ziemlich verschnupft aus, Andre Coimbra ebenfalls… nur irgendwie anders verschnupft eben. Doch ich sehe, ich nehme mal wieder zu viel vorweg – beginnen wir doch bei Adam und Eva… ähm… Romolus und Remus.

Es war einmal vor langer Zeit Jund. Daneben mal Feen, mal Cruel, mal Mimeomancer (der unendlich gut war), mal Kombo, aber eigentlich, wenn wir ehrlich sind, einfach nur Jund. So war unser Ziel klar – dem dunklen Herrscher auf Ende Jahr ein jähes Ende zu bereiten. Vier Gefährten waren wir, als wir die eisigen Höhen des Tessins heimsuchten, mit weiteren Gefährten in Österreich, Deutschland, Gondor und Italien. Ich selbst hatte im Vorfeld etwas Time Sieve-Kombo, Turbo-Fog und jegliche Decks um Howling Mine getestet und war zum Schluss gekommen, dass man gegen Jund vor wie auch nach dem Sideboarden überhaupt nicht gut ausschaut. Zumindest bis Joel Calafel mich in Rom eines Besseren belehrte. Was aber gar nicht so schlimm war, so konnte ich wenigstens einen Berg Karten zu Hause lassen.

Unsere Einschätzung des Metagames war folgende: Etwa 40% Jund, je etwa 15% Goblin Bushwhacker und 15% Eldrazi Green, dann irgendwann Valakut-Decks, Weiß/Grün, Vampire, Unearth-Kombo, Mono-White und der ganze übrige Kram.


Im Tessin angekommen wurden zuerst verschiedene Weiß-Grün-Verschnitte getestet, mit und ohne Schwarz (Maelstrom Pulse), Rot (Wild Nacatl) oder Blau (Rhox War Monk), aber überzeugt hat's uns nicht wirklich. Jund mit tollen Tieren zu überladen, war ja ein toller Plan, aber wenn man nicht gerade die passende Mischung aus Acceleration und Threats zog, verlor man einfach trotzdem. Als Nächstes probierten wir, das Valakut-Deck, das dazumals auf Magic Online so präsent war, so zu drehen, dass es Jund schlägt, aber da die meisten roten Decks Goblin Ruinblaster im Sideboard spielten, verwarfen wir auch diesen Plan schnell wieder. Vampire spielten sich anfangs ganz gut, hielten sich zuerst auch fast ausgeglichen gegen Jund, waren im ganzen Feld aber schließlich doch zu schwach, um zu bestehen. Ich versuchte noch, eine rot-schwarze Blightning-Liste mit Malakir Bloodwitch im Sideboard gegen Weiß auf die Beine zu stellen (Rot sollte ja gut sein gegen Jund), doch das Deck zeigte sich ebenfalls als zu unkonstant.

Mehr oder weniger die meiste Zeit des Testens widmete ich meinem Kontrollbaby, aber richtig gut wollte auch das nicht werden. Zwischenzeitliche sah die Liste folgendermaßen aus:


3 Wargate
3 Mind Spring
2 Spreading Seas
2 Naya Charm
4 Lightning Bolt
1 Oblivion Ring
1 Journey to Nowhere
2 Path to Exile
2 Day of Judgment

3 Ajani Vengeant
1 Obelisk of Alara
1 Sphinx of Jwar Isle

4 Double Negative
2 Essence Scatter
3 Bant Charm

Diese und weitere Karten gibt's bei:


...und 26 Länder, bunt, etwa ähnlich wie im Jund unten (acht Trilands, diverse Duals usw.).


Getestet wurde das Deck mal mit der gesamten Shroud-Truppe (Wall of Denial, Deft Duelist), mal nur mit Walls, dann mal mit verschiedensten 1-ofs. Wargate gefiel mir sehr gut, im frühen Spiel als Rampant Growth, später als Tutor. Mind Spring war ebenfalls super-sick in dem Format. Suchbare Spreading Seas waren spitze gegen Dredge, Valakut, the Molten Pinnacle, Mono-Weiß, und auch gegen Jund ab und zu ganz gut. Bant Charm machte sich nützlich als weiteres Removal gegen Sprouting Thrinax und gleichzeitig als eine Lösung für Eldrazi Monument.

Trotzdem war da nichts zu wollen – das Deck war einfach zu unkonstant. Unser nächstes und an sich zeitintensivstes Projekt war White Weenie:


4 Steppe Lynx
4 White Knight
4 Kor Skyfisher
4 Kor Aeronaut
4 Knight of the White Orchid
1 Sigiled Paladin

3 Conqueror's Pledge
3 Brave the Elements
2 Path to Exile
4 Honor of the Pure
3 Elspeth, Knight-Errant
1 Ajani Goldmane

4 Marsh Flats
4 Arid Mesa
15 Plains


4 Devout Lightcaster
2 Oblivion Ring
4 Soul Warden
1 Path to Exile
2 Mark of Asylum
2 Luminarch Ascension

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Das Deck lief prima gegen Jund – die Evasion war schlicht super gegen ihn, der Löwe zu gut gegen das Blightning, und Devout Lightcaster aus dem Sideboard schließlich der Sargnagel. Gegen Boros Bushwhacker war man etwa ausgeglichen, gegen Eldrazi Green war man dank den Fliegern (toll gegen all die Planeswalker) und Brave the Elements sogar vorne. Man verlor jedoch quasi automatisch gegen Decks mit Baneslayer Angel. Eigentlich wollten wir das Deck trotzdem spielen, was Matthias dann auch tat, was ich aber im letzten Moment verwarf.


Ich schlauer Fuchs überlegte mir nämlich Folgendes: Wenn praktisch kein Deck Jund zuverlässig schlägt, sich alle mit Great Sable Stag, White Knight oder Ähnlichem zu wehren versuchen, warum nimmt man dann nicht einfach die doofen, vor allem schwarzen Karten (Putrid Leech, Terminate, Garruk Wildspeaker) aus dem Deck heraus und ersetzt sie durch die guten weißen? Gesagt, getan, getestet, und eigentlich ganz zufrieden damit. Ajani Vengeant zeigte sich in Höchstform, vor allem natürlich gegen den ollen Hirsch, gegen Boros und auch gegen langsamere Decks. Day of Judgment gewann mir Spiele gegen sämtliche Decks mit Manatieren fast im Alleingang. Einzig und alleine gegen Jund schien ich ein bisschen schlechter dazustehen, was aber meiner Meinung nach von der Zahl gezogener Blightning und Bloodbraid Elf abhing. Wie auch immer, hier die schlussendliche Liste, die ich am Abend vor dem Start mit einiger deutscher Hilfe zusammenschusterte:


4 Savage Lands
4 Jungle Shrine
2 Arid Mesa
2 Marsh Flats
1 Verdant Catacombs
4 Sunpetal Grove
4 Dragonskull Summit
2 Plains
1 Forest
1 Mountain
1 Swamp

4 Bloodbraid Elf
4 Sprouting Thrinax
3 Baneslayer Angel
1 Broodmate Dragon
2 Borderland Ranger

4 Blightning
3 Bituminous Blast
4 Lightning Bolt
1 Path to Exile
3 Maelstrom Pulse
2 Journey to Nowhere
3 Ajani Vengeant


3 Day of Judgment
2 Duress
2 Mind Rot
3 Goblin Ruinblaster
2 Celestial Purge
1 Maelstrom Pulse
1 Oblivion Ring
1 Journey to Nowhere

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die Manabasis war schön abgemixt vom Star-DJ Matthias Künzler (zumindest was Manabasen anbelangt). Broodmate Dragon spielte ich aus manakurventechnischen Gründen über den vierten Baneslayer Angel, und während ich Path to Exile an sich zwar gar nicht mochte, gefiel es mir aber immer noch besser als ein einzelnes Terminate. Journey to Nowhere half gegen Sprouting Thrinax, vor allem nach dem Sideboarden, wenn keine Maelstrom Pulse mehr herumgeisterten, und Day of Judgment war prima gegen all die weiß-grünen Decks und Eldrazi. Maelstrom Pulse Nummer 4 und 5 (in Form von Oblivion Ring) wollte ich gegen Planeswalker, Eldrazi Monument und Luminarch Ascension. Borderland Ranger war sozusagen als zusätzlicher Blightning- und Goblin Ruinblaster-Schutz im Deck, und um das doch noch etwas holprige Mana ein wenig zu fixen.


Runde 1 – Meza, Raimundo [CHL] – G/W-Kobra

Ich gewinne den ersten Würfelwurf – ein gutes Omen – und halte eine Hand mit zweimal Baneslayer Angel, Lightning Bolt, Maelstrom Pulse und drei schön bunten Ländern – ebenfalls kein schlechtes Omen. Mein Gegner beginnt mit Forest und Noble Hierarch, de ich umgehend mit dem Bolt erledige, da mir Acceleration allgemein und insbesondere bei dieser Hand mal so gar nicht gefällt. Dann spielt mein Gegner Lotus Cobra, gefolgt von einem Baneslayer Angel. Den kann ich ja glücklicherweise pulsen. Doch er hat einen zweiten. Ich gümmle auf vier Mana herum, habe aber einen weiteren Removalspell für die beflügelte Dame. Aber er hat natürlich auch noch ein drittes Exemplar des flatternden 50-Dollar-Scheins. Ich ziehe endlich mein fünftes Land, lege meinen eigenen Engel, aber was sonst, wenn nicht der passende Path to Exile. Saftsack!


Im zweiten Spiel halte ich eine Hand mit fünf Ländern, Baneslayer Angel und Maelstrom Pulse, floode wüst ab und verliere gegen Doppel-Engel und Path to Exile. Ein schlechtes Omen!

0-2, 0-1

Runde 2 – Ishimura, Shintarou [JPN] – White Weenie mit Aven Mimeomancer

Mein Gegner gewinnt den Würfelwurf und legt die gute Steppe Lynx-Kazandu Blademaster-Honor of the Pure-Elspeth, Knight-Errant-Kurve hin. Ich nicht. 0-1. Das zweite Spiel ist ähnlich schnell erzählt – ich brauche mein frühes Removal für zwei Steppe Lynx und krepiere dann an Aven Mimeomancer, Kazandu Blademaster und Elspeth, während ich gemütlich vor mich hinfloode.

0-2, 0-2

Runde 3 – Niemeyer, Johnny [NLD] – G/W-Kobra

Nach diesem Match habe ich es aufgegeben, leserliche Notizen von meinen Spielen zu schreiben. Die Runde verläuft nach bewährtem Muster: Ich verliere gegen multiple Baneslayer Angel, darf diesmal sogar Mulligans nehmen und die Motivation sinkt zum Nullpunkt.

1-2, 0-3

Runde 4 – Ruel, Antoine [FRA] – G/W mit Splash für Rhox War Monk

Wenigstens bin ich nicht der einzige mit einem schlechten Start – der seit diesem Jahr nun ebenfalls den Ringgeistern angehörige Antoine kann genauso wenig über zu viel Glück klagen.

Kurzfassung: Das erste Spiel verliere ich, im zweiten Spiel resolve ich meinen ersten Bloodbraid Elf des Turniers (!) sowie einen Day of Judgment und im dritten Spiel gibt's Maelstrom Pulse für Doppel-Rhox War Monk und Ajani Vengeant geht bis zum Äußersten.

2-1, 1-3

Runde 5 – Poulsen, Palle [DNK] – Mono-white Control

Eigentlich ein ganz cooles Deck, das mein Gegner da spielt – und es wäre gegen Jund nach dem Boarden gar nicht einmal so schlecht, wenn ich nicht Sprouting Thrinax rausgeboardet hätte und ihm so keine Ziele mehr für Devout Lightcaster gäbe. Das zweite Spiel geht auf merkwürdige Weise verloren – fragt mich nicht, wie –, aber im dritten Spiel darf ich doch tatsächlich richtig fiese Sachen anstellen: Duress, zwei Blightning, Mind Rot und Ajani Vengeant waren die Beteiligten.

2-1, 2-3

Runde 6 – Lee, Shi Tian [HKG] – Boros

Meine Chance, mein Team nicht ganz hängen zu lassen. Spiel 1 verliere ich den wichtigen Würfelwurf und das Spiel sofort auch. Spiel 2 darf ich gegen seinen Mulligan beginnen. Spiel 3 verliere ich dafür wieder gegen Goblin Guide und Hell's Thunder, jeweils im Doppelpack.

1-2, 2-4

Irgendwie ziemlich unrepräsentative Matchups, kein Spiel gegen Jund, keins gegen Eldrazi, und gleich der absolute Overkill an Weiß/Grün (welches ich mit dem Sideboard eigentlich schlagen sollte). So weit mein – im Vergleich zu den Testerkenntnissen und zum Aufwand natürlich kleiner – Einblick in den Standardteil der Worlds. Nächste Woche gibt's mehr aus den Sparten Draft, Extended und Legacy.

Bleibt nur noch der Abschluss mit einem Thema, das mir bereits seit der Autofahrt zum GP Paris auf der Zunge liegt:

Top 5 der Comic- & Trickfilm-Bösewichte!

5. Bakterian:


Auch wenn es nur für eine kleine Gastrolle in Dragonball gereicht hat – ein Bösewicht, der durch seinen Gestank seine Gegner zur Strecke bringt, muss ein ganz übler Kerl sein.

4. Bebop & Rocksteady:


Mutierte Nashörner und Wildschweine mit dazu passender Intelligenz...

Schwer zu schlagen!

3. Skeletor:

In meinen zarten Kinderjahren habe ich mir doch einiges an He-Man reingezogen, und weil ich He-Man selbst so unendlich doof fand, hoffte ich immer innigst, dass Skeletor doch endlich mal Schluss machen möge mit dem Schabernack. Ich kann euch sagen, als Fan eines Bösewichts einer der alten Fernsehserien übt man sich ganz schön in Geduld. Wenigstens ist Skeletor seit seinem Superhit „YMCA“ viel berühmter als He-Man!

2. Nermal:

Wie verdammt fies man sein kann, wenn man klein, süß und dazu noch gerissen ist, zeigt uns Nermal doch so einige Male an seinem dicken Konkurrenten Garfield. Leider ein Prinzip, dass nicht nur im Comic, sondern auch im Leben allgemein ganz gut funktioniert. Oder wer von euch wollte noch nie jemanden per Post nach Abu Dhabi schicken?

1. Rosalyn:

Vielleicht erscheint diese Platzierung einigen von euch etwas übertrieben, aber überlegt euch doch mal: Was gibt es Schlimmeres, als einfach am kürzeren Hebel zu sitzen, der Macht seines Gegenübers völlig ausgeliefert zu sein. Vielleicht in etwa ähnlich fies wie Nermal in der oberen Platzierung – zwar süß und scheinbar hilflos, aber trotzdem hilft schon der Griff zum Telefon und das simple Wählen einer Telefonnummer, um dem Konkurrenten das Leben zur Hölle zu machen! Armer Calvin…





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