Nach dem (ungerechtfertigten?) Erfolg meines ersten Tauchgangs in der neuen Materie, die sich Zendikar nennt, startete ich gleich einen weiteren 8-4-Draft. Meine beiden wichtigsten Waffen: Selbstsicherheit nach dem guten Start und Bestätigung meiner Grundeinschätzungen. Die letztgenannte Klinge war allerdings weniger zum Angriff geeignet, weil sie mir zentimetertief im Bauch steckte. Schauen wir also heute, wie weit ich in und aus dem Glashaus kam, das ich mir selber gebaut hatte und das von innen kugelsicher war. Nebenbei war ich auch auf der Suche nach unumständlichen Metaphern, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal.
Im Prinzip bedarf es hier keiner Diskussion. Wie letzte Woche gestaltet sich die Eröffnung geradezu lächerlich einfach. Wer hier nicht Vampire Nighthawk nimmt, muss schon einen guten Grund haben. Unser Nachbar wird sich wahrscheinlich für Plated Geopede als zweitbeste Karte des Boosters entscheiden, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich kann mir nämlich keinen blauen Spoiler vorstellen, der es rechtfertigt, die Farbe so sehr zu verteidigen, dass man sich für Welkin Tern entscheidet. Die Sphinx? Rite of Replication?
Als unerfahrener Drafter bin ich hier überfordert. Ich weiß nicht, welche Decktypen gut sind, ob ich eher in Offensive oder Defensive investieren soll, ob es sich lohnt die Offensive so sehr zu forcieren, dass man Hedron Scrabbler nimmt, und welche Karte generell den höchsten Powerlevel hat (abgesehen vom Scrabbler, der wohl schon eine Stufe unter den anderen Karten liegt). Den Minotauren schließe ich auch fix aus, weil ich meinen Nachbarn gern in Rot hätte (auch wenn das jetzt nicht soo ein Leckerbissen ist). Den Diskurs um die Farbwahl umgehe ich geschickt, indem ich mich für Blazing Torch entscheide, die mich nicht aus der Surfposition reißt und solides Removal darstellt.
Mein Ziel hier ist klar: Mit Vampire Nighthawk als First Pick möchte ich ganz eindeutig in Schwarz landen, egal in welcher Form. Nimana Sell-Sword leert den Booster von schwarzen Pickoptionen, denn niemand wird sich wohl für Vampire's Bite entscheiden, solange noch andere gute Optionen im Booster sind. Des Weiteren wird mein Nachbar schön mit Rot bedient.
Schwarz wird mir nicht gerade auf dem Silbertablett serviert, aber ich bin weiterhin gewillt, um diese Farbe zu kämpfen. Nichtsdestotrotz muss ich mich nach einer zweiten umschauen und dieser Booster bietet einen guten Richtwert. Into the Roil und Kor Sanctifiers halte ich nun doch für deutlich stärker als Explorer's Scope, ein weiterer Pick im Vollsurfmodus wird das also nicht werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mein linker Nachbar zu seinen roten Karten gern Weiß hätte (Schwarz bekommt er ja nicht). Ich achte gern auf seine Bedürnisse und erfülle ihm diesen Wunsch, der von zwei Nebenüberlegungen begleitet wird: Erstens kann ich mir eher ein solides blau-schwarzes Kontrolldeck vorstellen als einen schwarz-weißen Wasauchimmerhaufen, zweitens habe ich im ersten Booster schon eine Arrow Volley Trap weitergegeben, die ich zum Zeitpunkt des Drafts für eine sehr hoch zu pickende Karte hielt. Und ja, eigentlich mag ich die Trap immer noch sehr. Diese persönliche Meinung sollte man aber trennen von der durschnittlichen Wahrscheinlichkeit, mit der sie andere nehmen. Ich rede die ganze Zeit von weißen Karten und will damit bloß deutlich machen, dass ich mich für Into the Roil entschieden habe.
Meine blaue Arrow Volley Trap (ich werde bezahlt dafür, dass ich sie bei jedem Pick erwähne, auch wenn sie nicht im Booster auftaucht) hat sich zu einem weiteren kleinen Liebling von mir entwickelt. Der Jellyfish (wie cool ist das denn? Gleich zwei Picks höher!) ist selbst ohne Aktivierung nicht völlig nutzlos, hält er doch immerhin die so zahlreich vertretenen Bärchen des Formates auf, wenn sie nicht gerade Surrakar Marauder heißen, ein Goblin Shortcutter oder ein Adventuring Gear plus Land das Spiel betreten oder ähnliche total unwahrscheinliche Szenarios eintreten. Trotzdem mag ich Gomazoa als nicht allzu teure Allzweckwaffe, die eigentlich alles außer Intimidater handhabt. Wie ihr sicherlich bemerkt, versuche ich mein Deck diesmal eher defensiv auszurichten. Ich bin sehr gespannt, ob ich die richtigen Waffen mitbekomme, um mit der propagierten halsbrecherischen Geschwindigkeit des Formates mitzuhalten.
Ich klammere die roten Karten einmal aus, denn mittlerweile sollte es klar sein, dass ich um diese Farbe absichtlich einen großen Bogen mache. Alle, die gerne eine Proteststimme abgeben möchten und ihren Unmut darüber ausdrücken möchten, dass ich nicht selbst auf den roten Zug (does this one go to China, höhö) aufgesprungen bin, entscheiden sich einfach für „etwas ganz anderes“. Meine Optionen belaufen sich im Prinzip auf Giant Scorpion oder Windrider Eel. Ich möchte weiterhin keine schwarze Lücke auflassen, aber das ist nicht der Grund, warum ich hier Giant Scorpion genommen habe. Wenn ich in einem defensiven Deck eine Kreatur lege, möchte ich, dass sie meine Boardposition sichert und den Kreaturenansturm eindämmt. Der Aal macht das überhaupt nicht gut, denn er möchte ja nicht mit jedem x-beliebigen Bär tauschen. Und Finisherkreaturen in Kontrolldecks haben für mich ein wenig das Dreg Reaver-Syndrom. Gute Klobos sind super, aber im Endeffekt tut es auch eine 4/3 für fünf Mana.
Meine Beweggründe für Reckless Scholar über Hagra Crocodile sind im Prinzip dieselben wie im Pick vorher. Natürlich verteidigt der Scholar nicht so gut wie ein Skorpion, bietet mir dafür ein bisschen mehr Kartenauswahl. Das Krokodil hingegen ist für mich wie der Aal. Nur schlechter. Nein, noch ein bisschen schlechter. Zur Not kann der Zephalide, äh, Menschenzauberer auch mal blocken, bevor er tappen kann, und würde mich damit nicht zu unglücklich machen. Mir ist schon bewusst, dass ich ihn nicht zwingend bis zum Spielende auf dem Board behalten muss wie den Looter in M10. Der einzige Grund, zum Krokodil zu greifen, wäre, weiterhin Schwarz zu cutten. Aber mal ehrlich: Mein Nachbar müsste schon ein ziemlicher Masochist sein, wenn er sich jetzt in dieser Farbe befände.
Tempest Owl ist die sinnvollste Karte hier. Also im selben Sinne wie Bildzeitung im Vergleich zur Parteizeitung der NPD und einer Rolle Klopapier die sinnvollste Informationsquelle ist. Wobei, dieses Klopapier...
Ich denke, die Manaanforderungen dieses Decks sind nicht so hoch, dass ich die frühe Defensive in Form von Kraken Hatchling verachten kann. Wieder so eine Karte, die ich sehr mag, ohne sie ein einziges Mal gespielt zu haben.
Spidersilk Net ist eindeutig die beste Defensivkarte hier. Okay, um ehrlich zu sein, wollte ich meinem linken Nachbar nur das albern gute monorote Deck ermöglichen, das ich hätte draften sollen. Ich bin der Samariter der 8-4-Queues.
Mit dem ersten Booster bin ich sehr zufrieden. Dass ich auf Blau aufgesprungen bin, hat sich definitiv gelohnt und auch im zweiten Durchlauf sollte mich keine Dürre erwarten, weil mein linker Nachbar höchstwahrscheinlich rot, hoffentlich rot-weiß ist. Mein Augenmerk sollte auf gutes Removal und mehr defensive Kreaturen gerichtet sein, die ich zur Not auch zuungunsten von Surrakar Marauder und Konsorten forcieren werde.
Ja, das ist doch nett. Rite of Replication in den Kreaturenslot zu setzen und immer die beste Kreatur auf dem Feld. Hört sich nach einem guten Deal an. Einziges Problem: Sollte ich gegnerische Kreaturen kopieren müssen, besteht die Gefahr, dass sie nicht besonders gute Blocker darstellen. Dafür können fünf Ausgaben jeder Kreatur etwas. Und mit meinem Deck besteht die Chance, durchaus mal einen flotten Fünfer hinzubekommen.
Hier ist eine Umfrage irgendwie sinnlos. Kraken Hatchling ist zwar süß, aber Heartstabber Mosquito Kartenvorteil, den man sich in diesem Format echt erkämpfen muss. Sieben Mana sind kein Pappenstiel, aber dafür hat die Mücke ja alternative Spruchkosten.
Ich weiß, ihr liebt Umfragen, aber Umara Raptor lässt mich weiter im Blindflug auf dem Einrad durch diesen Umlauf wirbeln. Jetzt habe ich sogar schon zwei Allies, den nächsten werde ich ein wenig höher einstufen, wenn es zu einer kritischen Entscheidung kommt.
Wie gesagt, wenn. So nehme ich Nimana Sell-Sword ohne Konkurrenz. Nur mal so eine Nebenfrage: Was macht denn mein Busenfreund zur Linken? Sollte der nicht in Rot sein? Oder wird er total beschenkt? Oder lese ich da zu viel hinein? Ich lese da zu viel hinein, definitiv.
Für mich kann es hier nur Soul Stair Expedition sein. Trotz seiner (wahrscheinlich) defensiven Ausrichtung sollten genügend Kreaturen den Weg ins Deck finden, um zwei Kreaturen wiederbeleben zu können. Und nein, in meinem Deck ist die Null nicht besser als Giant Scorpion.
Schwer rechtzufertigender Pick, aber ich versuche es mal. An erster Stelle steht der Umstand, dass ich eigentlich keine der Karten gern in meinem Deck sähe. Darauf folgt die Beobachtung, dass ich schon ein, zwei Verbündete aufsammeln konnte. Nun würde ich immer noch nicht Grün für Tajuru Archer splashen, aber gegen mich könnte er durchaus anstrengend werden. Zusätzlich kann ich es mir durchaus vorzustellen, den Archer gegen wirklich heftige Fliegerdecks hereinzuboarden. Eventuell. Unter Umständen. Eher nicht, aber wie gesagt, was sind die anderen Optionen?
Immer noch keine Null, sorry. Den guten Raise Dead-Effekt habe ich schon, da ist mir das erste Cancel lieber. Die Karte wird, wenn sie den Weg ins Deck findet, eher die Rolle einer Late-Game-Sicherung gegen Burst Lightning und Co. einnehmen, als einen frühen gegnerischen Drop zu countern.
Jaa, Kraken Hatchling! Eigentlich gibt es kaum Situationen, in denen ich das Kraken-Jungtier über eine gute Karte nehme, aber genau so oft wünsche ich mir, noch eines zu bekommen. Meine Versicherung, länger als vier Runden zu überleben. Unterschätzt außerdem nie einen Kraken mit einer Fackel in der Hand.
Muss ich denn noch irgendetwas zu meinen Picks hier schreiben? Wäre Runeflare Trap besser gewesen? Wollt ihr tiefergehende Analysen zu meinem 13. Pick?
Im Prinzip musste ich mich hier zwischen Quest for the Gravelord und Umara Raptor entscheiden. Die fette Schrift zeigt: Noch ein Ally kann nicht verkehrt sein. Die Quest hingegen ist in meinem Deck, das Kreaturen nicht zuverlässig tötet, sondern nur aufhält, nicht so gut. Sie wäre immer noch spielbar, aber ist nicht so zuverlässig wie der immer grundsolide Flieger.
Ally total? Gern, aber nicht vor gutem Removal wie Hideous End, bitte.
Mir fehlt bisher ein wenig Removal. Und weil Kraken wie schon erwähnt exzellente Fackelträger sind, nehme ich ohne Bedenken Blazing Torch.
Im Kampf der Defensivkreaturen hat der Jellyfish (und jetzt alle: „Jellyfish!“) schlechtere Karten. Er braucht eine Runde länger, um einsatzbereit zu sein, ist bei leerem Board noch nicht mal marginal effektiv und hat nicht wie der Skorpion die Eigenschaft, gleich drei Bärchen auf einmal in Schach zu halten.
Hier spricht eventuell wieder meine Unerfahrenheit, aber ich finde Summoner's Bane auf dem Papier gar nicht so schlecht. In einem Umfeld, wo Kartenvorteil rar gesät ist und eine 2/2 nicht nur zwei Runden lang relevant ist, finde ich die verhinderte Mystische Schlange durchaus gut.
Sollte ich einmal mit Sea Gate Loremaster enttappen, ist das Spiel hoffentlich gelaufen beziehungsweise kurz davor. Der Archivar auf Speed sollte mich mit den nötigen Mitteln versorgen, das mittlere bis späte Spiel für mich zu entscheiden. Ich spreche auch von Midgame, da ich mittlerweile an dem Punkt bin, an dem ich zwar früh das Spiel unter Kontrolle bringen will, meine Allies es mir aber ermöglichen, den Spieß schneller umzudrehen, als es meinen Gegnern lieb ist. Ganz in der reaktionären Ecke kann das finale Ergebnis wohl nicht verortet werden.
Je nachdem wie gut ich einen Angreifer im finalen verwerten kann, schafft es auch der komische Vogel ins Deck. Bisher sieht es aber gut für ihn aus.
Zum Schluss noch eine interessante Entscheidung. Ich denke nicht, dass ich mein Ally-Thema so sehr forcen muss, dass ich Seascape Aerialist nehme. Im Endeffekt ist er immer noch eine nicht sehr beeindruckende Kreatur. Und ich habe ja auch schon sechs Verbündete, wenn man Rite of Replication mitzählt. Auch mein Dreierslot ist schon gut mit Bremserkarten besetzt, da brauche ich keinen Paralyzing Grasp. Was ich hingegen gut gebrauchen kann, ist ein dritter Kraken, um nicht sofort gegen den guten Aggrostart einzugehen. Ich mag diese Karte zu sehr, oder?
Kommt auf jeden Fall ins Deck, wenn ich gegen Kontrolldecks spielen sollte. Da ich zunächst davon ausgehe, dass mein Gegner kaum noch Handkarten hat, wenn ich fünf Mana habe und ich außerdem keinen Zug für einen Spruch, der nicht das Board beeinflusst, verschwenden kann, startet Mind Sludge im Sideboard.
1 Summoner's Bane
2 Blazing Torch
2 Into the Roil
1 Hideous End
1 Rite of Replication
—Diese und weitere Karten gibt's bei:
Ein Krakenküken musste leider draußen bleiben, weil mir fünf Defender im Deck einfach als zu viel erschienen. Gegen ultraaggressive Strategien habe ich aber Welkin Tern rausgeworfen und den vierten Kraken reingepackt.
Hedron Crab hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Limitedgott Pischner (ich habe alles über Zendikar von ihm gelernt, blame him) behauptet zwar, man solle die Krabbe NIE in aggressiven Decks spielen und IMMER in defensiven Decks, aber ich denke, ich verfüge über genug andere Winconditions, dass ich mir nicht meine frühe Defensive versauen will.
Wie letzte Woche gibt es keine Spielberichte, nur das Endergebnis: 2-1. Im Finale habe ich leider gegen ein monorotes Deck verloren, das mich in zwei Spielen mit Spire Barrage und Unstable Footing rausbrennen konnte. Aus den anderen zwei Matches bekommt ihr jedoch wenigstens zwei schöne Screenshots, die euch das Wochenende versüßen sollen. Letzterer hätte übrigens fast zum Selbstmord geführt, weil ich nicht „always yield to triggers“, oder wie auch immer das heißt, eingeschaltet hatte.