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Limited
Durchschnittsdraft #21
von Torben Thies
18.12.2009

Wir befinden uns immer noch am selben Abend, an dem ich meinen ersten Draft bestritten habe. Ich bin eigentlich total übermüdet und bräuchte nichts mehr als eine gehörige Portion Schlaf, klicke aber trotzdem mechanisch auf den Startbutton für eine neue Runde.


Der Grund ist einfach: Das Format fasziniert mich und macht mir viel mehr Spaß als Shards of Alara. Der einzige Aspekt, der mich wirklich stört, ist, dass es keinen vernünftigen Carddraw gibt. Kontrollstrategien an sich hingegen scheinen gut machbar, sie müssen sich nur mehr als sonst der Schnelligkeit des Formats unterwerfen und können nicht einfach eine Menge Removal und ein paar Klobos zusammenschmeißen, wie es sonst der Fall war. Ein paar Karten, die lediglich dem Abhalten des frühen Drucks dienen, aber im Late Game so gut wie tot sind, muss man sich hier durchaus leisten, um überhaupt dieses ominöse Late Game (für mich in Zendikar: stabile Situation in der fünften Runde) zu erreichen.

Aber ich schweife ab. Der Punkt ist, dass ich den dritten Draft an diesem Abend nicht mehr hätte starten sollen. Ich habe mich mental einigermaßen fit gefühlt, letztendlich aber eine grottenschlechte Performance abgeliefert. Trotzdem wollte ich euch das Ergebnis nicht vorenthalten, weil der Weg dorthin einige aufschlussreiche Momente bietet, viel Diskussionspotenzial besteht und dazu noch ein paar gute Lacher auf meine Kosten drinstecken.

Booster 1, Pick 1:





Hier habe ich es mit einem Einstieg zu tun, den ich wirklich interessant finde. Jede Farbe (bis auf Weiß) hat eine gute Karte zu bieten, aber keine sticht wirklich heraus. Vampire Lacerator schließe ich gleich aus, weil er mich von Anfang an auf die Aggroschiene drückt, was ich eigentlich so früh noch vermeiden möchte. Mit Harrow habe ich noch keine Erfahrungen, schätze es aber nur in Landfall-orientierten Strategien als wirklich gut ein. Was bleibt, ist die Wahl zwischen der besten blauen Common und einer der besten roten Commons. Eigentlich ist nichts gegen den Fackelwerfer zu sagen, und wenn ich (wie viele) eine Präferenz für Rot entwickelt hätte, würde ich sofort zugreifen. Meine Entscheidung beeinflusst aber ein anderer Umstand: Blau scheint mir öfter unterdraftet zu sein als andere, ohne für mich deutlich schwächer als die anderen Farben zu sein, wie es andere gern behaupten. Ich greife also zu Umara Raptor.

Booster 1, Pick 2:





Auch dieses Exemplar hat einige gute Karten zu bieten, verweigert mir aber ein herausragendes Stück virtueller Pappe. Im Nachhinein bin ich mir immer noch darüber einig, dass die Farblosigkeit von Hedron Scrabbler hier nicht das Surfen rechtfertigte. Was ich aber absolut nicht verstehe, ist, warum ich Turntimber Basilisk gepickt habe. Es gibt so viele Argumente gegen den vierbeinigen Gorgonen und für Kor Sanctifiers, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Schlechterer Body? Check. Doppelfarbige Kosten? Check. Von mehr Removal betroffen? Check. Schlechteres Signal? Check. Nehme ich hingegen Kor Sanctifiers, habe ich meinem linken Nachbarn bisher genau null spielbare weiße Karten geschoben. Ginge es denn idealer? Die nächsten Umfrageentscheidungen solltet ihr aber trotzdem auf der Basis des grünen Picks beziehungsweise meiner bisherigen Entscheidungen treffen.

Booster 1, Pick 3:





Torch Slinger, Geyser Glider, Goblin Shortcutter wäre natürlich auch ein schöner Einstieg, aber was bringt es, der Vergangenheit hinterherzutrauern, wenn noch so viele Fehler vor einem liegen. Gleich vorweg: Mein Pick hier waren Vines of Vastwood. Meine jetzige Tendenz geht hingegen eher in Richtung Paralyzing Grasp, das ein solideres Removal ist, als es den Anschein hat. Auf jeden Fall ist es eine vernünftigere Entscheidung, als jetzt schon die kreaturenbasierte Karte zu nehmen, wenn ich noch gar keine Ahnung habe, wie mein Deck aussieht. Hier würde ich auch gern Herrn Pischners (ich nenne ihn immer so, weil ich Respekt vor alten Leuten habe) Meinung hören, dessen Ansicht vom Format sich ja bekanntlich so aggrobetont wie bei keinem anderen gestaltet.

Booster 1, Pick 4:





Rot scheint offen zu sein, aber das ignoriere ich weiterhin und fahre tiefer in den blau-grünen Sumpf. Grazing Gladehart ist eine wirklich solide Karte, aber schon nach Pick 4 kann ich nun davon ausgehen, dass ich mein Deck irgendwie auf Landfall und seltsamen Klobos aufbauen muss, um erfolgreich zu sein. Grüne Decks scheinen mir einfach mehr auf speziellen Karten zu basieren als die anderer Farben.

Booster 1, Pick 5:





Ich wage es ja kaum zuzugeben, aber ich habe hier weder Greenweaver Druid noch Gomazoa genommen. Ich bin auch nicht in meinen Überlegungen darauf eingegangen, dass Weiß ja ganz schön offen zu sein scheint. Stattdessen picke ich Adventuring Gear. Häh?

Booster 1, Pick 6:





Auch diese Entscheidung wird Opfer meiner eigenen Inkonsequenz. Würde ich die meiner Ansicht nach richtige Entscheidung treffen – nämlich Grazing Gladehart, stünde ich mit einer einzigen blauen Karte und einer Menge Landfall-Krams ziemlich gut da. Den Umständen entsprechend, meine ich. Es wäre kein Problem für mich, den firstgepickten Raptor links liegenzulassen und Grün einer anderen Zweitfarbe zuzuführen. Ein zweiter Umara Raptor hingegen bietet mir keine anderen Alternativen zu einem seltsamen blau-grünen Deck.

Booster 1, Pick 7:





Auch hier wäre meine Entscheidung im Nachhinein anders ausgefallen, nämlich auf Graypelt Refuge. Ich habe schon gesehen, dass sich durchaus nebenbei eine Karte wie Journey to Nowhere aufsammeln lässt, wieso also nicht daraus Profit schlagen? Auf Kosten eines Kraken Hatchling ginge das eigentlich immer.

Booster 1, Pick 8:




In einem absolut leeren Booster traue ich mich das auch und nehme Sejiri Refuge.

Booster 1, Pick 9:

Dass hier nichts Brauchbares tablen würde, war mir bewusst.

Booster 1, Pick 10:

Wenn er den Weg ins Deck findet, wird es sich wohl eher um einen Filler handeln.

Booster 1, Pick 11:

Ich sollte mir abgewöhnen, auf Biegen und Brechen einen prägnanten Satz zu jedem Pick finden zu wollen.

Booster 1, Pick 12:

Denn manche Entscheidungen kann man auch mal unkommentiert lassen.

Booster 1, Pick 13:

Man muss zum Beispiel kein einziges Wort dazu verlieren, dass Crypt Ripper einer der letzten Picks ist.

Booster 1, Pick 14:

Drei Mana, um ein Land zu suchen, sind wohl selbst fürs Landfalldeck zu viel.

Booster 1, Pick 15:

Meine bisherigen Picks zusammengefasst:

Abgesehen davon, dass ich einige hanebüchene Entscheidungen getroffen habe, ließe sich trotzdem noch ein einigermaßen brauchbares Deck zusammenzimmern, wenn ich a) die richtigen Karten bekomme und b) das auch erkenne.

Booster 2, Pick 1:




Die Booster, die ich öffne sind diesmal nicht unbedingt die bombigen. Nichtsdestotrotz freue ich mich über Windrider Eel und hoffe, das Beste aus Landfall machen zu können.

Booster 2, Pick 2:





Nur um das klarzustellen: Misty Rainforest war kein Moneypick, sondern ein Versuch, mehr Landfalltrigger ins Deck zu quetschen. Aber trotzdem hätte es wohl River Boa als dringend benötigte frühe Kreatur sein müssen.

Booster 2, Pick 3:




Eigentlich nicht das, was ich als dritten Pick haben will, bietet Soaring Seacliff zumindest die Möglichkeit einen etwaigen grünen Fatty in die Luft zu befördern.

Booster 2, Pick 4:





Mein Pick: Whiplash Trap. Eigentlich hätte ich aber lieber die Kreatur in Form von Territorial Baloth gehabt, aber irgendwie verzocke ich in diesem Draft alles.

Booster 2, Pick 5:




Das ist doch wenigstens mal eine Entscheidung, bei der ich nichts falsch machen kann und zu einem guten Ergebnis komme. Merfolk Seastalkers sind das Rumdumsorglospaket eines jeden Kontrolldecks. Okay, ich hätte doch etwas falsch machen und Khalni Heart Expedition nehmen können.

Booster 2, Pick 6:




Verzeiht mir die wenigen Abstimmungen, aber wie ihr seht, seht ihr nichts. Die Schlüsselkarten des Decks wandern einfach so ohne mein Zutun auf meinen Stapel. Sollte ich also doch noch eine einigermaßen vertretbare Kurve vorweisen können, ist das pures Glück. Glück in Form von Nissa's Chosen.

Booster 2, Pick 7:




Auch zum zweiten Auserwählten finden sich nicht viele Alternativen. Das Glück ist mit den Schläfrigen.

Booster 2, Pick 8:





Ich habe mich für Kraken Hatchling entschieden, bin mir aber bewusst, dass er sich ziemlich mit Nissa's Chosen beißt. Zu früher Defensive kann ich aber dennoch kaum nein sagen.

Booster 2, Pick 9:

Booster 2, Pick 10:

Frontier Guide würde ich gern einmal ausprobieren, sollte es der Platz im Deck zulassen.

Booster 2, Pick 11:

Booster 2, Pick 12:

Booster 2, Pick 13:

Hurra, eine Landfallkreatur!

Booster 2, Pick 14:

Booster 2, Pick 15:

Booster 3, Pick 1:





Ein zusätzlicher Windrider Eel verschafft meinem Deck jetzt einen wirklichen Plan und die Fähigkeit, vielleicht sogar Kurve zu legen und im besten Fall Druck zu erschaffen. Oran-Rief Recluse hingegen gäbe mir Defensive zu einem Zeitpunkt, wo ich schon aus der Defensive heraus sein möchte.

Booster 3, Pick 2:





Hier greife ich zu Baloth Woodcrasher, dem Posterboy aller Landfallkreaturen. Kann ich ihn einmal gepumpt in die rote Zone bringen, sieht es wahrscheinlich sehr gut für mich aus. Schade, dass ich den Loremaster nicht groß nutzen kann, der hatte mir im letzten Draft sehr gut gefallen.

Booster 3, Pick 3:




Shepherd of the Lost macht mir noch einmal klar, wie gut ein weißes Deck hätte aussehen können. Gigantiform macht aber auch keine so schlechte Figur und hat den Vorteil, nicht die Fähigkeiten zu beeinflussen. Gigantiform auf einem Windrider Eel bedeutet meist, mit einem 10/10-Flieger anzugreifen.

Booster 3, Pick 4:





Gar keine Frage für mich, eventuell eine Überlegung für euch: Merfolk Seastalkers oder Timbermaw Larva?

Booster 3, Pick 5:




Dass ich jetzt aufgrund mangelnder Alternativen alles richtig machen kann, macht meine Entscheidungen am Anfang des Drafts nicht besser. Dann muss es eben der dritte Windrider Eel richten.

Booster 3, Pick 6:




Kommt euch das auch so vor, als hätte ich ein Deck mit 22 Kor Sanctifiers spielen können? Und ist es nicht verdächtig, wenn man schon beim sechsten Pick nur noch solche Kommentarsätzchen schreiben kann?

Booster 3, Pick 7:




Caller of Gales halte ich bei meiner geringen Anzahl an nicht-fliegenden Finishern unnötig, Timbermaw Larva hingegen könnte es vielleicht ins Deck schaffen, muss sich aber gegen drei Aale behaupten.

Booster 3, Pick 8:




Das Slow-Motion-Removal in Form von Paralyzing Grasp beschließt dann den unbekannten Teil der Booster.

Booster 3, Pick 9:

Dadurch, dass ich schon früh ein Adventuring Gear gepickt habe, kann ich mir jetzt den Luxus einer Spinne leisten und muss nicht auf Savage Silhouette zurückgreifen, die eh schlechter ist.

Booster 3, Pick 10:

Dieses kleine Artefakt könnte in meinem Deck sehr nützlich werden und wird mir hoffentlich viele unverdiente Siege einbringen.

Booster 3, Pick 11:

Booster 3, Pick 12:

Booster 3, Pick 13:

Booster 3, Pick 14:

Booster 3, Pick 15:

Dieses Deck habe ich dann aus den Puzzleteilen gebastelt:


1 Kraken Hatchling
1 Hedron Scrabbler
1 Frontier Guide
2 Nissa's Chosen
1 Oran-Rief Recluse
1 Grazing Gladehart
1 Turntimber Basilisk
2 Umara Raptor
2 Merfolk Seastalkers
3 Windrider Eel
1 Baloth Woodcrasher

1 Vines of Vastwood
1 Adventuring Gear
1 Explorer's Scope
1 Paralyzing Grasp
1 Whiplash Trap
1 Gigantiform

9 Forest
8 Island
1 Misty Rainforest

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Zwei Kraken Hatchling wollte ich mir zusammen mit Nissa's Chosen nicht antun, aber eins musste wohl oder übel sein, um überleben zu können. Ansonsten gibt es zu dem Deck nicht viel zu sagen, außer dass es einmal alles gemacht hat und zweimal versagt hat (im selben Match wohlgemerkt). Die Bilanz also: 0-1, setzen, sechs. Wenigstens hat das Spiel, das ich gewonnen habe, lustig ausgeschaut. Mein Board: Windrider Eel und Kraken Hatchling mit Explorer's Scope. Er: ausgetappt. Ich lege Land, Gigantiform auf das Krakenküken, decke (natürlich) mit dem Fernglas ein weiteres Land auf und komme so exakt auf die 14 Leben, die mein Gegner eben noch sein Eigen genannt hat.


Nächste Woche ist Weihnachten, da gibt es leider keinen Draft, aber eventuell könnt ihr ja noch mit einem anderen Geschenk von mir rechnen. Habt eine besinnliche und verfressene Zeit!




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