miraclegames.de

Eine Disqualifikation
von Florian Koch

Gegen Ende der ersten Runde gab es heute Morgen einen lauten Knall. Das ist nicht metaphorisch gemeint, es gab tatsächlich einen Knall, auf den eine ebenso deutlich wahrnehmbare Stille folgte. Was ist passiert? Ein Spieler hat sich so verhalten, dass die Judges sich anschließend gezwungen sahen, ihn zu disqualifizieren. Wie so ziemlich jeder DQ war auch dieser vermeidbar, für den Spieler höchst unerfreulich und die Judges sind typischerweise weniger heiß auf DQ-Investiagtions, als der ein oder andere Spieler vermutet.

Der Knall jedenfalls wurde verursacht durch einen heftigen Tritt gegen eine Tür. Warum tut ein Spieler so etwas? Frust natürlich. Gestern lief es nicht und heute auch schon wieder die erste Runde verloren, wobei der Gegner vermeintlich auch noch nicht einmal über außergewöhnliche Spielfähigkeiten verfügte. Es kann wohl jeder nachvollziehen, was in dem Spieler vorging, und wenigstens hat der Spieler nur die Tür und nicht jemand anders getreten, aber letztlich bleibt, dass der Spieler das Eigentum anderer und im schlimmsten Fall – wenn die Tür jemandem ins Gesicht fliegt – sogar die Gesundheit anderer gefährdet und das wird nicht toleriert, ist einfach nicht tolerierbar. Schließlich wollen ungefähr 200 andere Menschen sicher und mit Spaß ihrem Hobby nachgehen. Der Infraction Procedure Guide lässt den Judges hier auch keine andere Wahl: "A player acts in a threatening way towards others or their property" ist die Definition von Unsporting Conduct—Aggressive Behavior, das immer einen DQ nach sich zieht.

Da der Spieler sehr einsichtig war, was seinen Fehltritt anbelangt, hat der TO dann davon abgesehen, sein Hausrecht auszuüben und dem Spieler Hausverbot zu erteilen, sodass er für alle weiteren Veranstaltungen als Spieler genauso willkommen ist wie alle anderen auch. Was mich dann noch interessierte war, warum die Judges überhaupt beschlossen haben, dass dieses Vergehen in ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Die Tür der Site ist nicht unbedingt direkt dem Magic-Turnier zuzuordnen und man hätte sich ja vielleicht auch darauf zurückziehen können, dass die Judges ausschließlich für das Turnier selbst zuständig sind und alles darüber hinaus in die Zuständigkeit des TO fällt. Der Headjudge erklärte mir, dass er die Grenze seiner Zuständigkeit in den Grenzen der Site sieht. Wenn der Spieler auf der Straße seinen Frust auslässt, kann der TO immer noch beschließen, dass er auf "seiner" Site nicht willkommen ist, aber damit haben die Judges dann eben nichts mehr zu tun. Schließlich bleibt noch einmal festzuhalten, dass dieser DQ – wie das eigentlich immer so ist – durch die Umstände zwingend notwendig geworden war, aber eigentlich leicht zu vermeiden gewesen wäre.


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite