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Brechreiz
von Tobias Henke
22.03.2010

Ein kleiner Wettkampf zum Einstieg: Wer kann am schnellsten 30 verschiedene Spiele aufzählen...?

Auf die Plätze... fertig...

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Break Fast, Die Young


„to break a format“ – Das ist zwar ein Ausdruck, der immer mehr in Vergessenheit zu geraten droht, aber ganz dort angekommen ist er sicher noch nicht. Vermutlich hat ihn jeder, der dies hier liest, schon einmal gehört. Allerdings dürfte den Wenigsten die tiefere Bedeutung bewusst geworden sein, zumal in der fremdsprachlichen Fassung. Denn diese Formulierung beschreibt auf wunderbare Weise die Essenz von professionellem Deckbau und Testen, ja, von ernsthaftem Turnier-Magic überhaupt. Das Format zu brechen, ist nicht weniger als der Sinn des Spiels.

Und „brechen“ ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen. Die Aufgabenstellung sieht ausdrücklich vor, dass das Format hinterher „broken“ ist – kaputtgeschlagen, zerstört, zerdeppert, vernichtet, tot. Die Konstruktion eines formatbrechenden Decks ist ein destruktiver Prozess, so widersinnig das auch klingt.

Zunächst einmal ist ein neues Format, nach einer Rotation oder nach dem Erscheinen eines neuen Sets, ein Mysterium. Ungeahnte Weiten voll unverwirklichter Möglichkeiten, die es zu erkunden gilt. Ein Rätsel, das zu enträtseln ist, eine Welt, die vermessen werden will. Der Weg, der jetzt vor einem liegt, mag steinig sein, aber vor allem anderen ist der Weg natürlich das Ziel! Die Erforschung des Möglichen, das Aussortieren des Unsinnigen und schließlich die Suche nach dem Optimum; all das ist spannend und spaßig, aufregend und unterhaltsam.

Am Ende der Reise hingegen steht... nun, in den seltensten Fällen findet man am Ende des Regenbogens tatsächlich ein dominantes Deck, und wenn doch, wurde derartige Dominanz in der Geschichte meist mit einer außerplanmäßigen Rotation (a.k.a. Bannings) belohnt. Im Idealfall stößt man auf ein stabiles Stein-Schere-Papier-Metagame, oder ein Stein-Schere-Papier-Eidechse-Spock-Metagame. (Ihr wisst schon: Scissors cuts Paper covers Rock crushes Lizard poisons Spock smashes Scissors decapitates Lizard eats Paper disproves Spock vaporizes Rock crushes Scissors.) Dadurch, dass heutzutage so viel mehr relevante Karten in den Sets enthalten sind als früher, kommt nicht einmal das noch wirklich oft zustande, aber trotzdem: Irgendwann ist das Format hinreichend erschlossen, die Optionen sind ausgereizt und der Raum für Innovation erschöpft. Ist das Puzzle einmal gelöst, stellt sich ganz schnell Langeweile ein. Dann ist das Format erledigt...

...und weicht einem neuen! Alle drei Monate erscheint ein neues Set und erschafft eine neue Welt, und wenn das nicht mehr reicht, weil sich zu viel alte Welt angesammelt hat, dann gibt's halt eine Rotation. Das ist der Lebenszyklus eines jeden Constructed-Formats von rätselhaft zu enträtselt, und Letzteres ist naturgemäß sein Tod. Dieses Ableben zu beschleunigen, darum läuft ein ständiges Wettrennen, auf jeder Pro Tour, jedem Grand Prix ebenso wie in kleinerem Maßstab bei unzähligen weiteren Turnieren. Wer es schafft, am meisten von der Magie des Unbekannten zu zerstören, gewinnt.

Das gilt übrigens keineswegs exklusiv für Magic. Wenn man etwas kompetitiv spielt, geht es immer darum, das Spiel an sich überflüssig zu machen. Als ich jünger war, habe ich einmal eine Zeit lang fast täglich Vier gewinnt gespielt. So lange, bis ich die perfekte Strategie gefunden hatte – und seitdem nie wieder. Andere Spiele verweigern sich offenbar einer abschließenden Lösung. So schreibt die Wikipedia beispielsweise zum Thema Schach:

„In der Spieltheorie wird Schach den endlichen Nullsummenspielen mit perfekter Information zugeordnet. Theoretisch könnte man also ermitteln, ob bei beiderseits perfektem Spiel Weiß oder Schwarz gewinnt oder die Partie remis enden muss. Nach heutigem Wissensstand erscheint es jedoch ausgeschlossen, dass diese Frage durch vollständige Berechnung des Suchbaums geklärt werden kann.“

Und ein Spiel ohne vollständige Information verläuft ohnehin mehr oder weniger chaotisch. Dennoch versucht man natürlich, Schach komplett durchzurechnen. Der Erfolg mag variieren, die Zielsetzung ist in jedem Fall dieselbe. Hier wie da geht es um nichts Geringeres als die absolute Vernichtung, um das Ende des Spiels, um seine endgültige Abschaffung.

Zurück zu Magic: Das alles gilt für Constructed-Magic und mit Abstrichen sogar für Limited. Während das eine lediglich ein Spiel ohne vollständige Information ist, handelt es sich bei dem anderen um ein Spiel mit aktiv verborgener Information. Limited steckt voller beweglicher Teile und jede Lösung ist bestenfalls temporär, abhängig von zahllosen Variablen und Zufällen und lässt sich, wenn überhaupt, nur in vagen Tendenzen angeben. Nichtsdestotrotz dürfte dasselbe Phänomen in unser aller Erfahrungshorizont auftauchen: Irgendwann weiß man zumindest, was meistens gut ist, was in der Regel die bessere Draftentscheidung darstellt oder auch welche Karten es am ehesten lohnt zu umspielen. Faustregeln wie „Rot-Schwarz in Zendikar-Sealed“ oder „The rule is: draft white, unless everyone knows the rule“ sind die eine Seite des Spektrums. Auf der anderen Seite stellen wir schlicht fest, dass jedes Draftformat, und sei es noch so abwechslungsreich, früher oder später langweilig wird. Nicht einmal unbedingt weil man einer perfekten Lösung besonders nahe gekommen wäre, geschweige denn: sie erreicht hätte, sondern weil man ihr eben so nahe gekommen ist, wie man ihr jemals kommen wird. Uninteressant wird ein Puzzle nicht erst durch seine Lösung – es reicht bereits, wenn man zu lange keine nennenswerten Fortschritte macht.

Alles Bisherige hat Gültigkeit für Limited genauso wie für Constructed. Hat es damit Gültigkeit für die Gesamtheit von Magic? Mitnichten und -neffen! Denn ein gut vernetztes globales Dorf leistet energischen Widerstand.

Unbreakable


Die Unterscheidung von Constructed- und Eternal-Formaten ist keine reine Wortklauberei. Es ist selbstverständlich auch Wortklauberei, aber nun einmal nicht ausschließlich. Ein fundamentaler Unterschied existiert tatsächlich.

Legacy verweigert sich seinem gesamten Wesen nach jedweder endgültigen Lösung. Zum einen ist der Kartenpool ganz simpel zu groß. Aus Größe folgt Unberechenbarkeit, und das buchstäblich. Wenn ich die Wikipedia richtig verstanden habe – und ich bin absolut offen dafür, dass ich das nicht habe –, dann ist Schach allein deshalb nicht durchzurechnen, weil die Anzahl möglicher Spielzüge einfach zu riesig ist. Wenn man so will, ist Legacy also das Schachspiel unter den Magic-Formaten.

Das darf man gerne als Kompliment werten. Ich werde allerdings keinen Hehl daraus machen, dass ich für meinen Teil Schach entsetzlich frustrierend finde und dass ich Vier gewinnt nicht etwa trotz, sondern wegen seines absehbaren unweigerlichen Endes ziemlich interessant fand. Und genauso geht es, bezogen auf Legacy, den meisten Magic-Pros. Durch die Bank fällt die Ablehnung dieses Formats dermaßen einstimmig und zum Teil lautstark aus, dagegen nahm sich die Abschaffung der fünften jährlichen Pro Tour wie ein laues Lüftchen im Wasserglas aus.

Das bedeutet nicht, zumindest nicht zwingend, dass Legacy schlechter oder weniger anspruchsvoll wäre; lediglich dass es anders ist. Die heutigen Pros sind ja in erster Linie aus einem einzigen Grund Pros. Und zwar wegen ihrer unglaublichen Hingabe an Magic, einer Hingabe, die sich nur darüber erklären lässt, dass ihnen das, was sie da spielen, furchtbar viel Spaß macht. Was sie da spielen, auf ihren exklusiven Premier-Events, ist allerdings fast ausnahmslos Limited und Constructed. Sie sind nicht zuletzt deshalb Pros, weil es ihnen gefällt, Formate zu brechen. Und nun geht man her und setzt diese Kreaturen fernab ihres natürlichen Lebensraums in einem Format aus, das sich jeglicher Berechnung und Brechung entzieht. Die Frustration ist nicht verwunderlich, sie ist vorprogrammiert!

Hinzu kommt, dass Legacy-Freunde überhaupt kein Interesse daran haben, ihr Format zu brechen. Wie sollten sie auch? Schließlich wäre es dann ja gebrochen. Hielte man eine hochdotierte Turnierserie unter Ausschluss der primären Legacy-Spielerschaft ab, wer weiß, was dabei herauskäme? Vielleicht gelänge es, die Fülle der Optionen auf eine handhabbare Menge herunterzubrechen, wahrscheinlich aber nicht. Solange es jedoch von persönlichen Petdecks, eigenwilligen Eigenbauten und merkwürdigen Metadecks nur so wimmelt, ist dieses Unterfangen erst recht hoffnungslos, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn nicht alle an einem Strang ziehen, oder wenigstens der Großteil, dann lässt sich kein Format systematisch ergründen. Wenn zwei Spieler Vier gewinnt entschlüsseln wollen, werden sie es schaffen. Will einer von beiden lediglich munter drauflosspielen, kann sich der andere noch so anstrengen; eine letztendliche Lösung bleibt ihm in jedem Fall versagt.

„Legacy spiele ich nur, wenn ich unbedingt muss“, verriet mir unlängst ein deutscher PT-Top-8-Veteran. Einer unserer Grand-Prix-Sieger bezeichnet es gerne als „Le-gay-si“. Ein anderer Pro meinte: „Ich will Magic spielen – nicht Legacy.“ Und beim Grand Prix Madrid verirrten sich ein paar Aussagen ähnlichen Tenors gar in die offizielle Berichterstattung, und glaubt mir, wenn die Wizards-Coverage auf eine bestimmte „narrative“ abzielte, dann gewiss nicht darauf, dass zwischen 1600 spielbegeisterten Spaniern und einer elitären Oberschicht aus Pros solch ein gewaltiger Graben klafft.

Dabei ist es keineswegs so, dass man nicht verstünde, was an Legacy toll sein soll. Ja klar, man kann spielen, worauf man Bock hat; man muss sich nicht ständig auf dem Laufenden halten, was aktuelle Neuentwicklungen und Metagame-Trends angeht; das eigene Lieblingsdeck übersteht die Jahre genauso wie Cher: ein paar Schönheitsoperationen hier und da, aber totzukriegen ist es einfach nicht. Selbst die Goblins, die vermutlich am allermeisten von ihrer ehemaligen Stärke aus den Anfangstagen des Formats eingebüßt haben, sind auch 2010 immer noch für einen 8-0-Start bei einem Grand Prix gut. Nein, all das versteht man sehr wohl. Nur – was bei den Legacy-Freunden als größte Stärke des Formats gilt, zählt bei seinen Gegnern als größter Schwachpunkt. Exakt dasselbe! Beliebigkeit entspricht nicht zwangsläufig Beliebtheit. Immerhin, es scheint ein gewisser Zusammenhang zu bestehen.

Ach ja, bevor jemand das Thema mit dem stumpfen Brotmesser anschneidet: Selbstverständlich formuliere ich hier überspitzt! Im Legacy existieren durchaus Sachzwänge und nicht alles ist machbar, bloß weil es gefällt. Sicher gibt es Tech und Fortschritt und ein Metagame. Legacy ist nicht völlig beliebig. Es ist lediglich, sagen wir, weit beliebiger als jedes andere (Turnier-) Format.

Weiterhin finden sich auch in der Legacy-Community ein paar Mutige, die allen Widrigkeiten zum Trotz versuchen, das Format systematisch zu ergründen. Eine verdammte Sisyphusarbeit ist das! Undankbar sondergleichen. Da haben Pascal Baatz und Arne Fricke gerade erst in unzähligen Artikeln einen Entwurf des Formats erarbeitet, jeder für sich, unabhängig voneinander und dennoch mit einer frappierenden Übereinstimmung, die eigentlich nur den Schluss zulässt, dass sie eine hervorragende Analyse abgeliefert haben, und dann? Dann gewinnt ausgerechnet Reanimator den Grand Prix, ein Deck, das bei keinem von beiden überhaupt ernsthaft zur Diskussion stand. Na, welch ein Schlamassel. Aber ist es ihre Schuld oder die Schuld des Formats? Nun, im Entscheidungsspiel des Madrid-Finales hatte Andreas Müller an relevanten Karten einzig und allein Thoughtseize und Daze ausgespielt, bevor sich sein Gegner großzügigerweise selbst umbrachte. Hat jetzt Reanimator das Turnier gewonnen oder vielmehr Ad Nauseam-Tendrils das Turnier verloren? Und war das irgendwie vorhersehbar...?

Eben.

Sollbruchstelle


Neulich fantasierte Andreas Pischner davon, „die Spaltung der Magic-Gemeinde zu kitten“. Doch die Spielerschaft ist nicht gespalten, sondern zersplittert! Man blickt nicht auf eine Front zwischen zwei verfeindeten Parteien, man steht vor einem Scherbenhaufen.

Früher war die Diskussion, ob Limited oder Constructed „besser“ sei, zum Beispiel ein echter Dauerbrenner. Schwer vorstellbar, verbünden sich beide Seiten heutzutage doch gegen Legacy. Legacy selbst wiederum verdankt seine Existenz unter anderem dem gewonnen Krieg gegen Vintage. Highlander hat dieser Tage bloß noch gelegentlich mit Separatisten zu tun, musste sich seine aktuelle Stabilität aber in der Vergangenheit hart erkämpfen. Durch jedes einzelne Format verläuft zudem eine Verwerfungslinie zwischen kompetitiv und „kreativ“ sowie in letzter Zeit zunehmend zwischen kompetitiv und Budget. Und deshalb existiert auch Pauper. Bei Casual ist man bislang noch nicht einmal angekommen und der Mehrspielermodus steuern dem Ganzen mindestens so viele Varianten bei wie alles Bisherige zusammen.

Es gibt tausend Arten, Magic zu spielen. Und richtig unüberschaubar wird es eigentlich erst, wenn man sich bewusst macht, dass sich daraus Millionen von Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Denn so gut wie niemand beschränkt sich ausschließlich auf eine Spielart. Magic ist nicht ein Spiel, und nie gewesen, sondern eine Vielzahl verschiedener Spiele.

Die folgende Unterhaltung habe ich in meinem Leben schon mindestens zweimal geführt, einmal als Kleiner und später dann als Großer.

Kleiner: Ich spiele Magic.
Großer: Was spielst du genau?
Kleiner: [verwirrt] Ja... Wie jetzt? Ich spiele Magic!
Großer: Nun, Draft, Standard, große Runde?
Kleiner: [kleinlaut] Magic...?
Großer: Spielst du Turniere oder nur mit deinen Freunden? Habt ihr eigene Decks? Richtet ihr euch nach irgendwelchen Formaten?
Kleiner: Oh. [Mund und Augen bleiben weit offen stehen – der Gesichtsausdruck einer Bowlingkugel.]

Herzlichen Glückwunsch, junger Planeswalker! Soeben hat sich der Funke entzündet, der dir erlaubt, fortan die unzähligen Welten des Multiversums zu bereisen.


Nein wirklich, die Vorstellung des Weltenwanderers auf Weltenwanderung ist so unglaublich treffend. Nicht nur, wie es offiziell gedacht ist, dass man von Alara über Dominaria nach Zendikar reist und demnächst mal wieder in Mirrodin haltmacht, und nicht nur als holprige Erklärung für den konstanten Zustrom neuer Karten; als Sinnbild der gewaltigen Vielfalt von Magic taugt das Multiversum gleich noch viel mehr!

Dass man sein eigenes Spielmaterial selbst zusammenstellt, ist die wesentliche Natur und das zentrale Erfolgsrezept des Sammelkarten-Genres. Daraus folgt zwangsläufig, dass man sich irgendwann nicht mehr nur aussucht, womit, sondern bis zu einem gewissen Grad auch, wogegen man spielt. Es ist völlig normal, ja, letztlich sogar zwingend, dass Magic-Spieler uneinig sind, wie man Magic spielt.

Let's agree to disagree.

Back to the Future

Andreas schrieb, „auf dem PT-Level wurde Legacy via Worlds bereits erfolgreich etabliert“. Aber das stimmt ja einfach nicht. Die Pro Tour liefert im Standard, Extended und selbst im Block jeweils die Decks to beat, die vorübergehende Krone der Schöpfung, sie steht im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, dient als zentrale Zwischenetappe auf dem Weg zur Entschlüsselung eines Formats. Die Worlds-Listen hingegen werden von der Legacy-Gemeinde weitestgehend ignoriert. Jede Top 8 aus Iserlohn trägt da mehr Gewicht.

Und womit? Mit Recht! Zum einen ist der Modus auf der Weltmeisterschaft, bei dem jedes Nationalteam einen Spieler im Legacy antreten lässt, denkbar ungeeignet, ordentliche Ergebnisse hervorzubringen. Zum anderen stehen drei andere Formate auf dem Programm, deren Erforschung nicht nur besser belohnt wird, sondern auch aussichtsreicher ist. Unter diesen Umständen verhalten sich selbst die Pros wie brave Legacy-Bürger und spielen mehr oder weniger, worauf sie Bock haben.

Machte man Ernst damit, Legacy auf der Pro Tour zu etablieren, stünde einem vielleicht genau die entgegengesetzte Entwicklung ins Haus. Ein extrem durchgetechtes, hochgezüchtetes Legacy-Metagame liefe Gefahr, den Kontakt zur Basis zu verlieren. Was nützt einem die Pro-Perspektive, wenn sich deren Ergebnisse nicht aufs heimische Turnier übertragen lassen? Schon in den anderen Formaten beobachtet man zuweilen den Effekt, dass ein Deck auf der Tour eine – mitunter buchstäblich – ausgezeichnete Wahl darstellt, während man bei einem Grand Prix besser gar nicht erst damit antritt, wenn man nicht wenigstens drei Byes hat. Im Legacy, so steht zu befürchten, dürfte dieser Effekt ungleich stärker ausfallen.

Bleibt die Überlegung zu einer Qualifier-Saison im Legacyformat. Keine gute Idee. Das Konzept der „Saison“ beruht nicht unwesentlich darauf, dass das Metagame in ihrem Verlauf eine Entwicklung durchmacht, an deren Ende das Format dann „abgehakt“ ist. Daran wiederum kann allerdings nun wirklich niemandem gelegen sein. Das Modell „Saison“ ist ein Schuh, der hier einfach nicht passt.

Überhaupt muss man einmal festhalten, dass es Legacy im Gefüge des Magic-Multiversums momentan ziemlich gut geht. Getragen vom gegenwärtigen Boom ist es allzu leicht, jetzt mehr Support von Wizards einzufordern. Das aber wäre in höchstem Maße kurzsichtig, ginge es doch notwendigerweise zulasten der anderen Formate. Magic benötigt in erster Linie ein gesundes Standardformat. Neue Karten zu produzieren, die im Eternal mithalten können, kann natürlich kurzfristige Umsatzerfolge erzielen, auf Dauer bezahlt man jedoch einen hohen Preis: Powercreep ist der einzige Ausweg, die zwangsläufige Folge.

Auf den Absatz neuer Sets hingegen kann auch Legacy nicht dauerhaft verzichten. Über Maß und Mittel lässt sich sicher streiten, aber ganz ohne wirtschaftliche Interessen geht es nun einmal nicht. Und die Gewinne, die am Sekundärmarkt dadurch erzielt werden, dass bestimmte Spekulationsobjekte lediglich von einer Hand zur anderen wandern, sind in jedem Fall zu gering.

Legacy als eine Spielart unter vielen ist ohne Zweifel eine Bereicherung. Legacy als De-facto-Standard ist gefährlich. Sonst mag sich bewahrheiten, was kürzlich irgendwo ein Kommentator schrieb:

Legacy wird garantiert als Letztes sterben – lange nachdem alles andere bereits tot ist.

Ich packe meinen Koffer...

...und nehme mit: Torben Thies. Wie er am Freitag bereits angekündigt hat, berichtet der Planet am kommenden Wochenende live vom Grand Prix in Brüssel. Riesengroß wird die Berichterstattung zwar nicht ausfallen, schließlich sind wir nur zu zweit, aber die eine oder andere Erfolgsstory insbesondere der deutschsprachigen Spieler wird es hier zu lesen geben. Das heißt... sofern ihr, liebe Leser, euch aufmacht, um die entsprechenden Erfolge beizusteuern.

Ach ja, Dank geht an www.miraclegames.de und Jens Kessels Spesenkonto dafür, die Coverage zu finanzieren. Falls ihr vor Ort seid, besucht einmal den Stand von JK-Entertainment, und falls nicht, dann klickt auf den Link!

Mein nächster regulärer Artikel folgt folglich in zwei Wochen. In der Zwischenzeit heißt es: Brüssel sehen und sterben, oder so. Bis dahin!




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