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Next Level Tokens
von Nico Bohny
23.06.2010

Einmal mehr dreht sich das Standardformat im Kreis, einmal mehr herrscht das Schere-Stein-Papier-Prinzip vor. Dass drei von vier der miestgespielten Decks blau/weiß mit oder ohne Grün für Tiere sind, macht das Ganze ebenso wenig spannend wie der vierte Kandidat im Rad, Jund. Zeit, mal wieder das Format zu brechen. Und wie kann man das irgendwie bewerkstelligen? Mit einer Prise Nostalgie und einer etwas größeren Portion Rare!

Letzte Woche beim PTQ ist mir das drittplazierte Deck besonders aufgefallen:


2 Khalni Garden
4 Raging Ravine
4 Rootbound Crag
8 Forest
5 Mountain

3 Hissing Iguanar
4 Birds of Paradise
4 Elvish Visionary
4 Bloodbraid Elf
4 Nest Invader

3 Chain Reaction
4 Goblin Assault
4 Awakening Zone
4 Beastmaster Ascension
3 Eldrazi Monument


Sideboard:

1 Chandra Nalaar
1 Relic of Progenitus
1 Caldera Hellion
2 Stone Idol Trap
1 Sarkhan Vol
2 Pithing Needle
2 Naturalize
3 Forked Bolt
2 Tuktuk the Explorer



Auf den ersten Blick ein echter Haufen, auf den zweiten Blick ein offensichtlich schlecht getechtes Sideboard, auf den etwa zehnten Blick... Das perfekte Verbrechen. Es gab mal eine Zeit, da wurden fleißiger Tokens gespielt als heute. Klar, da verstärkte man die eigene Armee noch richtig fair mit +1/+1-Effekten, von +5/+5 hat man noch nicht einmal gewagt zu träumen. Und dennoch, langsam bringen uns Wizards phasenweise die Kernstücke des Tokendecks wieder zusammen – eine Art Bitterblossom (Awakening Zone), verschiedenste Anthems, gutes Spot-Removal, was man eben so braucht für das Deck.


Und einen Schritt (also einen Level) weiter gedacht ist ein Tokendeck genau das, was dem Standardformat momentan fehlt. Das Metagame rutscht immer mehr in Richtung des Dilemmas, Vengevine entweder selbst zu spielen oder Vengevine klug auszuschalten – oder beides. Was wiederum zur Tendenz führt, Massenzerstörung für Spot-Removal wie Path to Exile und bald wohl auch Condemn einzutauschen. Condem auf Token?! Hans was Heiri! Doch nehmen wir das RG-Deck einmal unter die Lupe. Oder besser gesagt: die Farbe Rot. Die mir im Übrigen überhaupt nicht gefällt in dem Deck und die ich gerne direkt durch Weiß ersetzen will. Warum? Seht selbst.

Hissing Iguanar: eine nette Spielerei mit den Tokens – Eldrazi wie auch Goblins. Er selbst ist als 3/1er auch nicht so der Killer. Sprich: Man will den Typen nur haben, wenn man einiges an Spielsteinen liegen hat, richtig? Eventuell mal als Mini-Wrath-Protetction. Nun ja, Letzteres bringt nicht alle Welt, da einem fünf Damage ins Gesicht als Trostpflaster für ein leeres Board oft nicht ausreichen. Und für Ersteres – da macht Overrun, Eldrazi Monument oder Ähnliches, was Tokens ausnutzt, unendlich viel mehr.

Chain Reaction: Will man tatsächlich das eigene Board in die Luft jagen, wenn man es so richtig schön voll packt? Dann wenigstens mit Day of Judgment, oder gleich viel besser und praktischer fürs Deck: Martial Coup.

Goblin Assault: Die Karte schmerzt, denn die gefällt mir an sich ganz gut. Elspeth macht aber Ähnliches und ist in manchen Matchups defensiv ganz wichtig. Zwar ist Defensive nicht das A und O des Decks, aber mal ein Vengevine abstellen oder eine gegnerische Else abschalten – gerne!

Bloodbraid Elf: Irgendwie nicht so mein bester Freund in Decks mit Managetier – im Naya konnte man wenigstens in Knight of Reliquary kaskadieren, aber im Tokendeck… Ranger of Eos macht in etwa dasselbe in diesem Deck.

Im Sideboard findet sich ebenfalls einiges an spaßigen roten Karten – vor allem den Tuktuk mag ich durchaus – ich bin aber davon überzeugt, dass man sich mit vier Kor Firewalker und den anderen weißen Anti-Karten ebenfalls etwas Hübsches basteln kann.


Doch nun nochmals überdenkt – was soll jetzt ins Deck und was nicht:

Removal: Finde ich enorm wichtig momentan, besonders gegen Eldrazi Conscription-Bant. Für Vengevine und Baneslayer Angel will man unbedingt Path to Exile haben, der außerdem mit Khalni Garden einen Instant-Rampant Growth ergibt. Des Weiteren will man wohl Oblivion Ring als Mädchen für alles, vor allem aber gegen Jace, the Mind Sculptor. Und da man so einen schönen Sweeper hat, der perfekt ins Thema passt, werden wir wohl auch auf Martial Coup zurückgreifen.

Token-Verwerter: Die Liste wird verdammt lang, da die Möglichkeiten hier unendlich breit gestreut sind. Eldrazi Monument und Beastmaster Ascension decken aber bereits einen Großteil des Tagesbedarfs, da sie einfach die unfairsten sind, mit Overrun an nächster Stelle. Captain of the Watch, Ajani Goldmane, Marshal's Anthem, Honor the Pure und Co. in Ehren, und auch mit Sachen wie Eldrazi, Mycoloth und Skullmulcher im Hinterkopf – ich glaube, mit den beiden oben Genannten cruist man am effizientesten zum Sieg.

Token-Produzenten: Neben Martial Coup sind meiner Meinung nach Elspeth, Knight-Errant, Awakening Zone und Conqueror's Pledge unerlässlich. Nest Invader und Elvish Visionary machen mir zu wenig, da würde ich eher noch den Predator of Kozilek oder dergleichen bevorzugen. Garruk Wildspeaker würde mit seiner Token-Ability und dem Overrun-Effekt ebenfalls ganz gut passen, stößt aber auf einen ohnehin schon überladenen 4er-Slot. Emeria Angel kann ohne Knight of Remiquary ebenfalls zu wenig. Nomads' Assembly, die auch einiges an Spielsteinen liefert, gefällt mir nicht sonderlich, weil sie ohne andere Tokens nix macht und sie mit Tokens – ähnlich wie Hissing Iguanar – anderen Verwertungsmöglichkeiten unterlegen ist.

Probieren wir's doch mal mit einer konkreten Liste:

Next Level Tokens

3 Khalni Garden
4 Stirring Wildwood
4 Sunpetal Grove
8 Forest
4 Plains

4 Ranger of Eos
4 Birds of Paradise
2 Noble Hierarch
1 Scute Mob

4 Elspeth, Knight-Errant
4 Awakening Zone
4 Conqueror's Pledge

3 Path to Exile
2 Oblivion Ring
3 Martial Coup


2 Beastmaster Ascension
3 Eldrazi Monument
1 Overrun


Sideboard:

3 Kor Firewalker
4 Baneslayer Angel
3 Dauntless Escort
2 Pithing Needle
2 Linvala, Keeper of Silence
1 Overrun




Die Grundüberlegungen gegen die Großen Vier:


Jund: Im ersten Spiel wird man hoffentlich die Maelstrom Pulse überladen können – Non-Creature-Threats dürfte man genügend haben. Mit Ranger of Eos sollte man auch mehr oder weniger schlau um das Blightning navigieren können. Nach dem ersten Spiel wird der Jund-Mann einiges an Removal cutten für Duress und Ähnliches, also kann man getrost Removal cutten für Baneslayer Angel, um den Pulse noch etwas mehr zu überreizen.

Next Level Bant: Vengevine müsste man mit den Tokens gut im Griff haben. Die frühen Planeswalker kann man entweder mit Elspeth, Knight-Errant oder Oblivion Ring bekämpfen – zur Not auch mal mit Eldrazi Monument. Und der Rest vom Deck macht ja glücklicherweise nicht viel. Nach dem Boarden werden wohl wieder die Baneslayer Angel gegen die rausgeboardeten Path to Exile brillieren – Pithing Needle sollte man gegen Jace und Gideon Jura reingeben.

Mythic Bant: Spiel 1 wird sicher der unfaire Kampf gegen Knight of the Reliquary und die schnellen Sovereigns of Lost Alara. Da ist die Devise wohl einfach: der Schnellere sein. Spiel 2: der übliche Tierchenplan mit den Engeln.

U/W-Control: Die Tatsache, dass Mind Spring und Martial Coup langsam von der Bildfläche verschwinden, hilft ungemein. Hier wird es einmal mehr zum Frage-Antwort-Spiel kommen, welches man in der Theorie eigentlich gewinnen sollte, da man schlicht bessere Fragen stellt (Eldrazi Monument, Elspeth, Knight-Errant, Beastmaster Ascension, Conqueror's Pledge) als er (Baneslayer Angel, Jace, the Mind Sculptor, Elspeth). Bessere Fragen im Sinne von: Sie gewinnen das Spiel sofort, wenn sie nicht beantwortet werden. Path to Exile wird einmal mehr stranden. Counter könnten etwas mühsam werden. Schwer einzuschätzendes Matchup.

Somit stünde der erste Entwurf. Mir ist klar, dass sich das Deck nicht sofort bewähren wird, aber man wird daran arbeiten können. Also ab zur Feuertaufe: 8-Players-Queue Standard auf Magic Online.

Meine erste Hand: Zwei Forest, Birds of Paradise, Hierarch, Ranger of Eos, O-Ring, Coup – passt.

Mein Gegner: Jund. Er entsorgt den Hierarchen mit Lightning Bolt, zwei Birds rampen mich aber wacker in Ranger of Eos und los geht der Spaß. Monument folgt, während der Gegner Thrinax und Bloodbraid Elf into Terminate (Zonk) macht. Ich ziehe natürlich nach wie ein Halbgott und das Spiel ist schnell vorüber.


Ich boarde das gesamte Spot-Removal und Beastmaster Ascension raus, rein kommen Kor Firewalker (on the Draw), Baneslayer und das Overrun.

Hand Numero Due: Plains, Sunpetal Grove, Noble Hierarch, Ranger, Zone und zwei Monumente. Elegant.

Ich rippe den Wald (obv.) und zocke die Dame im Ersten. Er macht den Egel, ich die Zone. Meine Dame wird via Doom Blade entsorgt, die fette Else samt Lustknaben-Token ersetzt die Frauenpower. Maelstrom Pulse umsorgt die Else, Ranger of Eos verschafft Nachschub, doch die Siege-Gang rückt mir auf die Pelle. Damit nicht genug, Bituminous Blast into Bloodbraid Elf into Doom Blade nimmt mir meinen Wind ziemlich gehörig aus den Segeln. Zu viel des Guten. Nächstes Spiel.


Da er mir zusätzliches Spot-Removal gezeigt hat, nehme ich Firewalker und Engel wieder heraus für die Ascensions und ein paar Pfade, um mich selbst zu rampen.

Meine Hand für Spiel 3: Stirring Wildwood, Forest, Grove, Else, Ascenion, Overrun, Coup. Interessant.

Mein Draw ist etwas langsam – Ascension im dritten und Else im vierten kann gegen seinen Leech und Elf into Thrinax nicht wirklich mithalten. Ranger holt sich das nötige Managetier, um via Coup abzugehen, der Thrinax tauscht mit Ranger, Coup räumt auf, und die Ascension tötet ihn. Er freut sich natürlich wie ein Honigkuchenpferd und verabschiedet sich freundlich mit: „how lucky, have fun losing round 2, can't believe how unreal you draw...“ Ein aufgestellter Bursche.


Was haben wir gelernt? Martial Coup kann unendlich viel – vielleicht einen vierten? Der Baneslayer Angel-Sideboard-Plan geht nur auf, wenn der Gegner mitspielt – vielleicht Sideboardslots sinnvoller verwenden. 1-Drops sind verdammt wichtig – vielleicht auf acht Stück aufstocken. Siege-Gang Commander ist ein Problem; der wär irgendwie im Tokendeck auch richtig gut. Warum der andere Typ den wohl nicht gezockt hat…?

Warten auf den Zweitrunden-Gegner, währenddessen einen kurzen Abstecher ins Tal der Schlangen gewagt und – zack! – das Vipernamulett ergaunert. Das bringt wieder Licht nach Lut Gholein.

Runde 2 startet mit einem verlorenen Würfelwurf. Auch das kann mal passieren. Nochmals Jund. Mein Bird wird mit Lightning Bolt ermordet, mein Hierarch ebenfalls. Auch mein Versuch, mir mit einem Path to Exile noch ein Land zu suchen, wird via Bolt vereitelt. Bloodbraid Elf und Thrinax zeigen mir, wie man schnell aus dem Nichts Druck aufbaut, und da mich mein Draw nicht mit weiteren Ländern versorgt, endet das Spiel an diesem Punkt.


Ich boarde erneut Baneslayer für Removal und hoffe, dass mich diesmal weniger Spot-Removal erwartet.

Das zweite Spiel entwickelt sich gut. Awakening Zone und Elspeth versorgen mich mit Tokens und Mana, während auf meiner Hand Overrun und Martial Coup lauern. Er hat zwar Bloodbraid Nummer 2, gefolgt von Sarkhan the Mad, aber gegen Coup und Overrun ist er machtlos.


Für Spiel 3 entscheide ich mich für drei Kor Firewalker anstelle von Beastmaster Ascension und einem Conqueror's Pledge.

Duress und Cunning Sparkmage setzen mir etwas zu, aber ich erhoffe mir Hilfe von meinem Baneslayer Angel. Leider lässt mich mein Deck hier im Stich und verweigert mir den Dienst, weitere Länder zu ziehen. Dem Anschein nach wäre mein Baneslayer-Plan diesmal aufgegangen, aber eben nicht mit nur vier Ländern.


So, fertig für heute. Mein Fazit: Das Deck macht doll Spaß, kann aber noch um Längen verbessert werden. Doch das muss warten. Jetzt gibt's erst mal drei Wochen Urlaub in Malaysia, das heißt wieder Pause mit Artikeln, und dann geht's weiter mit Testing für Nationals und höchstwahrscheinlich auch mit diesem Deck hier. Bis dahin, gehabt euch wohl und genießt das GW-Tokendeck, solange es noch Rogue ist, sprich: so lange, bis es die eidgenössischen Meisterschaften rockt und wieder zu einem Tier1-Deck wird.




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