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Standard
Something Borrowed, Something New
von Nico Bohny
20.10.2010

Letzten Donnerstag war es endlich und tatsächlich so weit – auch die Magic Online-Spieler wurden ins gelobte Land geführt, weg von Unterdrückung, Not und Elend, weg vom alten Standardformat, das uns alle zum Rückwärtsessen verleitet hat.

Wie letzte Woche schon angetönt war ich Feuer und Flamme fürs neue Format. Was nicht bedeutet, dass ich auf rote Decks umgestiegen wäre, sondern dass ich begeistert war, endlich mal wieder Traps und dicke Fetzen auszupacken und mir eine gute Runde neues Standard zu gönnen.

Folgende Liste habe ich in den Kampf geführt:


3 Khalni Garden
11 Forest
4 Glimmerpost
4 Eldrazi Temple
2 Tectonic Edge
1 Eye of Ugin

4 Joraga Treespeaker
4 Overgrown Battlement
4 Nest Invader
4 Primeval Titan
3 Obstinate Baloth
3 Ulamog, the Infinite Gyre
2 Wurmcoil Engine
1 Emrakul, the Aeons Torn
1 Kozilek, Butcher of Truth


2 Explore
3 Garruk Wildspeaker
4 Summoning Trap

Sideboard:

3 Oracle of Mul Daya
1 Obstinate Baloth
2 All Is Dust
4 Fog
3 Tajuru Preserver
2 Eye of Ugin


An die acht Runden Standard habe ich gespielt, alle davon in den unkomplizierten 2-Man-Queues, sechs davon konnte ich trocken nach Hause bringen. Das Deck spielte sich wirklich gut und bei Weitem nicht so anspruchslos, wie man aufs Erste denken könnte. Gespielt habe ich vor allem gegen Monorot, Ramp und UW-Kontrolle. Nach so ein paar Runden kann man schon prima die ersten Fazite ziehen:


Glimmerpost: Eine riesige Bereicherung im roten Matchup, wogegen ich im Übrigen kein einziges Spiel (von sechs) verloren habe.

Garruk Wildspeaker: Im Mirror und gegen Kontrolle eine Wucht, und selbst gegen rote Decks, welche mittlerweile sogar des Öfteren auf Searing Blaze verzichten, eine nette Handbremse.

Nest Invader: Macht unendlich viel in sämtlichen Aggromatchups. Gegen UW oder Ramp greift er immerhin im frühen Spiel die Planeswalker an.

Fog: Primär gegen Kiln Fiend-Decks, sekundär gegen Mark of Mutiny. Wie gut ist ein Timewalk für ein Mana gegen sämtliche roten Decks bitte sehr?!

Tajuru Preserver: Da die eigene Manabase gegen All Is Dust doch etwas fragil sein kann und da das Mirror oft vom ersten angreifenden Eldrazi entschieden wird, kann ich mir wenig Besseres vorstellen als diesen Junior hier. Die beste Antwort ist meist Ulamog, nur sehr selten wird Ratchet Bomb in diesem Matchup eingeboardet.

Kozilek: Irgendwie immer noch der schlechteste der drei Brüder, was man im ersten Moment irgendwie gar nicht so richtig glauben kann. Die Unzerstörbarkeit von Ulamog ist wichtiger, als man denkt.

Eye of Ugin: Der Plan, gegen UW einfach auf ein aktives Auge zu warten, ist totaler Blödsinn. Ich habe wohl zu viel Kontrollmatchups auf dem Buckel seit meinem letzten Chuck-Norris-Build.

Im Allgemeinen bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden mit dem Deck. Leider muss man sich ab und zu mal nach Paris begeben, da man schon manchmal Hände zu sehen bekommt, die nur aus Fett bestehen und die man natürlich nie keepen kann. Die Manabasis musste noch etwas angepasst werden und am Sideboard wurde noch etwas rumgeschliffen, aber im Großen und Ganzen habe ich hohe Erwartungen an das Deck.

Im Moment ist gerade Sonntag, 11:55 Uhr, und ich habe vor, euch durch ein Online-Premier-Event zu führen, das in fünf Minuten beginnt. Wie beim letzten Mal geht's durch gute wie auch durch schlechte Zeiten, das heißt, vielleicht könnt ihr am Ende des Artikels über ein 0-2-Drop spotten oder aber mir zu ganz vielen gewonnenen Boostern gratulieren. Mit folgender Liste bin ich an den Start gegangen:


4 Khalni Garden
11 Forest
4 Eldrazi Temple
4 Glimmerpost
2 Tectonic Edge
1 Eye of Ugin

4 Joraga Treespeaker
4 Overgrown Battlement
4 Nest Invader
4 Primeval Titan
3 Obstinate Baloth
3 Ulamog, the Infinite Gyre
2 Wurmcoil Engine
1 Kozilek, Butcher of Truth
1 Emrakul, the Aeons Torn


1 Growth Spasm
3 Garruk Wildspeaker
4 Summoning Trap

Sideboard:

2 Oracle of Mul Daya
1 Obstinate Baloth
2 All Is Dust
2 Ratchet Bomb
4 Fog
3 Tajuru Preserver
1 Garruk Wildspeaker


Und schon geht's los. Wir sind 46 Spieler, was uns wohl sechs spannende Runden verspricht. Bedeutet ebenfalls, dass man 5-1 spielen muss, um die Top 8 zu erreichen, wo es dann die tollen Boosterpreise gibt. Bei einem guten Auftakt ins Turnier reicht vielleicht auch ein 4-2.


Runde 1 – MorceLiu – Monorot

Ich gewinne den ersten Würfelwurf halte eine gute Hand mit Forest, Eldrazi Temple, Joraga Treespeaker, Overgrown Battlement, Obstinate Baloth und zweimal Garruk Wildspeaker. Mein erster Wurf ist der Baumflüsterer, während mich ein Goblin Guide, der mir eine zweite Mauer von oben zeigt, auf 18 Leben schlägt. Ich levle meinen Lokalmanador und haue gleich noch eine überwachsene Wand hinterher. Der rote Mann zeigt mir einen zweiten Guide, greift an – die Guides zeigen mir ihrereseits doppelt den Titanen oben auf meiner Library an und ich klicke einmal zu viel OK, sodass ich die Guides nicht blocke. Natürlich wollte ich den einen Guide mit meiner Wall blocken; selbst wenn er einen Bolt hat, würde er den doch, unwissend über meine Wall Numero Due auf der Hand, auf den Treespeaker knallen. So gehe ich halt kurzfristig auf 14 Leben, spiele dann in meinem Zug die zweite Wand und Obstinate Baloth. Good Boy! Mein Gegner zeigt mir seinen Plated Geopede, spielt ein Fetchland und schon bin wieder ich dran. Ich ziehe eine Trippel-Trappel-Summoning Trap, spiele Garruk, enttappe zwei Länder und warte den Angriff des Gegners ab. Er kommt natürlich rein, volle Breitseite, Goblin Guide Nummer 1 zeigt mir einen Ulamog, der oben auf der Bibliothek lauert, und ehe er sich versieht, ist der klobige Hauer dann auch schon im Spiel, frisst als Appettithäppchen zuerst einen Geopeden, um sich nachher über das gesamte „All you can eat“-Buffet herzumachen. Mahlzeit!


Ich sideboarde:

Meine zweite Hand ist etwas schwerer einzuschätzen. Klar, sie ist suboptimal, aber kann man das irgendwie keepen? – Zwei Eldrazi Temple, Overgrown Battlement, Growth Spasm, Obstinate Baloth, zwei Summoning Trap.

Ich bin schon auf dem Mulligan-Button, als ich mir das Ganze noch einmal anders überlege. Entweder er hat Goblin Guide und hilft mir auch der Suche nach grünem Mana oder er hat keinen, dann hab ich eh genug Zeit. Und mit einer grünen Quelle ist die Hand ja schon richitg fesch. Also gekeept.

Ersteres trifft zu, und der fleißige Goblin Guide beschert mir einen dritten Eldrazi Temple. Welcher nach dem getopdeckten Forest sofort wieder via Discard-Phase in den Friedhof wandert. Teetering Peaks auf der Gegenseite bringen mich auf 14 Leben, und ein weiterer Forest gefolgt von Tectonic Edge wandert in meine Hand. Overgrown Battlement stellt sich in den Weg und kassiert flott ein Searing Blaze. Nest Invader betritt das Feld und – fragt mich nicht wieso – wird vom Act of Treason ausgeliehen und rennt fadengerade in seinen Edrazi-Spawn-Kumpel. Neun Leben, das ist ja schon fast die Schmerzensgrenze. Also Glimmerpost und Baloth ausgepackt und wieder zufrieden auf 14 ausgeruht. Ember Hauler und Plated Geopede folgen, während ich mir ein Growth Spasm antue und mit meiner Teconic Edge seine Peaks vernasche. Volcanic Strength folgt auf den Geopede und angreifen tut lustigerweise dafür nur der Guide. Also flott den Baloth gegen Guide und Hauler getauscht, im nächsten Zug die Trap gezockt, Auswahl zwischen Ulamog und Wurmcoil Engine – GG!



Runde 2 – Yoshidora – UG-Turboland

Der Würfelwurf gelingt wieder und ich halte zwei Khalni Garden, Joraga Treespeaker, zwei Overgrown Battlement, Growth Spasm und Primeval Titan. UG-Turboland ist wohl eines der schlechtesten Matchups. Das Spiel wird ein riesiges Um-die-Wette-Rampen, wobei ich mit meinem Primeval Titan etwa ähnlich schnell vorwärts komme wie er mit seinem Oracle of Mul Daya. Auch er kommt an seinen Titanen ran, neutralisiert mein Eye of Ugin und zeigt mir via Oracle, dass er im nächsten Zug einen Kozilek auftischen kann. Ich, lucky wie ich bin, topdecke Emrakul und haue ihn damit um. How lucky!


Ich sideboarde:

Spiel 2 beginnt mit einem Mulligan für meinen Gegner. Meine Hand ist okay, aber nicht wirklich prickelnd: Zwei Forest, Glimmerpost, Tajuru Preserver, Garruk Wildspeaker, Oracle of Mul Daya, Summoning Trap. Glücklicherweise ziehe ich mich an einen Nest Invader und kann dadurch in Turn 3 Oracle spielen, welches mein Gegner fast nicht countern kann, da er sonst ziemlich schlecht dasteht gegen die Trap. Das Orakel kündigt einen Titanen von oben an, findet aber kein Land. Und dies auch in den nächsten fünf Zügen nicht. Garruk, Preserver und die darauf folgende Trap werden allesamt gecountert, und irgendwie beginne ich mich zu fragen, welcher Teufel mich wohl geritten haben muss, dieses Orakel in mein Board zu packen. Nachdem ich mit meinen Tierchen zwei Jace abarbeiten muss, steht dann plötzlich bei ihm ein Titan auf dem Tisch, welcher mich durch die gesamte Eldrazi-Chain schleift. Den ersten Durchgang überlebe ich dank meines eigenen Ulamog, den nächsten mache ich nicht mehr mit.

Im dritten Spiel starte ich mit einer Hand, die ich vielleicht nicht hätte halten dürfen: Zwei Glimmerpost, Forest, Khalni Garden, Overgrown Battlement und Primeval Titan. Ich ziehe zwar einen Treespeaker nach, bekomme ihn aber von einem beschleunigten Jace wieder gebounct und gehe ziemlich klar gegen die darauf folgende Counterwand ein.



Runde 3 – Bombwizzi702 – UW-Kontrolle

Ich verliere den Würfelwurf und halte Nest Invader, zwei Obstinate Baloth, Wurmcoil Engine, Ulamog und zwei Forest, eine Hand, die ich in the play wohl zurückschicken müsste. So hoffe ich also auf einen Monorotspieler, der mir mit Goblin Guide wieder etwas auf die Sprünge hilft. Weit gefehlt! Mein Nest Invader in Runde 2 trifft ein sehr mutiges Mana Leak, ein weiterer Invader trifft ein weiteres Leck, und schon kommt Jace und hält mich fies auf meinen drei Mana. Manascrew gegen Jace, das ist etwa ähnlich gemein, wie wenn einem jemand den Kopf unter Wasser drückt. Ich finde zwar meine Länder doch noch, weil er irgendwie komisch fatesealt, er hat aber zwei weitere Counter und ein Condemn und schickt schließlich meine gesamte Bibliothek ins Exil.


Ich boarde:

Spiel 2 ist ähnlich schnell erzählt. Meine Hand: Khalni Garden, Forest, Glimmerpost, Joraga Treespeaker, Nest Invader, Summoning Trap, Ulamog. Während er im zweiten Zug eine Ratchet Bomb legt, habe ich via Trap schon den Titanen online, darauf folgt der gespielte Ulamog, fertig.


Und Spiel 3 … tja, Spiel 3 … Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich da selbst an der Nase nehmen muss. Ich halte den Einländer – Forest, Joraga Treespeaker, Nest Invader, Oracle of Mul Daya, Overgrown Battlement, Summoning Trap, Ulamog – an sich ja alles, was man sich wünscht. Muss man doch on the draw irgendwie auch halten können. Aber die ersten drei Draws sind lustigerweise Kozilek, Emrakul und ein weiterer Ulamog, und als im Zuge 4 auch schon wieder Jacky Messer auf mich lauert, ist es ohnehin zu Ende mit Ländern. Irgendwie – ich weiß selbst nicht so genau – komme ich dann trotzdem noch ins Spiel zurück. Nachdem der Tisch mit Day of Judgment gesäubert wurde, kann ich zwei Battlements aktiv bekommen, was aber gegen die Ratchet Bomb, die dank Sun Titan wiederkehrt, nicht ganz ausreicht.


In dem Moment ist das Turnier ja irgendwie zu Ende. Die Tiebreaker reichen mit 1-2 wahrscheinlich nicht weit, deshalb könnte man ja ohnehin droppen. Könnte man. Aber während ich gerade die dritte Runde am Dokumentieren bin, fängt natürlich schon Runde Nummer 4 an. Gut, dann spielt man halt rasch, man hat ja ohnehin genügend Zeit. Gegen UW-Kontrolle. Ziemlich schnell 2-0 gespielt, dann am Artikel weiter geschrieben. Auch die nächste Runde startet fix, und ich verhaue Elfen zügig und eindeutig 2-0. Und schaue, doch nicht mehr ganz hoffnungslos, auf die Standings: Platz 16 nach Runde 5 – das wird wohl nichts mehr. Die letzte Runde außerdem ziemlich übel 0-2 gegen Valakut verloren, mit einem schönen Mulligan-auf-vier-Abschluss – ein Spiel, welches ich im Übrigen noch gewonnen hätte, wenn ich aus vier Draws ein Land gezogen hätte.

3-3 also das Endergebnis, in Spielen 8-6; das ist nicht alle Welt, aber schon mal ein Anfang. Ich denke, dass man am Deck durchaus noch das eine oder andere rumbasteln kann, gerade am Sideboard, und auch eine Zweitfarbe könnte in Betracht gezogen werden. Die blau-grüne Version des Decks hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen. Zwar wird man wohl gegen Aggro nicht mehr ganz so gut dastehen, aber falls das Metagame – wie ich es in diesem Event empfunden habe – in Richtung Ramp und Kontrolle tendiert, dann wäre wohl dies ein Weg, den man gerne einschlagen möchte. Klar, das Deck verliert dann mit Joraga Treespeaker auch etwas an Explosivität in den ersten Zügen, erhält dieses jedoch ab Zug 3 mit Lotus Cobra und Oracle of Mul Daya, welches in diesem Deck natürlich um einiges besser ist als in meinem, auch wieder zurück. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Metagame entwickelt – ob eher in Richtung Goblin Guide oder doch eher zum Primeval Titan hin.

Wir werden sehen … vielleicht ja schon nächste Woche. Bis dahin, gehabt euch wohl, und falls euch in der Zwischenzeit auch mal ein Eldrazi-Ramp in die Hände fällt – viel Spaß damit!




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