Die Uhr tickt. In wenigen Tagen beginnt Grand Prix Bochum. Gespielt wird am ersten Tag Sealed Deck mit Scars of Mirrodin und gerade darauf kann man eigentlich gar nicht gut genug vorbereitet sein. Zeit für einen weiteren Battle of Pros!
Battle of Pros – Drei Top-Spieler bekommen dasselbe Limitedmaterial vorgesetzt und zeigen, wie sie damit umgehen und was sie daraus machen. Stimmen ihre Entscheidungen überein, erhält man zumindest eine ziemlich gute Vorstellung davon, was hier der „richtige Move“ ist. Noch interessanter ist es natürlich, wenn am Ende sogar drei mögliche Lösungswege zur Auswahl stehen. In jedem Fall kann man jedoch aus den unterschiedlichen Herangehensweisen und der Argumentation der Profis eine Menge für sein eigenes Spiel lernen.
Die Kandidaten sind noch einmal dieselben wie bei den letzten zwei Battles und sie haben sich aus den verschiedensten Gründen bereits ausgiebig mit dem Format auseinandergesetzt:
Florian Koch: Er war der letzte Deutsche, der einen Grand-Prix-Titel mit nach Hause nehmen konnte. In Bochum geht es für ihn mit aktuell 13 Pro-Punkten um Level 3 (15 Punkte), somit um die Qualifikation zur WM und den Aufstieg zum vollwertigen „gravy trainer“.
Simon Görtzen: Er war der letzte Deutsche, der einen Pro-Tour-Titel mit nach Hause nehmen konnte. In Bochum geht es für ihn mit aktuell 37 Pro-Punkten darum, ob er vielleicht schon vor der WM Level 7 (40 Punkte) knackt, was jede Menge Extrageld bedeutet.
Andre „TrashT“ Müller: Der sechsterfolgreichste deutsche Pro aller Zeiten hat die aktive Laufbahn zwar schon vor geraumer Weile verlassen und tritt auch in Bochum gar nicht an. Für ihn geht es allerdings um die Verteidigung seines Titels vom letzten Battle of Pros!
Kommen wir nun ohne weitere Umschweife zum Sealed Pool, den die drei in ein ordentliches Deck verwandeln sollten. Nehmt euch einmal die Zeit und überlegt, was ihr daraus gebaut hättet:
Sicher nicht der schlechteste Pool und ich war durchaus sehr zufrieden damit, einen Koth of the Hammer aufzureißen. Wer sich über die ungewöhnliche Seltenheitsverteilung wundert – seit letzter Woche bin ich übrigens auch stolzer Besitzer von Myr Propagator und Myr Galvanizer in der funkelnden Foil-Fassung.
Das ist jetzt die Stelle, an der ich die Tastatur weiterreiche an …
Florian Koch:
Fangen wir einmal mit meiner generellen Herangehensweise an, bevor wir diesen speziellen Pool auseinandernehmen. Ich habe gerade den Artikel von Sebastian Knörr gelesen und ich muss sagen, meine Einschätzung des Formats und meine Herangehensweise sind fast exakt gegenteilig von dem, was er beschreibt. Das einzige, was ich auch tue, ist zu schauen, ob es ein Infectdeck gibt. Tatsächlich halte ich generell in diesem Format nach Decks Ausschau, weil viele Karten ein hohes Potenzial für Synergie haben. Damit erreicht man in meinen Augen meist mehr, als sich darauf zu verlassen, dass man eine seiner zwei bis drei Bomben zieht und die dann kein Removal abbekommt.
Nachdem ich die unspielbaren Karten aussortiert habe (Golem Foundry, Myr Propagator, Fulgent Distraction und so weiter), ist das erste Deck, nach dem ich schaue, tatsächlich das Infectdeck, weil einige Karten wirklich nur in diesem zu gebrauchen sind, Contagious Nim und Plague Stinger zum Beispiel. Wenn Infect nicht zustande kommt, kann man die direkt zu den unspielbaren Karten legen. Mit acht Infectkreaturen gibt dieser Pool auf jeden Fall kein entsprechendes Deck her. Doppel-Cystbearer ist zwar ein Traum und Tangle Angler ist eine der besten Karten in diesem Deck, aber danach ist dieser Traum auch schon ausgeträumt.
Das Nächste, wonach ich schaue, ist ein weißbasiertes Aggrodeck. Weiß ist in Scars-Sealed nämlich die stärkste Farbe und mit einigen Aggrokreaturen ausgerüstet. Jeweils ein Auriok Edgewright, Glint Hawk, Glint Hawk Idol, Kemba's Skyguard und Sunspear Shikari, aber kaum Unterstützung für Aggro durch die Artefakte lassen uns auch diesen Plan vorerst unter „unspektakulär“ verbuchen.
In Wirklichkeit bleibt uns aber natürlich nicht verborgen, dass Rot seit der ersten Sekunde wild mit den Armen wedelnd auf und ab springt und „Hier, mich, nimm mich!“ schreit. Eine der besten (Mythic) Rares (Koth of the Hammer), eine der besten drei Uncommons (Embersmith) und eine der besten drei Commons (Galvanic Blast) sind vorhanden. Da man eh nicht besonders viele farbige Karten spielen muss, ist Rot so schon fast gesetzt. Dazu kommt Shatter, und auch Ogre Geargrabber ist im Sealed immer mindestens ordentlich. Außerdem arbeitet der Kollege von Herzen gern mit Oxidda Daredevil und Ferrovore zusammen. Da auch die Blade-Tribe Bersker gut spielbare Karten sind und Flameborn Hellion ebenfalls besser ist, als die meisten denken, käme eventuell sogar ein monorotes Deck infrage. Fangen wir doch einfach mal an.
Golem Artisan ist nah an Bombe; Iron Myr ist ein Auto-Include; Livewire Lash ist als solides Equipment in aggressiven Decks immer drin, denn man will ja später mit seinen nachgezogenen Barns noch etwas anfangen können; Palladium Myr ist einfach zu gut; Panic Spellbomb ist in aggressiven Decks supergut; Metalcraft sollten wir im einfarbigen Deck entspannt erreichen und das ist alles, was Rusted Relic wissen will; Saberclaw Golem ist schwer zu blocken, dankeschön; Strata Scythe? Broken! Vulshok Replica ist eine solide Aggrokreatur und außerdem Artefakt.
Das Deck ist bisher ein wenig topheavy, was die Manakosten angeht, und noch eher knapp an Artefakten. Gold, Silber, Eisen? Egal, die beiden anderen Myrs dürfen mitspielen. Bei vier Myrs im Deck ist der Myr Galvanizer sicher als Lord noch nicht überzeugend, aber er ist immerhin auch ein artifizieller Gray Ogre. Damit wären wir dann bei 13 Artefakten und da nehmen wir dann auch das Glint Hawk Idol auf. Somit haben wir gerade auf 16 Kreaturen und 14 Artefakte erhöht. Das Deck ist im Prinzip fertig, aber ein Slot ist noch über.
Hier drängt sich jetzt nichts mehr unbedingt auf und die letzte Karte wird wohl je nach Matchup ein- und ausgewechselt werden. Die Kandidaten sind Vulshok Heartstoker, Razorfield Thresher, Furnace Celebration, Sylvok Replica mit zwei Forest und Copper Myr statt Silver Myr, Strider Harness, Perilous Myr oder Necropede, mit anderen Worten fast jede marginale Karte, die noch im Sideboard schlummert. Ich würde mich vermutlich für den Perilous Myr entscheiden, weil er mit den Sacoutlets ganz gut ist und sowohl ein weiterer 2-Drop als auch ein weiteres Artefakt ist. Prinzipiell müsste man jetzt noch schauen, ob nicht doch eine andere Farbe ein paar bessere Karten beisteurn kann als Rot.
Galvanic Blast 2 Panic Spellbomb Shatter Livewire Lash Strata Scythe Koth of the Hammer
16 Mountain
Fazit: Das Deck ist in Ordnung. Sicherlich nicht das, was man gemeinhin als spektakulär bezeichnet, aber sehr stabil, sowohl vom Mana her (monorot …) als auch vom Artefaktcount. Das Deck will außerdem angreifen und ist dabei in der Lage, seine Tierchen durchzubringen, spielt allerdings nicht auf Krampf die miesesten 2-Drops, sondern verlässt sich mehr auf ein paar Haste-Bedrohungen hintenraus. Schließlich kommt die Ausrichtung des Decks den Rarebomben zugute. Mit drei Byes ausgestattet würde ich dem Deck vielleicht 50/50-Chancen auf Day 2 geben.
– Florian
Simon Görtzen:
Wie auch in anderen Formaten beginne ich den Deckbau damit, mir einen Übersicht über die Farben zu verschaffen. Man kann zwar, wie ich jetzt schon oft gelesen habe, den Deckbau mit den Artefakten beginnen, diese haben aber im Schnitt nicht das Powerlevel der farbigen Karten, sowohl inhärent (es muss ja einen Grund geben, dass sie farbiges Mana kosten) als auch weil es einfacher ist, Artefakte zu zerstören als farbige Karten. Natürlich kann man die besten Artefakte schon zum Deck dazulegen, aber sinnvolle Deckbau-Entscheidungen kann man in meinen Augen erst treffen, wenn man einen Überblick über die guten Farben und deren Anforderungen hat. Dadurch, dass man tendenziell sehr viele farblose Karten hat, muss man nicht die tiefsten Farben spielen, sondern kann sich fast ausschließlich am Powerlevel orientieren. Schwierig wird es dann meist, nachdem ungefähr die Hälfte des Decks feststeht, man aber noch sehr viele potenziell spielbare Karten zur Auswahl hat. Hier zwischen Karten beziehungsweise Artefakten vergleichbaren Powerlevels diejenigen herauszufiltern, die am besten zum Endprodukt passen, ist oft ein extrem schwieriges Unterfangen. Nicht selten gibt es zu einem Deck-Grundgerüst zwei oder drei mögliche Builds, die sich in ihrer Artefaktlastigkeit (Metalcraft oder nicht), Geschwindigkeit (Aggro oder Control) oder Manabasis (Splash oder nicht) unterscheiden.
In Weiß bieten Glint Hawk, Glint Hawk Idol und Kemba's Skyguard wertvolle Evasion, aber insgesamt gibt es zu wenig gute Karten und nichts, was mich dazu bewegen würde, Weiß zu spielen. Dispense Justice schwankt zwischen mittelmäßiger Karte und gutem Removal, und das reicht einfach nicht.
In Schwarz gucke ich mir als Erstes an, was es für ein Deck ohne Infect liefern würde. Lässt man die Infecter weg, bleiben nur Instill Infection und Bleak Coven Vampires übrig. Keine Chance für ein „reguläres” schwarzes Deck und auch die drei mäßigen Infecter überzeugen mich nicht.
In Grün sind die Artefakte tatsächlich am interessantesten, mit Copper Myr, Sylvok Replica und zweimal Horizon Spellbomb lässt sich eventuell etwas anstellen. Ansonsten gibt es noch ein paar Infectkreaturen, die man aber auch in einem Deck, das nicht komplett auf Infect setzt, einsetzen kann.
Bei den Artefakten, die nicht zu einer spezifischen Farbe gehören, finden sich mit Palladium Myr, Golem Artisan und Strata Scythe drei sehr gute Karten. Rusted Relic ist das einzige Metalcraft-Artefakt und dieses Thema scheint mir bei diesem Sealed Deck nicht ausgeprägt genug, um dafür Kompromisse oder einen niedrigen Landcount einzugehen.
Ich bin klar dafür, Rot zu spielen und muss mich zwischen Blau und Grün als Zweitfarbe entscheiden. Beide Decks werden eher über Kartenqualität gewinnen als über Artefaktsynergien. Blau-Rot hat Argent Sphinx und den angesprochenen Kartenvorteil, Rot-Grün unterstützt Furnace Celebration mit drei weiteren Artefakten, dafür muss man sich überlegen, wie man mit den Infectkreaturen umgeht. Hier sind meine Optionen:
Für jeden Build gibt es sicher mindestens fünf Karten, die man statt anderen im Maindeck spielen könnte. Man möchte einerseits nicht zu viele teure Artefakte spielen, die schnell sterben, andererseits braucht man eine vernünftige Anzahl Kreaturen, die auch im Lategame noch etwas machen. Wie sehr man sich in Decks mit relativ wenig Evasion auf Equipments einlassen möchte, ist ebenfalls eine schwierige Frage. Ich tendiere dazu, auf Equipments, so weit es geht, zu verzichten, genau wie auf die Spielereien mit Myr Propagator, Myr Galvanizer und unnötigen Off-Color-Myr.
Ich glaube, dass beide Decks ihre Vorzüge haben. Argent Sphinx und Bonds of Quicksilver sind für mich der Grund, mich für Blau-Rot zu entscheiden, aber je nach gegnerischem Deck kann ich mir gut vorstellen, auf Rot-Grün zu wechseln.
Das Deck hat alles, was man sich im Sealed mit Scars of Mirrodin wünschen kann, eine gute Kurve, konstantes Mana und hohe Kartenqualität getoppt von ein paar Bomben. Wir haben selber nicht besonders viel Removal, aber viele Kreaturen und ein paar Antworten auf die meisten Bedrohungen sowie ein paar Kombos fürs Lategame. Ich bin froh, ein Deck zu haben, das gegen Pools mit viel Artefaktremoval weder zu viel Tempo noch die besten Winconditions verliert. Ich schätze das Deck so ein, dass man eigentlich immer den zweiten Tag erreichen sollte, mit wie vielen Niederlagen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mit guten Plays, trickreichen Synergien, vollendeten Sideboardplänen und dem ein oder anderen Koth-Ultimate steht einem 9-0 aber nichts im Wege.
Viel Erfolg in Bochum!
– SimonG
Andre „TrashT“ Müller:
Wie Knörr schon so schön gesagt hat, macht es am meisten Sinn, zu allererst ein mögliches GB-Infectdeck in Betracht zu ziehen. Dafür braucht man mindestens neun Infectkreaturen. Ein kurzer Blick auf die Kandidaten ergibt: Koth of the Hammer. Nein, Moment. Also wir hätten tatsächlich genau neunmal Infect, wenn man Trigon of Infestation mitzählt. Das ist rein kategorisch betrachtet genug. Leider verblasst der Support in diesen beiden Farben: Untamed Wild ist der allseits beliebte Finisher und Instill Infection in diesem Format fast schon Annihilate: die Karte. Das war's dann aber auch schon.
Und wie ich bereits vorwegnahm, sticht Rot ganz klar ins Auge. Traditionell kombiniert man Rot gern mit Weiß und legt den Schwerpunkt auf Metalcraft. Einige gute Karten lassen sich auch in Weiß finden, werden jedoch in diesem Pool überschattet durch die gute Argent Sphinx. Was ist bei den Artefakten los? Sylvok Replica gehört technisch noch zu den grünen Karten, ansonsten ist alles mehr oder weniger farblos; jedenfalls kein wichtiger Bestandteil in der Farbwahl. Auf den ersten Blick würde ich hier erst mal ein UR-Metalcraft-Deck auslegen:
37 spielbare Karten. Das sind jede Menge, und für dieses Format nicht unueblich. Oft muss man hart cutten; und gerade wenn Metalcraft erreicht werden will, muss man die Axt bei den farbigen Spells besonders hart wüten lassen. Somit schmeiße ich zu erst mal den Trinket Mage raus. Er kann lediglich die beiden Spellbombs suchen, was zwar ganz witzig ist, aber nicht übermäßig stark. Als Nächstes fliegt wohl Ferrovore raus, denn für den Furnace Celebration-Plan bieten sich etwas zu wenige Sac-Outlets. Die Verzauberung fliegt direkt hinterher; und nachdem wir die wohl drei besten Freunde der Panic Spellbomb rausgeschmissen haben, fliegt nun auch diese. Damit wären wir runter auf 32.
Als Nächstes gehen mal die beiden Blade-Tribe Berserkers. Sie haben dasselbe Problem wie viele zweitklassike Metalcrafter: Sie machen zu wenig, um anstelle eines weiteren Artefakts im Deck zu landen, denn 15-17 sind die ideale Anzahl. Stattdessen sind aus diesem Grund Off-Color-Replicas absolut spielbar und Off-Color-Myr sowieso Pflicht. Der Pool segnet uns mit vier, von denen die beiden Off-Color-Myr auch noch Replicas aktivieren können. Besonders Sylvok Replica glänzt mitunter dadurch, als random 1/3er eingeplant und plötzlich zum Disenchant befördert zu sein. Flameborn Hellion ist klobig und unsynergisch (sprich: kein Artefakt) und darum auch leicht zu cutten; damit wären wir bei 29.
Jetzt das Equipment: Ich bin kein großer Fan von Equipments. Natürlich habe ich öfter welche im Deck und vor allem Infecter equippen macht Riesenspaß. Doch besonders Equipments, die einfach nur die Power erhöhen, sind oft dadurch zu schlecht, dass problemlos alle Kreaturen abgetradet werden und man nutzloses Equipment rumliegen hat, während der Gegner einen mit einer Vanilla-Kreatur fertigmacht. Livewire Lash fliegt darum (und weil wir keine Möglichkeit haben, sie zu missbrauchen). 28.
Halt Order verbanne ich zunächst auf die Bank, denn es ist kein Artefakt und ich will es nicht unbedingt im Deck haben. Sobald ich irgendwo noch einen Slot lockermachen kann, wandert es aber direkt wieder rein, und sei es nach dem Sideboarden gegen einen Spieler mit interessanten Artefakten. (Die hat selbst in diesem Block bei Weitem nicht jeder.) Aber wie es aussieht, werde ich ziemlich genau sieben farbige Karten im Deck haben, und zwar:
Mit vier Myr kann ich 16 Länder spielen und habe dann noch Raum für insgesamt 17 Artefakte. Perfekt! Fast schon zu viel sogar; da könnte man am Ende eventuell doch noch Halt Order reinstopfen. Aber erst wenn mir der Spaß an den Artefakten vergeht.
Direkt ins Deck kommt dafür jede Karte mit Kreaturentyp Myr, insgesamt acht an der Zahl, außer dass einer davon der Propagator ist, also haben wir ungefähr unendlich Myr.
Dazu gesellen sich für jeden farbiges Mana produzierenden Myr netterweise die passenden Replicas. Das grüne ist etwas lahm, aber immerhin haben wir den Copper Myr und 1/3 ist auch ganz nett. Necropede ist selbst ohne jeglichen weiteren Infecter in jedem Deck gut, da das Format vor 1-Toughness-Kreaturen nur so wimmelt und Necropede oft Möglichkeiten zum 2-zu-1-Abtausch bietet. Saberclaw Golem ohne Rot ist lahm, mit Rot so ziemlich unmöglich totzublocken und darum probemlos dabei, zumal unsere Kurve noch nicht zu klobig ist. Golem Artisan muss direkt entsorgt werden, sonst übernehmen seine aktivierten Fähigkeiten das gesamte Kampfgeschehen; entweder fliegt man drüber oder man greift allein mit der Androhung massiver +1/+1-isierungen an.
Rusted Relic ist, wie LSV so schön sagt, das „high-variance Chrome Steed“ und genauso hat es sich für mich bisher auch gespielt: Chrome Steed war so gut wie immer 4/4 und Rusted Relic entsprechend so gut wie immer 5/5. Außerdem hat man vor lauter Galvanic Blast und vor allem Arc Trail sowieso keine Lust, dass Chrome Steed jemals als 2/2er herumliegt, von daher ist die Tatsache, dass Rusted Relic manchmal einfach überhaupt keine Kreatur ist, sogar von Vorteil; ganz zu schweigen von möglichen Tricksereien mit Sacrifice-Outlets. Als Letztes Artefakt wandert Glint Hawk Idol ins Deck, was dank unseres hohen Artefaktcounts meist problemlos als 2/2-Flieger funktioniert und falls nicht haben wir ja noch Seachrome Coast und Gold Myr.
Zum Abschluss also noch einmal die vollständige Deckliste:
Galvanic Blast Glint Hawk Idol Shatter Koth of the Hammer Rusted Relic
8 Mountain 7 Island 1 Seachrome Coast
Obwohl ich etwas mehr rote Karten und auch Koth habe, bin ich trotzdem für die achte Insel, zum einen weil eine ausgeglicherene Verteilung inhärente statistische Vorteile hat und zum anderen weil Argent Sphinx gern noch ein drittes blaues Mana sehen würde. Die Seachrome Coast sollte uns kaum belasten und funktioniert wunderbar mit unserem Glint Hawk Idol und Auriok Replica.
An der Stelle möchte ich noch erwähnen, dass man fast genauso gut das Auriok und/oder Sylvok Replica cutten und dafür Halt Order und/oder Trigon of Thought spielen könnte. Die konsistenteste Version stellt mein Maindeck, doch im Sideboard lauern sofort minimal situationsabhängige Karten, die fast direkt eingesideboardet werden, sobald klar ist, dass die Situationen, in denen sie schlecht sind (zu schnelles gegnerisches Deck, zu wenige interessante Artefakte), nicht eintreten. Gegen Infect darf dann auch noch das Trigon of Infestation ran, was sensationell Ichorclaw Myr, Blight Mamba und Tel-Jilad Fallen abräumt.
Wie immer mit einigen Myr würde ich mit diesem Deck den Gegner anfangen lassen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, die magische Kombination aus Myr und drei Ländern in Runde 3 auf dem Tisch zu haben. Das klappt on the draw besser als on the play und überhaupt sind generell in Formaten mit so hoher Synergie wie diesem Draw-first Strategien besser, da das Deck oft mehr ist als nur die Summe seiner Teile und dadurch ein fehlendes Teil schon überproportional viel Schaden anrichten kann. Man bedenke, wenn das fehlende dritte Artefakt oben auf der Library lungert, nur weil man on the play eine Karte weniger hat. (Mit Infectdecks oder Non-Metalcraft-Decks kann man aber auch ruhig anfangen; und gerade wenn man sein Deck darauf ausrichtet, kann man sogar davon profitieren, dass viele Leute ihre Gegner anfangen lassen.)
Mit dem Endprodukt bin ich jedenfalls sehr zufrieden. Wir haben viele Myr, ein paar Spoiler, ein paar Removal und gute Synergien, außerdem flexible Sideboardoptionen und Koth ist sicher auch noch ein paar Euro wert. Auf einem PTQ sähe ich mich mit dem Deck schon gut auf Top-8-Kurs und auch auf einem Grand Prix sollten ein bis zwei Byes reichen, um mit diesem Pool in den zweiten Tag vorstoßen zu können.
– TrashT
Hier gibt es eine Menge an Übereinstimmungen und eine mindestens ebenso große Menge an Unterschieden. Die grobe Richtung ist bei allen dreien gleich (Rot, Koth), im Detail geht es dann aber doch recht weit auseinander. (Zwei spielen UR, zwei setzen auf Metalcraft – und es sind nicht beide Male dieselben zwei!) Auch bei den Einzelkartenbewertungen weichen die Einschätzungen mitunter massiv voneinander ab. Womöglich am interessantesten ist jedoch, dass in einem Punkt absolute Einigkeit besteht: Dieses Format bietet einen riesigen Spielraum beim Deckbau und Sideboarden, eine Fülle an ungemein knappen Entscheidungen, wenig unstrittige Antworten und keine narrensichere Methode. Um es einfach auszudrücken: Es ist richtig, richtig kompliziert.
Insofern ist eure abschließende Hausaufgabe diesmal besonders schwer. Wer hat auf die beste Art mit der besten Argumentation das beste Deck gebaut? Wer hat gewonnen? Stimmt ab!
Nächste Woche Montag ist ein Feiertag, außerdem eine willkommene Erholungspause vom Wochenende, wo PlanetMTG live aus Bochum berichtet. Das heißt, meine nächste Kolumne gibt's erst in 14 Tagen. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß und Erfolg beim Grand Prix, sozusagen bei eurem ganz eigenen Battle with Pros!