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Extended
PTQ Köln, 15. Januar 2011
von Tobias Henke
17.01.2011

Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Meldung. Ach nein, wir unterbrechen eher umgekehrt eine wichtige Meldung für Business as usual. Wobei … auch das stimmt eigentlich gar nicht. Dass es hier eine wichtige Meldung geben sollte, ist eine Interpretation, die einfach nicht zutrifft. Insbesondere sind Gerüchte über meinen Ausstieg (hier, hier und hier) nichts weiter als Gerüchte. Ich werde euch noch sehr lange erhalten bleiben.


Richtig ist aber, dass ich für heute einen anderen Artikel geplant hatte. Ursprünglich dachte ich nämlich, dass ich vorgestern viel weniger Zeit in Köln zubringen würde. Bei meinem letzten Extended-PTQ (2010) waren mein Fahrer Lukas Diekjobst (alias DJ, der Jüngere, oder DJ, d.J.) und ich schon nach drei Runden gedroppt, diesmal beendete ich das Turnier mit 5:2 und er sogar mit 7:2:1. Das dauerte nicht nur entsprechend länger, auf die Art gibt's auch entsprechend mehr zu berichten.


Metagame

Feen 17 17,17 %
Jund 12 12,12 %
R(x)-Aggro 12 12,12 %
Multicolor-Control 8 8,08 %
Bant 7 7,07 %
Naya 7 7,07 %
Steel Affinity 5 5,05 %
White Weenie 5 5,05 %
Wargate-Omen 4 4,04 %
UW-Titan-Control 4 4,04 %
GW-Trap 3 3,03 %
Elfen 3 3,03 %
Necrotic Ooze 2 2,02 %
Merfolk 2 2,02 %
RG-Valakut 2 2,02 %
andere 6 6,06 %
gesamt 99 100,00 %

Ich denke, nach den Verhältnissen in der Vorwoche beim ersten PTQ der Saison in Nürnberg, wo mehr als ein Viertel aller Spieler mit Feen antraten, ergibt es sehr viel Sinn, dass im Vergleich 5-Color-Control weiter zurückgefallen ist und dass rote Aggrodecks so massiv zugelegt haben. Dass die Feen gleichzeitig selbst weniger geworden sind, dürfte den Roten allerdings nicht gefallen haben und deutet möglicherweise an, dass wir uns auf der Metagamekurve bereits einen Schritt weiter befinden. Wenn es sich auf diesem Level einpendelt, ist es vermutlich keine sonderlich gute Idee, einen Feen-Feind zu spielen, der seinerseits so gut gehatet werden kann. Bisher blieben den Feuermagiern Erfolge versagt und noch besser dürften die Ausgangsbedingungen wohl kaum werden.


Top 8

GW-Trap:
Feen:
Naya:
Jund:
5cc:
Steel Affinity:
Mythic Bant:

Eine ziemlich bunt gewürfelte Top 8, die letztlich von Matchups, durchaus auch vom Zieh- und Würfelglück, vor allem aber von den Piloten selbst entschieden wurde. Zumindest Ersteres lässt sich im Folgenden gut anhand des Brackets verdeutlichen. Klickt auf eine der Paarungen, um die jeweils beteiligten Decklisten anzuzeigen:

ViertelfinaleHalbfinaleFinale
Jochen Frenster 1:2 Lukas DiekjobstDiekjobst 2:1 Desley
Reinhold Kohl 0:2 Desley MooijDiekjobst 0:2 Dickmann
Benjamin Aithaj-Kaddour 2:0 Moritz HilgersDickmann 2:0 Aithaj-Kaddour
Julian Brüggeman 1:2 Patrick Dickmann


[Klickt auf eine der Paarungen im Bracket!]


Ob das GW-Trap-Deck wirklich so gut gegen Feen ist, wie diese Ergebnisse nahelegen, da bin ich mir zwar weiterhin unsicher, aber feststeht, dass das Matchup für Letztere zumindest schwierig ist. Wie Julian nach seinem Viertelfinale selbstkritisch meinte, dürfe man sich als Feenspieler wohl niemals auf die Controlrolle versteifen, sondern müsse unbedingt auf Tempo setzen. Und obwohl DJ bis dahin perfekte Vorarbeit geleistet hatte, verzockte er es im vierten Zug des allerletzten Spiels dann und bekam prompt einen Primeval Titan vorgesetzt, der eine spannende Partie viel früher as nötig beendete. Dass Patrick außergewöhnlich lucky gezogen habe, kann man indes nicht behaupten, eher das Gegenteil, aber letzten Endes ist natürlich egal, wie viele Emrakul man auf der Hand hat, solange wenigstens einer im Hideaway-Land steckt. Von allen Archetypen, die bei den Worlds erfolgreich waren, hat GW-Trap bisher mit die schlechteste Presse bekommen, gerade auf amerikanischen Seiten, und inzwischen glaube ich, dass das ein Fehler sein könnte. Ich werde das Deck jedenfalls bei Gelegenheit noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.


Meine Deckwahl

Ich war quasi seit der Weltmeisterschaft auf Pyromancer Ascension festgelegt. Und ungeachtet dessen, dass viele Leute behaupten, man könne damit ja nie gegen Feen gewinnen, möchte ich höflich widersprechen. Mit Verlaub – ein Deck, was im ersten Spiel vier bis fünf tote Karten enthält, ist bestimmt nicht unbesiegbar! Nach dem Boarden ändert sich das zwar, aber dann hat man selbst Zugriff auf Volcanic Fallout, was ein echter „game changer“ ist. Ich habe schon Post-Board-Spiele gewonnen, ohne jemals eine Ascension aktiv zu bekommen. Man kann durchaus auch mithilfe der anderen 2-Mana-Verzauberung 20 Lebenspunkte abziehen. Mit Bitterblossom halt. Klar, das klappt nicht immer und gegen einen fähigen Feenspieler, der das Matchup getestet hat, verliert man bestimmt ebenso oft, wie man gewinnt. Aber erstens wird Ascension überwiegend ignoriert und zweitens ist 50:50 jetzt nicht die Katastrophe, die mich von dem Deck abgebracht hätte.





Das sind die ersten beiden Spiele eines Matches, welches ich 2:1 für mich entscheiden konnte. Zugegeben, speziell im ersten macht der Gegner ein bis zwei fragwürdige Moves, aber ich denke, dass ich auch bei korrektem Play verdammt gute Chancen gehabt hätte. Das dritte ist leider nicht mehr auffindbar. Kann es sein, dass Magic Online die Replays von besonders langen Spielen überdurchschnittlich gerne verliert?

Trotz alldem habe ich Donnerstagabend kalte Füße bekommen. Nur war dafür eben keineswegs die Angst vor Feen, sondern die Menge an Sideboardhate ausschlaggebend. Überall sieht man neuerdings War Priest of Thune, Qasali Pridemage, Deglamer, Nature's Claim und Ratchet Bomb. Zwar sind viele qualifizierte Feenmagier der Meinung, dass Ratchet Bomb im Grunde zu schlecht sei (namentlich Alexander Kreuz und die beiden Top-8-Spieler), aber dieses Memo ist ja längst nicht zu allen durchgedrungen. Auch andere Decks überladen ihr Sideboard gerne mit mehr Enchantment-Removal, als sinnvoll wäre. Wie gut ist denn zum Beispiel War Priest of Thune gegen Prismatic Omen-Scapeshift? Boardet man den überhaupt?

Wie auch immer. Obwohl niemand explizit dieses Deck auf dem Radar hat, verschwören sich gegenwärtig sämtliche Extendedspieler, um eine vor allem für Ascension ungemein feindliche Umgebung zu schaffen. Ärgerlich! Dementsprechend musste ein neues Deck her …

„Was spielst du?“
„Grüne Männer!“
„Elfen?“
„Nein, Männer!


4 Birds of Paradise
4 Noble Hierarch
3 Llanowar Elves
2 Fauna Shaman
1 Nest Invader
4 Kitchen Finks
4 Boggart Ram-Gang
3 Leatherback Baloth
4 Vengevine
4 Bloodbraid Elf

15 Forest
4 Rootbound Crag
4 Fire-Lit Thicket


4 Overrun

Sideboard:

4 Deglamer
2 Naturalize
4 Cunning Sparkmage
2 Great Sable Stag
3 Manabarbs


Okay, das sieht natürlich etwas merkwürdig aus, gerade wie ein einen Tag vor dem Turnier planlos zusammengeschmissener Haufen. So ganz stimmt das jedoch nicht. Zunächst einmal handelt es sich um ein altes Standarddeck von mir, welches ich damals in- und auswendig kannte und nun bloß noch mit den besseren Extendedkarten updaten musste. Des Weiteren spricht ein riesengroßer Faktor dafür: Es ist mit Abstand das redundanteste Deck, was ich kenne.

Um das zu verdeutlichen, können exemplarisch die allseits beliebten Discarder herhalten, die gegenwärtig in so vielen Decks, allen voran bei den Feen, auftauchen. Die sind ja nicht deshalb so gut, weil man mit ihnen eine Karte und ein Mana – und im Falle von Thoughtseize zwei Lebenspunkte – gegen eine Karte des Gegners tauscht, für die er null Mana bezahlt hat. Sie sind gut, weil sie in der Lage sind, Lücken in die Manakurve des Gegners zu schlagen. Nimmt man ihm beispielsweise seinen einzigen 2-Drop und er muss Turn 2 ohne Play abgeben, dann ist es effektiv so, als ob er das Mana für seine Karte doch ausgegeben hätte.

Gegen dieses Deck funktioniert das aber einfach nicht, beziehungsweise nicht oft genug. Selbst in den wenigen Testspielen kam es mehrfach vor, dass mein Gegner im ersten Zug Thoughtseize spielte und ich trotzdem Manakreatur gefolgt von 3-Drop casten konnte. Gegen Feen war ich immer deutlich vorne und gegen Jund ebenfalls.

Auf dem Turnier spielte ich dummerweise gegen keins von beidem. Meine Niederlagen kamen einmal gegen Mythic Bant in einem Match, das über zwei Spiele und 15 Züge ging, wo ein Overrun an jeder Stelle gewonnen hätte, und einmal gegen Mono-Rot. Dort stand ich in meinem letzten Zug einer 2/2-Figure of Destiny gegenüber, die in diesem und dem nächsten Zug alles Mana meines Gegners schlucken würde, um auf tödliche 8/8 anzuwachsen. Zwei Vengevine lagen im Friedhof, die mir zusammen mit meinen anderen Kreaturen in zwei Angriffen sicher den Sieg bescheren würden, sofern ich nur irgendwie die Figure überleben könnte. Also suchte ich mir per Fauna Shaman Birds of Paradise, spielte Kitchen Finks, notierte mir die Extraleben (jetzt auf genau acht) und blickte verdutzt auf mein letztes ungetapptes Land …


Mist.

Ihr könnt euch ungefähr vorstellen, wie sauer ich war. (Wovon mein Gegner mehr als fair abbekommen hat. Sorry.) Jedenfalls ist dies hier durchaus ein ernsthaftes Deck, auch wenn es nicht danach aussieht! Ein besserer Spieler hätte damit bestimmt Top 8 machen können.

Ansonsten war der PTQ übrigens sehr, sehr schön. Insgesamt neun (oder zehn?) Judge-Level vor Ort zu haben, ist ja schon beinah übertrieben. Die Tische waren komfortabel, die Preisausschüttung großzügig und die Organisation reibungslos. Mit Marcel van Gool, Sebastian Ambrassat und Sven Fischer (literally half the man he used to be) waren außerdem gleich drei große Namen der alten NRW-Magic-Szene vertreten, an die sich vermutlich kaum noch einer erinnert. Danke an Martin, Michael und vor allem an Bernd Brendmühl fürs umfangreiche Last-Minute-Kartenverleihen sowie an Christopher Ruddat vom Hiveworld für ein rundum gelungenes Turnier!

Nächste Woche gibt es eine Überraschung und morgen gibt es eine exklusive Preview-Karte aus Mirrodin Besieged. Bis dahin denkt immer daran, eure Länder in der korrekten Reihenfolge zu tappen.




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