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Magic „Weekend“ – Teil 1
von Christian Hüttenberger
02.03.2011

Vier Tage Magic-Zocken inklusive früh morgens aufstehen sind vorbei. Nachdem ich mich von diesem ungewöhnlichem Schlafverhalten erholt habe, gibt es jetzt auch meinen Bericht dazu.


Vorbereitung:

Erst einmal musste ich ein paar Leute aus Darmstadt überzeugen, mit mir nach Paris zu fahren, denn wer mich kennt, weiß, wie sehr ich es hasse, mehr oder weniger allein zu solchen Events zu reisen; der Spaß soll ja immer im Vordergrund stehen. Zum Glück haben sich mit Martin Tahlheim, Philipp Böhm, Raphael Bender und Lars Rosengren noch vier weitere Spieler gefunden, die mit nach Paris wollten, aber leider hat es keiner geschafft, sich für die Pro Tour zu qualifizieren. Deshalb hat es auch relativ lange gedauert, bis ich beziehungsweise wir uns dazu aufgerafft haben, zu testen. Dabei war mir eins von Anfang an klar: Wenn möglich wollte ich irgendeine Art von Eingenbau spielen.

Letztendlich haben wir es dann immerhin knapp eine Woche, bevor es losgehen sollte, geschafft, uns zum Deckbauen zu treffen. Angefangen haben wir mit einer Tezzeret-Infect-Liste, welche sich aber nicht wirklich gut anfühlte – zu viele Würste für ein Controldeck, zu schlechte Kurve für ein Aggrodeck und richtig Midrange war das Ganze auch nicht. So in etwa sah das aus:


4 Inkmoth Nexus
4 Darkslick Shores
4 Drowned Catacomb
2 Creeping Tar Pit
7 Island
1 Swamp

4 Necropede
4 Plague Myr
2 Wurmcoil Engine


3 Mox Opal
3 Throne of Geth
2 Flight Spellbomb
3 Tumble Magnet
3 Ratchet Bomb
4 Tezzeret, Agent of Bolas
2 Jace, the Mind Sculptor
3 Stoic Rebuttal
1 Mana Leak
2 Everflowing Chalice
2 Spell Pierce


Wie sich schnell herausstellte, waren die Infectkreaturen einfach nicht gut genug ohne Tezzeret und mit Tezzeret waren andere Artefakte oft genauso gut. Zu allem Überfluss passte das Ultimate von Tezzeret nicht wirklich zum Infectplan. Und obwohl das Deck nicht so schlecht lief gegen Caw-Go, wurde die Idee doch recht bald wieder verworfen.

Also weiter gesucht, und da mir Raphael schon ewig erzählt, wie gut Liquimetal Coating im Standard sei, wenn man es nur zuverlässig findet, mussten wir auch ein Deck mit Coating und Artefaktremoval ausprobieren. Wir stöberten ein bisschen in den Magic-Foren dieser Welt und fanden keinen richtig überzeugenden Ansatz. Dafür fanden wir aber neben Tezzeret eine überzeugende Karte für das Deck, nämlich Ancient Stirrings! Heraus kam dabei Folgendes:


4 Misty Rainforest
4 Verdant Catacombs
2 Creeping Tar Pit
2 Tectonic Edge
5 Island
1 Swamp
4 Forest

3 Wurmcoil Engine


3 Mox Opal
4 Ancient Stirrings
3 Liquimetal Coating
4 Natures's Claim
3 Naturalize
3 Tumble Magnet
4 Everflowing Chalice
1 Jace Beleren
2 Jace, the Mind Sculptor
3 Tezzeret, Agent of Bolas
1 Lux Cannon
2 Throne of Geth
2 Ratchet Bomb


Das Deck hat sich anfangs gar nicht schlecht gespielt und jeder, der mal Coating plus Artefaktremoval ausprobieren will, ist mit dieser Liste sicher nicht schlecht beraten. Besonderes die Ancient Stirrings haben sehr überzeugt, die Kombo aus Coating und Artefaktremoval allerdings nicht so. Das Coating zu finden, war dabei gar nicht mal das große Problem, viel schlimmer war, dass man frühstens ab Turn 3 anfangen konnte, Kreaturen zu zerstören, was gegen Aggro oft zu langsam und deshalb den Aufwand nicht wert war. Gegen Kontrolle beziehungsweise gegen Valakut war der Plan, das Artefaktremoval als Landzerstörung einzusetzten, leider konnte man auch hier frühestens Turn 3 anfangen und zum anderen reichte das bisschen Artefaktremoval einfach nicht aus, um nachhaltigen Schaden anzurichten.

Der Ansatz gefiel mir jedoch gut und so entstand ein Tezzeret-Deck, welches der finalen Version schon recht ähnlich war. Also mit dem noch nicht ganz fertigen Tezzeret-Deck und allen irgendwie relevanten Standardkarten auf den Weg nach Paris gemacht. Immerhin war während der Zugfahrt noch Zeit, um sich weiter mit dem Deck zu beschäftigen.


Mittwoch:

Da wir zum Glück schon dienstags in Paris angekommen waren, hatte ich noch den ganzen Mittwoch, um den letzten Feinschliff am Deck vorzunehmen beziehungsweise um herauszufinden, ob das Deck denn gut genug ist. Bis dato hatte ich nur gegen Boros sowie UW- und UB-Control getestet. Also erst mal geschaut, was die anderen Mitstreiter für Spoiler in ihren Sealed-Pools hatten und dann nach Testpartnern Ausschau gehalten. Falls das Deck doch nicht gefallen sollte, war Valakut als Plan B vorgesehen.

Zum Glück hatte ich noch Gelegenheit, einige Spiele gegen das Valakut-Deck von Fabian Thiele zu machen, was relativ ausgeglichen verlief. Ich glaube, ich konnte das Testen 7:6 für mich entscheiden. Dabei stellte sich vor allem heraus, dass unbedingt noch Preordain sowie Inquisition of Kozilek ins Deck mussten, und so entstand dann folgende Liste, welche ich dann am nächsten Tag spielen wollte.


4 Creeping Tar Pit
4 Darkslick Shores
3 Drowned Catacomb
4 Island
2 Swamp
4 Tectonic Edge

2 Wurmcoil Engine

4 Everflowing Chalice
2 Ichor Wellspring
3 Inquisition of Kozilek
3 Jace, the Mind Sculptor
1 Mana Leak
3 Mox Opal
4 Preordain
3 Ratchet Bomb
2 Spell Pierce
3 Stoic Rebuttal
4 Tezzeret, Agent of Bolas
2 Throne of Geth
3 Tumble Magnet


Sideboard:

3 Black Sun's Zenith
2 Disfigure
3 Duress
1 Mana Leak
2 Memoricide
1 Ratchet Bomb
2 Smother
1 Stoic Rebuttal



Donnerstag:

Jetzt könnt ihr endlich etwas über die Pro Tour lesen. Die Halle war wie schon mehrmals an anderer Stelle beschrieben nicht wirklich berauschend und auch die Anzahl der Herrentoiletten (drei) erschien mir unzureichend für ein Event dieser Größe. Wie sollte das erst werden, wenn am Samstag der Grand Prix startet? Andererseits hat man als Magic-Spieler auch schon Schlimmeres erlebt. So bestanden vor einigen Jahren, die Toiletten beim GP Toulouse aus einem Loch im Boden.

Also denn, auf zu Runde 1 der Pro Tour …


Runde 1: Bas Melis, UB-Control

Ich gewinne den Würfelwurf und darf beginnen. Mein Deck beschert mir auch eine ordentliche Starthand mit ausreichend Ländern sowie Everflowing Chalice, Jace und Tezzeret. Nachdem mein Gegner Turn 1 Preordain und ich Turn 2 Chalice gespielt habe, habe ich direkt die erste Entscheidung zu treffen. Mein Gegner hat zwei Mana offen und wird vermutlich den ein oder anderen Counter spielen – ich entschließe mich dennoch, Jace zu casten. Denn selbst wenn er Jace countert, habe ich ja immer noch Tezzeret, um Planeswalker auf seiner Seite zu bekämpfen. Zu meinem Glück hat er aber kein Mana Leak und lässt Jace etwas missmutig resolven. Turn 3 wirkt Bas dann Spreading Seas, welche er Turn 2 wohl zurückgehalten hat. Das bedeutet, dass ich nun auch noch Tezzeret ungehindert auf Board legen kann und damit das Spiel so gut wie gewonnen habe.


Im zweiten Spiel fängt Bas an, und nachdem wir ein paar Counter und Threats getauscht haben, gelingt es mir, Tezzeret zu resolven. Zwar kann er mein 5/5-Artefakt zerstören und meinen Tezzeret mithilfe von Creeping Tar Pit besiegen, aber dafür muss er einmal fünf nehmen und ich habe als erstes Zeit, um mit meinen eigenen Creeping Tar Pit ins Race zu gehen. Meine Teergruben kriechen dann auch als Erste ins Ziel und schon ist das erste Match gewonnen.

1:0

So darf eine Pro Tour doch gerne starten! Tatsächlich scheint auch das Control-Matchup gut zu sein, Tezzeret ist eben einfach der bessere Planeswalker.


Runde 2: Kentaro Ino, Mono-W-Steel-Aggro

Spiel 1 ist schnell erzählt. Nach Muligan auf fünf, mache ich nichts, außer Tectonic Edge zu legen und mir das Deck meines Gegners anzuschauen. Leider komme ich in dieser Zeit nicht dahinter, was Kentaro eigentlich spielt. Aggro … so viel war mir klar. Nur wie gewinnt das Deck? Gesehen habe ich Memnite, Signal Pest und Phyrexian Revoker. Aus einem mir heute unbegreiflichen Grund komme ich zu dem Zeitpunkt nicht darauf, dass dieses Deck Tempered Steel spielt. Was zwar fürs Boarden erst mal egal ist, aber in Game 2 noch mal relevant wird. Ich boarde jedenfalls die Ratched Bomb, drei Black Sun's Zenith, zwei Smother und zwei Disfigure.


Ich darf anfangen, habe eine ordentlich Starthand und kann Turn 2 Ratchet Bomb legen. Auf seiner Seite befinden sich derweil Signal Pest, Memnite, Ornithopter und dann noch ein Revoker, der sich um die Bombe kümmert. Jetzt könnte ich Turn 3 einfach Zenit für eins spielen, sein Board abräumen und alles wäre gut. Hätte ich an Tempered Steel gedacht, hätte ich das auch. Leider entscheide ich mich dagegen und warte erst mal ab. Auf meiner Hand befindet sich immerhin noch je ein Smother und Disfigure, sodass ich plane, sein Board mittels Removal und Bombe in den Griff zu bekommen. Auf den ersten Fehler folgt gleich der zweite – ich benutze Smother, um seinen Revoker zu zerstören und hebe mir Disfigure für später auf. So weit hat das alles auch noch ganz gut geklappt, aber als Kentaro kurz darauf Tempered Steel und Steel Overseer legt, hilft mir Disfigure nicht mehr weiter. Und auch der Zenit erscheint mit vier Ländern im Spiel eher wenig beeindruckend. Also muss ich Chalice für zwei legen und hoffen, dass ich eine Runde später Zenit für vier spielen kann. Dieser Plan wird leider von einem weiteren Revoker vereitelt und ich muss mich geschlagen geben.

1:1

Eine durchaus vermeidbare Niederlage, Spiel 2 hätte ich bei korrekter Spielweise vermutlich gewonnen und so schlecht scheint das Matchup zumindest nach dem Boarden gar nicht zu sein. Na ja ärgern hilft auch nicht, und wenn es mit Tag 2 nicht klappt, habe ich wenigstens genug Zeit, um mir am Freitag noch ein bisschen Paris anzuschauen.


Runde 3: Julien Stihle, Valakut

An Spiel 1 kann ich mich leider überhaupt nicht mehr erinnern, ich bin mir nicht einmal sicher, ob das Match über zwei oder drei Spiele geht. Was ich noch weiß, ist, dass es im letzten Spiel darauf hinausläuft, das ich Turn 2 zwei Everflowing Chalice ausspiele, im nächsten Zug per Tezzeret mit einer davon angreife, dann schon mit zweien und mit Creeping Tar Pit obendrein. Damit ist Julien bereits auf zwei und auch der im nächsten Zug gelegte Primeval Titan kann das Ableben seines Meisters nicht mehr verhindern.

2:1


Runde 4: Brady E. Boychuk, Valakut

Das erste Spiel läuft, wie es eigentlich laufen soll, ich kann die ersten Threats von Brady entweder countern oder discarden. Auch Tezzeret und Jace lassen sich nicht lange bitten und fangen an, meinen Gegner unter Druck zu setzten. Ein einsamer Primeval Titan schafft es doch irgendwie aufs Battlefield, wird aber erst mal von einem Tumble Magnet am Angreifen gehindert. Ein animierter Ichor Wellspring hat währenddessen angefangen, die Lebenspunkte von Brady in den kritischen Bereich zu bringen. Wenn Brady nächste Runde keine Antwort zieht, ist er sicher tot. Leider kann Jace das nicht verhindern, da sich auf der gegenüberliegenden Seite noch ein Fetchland im Spiel befindet. Natürlich kommt der Titan von oben und rettet das Spiel für seinen Meister.


Das zweite Spiel läuft ähnlich. Mit Duress und Inquisition of Kozilek kann ich alle Green Sun's Zenith sowie Summoning Trap in den Friedhof beförden, auf Bradys Hand verweilt lediglich ein einsamer Avenger of Zendikar, welcher mitsamt seinen Brüdern von Memoricide aus dem Spiel entfernt wird. Für den nächsten Zug wartet auch schon das zweite Memoricide, welches sich um die vier verbleibenden Titanen kümmern soll. Dann gäbe bloß noch ein Terastodon, welches mir gefährlich werden könnte. Leider bringt Brady genau dieses Terastodon mithilfe einer Trap auf den Tisch und sorgt dafür, dass ich nur ein Land behalte. Als mein letztes Land dann wenig später von Acidic Slime besiegt wird, ist das Spiel endgültig verloren.

2:2

Jetzt noch irgendwie eine Runde gewinnen und dann geht es endlich ans Draften, wo ich mir mehr Chancen ausrechne als im Standard.


Runde 5: Gabriel Meier, UGR

Spiel 1 beginnt Gabriel und im Gegensatz zu mir zieht er fleißig Länder sowie eine Lotus Cobra. Bei mir machen sich die 21 Länder bemerkbar und ich bin sehr langsam mit meiner Manaentwicklung. Das hat zur Folge, dass Gabriel es schafft, einen Frost Titan zu beschwören. Dieser hält meinen Tumble Magnet getappt und ist irgendwie auch zu teuer, um über Ratchet Bomb entsorgt zu werden. Letztendlich muss ich einsehen, dass so ein Frost Titan, wenn er liegt, ganz schön unfair ist, also auf zum zweiten Spiel.


Das läuft gleich viel besser. Mein Deck macht, was es soll: Erst sorgen die Discarder dafür, dass auf der Gegenseite keine Counter mehr vorhanden sind, und dann sorgt Tezzeret kurzerhand dafür, dass ich gewinne. Zum Glück konnte ich diesmal auch die Kobra mit Inquisition of Kozilek erwischen, leider klappt das on the draw vermutlich nicht. Sechs schwarze Quellen für Turn 1 sind meist zu wenig und deshalb suche ich in meinem Sideboard nach Alternativen. Leider gibt es dort nur Smother und Disfigure, was zwar beides Lotus Cobra ausschalten, ansonsten aber recht nutzlos ist. Anscheinend hat Go for the Throat wohl doch seine Berechtigung.

Im dritten Spiel kommt es dann auch, wie es kommen muss – ich habe zwar Discard auf der Starthand, kann ihn aber erst Turn 2 spielen und da liegt die Kobra schon. Inquisition of Kozilek zeigt mir beim Gegner Explore, Jace, Garruk Wildspeaker, Thrun, the Last Troll und einen Titan. Auf dem Tisch hat er lediglich grüne und rote Manaquellen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er erst mal kein Land zieht. Da ich im Moment keinen Tezzeret habe, wäre vor allem Thrun ein großes Problem. Zum Glück zieht Gabriel zwei Runden lang kein Land und so passiert nicht viel, außer dass er mich mit seiner Kobra schlägt. Als er endlich sein drittes Land zieht, habe ich nur noch eine Insel offen, Spell Pierce habe ich bis dahin noch keins gezeigt, und weil er irgendwann ja noch mal weitere Länder ziehen muss, versucht es Gabriel mit einem Jace. Ich habe Spell Pierce und der Rest der Partie ist schnell erzählt. Gabriel schafft es nicht, weitere Länder zu ziehen, bevor Tezzeret auftaucht und gewinnt.

3:2

Da habe ich ganz schön Schwein gehabt. Hätte Gabriel mehr Länder gezogen, wäre ich wohl ziemlich sicher tot gewesen. Hätte er Thrun gecastet und nicht Jace, wäre es ebenfalls eng geworden, immerhin hat selbst die Kobra gereicht, mich auf zehn zu prügeln. Aber auch solche Spiele muss man mal gewinnen und so kann ich mich frohen Mutes zu den Drafttischen begeben.

Den Draft und den zweiten Tag gibt es dann beim nächsten Mal, wo ihr erfahren werdet, warum man manchmal fünf Minuten überlegen muss, ob man sein getopdecktes Revoke Existence auf den gegnerischen Masticore spielen soll.




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