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Standard
Caw in Köln
von Tobias Henke
30.05.2011

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, fand am vergangenen Samstag in Köln der bislang größte Standard-PTQ des Jahres statt. Wobei gilt, dass Größe immer und in diesem Fall sogar ganz besonders relativ ist. 57 Spieler überboten die bisherigen Teilnehmerzahlen jedenfalls um rund ein Viertel. Einer von 57 war ich, aber damit hatte sich mein Beitrag zum Turnier auch bereits erledigt. Eternal Lucker hat es unter völliger Missachtung seines Forennamens eigentlich perfekt auf den Punkt gebracht:

„Das Grixis-Deck ist kompletter Mist … Keine Ahnung, wie die es immer schaffen zu gewinnen.“

Nun war mir das allerdings längst bewusst gewesen. Schon in meinem letzten Artikel vor zwei Wochen hatte ich Zweifel ob des verdächtigen Mangels an Kartenziehern und Bibliotheksmanipulatoren angemeldet. Also hatte ich einen vierten Jace, the Mind Sculptor und drei Sea Gate Oracle ins Maindeck gequetscht, dazu zwei Twisted Image, die ja auch irgendwie Extrakarten ziehen, und obendrein mit Evolving Wilds mehr Fetchlands. Hat alles nicht gereicht. Das Problem war keineswegs der Hate – Twisted Image interagiert mit gegnerischem Spellskite wirklich ganz vorzüglich –, sondern dass man die verdammte Kombo einfach nie zieht. Nachdem ich ein Spiel mit Splinter Twin auf der Starthand begonnen hatte und nach Halimar Depths plus Fetchland, zweimal Preordain, Jace-Aktivierung plus Fetchland und Preordain Nummer 3 immer noch keinen Deceiver Exarch gefunden hatte, stand ich 0:1, drei Mulligans später dann 0:2. Kann ich nicht empfehlen.

Beschäftigen wir uns stattdessen lieber mit den erfolgreichen Decks …


Metagame

Caw-Blade:
Mono-Rot:
Darkblade:
Vengevine-Decks:
Splinter Twin:
Vampire:
UB-Control:
RUG:
Tezzeret-Decks:
Big Red:
Soul Sisters:
Valakut:
Architect-Blade:
RUG (+Twin):
Einzelkämpfer (Rogues):

… oder vielleicht doch lieber nicht? Die Eintönigkeit ist augenscheinlich geradewegs aus Amerika zu uns herübergeschwappt. Jedes Kästchen steht für einen Spieler, die tiefschwarzen jeweils für einen Top-8-Spieler. Wobei diese Aufteilung nicht ganz fair ist, weil es insgesamt neun Spieler mit 13 oder mehr Punkten gab. Klickt hier, falls euch interessiert, wie sehr das die Vielfalt beeinflusst!

Die Top 16 ist wahrscheinlich spannender. Die umfasst nämlich alle Spieler, die mindestens 4:2 abgeschnitten haben. Wollen wir einen Blick riskieren?

Okay, zu guter Letzt: Wie wäre es mit allen Leuten, die überhaupt ein positives Ergebnis eingefahren haben, also 3:2:1 oder besser? Klickt hier!

Die grafische Aufbereitung erspare ich euch, aber versucht außerdem einmal euch vorzustellen, wie das hier alles aussähe, wenn Darkblade nicht seine eigene Spalte hätte …


Decklisten der Top 8

Beginnen wir mit den Viertelfinalisten. An dieser Stelle verließen zwei Caw-Blades das Turnier: Martin Thalheim musste sich gegen UB-Control geschlagen geben und Michael Wiese unterlag im Mirror.

Martin Thalheim

1 Scalding Tarn
4 Island
1 Inkmoth Nexus
3 Plains
1 Arid Mesa
4 Celestial Colonnade
4 Glacial Fortress
4 Seachrome Coast
4 Tectonic Edge

1 Sword of Feast and Famine
1 Batterskull
1 Sword of War and Peace
4 Squadron Hawk
4 Stoneforge Mystic
4 Jace, the Mind Sculptor
1 Jace Beleren
4 Preordain
1 Consecrated Sphinx
2 Emeria Angel
2 Spell Pierce
1 Dismember
2 Into the Roil
2 Day of Judgment
4 Mana Leak


Sideboard:

1 Day of Judgment
1 Spellskite
1 Phyrexian Revoker
1 Jace Beleren
2 Divine Offering
1 Mortarpod
2 Gideon Jura
3 Flashfreeze
3 Celestial Purge

Michael Wiese

4 Squadron Hawk
4 Stoneforge Mystic
2 Gideon Jura
1 Sword of War and Peace
1 Sword of Feast and Famine
4 Jace, the Mind Sculptor
3 Into the Roil
4 Mana Leak
2 Condemn
4 Spell Pierce
1 Batterskull
4 Preordain

2 Inkmoth Nexus
4 Celestial Colonnade
4 Tectonic Edge
3 Plains
5 Island
4 Glacial Fortress
4 Seachrome Coast


Sideboard:

2 Journey to Nowhere
2 Luminarch Ascension
2 Solemn Offering
1 Mortarpod
2 Day of Judgment
2 Baneslayer Angel
4 Kor Firewalker


Über die Kartenauswahl im Einzelnen kann ich wenig Intelligentes schreiben. Die ist bei diesem Decktypus einerseits eine Wissenschaft für sich, andererseits aber keine exakte Wissenschaft. Solange man nicht an Stoneforge Mystic, dem Equipmentpaket, Preordain, Jace, the Mind Sculptor und an den 26 Ländern rüttelt, scheinen schier beliebige Abweichungen möglich zu sein. Michael hat mich allerdings gebeten zu erwähnen, dass die beiden Solemn Offering in seinem Sideboard eine Verlegenheitslösung waren und natürlich Divine Offering hätten sein sollen. Ob das wohl einen Einfluss auf seine Niederlage genommen hat? Sein Caw-Blade-Gegner jedenfalls hatte die korrekte Gabe im Sideboard, sogar dreimal.

Endstation im Viertelfinale war auch für Darkblade und zwar im Kampf gegen Caw-Blade:

Julian Plagge

3 Spellskite
4 Stoneforge Mystic
1 Mirran Crusader
1 Blade Splicer
1 Emeria Angel
1 Sun Titan
4 Preordain
4 Inquisition of Kozilek
2 Duress
4 Jace, the Mind Sculptor
1 Into the Roil
1 Mana Leak
1 Dismember
2 Go for the Throat
1 Sword of Feast and Famine
1 Batterskull
1 Sword of War and Peace

4 Plains
2 Swamp
4 Creeping Tar Pit
4 Seachrome Coast
4 Darklslick Shores
4 Glacial Fortress
4 Marsh Flats
1 Arid Mesa


Sideboard:

1 Go for the Throat
1 Doom Blade
1 Mirran Crusader
1 Despise
1 Into the Roil
3 Flashfreeze
2 Oust
3 Divine Offering
1 Baneslayer Angel
1 Batterskull


Dass ausgerechnet die schwarze Variante bei der Kreaturenauswahl kreativ wird und auf Squadron Hawk verzichtet, hat einschlägige Präzedenzfälle und ist längst keine Seltenheit mehr. Dennoch frage ich mich, zugegebenermaßen als erklärter Außenseiter, ob das so richtig ist. UW-Caw-Blade sucht hin und wieder noch nicht einmal die volle Anzahl an Falken, weil sonst abgeworfen werden müsste. Darkblade hingegen kennt dieses Problem einfach nicht. Mit dem ganzen Discard und zusätzlichem Spotremoval hat man extrem viele Möglichkeiten, früh in die Zweikämpfe zu gehen und abzutauschen. Möchte man daran dann nicht lieber eine Kreatur anschließen, die die Symmetrie bricht?

Ebenfalls gleich ausgeschieden ist André Luff mit dem stark Mike-Flores-inspirierten Twin-Deck:

André Luff

4 Deceiver Exarch
2 Inferno Titan
1 Gitaxian Probe
4 Sea Gate Oracle
2 Jace Beleren
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Into the Roil
3 Mana Leak
4 Preordain
2 Spell Pierce
4 Splinter Twin

9 Island
8 Mountain
4 Scalding Tarn
1 Misty Rainforest
4 Tectonic Edge


Sideboard:

1 Consecrated Sphinx
1 Dispel
2 Negate
1 Jace Beleren
1 Jace's Ingenuity
4 Pyroclasm
1 Slagstorm
4 Spellskite


Im Vergleich zu der Grixis-Liste, die es bei den SCG-Open in Orlando auf den zweiten Platz geschafft hatte, hat diese Version drei Jace, vier Sea Gate Oracle und eine Gitaxian Probe mehr, außerdem nur ungetappte Länder und davon auch gleich noch zwei extra, sodass man Preordain und Co. niemals auf die Sicherstellung von Landdrops verwenden muss. Was nützt all der Discard, wenn man keine Kombo hat, die man damit durchdrückt? Ich denke, Twin-Decks werden sich in Zukunft eng an Flores' Vorlage orientieren. Möglich ist das einerseits deshalb, weil Twin der anfänglichen Euphorie nicht gerecht werden konnte, sodass sich gezielte Gegenmaßnahmen nur bedingt lohnen, und andererseits weil das Deck nicht zwingend die Kombo braucht, um zu gewinnen. Das ist auch besser so, denn gegen Combust muss Blau-Rot entweder auf anderem Wege gewinnen – oder Mutagenic Growth boarden.

Apropos. Damit wären wir bei den Halbfinalisten angekommen. Betrachten wir das Deck oder genauer das Sideboard von Benjamin Aithaj-Kaddour, dann finden wir gleich besagtes Combust. Das wird ihm im Viertelfinale gegen André mutmaßlich sehr geholfen haben.

Benjamin Aithaj-Kaddour

4 Koth of the Hammer
4 Staggershock
4 Searing Blaze
4 Kiln Fiend
4 Burst Lightning
4 Volt Charge
4 Shrine of Burning Rage
4 Lightning Bolt
4 Goblin Guide
1 Arc Trail

4 Arid Mesa
4 Scalding Tarn
15 Mountain


Sideboard:

3 Mark of Mutiny
4 Combust
4 Crush
4 Leyline of Punishment


Auch ansonsten gibt's hier eine Menge Neuheiten: Kiln Fiend und Shrine of Burning Rage profitieren beide von möglichst viel Burn, der Schrein von Volt Charge sogar ganz besonders. Ebenfalls von Volt Charge profitiert Koth of the Hammer, der allerdings den Kreis nicht so recht zu schließen vermag, sondern seinerseits eine kleine Non-Combo oder „Nonbo“ mit Kiln Fiend bildet. Gegen UB-Control sollte dieses Deck vermutlich trotzdem ein überaus ordentliches Matchup haben. Pech war sicherlich, dass Benjamins UB-Gegner im Halbfinale mit seinen drei Maindeck-Ratchet Bomb tatsächlich eine Antwort für den Schrein hatte. Es gibt durchaus UB-Versionen, die gegen einen Turn-2-Schrein auf der Stelle einschieben können …

Das andere Halbfinale machte Caw-Blade unter sich aus. Hier die Liste des Unterlegenen:

Alexander Holtzmann

1 Batterskull
1 Sword of Feast and Famine
1 Sword of War and Peace
4 Squadron Hawk
4 Stoneforge Mystic
2 Condemn
3 Into the Roil
4 Mana Leak
4 Spell Pierce
2 Jace Beleren
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Preordain

5 Island
3 Plains
4 Celestial Colonnade
4 Glacial Fortress
2 Inkmoth Nexus
4 Seachrome Coast
4 Tectonic Edge


Sideboard:

1 Batterskull
1 Into the Roil
1 Mortarpod
1 Consecrated Sphinx
2 Sun Titan
3 Divine Offering
4 Flashfreeze
2 Day of Judgment


Um zu ergründen, wieso dieses Match so ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist, lohnt einmal ein Decklistenvergleich. Der Gewinner spielte folgende Karten im Maindeck anders.

+1 Divine Offering
+2 Mental Misstep

+2 Dismember
+1 Inkmoth Nexus
+1 Misty Rainforest
+1 Plains

−1 Into the Roil
−1 Mana Leak
−1 Spell Pierce
−2 Condemn
−1 Jace Beleren
−1 Island
−1 Glacial Fortress

Im Kampf darum, wer den ersten Stoneforge Mystic aktiv hat, scheint mir Dismember über Condemn schon ein reichlich unfairer Vorteil zu sein. 27 statt 26 Länder, so hörte ich, sind wohl auch recht nützlich und gerade die Nexi/Nexen/Nexusse (tatsächlicher Plural: Nexus) sollen im Mirror besonders wertvoll sein. Divine Offering, wenn es die eine Gabe denn mal gibt, ist bestimmt ebenfalls eine nette Überraschung und Mental Misstep hat zumindest das Potenzial zu ziemlich krassen Blowouts, umso mehr, wenn der Gegner das volle Playset Spell Pierce auspackt.

Kommen wir zum Finale. Sven Fischer meinte, das Caw-Blade-Matchup sei für Blau-Schwarz in jedem Falle schwierig, aber wenn man perfekt zockt, wahrscheinlich leicht positiv. Das hat offensichtlich nicht gereicht.

Sven Fischer

3 Swamp
5 Island
1 Misty Rainforest
1 Verdant Catacombs
4 Drowned Catacomb
4 Tectonic Edge
4 Creeping Tar Pit
4 Darkslick Shores

2 Spreading Seas
1 Black Sun's Zenith
2 Grave Titan
1 Consecrated Sphinx
4 Inquisition of Kozilek
1 Liliana Vess
3 Jace Beleren
1 Duress
3 Jace, the Mind Sculptor
3 Ratchet Bomb
2 Doom Blade
4 Preordain
4 Mana Leak
3 Go for the Throat


Sideboard:

2 Frost Titan
1 Black Sun's Zenith
2 Duress
3 Flashfreeze
2 Disfigure
1 Doom Blade
3 Memoricide


Ich weiß nicht, wie wichtig die Discardsprüche sind, um die Mystic-Equipment-Folge zu unterbrechen oder von vornherein zu unterbinden. Mental Misstep funktioniert dagegen jedenfalls in etwa wie Spellskite, indem es Discard quasi auf sich selbst umlenkt. Auf der anderen Seite hat Sven Ratchet Bomb, um nicht unbedingt darauf angewiesen zu sein, dass sein Discard trifft …

Das ist schließlich die große Frage, die sich beim Anblick der Siegerliste stellt: Wie gut ist Mental Misstep?

Robert Lange

1 Jace Beleren
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Squadron Hawk
4 Stoneforge Mystic
1 Batterskull
1 Sword of War and Peace
1 Sword of Feast and Famine
2 Dismember
1 Divine Offering
2 Into the Roil
3 Mana Leak
2 Mental Misstep
4 Preordain
3 Spell Pierce

4 Celestial Colonnade
3 Glacial Fortress
3 Inkmoth Nexus
4 Island
4 Plains
1 Misty Rainforest
4 Seachrome Coast
4 Tectonic Edge


Sideboard:

2 Celestial Purge
2 Day of Judgment
1 Deprive
2 Divine Offering
2 Flashfreeze
1 Journey to Nowhere
2 Mental Misstep
1 Sun Titan
2 Spellskite


Wenn irgendetwas hier Tech ist, dann nämlich am ehesten Mental Misstep. Mich würde brennend interessieren, wie viele wie oft wogegen eingesideboardet wurden. Boardet man auf vier Stück hoch, um sich vor Inquisition of Kozilek zu schützen, und wirft man spät nachgezogenen Überschuss notfalls auf Preordain?


Das sind genug Fragen für heute. Bis zum nächsten Mal denkt immer daran: Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? …




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