Das aktuelle Standardformat ist Mist. Caw-Blade ist das „deck to beat“ und auch das „deck to play“ und überhaupt das „deck to end all decks“. Seien wir ehrlich: Wenn man sich unbedingt für die Pro Tour qualifizieren möchte, ist Caw-Blade schlicht und ergreifend
das
Deck. Das
einzige
Deck.
Seien wir noch einmal ehrlich: Die meisten Spieler wollen sich gar nicht unbedingt für die Pro Tour qualifizieren. Die meisten Spieler, selbst bei einem PTQ, wollen sich
bedingt
für die Pro Tour qualifizieren. Natürlich steht der Turniersieg irgendwo auf ihrer Wunschliste, aber es werden eben zusätzliche Bedingungen gestellt: beispielsweise „ohne den ganzen Tag lang Caw-Blade-Mirrors zu spielen“ oder „mit einem kreativen Deck“ oder „ohne 300 Euro für
Jace
auszugeben“. Derlei Einschränkungen verringern in jedem Fa

ll die eigenen Chancen und es gibt nicht viele Alternativen, die überhaupt in der Lage dazu sind, einen PTQ zu gewinnen.
Das hier ist meiner Einschätzung nach eine:
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4 Tectonic Edge
4 Eldrazi Temple
2 Mystifying Maze
1 Eye of Ugin
3 Khalni Garden
13 Forest
4 Primeval Titan
4 Joraga Treespeaker
4 Overgrown Battlement
2 Wall of Tanglecord
3 Kozilek, Butcher of Truth
1 Ulamog, the Infinite Gyre
1 Emrakul, the Aeons Torn
1 Viridian Corrupter
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4 Explore
1 Everflowing Chalice
4 Green Sun's Zenith
4 Summoning Trap
Sideboard:

4 Nature's Claim
4 Obstinate Baloth
2 Wurmcoil Engine
2 Viridian Corrupter
3 Tumble Magnet
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Darüber habe ich
schon einmal geschrieben
und ich würde euch jetzt nicht wieder damit nerven, wenn ich nicht zufällig damit gestern in der Top 8 eines PTQs gelandet wäre. Zugegebenermaßen liegt das wohl auch an der Größe solcher Turniere heutzutage. Am vergangenen Wochenende gab's in und um Deutschland herum reichlich PTQ: Von Antwerpen weiß ich es nicht, München jedoch hatte offenbar 35 Teilnehmer, Hamburg 37, Salzburg 27 und Enschede 39. (Alb-) traumhafte Zustände! Dabei habe ich mir noch das mutmaßlich größte Turnier herausgepickt.
Wer sich für die Unterschiede gegenüber der Levy-Version interessiert, sollte
hier klicken. Insgesamt hat sich seit
jenem Artikel
wenig geändert und das, was sich geändert hat, ist weniger auf
New Phyrexia
zurückzuführen als vielmehr auf allgemeines Finetuning. So sind zwei
Growth Spasm
aus dem Maindeck geflogen und wurden durch einen weiteren
Forest
und
Everflowing Chalice
ersetzt. Ein Deck mit viermal
Explore
benötigt einfach 26 Länder – 27, wenn man
Eye of Ugin
als Land zählt.
Everflowing Chalice
verfügt ebenso wie
Explore
gewissermaßen über Haste, beziehungsweise kostet effektiv nur ein Mana. Das ist immer mal wieder wichtig, aber gerade in Turn 3, wenn man nach Möglichkeit mehrere Manabeschleuniger ausspielen möchte. Liegt
Overgrown Battlement, dann funktionieren auch weitere Mauern und
Green Sun's Zenith
ähnlich. Mit drei Ländern und
Overgrown Battlement
auf dem Tisch kann man also zum Beispiel eine weitere Mauer, Chalice
und
Explore
wirken. Alternativ, f

alls Battlement oder Treespeaker mal hopsgeht, reicht im dritten Zug eine Kombination aus Chalice oder
Explore
vorneweg und Chalice,
Explore
oder Battlement hinterher, um im vierten trotzdem sechs Mana zu haben. Zu guter Letzt ist
Everflowing Chalice
die neunte Karte, die im Verbund mit
Joraga Treespeaker
sechs Mana bereits im dritten Zug bereitzustellen vermag.
Im Sideboard wurde überall ein bisschen gekürzt, um vier
Nature's Claim
unterzubringen. Das macht das Matchup gegen
Splinter Twin
noch lange nicht erträglich, sorgt aber zumindest für eine kleine Chance und dafür, dass man gegen
Quest for the Holy Relic
und
Tempered Steel
gewinnen kann.
Das sind alles deutlich negative Matchups. Gute Matchups hingegen sind Mono-Rot und UW-Caw-Blade. Wobei
Hero of Oxid Ridge
vor dem Boarden schon mal gefährlich wird und Caw-Blade-Spiele grundsätzlich immer sehr, sehr knapp sind. Gegen beide Decks habe ich jedoch im Real Life noch nie ein Match verloren. Online habe ich eine größere Stichprobe und dennoch eine Siegquote jenseits der 60 Prozent. Darkblades Punktlösungen wiegen seine höhere Anfälligkeit gegenüber
Tectonic Edge
leider klar auf. Das ist also ein bisschen negativ. Und dann gibt's halt eine Reihe an Decks, die sich einfach nicht wehren. GW-Decks gewinnen über
Linvala, Keeper of Silence
oder gar nicht und Soul Sisters bescherten mir neulich folgenden Screenshot:

Das ist Turn 4! Und es ist nicht so, als ob ich superlucky drei
Overgrown Battlement
gezogen hätte. Zwei Stück wurden mit
Green Sun's Zenith
hart und ehrlich erarbeitet.
Zum Turnier
In Runde 1 darf ich das Mirror bestreiten. Mein Gegner war allerdings nicht bereit, ein schlechtes
Splinter Twin-Matchup in Kauf zu nehmen, und hat deshalb furchtbar viele schlechte Karten im Maindeck. Das erste Spiel gewinne ich entsprechend problemlos, das zweite geht an ihn und im dritten muss ich mich zunächst mit
Karn Liberated
auseinandersetzen, was dadurch erschwert wird, dass meine Titanen ständig ihr
Beast Within
entdecken. Normalerweise gehen die Duelle im Mirror recht schnell, auf die Art dauert es recht lang. Zwischendurch übersehe ich einmal, dass ich ihn gefahrlos mit einem Bestienspielstein angreifen könnte, und so endet die Partie im vierten Extrazug mit ihm auf zwei Leben. Klassisch.
0

:

0

:

1
Im Drawbracket hoffe ich auf sehr viel Caw-Blade, bekomme aber erst einmal
Splinter Twin. Nach dem Match meint der Twin-Spieler …
„I would imagine this is a rather difficult matchup for you.“
„Are you kidding me? It's by far my easiest.“
„In that you simply lose …?“
„Exactly.“
0

:

1

:

1
Jetzt bin ich endgültig im Sumpf angekommen. Das bedeutet natürlich, dass ich wieder gegen
Splinter Twin
ranmuss, aber ebenso, dass mein Gegner nicht viel macht. Im ersten Spiel nimmt er zwei Mulligans, legt ein paar Länder und stirbt, im zweiten bleibt er auf zwei Ländern stehen, findet dann mit
Preordain
sowohl
Halimar Depths
als auch
Scalding Tarn
– wie er mir hinterher erzählt – und entscheidet sich dafür, zunächst das getappte Land zu legen. Eine
Summoning Trap
am Ende seines Zuges später und er hat überhaupt keine Länder mehr.
1

:

1

:

1
Endlich Caw-Blade. Ich gewinne trotz
Summoning Trap
auf –
tadaa!
–
Wall of Tanglecord, die zu allem Überfluss ein gutes Ziel für sein Maindeck-
Divine Offering
bietet. Die andere Information, an die ich mich erinnere: Ich habe in beiden Spielen
Emrakul, the Aeons Torn
auf der Starthand und komme beide Male dazu, es auszuspielen.
2

:

1

:

1
Das erste Spiel beginne ich mit folgender Starthand:
Joraga Treespeaker,
Explore,
Primeval Titan,
Summoning Trap, drei Länder. Mit einem weiteren Land in den obersten drei Bibliothekskarten ist das der berühmte Turn-3-Titan on the play mit Trap-Backup a.

k.

a. der absolute God-Draw. Der gegnerische God-Draw ist noch ein bisschen besser, umfasst nämlich nicht nur genau passend viele enttappte Länder und
Stoneforge Mystic
in Turn 2,
Jace
in Turn 4, sondern auch
Dismember
und
Spell Pierce. Insofern ist es fast egal, wie ich meinen zweiten Zug gestalte, trotzdem ärgere ich mich, mit dem Treespeaker-Level-up ins Removal zu laufen. Als er sich für
Jace
austappt und
Overgrown Battlement
auf die Hand zurückschickt, habe ich fünf Länder auf dem Tisch. Ziehe ich jetzt ein sechstes, bin ich sofort wieder im Spiel, zumal er sich mit Mystic unerklärlicherweise
Batterskull
gesucht hat. Mein Deck zeigt sich unkooperativ. An dieser Stelle bin ich de facto tot, aber das tatsächliche Ableben zieht sich noch ein wenig hin. „There are 25 minutes left in the round“, ertönt die Durchsage – übrigens ein fantastischer Service – und mein Gegner macht nach längerem Sideboarden zwei Pileshuffles …
Kleiner Exkurs zum Thema Pileshuffling: Der einzig legitime Grund, das überhaupt zu machen, ist, um sein Deck zu zählen. Ich verstehe den Aberglauben dahinter und den Wunsch, Karten wie Länder oder
Squadron Hawk, von denen man am Ende des Spiels viele nah beieinander gehabt hat, möglichst gut aufs Deck zu verteilen. Aber: Ein solches Verteilen ist immer entweder überflüssig oder Cheating! Man muss nach dem Pileshuffle noch auf andere Weise so viel durchmischen, dass alles, was der Pileshuffle bewirkt hat, irrelevant wird. Wenn man das nicht tut, ist man ein Betrüger. Wenn man das allerdings tut, ist man streng genommen blöd – oder ebenf

alls ein Betrüger wegen absichtlichen Zeitspiels. So streng will selbstverständlich niemand sein …
Nachdem er sich damit ausreichend schlechtes Kar

ma eingehandelt hat, verliert er ein schnelles zweites Spiel. Im dritten habe ich wieder
Joraga Treespeaker
und
Explore, und als im vierten Zug
Jace
den Elfen bouncen will, gibt's
Summoning Trap
auf den kleinsten der Eldrazi:
Primeval Titan. Der bringt nämlich das Doppelpack
Tectonic Edge
mit und bewirkt, dass der Feind am Ende meines vierten Zuges nur noch zwei Permanents hat.
3

:

1

:

1
Ich werde runtergelost gegen einen deutschen Mitstreiter, der mit einem Sieg wohl zu irgendwas zwischen 60 und 90 Prozent noch als 4

:

2er in die Top 8 rutschen würde. Dieses Wag

nis will er zwar eingehen, das Matchup ist da aber anderer Ansicht. Sein Mono-Rot hat keinen
Hero of Oxid Ridge, dafür
Shrine of Burning Rage.
Goblin Guide
in Turn 1 und
Koth of the Hammer
in Turn 4 sind selbst on the play knapp nicht stark genug. Nach dem Boarden gibt es eine interessante Situation, als ich an Kreaturen bloß
Obstinate Baloth
und
Wurmcoil Engine
kontrolliere. Wenn er jetzt
Wurmcoil Engine
mit
Act of Aggression
übernimmt, darf ich nicht blocken und muss mich auf sieben schlagen lassen, weil er den 6/6er sonst abschießt und selber die zwei 3/3er einkassiert. Er setzt nicht auf mein Misplay, sondern verhindert mit dem Act lediglich einen Zug lang, dass ich auf 19 gehe.
4

:

1

:

1
Im Viertelfinale gewinne ich den Würfelwurf und mulligane zwei Hände ohne grünes Mana. Meine Fünf sind
Tectonic Edge,
Overgrown Battlement,
Green Sun's Zenith
und zwei Wälder. Er beginnt mit zwei
Marsh Flats
und
Squadron Hawk. Ich habe nur Länder nachgezogen und hole mir im dritten Zug nach längerer Überlegung eine weitere Mauer. Er hat kein drittes Land, aber
Stoneforge Mystic
auf
Batterskull. Ich ziehe
Overgrown Battlement, dann
Wall of Tanglecord, dann Land, Land, Land, Land und Land. Nein, nicht übertrieben, sondern exakt abgezählt. Währenddessen steht er immer noch bei zwei Ebenen als einzigen Ländern, hat aber drei Hawks auf dem Tisch und seinen Keim mit
Batterskull
und
Sword of Feast and Famine
ausgerüstet. Von diesem Schutz-vor-Grün-Monster nehme ich zweimal Schaden und blocke lieber Hawks, schließlich sollte man chumpblocken ja immer erst bei letzter Gelegenheit. Das entpuppt sich leider als Irrtum, als er in Reaktion auf die Feast-Ability seines Schwertes einen Überraschungs-
Mortarpod
hereinbringt und nach dem Kampf seinem
Stoneforge Mystic
umschnallt. Auf die Art kann er mich im nächsten Zug genau umschießen, woran auch meine
Summoning Trap
auf
Ulamog
nichts mehr ändert. Hätte ich den Zenit in Turn 3 nicht gespielt, hätte ich gewonnen. Hätte ich einen Zug früher irgendetwas gezogen, hätte ich gewonnen. Hätte ich einen Zug früher gechumpt, hätte ich gewonnen. Hätte ich bei den sieben getopdeckten Ländern mal
Mystifying Maze
oder
Eye of Ugin
dabeigehabt, könnte ich mir den ganzen Konjunktiv hier sparen.
Im zweiten Spiel zeigt er mir schnell, dass er GW spielt, bevor er gegen den getrappten Turn-4-Kozilek aufgibt. Das dritte werfe ich weg, indem ich eine anderweitig sehr, sehr gute Hand ohne grünes Mana halte. Hätte ich wohl eh nie gewonnen, weil
Linvala, Keeper of Silence
in Turn 3 möglich gewesen wäre, aber wer weiß? Auch so war er schließlich nett genug, erst mal diverse andere Dinge zu tun und mich mit drei Ländern,
Wall of Tanglecord
und
Overgrown Battlement
enttappen zu lassen. Wäre da mal direkt noch ein Land gekommen, hätte ich auch einfach Trap auf Eldrazi for the win machen können. Der Scherzkeks wollte es echt noch spannend machen.
Im Nachhinein würde ich die Magneten im Sideboard durch
Dismember
ersetzen. Ansonsten ist das hier ein ziemlich cooles Deck, mit dem es mehr Spaß macht, den ganzen Tag lang Caw-Blade-Mirrors zu bestreiten als mit, öhm, Caw-Blade zum Beispiel.
Nächste Woche Montag bin ich im Pfingsturlaub, bereits jetzt am Mittwoch habe ich aber eine kleine
Commander-Preview für euch. Bis dahin denkt immer daran: Hochmut kommt vor dem Fall, Unmut vor dem Banning. Hoffentlich.
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