Jau, geil! Endlich mal was anderes als immer nur das blöde Standard. Ich kollabier gleich! Es ist zwar nicht so, dass ich eine Ahnung vom Format gehabt hätte, aber so ging's ja etwa neunzig Prozent aller Worlds-Teilnehmer. Und es würde mich nicht verwundern, wenn die zehn Prozent, die sich wohl aufs Modern vorbereitet hatten, wahrscheinlich nach Tag 2 so schlecht platziert waren, dass sie gar keinen großen Nutzen mehr aus der guten Tech ziehen konnten. Denn so funktioniert nun mal das Schicksal.
Wat ist denn nun? Ich meinerseits hatte mich wie gesagt höchst spärlich mit Modern befasst. Am Tag vor Beginn der Worlds überlegte ich mir, dass wohl Death Cloud ein gutes Deck sein könnte. Antonino De Rosa hatte bei der letzten Pro Tour 5:0 damit gespielt und da mittlerweile noch ein paar unfaire Karten mehr gebannt wurden, müsste das Deck ja theoretisch nichts an Power eingebüßt haben.
Hier seine Liste von der Pro Tour in Philly:
3 Forest 1 Golgari Rot Farm 2 Marsh Flats 1 Oran-Rief, the Vastwood 3 Overgrown Tomb 4 Swamp 3 Treetop Village 2 Twilight Mire 1 Urborg, Tomb of Yawgmoth 4 Verdant Catacombs
Also schnell die Karten aufgetrieben, den ganzen Landzerstörungsplan aus dem Sideboard gekickt – Dank geht ans Cloudpost-Banning – und mit in meinen Augen möglichen Karten fürs neue Metagame ersetzt. Die Manabasis habe ich eins zu eins übernommen.
Irgendwie erntete ich nur Spott für meinen guten Plan, und je länger, je mehr fing ich an, an meiner Deckwahl zu zweifeln. Glücklicherweise hatte ich ja auch noch zwei ganze Tage Zeit, um mich ein wenig umzuhören, was denn an Alternativen bestände, und irgendwie fasste ich innerlich den Schluss: Wenn ich 9:3 oder besser stehe, dann mach ich mir halt die Mühe und besorge mir ein Deck, das wenigstens jemand mal getestet hat, und verwerfe meinen reinen Theorieplan. Fortuna hat mich nach gutem Teamwork im letzten Draft allerdings vergessen und so stand ich nach Tag 2 eben 8:4, ein Resultat, für das ich nicht bereit war, mir ein komplett neues Moderndeck aufzutreiben. Denn wer mal die Preise der Händler und die Ordner der Gefährten studiert hat, der braucht kein Professor zu sein, um die hohen Kosten eines solch übermütigen Entschlusses zu erahnen. Ich testete also noch ein paar Spiele gegen Mättu mit Past in Flames-Storm, welche ich praktisch alle verlor. Theorie sei Dank störte mich das nicht wirklich – ich hatte mir bereits ausgemalt, dass Death Cloud wohl gegen einiges ein schlechtes Spiel 1 hat, dafür aber im zweiten (und hoffentlich dritten) Spiel gegen alles vorne liegen sollte. Nach den paar Partien beschloss ich dann, dass ich das Deck genug gespielt hätte. Das tönt jetzt etwas arrogant, aber um ehrlich zu sein, wollte ich nur nicht noch mehr spielen, weil ich sonst fürchtete, meine Deckwahl doch nochmals zu wechseln. Und ein neues Deck auftreiben …?!
Hier die Karten, die ich am Samstag in meiner schönsten Schulschrift auf die Liste kritzelte:
3 Forest 1 Golgari Rot Farm 2 Marsh Flats 1 Oran-Rief, the Vastwood 3 Overgrown Tomb 4 Swamp 3 Treetop Village 2 Twilight Mire 1 Urborg, Tomb of Yawgmoth 4 Verdant Catacombs
3 Garruk Wildspeaker 3 Liliana of the Veil 2 Damnation 2 Death Cloud 3 Inquisition of Kozilek 1 Maelstrom Pulse 2 Slaughter Pact 2 Smother 4 Thoughtseize
3 Dark Confidant 2 Deathmark 1 Inquisition of Kozilek 1 Maelstrom Pulse 2 Nature's Claim 3 Nihil Spellbomb 2 Obstinate Baloth 1 Smother
Das Sideboard war wieder so zusammengesetzt, dass man in den Matchups jeweils gleich viele Karten reinnehmen konnte, wie man auf die Ersatzbank stellen wollte. Die Pläne sind ziemlich offensichtlich (das ist überhaupt kein Ding) und sehen folgendermaßen aus.
Vielleicht muss ich hier noch erwähnen, dass es sich sehr ausgezahlt hat, postboard gegen Rot Blood Moon im Hinterkopf zu behalten. Dagegen spielen kann man nämlich oft ziemlich einfach und es ist mir mehrere Male passiert, dass Liliana den längst unnützen Mond aus der Hand eines frustrierten Gegners gefischt hat.
Der Tag fing gut an. Ich durfte dreimal gegen Splinter Twin spielen, sodass ich nach Runde 1 schon ein grobes Verständins vom Matchup entwickelt hatte. Spiel 1 war wie erwartet ziemlich harzig, aber nicht ungewinnbar. Einen Gegner lockte ich tatsächlich on the draw mit Liliana of the Veil im dritten Zug – er überlegte nicht lange, spielte eine freche Fee am Ende meines Zuges, zückte den Splinter Twin … und zack hat die Falle mit dem Pakt zugeschnappt. Ausziehn, ausziehn! Nachdem dann der Pakt berappt war (Würfel auf der Library mal nicht vergessen) und Liliana ihm auch noch der letzten Handkarte beraubt hatte, zeigte sich ziemlich schnell, wie das Twindeck zu besiegen war. Die Partien nach dem Boarden waren ziemlich simpel – eine günstige Bedrohung mit Removal-Backup spielen oder einfach Bob den Baumeister die ganze Drecksarbeit erledigen lassen, und aus die Maus.
Nach dem mittlerweile eingespielten Matchup ging's weiter mit Zoo. Owen Turtenwald war der Gegner, dem ich beibringen durfte, dass man mit Death Cloud-Rock immer noch ein gutes Matchup dagegen hat (zumindest hatte ich es noch so in Erinnerung). Danach ging's mit vier Siegen im Gepäck gegen Raphael Levy mit Affinity. Für ihn hätte ein Sieg den direkten Eintritt in die Top 8 bedeutet, für mich würde der Sieg bedeuten, dass ich mit etwas Glück in die Top 8 drawen könnte. Die ersten beiden Spiele teilten wir uns, das dritte begann Raphael mit Glimmervoid und Thoughtseize. Er entnahm meiner Hand einen Tarmogoyf und ließ mich mit zwei Küchenhutzeln, einer Inquisition of Kozilek und drei Ländern zurück. Dann legte er noch den Herrn der Aggression – Memnite. Ich zog mich gekonnt in meinen dritten Finken und spielte meine Hand-Disruption. Ich sah zwei Arcbound Ravager, respektive einen, und ein weiteres Glimmervoid. Die Partie stallte nun ziemlich zu, nachdem der Boden mit drei Finks, Cranial Plating, Arcbound Ravager, Arcbound Worker, Memnite et cetera überfüllt war. Mein Removal hielt ich mir für den nächsten Flieger offen, welcher irgendwann auch gezogen wurde. Dann, nach langem Warten, zog ich mein fünftes Land, spielte Damnation, gab meinen Finks per Oran-Rief, the Vastwood den Free Refill et le coq est mort.
Ich freute mich natürlich wie ein Guillaume beim Erscheinen eines neuen Spoilers, Hawaii war schon gebucht, Top 8 mit einem Draw drin, Scheiaweia. Dann der dem Hochmut folgende Fall – runtergelost gegen Josh Utter-Leyton, der unbedingt spielen musste, nun fass mich doch an die Füße! Spiel 1 nahm er Mulligan auf fünf und verlor schnell. An Tagen wie diesen, an denen man fünf Runden gewonnen hat, ohne wirklich getestet zu haben, und nun im guten Matchup gegen Zoo auch noch das holprige Spiel 1 mitnimmt, rechnet man irgendwie mit allem, nur nicht mit einer Niederlage. Das zweite Spiel ist ebenfalls schnell erzählt – günstiges Getier, etwas Removal, ich wurde überrannt. Kann passieren. Doch jetzt war ich sogar on the play fürs dritte, da sollte wirklich nichts mehr schiefgehen.
Remember, remember, the 13th of February? Mist, den hatte ich ganz vergessen – Mulligans gibt's ja auch noch in dem verfluchten Spiel. Runter auf fünf, dann aber stabilisiert, mit einer Damnation und einem Slaughter Pact auf der Hand, Treetop Village auf dem Tisch, gegen eine Armee à la Mordor, mit gefährlich dreinblickenden Halunken, einmal Kitchen Finks und anderen Konsorten. Also den Vollmond auf den Tisch gelegt, von hier an blind. Er spielte seinen zweiten Ranger of Eos, holte sich die Welt, schlug mich zu Brei. Wie, wo, watt soll das denn? Dass die Feuerbälle tatsächlich nur zwei Ranger und einen Fink im Deck hatten, die mich zu diesem Zeitpunkt wirklich stressten, habe ich zwar erst im Nachhinein gesehen, hat mich aber nicht minder gestört.
Des einen Freud, des anderen Leid. Chinesisch Nachtessen und ein paar Patscher auf die Schulter gab's trotzdem und nachdem ich die verlorene Partie sicher zigmal im Kopf an mir vorübergehen ließ, begann dann doch der Wohlfühleffekt über das gute Resultat einzusetzen. Platz 13 an den vielleicht letzten Worlds und damit genau 30 Pro-Punkte für den Level 6. Da sollte man sich ja nicht beklagen dürfen, oder?
Als Abschluss des Artikels nochmals retrospektiv aufs Deck zurückgeschaut. Jetzt habe ich ja sozusagen etwas getestet. Das Deck ist der Wahnsinn. Nicht dass ich erwarte, dass vor der nächsten Modern-Saison (die wohl wieder neue Bannings und was auch immer hervorbringen wird) je wieder jemand ein Modern-Deck zur Hand nimmt, aber falls es jemand trotzdem nicht lassen kann, wie wär's mit:
Die Dame hat sich echt bewährt – die ist gestört, die Tante! Nicht dass sie gewisse Matchups dominiert oder so. Aber sie ist gegen alles gut, niemals eine tote Karte, man boardet sie nie raus. Und wenn man mal eine der toten Karten oder gar eine zweite Lili zieht, dann halt +1.
Für die Wolke gilt Ähnliches wie für die Lady in Black – gegen alles mindestens solide, wird quasi nie geschnitten. Mit der Ausnahme, dass sie gegen gewisse Decks in einem fortgeschrittenen Spielstand die Partie sofort beendet.
War ein absoluter All-Star gegen Twin, der es einem ermöglicht, einen Fuß in die Türe zu bekommen, beziehungsweise sich auszutappen und eine Bedrohung auf den leeren Tisch zu knallen. Gegen Zoo und Affinity „einfach“ Removal, gegen tierchenarme Listen halt 'ne tote Karte.
Abgesehen davon, dass die Karte gegen viele Matchups nahezu tot ist, gibt es selbst gegen Affinity und Zoo, wogegen sie eigentlich glänzen sollte, zu viele Spiele, die bereits vor der teuren Hexerei entschieden sind. Ab ins Sideboard damit.
Hängt ein wenig davon ab, ob alle auf den Gifts-Zug aufspringen werden. In diesem Fall packt ein Smother weg (ist ja irgendwie auch ähnlich wie der dritte Slaughter Pact). Wenn weiterhin schnelle Decks dominieren, dann muss der wilde Mann dran glauben.
Das Sideboard wäre dann wohl etwa:
Sideboard:
2 Damnation 1 Inquisition of kozilek 3 Dark Confidant 1 Obstinate Baloth 1 Primal Command 2 Deathmark 2 Nature's Claim 3 Nihil Spellbomb
Das wär's dann wohl auch wieder gewesen in Sachen Modern Talking. Beim nächsten Mal gibt's dann das tolle Selfmilldeck – und ich hoffe, es setzt nicht gleich das First-Round-Loss.
Ja klar, was ich noch fragen wollte: Hey, kennt ihr diese Feldbusch?