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Sonderzug nach Barcelona
von Torben Thies


Wie qualifiziert man sich für die Pro Tour? Klar, einen PTQ zu gewinnen, hilft. Die Top 4 eines Grand Prix oder Top 25 der letzten Pro Tour sind auch adäquate Wege. Ein weiterer ist jetzt durch die sogenannte Sponsor's Exemption hinzugekommen. Fünf Spieler bekommen eine Qualifikation und den Flug für die Pro Tour Barcelona von Wizards geschenkt. Der Grund hierfür sind außergewöhnliche Leistungen in einer Saison, die jedoch nicht zu einer „normalen“ Qualifikation geführt haben. Einer dieser unglücklichen Leistungsträger ist Till Riffert. In der letzten Modern-PTQ-Saison schaffte er fünf Mal die Top 8, scheiterte aber immer im Halbfinale oder Finale. Durch eine neue Datenbank von Wizards, die reale und Onlineprofile verknüpft, konnte diese konstante Performance aber bemerkt und honoriert werden.

Till erfuhr von seiner Qualifikation vor einigen Tagen über Facebook, als ihm plötzlich jede Menge Leute gratulierten. Seine Verwirrung wandelte sich schnell in unbändige Freude, denn Philipp Leube machte ihn auf die offizielle Meldung aufmerksam, auf die schnell auch eine Mail von Wizards mit detaillierten Instruktionen folgte. Es besteht aber kein Grund, Neid zu entwickeln oder Till zu unterstellen, dass er diese Qualifikation nicht verdient hätte. Eine Saison, wie er sie hingelegt hat, muss man ihm erst mal nachmachen. Auf PTQs eine Win Percentage von 76-78% zu haben, zeugt von extrem guten Fähigkeiten und der Tatsache, dass seine Nichtqualifikation die eigentliche statistische Anomalie war. Durch den Wegfall des ELO-Ratings und der Qualifikationsmöglichkeiten über Planeswalkerpunkte entstand nämlich eine Lücke: Verlässlich sehr gute Ergebnisse reichten plötzlich nicht mehr. Mit der Sponsor's Exemption wurde ein Weg gefunden, das zu kompensieren. Oder wie Aaron Forsythe treffend twitterte: „Post good enough results that the decision-makers notice you.“


Optimal wäre Tills Meinung nach eine Offenlegung der Datenbank, der die Entscheidungen zugrundeliegen, was Wizards jedoch ablehnt. Er findet es gut, dass die Sponsor's Exemptions auf Ermessensgrundlage verteilt werden, weil ansonsten wieder planeswalkerpointeske Grindzustände entstünden. Die Entscheidungsträger balancieren also auf einer dünnen Linie zwischen harten Zahlen und Willkür, die mehr Transparenz lösen würde. Dass die jetzt von der Regelung Beglückten die Qualifikation verdient haben, steht diesmal wenigstens außer Frage.

Ein Grundpfeiler für konstante Ergebnisse ist übrigens ein gutes Team. Und hier hat Till das Glück, auf Spieler wie Michael Diezel, Oliver Rausch, David Kaufmann und Matthias Langner zurückgreifen zu können. Es ist echt eine Ironie des Schicksals, dass sich eins der kompetentesten Teams in Deutschland gerade in Leipzig, also weit entfernt von den meisten PTQ-Orten, zusammengefunden hat. Wünschen wir Till also viel Glück auf seiner fünften Pro Tour in Barcelona (sein Debüt war schon 2006 in Charleston), damit er seine konstant guten Ergebnisse von Deutschland in die Welt trägt.


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