Es war einmal vor langer, langer Zeit in Schweden. Sommer 2006, um genau zu sein. Grand Prix Malmö. Zu zweit mit Roman unterwegs, mit Maskottchen
Trygon Predator im Gepäck, wurde das gelobte Land bei schönstem Sonnenschein auskundschaftet, tagsüber an den Studi-Geheimtipp-Stränden, übersäht mit schwedischen Schönheiten, die Abende in gemütlichen Bars, ebenfalls übersäht von schwedischen Schönheiten, nachts im ausrangierten Nachtzug, der als Jugendherberge seine Betten nun für Weltenwanderer wie uns hergab. Die Betten waren gemütlich, leider aber nicht übersäht mit schwedischen Schönheiten. Noch nicht. Dass wir beim Grand Prix selbst,
Coldsnap-Limited übrigens, weder schwedische Schönheiten bewundern konnten, noch besonders erfolgreich waren, spielte in dem Moment schon keine Rolle mehr – wir hatten das Paradies entdeckt und wir würden wiederkommen. Irgendwann
Sommer 2012, na ja, vielleicht eher Frühling. Grand Prix Malmö. Schön platziert am Auffahrtswochenende, was bei uns in der Schweiz einen freien Donnerstag und Freitag verheißt. Glasklar, dass man unter solchen Umständen einfach nicht anders kann, als seine Sachen zu packen und in Richtung Norden aufzubrechen. Der
Trygon Predator war mit dabei, musste aber seinen Stammplatz als Maskottchen dem viel süßeren Bären,
Druid's Familiar, überlassen. Bären sind was Tolles! Die fressen den ganzen Sommer Honig, damit sie schön fett werden und dann im Winter legen sie sich schlafen. Und
Druid's Familiar ist ja nicht nur ein normaler Bär, sondern einer, der sich obendrein auch noch gerne paart. Und da's in
Avacyn Restored keine paarungswilligen Schwedinnen gibt, zwang uns unser Gewissen, unseren Hausbären mal in Schweden Gassi zu führen. Wenn das WWF doch nur wüsste, wie gut wir mit unseren Tieren umgehen, die hätten uns bereits einen Orden verliehen.
Unser Trip führte uns zuerst nach Kopenhagen, das zwar nicht auf schwedischem Boden stand, aber trotzdem eine durchaus besuchenswerte Stadt ist. Unser erstes Highlight: ChinaBox! Ich muss das Zeitrad nochmals etwas zurückdrehen: Mein zweiter Grand Prix,
Onslaught-Sealed, fand in Kopenhagen statt. Damals war ich mit Christoph Huber unterwegs und kein Tag verging, ohne dass wir bei der ChinaBox in der Innenstadt einkehrten und uns eine Portion köstlichstes chinesisches Essen schöpfen ließen. Wohl etwa zehn Jahre später und die ChinaBox stand immer noch. Kulinarische Köstlichkeiten setzen sich eben durch. Oder bleiben zumindest bestehen. Köstlich auch der Passant, der seinen Hund spazieren führte und für ihn an der Box einen feinen Happen rausholte, indem er den Hund als wichtigsten Stammgast der Box darstellte. He always gets one!, meinte er zum Verkäufer, zeigte auf die Frühlingsrollen und schon warf der Verkäufer dem Hund eine hin. Eigentlich hätten wirs auch genauso machen müssen, aber wir bezahlten natürlich vorbildlich. Waren ja auch noch nüchtern. In Kopenhagen schauten wir uns noch die schönsten Fleckchen an, wovon man wohl besonders die Christiania und den botanischen Garten namentlich erwähnen muss und vielleicht noch die Wiese vor der Mühle auf der ehemaligen Verteidigungsanlage. Es ist einfach schön, bei Sonnenschein im Gras zu liegen und oben den blauen Himmel und die Mühle zu sehen. Da kommt mir immer der Windmill-Song aus Zelda in den Sinn.
Dann ging's weiter nach Malmö. In die echt gemütliche Jugendherberge und anschließend zur Site. Während Roman versuchte, sich an drei Byes zu kämpfen, widmete ich mich meiner wahren Berufung: Raredraften. So viele hab ich gar nicht erwischt, zumindest nicht solche, die sich maindecken ließen. Was das Deck vielleicht auch etwas stärker machte und mir einen Spaziergang durch den Draft ermöglichte: 2
:
0, 2
:
0, 2
:
0.
| 9 Plains 8 Island
Vanishment Amass the Components 2 Crippling Chill 2 Righteous Blow 2 Defang Divine Deflection
| | Haunted Guardian Nephalia Smuggler 2 Gryff Vanguard Captain of the Mists Alchemist's Apprentice Latch Seeker Angelic Wall Moonlight Geist Cathedral Sanctifier Devout Chaplain Farbog Explorer Goldnight Redeemer Angel of Glory's Rise
|
Wie gut der Glory-Engel doch war. Das ist natürlich die Prise Zuversicht, mit der es sich gut ans Turnier gehen lässt. Apropos Engel: Der wahre Grund, der mich aber am nächsten Morgen zurück zur Site brachte, war die schwedische Türsteherin. Das gibt's nur in Träumen – oder eben in Malmö! Doch zurück zum Thema: Groovende Bären! Mehr Karma hätte ich im Vornherein ja kaum tanken können, und tatsächlich, brummte es mich beim Deckbau zufrieden aus meinem Pool an!
| 9 Plains 9 Forest
Haunted Guardian Nightshade Peddler Geist Trappers Timberland Guide Pathbreaker Wurm Flowering Lumberknot Nettle Swine Druid's Familiar Trusted Forcemage Wolfir Avenger Farbog Explorer Silverblade Paladin Devout Chaplain Archangel Spectral Gateguards Avacyn, Angel of Hope Moonlight Geist Angel of Glory's Rise
| | Blessings of Nature Triumph of Ferocity Righteous Blow Defang
Sideboard:
2 Butcher Ghoul Blood Artist Barter in Blood Driver of the Dead Crypt Creeper Ghoulflesh Dark Impostor Bone Splinters Undead Executioner Pathbreaker Wurm
|
|
|
Als ich mir meinen Pool anschaute, wurde ich von großer Vorfreude begleitet. Auf der Checkliste hatte ich entdeckt, dass es keine weißen Rares oder Mythics gibt, die nicht spielbar wären. Um nicht zu sagen, die meisten sind sogar verdammt gut! Große Freude also, als ich mich durch meine schwarzen, blauen, grünen, roten und farblosen Farben blätterte und erst drei Rares zählte. Das bedeutete: mindestens drei Spoiler in derselben Farbe. Ganz so verspoilt war's dann doch nicht und leider waren neben Weiß auch alle anderen Farben etwa gleichwertig: In Blau hatte ich
Deadeye Navigator und einige Playables, in Schwarz
Dark Impostor, in Rot ein paar gute Aggrokarten und in Weiß und Grün wohl die Karten, die am besten zusammenpassten. Und den Bären wollte ich ja spielen, und damit er sich nicht mit Zombies abgeben musste, sondern wenigstens mal Helvaults Next Topmodel bereiten durfte, musste Weiß her. Quizfrage: Was ist ein
Druid's Familiar, der sich mit
Nettle Swine paart? Ein Schweinsteiger!
Tag 1 verlief ziemlich unspektakulär. Ich verlor meine erste und meine vierte Runde, stand somit eigentlich ständig mit dem Rücken zur Wand und erwartete nicht wirklich, den zweiten Tag noch zu schaffen. Umso zufriedener war ich dann, als es doch klappte. Der schwarze Teil des Decks durfte sich in der letzten Sealed-Runde gegen ein aggressives Schwarz-Rot bewähren, statt dem langsameren Weiß, da die beiden
Butcher Ghoul und das Removal so gut sind gegen
Crypt Creeper und
Kruin Striker.
Hat geklappt und so durfte ich einen weiteren Tag meines Schwedenurlaubs in den Katakomben verbringen. Glücklicherweise war der Grand Prix ja aber so klein, dass wir am Samstag keine zehnte Runde spielen mussten und somit früher gehen durften – perfektes Timing, um sich noch einen Teil des Champion-League-Finales anzusehen. Ich muss schon sagen,
Nettle Swine und
Druid's Familiar machen eine bessere Figur als der letzte Penaltyschütze der Bayern. Aber so kann's halt gehen, wenn man nicht gepairt unterwegs ist.
Der nächste Tag begann sehr gut. Züge waren pünktlich, sodass es vor dem Draften noch für einen kleinen Spaziergang durch den Park neben der Site reichte. Mit gefülltem Sonnentank, wie ein
Basking Rootwalla sozusagen, ging dann auch der Draft los.
Der erste Booster lieferte mir neben
Sigarda, Host of Herons einiges an weißen, grünen und schwarzen Karten. Als ich im zweiten Booster
Tamiyo, the Moon Sage öffnete, war mir klar, dass ich einen Ruf zu bewahren hatte – so teure Rares darf man bei einem Stand von 7
:
2 nicht weitergeben. Als ich dann aber noch
Soul of the Harvest, zwei
Borderland Ranger und viermal
Abundant Growth (die ich jedoch sehr hoch, über
Trusted Forcemage picken musste) im zweiten Booster erhielt, war klar, dass Kamigawa's Next Topmodel wohl doch in meinem Deck landen würde. Booster 3 rundete das Ganze mit
Craterhoof Behemoth ab, und siehe da, wir hatten ein richtig gutes Deck!
| 2 Island 1 Swamp 4 Plains 10 Forest
Righteous Blow Defang Death Wind Triumph of Ferocity 4 Abundant Growth
| | Sigarda, Host of Herons Moorland Inquisitor Seraph of Dawn 2 Angelic Wall Tamiyo, the Moon Sage Gryff Vanguard Gloomwidow Soul of the Harvest Nettle Swine Craterhoof Behemoth 2 Geist Trappers 2 Borderland Ranger
|
Zwar konnte ich mit diesem Deck dem
Nettle Swine keinen Bären aufbinden, aber das wäre auch zu viel des Guten gewesen. Das Deck performte unsagbar gut und so stand ich ein paar Stunden später dann plötzlich 3
:
0. Ausgezeichnet! Auf der Rangliste war ich richtig nach vorne geklettert, in meinen Augen musste ein 2
:
0
:
1 für die Top 8 reichen, ein 2
:
1 könnte sogar auch noch reichen.
Mein zweiter Draft begann vielversprechend. Nachdem ich mit
Death Wind eröffnete, erhielt ich ziemlich klare Signale, dass Blau weit offen sein musste: Third Pick
Latch Seeker gefolgt von zweimal
Mist Raven. Ein später
Gloom Surgeon rundete meine zwei Farben ab, im Hinterkopf behielt ich mir aber immer noch die grünen Karten und einen schwarzen Splash für den Wind. Auch das Schwarz kam aber ganz ordentlich, wie ich es mir erwünscht hatte, und ich beendete den Draft mit einem ansehnlichen Aggrokontrolldeck:
| 9 Island 8 Swamp
2 Ghoulflesh Death Wind 2 Exquisite Blood Into the Void
| | Narstad Scrapper Gloom Surgeon 2 Butcher Ghoul 2 Searchlight Geist 2 Wingcrafter 2 Latch Seeker Tandem Lookout 2 Mist Raven Alchemist's Apprentice Elgaud Shieldmate Galvanic Alchemist Gryff Vanguard
|
Die erste Runde schien mir ziemlich einfach – im ersten Spiel spielte mein Gegner drei
Marrow Bats und weitere 5- und 6-Drops. Fürs zweite Spiel boardete ich für die beiden
Exquisite Blood,
Galvanic Alchemist und
Narstad Scrapper drei Gegenzauber und ein zusätzliches
Ghoulflesh rein. Im zweiten war mein Gegner nach Mulligan auch noch screwed, ich zwar etwas flooded, aber meine wenigen Threats reichten, um die Runde ins Trockene zu bringen.
In den Standings war ich nach dieser Runde Achter. Wenn ich also die nächste Runde gewinnen würde, könnte ich ja tatsächlich sogar mit einer Niederlage noch in die Top 8 hüpfen.
Die Spiele der zweiten Runde des Drafts waren etwas spannender. Das erste verlor ich ganz knapp gegen
Human Frailty, das mir meinen
Wingcrafter zerstörte und den Gegner auf einem Lebenspunkt zurückließ. Das zweite Spiel war relativ ausgeglichen, das dritte der absolute Blowout dank einem raschen
Tandem Lookout und ein paar Tempokarten.
Wow, das war ja mal wieder ein Run. In den Standings kletterte ich auf den fünften Rang, und als ich mir das Ganze so ansah, wurde mir klar, dass mir nicht einmal ein Draw zwingend reichen würde für die Top 8. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber wohl schon.
Ich fragte also meinen Gegner in der letzten Runde, ob er drawen möge, er konne aber nicht. Das erste Spiel gewann ich via Tempo, primär von den Raben ausgehend, gegen sein rot-weißes Aggrodeck. Mein Gegner bot mir nach dem 0
:
1 den Draw an, aber da ich nach Barcelona nicht gleich nochmals via Buchholz aus den goldenen Rängen fallen wollte, spielte ich es aus. Zweimal verlor ich gegen
Goldnight Commander plus
Thatcher Revolt und aus der Traum – Platz 10.
Einerseits wieder mal ein gutes Resultat, andererseits wieder knapp am Ziel vorbei. Aber so ist das nun mal bei Grand Prix; einer geht als Sieger nach Hause und alle anderen als Verlierer. Viertelfinale verlieren wäre natürlich noch ärgerlicher gewesen und über jeden verpassten Sieg denkt man im Nachhinein tausendmal mehr nach als über die etlichen Siege. Nun ja, so habe ich mir mindestens mal meinen Schwedenurlaub finanziert. Und ein prima Wochenende habe ich auch gehabt – in dem Sinne: Ende gut, alles gut.
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