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Wochenrückblick #33
von Tobias Henke
25.10.2012

Es ist viel passiert – und ich bin eh schon spät dran –, deshalb gleich zur Sache!


Restposten

Beginnen wir mit einer kleinen Nachricht. Guild-T-Shirts kann man jetzt nicht nur überall auf der Welt käuflich erwerben, „überall auf der Welt“ beinhaltet jetzt auch Regionen außerhalb von Nordamerika!


Interessanter: Weitere Grand-Prix-Termine bis einschließlich August 2013 wurden bekanntgegeben, diesmal gleich mit den zugehörigen Formaten. Für uns in Europa stehen zusätzlich zu den vier Grand Prix im ersten Quartal 2013 (der Wochenrückblick berichtete) nun noch folgende auf dem Kalender: Legacy im April in Straßburg, Limited im Juni in Göteborg und im Juli in Rimini sowie Standard im August in Warschau.

Größtes Aufsehen erregte derweil die Ankündigung von Modern Masters, einem Set, das am 7. Juni 2013 erscheinen wird und Karten von der Achten Edition bis Alara Reborn neu auflegt, unter anderem den gefürchteten Tarmogoyf. Erklärungen zur Motivation dahinter, zur limitierten Auflage, zum empfohlenen Verkaufspreis und zu vielem mehr liefert Aaron Forsythe. Unter anderem erklärt er, dass Modern dadurch auf keinen Fall erschwinglicher werden soll, sondern dass man Angebot und Nachfrage etwa im gleichen Maße steigern wolle.


Pro Tour Return to Ravnica

Die Berichterstattung aus Seattle brachte mal wieder eine unendliche Informationsflut. Draftviewer, Matchberichte und andere Features in Text, Bild und Film, lustige Statistiken, Standings, über dreißig Stunden Videomaterial und natürlich jede Menge Decklisten – zu viel, um an dieser Stelle alles sinnvoll zu kommentieren. Entsprechend lasse ich die meisten Links links liegen, aber zumindest die Decks verdienen etwas Aufmerksamkeit.

Bereits weit im Vorfeld der Pro Tour war Jund als Staatsfeind Nummer 1 ausgemacht worden und zu allem Überfluss staubte es beim Return to Ravnica auch noch das meiste ab, nicht etwa Abrupt Decay, was höchstens vereinzelt vorkam, sondern in erster Linie Deathrite Shaman, welcher speziell die lilianalastigen Versionen beschleunigte. Jund galt es also zu besiegen und deshalb wurden neben ganz viel Jund natürlich gerade solche Decks gespielt, die gegen Jund traditionell oder prinzipiell schlecht dastehen, zum Beispiel Affinity oder Kombo mit Nivmagus Elemental. Falls ihr nun denkt, dass der letzte Satz irgendwie überhaupt keinen Sinn ergibt – Recht habt ihr! Das sah schon sehr merkwürdig aus.


Eine nennenswerteste Ausnahme mit augenscheinlich ordentlichem Jundmatchup stellte bei den Neuentwicklungen allerdings jenes Deck dar, mit dem das Turnier schlussendlich dann auch gewonnen wurde. Second Sunrise im Verbund mit ganz vielen opferbaren bleibenden Karten, Manaproduzenten und Kartenziehern, inklusive Conjurer's Bauble für eine Endlosschleife – das ist keineswegs eine neue Idee, der Zusatz von Faith's Reward katapultierte das Ganze jetzt jedoch von Tier 3 an die Spitze der Pro Tour. Früher verwendete man Noxious Revival statt Faith's Reward, womit der Kombostart manatechnisch günstiger, aber kartentechnisch teurer kam, öfter missglückte und seltener tatsächlich zum Ziel führte. Eine klare Verbesserung.

Stanislav Cifka

4 Ghost Quarter
1 Hallowed Fountain
7 Island
2 Misty Rainforest
1 Plains
2 Scalding Tarn

4 Chromatic Sphere
4 Chromatic Star
4 Conjurer's Bauble
4 Elsewhere Flask
4 Faith's Reward
1 Gitaxian Probe
4 Lotus Bloom
1 Pyrite Spellbomb
4 Reshape
4 Second Sunrise
4 Serum Visions
2 Silence
3 Sleight of Hand


Sideboard:

4 Echoing Truth
1 Grafdigger's Cage
1 Grapeshot
4 Leyline of Sanctity
1 Nihil Spellbomb
2 Pithing Needle
2 Silence


Wird dieses Deck in den kommenden Monaten ein relevanter Metagamefaktor bleiben? Ich tendiere zu nein. Die zugegebenermaßen schwächere Vorgängerversion hatte ich Anfang des Jahres rauf und runter gespielt und dabei festgestellt, dass mehr noch als jede Inkonstanz im eigenen Aufbau die Anfälligkeit gegenüber Disruption jeglicher Art stört. Discard ist gemein, Artifactremoval kann zumindest nerven (vor allem der einzelne Ancient Grudge, der seinerseits den gegnerischen Spielplan kaum behindert), Second Sunrise remanded zu bekommen, wenn man gerade sein gesamtes Board geopfert hat, ist offensichtlich ein absoluter Genickbruch, überhaupt bietet man für jede Form von Gegenzauberei ausgezeichnete Ziele (okay, um Spell Snare kommt man manchmal noch mit Reshape für herum) und obendrein gibt's unzählige fiese Einzelkarten: Chalice of the Void, Thorn of Amethyst, Trinisphere, Ethersworn Canonist, Rule of Law, Gaddock Teeg, Aven Mindcensor, Disciple of the Vault, selbst ein blöder Cursecatcher, der bei jedem Second Sunrise vom feindlichen Friedhof wieder aufersteht. Manchen kann man zuvorkommen, um manche kann man herumkommen, problematisch sind sie alle.

Wenigstens stellt Graveyardremoval mittlerweile eine geringere Bedrohung dar als noch während der letzten PTQ-Saison. Jund Charm und Rakdos Charm besiegt man zwar nicht oft mit Silence, wohl aber mit Leyline of Sanctity und Surgical Extraction scheint nicht nur in Ungnade gefallen zu sein, mit Ausnahme von Pyrite Spellbomb gibt es hier neuerdings nichts mehr, was man für den sofortigen Sieg extrahieren könnte. (Auch wenn beispielsweise die erste Lotus Bloom zu erwischen, während die zweite gerade per Reshape gesucht werden soll, wohl immer noch in den allermeisten Fällen zum Fizzeln führen würde.)

Das Deck ist supercool, doch ich fürchte, dass es sich nicht halten kann, wenn die Spielerschaft sich auch nur ein kleines bisschen mehr darauf einschießt. Die Stärke steht in keinem ausreichenden Verhältnis zur Angreifbarkeit. Turn-2-Kills sind möglich, aber ein neues Dredgedeck ist das nicht.


Geschichte einer Disqualifikation

Ebenfalls für einigen Diskussionsstoff sorgte die Entscheidung, Jackie Lee von der Pro Tour zu disqualifizieren. Folgendes war passiert: Sie kontrollierte eine Kreatur, die ihr Gegner mit Stab Wound verzaubert hatte. Nun besitzt Stab Wound eine ausgelöste Fähigkeit, die nach neuesten Regeln (der Wochenrückblick berichtete) voll in den Verantwortungsbereich des Beherrschers der Verzauberung fällt. Jener Beherrscher, Lees Gegner, notierte in Lees Versorgungssegment offenbar den Lebenspunkteverlust, kommunizierte darüber hinaus aber nicht die Abwicklung der Fähigkeit. Jetzt ließe sich theoretisch vorzüglich darüber streiten, ob man das als ausreichende Kommunikation oder als Vergessen der Fähigkeit wertet. (Lee bestritt nie, dass ihr das Handeln des Gegners aufgefallen war und dass ihr klar war, was er damit zum Ausdruck bringen wollte.)


Darum, um die neuen Regeln zu ausgelösten Fähigkeiten, ging es bei der Disqualifikation aber überhaupt nicht. Stattdessen ging es um die neuen Regeln zum Mithalten von Lebenspunkten, die von beiden Spielern verlangen, Unstimmigkeiten sofort zu melden, sobald sie auffallen. Das hat Lee – wiederum nach eigener Aussage – nicht getan. Den Gegner allerdings wie hier absichtlich im Glauben zu lassen, man habe weniger Lebenspunkte, als man tatsächlich hat, zählt als Betrug und wird mit Disqualifikation bestraft. Durchaus sinnvoll, denn der potenzielle Vorteil ist ebenso gewaltig wie unfair.

Die eigentlich spannende Frage wurde damit jedoch nur umgangen. Wenn ihr mitbekommt, dass euer Gegner euch die Leben für Stab Wound abzieht, hat er es dann geschafft, die Abwicklung der Fähigkeit zu kommunizieren? Seid ehrlich! Irgendwie schon, oder?




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