Standard Aufmarsch der Legion (Teil 2) – Bericht vom Grand Prix Verona (Top 8) von Max Schultze
02.04.2013
„Hm, immer dieses Feld für die Decknamen auf den Decklistenzetteln …“
„Ich hab da noch nie irgendwas eingetragen.“
„Ach wer weiß, vielleicht kommt ja doch mal was in die Coverage. Ich nenne das Deck ,The Legion'.“
So ähnlich lief mein Gespräch am Morgen an der Site mit Florian Koch ab, als ich mein Deck fertig eingetütet hatte und die Deckliste komplett aufgeschrieben war. Das war, kurz bevor Rich Hagon uns beglückwünschte, dass wir erst im Dunkeln vom Bahnhof an der Site vorbei zu unserem Hotel gekommen waren und deshalb von diesem Teil von Verona noch nicht viel sehen mussten. Das Verona, in dem wir uns bewegten, war keineswegs der weltkulturvererbte, preisgekrönte Teil der Stadt, sondern eher ein niedergebombtes Industrieviertel, welches niemand motiviert genug war komplett abzureißen.
Das jedoch soll nicht Hauptbestandteil des heutigen Artikels sein, denn nachdem ich euch beim letzten Mal die Vorbereitung und Deckfindung für diesen Grand Prix geschildert habe, will ich heute darauf eingehen, was denn auf dem Event tatsächlich passiert ist und wie das Deck mir zu meinem Endergebnis verhalf. Apropos Deck, hier die obligatorische Erinnerungsstütze:
3 Rest in Peace 2 Negate 2 Rolling Temblor 1 Supreme Verdict 3 Geist of Saint Traft 1 Oblivion Ring 1 Pithing Needle 1 Blasphemous Act 1 Jace, Memory Adept
In den ersten drei Runden fanden wir in der näheren Umgebung immerhin einen Supermarkt, um Frühstücksgelüste zu stillen, die Hotellobby von Steve Hatto, um die Kaffeesucht zu befriedigen und noch ein wenig Spielpraxis zu ergattern, sowie das asiatische Restaurant Fusion One, in dem es ein exzellentes Buffet mit nicht nur den typischen asiatischen Spezialitäten, sondern sogar Sushi und Nachtischabteilung gab.
Punkt 13 Uhr trafen wir wieder an der Site ein und es waren noch gut zehn Minuten der dritten Runde auf der Uhr. Perfektes Timing, um ins Turnier einzusteigen.
Eine kurze Anmerkung noch, bevor ich euch direkt ins Getümmel schicke. Ich werde zusätzlich zu den Rundenberichten zu jedem Matchup eine kurze Erläuterung geben, wie sich dieses meiner Ansicht nach durchschnittlich ausspielt. In konkrete Spieldetails werde ich nur dann verfallen, wenn es erwähnenswerte Situationen oder Anekdoten gab.
Runde 4 – Alberto Iacobelli – Jund-Midrange
In das Turnier startend habe ich eine Menge Jund erwartet, da das Deck in der Zeit vor dem Grand Prix sehr erfolgreich bei anderen Turnieren abgeschnitten hatte. Wenn der Jund-Magier einen schnellen Start hinlegt, bei dem er möglichst mit Farseek in einen Haufen dicker Kreaturen rampt, ist es gut möglich, früh ins Hintertreffen zu geraten. Wenn man dadurch permanent beschäftigt ist, sein Removal auf die gegnerischen Männer zu schießen und deshalb keine Möglichkeit hat, seinen Carddraw rechtzeitig einzusetzen, gehen einem die Brandsprüche auch irgendwann aus. Versucht man dann, eigene Männer zur Verteidigung zu legen, und fallen diese dann auch noch gegen die Sprüche des Gegners um, so kann das Spiel schnell zu Gunsten des Jund-Spielers ausgehen. Meistens schafft man es jedoch, das frühe Spiel einigermaßen zu überleben, weil das durchschnittliche Jund-Deck mit viermal Thragtusk, viermal Huntmaster of the Fells und zweimal Olivia Voldaren eben nur begrenzt Fatties präsentieren kann. Rakdos's Return oder Liliana of the Veil zwingen das Spiel häufig in den beidseitigen Topdeckmodus.
Das ist dann der perfekte Punkt, ab dem Assemble the Legion das Spiel übernehmen kann oder aber eine von oben gezogene Sphinx's Revelation allein das Spiel entscheidet. Die Trumpfkarten des Jund-Magiers sind Garruk, Primal Hunter und Staff of Nin. Haben diese einmal das Feld betreten, ist es nur noch sehr schwer bis gar nicht möglich, sie wieder loszuwerden, und sie erzeugen eine Unmenge Kartenvorteil, den man kaum wieder aufholen kann. Diese sowie Rakdos's Return sind der Grund, warum man nach dem Sideboarden Zugriff auf Negate haben will. Zusätzlich kommen hier die Massenzerstörer Supreme Verdict und Blasphemous Act mit ins Deck, um für den zuerst geschilderten Fall eines schnellen, kreaturenlastigen Starts des Gegners eine Notbremse verfügbar zu haben. Ebenfalls beendet Blasphemous Act plus Boros Reckoner auch gern mal unerwartet ein Spiel zu eigenen Gunsten. Es ist schwer festzustellen, welche Karten man in diesem Matchup nicht will. Mizzium Mortars sind meist die erste Karte, die ich entferne, da alles andere Removal einfach besser ist. Azorius Charm ist nur gegen Olivia wirklich gut, und um unter Umständen einen Spielstein zu entsorgen, weshalb auch davon meist ein bis zwei weichen müssen. Zu guter Letzt fliegen in den meisten Matchups ein paar Exemplare von Augur of Bolas aus dem Deck, wenn man nicht zwangsläufig die 1/3-Kreatur benötigt, da die Chance, keinen Spell zu treffen, zu sehr weh tut.
Spiel 1 in dieser Runde lief genau wie im ersten Szenario beschrieben. Mein Gegner hatte einen schnellen Start und ich konnte mit einem Mulligan on the draw nicht genug Removal für alle seine Tiere finden, was uns schnell ins zweite Spiel schickte. Dort startete nun mein Gegner mit einer Karte weniger, aber wir gingen aufgrund einer frühen Liliana in den erwähnten Topdeck-Modus. Liliana konnte ich jedoch rechtzeitig abstellen und mit einer nachgezogenen Sphinx's Revelation das Spiel gewinnen. Spiel 3 ging an ein Assemble the Legion, das mein Gegner nicht beantworten konnte.
4:0
Runde 5 – Benjamin Leitner – Mirror
Das UWR-Mirrormatch hat alles, was ein klassisches Kontrollmirror braucht: nur sieben Kreaturen auf beiden Seiten, die wirklich zuschlagen können, genug Removal, um die gegnerischen Gewinnoptionen zu erledigen und massenweise Carddraw, um die entsprechenden Removal auch rechtzeitig zu finden. Das Spiel wird meistens dadurch entschieden, dass entweder ein Spieler über sein Mana stolpert oder erfolgreich die größere Sphinx's Revelation spielen kann und gleichzeitig den anderen Spieler daran hindert, seine gleichgroße im Gegenzug zu spielen. In diesem Matchup ist Assemble the Legion die absoluten Trumpfkarte. Einmal im Spiel gibt es im Regelfall keine Möglichkeit, diese wieder loszuwerden. Dazu kommt, dass sich die Maindeck-Antworten meistens auf ein Counterflux und zweimal Izzet Charm beschränken, wobei man Letzteres leicht umspielen kann. Auch das Antesten des Counters lässt sich sehr gut durch eine Sphinx's Revelation am Ende des gegnerischen Zuges bewerkstelligen, die groß genug ist, dass er sie neutralisieren muss.
Sideboarden ist etwas trickreich in diesem Matchup, da man zusätzlich zu mehr Countern, entweder die Kontrollroute mit Karten wie Jace, Memory Adept und Oblivion Ring sowie den Massenzerstörungssprüchen eingehen kann oder aber den aggressiven Weg mit Geist of Saint Traft. Besitzt man genug Removal- und Temposprüche, Letzteren zu unterstützen, kann dieser den einen oder anderen Sieg ohne Gegenwehr einfahren. Hat der Gegner jedoch genug Blocker ist der 2/2-Hexproof-Mann gar nicht mehr so beeindruckend. Ich weiß bis heute nicht genau, wann man welchen Weg gehen sollte, habe mich aber per Default meistens für die Kontrollversion entschieden.
Gegen Benjamin ist leider dreimal der erstgenannte Fall in der Matchupbeschreibung eingetreten, dass ich über mein Mana gestolpert bin. Während ich in Spiel 2 noch einen Sieg stehlen konnte mit Boros Reckoner plus Harvest Pyre, obwohl ich eigentlich schon tot war, wurde ich in Spiel 3 von Jace, Memory Adept ausgemühlt, ohne jemals fünf Mana für meinen eigenen Jace zu haben.
4:1
Runde 6 – Markus Rohrer – Jund-Midrange
In meinem nächsten Jund-Match gegen meinen nächsten deutschsprachigen Gegner lief so ziemlich alles nach Plan. In Spiel 1 hatte ich multiple Reckoner und Restoration Angel, um relativ schnell das Spiel für mich zu entscheiden, und in Spiel 2 übernahm nach beidseitigem Mulligan ein im fünften Zug gelegtes Assemble the Legion das Spiel für mich.
5:1
Runde 7 – Julien de Graat – Naya-Blitz
Der Plan des Blitz-Spielers ist es, so schnell wie möglich seine Hand auf den Tisch zu legen und immensen Schaden damit zu verursachen. Die beste Möglichkeit, dem entgegenzutreten, ist möglichst viel Removal auf seine frühen Männer zu spielen, dabei konstant Länder zu legen und irgendwann mit einer mittelgroßen Revelation den Sack zuzumachen. Zwischen Izzet Charm, Searing Spear, Mizzium Mortars, Azorius Charm und Snapcaster Mage sowie sehr guten Blockern in Form von Augur of Bolas, Boros Reckoner und Restoration Angel ist das keine schlechte Prämisse und ich fühlte mich während des Testens niemals schlecht in diesem Matchup. Zum großen Vorteil gilt, je explosiver der Start, desto irrelevanter die Kreaturen. Denn einen Haufen Burning-Tree Emissary tausche ich gern gegen Handkarten meines Gegners. Die Schlüsselkarten, die es zu beseitigen gilt, sind Champion of the Parish, bevor dieser zu groß wird, aber vor allen Dingen Mayor of Avabruck und Frontline Medic, da mit diesem im Angriff keine produktiven Blocks mehr möglich sind. Ansonsten heißt die Devise: auf alles feuern, was sich bewegt, um die ersten vier Züge zu überleben. Nach dem Boarden weichen noch langsame Karten wie Think Twice, Counterflux und Assemble the Legion für Supreme Verdict, Blasphemous Act und zweimal Rolling Temblor aus dem Board.
Julien als mein dritter deutschsprachiger Gegner des Tages kam mit einer für mich etwas unbekannten Version des Naya-Blitz-Decks daher. Es durften Karten wie Kruin Striker und Thatcher Revolt mitspielen, wobei ich bei Letzterer sogar überrascht war, als er die Tokens am Ende seines Zuges wieder einsammelte. Spiel 1 entbrannte nach dem Match eine muntere Diskussion zwischen Julien und seinen beobachtenden Freunden, ob er mich nicht hätte töten können, aber auch wenn er mich am nächsten Tag noch einmal ansprach, dass sie wohl eine Lösung gefunden hätten, dachte ich, er hätte mich maximal auf eins bringen können und dabei sein halbes Board eingestellt. So wie er es spielte, ging ich jedenfalls nie unter neun Lebenspunkte und konnte mit Revelations für sechs und acht das Spiel gewinnen. Im zweiten fühlte ich mich recht gut mit der Starthand aus vier Ländern, Boros Reckoner und doppeltem Rolling Temblor, als mein Gegner auf fünf mulligante. Als mich Turn 3 dann ein Howlpack Alpha mit Volcanic Strength angriff, war ich allerdings doch recht schnell tot. In Spiel 3 verlor ich jedoch insgesamt nur einen Lebenspunkt und konnte mit totaler Kontrolle den Sieg einfahren.
6:1
Runde 8 – Nebojsa Stamenkov – Kessig-Bant
Bant braucht sehr lange zum Gewinnen und geht zwischendurch auf sehr hohe Lebenspunktestände unter Zuhilfenahme von Thragtusk, Centaur Healer, Restoration Angel und Sphinx's Revelation. Boros Reckoner ist hier der beste Mann und hält bis auf den Engel und den anderen Engel (Angel of Serenity) erst mal alles auf. Der eigene Restoration Angel ist dabei eine gleich große Hilfe. Es gibt Spiele, die damit beginnen, dass man selbst der Aggressor ist, die aber meistens durch Lifegain-Kreaturen des Gegners doch wieder in die Länge gezogen werden. Man sollte sich hier nicht in die Irre führen lassen und versuchen, zu racen und die eigenen Searing Spears für das gegnerische Gesicht zu behalten. Wenn sich die Spiele sehr in die Länge ziehen, hat man auch in diesem Matchup dank Assemble the Legion eine gewisse Unvermeidbarkeit. Aus dem Maindeck hat der Bant-Spieler meistens maximal eine Detention Sphere, um damit klarzukommen. Nach dem Boarden kommen davon weitere sowie manchmal Acidic Slime. Für Erstere bringt man selbst Oblivion Ring mit ein. Negate kommt für den Krieg um Sphinx's Revelation und Pithing Needle, damit man nicht randomly gegen Kessig Wolf Run verliert.
Spiel 1 dieser Runde gewann ich wie nach Plan mit Assemble the Legion, nachdem mein Gegner kurz vorher seine eine Detention Sphere auf einen Boros Reckoner spielen musste, der zu viel Druck machte. Spiel 2 rief ich ebenfalls die Legionen an, die jedoch direkt von einem ätzenden Schleim beantwortet wurden. Da mein Gegner aber mit einem Mulligan on the play nicht viel zu bieten hatte, musste er versuchen, mich zu racen, wogegen ich das entsprechende Handwerkszeug hatte, um meine eigenen Lebenspunkte hochzuhalten und die Seinigen auf null zu reduzieren.
7:1
Tag 2? Check! Jetzt noch einmal gewinnen und eine gute Ausgangsposition für den nächsten Tag sichern.
Runde 9 – Shahar Shenhar – Jund-Midrange
Spiel 1 kam dem beschriebenen Worst-Case-Szenario dieses Matchups nahe. Dank Farseek konnte er am Ende meines dritten Zuges meinen Boros Reckoner beseitigen, für den ich mich ausgetappt hatte. Daraufhin betrat Thragtusk das Spiel, ich musste Removal drauf schießen, obwohl ich Counterflux auf der Hand hatte und es folgten zwei weitere 5/3er, die mich schnell verprügelten. Im zweiten Spiel brachte er nach Farseek früh einen Huntmaster, doch diesmal saß ich mit Boros Reckoner am Drücker. Removal für den Huntmaster führte dazu, dass wir ein wenig Schaden austauschten, wobei mein Reckoner und Augur für mehr zuschlugen. Als ich Rakdos's Return für sieben abbekam, war ich allerdings ganz schön am Zittern. Ich fand jedoch einen Restoration Angel und rette mich in Spiel 3. In diesem stolperte Shahar anfangs ein wenig über sein Mana, was mir die Zeit gab, Revelations für vier und später für acht zu wirken und das Spiel ohne Gefahr nach Hause zu bringen.
8:1
Mit dem besten Tag-1-Ergebnis, das ich jemals erzielt hatte, ging es in die Pizzabude nebenan. Während sich dort noch die komplette anwesende Pro-Szene tummelte, ging es nach einem entspannten Essen mit Steve, Flo und Frank Roelofs gen Hotel, um am nächsten Morgen nach überteuertem, aber gutem Hotelfrühstück erholt zur Site zurückzukehren.
Runde 10 – Edoardo Rovito
Mein Gegner versprach mir vor dem Match, dass ich sein Deck noch nie gesehen hätte. Nachdem er mit Forest, go, Forest, go eröffnete war ich schon verwundert, was mich erwartete. Als er im dritten Zug Predator Ooze legte, wusste ich, wo der Hase lief, und musste ihm Recht geben, dass ich mit Monogrün nicht gerechnet hatte. In diesem Spiel bewiesen sich zwei Boros Reckoner als meine besten Freunde, als diese begannen sein 6/6-Ooze zu blocken und ihm Schaden ins Gesicht zu schleudern, was mit freundlicher Untersützung von Restoration Angel genau tödlich war. Auch im zweiten Spiel erschien mir das Ooze nicht sonderlich beeindruckend, als ich mit einer Hand voll Azorius Charm dasaß. Aufgrund von einem mit Garruk, Primal Hunter gezogenen Wolfir Silverheart, der sich mit Rancor paarte, wurde es noch einmal eng, doch Sphinx's Revelation für fünf und sieben entschied das Spiel letztlich für mich.
9:1
Runde 11 – Stjepan Sucic – Mirror
In allen drei Spielen landete nach einer Weile Assemble the Legion im Spiel. Im zweiten kamen die Legionen leider zu spät, da ich sehr lange auf drei beziehungsweise vier Mana festhing. In Spiel 3 kamen sie ebenfalls etwas verspätet, in dem Sinne, dass ich meinen ersten Trigger für diese vergaß … Mein Gegner gleichte dies aber wieder aus, indem er seinen ersten Engelspielstein für Geist of Saint Traft nicht ansagte und so nur gegen meinen Augur of Bolas lief.
10:1
Runde 12 – Riccardo Addario – Naya-Aggro
Riccardo teilte mir vor der Runde mit, dass dies sein erster Grand Prix sei – für mich eine erstaunliche Leistung beim Stand von 10:1. Und auch angesichts seines Spiels hätte ich diesen Fakt nicht vermutet. Ich nenne sein Deck nicht Naya Blitz, da es dezent langsamer war, Avacyn's Pilgrim anstelle von Experiment One enthielt und die Kurve bis auf Huntmaster of the Fells hochtrieb. Durch die Zeit, die ich so mehr hatte, schaffte ich es in Spiel 1, zu stabiliseren und tatsächlich auch gegen solch ein aggressives Deck mit Assemble the Legion zu gewinnen, denn wie schon im letzten Artikel erwähnt gewinnt die Karte selbst hier das, wenn man denn zu diesem Punkt gelangen kann. Trotzdem wurde sie für Spiel 2 ausgeboardet für die Karte, die wohl den größten Blowout verursachte, welchen ich auf dem Turnier erlebte. Riccardos Start war sehr zügig, sodass ich im dritten Zug schon vier Kreaturen gegenüberstand. Diese wurden jedoch alle von meinem Rolling Temblor verschlungen, was ihn mit zwei Handkarten und drei Ländern verbleiben ließ. Im sechsten Zug wurde auch noch die Temblor-Rückblende aktiviert und mit dem inzwischen im Spiel befindlichen Boros Reckoner sogar sein Frontline Medic beseitigt. Insgesamt war das der klassischen 6:1-Tausch für Rolling Temblor.
11:1
Runde 13 – Toni Ramis Pascual – Humanimator
Spiel 1 ist in diesem Matchup kaum gewinnbar. Ein Sieg ist nur dann möglich, wenn man eine sehr aggressive Hand mit multiplen Reckonern und Restoration Angel hat sowie Counterbackup, um den Gegner vom frühen Reanimieren abzuhalten. In den Postboard-Spielen wird das Ganze deutlich angenehmer, wenn man Zugriff auf Rest in Peace hat, was selbst bei sofortiger Beantwortung durch Abrupt Decay mehrere Züge kauft. Darüber hinaus wird hier alles in die Untersützung des obigen Plans geworfen, indem alle langsamen Spells wie Assemble the Legion und sogar Sphinx's Revelation hinauswirft und dafür mehr Counter und mehr Aggression durch Geist of Saint Traft ins Deck bringt.
Mit dem Satz, „So it is my duty, to defeat the undefeated“, startete ich in das Match. Dieser Satz wurde sofort in die Coverage übernommen, denn unser Match wurde diese Runde mitgeschrieben. Genaue Details könnt ihr hier nachlesen. Die Matches verliefen grob gesagt so, wie oben beschrieben, wobei mein Gegner noch ein paar zusätzliche Mulligans ins Spiel brachte. Das letzte Out im ersten Spiel, nach dem ich noch tief ins Deck grub, wäre einzig Harvest Pyre gewesen. Leider fand ich den nicht in den Karten, die ich bis zu meinem Tod sah. Ein Peek oben auf meine Bibliothek nach verlorenem ersten Spiel gab mir aber zumindest Recht, danach zu suchen: Harvest Pyre. Spiele 2 und 3 gewann ich mit frühem Druck und Rest in Peace-Backup.
12:1
An diesem Punkt hieß es für mich, eine der nächsten beiden Runden zu gewinnen, und ich könnte mich in die Top drawen. Auch wenn ich bis zu diesem Punkt versuchte, diesen Fakt vor mir herzuschieben, so brachte mich mein heutiger 4:0-Start doch in die Position, wo ich dem Ganzen das erste Mal ins Auge sehen musste.
Runde 14 – Mike Krasnitski – Junk-Reanimator
Junk-Gegner sind echt hart, da sie stetig Kartenvorteil durch Restoration Angel und Unburial Rites erwirken. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht sonderlich viel Erfahrung mit diesem Matchup und deshalb auch keinen klaren Gameplan dafür. Prinzipiell erschien es mir nur gewinnbar, wenn man entweder mit Assemble the Legion das Spiel übernehmen kann oder mit stetig größer werdenden Revelations genug Removal findet, um den Kartenvorteil des Gegners zu übertrumpfen.
Genau dies war auch der Fall in unserem ersten Spiel, in welchem ich zwar zwischenzeitlich bis auf sechs Lebenspunkte herunterging, aber mit einer aktiven Legion und einer Revelation für sechs den Sieg erringen konnte. In Spiel 2 und 3 bekam ich jedoch die volle Macht von Acidic Slime aus dem Sideboard meines Gegners zu spüren, sodass ich in keinem der beiden wirklich eine Chance hatte.
12:2
Runde 15 – Piotr Wald – Mirror
Am Tisch vor uns einigten sich meine Gegner der letzten beiden Runden auf einen Intentional Draw und waren somit beide sicher in der Top 8. Nun ja, einfach jetzt gewinnen und ich wäre auch dabei. Das Mirrormatch, das ich hier spielte, war in Wahrheit aber keins. Auch wenn Piotr und ich uns die Farben unserer Decks teilten, so war sein Deck gänzlich anders ausgerichtet. Anstelle von Auguren spielte er Geist of Saint Traft, anstelle von Reckonern gab es Thundermaw Hellkite. Das komplette Ich-schlag-dir-ins-Gesicht-Paket. So ging es relativ schnell, dass ich in beiden Spielen einen doppelten Hellkite abbekam und das Match 0:2 verlor.
12:3
Aus der Traum. Schade. Ich war schon am überlegen, ob man eventuell in die Top 16 drawen könnte, musste dafür aber die Standings nach der Runde abwarten. Diese bereiteten dann Klarheit. Die Plätze 1–8 hatten 39 oder mehr Punkte, ab Platz 9 waren es 36 oder weniger. Ich war Zehnter und würde gegen Samuelle Estratti auf der Neun gelost werden und vermutlich spielen müssen. Die Top 8 würden alle untereinander drawen.
Und dann geschah ein Wunder. Die Plätze 1–6 wurden untereinander gepaart, und da Platz 7 und 8 schon gegeneinander gespielt hatten, wurden beide heruntergelost. Ich durfte also gegen Platz 8 ran und hatte mit einem Sieg noch einmal eine Chance, in die Top 8 zu kommen.
Runde 16 – Christophe Gregoir – Mirror
Schon bevor unser Match begann, sah man Christophe an, dass er sehr unglücklich darüber war, noch einmal spielen zu müssen. Das besserte sich nicht unbedingt, als ich in Spiel 1 eine Weile mit meinen Kreaturen auf ihm herumhackte, und obwohl er Revelations für vier und fünf wirkte, niemals großartig Gegenwehr von ihm kam. Er war der erste Spieler, der mir begegnete, der sich im Mirror für den aggressiven Plan entschied. Im zweiten Spiel hatte er dann auch einen Geist of Saint Traft, der zwar vorerst gegen meinen Boros Reckoner nicht viel tat, aber mithalf, den finalen Schaden durchzudrücken, nachdem ich eine Weile ohne Landdrops verbracht und Christoph schon eine Revelation für vier mit Dispel-Backup gewirkt hatte. Das Ende dieses Spiels wurde schon in der Live Coverage übertragen und für Spiel 3 wurden wir dann gänzlich unter die Kamera versetzt. Das Ganze ist hier ab 7:33:00 zu finden. Ein Hinweis zum Ende des Spiels: Die Lebenspunktestände der Coverage waren hier nicht korrekt und ich war tot im Angriff.
Während wir eine Weile unsere Decks randomisierten, entschloss ich mich dann doch noch kurzfristig, ebenfalls auf den Aggro-Plan zu wechseln. Einerseits war ich on the play für dieses Spiel, andererseits wollte ich nicht gegen einen Geist of Saint Traft meines Gegners verlieren und lieber zusätzliche Antworten auf diesen haben. Dies war die beste Entscheidung, die ich in diesem Moment treffen konnte.
Nach Betrachtung unserer ersten Hände entschieden wir uns beide, neue sechs zu ziehen. Meine gefielen mir recht gut, während mein Gegner auf fünf ging. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte er in diesem Spiel nur Counter für Nicht-Kreaturen-Sprüche, weshalb ich ihn mit meinem Mono-Kreaturen-Draw komplett überrannte. Trotzdem möchte ich hier noch kurz meinen Gedankengang durch dieses Spiel erläutern. Im dritten Zug hätte ich Geist of Saint Traft in die zwei offenen Mana meines Gegners spielen können. Da ich jedoch keine weiteren Länder auf der Hand hatte, um diesen hinreichend zu unterstützen, hätte ich, selbst wenn Christophe anstelle von Essence Scatter im folgenden Zug einen Boros Reckoner gelegt hätte, möglicherweise nicht genug Ressourcen gehabt, um noch in den fünf Minuten fertig zu werden, die zu diesem Zeitpunkt auf der Uhr waren. Also entschloss ich mich, lieber das Think Twice backzuflashen und nächsten Zug Augur of Bolas zu spielen, um mehr Ressourcen zu finden sowie rotes Mana, was mir zu diesem Zeitpunkt noch fehlte. Als Christoph in seinem dritten Zug keinen Reckoner spielte, wusste ich, dass dieser mir nicht im Weg stehen würde. Trotzdem wollte ich vorerst um den potenziellen Counter herumspielen und führte mit Augur of Bolas weiter. Im Zug darauf testete ich kurz mit einem Angriff des Augurs an, ob ein Restoration Angel kam, spielte dann aber in offenes Mana meinen Geist of Saint Traft, weil ich einen weiteren nachgezogen hatte. Ab da ging das Spiel relativ zügig zu Ende und ich auf 39 Punkte.
13:3
Jetzt hieß es hoffen, dass meine Tiebreaker standhielten … Nach und nach tickten die Informationen ein. Samuele Estratti hatte ebenfalls gewonnen. Es waren also zwei Slots frei in der Top 8, wobei er vor der Runde leicht bessere Tiebreaker hatte als ich. Die beste Nachricht, Platz 2 und 5 spielten. Toni Ramis Pascual gewann und schuf dafür zusätzlich Platz für einen weiteren 39er in der Top 8, zudem verhalf er meinen Tiebreakern nach oben. Alles sah gut für mich aus, da ich gegen vier der Leute schon gespielt hatte, die in der Top 8 waren, sowie gegen Christophe mit ebenfalls 39 Punkten. Dann kam das finale Announcement: „In sixth place … with thirty-nine points … from Germany … Max Schultze!”
Ich hatte es geschafft. Ich war drin. Top 8. Ein kleiner Teil Magic-Geschichte. Das Beste, was ich je erreicht habe. Und um noch einen draufzusetzen, aufgrund einer Teilnehmerzahl von 1208: meine erste Pro-Tour-Qualifikation. Alle Freunde und Bekannte sowie die komplette Coveragecrew und die Top-8-Judges konnten mit ansehen, wie happy ich war. Selbst die Niederlage im Viertelfinale gegen Jérémy Dezani konnte meine Laune nicht trüben und auch am Ende der Videocoverage unseres dritten Spiels, welches hier zu finden ist, hieß es von den Kommentatoren nur: „still smiling.“
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal der gesamten Berliner Crew danken, die mir bei den Vorbereitungen geholfen hat und am Wochenende teils körperlich, teils geistig anwesend war und mich unterstützt hat. Darüber hinaus geht mein Dank noch einmal an Florian Koch und Steve Hatto, ohne die ich diesen Trip niemals gemacht hätte.