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Community #11: Die feine Trennlinie zwischen Trash-Talk und unsportlichem Verhalten von Klaus-Michael "EvilBernd" Bredt |
28.11.2002 |
Tach auch!!
EvilBernd aka Klaus-Michael Bredt hier, mit meinem Beitrag zum Artikelwettbewerb:
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Sparen wir uns die Vorgeplänkel (man lese zwecks Definition der einzelnen Fachtermini meine vorhergehenden Schreiberlinge und Konkurrenten und suche sich die heraus, wo es darum geht, dass Trash-Talk einfach dazu benutzt wird, den Gegner in seiner Konzentration zu stören, weil es sonst nicht zu einem unsportlichen Verhalten kommen kann - klingt logisch oder??) und kommen wir direkt mal zur Sache:
Dieses Jahr während einer der unzähligen Grand Prix Trial Hamburg in Dortmund: Meinereiner mit seinem unspektakulärem W/U-Punisher gegen ein jüngeres Kaliber mit seinem G/U Speculation am vorletzten Tisch. Es ging also um alles. Nach dem obligatorischen Shuffle fing er an mit "Insel (legte diese auchauf den Tisch) - Go".
Ich dachte mir schon "Oh eine Insel...hätte ich auf die Entfernung gar nicht erkannt". Ich zog, legte eine Ebene spielte sie tapfer aus, legte einen mächtigen Spurnmage Advocate bevor ich meinerseits den Zug abgab.
Er zog, legte einen Wald, tappte beide, sah mich an, sprach die Worte "Zwei Mana im Pool", denen die Worte "Quiet Speculation" folgte, zeigte auch diese und hielt kurz Inne.
Ich schaute auf ihn, auf meine getappte Ebene, wieder auf ihn und sagte gar nichts. Er schien ungeduldig zu werden, hatte dann wohl genug gewartet und begann seine Bücherei nach Flashbackkarten zu durchsuchen und sie, stets brav vorlesend, vor sich hinzulegen.
An diesem Punkt dachte ich mir "Das wird ein verdammt langes Spiel..."
Nach genug Vorlesen und durchdokumentieren auf seiner Seite, Stille auf der meinigen, schafften es genug Vögel und Kapläne ihm den Gar auszumachen. Ich brummelte ein wenig aufgrund seiner eintönigen Sprachfreudigkeit, konnte aber nichts regelwidriges erkennen (man kann wohl niemanden für die falsche Aussprache des Wortes "Speculation" belangen) und dachte mir, das ich das auch könne, was ich ihm unbedingt in Spiel zwei zeigen wollte.
Er machte seinen Zug und dann kam meine Rache *trommelwirbel*: "Ich ziehe eine Karte, lege eine Ebene, tappe diese, habe ein weißes Mana im Pool und für dieses weiße Mana beschwöre ich einen Tireless Tribe." So sprach ich und so tat ich es dann auch. Er schaute mich an, als hätte ich gerade versucht ihm die Relativitätstheorie in kyrillischer Sprache begreiflich zu machen und spielte weiter. Da ich Gefallen an der Sache gefunden hatte, spielte ich das ganze zweite Spiel so durch und verlor natürlich prompt. (Ob dies ein großer, fetter, unübersehbarer Hinweis des großen, fetten (so wie die meisten Magicspieler aussehen (mich eingeschlossen) und wir der Sage glauben können, dass Gott den Menschen (in unserem Falle der Magicgott die Magicspieler) nach seinem Ebenbild geschaffen hat, liegt die Vermutung nicht fern, dass man den Magicgott ungestraft als beleibt bezeichnen könnte) Magicgottes in Bezug auf unsinnige Gespräche während eines Spiels sein sollte?? Wer weiß das schon...)
Doch neben einer Niederlage hatte ich auch erreicht, dass mein Gegenüber sich über meine unterhaltsame Spielweise aufregte. Dies führte unglücklicherweise nicht dazu, dass er seinen Redefluss eindämmte, aber dennoch schaffte ich es, mit reduzierter Redefreudigkeit (und einem Dogged Hunter) das dritte Spiel an mich zu reißen.
Er verließ nach Spielende aufgeregt den Tisch, um sich mit seinem Teamkollegen (ich glaube es war sein Papi) über meine merkwürdige Art zu spielen aufzuregen. Dabei hatte ich doch nur erfolgreich nachgemacht, was er mir so hervorragend vorführte...
Noch ein Beispiel (die sind so schön anschaulich): 400 Meter Hürdenlauf der Frauen bei den Olympischen Sommerspielen (Jahrgang egal). Alle Welt schaut auf das spannende Duell zweier Läuferinnen, die wir der Einfachheit halber mal mit A und B bezeichnen werden (die anderen 6 Läuferinnen sind egal, sie sind wie Statisten bei der Lindenstraße und sorgen nur dafür, dass vorhandener Platz auch optimal genutzt wird). A und B haben in etwa dieselben Chancen auf den Titel, was das Rennen wesentlich spannender macht. Man wartet gespannt auf den Startschuss und kann es kaum fassen, als er endlich ertönt. B und A liegen gleichauf, als Läuferin B sich nach 200 Metern plötzlich zu ihrer Konkurrentin umdreht, mit dem Finger nach unten zeigt und ihr mitteilt, dass ihr rechter Schuh offen ist. Was macht Läuferin A?? Wir reden hier immerhin von einem Profi. Ein Profi hat alles unter Kontrolle, das liegt in der Natur, ja quasi in der Definition von Profis. Wenn ein Profi sich von so einfachen Dingen, wie einem unangebrachten Kommentar aus der Ruhe bringen lässt, ist er/sie/es selbst Schuld, wenn er/sie/es verliert.
Läuferin A wird also unbeirrt weiterlaufen, denn immerhin ist es ihr völlig egal, ob sich Läuferin B über das Wetter, dem Bruttosozialprodukt mittelafrikanischer Kleinstaaten, oder dem Stuhlgang des Gatten unterhalten will. Läuferin A will laufen und das tut sie auch.
Doch was wollen uns diese beiden Beispiel überhaupt sagen??
Ganz einfach, wenn es um Peanuts geht, ist alles, so lange es regelkonform ist, erlaubt, es muss nicht schön sein, denn es gibt beim Magicspielen keine Wertung für die Haltung und ein Fairneßpokal ist auch nicht drin. Wenn euch euer Gegner also ein Kotelett an die Backe labert, oder versucht, mit unwitzigen Kommentaren während eurer Hauptkonzentrationszeit, euch aus eben dieser zu bringen, lasst ihn. Nur solltet ihr nach dem Spiel vielleicht mit dem ein oder anderen Teamkollegen in einer ruhigen abgelegenen Gasse, wo man die Schreie nicht so hört, dafür sorgen, dass es das letzte Mal war, dass er dies versucht hat (da soll mal jemand sagen, dass Magic kein Mannschaftssport sei).
Nebenbei bemerkt, ein paar bittende Worte während des Spiels dürften auch reichen und sorgen außerdem dafür, dass ihr auch weiterhin die Turniere in eurem Dorf besuchen könnt, ohne das alle verächtlich mit dem Finger auf euch zeigen.
Wenn es für euch aber um die richtig großen Nüsse geht, dann müsst ihr damit klarkommen. Wenn also euer Gegner im fünften Extrazug im Finale meint, dass eure Mutter wohl neun Monate vor eurer Geburt zuviel Zeit mit eurem Onkel verbracht hat, dann dürfte euch das nicht stören. Es ist zwar nicht gerade nett, aber niemand hat gesagt, dass der Weg nach oben nicht mit der ein oder anderen Hürde versehen ist. Und wenn diese Hürde nur aus lächerlichen Kommentaren eures Gegners bestehen, dann solltet ihr entweder zum Sprung ansetzen, oder drunter durch kriechen. Aber ich habe noch keinen Hürdenläufer gesehen, der seine Hürde wegdiskutieren konnte. Was letztendlich nach demTurnier passiert, steht ja dann auf einem völlig anderem Blatt... (meist auf Seite 3 der BILD-Zeitung)
Und an all die Casual- und Funspieler dort draußen. Überlegt mal kurz, warum man den englischen Ausdruck für Spaß gebraucht, um euch zu beschreiben und überlegt dann weiter, wie viel Spaß es macht Magic alleine zu spielen, weil sich niemand mehr findet, der sich euer Gesülze anhören möchte....
Bis denn EB
PS: Wen es interessiert, das Rennen gewann übrigens Läuferin D, der man
nachher im Urin das ein oder andere Dopingmittel nachweisen konnte, aber sie
hatte wenigstens ihre 15 Minuten Ruhm.
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