Standard Fürchtet die Adler! aka MV Regionals: 1st place von Steffen Hagen |
28.03.2003 |
So, ist zwar schon bißchen her das Ganze, aber nix zu tun heute abend, da dachte ich: schreibst dem Jan mal einen Report!
Tatsächlich werd ich diesen Artikel zweigleisig fahren: zum einen waren Kai Buddes und Oliver Henzes Artikel über das Wake-Deck zwar sehr informativ, aber für jemanden mit wenig Turniererfahrung nicht unbedingt leicht zu durchschauen. Da in ganz MV höchstens eine Handvoll Leute nicht in diese Gruppe fallen, dachte ich mir, es wär vielleicht ganz interessant, wenn ich das Deck mal etwas detaillierter seziere... schließlich ist es doch etwas komplexer als das durchschnittliche rotgrün-verkloppen.dec. Für diejenigen unter euch, die das alles aus der linken Hand können: Der Report steht dann weiter unten.
Erstmal die Liste:
Fürchtet die Adler! (aka Budde.Wake)
Die Liste unterscheidet sich in zwei Punkten von Buddes Deck. Erstens die Sungrass Prairie statt der vierten Krosan Verge (irgendwie hatte ich halt nur drei). Zwotens die Hibernation im Sideboard – fand ich sinnvoller als die zweite Circular Logic, da ich halt erwartet hatte, das ein oder andere grüne Beatdown-Deck zu treffen... naja, zumindest war sie gegen Jakob ganz hilfreich und alle anderen Matches waren eh egal.
Was macht Deck überhaupt?
Eigentlich gar nichts, jedenfalls für die ersten 20 Züge oder so. Mit Gegenzaubern, friedlichen Momenten und zornigen Göttern soll das Spiel lange genug kontrolliert werden, bis irgendwann ein Mirari auf dem Tisch liegt und sehr viel Mana zur Verfügung steht. Mirari's Wake ist nur dazu da, um sehr viel Mana etwas schneller zu erreichen.
Wenn es dann erst einmal soweit ist, passiert folgendes: Ein Cunning Wish wird gespielt (und ggf. mit Mirari verdoppelt). Der Wish holt sich die Instants aus dem Board, die gerade benötigt werden und wird dann selbst aus dem Spiel entfernt. Dann kommt ein weiterer Wunsch. Dieser wird auf alle Fälle verdoppelt. Ein Exemplar holt sich eine beliebige benötigte Karte, das andere den vorhin entfernten Wunsch. Der wird dann wieder verdoppelt... man kann man dieses Spielchen beliebig oft durchführen, jedenfalls solange man sehr viel Mana hat. Das Ganze funktioniert, weil „von außerhalb des Spiels“ bedeutet, daß sowohl Karten aus dem Sideboard geholt werden können, als auch solche, die aus irgendwelchen Gründen zwar schon im Spiel waren, aber dann entfernt wurden, so z.B. Karten mit Flashback, Opfer von Haunting Echoes – oder eben auch die Wünsche selbst. Ganz praktisch angelegt.
Naja, irgendwann holt man sich halt Elephant Ambush, spielt und kopiert den und überrennt den Gegner mit vielen Elefanten. Das geht dann relativ fix, nur bis man diesen Punkt erreicht hat dauerts halt etwas länger.
Warum dieses Deck?
Wenn man sich das Konzept mal genauer überlegt (und vielleicht ein paar Probespiele macht), wird man schnell feststellen, daß es gar nicht mal soviele Schwächen hat. Kreaturen werden durch Wrath of God und Moment's Peace effizient auf Distanz gehalten; im Spiel
Kontrolle gegen Kontrolle ist man im Normalfall der mit mehr Ländern und mehr Kartenziehern, was auch sehr gut ist. Zusätzlich muß der gegnerische Blauspieler immer aufpassen, daß man ihn nicht einfach mal mit Seedtime veralbert.
Doof ist Direktschaden. Es sind zwar 4 Renewed Faith im Deck, aber häufig genug wünscht man sich, daß es acht sein dürften. Genauso übel ist Upheaval. Das Deck gewinnt erst mit sehr viel Ländern (und ganz schön teuren Permanents), da kann einem Upheaval schon mal den Tag verderben.
Sachlage war aber, daß ich mich in Schwerin und Rostock mal umgesehen hab und dort nix dergleichen entdecken konnte. Das auf den Landesmeisterschaften sehr populäre Slide-Deck (siehe Jan Broers Bericht) macht gegen Wake so ungefähr gar nichts. Es stört den eigenen Spielaufbau nicht ein bißchen und hat ungefähr acht Karten im ganzen Deck, die einen eventuell ärgern könnten, wenn man sie nicht countert und sie länger als drei Runden auf dem Tisch bleiben sollten. Schaaade.
Warum grauenvolle Manabasis?
Das Deck spielt keine Onslaught-Fetchlands und möglichst wenig 7th-Edition-Painlands. Man braucht halt jeden Lebenspunkt. Die Fetchlands haben außerdem den Nachteil, daß sie zwar Manasicherheit, aber keinen Manavorteil bringen (anders als Krosan Verge). Man braucht auch jedes Land.
Warum nur zwei Mirari (bzw. Wake)?
Weil eine Anfangshand mit vier Ländern und drei Wakes einfach schlecht ist. Ernsthaft.
Warum kein Pikachu Maindeck?
Für diese und ähnliche Fragen einfach bei http://www.zkforum.de anmelden und mir eine Kurzmitteilung (pm) schicken. Ich bin Salid.
Dann mal zum eigentlichen Report.
So, Vorbereitung bestand wie gesagt darin, daß ich einfach mal geguckt hab, was meine potentiellen Gegner denn so spielen könnten. Da die Antwort überall „Slide“ lautete, stand meine Wahl dann doch recht schnell fest. Dann noch so zwanzig, dreißig Testspiele eingeschoben (Tipp: Dieses Deck nicht ohne Übung spielen. Echt jetzt), fehlende Karten geliehen und nach Rostock getrabt. Dort festgestellt, daß wir genau 33 Leute gepackt hatten, weshalb also die ersten drei nach Mainz fahren dürfen. Sehr gut. Das schaffen wir nächstes Jahr doch wieder, oder?
Runde 1 – Sven Kasperzak
Sven kommt aus Ribnitz-Damgarten, wo die Magic-Gemeinde allerdings eher klein ist – scheinbar besteht sie nur aus ihm selbst. Das hilft bei der Vorbereitung auf Turniere natürlich nicht wirklich. Sein monoweißes Soldiers/Birds-Deck ist prinzipiell gut durchgeplant, hat aber gegen einen überzüchteten Boliden wie Wake nicht wirklich eine Chance. Sven geht am Ende 3:3, gutes Ergebnis fürs erste Turnier, muß dieses Match aber erst einmal abgeben.
Runde 2 – Jens Scheffler
Jens spielt Slide. Er ist auch ein guter Spieler, also muß ich ihm nicht erst erklären, daß er gegen Wake verliert. Dementsprechend macht er beide Spiele so fünf, sechs Alibi-Züge und packt dann zusammen. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt .
Runde 3 – Sven Villwach
Der andere Sven ist ein aufstrebender Spieler aus Schwerin mit einem sehr soliden monoschwarzen Kontrolldeck. Leider zählt auch dieser Decktyp zu den Decks, die gegen Wake so gar nichts machen. Andere Leute haben Angst vor Haunting Echoes, ich find das sogar noch gut, weil ich dadurch meine ganzen Instants wiederwünschen kann. Immerhin setzt er mich im ersten Spiel stark unter Druck, bis ich dann tatsächlich auch mal einen Wunsch ziehe und die Unendlichkeit anläuft (Tipp: wenn der Wake-Spieler diesen Punkt erreicht hat, einfach mal aufgeben. Bleibt mehr Zeit fürs nächste Spiel über).
Runde 4 – Oliver Henze
Noch ein aufstrebender Schweriner. Noch ein Slide. Noch ein Alibi-Match. Ja, ich weiß, daß das nicht so prickelnd ist. Also zur Auflockerung mal ein Zitat des Kai: „Thomas spielte mein Wake-Deck und hatte damit gegen Beasts und Monoschwarz verloren. Für die unter euch, die die Matchups nicht gespielt haben: das ist in etwa so, als wenn man gegen einen Rollstuhlfahrer ein Wettrennen verlieren würde, wenn auf der Rennstrecke überall Treppen sind.“
Naja, gegen Slide ist es halt genauso.
Zwischenfrage: Was Kai?
Tja... für die einen ist es der beste Magic-Spieler der Welt, für die anderen einfach der Karl. „Wenn Kai was sagt, einfach mal Klappe halten und nicken. Der wird schon recht haben.“ (Holger Wiedenbein)
Runde 5 – Paul Broer
Paul spielt Reanimator. Ich habe keine Ahnung, wie ich gegen das Deck abschneide, also schlage ich ihm ein Unentschieden vor und gehe was essen.
Runde 6 – Jan Broer
Jan spielt Slide. Ich gewähre ihm trotzdem ein Unentschieden. Der Trick hierbei sind die Brackets: Nach den 6 Runden Schweizer System werden die Top8 ausgespielt, aber nicht willkürlich, sondern Platz 1 gegen Platz 8, 4-5, 2-7, 3-6. Dann spielen die Gewinner aus 1-8 und 4-5, ebenso die aus 2-7 und 3-6. Wenn man also sichergehen will, daß zwei bestimmte Spieler nicht vor dem Finale aufeinandertreffen, muß man sie in verschiedene „Brackets“ kriegen, also den einen auf die Plätze 1, 4, 5 oder 8 und den anderen... eben auf die anderen. Das kann schon etwas Gerechne beanspruchen. Am einfachsten ist es natürlich, man schnappt sich Platz 1 und 2
Achso, falls es nicht offensichtlich gewesen sein sollte: Ich wollte nicht vor dem Finale auf Jan treffen. Hatten wir vor zwei Monaten so abgemacht. Harhar.
Viertelfinale – Jakob Heier
Auf den Landesmeisterschaften letztes Jahr war mein mit Abstand härtester Gegner Jakob Heier mit einem RG-verkloppen.dec. Auf den Landesmeisterschaften dieses Jahr war mein mit
Abstand härtester Gegner Jakob Heier mit einem RG-verkloppen.dec. Nur, daß dieses Jahr alle anderen Matches noch viel einfacher waren und dieses hier noch viel knapper.
Ich habe wahrscheinlich nur gewonnen, weil Jakob die beiden Karten nicht kannte, mit denen RG gegen Wake auch mal gut gewinnt: Caller of the Claw und Flaring Pain. Aber auch so setzt er alles daran, mich auszubrennen. Im ersten Spiel ist er sichtlich geschockt, als ich anfange, Renewed Faith zu verdoppeln. Einfach mal 12 Leben ist schon nicht einfach zu verdauen. Im zweiten Spiel hat er mehr Burn als ich Faith. Im dritten Spiel kommt der Move, an den wir beide uns wohl noch eine Zeitlang erinnern werden: Ich bin auf 11, Mirari liegt, 8 Mana offen, eine Karte auf der Hand. Er spielt Kamahl, Pit Fighter und greift mit ihm und einem 3/3 Elefanten an. Naja, die Karte auf meiner Hand ist Chastise. Er braucht ein bißchen, um das zu verdauen.
(Für die, die jetzt zu faul sind, nachzugucken: Chastise – Instant – 3W – Destroy target attacking creature. Gain life equal to its power.)
Halbfinale – Oliver Henze
Den kenn ich. Er mich auch. Weil ich weiß, daß zwischen mir und der Titelverteidigung nur noch Slide-Decks stehen (das andere Halbfinale läuft gerade zwischen zwei Slide-Decks), bin ich schwer euphorisch und irgendwie grad nicht aufmerksam. Also kann er mir das zweite Spiel mal wegschnappen, da ich einfach beschließe, nix zu countern – is ja doch egal. Hätt ja klappen können. Die anderen beiden Spiele spielt er aber nicht wirklich mit. Trotzdem sehr gute Leistung, vielleicht klappts nächstes Jahr.
Finale – Jan Broer
Es ist verdammt spät und das Matchup ist von nicht einmal akademischer Bedeutung. Jan gibt einfach mal auf. Ja, ich weiß, daß das nicht so prickelnd ist. Aber warum habt ihr dann überhaupt bis hierher gelesen? Jedenfalls war es zwölf Uhr nachts, ich war wieder mal Mecklenburger Landesmeister, in meinem Booster war Captain Sisay und ich wünsch allen, die es versuchen wollen, Glück für die Offenen (am 29.3. in Berlin).
Bittebitte, eine Frage noch!
Nagut, aber nur eine.
Dieses Deck auch auf den Offenen?
Nö. In Berlin wissen die Leute vielleicht, daß es Flaring Pain und Caller of the Claw gibt. In Berlin spielen auch nicht alle Leute Slide. Also: lieber was anderes auspacken. Wie gesagt, einfach mal http://www.zkforum.de besuchen. Hilft vielleicht bei der Entscheidungsfindung.
Achja, und die Props und Slops nicht vergessen:
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- Mike Saul und Ingo Warnke. Kann man nicht genug loben. Sauberes Turnier. Eigentlich könnte man öfter mal was in der Größenordnung machen...
- Budde.Wake.dec. Guuutes Deck. Wandert glaub ich zu meinen All-time Favorites, wie Domain, Rector und ähnlich kranke Sachen.
- Alle Leute, die Slide gespielt haben.
- Alle Leute, die überhaupt anwesend waren – schon allein der 33 wegen. Vielleicht klappts nächstes Jahr, da bin zumindest ich wohl nicht mehr da (ich hoffe doch, daß ich bis dahin mein Rating hoch genug kriege...)
- Pretorians.
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- Jura-Hausarbeiten, die zwei Tage nach den Meisterschaften fertig sein müssen.
- RUF Instant-Milchreis. DAS Zeug ist vielleicht mal eklig!
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