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Community Alea iacta est, Teil 2 von Nico Bohny |
10.12.2009 |
Nach dem etwas undankbaren Fehlstart im Standard musste ich mir am ersten Tag der Worlds mit zwei Runden Legacy mein Feierabendbier noch hart verdienen. Ahnung hatte ich zwar nicht allzu viel, was man den bösen Gerüchten nach aber auch nicht haben muss, da Legacy ja ohnehin ein undurchbrechbares Schere/Stein/Papier-Format, nämlich Kombo, blaue Kontrolle und Aggrodecks, mit einigen Ausnahmen sei. Ausnahmen mag ich gerne, und mochte ich auch schon dazumals in New York, als ich mein „erstes Mal“ mit diesem Format verbrachte. Sogar mit Höhepunkt.
Doch zurück zum Legacy – das Motto nach übermäßigem Cascada im Standard war nun: Evacuate the Battlefield!
White Sable Stack
| | | | 3 Magus of the Tabernacle
1 World Queller
4 Trinisphere
4 Ghostly Prison
4 Armageddon
4 Chalice of the Void
3 Oblivion Ring
4 Crucible of Worlds
4 Smokestack
4 Mox Diamond
1 Crystal Vein
4 Ancient Tomb
4 City of Traitors
4 Flagstones of Trokair
4 Wasteland
8 Plains
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3 Baneslayer Angel
3 Defense Grid
3 Seal of Cleansing
4 Suppression Field
2 Tormod's Crypt
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Den World Queller haben wir in letzter Minute von Manuel Bucher aufgeredet bekommen – anscheinend nach Mulldrifter seine neue Lieblingskarte, deren Spielstärke mal wieder ihrem emotionalen Wert nicht ganz gleichkommt. Wie auch immer. Das Deck ist super! Es sieht kompliziert aus, ist es aber überhaupt nicht zum Spielen, und auch das Sideboarden hat sich meist von ganz alleine erledigt: Baneslayer Angel immer rein, aufgrund ihres tollen Artworks und weil's knapp nach Black Lotus die zweitteuerste Karte im Magic ist. Und World Queller raus. Oder so ähnlich. Nein, Quatsch, aber ich denke, das Konzept des Decks und des Sideboards sollte bekannt/ersichtlich sein. Ran an den Speck:
Team Schweiz: Nico Bohny, Matthias Künzler und Tommi Lindgren (von links nach rechts)
Runde 1 – Serbien – Threshold
Die Runde beginnt mit der lustigen Situation, dass Tommi zu meiner Linken mit seinem First-Turn-Steppe Lynx (er spielt Boros) gegen einen First-Turn-Forbidden Orchard ranmuss. Moment mal, da war doch was. Ach ja, wie ähnlich doch Extended und Standard mit schönem Serbisch-Akzent tönt. Also Plätze tauschen und weiter geht's…
Glücklicherweise ein Matchup, das ich bereits gut kenne von den Worlds in New York – ein, so glaube ich zumindest, recht angenehmes Matchup noch dazu. Ich beginne mit First-Turn-Crucible of Worlds, er mit Brainstorm, Nimble Mongoose und Tarmogoyf, schön begleitet von Daze und Force of Will für meine beiden Threats. Als ich dann anfangen muss, Smokestack und Crucible Nummer 2 zu legen, ist der Zug auch schon abgefahren. Das zweite Spiel startet wieder angenehm schnell, mit Chalice of the Void, Ghostly Prison, Crucible of Worlds und Wasteland auf meiner Seite. Ich kann mich nur noch daran erinnern, genüsslich rundenbasiert Nonbasic-Lands gespachtelt zu haben. Aufgegeben hat der Gegner dann auf 19 Leben.
Das dritte Spiel geht ewig lange. Die Zeit ist knapp – eine Partie ist bereits zu Ende, und ich rege mich abgöttisch über die endlosen serbischen Diskussionen auf der Gegenseite auf. Ich entscheide mich, das nächste Spiel nicht mehr in der Mitte der Teamtische zu bestreiten, sondern mich in eine diskussionsfreie Ecke zu verdrücken. Schließlich denke ich, dass meine Gegner jeweils mehr Outside Assistance brauchen können als ich – mein Deck ist ja der Autopilot schlechthin. Obwohl sie zu zweit sind, gelingt es ihnen bravourös, zwei Exemplare von Vendilion Clique ins Spiel zu bringen; dass die beiden sich dann zwillingsschwesterlich aus dem Staub machen – wie es Feen nach einem Streich eben tun – bemerken sie etwas spät. Wer zuletzt triggert, triggert am besten! Oh, ich vergaß ganz zu erwähnen, dass ich das Spiel gewann. Concession auf 20 Leben.
Runde 2 – Ungarn – Affinity
Hungary steht als Nächstes an – wie passend, kurz vor dem Nachtessen, da fühlt man sich in der Tat ziemlich hungry. Als mein Gegner nach Mulligan mit einem Artefaktland beginnt, habe ich zuerst einen kleineren Flashback und denke, wir hätten es soeben zum zweiten Mal geschafft, uns zum falschen Gegenüber zu setzen. Aber es folgt eine Aether Vial, das verheißt nur Gutes. Was soll man da noch groß erwähnen – er spielt Common-Artefakte, meine sind Rare, dasselbe bei den Ländern – was hat der sich nur dabei gedacht?! Er gibt bei 14 Leben auf. Und im zweiten Spiel kommt er nicht ganz mit nach der Trinisphere im ersten Zug und später Armageddon. Ach ja, und er musste nochmals Mulligan nehmen – armer Kerl.
Und dann Nachtessen beim guten Chinesen, billiges Bier und satter Grappa inbegriffen. Neben uns betrunkene Italienerinnen, die sich über einen tanzenden Plüschhund mit wackelnden Ohren amüsieren. Da steigt die Laune wieder. Und der Hund konnte echt alles!
Es wird gekämpft um die oberen Teamränge – Tag 3, 9:00 Uhr. Chancen sind noch vorhanden, obwohl Tommi ein grandioses 1-5 im Draft hingelegt hat. (Gegen das Bye konnte er sich mit Ach und Krach dann doch durchsetzen. Seine Laune war so absolut mies; ich hätte ihm beinahe Tampons gekauft.) Na trotzdem, neuer Tag, neues Glück:
Runde 3 – Südafrika – Fisch
Schon wieder Counterspells, wie mühsam ist das denn? Das Spiel dauert – ich tausche Chalice of the Void, Trinisphere und Smokestack gegen blaue Instants, bekomme dann ein Ghostly Prison auf den Tisch, dann einen World Queller, der sich über die verbliebenen Länder meines Gegners hermacht wie ein Elefant im Porzellanladen. Der Trampel. Meine Lebenspunkte: 1. Seine: 20. Dahinter ein Kreuz.
Spiel 2 verliere ich etwas unglücklich gegen einen Standstill, der meinem Gegner einen weiteren Counter für das wichtige Ghostly Prison verschafft. Und während Spiel 3 gehen meine Mitspieler zu meiner Rechten mit wehender Fahne unter, sodass mein Deck aus lauter Enttäuschung mir den Dienst ebenfalls versagt. Man kann nicht immer gewinnen – selbst als Team Schweiz nicht. Weiter bei 4.
Runde 4 – Italien – Fisch
Das erste läuft echt angenehm. Ich spiele meine Threats – in Sachen Qualität natürlich stetig zunehmend – er countert mir brav die etwas irrelevanteren Spells (Chalice, Trinisphere, Smokestack) und verzettelt sich hinterher doof im Ghostly Prison/Magus of the Tabernacle-Lock. Das zweite Spiel werde ich unangenehm vom Trygon Predator überrascht; und obwohl ich diesen immer wie mein eigenes Kind großgezogen und gehätschelt habe, ihn sogar nach Schweden mitgenommen habe, spachtelt mir die illoyale Küchenschabe doch nun tatsächlich mein ganzes Board weg.
Na gut, Italiener, du hast es nicht anders gewollt, für Spiel 3 sollen sich die mythischen Damen nochmals die Ehre geben, zusammen mit den Vergessenheitsringen. Da können die kleinen Fische dann auch nur noch große Augen machen. Angelo Flagellatore?! Cinque cinque e legame vitale?! Ma come mai?!
...zum zweiten Tag, da war nämlich Draften angesagt. Fürs Draften machte ich mir doch einige Hoffnungen, schließlich war dies die Disziplin, mit der ich mich bei den meisten Pro Touren irgendwie in den zweiten Tag mogeln konnte.
| | | | 6 Mountain
10 Swamp
2 Teetering Peaks
Guul Draz Vampire
2 Vampire Hexmage
Surrakar Marauder
Plated Geopede
Hedron Scrabbler
Giant Scorpion
Ruinous Minotaur
Goblin Ruinblaster
3 Torch Slinger
Bladetusk Boar
Hagra Crocodile
Heartstabber Mosquito
Geyser Glider
Vampire's Bite
Slaughter Cry
Burst Lightning
2 Disfigure
Hideous End
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Mindless Null
Tuktuk Grunts
Goblin War Paint
Piranha Marsh
Grim Discovery
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Der Draft verläuft ziemlich interessant, ich kriege schon in Booster 1 ziemlich viel Late-Game-Power in Form zweier Torch Slinger, einem Heartstabber Mosquito, dazu Hideous End und Vampire Hexmage. Dann bekomme ich die Auswahl von Giant Scorpion und Zektar Shrine Expedition, von welchen ich mich für Ersteren entscheide, da mein Deck bisher eher nach einem defensiven Haufen ausschaut. Das ändert sich in Booster 2, als ich Plated Geopede öffne, und die Qualität der Karten so abflacht, dass ich Sachen wie Guul Draz Vampire und Hedron Scrabbler aufsammeln muss. Somit segle ich dann langsam, aber sicher doch in Richtung Aggro und lande bei einem weder Fisch-noch-Vogel-Deck, das sich etwas komisch zu spielen anfühlt. Nichtsdestotrotz rechne ich mir Chancen für ein 2-1 oder sogar ein 3-0 aus, denn das Deck beinhaltet eben doch so einiges an Power.
Runde 1 – Mongilardi, Gilles [FRA] – Blau/Grün
Und der Draft startet tatsächlich ganz akzeptabel mit einem sehr guten Matchup. Seine Landfall-Kreaturen eignen sich als ausgezeichnete Ziele für meine Torch Slinger, frühe Landfall-Kreaturen meinerseits bringen ihn so unter Druck, dass er im Late Game mit seiner evasiven Truppe regelmäßig zu Hause bleiben muss, und die letzten paar Schaden gibt's dann per Hideous End verarbreicht. Er ist gezeichnet.
Runde 2 – Ascalon, Jason [PHL] – Weiß/Rot
Das erste Spiel artet in einem üblen Race aus, in dem ich in eine Situation gerate, in der ich entweder mit meinem Torch Slinger einen Angreifer meines Gegners plätten oder aber einen Blocker erlegen und mit meinem Team angreifen kann, was sich – egal wie er blockt – dank First Strike meines Geopeden und dem dann wachsenden Guul Draz Vampire (er ist vor dem Angriff auf elf Leben) fast schon tödlich auswirkt. Einzig und alleine die fiese Arrow Volley Trap würde mich vollkommen aus dem Spiel hauen. Ich überlege ziemlich lange, ob ich die Trap mal an unserem Drafttisch gesehen habe, und ob ich das Spiel wohl gewinnen würde, wenn ich um die Trap herumspielte. Ich entscheide mich für den riskanten Angriff, er erwischt mich voll mit der Falle und ich bin mausetot.
Im zweiten Spiel screwe ich nach Mulligan auf einer Farbe rum, während er zwei Armament Master und zwei Equipments auspackt. Wie fies!
Runde 3 – Sulicic, Dinko [HRV] – Schwarz/Rot
Der Typ hat beim Draft hinter mir gesessen und gedraftet, als wäre er von einem anderen Stern. Der Grund dafür, dass ich im zweiten Booster fast nichts Spielbares abbekam, war, dass er Malakir Bloodwitch öffnete, dann auf Rot auswich (wovon ich natürlich auch nichts gepasst hatte), und anstatt auf eine der offenen Farben zu wechseln, dann mächtig Füller wie multiple Stonework Puma (ohne weitere Allies) abgriff. Und im zweiten Booster kam er dann auf die glorreiche Idee, Mind Sludge als zweite (!) schwarze Karte zu firstpicken und anschließend das Ziel möglichst schwarz zu verfolgen. Aber absolut ungenießbar!
Ja, ihr könnt's euch wahrscheinlich denken, Spiel 1 verliere ich gegen Mind Sludge into Bloodwitch, und Spiel 2 reicht Mind Sludge alleine schon, weil ich nie ein viertes Land sehe. Dass ich drei Länder in der Starthand hielt, muss man ja wohl nicht erwähnen. Wenn schon plärren, dann wenigstens richtig!
Nun, da kann man nichts machen, kein Turnier ohne Bad Beat! Trotzdem, auf zu Draft 2:
| | | | 3 Island
10 Mountain
2 Teetering Peaks
2 Soaring Seacliff
Scalding Tarn
Warren Instigator
2 Goblin Shortcutter
Plated Geopede
3 Ruinous Minotaur
2 Molten Ravager
2 Umara Raptor
Merfolk Seastalkers
Shatterskull Giant
2 Zektar Shrine Expedition
Burst Lightning
2 Slaughter Cry
Magma Rift
3 Adventuring Gear
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Kor Skyfisher
Shepherd of the Lost
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Der Draft begann mit gutem Rot und zwei hervorragenden weißen Picks. Im zweiten Booster baute ich mein Aggrodeck etwas aus, griff mangels Alternativen späte Merfolk Seastalkers und Umara Raptor ab, und wurde in Booster 3 mit einem Scalding Tarn belohnt, das ich mit bereits drei Adventuring Gear und Plated Geopede gerne über mittelmäßige Karten nahm. Dann im Übrigen noch ein richtig schwieriger Pick: Aus einem Booster mit Warren Instigator (Nr. 2), Adventuring Gear (Nr. 4), Burst Lightning und Living Tsunami, was hättet ihr da gepickt? Ich entschied mich für das Removal, aber das war schon ziemlich grenzwertig. Mit dem Deck war ich dann überglücklich und freute mich auf schnelle, unterhaltsame Spiele.
Runde 1 – Liapatis, Theodoros [GRC] – Rot/Grün-Allies
Die ersten beiden Spiele sind ziemlich unspektakulär, jeweils einer der Spieler floodet, der andere hat mehr oder weniger den God-Draw. Spiel 3 wird dann noch einmal richtig gut! Mein Gegner beginnt mit Oran-Rief Survivalist, Oran-Rief Survivalist, Highland Berserker, Kazuul Warlord, und muss danach hinten bleiben und mit dem Chumpblocken beginnen. Mein Draw war nämlich ähnlich hirnrissig: Adventuring Gear, Warren Instigator, Plated Geopede & Teetering Peaks, und dann Scalding Tarn und Slaughter Cry. Bam bam bam!
Runde 2 – Bergström, Jonathan [SWE] – Weiß/Blau
Er spielt ein eher schwaches Deck mit dem Lifegain-Ally und Narrow Escape. Gegen meine guten Tiere macht er eher weniger, und die Adventuring Gear zeigt einmal mehr, wie unglaublich gut sie ist.
Runde 3 – Dikovski, Bojan [MKD] – Grün/Schwarz
Ein fieser Gegner mit fiesem Deck und fiesen Draws. Meinen Warren Instigator-Umara Raptor-Adventuring Gear-Zektar Shrine Expedition-Teetering Peaks-Shatterskull Giant-Draw lässt er, ohne mit der Wimper zu zucken, mit Oran-Rief Survivalist-Disfigure-Timbermaw Larva-Scute Mob-Hideous End abblitzen. Das zweite Spiel zieht er sein Disfigure nicht und krepiert schnell und schmerzlos an einem Umara Raptor, der sich mit Doppel-Adventuring Gear ausgerüstet das gute Fetchland gönnt. Und im dritten Spiel packt er dafür nochmals die Nuts aus und haut mich ungespitzt in den Boden. Fühlte sich irgendwie wie Constructed an, diese Spiele.
Zum Abschluss diese Woche, quasi das Sequel von letzter Woche...
Top 5 der Kinofilm-Bösewichte
5. Lord Vigo aus Ghostbusters 2
Lange dachte man, dass der Marshmallow-Mann nicht zu toppen ist. Dennoch: Möglichst böse klingenden Namen und ein ultimativ böser Bösewicht in Geistform, da kann schon was gehen.
4. Frodo in Sin City
Man hat den guten Frodo noch mit einfühlsamen Sätzen wie „I'm glad you're with me, Sam” oder dergleichen in Erinnerung gehabt, da hatte der kleine Mann auch schon genug vom lieben Image. Zuerst in der Hooligan-Szene versumpft, und dann in Sin City angefangen, an fremden Leutchen zu knabbern, ts ts ts…
3. Bill aus Kill Bill
Einer meiner absoluten Lieblingsbösewichte. Auch wenn der Typ zwar böse ist, ist er dennoch so sympathisch und charmant, dass man ihm den einen oder anderen Fauxpas gar nicht einmal so übelnehmen kann. Und seine Gaunertruppe steht ihm in diesem in keiner Hinsicht nach.
2. Joker aus The Dark Knight
Einerseits als Charakter brillant und anderseits durch eine sagenhafte Schauspielleistung wiedergegeben. Wenn es tatsächlich einer schafft, den guten alten Jack Nicholson in den Schatten zu stellen, dann hat er seinen Platz in meiner Top 5 sehr wohl verdient.
1. Hans Landa in Inglorious Basterds
Auch hier eine unglaublich feine Schauspielleistung zu einem absolut interessanten Charakter. Ein Bösewicht, der noch weiß, wie man mit seiner Beute spielt, und dem der Kinobesucher in jeder zweiten Szene gern den Kopf abreißen würde.
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