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Ich kam, sah und fiel
von Nico Bohny
01.04.2010



Hochmut kommt vor der Falle.

Denn stellt euch vor, die Idee mit der Summoning Trap von letzter Woche war nicht nur ein dummer Jux, sondern ein richtig guter Einfall. Zwar war unsere Liste, mit der wir online die Top 8 eines Premier-Events erreichten (siehe letzter Artikel), weit weg vom Optimum, aber wir hielten weiter fest am grundlegenden Konzept.

Die ganze Lifegain-Engine sah auf Blatt gut und recht aus, war aber in einem Format mit so viel Spotremoval schlichtweg nicht gut genug. Gegen Monorot konnte man mit der Version des Decks quasi nicht mehr verlieren, doch gegen den Rest halfen die guten Lebensspender auch nicht wirklich. Ein neuer Plan musste her. Wall of Denial und Martial Coup schien uns ganz vernünftig, außerdem merkten wir, dass Oblivion Ring im Maindeck, und zwar mehrere, meistens einfach besser waren als die coole Spielerei mit Wargate. Wir spielten und spielten, gewannen ab einen gewissen Punkt praktisch alle Spiele, die wir online bestritten, lernten richtig gut mit dem Deck umzugehen. (Was viel komplizierter war, als es aussah – die meisten Spiele, die wir verloren, hätten wir zum Beispiel gewinnen können, wenn wir unseren Everflowing Chalice statt im zweiten Zug erst im vierten Zug gelegt hätten, oder eine Wall of Denial in die Sphinx abgeworfen hätten, anstatt sie im dritten Zug gegen Jund aufs leere Board zu legen.) Kurzum, wir hatten Erfolg mit dem Deck, verloren gegen Jund in sechs Matches ein Game (!), waren zuversichtlich und freuten uns wie die Goldhamster auf den Grand Prix.


Vielleicht noch zwei kleine Anmerkungen zu ebenso vielen Karten:


Sphinx of Lost Truths: Wohl mit Abstand die beste Karte im Deck. Dicker Body, Carddraw (Discard störte ja nie, man hatte immer irgendeine Iona zum Discarden) und gegen jegliche langsamen Decks der atomare Supergau – tötet Planeswalker, lässt sich gern von Jace bouncen, blockt Malakir Bloodwitch und Celestial Colonnade, und und und… Das Allerbeste und deshalb ein 4-of. Ein ganz klares!


Deft Duelist: Wir waren kurz davor, Empyrial Archangel gegen Burn zu boarden, da wir einfach keine Tiere ohne Shroud spielen wollten – wir hatten lange vier Perimeter Captain gespielt, welche gerade mit der Wall of Denial brillieren, aber da sich die roten Spieler ohnehin vor Kor Firewalker und dem weißen Lifegain fürchten, haben alle Spieler Deathmark und Doom Blade gegen uns geboardet. Daher schien uns der Duelist, mit dem wir im Übrigen auch gegen blau-weiße Kontrolle in den Jace-Kampf zogen und je nach Sideboarding gegen Jund (gegen Goblin Ruinblaster/Bloodbraid Elf/Siege-Gang Commander), besser als die anderen Anti-Rot-Tieren.

Die Matchups im Kurzen:

++

UW(r)-Control, Howling Mine-Decks, Open the Vaults, alle anderen Controldecks (Mono-W,…)

+

Jund, Cavaglieri-Knightfall, Eldrazi-Green, White Weenie

+/−

Vampire, Monorot



Naya, Allies, RB-Burn, Junk-Knightfall

−−

Mythic, Boros

Folgende Liste trugen Adrian Vogt und ich also nach Brüssel:


2 Forest
2 Island
2 Plains
4 Misty Rainforest
1 Celestial Colonnade
4 Sunpetal Grove
1 Stirring Wildwood
4 Glacial Fortress
1 Tectonic Edge
4 Seaside Citadel

4 Wall of Denial
4 Iona, Shield of Emeria
4 Summoning Trap
4 Sphinx of Lost Truths

2 Everflowing Chalice
4 Rampant Growth
2 Trace of Abundance
2 Marshal's Anthem
4 Jace, the Mind Sculptor
2 Martial Coup
3 Oblivion Ring


3 Flashfreeze
3 Deft Duelist
3 Negate
3 Day of Judgment
3 Celestial Purge

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Doch Hochmut kommt vor der Falle, und wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Und folgendermaßen hat sich das Ganze abgespielt:

Runde 4: Plummer, Richard – Jund

Ich verliere den Würfelwurf, mein Gegner startet mit Rampant Growth und Garruk Wildspeaker. Ich biete meinerseits ebenfalls Acceleration sowie meinen eigenen Weltenwanderer auf und bounce sein Biest. Er hat Maelstrom Pulse für den Jace und ein weiteres Biest, ich den zweiten Jace, der wieder bounct. Mein Gegner spielt Rampant Growth, hält nebst seinem Removal leider nur Länder, der Jace beginnt mit seiner loyalitätsneutralen Fähigkeit, und da ist das Spiel auch schon gelaufen. Zugegebenermaßen fand ich in meiner ersten Summoning Trap trotz Jace nur eine Wall of Denial, aber die gekickte Sphinx war dann genug des Guten.


Das weite Spiel beginnt mit einem Mulligan für meinen Gegner – ausgezeichnet! Dann folgt jedoch Great Sable Stag im dritten und ein weiterer Hirsch im vierten. Ich habe zwar noch sämtliches weißes Removal im Deck, da ich Summoning Trap gegen ihn rausgeboardet habe, aber finde auch mit der Sphinx keine Antwort auf die beiden Hirsche – 1-1. Ich ziehe die beiden geboardeten Duelisten und einige Wall of Denial und ersetze sie mit Day of Judgment und bringe Jace zurück ins Deck, den ich on the Draw gegen Jund nicht so mag. Ich starte mit Oblivion Ring auf Great Sable Stag, Chalice auf 2 und einer Sphinx, finde jedoch nebst einer Iona und Ländern gar nichts. Ich beginne, langsam, aber sicher meine neun Mana anzustreben, werde aber von Bloodbraid into Stag und Siege-Gang Commander daran gehindert. Kein Zorn, keine Sideboardkarte, kein Coup, keine Anthem, keine Chance…

3-1

Runde 5: Rohman, Nicklas – Vampire

Ich verliere den Würfelwurf, mein Gegner beginnt mit Bloodghast, Nighthawk und Nocturnus. Ich versuche im vierten Zug eine Summoning Trap, finde aber nichts. Eine Bloodwitch besiegelt mein Schicksal. Turn-5-Kill. Die Walls kommen raus, Celestial Purge und Zorn dürfen mitmachen. Die Kombo muss ganz im Deck bleiben, Mind Sludge muss man mit Jace und schneller Action einfach racen – klappte beim Testen ganz gut, zumindest on the Play.


Spiel 2 nehme ich Mulligan, haue ihm aber dann im fünften Zug eine Iona auf den Tisch. Im dritten Spiel screwt er auf drei Ländern, hat aber multiple Bloodghast. Purge und Sphinx kümmern sich darum, und die Iona, die dann reanimiert wird, gibt ihm den Rest. Verärgert zeigt er mir seine Hand: Tendrils of Corruption, Deathmark … Und genau darum wollte ich das Deck an einem GP zocken – weil einfach keiner nur den Hauch einer Ahnung hat, gegen was er spielt.

4-1

Runde 6: Fernström, Andreas – Jund

Ich gewinne sogar mal einen Würfelwurf und beginne eine eher langsame Partie. Wall of Denial und Jace kämpfen verbittert gegen Putrid Leech und Maelstrom Pulse. Das Spiel zieht sich hin, meine Sphinx sucht nach Spielbarem, ein Terminate holt sie vom Himmel. Etwa 20 Karten sind gelaufen, und noch keine Iona in Sicht – die Situation schätzte ich dann ganz gewinnbringend für eine Trap ein. Aber denkste, weder Sphinx noch Iona, und nicht einmal eine Wall. Er legt Siege-Gang Commander, ich zieh die Iona nach. Bravo, liebes Deck! Das musste ja mal so kommen, aber ich habe immer gehofft, dass es wenigstens nicht gegen Jund passiert… Gute Bilanz, in drei Runden zwei leere Traps zu spielen. Wenigstens bekam ich pro leere Trap ein Bier ab, musste aber auch dem anderen Trapdeck Bier spendieren – der gute Trostpflaster-Deal mit Adi Vogt.


Spiel 2 verlief ähnlich trocken wie Spiel 1 – ich ziehe mit der Sphinx einmal mehr nichts, was ich gebrauchen könnte, und sterbe an Doppel-Blightning. Frustrierend. Ich bin mir zwar bewusst, dass man gegen Jund immer irgendwie verlieren kann, aber dann doch wenigstens nicht beide Spiele auf einmal.

4-2

Runde 7: Noé, Benjamin – Open the Vaults

Der nächste verlorene Würfelwurf. Trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind, als er mit Kabira Crossroads eröffnet, denn ich weiß: Open the Vaults ist genau das Matchup, dass man einfach nicht verlieren kann. Jace, Martial Coup, Iona und dazu alle Zeit der Welt, da kann außer Sanguine Blood echt gar nichts mehr schiefgehen. Ich lege Jace, er Sphinx, ich Wall of Denial, er Into the Roil auf Jace, ich spiel ihn wieder, er nochmals Into the Roil, ich nochmals Jace, er Oblivion Ring, ich Oblivion Ring, und dann mal nach sechs Karten im Vorteil die Iona auf Weiß. Game!


Spiel 2 habe ich wie erwartet alle Zeit der Welt. Die Iona spiele ich vorsorglich auf Blau, da ich ohnehin damit rechne, dass er Zorn rausgenommen hat, und außerdem nicht in Jace (den gewisse Versionen immer noch im Board spielen) oder Into the Roil reinlatschen will. Außerdem halte ich auf der Hand alles, was ich in dem Matchup so brauche: O-Ring, Coup, Negate und Marshal's Anthem. Er hat den Ring für die Iona, ich spiel ebenfalls Ring. Er Zorn, ich Anthem. Er Open the Vauls in Oblivion Ring und einiges an Getier, ich Martial Coup mit Negate-Backup. Er probiert nochmals Vault, ich countere und spiele mal wieder eine Sphinx für drei Karten. Und so weiter und so fort, irgendwann hatte er dann keine Solution mehr für die Iona, und zeigt mir frustriert das Mind Control. Tja, Pech gehabt…

5-2

Runde 8: Henckel, Nikolas – Jund

Wieder ein Würfelwurf verloren, wieder gegen Jund. Diesmal läuft alles nach Plan – etwas Acceleration, etwas Wall of Denial, etwas reanimierte Iona im sechsten Zug. Spiel 2 dauert ein wenig länger, beinhaltet Basilisk Collar, welches ich liegen lasse, um stattdessen alle Tiere abzuräumen. Sphinx Nummer 1 findet den Nachfolger, der sich mit Kicker dazugesellt – zwar werden beide gebraten, aber eine Marshal's Anthem auf Sphinx und Iona auf Rot (wegen Cunning Sparkmage) macht den Sack dann ganz zu.

6-2

Runde 9: Schietgat, Renzo – WU-Weenie

Das Feature-Match, das man in der Coverage des Planeten nachlesen kann. Einmal mehr den Würfelwurf verloren. Er beginnt mit Elite Vanguard und Kor Firewalker, ich mit Manaacceleration. Den dritten Zug lässt er aus, ich entscheide mich, trotz der vier Mana Oblivion Ring vor Jace zu spielen, da ich mit Elspeth, Knight-Errant rechne. Die hat er auch, und so kann ich ihm im nächsten Zug sein Tier bouncen und mir einen Extrazug kaufen, um Jace endlich richtig zum Laufen zu bringen. Renzo bringt weiter weiße Karten auf den Tisch und zeigt außer Plains auch keine Länder. Sphinx of Lost Truths zieht sich in einiges Brauchbares, wird mit Path to Exile entsorgt, woraufhin ich mit Martial Coup für sechs den Tisch säubere – bis auf Elspeth, die arbeitet weiter auf Hochtouren. Leider ziehe ich im nächsten Zug kein Land nach, sonst hätte ich Iona hardcasten können, so versuche ich halt die Sphinx. Keinen Ring und keine Wall of Denial gezogen, den zweiten Path erwischt, tot…

Im zweiten Spiel schlucke ich etwas frühen Schaden, stabilisiere schließlich aber das Board mit einem aufgeladenen Jace. Mit seinen Celestial Colonnade, mit welchen ich absolut nicht gerechnet hatte (und nachdem ich sogar Deft Duelist für zwei Walls reingebracht hatte), haut er mich dann aber tief runter. Dann die Grauzonensituation:


Ich lade Jace weiter auf und lege ihm Plains unter die Library, da ich vom Brainstormen weiß, dass ich Iona auf dem Deck habe und ums Negate spielen will, denn ich bin auf einem Leben und mein Gegner hat sechs Mana auf dem Tisch. Er könnte also die Colonnade aktivieren und würde voll in meine getrappte Iona rennen. Mit Jace auf dem Tisch wäre das dann wohl das Spiel gewesen. Er zieht aber trotzdem ein Land nach, aktiviert das Manland und legt sie vor seine Länder hin. Ich sage OK, nicht ganz geistesgegenwärtig, weil ich denke, er meint damit die Activation der Celestial Colonnade, und spiele Summoning Trap, um nicht am Angriff zu sterben. Er hat aber natürlich mit dem Vorschieben des Manlands den Angriff gemeint, hat natürlich das Negate, und ist der Ansicht, ich sterbe nun im Attack. Eine lange Diskussion folgt, die der Judge zu meinem Gunsten entscheidet.

Ich brainstorme in meinem Zug die Iona wieder aufs Decks und spiele, diesmal in der Mainphase, da der Gegner ausgetappt ist und in seinem Zug ja wieder das Negate-Mana bereit hat, Summoning Trap auf Iona für Weiß. Er hat Vapor Snare dafür, ich muss mir mit Jace die Iona zurückgeben und stehe nun vor zwei Optionen: Entweder Oblivion Ring auf meinen Jace und den zweiten Jace spielen, um mich an das 1-of-Tectonic Edge zu suchen, oder den Zug abgeben und eine Trap bluffen. Ich entscheide mich für Letzteres. Celestial Colonnade greift trotzdem an, tot. Dann zeigt er mir zwei weitere Negate und eine weitere Vapor Snare von seiner Hand. Es hat nicht sollen sein…

6-3

Wenigstens hat Adrian, der keine Byes hatte, das Deck zu einem 7-2 und somit in den zweiten Tag pilotiert, sodass wir dann beim Chinesen doch noch etwas zu feiern hatten.

Am nächsten Tag gab's für mich Gunslinging. Leider musste ich die geborgten Iona, Shield of Emeria und die meisten Nonbasic-Lands zurückgeben und füllte mit Wargate, Progenitus und Sphinx of the Steel Wind auf. Diesmal gewann ich einiges mehr an Würfelwürfen, und spielte 10-2 mit dem geschwächten Deck. Mit den gewonnenen Erfahrungen am GP und der gesamten Auswertung würde ich als Nächstes wohl folgende Liste testen:


2 Plains
4 Misty Rainforest
2 Island
1 Celestial Colonnade
2 Arcane Sanctum
2 Forest
4 Sunpetal Grove
1 Stirring Wildwood
3 Glacial Fortress
1 Tectonic Edge
4 Seaside Citadel

4 Sphinx of Lost Truths
2 Sphinx of the Steel Wind
4 Iona, Shield of Emeria

2 Everflowing Chalice
4 Rampant Growth
3 Trace of Abundance
4 Summoning Trap
4 Jace, the Mind Sculptor
3 Martial Coup
3 Oblivion Ring
1 Trapmakers Snare


3 Flashfreeze
3 Negate
2 Celestial Purge
4 Day of Judgment
3 Marshal's Anthem

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Und als krönenden Abschluss und Ausblick des Ganzen: Überlegt euch nur mal, wie verdammt gut das Deck im neuen Standard oder im Block wird, wenn uns in nächster Bälde folgendes Monster erwartet:


Wer braucht da noch eine Top 5 an dicken Tieren, wenn die Zukunft so eldrazig aussieht?




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