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Limited
Durchschnittsdraft #25 – Welchen Archetyp hatte Noah?
von Torben Thies
02.04.2010

Nach der Fingerübung in Minimalismus im letzten Artikel und den Liebesgrüßen aus Brüssel letzte Woche bekommt ihr diesmal wieder die volle Dröhnung. Eigentlich wollte ich euch heute durch die restlichen Archetypen prügeln, habe aber bemerkt, dass in einem paar Wochen die ganze Mühe eh obsolet ist. Am Ende des Formats das Format aufzuschlüsseln, ist nur bedingt sinnvoll. Dennoch habe ich das Gefühl, ein bisschen in der Schuld zu stehen und will euch doch einen Überblick liefern. Was tun? Ich bombardiere euch einfach mit Decklisten, die bis auf ein, zwei Sätze für sich stehen sollen. Seid ihr damit einverstanden? Super!

Schwarz-Rot-Aggro

Immer noch relevant, immer noch der Posterboy des Formats. Achtet einfach auf eine solide, niedrige Kurve und der Rest erledigt sich von selbst. Anmerkung: Die Kurve unten ist schon fast zu hoch.


2 Guul Draz Vampire
2 Plated Geopede
1 Ruthless Cullblade
1 Skitter of Lizards
1 Goblin Ruinblaster
1 Goblin Roughrider
1 Vampire Nighthawk
1 Bloodhusk Ritualist
1 Torch Slinger
1 Hedron Rover
1 Bladetusk Boar
2 Shatterskull Giant
1 Caustic Crawler
1 Mordant Dragon

1 Burst Lightning
1 Vampire's Bite
1 Urge to Feed
1 Marsh Casualties

1 Dread Statuary
9 Swamp
9 Mountain

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Monoschwarz und -Rot

Die Lager haben sich ein wenig gespalten und immer häufiger lässt sich eins der folgenden Decks erdraften. Besonders die Vampire sind das schnellste und brutalste Deck des Formats, wenn sie denn gelingen. Ihr könnt nie genug 1-Drops haben. Monorot hingegen spielt nicht immer ausnahmslos nach vorn, sondern ist flexibler in der Bauweise. Das monorote Beispiel ist ein wenig misrepräsentativ, aber ich drafte den Archetyp einfach zu selten, um etwas Besseres zur Hand zu haben.


2 Guul Draz Vampire
1 Pulse Tracker
2 Vampire Lacerator
1 Kalastria Highborn
1 Surrakar Marauder
1 Gatekeeper of Malakir
2 Quag Vampires
2 Crypt Ripper
1 Jagwasp Swarm
1 Nimana Sell-Sword
1 Ob Nixilis, the Fallen
1 Heartstabber Mosquito

1 Vampire's Bite
1 Disfigure
1 Urge to Feed
1 Feast of Blood
1 Smother
1 Hideous End

18 Swamp

Diese und weitere Karten gibt's bei:



2 Akoum Battlesinger
1 Goblin Shortcutter
1 Stonework Puma
1 Goblin Roughrider
2 Goblin Ruinblaster
2 Ruinous Minotaur
2 Bladetusk Boar
1 Shatterskull Giant
1 Geyser Glider
1 Kazuul Warlord

3 Burst Lightning
1 Zektar Shrine Expedition
1 Claws of Valakut
1 Mark of Mutiny
1 Slaughter Cry
1 Unstable Footing
1 Comet Storm

18 Mountain
1 Quicksand

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Monogrün

Bleiben wir einfarbig und bei einem Deck, das von Worldwake am meisten profitiert hat. Es gibt viele Karten, die ihr spät bekommt, weil sie einfach nur hier wirklich gut funktionieren.


1 Arbor Elf
1 Gnarlid Pack
1 Nissa's Chosen
3 Oran-Rief Survivalist
3 Grazing Gladehart
1 Oran-Rief Recluse
1 Snapping Creeper
1 Lodestone Golem
1 Mold Shambler
1 Timbermaw Larva
1 Bestial Menace
2 Territorial Baloth

1 Trusty Machete
2 Vines of Vastwood
1 Explore
1 Strength of the Tajuru

17 Forest
1 Khalni Garden

Diese und weitere Karten gibt's bei:


GW-Allies

Ich habe dieses Deck noch nie erdraften können, aber dagegen schon so oft gespielt, dass ihr vielleicht im Forum Erfahrungen beisteuern könnt.

Rot-Weiß-Aggro

Ein alter Bekannter, der es relativ unbeschadet in das veränderte Format geschafft hat. Be fast, bash face, have fun.


1 Steppe Lynx
3 Cliff Threader
1 Fledgling Griffin
1 Kor Firewalker
1 Plated Geopede
1 Goblin Roughrider
1 Goblin Ruinblaster
1 Kor Hookmaster
1 Ruinous Minotaur
1 Torch Slinger
1 Hedron Rover
1 Kor Cartographer
1 Grotag Thrasher
1 Hellkite Charger

1 Zektar Shrine Expedition
1 Slaughter Cry
1 Chain Reaction
1 Refraction Trap
1 Windborne Charge
1 Stone Idol Trap

9 Plains
2 Teetering Peaks
7 Mountain

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Open Your Booster...

...labeled A. Count the cards face-down. There should be 15 cards. Pick up your booster.

And… draft!






Diesen Booster finde ich als Einstieg ziemlich interessant. Die Rare ist im richtigen Deck stark, erfordert aber eine erhebliche Bindung an Rot. An dieser Stelle könnte ich mir auch gut vorstellen, dass ein entsprechend gepolter Mensch anfängt, die Farbe des Zorns zu forcen, aber aus zwei wichtigen Gründen bin ich das nicht. Zum einen war ich nie ein großer Fan von Monorot – das seichte Gewässer dieser Farbe in Worldwake hat diesen Zustand zusätzlich verschlimmert –, zusätzlich bin ich kein Experte in Sachen forcen, wie ihr vor zwei Wochen beobachten konntet. Bonusargument in diesem Fall: So gut kann Elemental Appeal gar nicht sein, wenn es eine Common gibt, die in etwa dasselbe macht und nicht immer den Sprung ins Maindeck schafft.

Eine viel bessere und meinem Draftstil entgegenkommende Entscheidung ist die für Heartstabber Mosquito. Die Aussage, dass das Insekt die beste Karte im Booster ist, ist gar nicht mal so präferenzabhängig. Der Wink mit dem Zaunpfahl ist dann aber die Anzahl an roten Karten im Booster. Sechs Stück? Mehr als ein Drittel? Nach Abzug das Standardlands fast die Hälfte? Sorry, aber diesen Kuchen möchte ich mir nicht teilen. Stattdessen überlasse ich das Gerangel meinen Nachbarn und mache mich über das proteinhaltige Insekt her, das – ich sage es gern noch einmal – ich eh für die beste Karte halte. Danach bleibt noch eine einsame Grim Discovery im Booster übrig – nicht gerade ein starkes Signal dafür, dass Schwarz offen sein könnte.





Hier fehlt bereits eine Karte?! Hideous End oder eine Foil-Rare, schätze ich. Die Qualität dieses bereits angebrochenen Päckchens ist berauschend und es fällt schwer, sich vorzustellen, dass sich etwas noch Berauschenderes an dieser Stelle befand. Leider bringt es mich kein Stück weiter, dazusitzen und den berauschenden Duft der Karten einzuatmen. I have to pick my drug of choice, so to speak.

Um das Farbknäuel aufzudröseln, habe ich mich mental von Farbe zu Farbe geschwungen. Die naheliegendste Option, nämlich in Schwarz zu bleiben und Surrakar Marauder zu picken, kann ich aufgrund der schieren Einzelkartenstärke nicht verantworten. Der nächste geistige Stopp findet bei Weiß statt. Shepherd of the Lost ist eine der besten Kreaturen des Formats und selbst von fliegenden Vampiren nicht aufzuhalten. Allerdings nur im Nahkampf, in Kampf um den Firstm Pick gewinnt der Flughund. Zusätzlich ist der Engel gut splashbar, was besonders bei solch einem kunterbunten Trubel, wie er hier vorherrscht, eine wichtige Eigenschaft ist. Trotz des hervorragenden Resümees hat dann doch Roil Elemental den Posten bekommen. „Die Entscheidung ist der Jury nicht leicht gefallen“, kann man hier durchaus ernstnehmen. Den Ausschlag hat letztendlich die Performance auf dem Catwalk das schiere Bombenpotenzial des blauen „Meins!“-Elementars gegeben. Zwar stirbt es an so ziemlich jedem Removal, aber der Gegner auch ziemlich schnell, wenn es unbeantwortet bleibt.

Aber das ist nicht das Argument, welches das meiste Gewicht in die Waagschale wirft. Ich habe das Gefühl, dass ich mir auf diese Weise am besten die Karten für den zweiten Booster zurechtlege. Wenn alles so klappt, wie ich es mir denke, werden die beiden weißen Flieger gierig als Signale aufgepickt und nebenbei verschwinden noch die guten grünen Karten. Schwarz wird ein bisschen kritisch, weil ich eventuell darum kämpfen muss, sollte ich von rechts damit gefüttert werden, aber allzu tragisch ist es nicht, auf einen Heartstabber Mosquito verzichten zu müssen. Dass Into the Roil tabelt und Blau offen wie ein Scheunentor wird, kann ich mir bei dieser Konstellation echt gut vorstellen.





Hier zeichnet sich sehr gut das etwas paranoide Element dieses Drafts ab. Na klar, Schwarz ist offen, aber jede der Karten, die ich in dieser Farbe weitergebe, kann als Signal gewertet werden. Ich muss also darauf achten, dass ich entweder während der nächsten Picks unmissverständlich klarmache, dass Schwarz meine Farbe ist oder deutlich meine Zweitfarbe Blau abschneiden, um im zweiten Booster brauchbares Material zu ergattern. Was ich genau anstelle, mache ich von den jeweiligen Boosterinhalten abhängig.

Ich bin übrigens sehr glücklich darüber, dass ich hier die Entscheidung zugunsten von Disfigure treffen konnte. Bis vor Kurzem habe ich mich in Hinblick auf Guul Draz Specter noch ziemlich vom Raritässymbol beeindrucken lassen und die Karte fälschlicherweise für eine Bombe gehalten. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich den Flieger gepickt, ohne groß nachzudenken, mittlerweile bin ich aber so etwas Ähnliches wie „vernünftig“ geworden. Der Flieger ist nämlich schon gut, wird aber so regelmäßig und mühelos abgeholzt, dass ich ihn nicht mehr über Premiumremoval picke. Das ist das erste Mal, dass ich diesen Lernerfolg in eine relevante Draftentscheidung ummünzen konnte.





Nach den Höhenflügen vom Anfang gewinne ich nun wieder ein wenig Bodenhaftung. Die Kartenqualität an dieser Stelle stimmt nicht gerade euphorisch. Ich könnte mit Khalni Gem einen Mehrfarblandfallirgendwashaufen beginnen, sehe aber wirklich keine Notwendigkeit dafür, solange das Schwarz weiter fließt. Mit dem Pick von Roil Elemental hatte ich zwar eher einen anderen Decktyp im Sinn, bin aber in der Realität glücklicherweise noch offen für die Frage, ob das Endprodukt eher aggressive Züge tragen soll oder doch eher defensiv wird. Roil Elemental ist zwar von Natur aus eher kontrollierend, doch wenn das die einzige blaue Karte bleibt, kann ich mir gut vorstellen, auch in B(x)-Aggro zu landen.

Vampire Lacerator fühlt sich naturgemäß eher in letztgenanntem Decktyp wohl, kann sich aber bestimmt auch vorstellen, in einem BU-Aggro mit dem Elementar als Kurvenende zu arbeiten. Meine Möglichkeiten sind bisher unbegrenzt. Oder eher: Unbegrenzt mit Einschränkungen. Ich werde jetzt jedenfalls versuchen, Schwarz aktiv abzuschneiden.





Ich lasse mich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass sich keine schwarzen und blauen Karten im Booster befinden. Das restliche Angebot lässt mich schließlich kaum mit einer anderen Farbe liebäugeln. Was bleibt, ist Stonework Puma, der zwar seit dem Auftauchen von Pilgrim‘s Eye nicht mehr der Surrakar Marauder-Blocker der Wahl ist, aber zur Not trotzdem die Kurve füllt. Hoffen wir, dass dieser leere Booster eine Ausnahme bleibt.





Wirkliche Qualität sieht immer noch anders aus. Selbst wenn ich mit Sicherheit wüsste, dass das Endprodukt Blau enthalten wird, würde ich nicht zu Ior Ruin Expedition greifen. Im Triple-Zendikar-Format war die Quest noch eine der wenigen Möglichkeiten, Kartenvorteil zu erzeugen. Man musste in den sauren Apfel beißen und sich auf den Weg zur Ruine machen, wenn man den Counsel of the Soratami suchte. Nach dem Boosteraustausch kann ich mich einigermaßen darauf verlassen, im letzten Drittel bessere Optionen angeboten zu bekommen.

In diesem speziellen Fall kommt erschwerend hinzu, dass ich eigentlich erst sicher in Schwarz einrasten möchte, bevor ich andere Prioritäten setze. Deswegen fällt meine Wahl hier auf Blood Seeker, der etwa in dieselbe Kategorie wie Stonework Puma fällt: Verzichtbar, aber kein Beinbruch im Maindeck.





Ich denke nicht, dass die weißen Karten einen Farbwechsel nötig machen und schließe sie einfach dreist aus der Umfrage aus. Auch Vines of the Vastwood und Mold Shambler locken mich nicht in Richtung Grün, obwohl ich hier wohl mehr über diese Option hätte nachdenken sollen. So viel guten Stoff habe ich nämlich noch nicht in dieser Farbe weitergegeben. Zusätzlich sind die In-Color-Optionen weiterhin dürftig. Schwachsinnigerweise picke ich letztendlich Sky Ruin Drake, den ich zwar durchaus gern spiele, wenn ich blau bin (also in der Farbe), aber nicht als Grund sehe, tiefer in diese Gefilde einzudringen. Hagra Diabolist hätte weiterhin Schwarz abgeschnitten und sogar die Option auf Monoblack hätte bestanden. Sie besteht zwar immer noch, aber ich ärgere mich immer, wenn ich mir ein paar Prozentpunkte Wahrscheinlichkeit klaue.





Der späte Vampire Lacerator zeigt an, dass Schwarz weiterhin offen ist. Auch die Anzahl an blauen Karten stimmt hoffnungsvoll, sollte ich am Ende auf eine Zweitfarbe zurückgreifen wollen/müssen.

Nicht viel zu sehen hier. Die gesamten relevanten roten Karten und Demolish sind aus dem Booster verschwunden, was bedeutet, dass fünf Drafter hier eine rote Karte genommen haben, was bedeutet, dass Rot wahrscheinlich overdrafted ist, was ein gutes Zeichen ist. Mir selbst bleibt Cancel, das, sollte es in den finalen Vierzig landen, meine bisherigen vampiresken Picks deutlich abwertet.

Grün tröpfelt weiterhin vor sich hin, aber ich habe kein Problem damit, meinen linken Nachbarn in diese Farbe zu locken. Viel interessanter ist, dass Into the Roil den Weg um den Tisch geschafft hat. Ich weiß, der Booster aus dem die Karte stammt, war verdammt stark, aber Ruinous Minotaur fehlt beispielsweise trotzdem. Jetzt kann ich natürlich rückwirkend behaupten, dass es richtig war, Sky Ruin Drake zu nehmen.

Ich stelle mich mental auf BU-Tempo ein.

Sollte mich noch ein Burst Lightning anlächeln oder sich etwas Ähnliches splashen lassen, ist Akoum Refuge eine willkommene Karte.

Schön: Ein ausnahmslos blauer Booster, aus dem Spell Pierce in meine Tasche wandert.

Mire Blight für mich, Grün für den Nachbarn.

Weiterhin werde ich mit dem Holzhammer darauf hingewiesen, dass Blau offen ist. Caller of Gales.

Trapmaker's Snare a.k.a. meinen fünfzehnten Pick habe ich sogar kürzlich gespielt, weil ich um die sieben Fallen hatte. Das war ein lustiges Deck.





Irgendwie werde ich von meinen First Picks heute nicht gerade verwöhnt. Immerhin weiß ich mittlerweile, dass Blau in meinem Deck eine Rolle spielen wird und entscheide mich deshalb für Æther Figment, das als Kurvenendbereichssargnagel keine schlechte Figur macht. Die beste Karte im Booster ist nebenbei Torch Slinger, aber um Rot werde ich aus bekannten Gründen einen großen Bogen machen.





Windrider Eel kann zwar fast genauso schlecht blocken wie Hagra Crocodile, stellt aber unbeantwortet eine größere Bedrohung dar. In der Theorie mag ich das Konzept eines schwarz-blauen Aggrodecks sehr: Die kleinen Vampire machen früh Druck und die Evasiontiere den Sack zu. Ob sich das in der Realität als spielbar erweist, werden wir sehen.

Noch ein Wort zu Quest for the Gravelord: Liebe Suche nach dem Fürst der Gräber, ich weiß, wir hatten im Oktober eine innige Liebesbeziehung, aber mittlerweile muss ich gestehen, dass das Feuer erloschen ist. Du verlangst so viel von mir und das kann ich oft nicht geben. Wegen dir müssen meine Tiere gehen, und oft will ich das gar nicht. Du sitzt da und tust nichts, bis du befriedigt bist. Wenn es dann so weit ist, kommt zwar schon ein dickes Ding, aber das dauert ziemlich lange. Deswegen entscheide ich mich immer öfter für Optionen, die mir sofortige Belohnung versprechen.





Meine Vorstellung von UB-„Aggro” (ich scheue mich ein wenig vor dieser Bezeichnung, wenn ich an die anderen aggressiven Optionen denke, die dieses Format bietet) beinhaltet weniger stumpfes Rumgeprügle als einen gezielten Attrition-War, in dessen Verlauf ich versuche, durch geschickte Kartennutzung meinen Vorteil zu erzielen. Giant Scorpion ist da ein denkbar einfaches Mittel. Hinlegen, 2-Drops obsolet machen, Profit. (Ich bin den Underpants-Gnomes klar einen Schritt voraus.) Auch bei zwei Vampirlazerateuren (ab jetzt gibt es dieses Wort) sehe ich keine Verwendung für die eigentlich aggressivere Mindless Null.

Eine weitere Überlegung wert wäre Paralyzing Grasp, aber im Kampf der Halbremovalspells gewinnt leider der, der zur Not auch schlagen kann.





Das ist der Punkt, ab dem ich die Off-Color-Optionen weglasse, weil es langsam wirklich offensichtlich ist, dass ich keinen Farbwechsel mehr vollziehen werde. Zum Pick an sich: Erinnert ihr euch noch daran, dass ich vor Kurzem kein gutes Haar (bzw. Feder) an Welkin Tern gelassen habe? Das liegt daran, dass Blau mittlerweile einfach seltener druckvoll auftritt. An dieser Stelle ist das Federvieh jedoch der perfekte Kurvenbaustein und Weg zum Glück.





Auch nach mehrmaliger Revision fällt es mir schwer, meine Entscheidung hier für gut oder schlecht zu befinden. Sie lautet nebenbei Gatekeeper of Malakir. Nimana Sell-Sword ist deutlich einfacher zu sprechen, bietet dafür aber nicht so einen tollen Deal wie der Schlüsselmeister (Ghostbusters anyone?), der wiederum eine echt versumpfte Manabasis braucht. Letztlich war ich eben gierig und begründe das mit zwei Umständen. Einer davon ist die eben genannte Attrition, der andere, dass ich eh deutlich schwärzer als blau bin im Moment. Man muss den Vampir ja nicht immer in der dritten Runde sprechen. Will, muss aber nicht.





Das Einschüchterschwein kommt spät, kann mich aber trotz Akoum Refuge nicht überzeugen. Auch wenn die blauen Optionen beide defensiv sind, verleitet mich das ebenfalls nicht dazu, mich an Explorer‘s Scope zu versuchen. Ein, zwei defensive Karten schaden dem Deck meines Erachtens nach überhaupt nicht. Wieder ziehe ich die Kreatur der Verzauberung vor, weil sich Gomazoa schlicht und einfach um jede Kreatur im Format kümmert – was Shepherd of the Lost mit einschließt.





Ich weiß, dass es Leute gibt, die Reckless Scholar auf den Tod nicht ausstehen können, aber in mein Konzept passt er eigentlich immer ganz gut. Seine Filterfähigkeit wird oft heruntergespielt, weil man ja angeblich in diesem Format jedes Land braucht. Das halte ich für ausgemachten Blödsinn. Höchstwahrscheinlich hat irgendein Setanalyst im Oktober die (richtige) Beobachtung gemacht, dass der Scholar viel, viel schlechter ist als Cephalid Looter oder Merfolk Looter bei ihren letzten Auftritten, als Gründe unter anderem die aggressive Natur des Formats und Landfall angeführt und zu Argumentationszwecken leicht übertrieben. Das ist in Ordnung. Dass nun aber reihenweise Spieler das Mantra nachbeten, dass Reckless Scholar in Zendikar unspielbar sei, finde ich schon ein wenig amüsant, Schrägstrich traurig.

Jedenfalls finde ich ihn in meinem Deck eindeutig besser als Hagra Crocodile, das nur stumpf die Schlägerschiene fährt. Atrición ist wieder das Stichwort. Zusätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass ich eine Karte wie Vampire Lacerator auf der Hand habe, diese aber unbedingt loswerden will, weil ich mich gerade nicht in der Aggressorrolle befinde. Ich verurteile jedoch auch niemanden, der lieber das Krokodil hätte, weil er gern jede Runde Männer, Frauen und Tiere seitwärts dreht.





Ich bin mir sehr sicher, dass ich kein (zweites) Cancel benötigen werde und greife deshalb zu Bog Tatters, die entweder als Evasion aus dem Sideboard oder fette Schläger im Maindeck fungieren. Ich hoffe auf Ersteres.

Grim Discovery ist sehr nett in Verbindung mit Reckless Scholar und Heartstabber Mosquito und könnte abhängig vom Ertrag in Worldwake eventuell sogar den Sprung in die A-Mannschaft schaffen.

Auch über das Schicksal von Vampire's Bite entscheide ich beim Deckbau.

Tempest Owl habe ich als gar nicht so schlechte Sideboardoption gegen manches Aggrodeck, insbesondere Vampire, zu schätzen gelernt. „Gut“ ist immer noch ein weit entferntes Attribut, aber sie erfüllt ihren Zweck.

Caller of Gales, bla, nächster Pick.

Needlebite Trap – Take that, Kabira Crossroads. Die Signalgebung hier ist im Übrigen superb.

Das Controlmatchup hört sich mit zwei Needlebite Trap gewinnbar an.





Ohne das Geldland wäre es Tideforce Elemental gewesen, das ich für eine der unfairsten Karten des Sets halte. Die 7-Dollar-Rare Raging Ravine bietet mir allerdings eine gute Gelegenheit, über ein Thema zu sprechen, mit dem ich mich in letzter Zeit öfter beschäftigt habe: dem Raredraften (obviously). Ein wenig überrascht war ich schon darüber, dass Nico Bohny wacker die Fahne für das Fetchlanddraften hochgehalten hat. Im Prinzip hat er aber Recht. Was ermöglicht einem eher, den nächsten Gratisdraft zu erreichen? (Und nur darum geht es doch im Prinzip bei Magic Online.) Der Grundsatz, Pi mal Daumen Rares ab drei Tix aufwärts immer zu nehmen, hat mir nur Gutes getan. Wollte das brokene Deck schon in der ersten Runde partout nicht über drei Länder hinauswachsen, war die Chance groß, dass man aufgrund seiner erdrafteten Karten nicht die Kreditkarte zücken musste. Des Weiteren bin ich mir sehr sicher, dass mein derzeitiger Erfolg nicht nur durch meine überragenden Fähigkeiten (*hust*), sondern auch dadurch, dass ich immer die größtmögliche Anzahl an Tix mitnehme, begründet ist.

Denkt daran, ihr seid wie Tarzan, der sich von Draft zu Draft schwingt und die Tix sind eure Liane. Nee, die Drafts sind die Liane. Die Tix sind der Abstand zwischen den Lianen und je mehr Tix desto— Okay, blöde Metapher.





Aus diesem tiefen Booster kommt bestimmt noch etwas zurück, aber was nehme ich im ersten Durchgang? Der automatische Vampirzähler hängt zwischen drei und vier, je nachdem wie man Blood Seeker bewertet. Kalastria Highborn würde noch einen Tick ergeben, dazu kommen ca. ein bis zwei weitere Blutsauger. Lohnt sich der Spaß also? Hätte ich diese Rechnung beim Draften angestellt, wäre ich vielleicht schon dort bei einem ja gelandet. In der Hitze des Gefechts war ich mir zu unsicher und habe mich für das gute Removal in Form von Smother entschieden. Einen Einfluss hatte außerdem die letztdraftige Erfahrung mit Kalastria Highborn, als sie zwar gut war, aber nicht so dominierend, wie man erwarten könnte. Im monoschwarzen Vampirdeck ist sie MVP, klar, aber hier habe ich mich auf das besinnt, dem ich ohne groß Nachzudenken ein Gütesiegel aufdrücken kann. Doch auch jetzt kann ich noch nicht sagen, ob ich mich an dieser Stelle nicht falsch entschieden habe.





Volle, volle Booster! Ich freue mich ein wenig, dass ich es mir einfach machen und Lavaclaw Reaches nehmen kann, die mein Gratisticket für den nächsten Draft lösen. Um auf die richtige Entscheidung zu kommen, wenn die Rare Quest for the Nihil Stone wäre, wende ich jetzt einfach mal einen Stream of Consciousness an, weil ich zum Zeitpunkt, als ich diesen Absatz begann, immer noch keinen Schimmer hatte. Removaltechnisch bin ich schon ganz gut bestückt, da brauche ich Nemesis Trap nicht unbedingt. Mysteries of the Deep ist mein Lieblingscarddraw des Sets und könnte sicherstellen, dass ich mich in Roil Elemental ziehe, ist aber kurventechnisch nicht unbedingt notwendig. Bloodhusk Ritualist leidet ein wenig an der Zweifarbigkeit des Decks, ist aber dennoch ein brutales Stück Pappe. Corrupted Zendikon würde dem Deck noch ein bisschen mehr Feuer unter dem Hintern machen, aber meine vielen teureren Drops abwerten. Die beste Kombination aus Kontroll- und Aggroelementen, die sich in meinem Deck abwechselnd die Klinke in die Hand geben, ist eigentlich doch Bloodhusk Ritualist. Ja, ich glaube das wäre mein alternativer Pick. Was denkt ihr?





Ich bin echt froh, hier wieder weniger Auswahl zu haben. Ich rede die ganze Zeit von einer seltsamen Version eines Aggrodecks, dabei ist der Zweierslot noch relativ mickrig besetzt. Da muss Ruthless Cullblade Abhilfe schaffen.





Bojuka Brigand kann nicht blocken, Pulse Tracker schafft es bei mir nicht zum Ende. Halimar Excavator ist mir allerdings zu defensiv. Dread Statuary ermöglicht mir, 19 Länder im Deck zu spielen und trotzdem nicht an Flut zu leiden. Der etwas gespaltenen Persönlichkeit des Decks kommt das zugute, denke ich.





Aether Tradewinds sorgen für eine Menge Trickpotenzial im Deck. Gatekeeper of Malakir und Gomazoa können einen zweiten Frühling erleben und zur Not werde ich den Vampire Lacerator los, der mich totnuckelt. Dank Reckless Scholar und Dread Statuary wird Grim Discovery wahrscheinlich das Raise Dead meiner Wahl.





Ich mag Calcite Snapper.





Kann ich mir Quicksand und Dread Statuary leisten? Ich werde es versuchen, zusammen mit Grim Discovery.

Dass Ruthless Cullblade den Weg um den Tisch geschafft hat, ist ein Geschenk ohnegleichen.

Dank des eben gepickten Vampirs habe ich keinen Bedarf mehr für einen weiteren 2-Drop und kann mit Halimar Depths den Nutzen von Aether Tradewinds maximieren.

Zwei sehr gute Karten wandern um den Tisch? Bonusumfragenzeit:


Ich habe mich für ein bisschen mehr Late Game in Form von Mysteries of the Deep entschieden. Ohne die zwei Ruthless Cullblades wäre die Entscheidung aber schwerer gefallen.

Rolling Terrain, Selective Memory, Bull Rush und Island beenden den Draft und liefern keine weiteren Überraschungen mehr.

Quo Vadis, venete et nigre?

Mein Latein ist extrem schlecht geworden, also ist die Deklination nicht hunderprozentig richtig. Aber die Frage steht. Wohin will ich mit dem Resultat des Kartenschiebespiels? Ich denke, diesmal ist es vernünftig, dass ich euch erst das fertige Deck zeige und dann einige Anmerkungen dazu mache.


2 Vampire Lacerator
1 Aether Figment
2 Ruthless Cullblade
1 Welkin Tern
1 Gatekeeper of Malakir
1 Calcite Snapper
1 Giant Scorpion
1 Gomazoa
1 Reckless Scholar
1 Windrider Eel
1 Sky Ruin Drake
1 Roil Elemental
1 Heartstabber Mosquito

1 Disfigure
1 Grim Discovery
1 Smother
1 Aether Tradewinds
1 Into the Roil
1 Mysteries of the Deep

1 Akoum Refuge
1 Lavaclaw Reaches
1 Dread Statuary
1 Quicksand
1 Halimar Depths
7 Island
7 Swamp

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die meisten Augenbrauen wird wohl die Manabasis anheben, deswegen starten wir damit:

Ich habe hier ein bisschen auf Risiko gesetzt, das ist offensichtlich. Meist wage ich, wenn ich den nächsten Draft schon erpickt habe, mehr, als wenn ich darauf angewiesen bin, das Finale des 8-4 zu erreichen. (Für die Leute, die sich manchmal fragen, was für eine Queue ich gedraftet habe: Ich wähle immer 8-4.) Will ich die maximale Anzahl an Utilityländern ins Deck quetschen, sind 19 Länder Pflicht. Drei Länder, die getappt ins Spiel kommen sind hart an der Grenze für ein Deck, das zwei Vampire Lacerator spielt. Dennoch denke ich, dass die zusätzlichen Optionen den minimalen Verlust an Manastabilität rechtfertigen. Das Deck ist einfach weniger drawabhängig und kann auch mit leichter Flood noch mitspielen. Auch Grim Discovery avanciert in dieser Konstellation zur richtig starken Karte.

Das Deck an sich ist ein trickreiches, kleines Biest. Die beiden Vampire Lacerator spreche ich ziemlich oft an, was daran liegt, dass ich sie selbst nach dem Draft noch ein wenig suspekt finde. Lasst euch aber nicht täuschen: Der Haufen kann gerade durch die Emovampire früh Druck aufbauen und den Gegner dann überraschen, wenn man doch mehr Late Game hat, als das Gegenüber vermutet. Und sollte ich die Weenies etwas zu spät ziehen, fallen sie eben Reckless Scholar zum Opfer.

Sowieso bildet Reckless Scholar auf eine gewisse Art und Weise das Herz des Decks, so seltsam es auch klingen mag. Denn dieser seltsame Aggro-/Control-Hybrid spielt sich richtig flüssig, wenn er vor sich hinlooten und nach den von der Spielsituation abhängig optimalen Karten suchen kann. Unterschätzt den kleinen Zauberer nicht!

Nicht ins Deck haben es die Karten geschafft, die nur in eine Richtung funktionieren. Vampire‘s Bite und Blood Seeker sind dafür gute Beispiele. Ich hätte mir gern noch das Cancel gegönnt, bin aber andererseits froh, mir jeden Spruch, der doppelte Manakosten enthält, sparen zu können. Dead Reckoning musste Grim Discovery weichen. Stonework Puma könnte nützlich werden, wenn ich von zu vielen Einschüchterschweinen belästigt werde.

Ludi et circenses

Ihr seht, ich habe große Hoffnungen in das Deck gesetzt. Die Spiele waren wirklich erinnerungswürdig und ich ärgere mich ein wenig, dass ich zwischenzeitlich Magic Online neuinstallieren musste (wieder eigener Laptop, juchhu!) und deswegen nur bruchstückhaft berichten kann.

Die erste Runde bestreite ich im Kontrollmodus gegen GW-Allies, ein Deck, das online ziemlich beliebt ist. Kazandu Blademaster konnte mich gut unter Druck setzen, aber den Rest der Gang haben Gomazoa, Giant Scorpion und Disfigure gut kleingehalten. Und was ist das größte Problem des grün-weißen Decks? Richtig, Removal. Dementsprechend konnte Roil Elemental ohne große Probleme das Spiel für mich entscheiden.


Sideboard: -2 Vampire Lacerator +1 Cancel +1 Needlebite Trap

Die beiden Vampire erfüllen in diesem Matchup keinen großartigen Zweck und müssen deswegen gehen. Die Falle könnte hingegen im Kampf gegen Ondu Cleric nützlich sein. Alles Makulatur, ich stutze nur das Aggroelement ein wenig.

Im zweiten Spiel habe ich riesiges Glück, dass auf Hada Freeblade erst in der vierten Runde Graypelt Hunter folgt, der ein Disfigure frisst. (You know, in response to trigger…) Ich hadere ein wenig mit Timbermaw Larva, chumpblocke einmal, spiele in der nächsten Runde Into the Roil und finde damit – puh! – Heartstabber Mosquito. 2-0

Runde 2 gilt es, gegen Monorot zu bestreiten. Mein großer Vorteil hier ist, dass ich im Prinzip jede meiner Kreaturen mit seinen tauschen kann und mein Gegner relativ wenig Direktschaden zu spielen scheint. Einen riesigen Fauxpax leiste ich mir aber: Ein mit Goblin War Paint ausgerüsteter Plated Geopede greift mich ohne Landfallbonus an. Ich denke mir: „Hey, Landfall wurde nicht ausgelöst, der Geopede hat kein Erstschlag! Ich blocke mal mit Giant Scorpion und tausche zwei zu eins.“ Äh, genau.


Es steht 1-1 und das dritte Spiel ist verdammt spannend. Ich starte mit Vampire Lacerator und Welkin Tern, mein Gegner mit Plated Geopede und Goblin Bushwhacker. Es entsteht ein aberwitziges Race, an dessen Ende ich mich dadurch retten kann, dass ich Aether Tradewinds auf Akoum Refuge spiele und so mit einem Leben gewinne. Wieder 2-0.

Die letzte Runde muss ich dann gegen Monogrün bestreiten und wieder profitiere ich von der Flexibilität meines Decks. Ein Spiel verliere ich zwar, weil die nachgezogenen Lavaclaw Reaches mir verwehren, Gatekeeper of Malakir zu kicken, aber die anderen beiden Games haben es in sich. Der Kontrollmodus ändert den Spielstand zunächst auf bewährte Weise zum 1-1 (schon blöd, wenn man vom eigenen Terra Stomper eingestampft wird). Der langsame Start im letzten Spiel des Drafts wird anschließend wieder von Vampire Lacerator, Ruthless Cullblade und Reckless Scholar (angreifend) bestraft. 2-0, acht Booster.


Ich ärgere mich total, dass ich für die Spielberichte nicht die Replays zur Hand habe. Irgendwie liest sich das Ganze nämlich nicht so spannend und phänomenal, wie ich es in Erinnerung habe. Aber glaubt mir einfach: Das Deck ist gut! Sehr gut! Und spaßig! Wörklich! Ich hätte nicht gedacht, dass das Format noch Decks bereithält, die Spielwitz und unoffensichtliche Situationen bereithalten. Das war mit der größte Spaß, den ich je in dem Format hatte.

Nächste Woche zeige ich euch dann das, was Robert Pattinson gern wäre.




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