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Magic Moments: Änderungen und noch mehr Änderungen
Teil 1-3
von Nestor "Gams" Rodriguez
28.10.2005

“Empires rise and fall, but evil is eternal.”

Der wahrscheinlich beste Flavourtext, der je auf einer Magickarte gedruckt wurde, scheint momentan ziemlich passend zu der Gelegenheit...

Wieee?? Sehe ich da richtig? Da schreibt der Typ wieder einen MTG-Artikel? Wie kann das nur sein? Wer war das noch mal? Und vor allem, wie kann jemand, der seit über vier Monaten keine bunte Pappe in die Waagerechte getappt hat, lesenswerte Information zu melden haben? Für diese Fragen habe ich leider keine vernünftige Antwort. Heute kam ich aber Heim mit unglaublicher Lust, einen Artikel zu schreiben. Einen kurzen Blick in meinem „Artikelgraveyard“ offenbart - ein übrigens wesentlich coolerer Begriff als „revealed“ - eine sehr traurige Realität: Auf meiner Festplatte liegen ungefähr 25 Seiten unfertiges Magicmaterial, was ich vermutlich auch nie veröffentlichen kann, dadurch dass Verfallsdatum längst fällig ist. Bisher habe ich als PMTG-Schreiber stets versucht, möglichst originelle und unterhaltsame Artikel zu verfassen. Dies gelingt mir natürlich nicht immer. Traurigerweise, habe ich bisher bemerkt, dass Artikel, die ich randomly innerhalb weniger Stunden vor mich hinrotze, den Anspruch der Leserschaft deutlich besser decken als Werke, wo ich ewig viel Zeit investiere. Was lernen wir daraus? Rotze weiterhin was und es wird sicherlich schon passen.

*Kleiner Historischer Einschub*
Als ich nach Deutschland zum Studieren kam, wurde ich mit einer teuflischen Erfindung bekannt gemacht: Das iiiiinterneeeet. „Wat isch dat denn scho wieda???“...Damals war es aber lange nicht Standard. Wir reden von 1996 und ein Unix Terminal von den man über Telnet und einen tollen Netscape Fenster starten konnte. Wow! Als würdiger Freak, nachdem ich schon den exzessiven Download fragwürdiger jpgs satt hatte, fing ich an, nach Magic-Desinformation zu schauen. Zu der Zeit waren die meisten Seiten - von einem strategischen Punkt betrachtet - sehr dünn. Dafür waren erstaunlich viele Seiten mit Magic Humor zu finden. “100 reasons why Magic ruined my life” oder “You know you have been playing to much magic when...“ waren zu der Zeit Standardwerke dieses genres. Die einzige sinnvolle Form, an strategische Inhalte zu gelangen, war über die Oracle Strategieliste. Eine kurze Recherche mit Begriffe wie „Nestor“ oder „Rodriguez“ bei http://oracle.wizards.com/scripts/wa.exe?S1=MTG-STRATEGY-L offenbart, dass ich mit weit mehr als 300 Beiträge einst sehr aktiv in diesem Forum war. Ich bezweifle, dass sich noch viele Leute, die dieses grad lesen, sich an so was erinnern können (hallo Uwe ), aber damals habe ich täglich zwei bis drei Stunden auf einer HP-Unix Maschine investiert, und mit einem Emacs meine Beiträge für die Liste verfasst, die ein bisschen von allem handelten, was mir so auf den Herzen lag.
Warum erwähne ich diese Anekdote überhaupt? Der vorliegende Artikel ist ein Tribut an den zu der Zeit geschriebenen Mischmasch. Erfahrene Döner-Esser unter euch wissen was das bedeutet: „Ein mal Döner, mit alles und scharf bidde!“. Hoffentlich kommt Old-School-ness in dem Fall gut an.
*Kleiner Historischer Einschub ende*

Nach diesem für mich äußerst uncharakteristischen Intro, werde ich gleich mal zur Sache gehen und in der üblichen Stimmung die Schreibübung der Woche fortsetzen. Folge mir in den noch unerforschten „magic-Mitternacht-improvisations-Artikel-schreiben-Wahnsinn“ und schauen wir mal, ob's am Ende doch schnell den Offensiv-Modus geht (man merke, dass ich hier Begriffe wie „Aggro“ bewusst vermeide) und, nach einer soliden 1/1/1, sich jeder mit einer geschmackvollen Referenz zu meiner Verwandtschaft unter den Kommentaren verewigt.

Teil 1: Extended im neuen Gewand

Ich habe bereits eine kleine Tradition in Extended Artikeln. Hier ist mein letztes Beispielauf PMTG. Die meisten Aussagen – sofern die Decks noch legal sind - die dort enthalten sind, treffen heute noch zu.
Die Protour hält demnächst in Los Angeles an, wo wieder mein Lieblingsformat angesagt ist: Extended. Ich kann natürlich in diesem relativ kurzen Kommentar keine umfangreiche Formatbeschreibung präsentieren, dennoch werde ich jetzt einige Merkmale darstellen. Der Powerlevel ist wieder kritisch gesunken. Nach der Rotation und der Banning-Runde scheinen viele der formatdefinierenden Karten verschwunden zu sein. Aluren, klassische Reanimatoren oder typische Life Decks sind nicht mehr drin. Dennoch bleibt eine enorme Vielzahl im Programm vorhanden. Hier kommt die heilige „Trinity“.

Beatdown - Decks

Goblins:
Ein Erbe vom Onslaught-Block, und nicht mehr aus dem Extended Format wegzudenken. Mit schwarz, grün oder auch in der monoroten Fassung mit Sicherheit eins der stärksten Beatdown-Decks überhaupt.

Affinity:
Das Bastardkind von Mirrodin. Der Disciple (aka. „der Nescher“) und die Vial sind zwar verschwunden, aber Erayo hat noch Lust auf neue Abenteuer. Entweder in der vollständigen Beatdown Variante, oder etwas kontrollerische Erayo-Builds gestalten Affinity als einen Dauerbrenner im Format.

UG-Madness:
Der Hund und seine Freunde, die sind immer gerne für jede Extended Party zu haben. Jedes Jahr passiert das gleiche. Niemand hält am Anfang der Saison was von UG, und so gegen Ende wird es zum ultimativen Deck gekürt. Schauen wir mal, ob diese Saison sich dementsprechend entwickelt.


Control - Decks

Tog:
Ronaldo war schon immer ein Liebling der Extended Gemeinde. Diese Saison wird keine Ausnahme sein. Ja, es gibt die Needle, aber der kleine grinsende Mann lässt sich von solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten. Gut, dass es auch noch passend zum Formatbeginn UB und BG Länder zur Verfügung stehen. Da ist ein Pernicious Deed Splash doch naheliegend.

Rock:
Das Opadeck. Bist über 26 Jahre alt? Die Lust an konventionellem Magic vergeht jeden Tag? Die dunkle Seite begleitet dich über deinen Tagesablauf? Dann hast du das Deck für dich gefunden. Sakuras, Witness, Duress, Therapien, Birds, Deeds sind schon sehr solide Karten. Dazu noch acht Duals für eine sehr konsistente Mana Basis, eine Portion Equipment und voila.

Scepter:
Ja, ja die Needle schon wieder, aber die alleine kann doch kein Deck mit Wishes und Exalted Angels aufhalten. Ob mit Orim's Chant - Lock oder Nasty Combo mit Lightning Helix oder Fire/Ice, wird sich alles noch entscheiden. Dennoch sollte keiner glauben, dass dieses Deck aus dem Format verschwunden ist. Ein Amerika (RWU) Build scheint sich hier anzubieten.





Combo - Decks

UG Combo:
Ich nenne das Deck erst mal so, weil es sehr unterschiedlich konfiguriert werden kann. Alle Varianten haben aber eines gemeinsam: Early Harvest für die Manaproduktion. Ob diese Decks mit den oben genannten Beatdown-Decks mithalten können und konsistent genug sind, muss sich noch zeigen.

Ghoul:
Das hier ist nur eine Vermutung, aber der kleine Ghoul ist einfach zu friiiisch, um kampflos aus dem Format zu verschwinden. Wie so was genau aussehen kann, weiß ich momentan nicht, aber gehen tut's bestimmt irgendwie. Eine Möglichkeit wäre eine schlechtere Cephalid Version mit der entsprechenden Reanimation und Null-Activation Permanents.


Ideal Deck:
Enduring Ideal gecastet und über den Enchantmentfluss (Hondens, Form of the Dragon, Genju of the Realms beispielsweise) gewinnen. Das Deck hat natürlich den Vorteil von Maindeck Solitary Confinement, das gegen ein breites Beatdownfeld keine schlechte Maßnahme ist. Die Style- und Wickednessfaktoren sind auch eindeutig auf der Seite dieses Decks.

Generell haben die meisten Kombodecks stark auf die guten Saga- und Tempestkarten aufgebaut. Daher sind es bei dieser 3x3 Gauntletmatrix eindeutig die schwächere Gruppe. Dadurch passiert das gleiche wie immer, Kombo kann Beatdown nicht in Schach halten, also muss Kontrolle auf Anti-Beatdown mutieren, um eine Chance zu haben.

Sonstige Decks, die auch am Rande erwähnt werden sollten:
Opposition (mit den frischen Meloku-man), Neo-Reanimator, Tooth and Nail (ja der Albtraum hat kein Ende), WWx, MonoBx, Fiends, Clerics und/oder Zombies, crazy Elfendecks (Elf'n'Nail), Dragonstorm,...


Das sind aber nur die Erben des vorherigen Formats. Durch Ravnica ändern sich folgende Attribute:

  • Die Kombination aus Fetchlands und den neuen Duals erlaubt eine bisher für Extended unbekannte Manakonsistenz, wo zwei bis drei farbige Builds ohne große Schwierigkeiten unterstützt werden können.
  • Die logische Konsequenz ist, dass Hatekarten wie Needle, Cranial Extraction, Meddling Mage, Naturalize oder ähnliche Maßnahmen von nahezu jedem Deck zu erwarten sind. Dadurch können Kombodecks, die bereits nicht so stark sind und die sich öfters auf das resolven einer Schlüsselkarte verlassen, zusätzlich belastet werden.
  • Die neuen Wheenies und Blitze und starke Goldkarten werden wohl bestehende Größen verbessern, als auch neue Varianten generieren.
  • Good-stuff Decks mit einer Hauptfarbe und sonstige Elemente gesplashed werden wieder auf dem Rampenlicht stehen.

Ein Beispiel davon ist das aus T1 und Legacy bekannte Zoo Deck: Lavamancer, Affe, Hund, Wolf und andere Persönlichkeiten, lassen ein vielversprechendes Beatdownerlebnis vorhersehen. Ein Beispiel wie so was gehen könnte ist mein altes GW Deckentsprechend mit den neusten Maßnahmen getuned. Wie sich das alles für den Ottonormalverbraucher auswirkt, der gelegentlich und hoffnungsvoll bei einer PTQ teilnimmt, wird sich durch das Ergebnis der bevorstehenden Protour entscheiden. Die größte Tatsache ist dabei, dass WotC es mit dem neuen Extended Format geschafft hat, durch eine passende print & ban policy, eine recht ausgewogene und flexible Plattform zu schaffen, die hoffentlich den meisten Spielern auf dem Feld Spaß zubereiten wird.


Teil2: Anekdote zur Steigerung der Zockermoral

Ort...Nagoya Flughafen
Zeit...irgendwann nach einem chilligen Flug in der Business Class aus Tokyo Narita...
Begleitung...15 kaputte Spanier und ein merkwürdigen Kanadier, der mit den Augen nonstop gezuckt hat...
Anlass...die ProTour
Baby... Diese Story hier ist original so passiert, und dient als Beweis der Verrücktheit, die auf unserem Planeten herrscht. Alle Referenzen zu berühmten Persönlichkeiten sind bewusst erwünscht.

Nestor Rodriguez (NR): Boah, 14 Stunden unterwegs, leck mich doch. Und ich hab net mal nen Hotel reserviert für Nagoya...
Random Spanier (RS): Keine Sorge, auf dem Boden pennen wird dir gut tun. Das mildert sämtliche lüsterne Triebe.
NR: Was hat das mit irgendwas zu tun?
Japanischer Zollmann (JZ): Pasuporuto puleasu (Japaner sind beim Englisch labern schon giga kaputt, heh)
NR: Hier, nimm
RS: Der sieht ja aus, als hätte er einen Stock in seiner rektalen Kavität eingebettet.
(Spanier haben die Tendenz, beim Sprechen für deutsche Verhältnisse überdurchschnittlich oft zu fluchen. Das hier ist lediglich ein abgespecktes Abbild der tatsächlich verwendeten Redewendung, die den Rahmen einer jungendfreien Homepage unmittelbar sprengen würde.)
Höchstwahrscheinlich hat er diese schlechte Frisur, weil er ja sein vollständiges Einkommen für eine Dauerkarte einer Luxusmännersauna ausgeben müsste.
NR: Lass den Kerl in Ruhe. Der versteht uns noch und verhaftet uns auf der Stelle. Und bloß net auffallen, sonst kommt er mit dem Zoll Handschuh... und das wollen wir alle...nicht forcieren, oder? Lizenz zum Durchsuchen würde seine strategische Position gegenüber uns deutlich stärken!
*Nach diesem kleinen nahezu philosophischen Spruch werden wir durchgewunken*
JZ2: Could yu puleasu open yu bagu?
Mentale Notiz NR: Doh!
JZ2: Hmmmm, yu Protour pulaya?
NR (mit einer sehr professionellen Betonung): Oh yes, most certainly!
JZ2: Oooooooh. And where yu furomu?
NR: Well, I am from Germany.
JZ2: Aaaaahh Germany…
…..*guggt nach oben und überlegt hart im Kopp*
JZ2: Yu Gai budda?
NR: Dei Mudda?
RS: Was erzählste da mit dem Typ? Ich verstehe kein Wort!
JZ2: (Strengt sich massiv an): You are Kai Budde?
NR: Aaaah, yes, sure.
JZ2: Ooooohh. Gud gud. Can I Autograf?
NR: You want my Autograph? Of course no problem.
*Schreib fett groß Kai Budde auf einem Schmierzettel von Amigo den ich grad mal parat hatte.*
JZ2: Ohhh, Sank yu, sank yu, puleasu continue.
NR: You don't want to check my bag any more?
JZ2: It is OK. Sank yu, sank yu
*buckt sich dabei ein paar mal, wie man's aus den Filmen kennt*

Die moralisch wertvolle Erkenntnis dieses Ereignisses:
„Freaks gibt's überall, auch wo man die nicht vermuten würde. Beim nächsten Konflikt mit den Behörden bzw. Straffzettel, anstatt der üblichen Sexual-Masche ruhig diese seltene und begehrte foil Promokarte ausgepackt und den Polizisten mit damit in Versuchung gebracht. Es soll sogar – laut Gerücht - Kommissare geben, die Magic spielen.“
Offensichtlich sehen alle Europäer für Japaner ziemlich gleich aus, denn so eine Verwechslung ist schon sehr tough.

Nagoya war im übrigen eine super Protour. Die fünfzehn-Mann-Spaniertruppe hat mich natürlich nie wirklich pennen lassen, aber es war trotzdem ein mega Erlebnis. Ich meine Japan, hallo??? Auf der Protour selbst habe ich mir ein ultra solides „MonoRed splash Kokusho“ Deck gedraftet, was aber nur 2-1 gemacht hat. Im letzten Spiel aus dem ersten Draft habe ich gegen diesen Tomoharu Saitou verloren – Mitglied des Japanischen Verbands der Metrosexuellen Magicspieler – weil ich im entscheidenden dritten Spiel nicht in der Lage war, einen Mountain zu finden, um meine rote Hand auszuspielen.
Danach ging's bremsenlos Berg ab Richtung dieser neu eingerichteten Players Lounge. Diese Lounge war schon eine verwirrende Erfahrung. Auf Magicseiten, wo Spieler wie Gabe Walls zu sehen sind, ergibt sich die Frage: Wie kann dieser Mann so beefy sein? Ist es nur eine optische Illusion der Kamera, oder ist er einfach nicht fotogen? Nach einer genaueren Beobachtung stellte ich zu meiner Verwunderung fest, dass dieser Spieler (und natürlich auch viele andere Amis) so ziemlich jede Runde auf die Lounge gegangen sind und sich jedes mal mit ganze zwei Tafeln Schokolade vollgestopft haben. Cholesterinspiegel lässt grüßen!

Zusätzlich zu der Protour-Aktion habe ich die drei freien Tage dazu verwendet, einige Spanier aus der Truppe in „the dark arts of BOX play“ einzuführen. Manche davon machen mich inzwischen für ihren finanziellen Zustand direkt verantwortlich, da Sie durch den Einkauf von über 170 Japanische BOX-taugliche Powerrares die Bankrottgrenze persönlich kennen gelernt haben. In diesem Zusammenhang nutze ich natürlich meinen Aufenthalt in Japan für die große Asiatisierung meiner BOX aus. Alles in allem hat es sich voll gelohnt. Bezahlter Urlaub hat einfach was Das einzig negative war, dass die Firma, die mein Ticket gebucht hat, sich um einen Tag verschätzt hat. Somit hatte ich die negative Erfahrung, einen Tag ohne Geld, Hotel oder Begleitung in Nagoya verbringen zu müssen. Für alle, die diese Zeilen lesen: Es gibt in Japan einen entscheidenden Trick, Geld bei der Übernachtung zu sparen: Cybercafes sind 24/7 offen. Dort gehört zur Standardausstattung sowohl ein PC, eine Playstation, als auch eine super fette Couch wo man gut pennen kann - zusätzlich zu den millionen Mangas, die Animes und die ecchi ecchi Zeitschriften, die man sich sonst noch ausleihen kann. Um dieses Paket abzurunden, gibt es für einen Aufenthalt über die ganze Nacht eine saftige Flatrate. Dieser Tipp könnte für eure nächste Japanreise nützlich sein. Mir hat es das Leben gerettet.


Teil 3: Ein Mal die neunte, aber bitte mit Sahne!

Es wurde bereits einiges über die neunte Edition geschrieben. Alles in allem finde ich die 9th eine sehr gelungene Erweiterung. Es hat eine schöne Kombination aus nützlichen Rares, alte Gesichter, und vollständiger Trash wie man's aus dem Core Set kennt und erwartet.

Limited
Im Limited hat mit Abstand weiß gewonnen. Nahezu alle zur Verfügung stehenden Karten sind gut. Interessant ist natürlich auch, dass die meisten „Walls“ – die nervigen 1/x Kreaturen aus der 8th – verschwunden sind. Natürlich sind wieder bescheuerte Bomben unterwegs aber ich vermute, dass die schöne alte Bär, Bär, Bär Technik, die schon in der 8th so erfolgreich geklappt hat, gute Ergebnisse liefern wird. Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Die Karten sind großteils bekannt, und es entstehen keine besonderen mechanischen Interaktionen, wie Sie bei einem neuen Blocks üblich sind.
Die meisten unter euch werden dieses Format aus der Online Welt kennen, für die anderen ist Core Set Draft nicht so wirklich relevant. Oder wann habt ihr – außerhalb von Prerelease events - bei eurem Magic Dealer of Choice jemanden gehört, der gesagt hat:
Random Magic-Laden-Wesen: „BOAH, voll gut! Lass uns mal smoothes 9th Edition Draft organisieren!“
Alle anderen Anwesenden: „Yuhuuuu! Darauf warten wir schon den ganzen Nachmittag hier! Zum Glück haben wir heute wieder die Vorlesungen/Arbeit/Grundschule geschwänzt!“
Nicht wirklich, gell?

Constructed
Hier tut sich natürlich etwas mehr. Im Mittelpunkt stehen wie immer die Länder. Einen vollständigen Satz Duals, kombiniert mit den neuen Ländern aus Ravnica versprechen eine der besten Manabasen aller Zeiten. Ich persönlich freue mich ganz besonderes über zwei Juwelen:

Der Hypnotic Specter.
Ja, er ist wieder da. Ja den Vial gibt's nicht mehr, aber für drei Mana ist dieser Typ ein echtes Packet. Der Hippie hat seit 1993 jede Menge armselige Gestalten terrorisiert und diese Aufgabe hat er wohl mit den Laufe der Zeit nicht verlernt. Es sollte einem zu denken geben, dass diese Karte einst in dem aller ersten Extended Format gebannt war. Damals war natürlich der Dark Ritual unterwegs, was nahe zu dazu geboren wurde den Hippie ein paar Züge schneller ins Rampenlicht zu befördern. Dennoch wird dieser Mann bei den meisten Box Decks im Standard Format zu finden sein, weil es für 3 Mana einfach keine bessere Alternative gibt. Viel spaß beim Abwerfen! kann ich nur dazu sagen.

Battle of Wits:
Ein riesiges Erlebnis der absurden Art. Ein reines Phänomen für sich. Meine wahrscheinlich lieblings-nicht-schwarze-Karte seit es Magic gibt ist wieder da. Es ist immer wieder verwunderlich, wie einfach es den meisten fällt, 60 Karten Decks zu basteln (bzw. zu kopieren), und wie verzweifelt sie dann sind, wenn's um Decks mit über 200 Karten geht. Ich muss gestehen, dass ich in dem Bereich schon einiges an Erfahrung habe. Zum ersten habe ich wohl als einziger in Deutschland – soweit es mir bekannt ist - mit einem Battle of Wits Deck (BoW) auf einer Deutschen Meisterschaft teilgenommen.
Beweise dieser Tat gibt es selbstverständlich auf PMTG zu finden (siehe Coverage DM 2002 - Heidelberg). Zusätzlich habe ich, zu der Zeit wo BoW legal war, regelmäßig für alle erlaubten Formate ein BoW Deck gebaut und auch aktiv gespielt. Warum ich so große Decks faszinierend finde, muss vermutlich wieder an meiner Vergangenheit liegen. Auf meinem aller ersten Turnier war ich schon mit einem 120 Karten (hüllenlos) unterwegs. Die Nostalgie zwingt einen wohl immer wieder in gewöhnliche Verhaltensmuster. Der Knackpunkt zum Bau guter BoW Decks liegt in der prozentuellen Behandlung der verschiedenen Karten, die einer eindeutigen Aufgabe zuzuordnen sind. Beispielsweise Länder, Kreatur Abwehr, Permament Abwehr, Disruption, Manabeschleunigung, Win-conditions oder Tutoreffekte.

Die Bedingungen in Standard für ein BoW Decks sind momentan ideal. Die ultra schnellen Kreaturen Decks sind soweit verschwunden (Affe und ähnliches). Starke Kombo Decks gibt noch nicht. Tutoren gibt es wieder.
Battle of Wits ist das beste Kontrolldeck überhaupt, solange die Konsistenzschwächen durch einer höheren Kartenanzahl kompensiert werden können. Der Grund für diese überraschende Behauptung ist, dass ein BoW Deck per Definition die bessere strategische Position für den Kontrollkampf hat.

Die Argumente dafür sind:
  • Wenn das Spiel in die Länge geht, gewinnt durch den Kartentod das BoW immer. Angenommen zwei Kontrolldecks würden innerhalb eines Spiels sämtliche Bemühungen des anderen, das Spiel zu gewinnen, annullieren, geht der Sieg in der Regel ans Deck mit den meisten Karten. Daher muss das BoW nie in die Aktive gehen, weil das Spiel und die Zeit zu seinem Gunsten läuft. In einem Kontrollmatchup ein anderes Kontrolldeck in die aktive Offensive zu zwingen (mainstep Sprüche casten z.B.) ist für den Counterkampf einen großen Vorteil, weil man seine eigenen Sprüche einfacher resolven kann. Zusätzlich, dass der Gegner etwas ausspielt, hat er in der Regel weniger Mana für Verteidigungszwecke zur Verfügung.
  • Die Anzahl der in einem BoW Deck vorhanden Lösungen sind meistens größer als die Gesamtzahl der Sprüche im gegnerischen Deck.
  • Dadurch, dass BoW Decks nicht die Regel innerhalb der Turnierszene sind, hat der BoW Spieler automatisch eine gute Position bedingt durch eine Verunsicherung des Gegners. Die meisten wissen einfach gar nicht, was auf sie zukommt.
  • Ein Kontrolldeck ausgerüstet mit einer Karte, die sofort das Spiel gewinnt, hat natürlich einen großen Vorteil gegenüber Decks die beispielsweise 20 Schaden hinzufügen müssen.
  • Last but not least: Der gute „Mojo“ Effekt. Wenn wir ehrlich sind, möchte keiner von uns zwischen den Runden zu den Kumpels gehen und erzählen, dass ein 250 Karten Deck mit einem sehr seltsam blickenden Spieler uns besiegt hat. Solche Niederlagen können sogar Spieler zum droppen motivieren.

Die Manakonzistenz erlebt momentan - wie bereits erwähnt - einen Höhepunkt in Standard und die Konsistenz der Sprüche kann durch geschicktes Bauen in einem akzeptablen Rahmen gebracht werden. Zusammenfassend ein idealer Rahmen für das Comeback meines Lieblingdecks. Dieses Thema braucht aber wohl eine eigene Rubrik für sich.

Die weiteren Änderungen im Core Set sind meines achtens nicht so beeindruckend. Klassiker wie Wrath of God oder die bösen Urzatron Länder sind immer noch dabei. Und andere Institutionen wie die Birds of Paradise erscheinen in Ravnica wieder und werden sogar in der Manabeschleunigungsaufgabe durch den Llanowar Elves und die Elves of the deep Shadow unterstützt. Es verspricht mit Sicherheit interessante T2 Decks, aber das sollte eher Bestandteil eines weiteren Teils sein.

Das waren die ersten drei Teile meiner Reihe „Änderungen und noch mehr Änderungen“. Jetzt im schnellen und faulen FAQ-Modus, wie Wizards selbst es auch so gerne macht – siehe COLDSNAP Ankündigung von Randy Buehler.

Wie viele Teile hat diese Reihe?
Ins gesamt sind neun Teile geplant.

Wie viele Teile werden tatsächlich veröffentlicht und nicht nur im Artikelgraveyard landen?
Momentan sind bereits sechs Teile fertig, also die kriegt ihr schon mal sicher (soweit diese erwünscht sind). Dass natürlich eine Motivationskatastrophe mich davon abhalten könnte, die letzten drei Teile zu beenden, befindet sich sicherlich innerhalb des möglichen Rahmens. Da ich bei PMTG nicht unter Vertrag stehe – im Gegensatz zu meinem Arbeitgeber – besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass ich zwischenzeitlich stark eingebunden bzw. ultra müde bin;-p

Wie viele Artikel sind noch bis zum Jahresende zu erwarten?
Ich habe mir vorgenommen vier Artikel zu schreiben. Für eine genaue Definition von „vorgenommen“, siehe oben.

Was für Themen kann man auf die folgenden Teile erwarten?
Eine ausgewogene Mischung aus den aktuellen „Hot Topics“ und älteren Shit was niemanden interessiert. Alles natürlich Magic-related.

Das Grad eben hat sich wie eine typische Berater „bla bla“ antwort angehört, könntest du da konkreter werden?
Konkret alder, konkret. Ravnica, Legacy, GP Lisboa, T2, Decks, die mehr als 200 Karten haben, Decks die mehr als 500 Karten haben, Community Issues, T1 sind geplant. Gerne nehme ich auf spezifische Wünsche der Audienz Rücksicht. Jeder weiß wie Feedback diesbezüglich abzugeben ist.

Ist Batman wieder explizit dabei?
Ich hoffe, dass ich euch dieses Mal von der Qual befreien kann. Versprechen kann ich natürlich nichts.

Ich bin ein kleiner Junge und möchte irgendwann evil sein. Wie mache ich das?
Die einfachste Form ist, sich konsequent zu verhalten und mindestens jeden Tag eine evil Aktion durchzuführen. Beispiele dazu sind das Klauen unterschiedlicher Gegenständen, das bewusste Überqueren einer Kreuzung in der Gegenwart einer Roten Ampel, hilflose Omas auf den falschen Weg führen, wenn die nach einer bestimmten Richtung und/oder beispielsweise im Supermarkt fragen...
Selbstverständlich wirkt die übliche Propaganda wie „stets schwarz spielen“ und „immer schwarz in einem Draft forcen“ auch wunder. Schließlich sollte ein evil Apprentice auf ein gepflegtes Image und Aussehen achten. Schwaze T-shirts sind bereits unter Magicspieler normal. Diese Linie sollte aber für alle Kleidungsstücke und Accessoires angewandt werden. Daher sind pimpige weiße Anzüge oder modische und kartierte Burberry Schalen eindeutig ein faux-pas. Das wiederholte Schauen von Austin Powers Filme verstärkt deutlich das Fundament einer evilish ausgeprägten Persönlichkeit. Solle hier noch Erklärungsbedarf bestehen, so stehe ich gerne zur gründlicheren Aufklärung im Rahmen eines neuen Artikels zur Verfügung.


Was ist aus dem Guten Pewter geworden? Kommt er dich immer noch auf Turnieren besuchen?
Gut, dass diese Frage kommt. Ich habe nämlich oben vergessen zu erwähnen, dass Pewter durchaus in Japan anwesend war. Der aufpassende Leser merkt natürlich sofort, dass ein MonoRotes Deck splash Kokusho, nicht ohne weiteres entstehen kann. War wohl eine dunkle Hand am werken als Bestandteil des Masterplans meines damaligen Draftberaters.

Damit wäre ich mit dem ersten Teil durch. Mehr davon gibt's, wenn die faulen Admins sich dazu entschliessen, meine editierlastigen Werke zu veröffentlichen.

Anyway, Be evil, play Black

In dem Sinne,
Nestor R. aka. G A M to the S

Evil Quote of the month:
"He who does not punish evil, commands it to be done." - Leonardo da Vinci
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