Limited Draften mit dem Durchschnittshopfen von Torben Thies
03.07.2009
Das Motto dieser Woche ist ein ganz simples:
„Don't drink and draft.“
Was eigentlich aus Gründen der Konzentration und des logischen Denkens selbstverständlich sein sollte, findet manchmal auch Ausnahmen, die dann meist unfreiwillig komisch werden. Dieser Draft ist auch der Auftakt einer der größten Serien von Niederlagen, die ich je in meiner Laufbahn hinnehmen musste. Zurzeit steht es an Spielen 2-14 und noch ist kein Ende des Dilemmas in Sicht. (Und so einer hat eine Draftkolumne auf der größten deutschen Magic-Seite.)
Seid gewiss, dass es nicht nur Screw, Flood, Mulligans und unglaubliches Luck der anderen sind, die mich auf die Verliererseite befördert haben. Der Hauptgrund ist: Ich drafte einfach auf Deutsch gesagt beschissen. Aus einem Draftverlauf kann man zumindest nicht schließen, wie viele Promille ich dabei intus hatte.
Das Naya-Experiment letzte Woche hatte es schon angedeutet: Unfokussiert, zerfahren, Gewinnchancen gegen null. Diese Woche wird es nicht anders, aber das macht die Sache umso spannender. Deswegen sehe ich das Ganze auch sehr gelassen, denn: Je mehr Fehler ich im Draft mache, desto besser kann ich mich anschließend selbst „zerpischnern“, also in Grund und Boden kritisieren. Auf ins Gefecht!
Sieht komisch aus und entspricht nicht ganz der Wahrheit, aber dem, wie der Booster in meinen Augen aussah. Das Problem: Der Draft-Recorder hat hier nur meinen Pick aufgezeichnet, fragt mich nicht warum. Ich kann euch aber versichern, dass ansonsten keine Karte vorhanden war, die in Anbetracht des Engels auch nur ansatzweise Chancen gehabt hätte. Auch Weiß war nicht übermäßig prominent vertreten, der Booster bewegte sich mit Wild Nacatl, Resounding Thunder und Bloodpyre Elemental (ich glaube, das waren die wichtigen Karten, nagelt mich nicht drauf fest!) eher in die rot-grüne Richtung. Auch mit vollständig vorliegendem Booster hätte es hier wohl eher keine Umfrage gegeben. Der Engel es ist.
Hier wird es hingegen schon interessanter. Ich würde gern auf meinen First Pick aufbauen und schließe deswegen die beiden Grixis-Zombies aus. Auch über Tidehollow Sculler denke ich nur einen kurzen Moment nach, da mich dieser schon von Anfang an in drei Farben pressen würde („Schwarz und Weiß“ schreibt sich nun mal mit U).
Nächste ausgeschlossene Option: Esper Panorama. Es ist gut möglich, dass ich mit dem Engel weder Blau noch Schwarz anfasse, was dann meinen zweiten Pick obsolet machen würde. Es läuft also auf die Katze oder die Fechtmeisterin hinaus. Ich entscheide mich für Deft Duelist, „weil der ja weiß ist“. Nüchtern betrachtet (pun intended) sind da natürlich einige Nuancen mehr zu beachten. Die Katze ist im Prinzip genauso weiß wie die Duellantin und bietet zusätzlich noch die Option, in RG, Naya oder anderen Kram auszuweichen, sollte GW-Aggro (ja, wir reden schon wieder davon) nicht verfügbar sein. Der Duelist ist zwar keine falsche Wahl per se, aber nimmt uns ein paar Optionen. Besonders kritisch wird es, wenn man bedenkt, dass die schwarzen Karten eventuell unsere beiden Nachbarn zusätzlich in Blau locken. Die Katze wäre meines Erachtens nach besser gewesen.
Dieser Booster hat einige Menge Holz vor der Hütte und dementsprechend schwer gestaltet sich hier die Wahl. Die In-Color-Optionen sind die Kapsel und die Mauer, wobei ich hier eher zu der Kapsel tendieren würde. Carddraw ist rar gesät in diesem Format, und ein bisschen davon zu haben, kann nie schlecht sein. Wenn man ein aggressives Deck spielt, darf man sie nur nicht als Two-Drop einrechnen, sondern eher als „Ich-kann-keine-Kreaturen-mehr-spielen“-Drop.
Hätten wir jetzt die Katze im Sack, wäre es uns ein leichtes, Topan Ascetic einzusacken und uns über einen gelungenen Draftbeginn zu freuen. In der jetzigen Situation würde ich mich aber mit dem Asketen in eine Form von Bant bewegen, die ich nicht gut finde: Drei Farben ohne Splash und hoffen, den Rhox War Monk immer dritte Runde hinknallen zu können. Da bin ich einfach nicht der Typ für. Dann lieber das gute UWb mit Agony Warp als Combattrick, der öfter zwei zu eins tauscht als in normalen Esper-Builds. Nur: Lohnt sich hier der Hopser nach Schwarz im Angesicht der Kapsel? Im Nachhinein hätte ich mich wohl dafür entschieden, noch zweifarbig und offen für Control, Aggro oder Midrange zu bleiben. Agony Warp ist jedoch keine Karte, für die man sich schämen muss und so bin ich zwar schon dreifarbig, aber strategisch immerhin noch ungebunden.
Wie geht es nun weiter? Esper Charm wird meiner Ansicht nach durch die Kapsel obsolet. Für Dregscape Zombie fehlt mir bisher ein Ansatz, ihn überhaupt sinnvoll verwerten zu können. Für den Creeper fange ich nicht mit Rot an. Mehr als ein Gedankenfragment lohnt sich erst für Grixis Panorama. Ich werde höchstwahrscheinlich Schwarz splashen und da ist das Panorama perfekt für den Job. Nachteil: Ich investiere einen Zug ins Fixen. In der Hoffnung auf Landcycler und Borderposts entscheide ich mich für Courier's Capsule, die in jeder Form von blauem Deck in Ordnung ist, aber ohne Sanctum Gargoyle nicht mehr ganz so stark. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich zur Kenntnis genommen habe, dass sich das Deck langsam in kontrolligere Gefilde bewegt, aber das ist der Pfad, den wir jetzt wohl einschlagen.
Äh, toll? Die Off-Color-Karten rentieren sich allesamt nicht, aber die In-Color-Optionen sind auch nicht gerade berauschend. Der Fehler erst mal vorweg: Welkin Guide. So gut der Junge auch in Aggrodecks sein mag – es gibt hier schlicht und ergreifend keinen Grund, ihn zu nehmen. Wir entfernen uns im Moment von einem solchen Deck und da ist der Guide kein Grund, diese Route wieder einzuschlagen. Die Wahl hätte meiner Ansicht nach entweder auf Call to Heel oder Esper Charm fallen müssen. Da ich schon eine Kapsel habe, hätte ich mich wohl unalkoholisiert für Call to Heel entschieden, der a) manchmal 2-1-Tauschs ermöglicht und b) zusammen mit den Comes-into-play-Monstern Sedraxis Alchemist, Parasitic Strix und eventuell Faerie Mechanist schöne Spielsituationen entstehen lassen kann.
Wow, über Carddraw brauchen wir uns diesmal wohl keine Sorgen zu machen. Ich sacke Covenant of Minds ein und bin froh, zusammen mit der Kapsel schon über eine gute Kartenvorteilsbasis zu verfügen. Hier halte ich Call to Heel übrigens für keine gute Wahl, da die Alternative um so viel stärker ist. Das teure Unsummon ist für mich eine Karte, die ich en passant mitnehme, wenn sich die Gelegenheit bietet, aber meist ignoriere. Mich würde interessieren, wie ihr diese Karte einschätzt.
Waren Goblin Deathraiders im Angesicht von Naturalize der richtige Hatepick? Meine (unzurechnungsfähige) Überlegung: Nehme ich die Goblins aus dem Booster, erscheint Grün als beste Farbe im Booster. Wahrscheinlich hätte ich aber einfach den potenziellen Nackenbrecher Naturalize nehmen sollen.
Hm, für Excommunicate fehlt mir bisher die frühe Boardposition. Für den Archdemon habe ich nicht die Eier. Da nehme ich lieber die Schlange. Nicht sehr beeindruckende Werte, aber Fett in Esper, was ja selten genug ist.
Wo bin ich? Und wer hat eigentlich diese Karten gedraftet?
Offensichtlich stecke ich in den Esperfarben, aber wo genau? Ähnlich dem Draft von letzter Woche habe ich noch kein Konzept vorzuweisen. Aggro? Fehlanzeige. Control? Ein bisschen. Artefaktsynergien? Nicht so richtig. Mir bleibt also nichts anderes übrig als die Kontrollschiene zu fahren und zusätzlich auf gute Synergien in Conflux zu hoffen.
Diesmal entscheide ich mich falsch, ohne das Kind zu nehmen. Gleam of Resistance heißt die Stolperfalle diesmal. Es ist nicht sicher, ob Weiß Hauptfarbe bleibt. Außerdem ist der Combattrick jetzt auch nicht so die Wucht für das Deck. Sedraxis Alchemist oder Celestial Purge sind da meiner Meinung nach besser. Das Purge ist auch gesplasht ein gutes Removal (und manchmal ein Stone Rain, wie fies) und der Alchimist ist zusammen mit Borderposts eine exzellente Tempokarte (und gegen Borderposts manchmal ein Stone Rain, wie fies). Ich denke, hier hätte es der Alchimist sein sollen.
Hier bin ich mir selbst klaren Kopfes unschlüssig. Brauche ich eher Fixing oder eher Removal? Ich stehe dazu, Drag Down genommen zu haben, trauere aber einer umkomplizierten Hilfe wie dem Spire oder der Sphere schon nach. Bevor ich mich in eine Richtung rede, lasse ich hier lieber ein Fragezeichen und bin gespannt, was ihr dazu so zu vermelden habt.
Hier fällt die Wahl auf Sludge Strider. Durch meine niedrige Artefaktanzahl bin ich nicht sehr überzeugt von ihm, kann aber wie bei der obigen Entscheidung nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass der Alchimist besser wäre. Er ist eine Tempokarte und für so etwas muss man den Zug, den man sich kauft, effektiv nutzen können. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann.
Hier hingegen fällt mir die Wahl nicht sehr schwer. Fixing in meinen Hauptfarben habe ich bitterer nötig als eine kleine Kreatur oder ein Monster, dass mir noch mehr Probleme bereitet. Hier sind es für mich eindeutig Traumatic Visions.
Mit drei Alchimisten hätte man schon eine Menge Blödsinn anstellen können, aber sei es drum. Ein zweiter Fixer wäre auch nicht zu verachten, aber früh ein bisschen Boardposition zu haben, wäre nützlich. Doch wer nicht will, der hat schon. Grixis Slavedriver ist kurven- und manatechnisch nicht so der Held, aber in allen anderen Belangen klar überlegen. Meist ist er ohne Kartennachteil kaum in den Griff zu bekommen. Langsam sollte ich mich aber darauf konzentrieren, mal günstige Karten zu nehmen. Ein paar Blades im letzten Booster wären nett.
„Wieso hat der denn den Homunkulus in der Aufzählung?“ – Weil ich ihn gepickt habe und mich jetzt schäme. Zu diesem Zeitpunkt hätte mir klar sein müssen, dass ich mich nicht mehr so ganz in UW befinde. Schande über mein Haupt.
Immer, wenn ich das Siegel sehe, will ich es sofort nehmen und ein brokenes Deck damit bauen. Zum Glück bleibt es nur bei der Idee. Traumatic Visions ist nämlich ungefähr 56-mal so gut und stemmt zusammen mit seinem Zwilling und dem Gleam einiges an Manaaufgaben.
Hatet man die Bogenschützen raus oder nimmt die Säge? Ich entscheide mich für Letzteres.
Nach Conflux ist mir mein Konzept immer noch nicht so ganz klar. Sludge Strider und fast kein Artefakt, eine Menge Fixing, ein paar Kontrollelemente. Mein Ziel muss es wohl sein, die ersten Runden irgendwie zu überleben, um dann Battlegrace Angel legen zu können. Ja, meine Strategie beinhaltet, den Engel immer auf der Hand zu haben.
Was hat mich denn da geritten? Ich ignoriere die Stormblade, die meinem Deck ein Artefakt, einen frühen Drop UND ein wenig Durchschlagskraft geben würde und nehme Spellbound Dragon? Ich habe es echt verdient... Der Drache ist zwar schon eine große Bombe, aber er macht mich auch ziemlich manaabhängig. Jetzt ist es eigentlich sicher, dass ich die ersten Runden zum Fixen verwenden muss, bevor ich etwas Solides tun kann.
Was ich eigentlich schon vor X Picks hätte forcieren können, brennt sich nun in meinen Schädel ein: Ich bin ein Kontrolldeck! Deswegen treffe ich hier auch ausnahmsweise mal mit Wall of Denial die richtige Entscheidung. Was ist frustrierender für den Gegner als ein sich ständig verschiebender Pazifismus? Da muss selbst ein Two-Drop hinten anstehen. Und eigentlich habe ich mit den Landcyclern auch schon genug im zweiten Zug zu tun.
Diesmal ist es Glassdust Hulk aus folgenden Gründen: Ich habe schon genug Fixing, deswegen kein Pouncer. Für Mask of Riddles verfüge ich nicht über ausreichend Kreaturen. Architects of Will sind nicht so flexibel wie der Hulk, der einen fast unaufhaltbaren Finisher und einen frühen Cycler darstellt. Der Pick geht mal in Ordnung, denke ich.
Leider ist Finest Hour nicht drin für uns, da wird sich wer freuen. Im Prinzip pendelt meine Meinung hier zwischen Remnant und Soul Manipulation. Letzten Endes entscheide ich mich für Soul Manipulation, da meine Cascades meist nicht sehr beeindruckend werden und die Manipulation mit ein, zwei weiteren Cyclekreaturen durchaus richtig stark sein kann darin, Kartenvorteil zu erwirtschaften.
Dasselbe Argument wende ich ebenfalls hier an und finde es auch jetzt noch richtig. Bitte verbessert mich im Forum.
Sowohl Deny Reality als auch Glassdust Hulk sind eindeutig stärker in meinem Deck als Ethercaste Knight. Mein Problem und der Grund, warum ich diesen Pick nicht als völlig daneben erachte: Schaut euch mal die Anzahl der frühen Drops, die ich bis jetzt aufgesammelt habe. Nicht sehr beeindruckend, oder?
Hier werden jetzt einige eine Augenbraue hochziehen. Ich halte Offering to Ashraf für besser in meinem Deck als den Tresher. Mit ganz viel Glück ist der Tresher bei mir mal eine 4/4, größer wird er wohl nicht werden. Wie steht es mit dem Offering? 4-Drop countern, Boden gut machen, vielleicht eine Runde mehr überleben. Dieser notorische Bankhocker wird es diesmal wohl ins Maindeck schaffen.
Eindeutig der Borderpost. Freut euch auf die Rückrunde, da warten echte Geschenke:
Swamp Glassdust Hulk ⇐ BÄMM! So eine Frechheit darf nicht passieren. Ich schwöre, das war ein 8-4-Draft.
Das Deck gestaltet sich dann folgendermaßen. Man kann es gut als „so na ja“ bezeichnen. Einige schöne Interaktionen mit den Cyclekreaturen und Soul Manipulation sind drin, aber alles in allem hätte es auch besser werden können. In der zweiten Runde war dann auch Schluss für mich, als ich von einem sehr lustigen Captain-America-Deck verhauen wurde. UWR mit Esper Stormblade, Cerodon Yearling und allerlei Blockerremoval wie Excommunicate, Esper Soujourners, Unsummon und dazu Quenchable Fire machten mir schnell den Gar aus. Extrem lustiges Deck, das werde ich auch mal probieren.
1 Ethercaste Knight
1 Wall of Denial
1 Architects of Will
1 Sludge Strider
1 Kathari Remnant
3 Glassdust Hulk
1 Battlegrace Angel
1 Spellbound Dragon
1 Grixis Slavedriver
1 Courier's Capsule
1 Agony Warp
1 Deft Duelist
1 Drag Down
2 Soul Manipulation
1 Offering to Asha
1 Covenant of Minds
1 Gleam of Resistance
3 Traumatic Visions
Werden euch die ständigen Walkthroughs langsam zu anstrengend? Soll ein bisschen Abwechslung in die Bude? Entscheidet, worüber ich nächste Woche schreibe! Die Wahlkabinen sind bis Montagabend 22:00 Uhr geöffnet. Nach diesem Ergebnis werde ich mich richten. Welches Thema wollt ihr?
Ich bin gespannt, worüber ich nächste Woche schreibe.