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Limited Die ganze Wahrheit, zweite Hälfte von Jan Schmidt |
02.10.2009 |
Nach dem 2-1 im ersten Draft ist meine Laune wieder bestens. Das erste Mal Tag 2 und dann direkt ins Geld, jetzt kann es nur noch besser werden. Mir wird außerdem erklärt, dass ich, wenn ich die nächste Runde gewinne, mit zweimal Unentschieden wohl in die Top 8 komme.
Die Seatings für den zweiten Draft werden aufgehängt und ich bin wieder am ersten Drafttisch. Mit dabei sind wieder der immer noch (als Einziger) unbesiegte Ognjen Cividini und ebenso Yuuya Watanabe. Der Münchner Julien de Graat, mit dem ich mich zwischen den Runden ein paar Mal unterhalten hatte, hat es dank eines 3-0-Drafts ebenfalls an den Tisch geschafft. Ansonsten sind noch Frantisek Bina, Matej Zatlkaj, Marek Urbanczyk und Alfredo Jimenez Palmero mit dabei.
Der Draft selbst beginnt für mich etwas unglücklich, da ich mit Armored Ascension über Divine Verdict und Divination wohl die falschen Zeichen gebe. Als zweiten Pick nehme ich Lightning Bolt über Tendrils of Corruption, da ich von dem „Random Win mit Armored Ascension“-Plan nicht ablassen will. Ich bekomme dann auch immer mehr weiße Karten in den folgenden Boostern und arrangiere mich ganz gut mit meinem linken Nachbarn Ognjen Cividini, der zwar ebenfalls in Weiß ist, aber mir trotzdem die guten Karten schiebt. Ich sammle einige Soldaten ein, was dazu führt, dass ich im dritten Booster als dritten Pick Veteran Armorsmith über Shivan Dragon picke. Ein paar rote Karten finden allerdings doch noch den Weg in mein Deck und am Ende des Drafts stehe ich mit einem ziemlich aggressiven WR-Deck da, das wie folgt ausschaut:
| | | | 1 Berserkers of Blood Ridge
3 Blinding Mage
1 Elite Vanguard
1 Silvercoat Lion
1 Stormfront Pegasus
1 Stone Giant
2 Veteran Armorsmith
4 Veteran Swordsmith
1 Viashino Spearhunter
1 Armored Ascension
1 Divine Verdict
1 Excommunicate
1 Harm's Way
1 Kindled Fury
1 Lightning Bolt
2 Panic Attack
1 Terramorphic Expanse
6 Mountain
10 Plains
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1 Goblin Piker
1 Tempest of Light
1 Raging Goblin
1 Soul Warden
1 Shatter
1 Manabarbs
1 Ball Lightning
1 Lifelink
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Ich bin mir nicht ganz sicher, ob 17 Länder nicht eines zuviel sind, aber mit Armored Ascension und drei Blinding Mage ist meine Entscheidung vertretbar, denke ich. Insgesamt bin ich aber eigentlich recht zufrieden mit dem Deck. Gerade on the Play sollte ich durchaus eine Chance gegen die eher kontrolllastigeren Decks haben. Nur den weitergeschobenen Pyroclasm will ich nicht auf der anderen Seite des Tisches sehen.
Runde 13: Alfredo Jimenez Palmero
Ich starte gegen sein UG-Deck direkt mit einem Mulligan, kann keinen Druck aufbauen und muss relativ tatenlos zuschauen, wie er Turn 3 Master of the Wild Hunt auf den Tisch packt. Ich kann ihn nicht handlen und gehe sang und klanglos gegen seine Bombe unter. Genau so sollte es eigentlich nicht laufen. Das erste Spiel gleich zu verlieren, stärkt nicht gerade das Vertrauen in das eigene Deck.
Im zweiten Spiel zeigt sich jedoch die Schwäche seiner Farbkombination: Er kann einfach keine Kreatur komplett abstellen. Ice Cage ist gegen Panic Attack auch nicht wirklich stark. So kommt es, dass ich gefahrlos mein Board vollpacken kann und ihn trotz Sleep mit drei Veteran Swordsmith und Panic Attack töten kann.
Im dritten Spiel haben endlich auch mal meine Blinding Mage ihren Auftritt und die Soldaten erfüllen zusammen mit Panic Attack ihre Aufgabe ohne größere Schwierigkeiten. Seinen Master of the Wild Hunt zieht er glücklicherweise nicht mehr.
Jetzt beginnt das große Rechnen. Würden zwei Unentschieden für Top 8 reichen? Nach einem Blick auf die Standings der letzten Runde ist klar, dass der Plan nicht funktionieren wird. Bis Platz 46 haben die Spieler 30 Punkte, das heißt es gibt noch fünf weitere Drafttische mit je einem Spieler der am Ende 39 Punkte haben wird. Und von unserem Tisch würden wohl vier Spieler auf 39 Punkte kommen. Das bedeutet, es muss noch eine der zwei folgenden Runden gewonnen werden, möglichst die nächste, um die letzte drawen zu können.
Runde 14: Julien de Graat
Julien hat ein starkes Brw-Deck gedraftet, mit einigem an Removal, also das krasse Gegenteil zur letzten Runde. Neben Doppel-Fireball spielt er außerdem den für mich problematischen Pyroclasm. Wir reden noch kurz über einen Draw, ich kann ihn aber davon überzeugen, dass ein Unentschieden uns beiden wohl nichts nützt. Also entschließen wir uns zu spielen und zumindest einen von uns beiden sicher in die Top 8 zu bringen.
Ich gewinne ein Spiel, in dem er kein rotes Mana zieht, und verliere ein Spiel, in dem er sowohl den Mountain als auch Pyroclasm hat.
Interessant wird es erst im dritten Spiel: Ich habe einen relativ guten Start und kann einigen Druck aufbauen. Mein Board besteht aus drei Widerstandskraft-2-Kreaturen, er hat nur Blinding Mage. Ich spiele Excommunicate auf den Blinding Mage, um weiter Druck zu machen. Er spielt in seinem Zug lediglich ein Spotremoval und es schaut wirklich gut für mich aus. Ich lege Swordsmith nach und greife ihn wieder an. Er zieht und spielt... Pyroclasm.
„Kam der von oben?“
„Ja.“
Na gut, aber da ist noch nicht alles gelaufen. Ich kann ein paar Züge später zwei Blinding Mage nachlegen. Er zieht und spielt... Fireball.
„Kam der von oben?“
„Ja.“
Dass er mich am Ende mit Fireball Nr.2 von oben tötet, ist dann auch nicht mehr relevant. Das Spiel war zwar sehr frustrierend, aber Julien muntert mich direkt auf und meint, dass ich die letzte Runde ja wohl noch gewinnen werde.
Ich stehe also ein bisschen herum und warte auf die Pairings für die allesentscheidende Runde. Ich habe gehört, dass Ognjen Cividini ein Deck mit drei Black Knight gedraftet hat, und lasse mir von allen Seiten versichern, dass ich dagegen wohl kaum eine Chance habe. Falls ich gegen ihn gepaart werde, ist meine einzige Hoffnung, dass er gegen mich aufgibt, da er bereits die für Top 8 erforderlichen 39 Punkte hat. Entsprechend nervös gehe ich in die letzte Runde. Und es kommt, wie es kommen musste.
Runde 15: Ognjen Cividini
„Do you want to concede?“
„I would draw!“
„Then we have to play and maybe you can think about it!“
Er gewinnt den Würfelwurf und... lässt mich anfangen. Ich wittere meine Chance und kann auch direkt gut die Kurve mit Elite Vanguard, Silvercoat Lion und Veteran Swordsmith legen. Er versucht, eine Defensive aus Warpath Ghoul und White Knight zu etablieren. Ich denke, meine Infos sind falsch, und hoffe kurz, dass er statt drei Black Knight nur drei White Knight hat und ich bloß etwas verwechselt habe. So schaut meine Position dank des Harm's Way auf meiner Hand ganz gut aus. Er riecht leider bei meinem nächsten Angriff den Braten und blockt nur mit dem Ghoul und ich leite den Schaden auf den White Knight um.
Genau in dem Moment, nachdem ich die Ziele angesagt habe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Protection from Black! Das passiert, wenn man eine Fähigkeit einfach ignoriert, weil man glaubt, sie hat keine Relevanz in dem Match. Ein paar Zuschauer mischen sich noch ein: „Hey, I think he's dead!“ – Nachdem ich allen Besserwissern meinen Fehler erklärt habe, geht es weiter. Ich werde durch mein Misplay etwas aus der Bahn geworfen und leiste mir direkt den nächsten Fehler: Ich suche mir am Ende seines Zuges kein Land mit meiner Terramorphic Expanse. Das ist zwar nicht weiter schlimm, da ich bereits vier Länder liegen habe, doch die Unsicherheit bleibt. Da dann aber direkt Divine Verdict für den White Knight von oben kommt, kann ich seinen mäßigen Draw trotzdem besiegen. Ein Spiel trennt mich also noch von der Top 8.
Ich darf wieder anfangen. Ich nehme Mulligan auf fünf. Die Hand, die ich nun bekomme, schaut dafür ziemlich gut aus: Silvercoat Lion, Veteran Swordsmith, Armored Ascension, Plains und Mountain. Nachdem ich noch Harm's Way, Plains, Stormfront Pegasus und Divine Verdict nachgezogen habe, sieht es gar nicht einmal so schlecht aus. Er startet mit Acolyte of Xathrid in das Spiel und ich sehe wieder meine Chance. Bis der erste Black Knight das Spielfeld betritt. Ich klopfe auf mein Deck und hoffe auf eine weitere Plains für Armored Ascension, ziehe aber einen Spruch und kann ihn nur für zwei mit dem Stormfront Pegasus hauen. Er legt in seinem Zug Nightmare. Jetzt wäre ein Land wirklich super und ich ziehe Plains. Angriff mit dem Stormfront Pegasus, er blockt und ich spiele Divine Verdict. In seinem Zug spielt er Assassinate auf mein Pegasus. Glücklicherweise habe ich das Land nicht früher gezogen, sonst hätte es wohl meine Kreatur mit der Ascension getroffen! So kann ich in meinem nächsten Zug relativ gefahrlos die Ascension auf meinen Swordsmith packen und ihn für sechs angreifen. Er zieht, denkt kurz nach und reicht mir dann die Hand.
Jetzt kann ich das Wort Glück in einem anderen Kontext unterbringen: Ich war überglücklich! Das scheinbar Unmögliche war geschafft. Ich stehe noch eine Weile etwas verwirrt herum, bis ich die erlösenden Worte vom Headjudge höre, die mich wieder in die Realität zurückholen: „And in fifth Place, Jan Schmidt!“
Nach den Fotos und dem Ausfüllen der Spielerprofile geht es dann endlich zum letzten Draft des Tages. Mit am Finaltisch sitzen, wie zu erwarten, Yuuya Watanabe, Ognjen Cividini und Julien de Graat. Außerdem haben sich Bojan Žunko, Lukas Vozdecky, Marcel Kondrk und Radek Kaczmarczyk einen Platz in der Top 8 erkämpft.
In den Draft starte ich mit First Pick Magebane Armor und halte mir so alle Optionen offen. Ich bekomme im Anschluss Merfolk Looter und Divine Verdict geschoben und plane wieder das solide UW-Deck. Als ich dann noch Divination als drittletzten Pick bekomme, ist die Route klar. Zwei mehr oder weniger schwierige Entscheidungen gibt es aber doch: So nehme ich einmal Glacial Fortress über Palace Guard. Fixing ist für das UW-Deck zwar nicht so wichtig, aber meine Erfahrung hatte gezeigt, dass das Deck auf der drei eh meistens zu voll ist (Cancel, Divination, Griffin Sentinel, Illusionary Servant usw.). Man bekommt halt auch relativ spät Karten wie Horned Turtle, die die Aufgabe fast genau so gut erfüllen. Solange man also von der Anzahl der spielbaren Karten im Soll ist, geht der Pick wohl in Ordnung. Den anderen schwierigen Pick gab es im dritten Durchgang, als ich ein Booster mit Guardian Seraph, Serra Angel und Air Elemental öffne.
Ich brauche fast die komplette Zeit, entscheide mich aber letztendlich für die Rare. Nach dem Draft werden wir „abgeführt“ und können in Ruhe unsere Decks bauen. Folgendes ist dabei herausgekommen:
| | | | 1 Gargoyle Castle
1 Glacial Fortress
8 Island
8 Plains
1 Blinding Mage
2 Griffin Sentinel
1 Guardian Seraph
1 Illusionary Servant
2 Merfolk Looter
2 Siege Mastodon
1 Silvercoat Lion
1 Stormfront Pegasus
1 Wall of Frost
1 Wind Drake
3 Divination
1 Divine Verdict
1 Essence Scatter
1 Ice Cage
1 Magebane Armor
1 Pacifism
1 Safe Passage
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2 Bountiful Harvest
1 Bramble Creeper
1 Burst of Speed
2 Disorient
1 Elite Vanguard
1 Goblin Piker
1 Lava Axe
1 Lifelink
1 Rampant Growth
1 Serpent of the Endless Sea
1 Solemn Offering
1 Soul Bleed
1 Spellbook
1 Unsummon
1 Wall of Faith
1 Yawning Fissure
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Mit dem Deck kann man zufrieden sein, denke ich. Ein bis zwei große Flieger würden sicher nicht schaden, aber ein Top-8-Draft ist offenbar kein Wunschkonzert. Ansonsten ist ja eigentlich alles vorhanden: Kartenvorteil, Removal und ein paar gute defensive Karten. Von meinem Tisch aus kann ich bereits die Namensschilder in der Feature-Match-Area erkennen und weiß daher schon, wer leider mein Gegner wird.
Viertelfinale: Julien de Graat
Dass man im Viertelfinale direkt gegen den einzigen anderen Deutschen in der Top 8 spielt, ist natürlich ärgerlich. Andererseits ist es für uns beide die erste Grand-Prix-Top-8 und angenehm, gegen jemanden zu spielen, den man kennt. So sind die Spiele etwas entspannter.
Das erste Spiel gegen sein UG-Deck ist relativ schnell erzählt: Wir haben beide einen ordentlichen Start, er mit Ponder, Sage Owl und Illusionary Servant, ich mit Stormfront Pegasus und ebenfalls Illusionary Servant. Während er dann aber nur Snapping Drake nachlegen kann, habe ich den in der Situation sehr starken Blinding Mage. Nachdem ich seinen Servant abgeschossen habe, kann er nicht mehr sehr viel nachlegen. Er hat zwar noch Acidic Slime (der nur ein Land zerstören kann), Craw Wurm und Entangling Vines für meinen Blinding Mage. Da ich aber mit Ice Cage seine einzige wirkliche Bedrohung, den Craw Wurm, abstellen kann und selber dank Divination mehr Kreaturen nachlege als er (vor allem mehrere Siege Mastodon), kippt das Spiel immer mehr in meine Richtung. Mein Illusionary Servant bleibt auch das ganze Spiel über unbeantwortet, er floodet etwas und ich gewinne ziemlich unspektakulär.
Das zweite Spiel startet er stark mit Merfolk Looter und Centaur Courser. Ich kann aber ebenfalls ein paar Kreaturen legen und seinen Cudgel Troll mit Pacifism beantworten. Auf dem Spielfeld entwickelt sich immer mehr eine Pattsituation, da ich mit zwei Griffin Sentinel Boden wie Luft relativ gut zumache. Im Gegenzug kann ich aber genauso wenig in seine Deadly Recluse angreifen. Als ich dann auch noch Guardian Seraph nachlege, ist das Board endgültig komplett gestallt. Ich habe inzwischen meine beiden Merfolk Looter nachgezogen (einen kann er mit Entangling Vines verzaubern) und wir looten beide durch unsere Bibliotheken. Dank mehrerer Diviniation habe ich aber etwas die Nase vorne und kann mein Board weiter ausbauen. Er hat inzwischen neben seinem Merfolk Looter Illusionary Servant, Deadly Recluse und Wind Drake im Spiel. Jetzt werde ich etwas gierig und aktiviere mein Gargoyle Castle, ohne dass das an der Boardposition etwas ändert. Er hat im Gegenzug direkt Sleep, doch sein Angriff mit Deadly Recluse, Wind Drake und Illusionary Servant kann mich dank Guardian Seraph und Divine Verdict für Illusionary Servant nur auf zehn Leben bringen. Im nächsten Zug kommt dann aber Overrun und ich bin durch den Angriff mit Merfolk Looter, Deadly Recluse und Wind Drake genau tot. Nach dem Spiel bin ich etwas frustriert, das hätte ich wohl auch sicherer spielen können.
Im dritten Spiel beginnt er wieder mit Looter und ich sehe mich schon draußen. Diese Karte ist gerade gegen mein Deck, welches sie kaum abstellen kann, unglaublich unfair. Ich sehe meine einzige Chance darin, selber in die Offensive zu gehen und ihn zu töten, bevor sich die Kartenqualität zu stark bemerkbar macht. Da trifft es sich natürlich gut, das ich direkt mit Illusionary Servant (der leider an Unsummon stirbt), Guradian Seraph und Siege Mastodon starten kann. Seine nachgelegte Deadly Recluse wird direkt mit Ice Cage beantwortet und ich mache weiter Druck. Er hat allerdings die nächste Deathtouch-Kreatur in Form von Acidic Slime. Er wirft einen Blick auf mein Board und sucht ein mögliches Ziel. Da ich nur Länder und Kreaturen im Spiel habe, will ich direkt mein Glacial Fortress in den Friedhof legen, da die Karte wohl das offensichtlich beste Ziel ist, nicht wahr?
Nach dem Spiel fällt dann mein Ice Cage auf, der etwas am Rand auf seiner Seite liegt. Ich würde das nur zu gern als Mind-Trick meinerseits verkaufen, aber ich muss zugeben, dass ich an den Käfig selbst gar nicht mehr gedacht hatte. (Diese Feature-Match-Tische sind ja auch unglaublich lang...) So kann ich weiter angreifen, und nachdem ich mein erstes Siege Mastodon gegen seinen Acidic Slime getauscht habe, ein zweites nachlegen. Er findet zwar ein Air Elemental, aber ich habe das Divine Verdict bereit. Auch sein Craw Wurm kann gegen meinen Guardian Seraph nichts ausrichten und mithilfe von Safe Passage fliegt mich der Engel zum Sieg. Julien gratuliert mir noch zum Sieg und ich muss ihm versprechen, dass ich das Ganze jetzt natürlich gewinnen werde.
Halbfinale: Ognjen Cividini
Wie fast zu erwarten ist er wieder mit einem weiß-schwarzen Deck unterwegs. Er gewinnt den Würfelwurf und lässt mich beginnen. Ich scherze, „Same mistake again?“, und er antwortet: „It's not a mistake, it's a attitude to life.“ So ist das also. Ich vergesse aber leider zu fragen, ob das auch für Constructed-Formate gilt.
Sein Start ist für mich irgendwie auch nichts Neues: White Knight, White Knight, White Knight und Child of (K)Night. Ich stoppe seinen Ansturm aber problemlos mit Wall of Frost, Illusionary Servant und Siege Mastodon. Er kann zwar das Siege Mastodon mit Divine Verdict abrüsten, aber ich lege direkt das zweite nach. Dafür hat er Tendrils of Corruption, trotzdem bin ich mit nachgelegtem Guardian Seraph immmer noch klar im Vorteil. Mein Illusionary Servant fängt sich Unholy Strength und meine Offensive beschränkt sich nun ausschließlich auf den Guradian Seraph. Ich ziehe mit meinem nachgelegten Merfolk Looter und Divination ein paar Karten und schlage ihn auf zwei Leben. Dann legt er Serra Angel, ich habe aber schon Pacifism bereit. Er kann mit Harm's Way seinen Tod nur noch um einen Zug hinauszögern und das erste Spiel geht an mich. Was ich bis jetzt gesehen habe, macht mir Hoffnung aufs Finale und ich gehe entsprechend selbstbewusst ins zweite Spiel.
Ich fange auch im zweiten Spiel wieder an und habe einen guten Start mit Stormfront Pegasus und Griffin Sentinel. Er versucht mit Warpath Ghoul dagegenzuhalten. Nachdem ich aber mit Siege Mastodon den Boden und er mit Razorfoot Griffin die Luft dichtgemacht haben, versuche ich einfach wieder mit Kartenvorteil durch Divination die Oberhand zu gewinnen. Während er nur Vampire Aristocrat hat, finde ich in meiner zweiten Divination Blinding Mage und Gargoyle Castle. Er zeigt mir dann aber seine Interpretation von Mind Control: Deathmark auf den Blinding Mage, der dann mit Rise from the Grave das Spiel erneut, aber leider auf seiner Seite des Boards betritt. Im Gegenzug habe ich jedoch Pacifism für seinen Razorfoot Griffin und eröffne wieder das Race mit meinen beiden Fliegern. Seinen nachgelegten White Knight beantworte ich mit Guardian Seraph und es schaut ganz gut für mich aus.
In seinem Zug hat er allerdings Armored Ascension für seinen Vampire Aristocrat. Er tappt meinen Griffin Sentinel und greift an. Ich rechne kurz und stelle fest, dass ich mit meinen Guardian Seraph chumpblocken muss, um nicht zu sterben, wenn er alle seine Kreaturen opfert. Er tötet mit Harm's Way noch mein Stormfront Pegasus und gibt ab. Ich kann ihn im nächsten Zug mit meinem Siege Mastodon noch auf fünf bringen. Er traut sich dann aber nicht, mit seinem verzauberten Vampire Aristocrat anzugreifen, weil er bei mir Divine Verdict (das ich zu dem Zeitpunkt nicht hatte) oder Safe Passage (die hatte ich) vermutet und schickt seinen Warpath Ghoul vor. Nachdem mein Siege Mastodon wieder vom Blinding Mage abgestellt wird, bleibt mir nichts anderes übrig als einen weiteren Griffin Sentinel nachzulegen und mit drei offenen Ländern den Zug abzugeben. Ich hoffe, dass er durch die Tatsache, dass ich kein Mana für Divine Verdict offenlasse, unvorsichtig wird und in meine Safe Passage angreift, so dass ich ihn im Gegenzug töten kann bzw. einen tödlich Angriff vorbereiten kann. Er schlägt mich aber wieder nur mit Warpath Ghoul, den ich im nächsten Zug, jetzt nur noch auf sechs Leben, mit meinem frisch aktivierten Gargoyle Castle blocken will. Da er den Gargoyle aber tappt müssen meine beiden Griffin Sentinel in die Bresche springen.
Den weiteren Verlauf des Spieles kürze ich etwas ab: Ich ziehe weiter mehr Karten, die aber nur bedingt relevant sind, wie zum Beispiel Magebane Armor gegen seine Drudge Skeletons. Seinen Serra Angel kann ich mit Essence Scatter beantworten, er hat dann aber seinen eigenen Blinding Mage. Nach Excommunicate auf meinen Gargoyle Spielstein habe ich eigentlich keine Karte mehr im Deck, die noch gewinnen kann. Ich habe zwar inzwischen auch Divine Verdict auf der Hand, aber er riskiert es nicht mehr, ernsthaft anzugreifen. Mit Child of the Night bekommt er noch einmal ein paar Leben und ich schaffe es nicht, ihn zu töten, und decke mich. Das Spiel hat mich unglaublich geschlaucht, da es erstens ziemlich lange gedauert hat (man beachte den Spielbericht in der Coverage), und zweitens ist es einfach sehr frustrierend die Kontolle über das Spiel zu haben, aber den Gegner einfach nicht töten zu können. Immerhin hatte ich so fast sein ganzes Deck gesehen und wusste nun genau über alles Bescheid, was im dritten Spiel auf mich zukommt. (Dachte ich zumindest...)
Das dritte Spiel fange ich wieder an, diesmal aus freien Stücken. Ich hatte Solemn Offering geboardet, um besser auf die Armored Ascension vorbereitet zu sein. Er kontert meinen „Doppel-Merfolk Looter plus Divination“-Start mit Drudge Skeletons, Warpath Ghoul und Rod of Ruin. Den habe ich nicht kommen sehen, aber glücklicherweise befindet sich Solemn Offering bereits auf meiner Starthand und ich kann das Artefakt abrüsten, bevor es irgendwelchen Schaden anrichtet. Sein Razorfoot Griffin bekommt Essence Scatter ab und ich kann endlich mit Siege Mastodon den Boden dichtmachen. Meinen Guardian Seraph im folgenden Zug beantwortet er mit Serra Angel. Ich habe aber Ice Cage und kann endlich auch mal angreifen und lege Blinding Mage nach. Dass der Serra Angel Holy Strengh abbekommt, beschert mir noch einmal vier Schaden, dann ist aber der Blinding Mage aktiv und das Spiel kippt langsam zu meinen Gunsten. Er hat wieder nur seine üblichen Bärchen, während ich wieder gierig mit meinem frisch aktivierten Gargoyle Castle und Guardian Seraph in die Offensive gehe. Hier habe ich ja weder Sleep noch Overrun zu befürchten. Er zieht keine Antwort auf meine beiden Flieger und reicht mir die Hand.
Ich bin überglücklich, da ich nun mit Austin sicher zehn Pro-Punkte habe und mir die aufreibende National-Qualifier-Saison nächstes Jahr schenken kann. Der Schiedsrichter bietet mir eine kurze Pause an, die ich nach diesem Halbfinale gerne annehme.
Finale: Yuuya Watanabe
Meine Chancen auf einen Sieg schätze ich eher als schlecht ein. Wenn man als Außenstehender diese Top 8 betrachtet, gibt es mit Yuuya Watanabe einen klaren Favoriten, der bis jetzt auch noch kein Spiel in der Top 8 abgegeben hat. Außerdem weiß er durch das ewig dauernde Halbfinale super über mein Deck Bescheid. Man sieht ihn auch die ganze Zeit mit seinen Mitreisenden an einem Tisch, wo es wohl um die beste Strategie gegen mein Deck geht. Ich weiß, dass sein Deck irgendwie (Mono-) Schwarz ist, das ist aber auch alles. Als dann jedoch der Judge die beiden Trophäen auf den Tisch legt, um uns zu zeigen, um was es geht, habe ich zum ersten Mal an diesem Wochenende das Gefühl, mich nicht mit dem Erreichten zufriedengeben zu können. Jetzt will ich gewinnen, zumal ich ja noch eine Rechnung für die Niederlage im Swiss zu begleichen habe.
Ich gewinne den Würfelwurf, er hat aber das erste Play mit Drudge Skeletons. Ich lege in meinem Zug Illusionary Servant. Er gibt seinen nächsten Zug ab, ohne etwas zu spielen. Ich kann leider genauso wenig etwas legen und muss nach meinem Angriff ebenfalls meinen Zug beenden. Er hat in seinem Zug Kelinore Bat, die meinem Illusionary Servant aber nicht wirklich gefährlich wird. Ich ziehe Merfolk Looter und spiele ihn. Er nimmt wieder drei Schaden von meinem Illusionary Servant und legt dann in seinem Zug Liliana Vess. Der Planeswalker lässt mich direkt eine Karte abwerfen und ich bin wieder dran. Der Illusionary Servant versucht, Liliana Vess anzugreifen, der Japaner entschließt sich aber, mit seiner Kelinore Bat zu blocken. Ich kann nur Divination spielen und muss den Zug schon wieder abgeben. In seinem Zug spielt er Gravedigger, aber ich habe Essence Shatter bereit. Er sucht sich noch eine Karte (soweit ich weiß, war das wohl Weakness) und gibt den Zug ab. Ich habe in meinem Zug Ice Cage für seine Drudge Skeletons und kann so mit Merfolk Looter und Illusionary Servant Liliana genau für die vier benötigten Schadenspunkte angreifen. Er füllt sein mehr oder weniger leeres Board mit Looming Shade und Zombie Goliath wieder auf. Gegen meine inzwischen nachgezogene Defensive mit Wall of Frost und Blinding Mage ist für ihn aber kein Durchkommen. Meine Offensive in Form von Illusionary Servant und Stromfront Pegasus kann er mit Doppel-Weakness abrüsten. Inzwischen habe ich aber meinen zweiten Merfolk Looter im Spiel und komme so langsam, aber sicher an die guten Karten in meinem Deck, in diesem Fall Siege Mastodon mit Magebane Armor. Er kann nur mit Vampire Aristocrat dagegenhalten. Die 5/9-Kreatur setzt ihn dermaßen unter Druck, dass er sich gezwungen sieht, mit Vampire Aristocrat und Zombie Goliath doppelzublocken und den getappten Looming Shade zu opfern. Gegen sein nun arg dezimiertes Board (ein Vampire Aristocrat) können meine Looter zeigen, was wirklich in ihnen steckt, und gehen mit Magebane Armor in die Offensive. Es reicht und das erste Spiel geht an mich. Jetzt sehe ich meine große Chance, ein Spiel trennt mich noch vom Titel.
Das zweite Spiel beginnt er mit Terramorphic Expanse auf Forest. Ich war etwas erstaunt, hatte ich doch im ersten Spiele eine einsame Insel gesehen und einen Splash wie in seinem Swiss-Draftdeck vermutet. Nun hatte er scheinbar für irgendeine gute Sideboard-Karte (inzwischen weiß ich es: Windstorm) die Zweitfarbe gewechselt. Der Forest sollte aber im Ganzen Spiel irrelevant bleiben. Wir starten beide gut ins Spiel, er legt die Kurve aus Child of Knight, Kelinore Bat und Doppel-Drudge Skeletons. Meine Plays passen da aber wie die Faust aufs Auge: Merfolk Looter, Griffin Sentinel und Guardian Seraph. Dann leistet er sich sogar einen Fehler, was mich etwas beruhig, da ich also anscheinend nicht der Einzige bin, der nach über zehn Stunden Magic nicht mehr alles richtig macht. Er greift mit seinen Drudge Skeletons gegen meinen getappten Guardian Seraph an und meint: „Take Two?“ – „Take Zero!“ – „Take Two!“ Ich deute grinsend auf meinen Engel und er muss sich seinen Fehler eingestehen.
Seinen Looming Shade beantworte ich mit Ice Cage und er rüstet meinen Illusionary Sevant direkt mit Weakness ab. Dann werde ich wieder gierig, lege Wind Drake und er tötet meinen Guardian Seraph mit Tendrils of Corruption, obwohl ich Safe Passage auf der Hand habe. Er legt Zombie Goliath nach, ich habe Stormfront Pegasus und Blinding Mage. Bei meinem nächsten Angriff kann ich mit Safe Passage zumindest meinen blockenden Wind Drake vor Kelinore Bat retten. Sein Child of Night opfert er für zwei Leben und gräbt mit seinem Gravedigger Kelinore Bat wieder aus. Diesmal muss ich meinen Wind Drake abtauschen, er geht aber schon auf sechs Leben. Ich kann meine Offensive aber leider nicht weiter ausbauen und habe bloß Wall of Frost. Sein Zug ist da mit Royal Assassin schon deutlich besser. Ich greife aber weiter unverzagt an und bringe ihn auf drei Leben. Er muss mein Stromfront Pegasus töten und ich kann so weiter unbeschadet meinen Merfolk Looter und meinen Blinding Mage benutzen. In meinem Zug bringt ihn der Griffin Sentinel auf zwei und ich finde mit meinem Merfolk Looter noch einen zweiten Griffin Sentinel. Yuuya zieht, denkt kurz nach und reicht mir die Hand.
Es war geschafft! Von allen Seiten werde ich beglückwünscht. Erst jetzt bekomme ich mit, dass doch noch einige Leute bei dem Spiel zugeschaut haben. Yuuya Watanabe wirkt ziemlich geknickt, kein Wunder, bei drei Top 8 in Folge und keinem Sieg. Der Headjudge überreicht mir die Trophäe und nach einem nicht enden zu scheinenden Fotomarathon bin ich endlich mit allem fertig. Nun nur noch die Mitfahrer zum Abendessen eingeladen und wieder ab ins Hotel. So fertig war ich schon lange nicht mehr, der Tag hat mich richtig geschlaucht. Am nächsten Tag fange ich dann erst richtig an zu realisieren, was ich geschafft habe und wie viel Glück dabei im Spiel war.
Zum Schluss möchte ich noch allen Leuten danken, die mich unterstützt haben, sei es nun vor Ort oder von Zuhause. Ohne die aufbauenden Worte, gerade nach den Niederlagen hätte ich es wohl nicht geschafft.
Jetzt geht es erst mal nach Austin, Paris und Rom – mal schauen, was dieses Jahr noch so geht. Vielleicht gibt es ja demnächst wieder etwas zu berichten.
Bis dann
Jan
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