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Top (M) 12
von Tobias Henke
04.07.2011

Heute geht es um die zwölf bestätigten oder vermuteten oder auch bestätigt wegfallenden Core-Set-Karten, die mich in den letzten Tagen gedanklich am meisten beschäftigt haben. Das ist selbstverständlich hochgradig subjektiv, teils spekulativ und definitiv fakultativ. Ihr seid gewarnt.


1) Ponder?


Habt ihr schon gesehen? Die „Salvation Army“ behauptet, dass Ponder in M12 neu aufgelegt wird!

Wenn das stimmt, werden wir möglicherweise erneut einen echten Kombosommer erleben. Valakut kann sich mithilfe von Rampant Growth wieder voll und ganz auf Extraländer anstelle von Kreaturenmanabeschleunigung konzentrieren und sich so in bester Kombo-Tradition aus dem üblichen Gerangel um Kreaturen ausklinken. Pyromancer Ascension hat plötzlich sogar zu viel Auswahl an 1-Mana-Cantrips sowie bessere Chancen gegen Discard. Währenddessen erhält Splinter Twin eine Karte, die weitaus stärker darin ist, den Turn-4-Kill zu ermöglichen, und die den Verlust von Jace, the Mind Sculptor schnell vergessen lässt. Vielleicht aber profitieren Grand Architect-Decks noch am meisten, indem sie ihre Schlüsselkarte zuverlässiger finden und dann mindslavern, was das Zeug hält. Fremder Leute Kombo für eigene Zwecke einzuspannen, war schließlich bereits 2003 in New Orleans eine erfolgreiche Strategie.

Wenn das stimmt …

Wenn Ponder allerdings nicht stimmt, nun, dann ist keineswegs automatisch alles falsch, was ihr soeben gelesen habt. Trotzdem macht es einen gewaltigen Unterschied. Wer nicht zufälligerweise hellsehen kann, muss sich also noch etwas in Geduld üben. Und Hellsicht verschwindet ja gerade aus dem Core-Set.


2) Rampant Growth


Vor einem Jahr sah der allgemeine Konsens in Bezug auf Ramp im Valakut-Deck folgendermaßen aus:

Auf Lotus Cobra und Overgrown Battlement hat man nur zu gerne verzichtet, solange man konnte. Und man konnte, solange es Rampant Growth gab. Anders als die Kreaturen hilft diese Hexerei nämlich nicht allein beim Mana, sondern tatsächlich bei den Ländern. Für ein Deck, welches in der Hauptsache mit Ländern tötet, kein geringer Unterschied.

Auf der anderen Seite profitieren die Kreaturen mittlerweile natürlich von Green Sun's Zenith. Aber schon in Paris äußerte sich ein gewisser Simon Görtzen eher skeptisch zur damals frischen Zenit-Euphorie: „Gegen Kontrolle braucht man unbedingt Summoning Trap. Und im Mirror geht es ausschließlich darum, wer den ersten Titan auf den Tisch bekommt, und auch das kann Summoning Trap noch besser.“

Falls sich dennoch eine kreaturenlastigere Version durchsetzt, dann würde ich erwarten, dass das in erster Linie an Urabrask the Hidden liegt.


3) Overrun

Auf Twitter gab es kürzlich eine umfangreiche Diskussion darüber, ob Overrun zu mächtig sei und als Uncommon das Limitedformat kaputtmache. Zwei Wizards-Mitarbeiter haben dazu Stellung bezogen. Ein guter Einwand lautet:


Weniger gut hingegen:


Fog löst das Problem nicht, sondern schafft vielmehr ein neues. Betrachten wir einmal, wie sich die Entscheidung, einen Fog einzusideboarden, auf die eigene Siegchance gegen ein Deck mit einem Overrun auswirkt.

Fall 1: Der Gegner zieht Overrun, man selbst zieht Fog. Die Siegchance steigt.
Fall 2: Der Gegner zieht Overrun nicht, man selbst zieht Fog nicht. Die Siegchance ist unverändert.
Fall 3: Der Gegner zieht Overrun, man selbst zieht Fog nicht. Die Siegchance ist unverändert.
Fall 4: Der Gegner zieht Overrun nicht, man selbst zieht Fog. Die Siegchance sinkt.

Was ich über Wahrscheinlichkeitsrechnung weiß, ist zugegebenermaßen ein wenig angestaubt, aber ich bin mir extrem sicher, dass das für den Fog-Spieler kein gutes Geschäft darstellt. Solange beide Spieler weniger als die Hälfte ihres Decks gezogen haben, müsste der vierte Fall nämlich wahrscheinlicher sein als der erste. Erst wenn beide Spieler mehr als die Hälfte ihres Decks gezogen haben, wird der erste Fall wahrscheinlicher.

Theoretisch könnte man jetzt versuchen zu quantifizieren, inwiefern der Nachteil, einem gegnerischen Overrun ohne Fog gegenüberzustehen, entscheidender ist als der Nachteil, einen nutzlosen Fog zu ziehen. Diese Debatte mag zugunsten von Fog ausgehen oder auch nicht. Selbst wenn sie das tut, müsste der so ermittelte Faktor aber ausgleichen, ja sogar übertrumpfen, dass Fog einem in einer normal schnellen Limitedumgebung öfter schadet als nutzt.


4) Timely Reinforcements


Ich bin überfordert. Selten eine Karte gesehen, die auf den ersten Blick so stark aussieht und bei der es mir gleichzeitig so schwerfällt, sie für praktische Belange einzuschätzen.


5) Lightning Bolt


Seit Scars of Mirrodin unternehmen Wizards spürbare Anstrengungen, den Verlockungen des Power-Creeps zu widerstehen. Power-Creep, das bedeutet eine schleichende Erhöhung der durchschnittlichen Kartenstärke von einem Set oder Block zum nächsten, die logischerweise immer weiter und weiter voranschreitet. Das ist deshalb so verlockend und geschieht in der Magic-Entwicklung mitunter sogar unbewusst, weil neue Karten natürlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen. Und das ist deshalb ein Problem, weil Jace, the Mind Sculptor und Stoneforge Mystic.

Ab Oktober wird es im Standard auf absehbare Zeit keinen Lightning Bolt mehr geben und rote Magier werden zwei statt einem Mana bezahlen müssen, um eine 3-Toughness-Kreatur loszuwerden. Sich diesbezüglich jetzt einzuschränken, bedeutet für Wizards, dass sie in Zukunft weniger eingeschränkt sind, was interessante 3-Toughness-Kreaturen angeht. Ein fairer Tausch.


6) Mana Leak


Im Gegensatz zu Lightning Bolt kehrt Mana Leak zurück, was für viel Unmut bei Blauhassern sorgt. Selber schuld, kann man da nur sagen. Wenn die Feinde der Neutralisierungszauberei nicht so blöd wären, könnte man schließlich auch hier den Powerlevel senken. Zum Beispiel indem man Mana Leak durch Counterspell ersetzt.


7) Gorehorn Minotaurs et al.


Wie groß wird der Einfluss von Bloodthirst aufs Limited sein? Das ist die sprichwörtliche Eine-Millionen-Dollar-Frage. Von ihrer Beantwortung hängt im Grunde alles ab: die Stärke von Evasion, Bounce und Removal, das Tempo und auch ganz speziell die Einschätzung solch individueller Karten wie Overrun, Tormented Soul, Goblin Fireslinger oder – zu meinem Leidwesen – Rusted Sentinel.

Da Bloodthirst das große Thema des Sets sein soll, empfehle ich, bis auf Weiteres so vorzugehen, als ob Bloodthirst das große Thema des Sets ist.


8) Phantasmal Image


Ach du Schreck! Dieser flüchtige … Klon-Klon ist dermaßen günstig, den werden wir doch bestimmt irgendwo im Constructed wiederfinden.


9) Zombie Infestation


Gerüchten zufolge soll Innistrad ein starkes Friedhofsthema haben, eventuell gar Flashback. Da werden nicht nur Zombies geweckt, sondern auch viele schöne Erinnerungen.


10) Stave Off


Danke! Endlich gibt es Schutz einmal ohne diese dumme Kindersicherung. Kann mir ja niemand erzählen, es wäre zu stark, gegnerische Kreaturen zu beschützen. Dass Vines of Vastwood diese Option gab, war im Limited nicht oft relevant, aber wenn, dann immer eine feine Sache. Ein Reingewinn, dem sich mit Splinter Twin sogar eine mögliche, wenngleich unwahrscheinliche Constructed-Anwendung bietet.


11) Sundial of the Infinite


Es ist echt nicht so schwierig zu erkennen, oder? Diese Karte hat niemals irgendeinen fairen Nutzen. Im besten Fall erblickt sie nie das Licht eines Turniers, im schlechtesten Fall ergibt sich irgendwann einmal eine brokene Kombination, etwas, was vielleicht über Phyrexian Dreadnought hinausgeht. In der Hinsicht ähnelt die Karte Dark Depths. Ich mag Kombodecks, aber stupide 2-Karten-Kombos sind, wie der Name subtil andeutet, nun mal stupide.


12) Pentavus


Eine gute Nachricht zum Schluss: Pentavus ist unter neuen Kampfregeln tatsächlich ausgewogener und somit spannender.


Nächste Woche werde ich voraussichtlich einmal aussetzen. Bis zum nächsten Mal – viel Spaß beim Prerelease!
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