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Limited
Aggro Judgen in Hasselt
Schwarz-Rot mal in Schwarz-Weiß
von Jens Strohäker
01.02.2006

Zuerst einmal Hallo an alle die mich kennen und nicht kennen. Mein Name ist Jens Strohäker, ich bin 17 Jahre alt, komme aus Stuttgart, spiele Magic seit Mirage und bin ein Level 2 Schiedsrichter. Gejudged habe ich an einigen PTQ's, GP Leipzig, den Baden-Württembergischen Regionals, dem Last Chance Qualifier in Stuttgart, der DM und eben am vergangenen Wochenende in Belgien auf dem Grand Prix Hasselt. Hiermit möchte ich einfach mal ein bisschen zeigen, was hinter den Kulissen geschehen ist, was alles Interessantes passiert ist und wie sich so ein Grand Prix für einen Schiedsrichter anfühlt. Bisweilen könnte dieser Artikel zudem interessant sein für GP-Neulinge, um Prozeduren und Strafen, die auf Regelverstöße folgen, kennen zu lernen.

Tag 0

Die Anfahrt beginnt mit einer Verzögerung um 30 min. Da es ab Stuttgart ca 500 Kilometer sind bis nach Hasselt und wir um 14 Uhr starten wollten, bange ich schon um meine Anwesenheit beim Premeeting und den Vorgesprächen, welche jeweils freitagabends um ca 20:00 Uhr stattfinden. Was für Spieler allenfalls ärgerlich ist und bedeutet eine Stunde früher aufstehen zu müssen am nächsten Tag, ist für Schiedsrichter gleich doppelt ärgerlich. Man muss sich nachträglich die Informationen des Briefings beschaffen, das sind Informationen zum Turnierablauf, zur Teameinteilung und gegebenfalls unklare Rulings, zum anderen verschafft man sich, sofern man "vorangemeldet" ist für die Besprechung, einen gewissen Ruf der Unprofessionalität.

Professionalität - ist ein nicht ungewichtiger Faktor für den Turnierablauf, denn wenn sich ein Judge professionell verhält gegenüber Spielern gleichermaßen wie gegenüber nichtspielenden Besuchern, hat das meistens die Wirkung, dass sich diese ebenso professionell verhalten. So wird zum Beispiel erwartet, pünktlich zu sein, sich rasiert zu haben, frisch zu wirken, sprich so viele Stunden wie nur irgend möglich mit Schlafen zu verbringen. So beginnt der Tag in der Regel um 5:45 - 6 Uhr, obwohl man oft erst nach 1 Uhr zu Bett gegangen ist. Zudem kommt die DCI Shirt Policy welche auf größeren Events umfassend ausgeweitet ist. Im Klartext bedeutet dies, dass erwartet wird, dass alle Schiedsrichter schwarze Schuhe und Hosen, die mit unauffälligen Gürtel ausgestattet sind, getragen werden; hinzu kommen dunkle Socken und eben das Schiedsrichterdress, welches zu jedwedem Zeitpunkt in die Hose gesteckt zu tragen ist.

Irgendwie haben wir, das heißt Andreas Haug, Frank Pollack und Peter Hauck es dann geschafft, 15 Minuten vor Beginn des Meetings bzw. vor Schließung der Voranmeldung an der Site einzutreffen. Schnell ein paar bekannte Gesichter begrüßt und die Toilette besucht, da wir im Zuge unseres Zeitdrucks und der spontanen Idee Franks, uns anstatt nach Holland nach Aachen zu lotsen, keine Zeit mehr hatten an einer Raststätte zu halten. Das Meeting startete kurz nach 20:00 Uhr und Jaap Brouwer begann mit den Instruktionen für den Ablauf des Tag 1. Generell gibt es am Tag 1 eines Grand Prix 3 Teams:

Team Deckcheck - Dieses Team kümmert sich auf dem Floor früh um Decklistenprobleme, sammelt dann die Listen ein, zählt diese auf 40 Karten Maindeck bzw. 75 Karten-Pool. Ab Runde 2 sollte es starten Deckchecks durchzuführen, wo die einzelne Art der Checks durch den Teamleader bestimmt werden kann. Generell wird bei Deckchecks darauf geachtet, dass das Deck eine legale Größe hat, in gleich langen Sleeves derselben Qualität, oder wahlweise gänzlich ohne solche, gespielt wird. Des Weiteren werden die Rückseiten der Hüllen auf Markierungen kontrolliert und es wird gecheckt, ob das Deck "sufficiently randomized" ist oder ob die Kartenreihenfolge ein "Pattern" aufweist. Das häufigste Pattern welches gestackte Decks offensichtlich aufweisen ist die Abfolge von "Land- Spell- Spell- Land- Spell- Spell-...". Generell checken 2 Schiedsrichter 2 Decks, so dass einer die Decks holt, während sein Partner die Listen heraussucht. Deckchecks können zufällig ausgewählte Tische sein oder aber auch gezielte Checks. Diese Entscheidung liegt beim Teamleader.
Normalerweise beinhalten Teams ca. 4-6 Leute. Da das Turnier ab einer Größe von 800 Spielern geteilt wird, heißt es dass diese 5 Personen und gegebenenfalls Aushilfen aus den anderen Teams ca 500 Listen zählen müssen. In unserem Fall waren es 530. Ist eine Liste korrekt, darf diese Prozedur nur ca 30- 45 Sekunden dauern, um im Zeitplan zu bleiben.

Team Logistics - Wikipedia liefert uns folgende Alltagsdefinition von Logistik "Konkreter wird Logistik definiert als integrierte Planung, Organisation, Steuerung, Abwicklung und Kontrolle des gesamten Material- und Warenflusses mit den damit verbundenen Informationsflüssen". Auf unseren Bereich übertragen bedeutet das soviel wie Produkt vorbereiten, Produkt aushändigen, Blankodecklisten verteilen usw. Gegebenenfalls stellt Logistics nach dem Aufbauen der Landstations noch 1-2 Judges ab beim Deckcheck Team um die Listen fertig zu zählen. Im fortgeschrittenen Verlauf eines ersten Tages verliert das Team mehr und mehr derartige Aufgaben und geht in die Abdeckung des Floors, d.h. in das Floaten über.

Team Papers - Wie der Name schon sagt ist die Aufgabe dieses Teams Papierarbeit. Das Team hat an und für sich den Job jede Runde Parings/ Standings und Result Entry Slips auszuteilen. Danach verteilt es sich auf den ihm zugeordneten Plätzen auf dem Floor. Meines Erachtens ist Papers der leichteste Job, da man eigentlich immer dieselben Aufgaben hat, zudem gibt einem eine schnelle Abhandlung der Prozedur viel Zeit auf dem Floor zu sein, Fragen zu beantworten und Erfahrungen zu sammeln.

Mich traf das Glück an diesem Abend gleich doppelt. Ich war im Grünen Bracket, was bedeutete die guten grünen Tischdecken zu haben und zudem war ich im Papers Team zusammen mit Graham Silver Ford (UK LvL3 Teamleader), Richard Dryivers (NDL LvL2) und Kristjan Tullus (EST LvL2). Das Briefing dauerte ca. eine Stunde beinhaltete eine Vorstellung der Schiedsrichter untereinander, den Tagesplan für Samstag und zwei interessante Fragen:

- Ich habe ein Handicap an meiner Hand, sprich einen Gips oder einen geschienten Arm und kann daher mein Deck nicht wirklich mischen. Kann ich dann überhaupt einen Grand Prix spielen?
Ja, man kann, sofern man eine Hand frei hat, um die Karten zu halten. Man sollte schlicht dem Gegner die Situation erklären und ihn bitten das eigene Deck zu mischen. Ein Spieler, der dies ablehnt macht sich des "Unsportsmanlike Conduct" strafbar, was in so einem Fall schon mal eine DQ nach sich ziehen kann. Allerdings fällt mir spontan niemand ein, der dieser Bitte seines Opponents nicht nachkommen würde.
- Was werden wir tun, wenn ein Spieler vergisst die Karte vorzuzeigen die er mit Dark Confidant "zieht"? Auch hier gibt es 2 Möglichkeiten. Zum einen: Man revealed die Karte mit den höchsten konvertierten Manakosten unter den Karten, die der Gegner nicht kennt (schließlich bekommt er ja durch den DC auch Karten zu sehen) und verbucht dann die gleiche Anzahl an Lifeloss. Diese Methode hat leider eine Schwäche; sie bestraft ehrliche Spieler. Wenn ein Spieler vorgibt, sich nicht an die Karten zu erinnern wird sein Gegner ihm die teuerste Karte zeigen müssen. Darum entschieden wir uns, die zweite Möglichkeit anzuwenden; streng nach dem Motto "Never change a winning team" auf den Zug aus Lille aufzuspringen und immer die höchste Karte offenzulegen um den höchstmöglichen Lifeloss zu verbuchen. Selbstverständlich ist dieses Vergehen zudem mit einem Warning zu ahnden.

Diesem Gespräch folgten dann noch das Aufstellen der riesigen Banner und ein 30 minütiger Marsch zum Hotel, da im Shuttlebus nicht genug Platz war für Philip Daferner, Martin Golm und mich. Es ist erstaunlich wie viele Radwege es in Hasselt gibt und was für lustige Namen sie tragen. Sollten mir einige einfallen, werde ich sie in den Kommentaren posten.

Das Hotel war diesmal wie schon so oft ein Holiday Inn. D.h. etwa 3 Sterne. Dieses schien allerdings besonders schick, da die Lobby mit Marmor auskleidet war und die Betten ca 1.40 breit waren. Allerdings war es das erste Hotel, dass keine Föne anbot, was ärgerlich war, da man bei diesen Temperaturen somit kein Gel benutzen konnte um diese zurechtzurücken ohne beim Verlassen des Hotels Blitzeis auf dem eigenen Kopf zu fabrizieren. Trotz der Tatsache, dass die Uhr mittlerweile schon 11 schlug, nutzten die meisten Judges ihre letzte Stunde an Tag 0 noch um etwas Essbares zu finden. Allerdings mussten wir hierfür das Hotel verlassen, da dessen internes Restaurant nur Essen bis 22Uhr zubereitete. Frisch gestärkt ging es dann gegen 1Uhr ins Bett.

Tag 1

Der Tag begann um 6:10Uhr nach einer Nacht die viele Wachzeiten und kaum effizienten Schlaf bereitet hatte und wir fuhren bereits um 7 zur Site, um die Anmeldung vorzubereiten.

Bei der Registration decken die meisten Judges, denen man keinen Laptop in die Hand gedrückt hat den Bereich "Crowd Control" ab. Richard und Ich stellten uns an den Beginn der mit Absperrungsband umrandeten Registrationsschlange, um die Spieler daran zu erinnern Geld und DCI-# bereit zu halten und zudem um sie daran zu erinnern, wie sie ihren 5€ Discount Voucher auszufüllen hatten. Trotz meiner nervigen Aufforderungen an die Spieler alle paar Minuten, schafften es einige sich an uns vorbeizuschmuggeln und mit ihrem unvorbereiteten Dasein die Queue zu verstopfen. Damit es jeder weiß für das nächste Mal. VOR dem Anstellen Geld auspacken und DCI-Karte wenn man sich die Nummer nicht merken kann. Als sich die Halle dann weiter füllte stießen die Deckcheck Jungs zu uns um die immer länger werdende Schlange als solche zu wahren. Ich weiß nicht woran es lag, allerdings schienen die Jungs die Kontrolle zu verlieren und daher kam es wohl auch dazu, dass sich einige Spieler vordrängelten, allerdings keinerlei Anweisungen befolgt hatten und so ca. 30min Verzögerung verursacht hatten. Hätten sich alle ordentlich angestellt und uns nicht einfach die Bude eingerannt wäre das ganze sehr viel schneller gegangen.

Dennoch lagen wir gut in der Zeit und während Logistics Produkt austeilte durften wir Länder sortieren. Es ist ja schon stupid genug, dass die Länder nicht sortiert verpackt werden. Aber dass dann auch noch alle X Booster das Plains mit dem Island den Platz tauscht ist mehr als seltsam. Vielleicht kann mir jemand erklären woran genau das liegt, ich nehme an es hat mit dem Printrun zu tun. Feel free to give me information! Ca 300 Länder später löste uns Deckcheck ab und wir konnten uns um unsere eigentlichen Aufgaben kümmern. Vor dem Deckcheck wurde eine weitere Neuerung angekündigt und durchgeführt:

Doublechecking - Bevor ihr euren Pool abgebt lasst ihr euren Gegner euren Pool gegenzählen und abgleichen. Dies ist möglich, da man Deckswaps praktisch nicht innerhalb einer Tischreihe macht. Zudem ist diese Idee sinnvoll, da mit ihr Warnings vermieden werden können, welche für falsch markierte Kästchen, unleserliche Schrift oder nichtregistrierte Karten zu verteilen sind. Ich denke dieser Ablauf kam recht gut bei den Spielern an, da er zu ihren Gunsten ist und somit noch mehr zu dem wirklich erstaunlich guten Klima beitrug.

Hierauf folgten 30 Minuten Deckbauzeit, welche ereignislos verlief. Die daraufhin folgenden ersten 4 Runden verteilten wir zu viert Pairings und Slips, woraufhin Kristjan zu den Sideevents abkommandiert wurde bevor wir mit den Runden 5-9 fortfahren konnten. Während der Runden kam es zu einigen Interessanten Situationen, welche 2 weitere Hauptbereiche des Judgens auf GPs ausmachen:

Backtracking - was soviel bedeutet wie Zurückverfolgen und gegebenenfalls Wiederherstellen. Oft kommt es zu Situationen in denen Spieler Fehler gemacht haben bzw. Dinge vergessen haben, dies aber erst später oder zu spät merken. Wage kann man sagen, dass es an sich immer dann zu spät ist wenn das nächste Mal Karten gezogen wurden. Denn nachdem jemand eine Karte gezogen hat, kann man ein Spiel nur noch dann zurückdrehen, wenn man feststellen kann welche Karte er gerade gezogen hat. Zudem hat dieser Spieler dann zweifellos den Vorteil etwas anders zu machen wegen der Zusatzinformation er sich durch den Draw verschafft hat. Leider endet Backtracking recht häufig in Gamelosses, da der Gamestate irreparabel ist. Ich werde im Folgenden natürlich Beispiele einiger Fälle anführen. Aber zuerst ein paar Worte zu "Investigation".
Zudem sollte ein Schiedsrichter seine Entscheidung immer abwägen. Meines Erachtens sollte man es vermeiden Entscheidungen, welche auf Abwägungen basieren, in denen beide Spieler gleiche Verantwortung tragen, zu treffen mit denen man als Schiedsrichter durch ein Ruling das Spiel zu Gunsten eines Spielers entscheiden würde.

Investigation - ist eine Form der Ermittlung. Im Grunde genommen geht es darum sich beide Versionen der Situation anzuhören. D.h. Spieler A redet und Spieler B hat den Mund zu halten. Danach bekommt Spieler B die Chance seine Version der Geschichte zu erzählen. Allzu viel zu den Methoden kann man hier natürlich nicht darlegen. Aber das Prinzip wird klar. Durch Übereinstimmung und Diskrepanzen in den Aussagen lässt sich höchstwahrscheinlich herausfinden, welcher Geschichte wahr ist. Allerdings erfordert diese Art der Ermittlung Erfahrung und ein gewisses Talent im Umgang mit Menschen/ Spielern. Solltet ihr in so eine Situation kommen ist es ratsam die Wahrheit zu sagen. Das Ruling des Judges trifft euch wahrscheinlich nicht so hart, wie das was folgt, wenn man euch dabei erwischt wie ihr eine falsche Aussage macht.


Da es in Hasselt zu sehr vielen Gamestate-Fragen und Problemen gekommen ist haben genau diese oben erklärten Bedeutungen einen großen Stellenwert eingenommen in dem was es als Schiedsrichter zu Berichten gibt:

Situation 1 - Spieler A ruft mich an den Tisch. Sein Gegner hat ein getapptes Terrarion mit einem Seed Spark zerstört. Er habe daraufhin vergessen die Karte zu ziehen, da er zuerst dachte, dass das Terrarion wie die Chromatic Sphere Funktioniert. Spieler B konnte sich nicht erinnern ob Spieler A nicht bereits eine Karte gezogen hatte. Also führte ich einige Ermittlungen durch um die Anzahl der Karten zu kommen die Spieler A maximal gehabt haben kann zu diesem Zeitpunkt. Detailliert bestätigten beide, dass Spieler A angefangen hatte und keinen Mulligan genommen hatte. Zudem hatte er ein eine Karte transmuted. Mit Hilfe dieser Informationen kamen wir zu dem Schluss, dass Spieler A noch keine Karte für das Terrarion gezogen haben konnte. Das ist allerdings nur die halbe Miete. Der Zweite Part ist die Entscheidung ob man das Spiel weiterlaufen lässt, den Gamestate korrigiert oder das Spiel zu Ungunsten eines Spielers beendet. Letzteres scheidet zuerst aus, da der Draw zwar wichtig ist, aber nicht allzu weit zurücklag. Ich entschied mich dafür ihn die Karte ziehen zu lassen und beiden Spielern ein Warning zu geben. Warum? Nun ja, beide Spieler sind für den Gamestate verantwortlich. Zudem könnte es sein, dass jemand einen fehler bemerkt, ihn aber nicht meldet, sondern wartet um ihn später anzubringen um so eine größere Strafe zu erzielen. Diesem wird mit Warnings für beide Spieler vorgebeugt. Fällt ein Spieler mehrfach wegen solcher Gamestatesituationen auf wird man weitergehende Forschungen anstellen müssen. Dass ich ihn die Karte ziehen lassen hab, kann man recht leicht damit begründen, dass Mill eine große Rolle spielt in diesem Block besonders in einem OnlyRavnica-Event. Zudem war es natürlich ein "Must"-Draw und er hatte in diesem Spiel keinen großartigen Effekt auf die einzelnen Positionen beider Spieler.

Situation 2 - Spieler C ruft einen Judge. Er hat einige Runden zuvor ein Flight of Fancy gespielt, aber vergessen Karten zu ziehen. In diesem Moment ist er im Declare Blockers Step sein Gegner hat einige seiner Kreaturen geblockt und der Schaden ist noch nicht auf dem Stack. Kristjan Tullus entschied hier dem Spieler die beiden Karten nicht zu geben, obwohl es auch ein "Must"-Draw ist. Er begründete das ganze wie folgt: Spieler D spielte ein Deck welches nicht im Stande schien durch Mill zu gewinnen. Zudem wollte er dem Spieler die vergessenen beiden Karten nicht geben, da er sich scheute ihn im Combat ziehen zu lassen, da er geschickt Tricks nachziehen konnte. Zumal der Spieler GBu spielte. Er wollte nicht das Risiko eingehen, dass Spieler C absichtlich den Draw ausgelassen hatte um ihn zu einem geschickten Zeitpunkt wieder einzufordern. Wahrscheinlich hätte er das Spiel sogar beenden können, da es mehr oder weniger irreparabel war. Dennoch war es die fairste Entscheidung einfach weiterspielen zu lassen, da beide Spieler verantwortlich sind dafür, dass sie sich mit Kommunikation über die Spielsituation und einzelnen Spielzüge bewusst bleiben.

Situation 3 - Spieler E hat in seinem vierten Zug ein Ursapine gespielt. Allerdings hat er diesen mit Tappen 2er Ebenen eines Sumpfes, eines Waldes und eines Elves of the Deep Shadow bezahlt. Der Call kommt allerdings erst am Ende der darauffolgenden Runde seines Gegners. Dieser hatte zählen wollen wie oft Spieler E die Ability des Ursapines benutzen können würde, wobei er festgestellt hatte, dass sein Gegner nur ein Grünes Mana hätte produzieren können.
Man könnte jetzt sagen, dass es evtl. möglich wäre, dass man in all der Aufregung mal denkt, dass die EotdS grünes Mana produzieren oder dass man sie mit Llanowar Elves verwechselt. Dem spricht allerdings etwas entgegen. Der Spieler hat gleich nach Tappen der Kreatur sich einen Lifeloss notiert. Beide Spieler können dies bestätigen. Daher liegt es nahe, dass es nicht zu einer Verwechslung sondern zu einem ganz klaren Misplay gekommen war. Der Spieler hatte wohl einfach überhastet gespielt sich nicht wirklich Gedanken gemacht, sondern wollte mit Hilfe eines frühen Spoilers den Gegner unter Druck setzen. Dies wird ihm allerdings zum Verhängnis. Trotz der Tatsache, dass wir ihm kein Cheaten unterstellt haben, da er bei seiner Version der Geschehnisse, sofort und von sich aus erzählt hatte, dass er das Lifeloss genommen hatte. Auf die Frage hin, ob er die beiden Elfen wohl verwechselt haben könnte antwortete er mit einem ehrlichen "Ich war einfach der Meinung ich habe 2 grüne Länder." Nun ja, leider ist der Gamestate in so einem Fall irreparabel und somit mussten wir den Spieler mit dem Verlust dieses Spiels bestrafen.

Situation 4 - Relativ spät an Tag 1 werde ich an einen der unteren Tische gerufen. Spieler G ist bei 7 Leben und hat einen Sewerdreg mit einem Sunforger equipt auf dem Tisch liegen. Spieler H dagegen ist bei 9 Leben und hat eine Dimir House Guard und Undercity Shade, dazu ca. 6 Swamps. Nun schildern mir die beiden, dass Spieler G mit dem Sewerdreg angegriffen hatte, sein Gegner diesen mit beiden Kreaturen geblockt hat, dann den Shade in die Wache gesacct hat, woraufhin sein Gegner den Sewerdreg geopfert hat, um seines Gegners Moldervine Cloak aus dem Friedhof zu entfernen. In der darauffolgenden 1. Mainphase des Spielers H bemerken die beiden das Misplay. Spieler H revealed mir seine gezogene Karte, eine Shambling Shell und fragt mich wie es nun weitergehen sollte. Nach kurzer Absprache mit Graham, der mit mir einer Meinung ist, dass ich nur drei Möglichkeiten hatte. Entweder versuchen den Gamestate wiederherzustellen und das Ganze zurückzudrehen oder die beiden einfach weiterspielen zu lassen oder eben das Spiel zu beenden. Letzteres schien mir nicht besonders sinnvoll, zwar hatten beide erhebliche Fehler gemacht, aber ich wollte nicht durch eine Regelung des Ganzen über das Resultat entscheiden. Die 1. Möglichkeit, das Spiel zurückzudrehen, erschien mir auch nicht besser, da Spieler H dann auf 2 Life gewesen wäre und aufgrund der Tatsache, dass seine Gegnerin in ihrer Postcombat Mainphase nichts gespielt hatte, einen erheblichen Vorteil bekommen hätte. Er hätte sie schließlich in einem Gegenangriff töten können.
Darum entschied ich der Fairness halber und zu Gunsten der guten Stimmung auf ein unverändertes Weiterspielen der beiden.

Situation 5 - Zu guter letzt an diesem ersten Tag, erreichte mich die Frage ob ein Golgari Thug, welcher zusammen im Combat mit einem Stinkweed Imp gestorben war, diesen zurück oben auf die Library legen konnte. Natürlich stimmte ich diesem zu, da ja der Thug, zwar triggert, aber erst beim nächsten Checken der State-Based Effects auf den Stack gegen würde. Ich wollte gerade schon wieder den Tisch verlassen, als einer der beiden Spieler anmerkte, dass der Thug an Firststrike Damage gestorben war. Warum genau mir die Spieler dies zuerst vorenthalten hatten weiß ich nicht. Nun denn: Ruling korrigiert und weiter ging es. Natürlich werden SBE auch nach dem First-Strike Damage und vor dem Austeilen des normalen Schadens gecheckt.

In Runde 8 bat mich dann Graham, Alfonso (ESP LvL3) bei einem Deckcheck zu helfen. Interessanterweise stachen hier 5 Hüllen heraus, durch gut erkennbare Markierungen. Diese beinhalteten Char, Last Gasp, Drooling Grodion, Disembowel und Galvanic Arc. Was zuerst nach eindeutigen Marked Cards Major bzw. Cheating aussah, stellte sich bei näherem Betrachten der Deckliste und der übrigen Karten als nicht mehr ganz so eindeutig heraus. Das Deck enthielt nämlich noch viel mehr Removal und noch viel mehr sehr gute Karten. Dieser Mensch hatte wohl den Removal Pool schlechthin geöffnet und so entschied Alfonso es bei einem Warning und sofortigem Unsleeven des Decks zu belassen.

Im Anschluss an dieses Gespräch bat mich Jaap zu sich und fragte mich ob ich wohl daran interessiert wäre an Tag 2 ein Team zu leiten. Zuerst etwas überrascht, warum er dieses Angebot gerade an mich wendete willigte ich natürlich sofort ein. Adam beschrieb meinen Gesichtsausdruck als "Honigkuchenpferd".
2. Grand Prix, das erste Mal Tag 2 Main Event und dann auch noch Teamleader. So konnte das gerne weitergehen.
Schlussendlich wurden noch die Drafttables aufgebaut und ein kurzes Debriefing mit den Teamleadern und Headjudges durchgeführt.
Dabei kam es leider zu einer etwas unangenehmen Situation, als ein WotC-Beauftragter eine Situation ansprach, welche ihn am vergangenen Tag beschäftigt hatte. Vier tschechische Spieler im Alter zwischen 15 bis 16 Jahren hatten wohl ihren Zug in die Heimat verpasst und sich mit einem Hilfegesuch an einen der Schiedsrichter gewannt. Dieser muss ihnen wohl vorgeschlagen haben sich zuerst an den Staff zu wenden oder im Zweifelsfall an einem Bahnhof zu übernachten, da diese abgeschlossen würden. Wie man auf so eine hirnrissige Idee kommen kann, ist mir bis heute schleierhaft.

Dieser 1. Tag endete dann um 2 Uhr im Bett und bescherte mir gerade mal dreieinhalb Stunden Schlaf, da Milos mein Zimmergenosse auf die Idee kam sich um 10 vor 2 noch ein Bad einzulassen und noch ein bisschen Radau im Badezimmer zu machen.

Tag 2 begann mit Speck und Rührei zum Frühstück und einem verspäteten Eintreffen an der Site. Es blieben nur noch 45 Minuten bis zum Beginn des ersten Drafts und so wurde das ganze recht schnell koordiniert. Mein Team, welches für die Deckchecks und Listen an Tag 2 zuständig war bestand aus Marko Risso (LvL2 ITA), Jeroen Vercruyse (LvL2 BEL) und Christian Gawrilowicz (LvL3 AUT), der mir als Backup dienen sollte. Für die Drafts an sich waren jedem Judge 2 Pods zugeteilt worden, wobei ich hier mit Pod 3 und 4 recht erfahrene Spieler hatte, denen man weniger Instruktionen geben musste. Laut Christian sind die Pods mit den höheren Zahlen anstrengender, da Spieler 6:0 gehen müssen um ins Geld zu kommen und gegebenenfalls mehr "riskieren" würden.
Der Draft an sich verlief recht ereignislos und auch die darauffolgende Deckbauzeit brachte nichts Nennenswertes hervor. Als wir uns allerdings dem Zählen der 128 Listen widmeten, stellte sich heraus, dass die Spieler wohl nervöser waren als sie zu sein schienen; denn es gab 4 Listen deren Decks entweder 39 Karten oder deren Pools 44 Karten aufwiesen. Man sollte doch meinen, dass es an Tag 2 geregelter zuginge.
Da die Policy für jegliche Art von Listenfehlern einen Gameloss vorsieht, auch wenn es noch so unnötig ist, hatten wir alle Hände voll zu tun die Spieler, deren Decklisten fehlerhaft waren, in Runde 11 abzufangen, bevor sie mit dem ersten Spiel begannen.

Generell gibt es zur Position des Teamleaders Folgendes zu sagen: Das Team sollte und will geführt werden; das bedeutet, dass man primär den kompletten Tagesablauf koordinieren und voraussehen können sollte. Ebenso wird von einem verlangt, dass man Kommandos gibt gleichermaßen wie selbst Aufgaben auszuführen, um ein gutes Klima zu schaffen. Entscheidungen müssen getroffen werden aber was mir am essentiellsten schien war die Kommunikation zum eigenen Team dem anderen Teams (in meinem Fall war das nur das Logistikteam) und zum Headjudge. Absprachen sollten generell stattfinden, damit der jeweilige Aufgabenbereich sauber abgedeckt wird. Allerdings denke ich, dass gerade dessen Grenzen etwas fließender sind als an Tag 1, so dass man zwar fokussiert aber nicht zu engstirnig bei der Arbeit ist.

Bevor ich jetzt zu den interessanten Spielsituationen des Zweiten Tages komme, möchte ich anmerken, dass wir nach dem zweiten Draft sogar 5 illegale Decklisten hatten, so das wir erstaunlich viele Gamelosses zu verteilen hatten. Dies ist gleichermaßen ärgerlich für die Spieler wie auch für die Schiedsrichter, da der Floor beim austeilen der Sanktionen oft nicht optimal abgedeckt werden kann. So nun aber zu den Judge-Calls des zweiten Tages.

Situation 6 - Spieler I hat ein getapptes Bramble Elemental im Spiel. Sein Gegner übernimmt mit Dream Leash die Kontrolle darüber, aber die beiden vergessen Tokens ins Spiel zu bringen. Einige Runden später rufen sie einen Judge und konsultieren diesen, ob und vor allem wer denn nun die Tokens bekomme. Es wird entschieden, dass sie einfach weiterspielen sollten, ohne Tokens ins Spiel zu bringen. Diese wären selbstverständlich auf der Seite des neuen Controllers des Bramble Elemental ins Spiel gekommen. Warum? Ganz einfach. Wenn das Dream Leash resolved, triggert das Brombeerstrauchelementar zwar, allerdings kann dieser Trigger erst auf den Stack gegen wenn beim nächsten mal die SBE gecheckt werden. Diese werden während des Verrechnens eines Spells allerdings nicht berücksichtigt und so wäre das Elemental schon längst unter der Kontrolle des Spielers mit der Dream Leash gewesen.

Situation 7 - Spieler K hat einen Lurking Informant im Spiel. Er schaut sich die Topkarte des Gegners an, legt sie oben auf die Library wartet 1 - 2 Sekunden und will sie dann in den Friedhof legen, woraufhin sein Gegner den Judge ruft. Ich unterhalte mich ein bisschen mit den beiden und entscheide dann, dass sie beide ein Warning bekommen, da sie zu wenig kommunizieren. Die Karte wird auf den Friedhof gelegt. Meines Erachtens ist das zurücklegen der Karte zwar ein recht eindeutiger Sachverhalt, allerdings sehe ich auch kaum einen Grund, warum ein Spieler die Karte länger als 5 Sekunden anschauen sollte, während er überlegt. Durch Backtracking der Situation und Zurückdrehen des Ganzen kommt die Karte dann in den Friedhof. Interessanterweise zieht Spieler L dann einen Spoiler nach, Glück gehabt;-).

Situation 8 - In der Finalen Runde 15 bittet mich Christian einen Tisch zu observieren, da einer der beiden Spieler unter dem Verdacht steht sehr sehr langsam zu spielen. Es ist ein Selesnya Mirrormatch und beide haben einen Tokenproduzenten im Spiel. Auf der Seite von Spieler M ist das ein Vitu-Ghazi, wohingegen auf der andren Seite der gute Guildmage liegt. Jetzt spielt Spieler M einen Woebringer Demon, was dazu führt, dass beide Spieler immer End of Turn einen Token produzieren, um diesen in den Demon zu opfern. Allerdings bemerke ich dann nach einigen Runden, als Spieler M in seiner Upkeep einen Token produzieren möchte dass er nur 3 Mana + seinen Vitu-Ghazi tappt. Ich mahne in daraufhin ab und verfolge weiter das Spielgeschehen. Einige Turns später bietet Christian mir an das Spiel zu übernehmen damit ich mit Graham über meinen Job von Tag 1 sprechen könne. Als ich zurückkomme, sehe ich gerade wie sich Christian abseits des Tisches mit Jaap unterhält und es sich wohl wieder um ein Unterbezahlung des Vitu-Ghazi handelt. Ich stoße hinzu und erfahre, dass Spieler M wohl seit Christian am Tisch saß zweimal diesen Fehler gemacht hatte. Als ich ihn über meine Beobachtung informiere entscheidet er sich dazu, das Warning zu einem Gameloss aufzuwerten.

Das war die letzte Spielsituation, in die ich an diesem Tag habe eingreifen müssen. Zum Abschluss sehe ich noch einen der beiden schönsten Kills des Wochenendes. Jan Rüss spielt mit seinem Gegner, um einen etwaigen Einzug in die Top 8. Er ist im 3. Extrazug und sein Gegner auf 16 Leben. Da dieser 9 Kreaturen im Spiel hat, ist die Netherborn Phalanx zusammen mit dem Voyager Staff das Beste was Jan passieren konnte. Phalanx gespielt, Gegner geht auf 7, Kreatur auf Reise geschickt und den Gegner mal Saftig gekillt. Leider wurde er nur 9. Aber 500$ sind ja auch was Schönes.

Jetzt noch schnell ein Debriefing durchgeführt mit meinem Team von Tag 2, welches mitlerweile nur noch aus Christian bestand und die Kompensation abgeholt. Daraufhin noch bei allen verabschiedet und zusammen mit unserem Mexikaner Ricardo Guerra, Dennis Grudowski (dem einzigen Aggroman im Geld: Gratulation hierzu) und Thomas "Otti" Otterstätter die Heimreise angetreten.

Vielleicht sieht man sich ja in Dortmund oder Cardiff.

Zum Abschluss noch eine Frage an die Community, welche uns während des Turniers sehr beschäftigt hat. Wir hatten einige Diskussionen darüber was "End of Turn" wirklich bedeutet. Wenn man End of Turn oder At End of Turn oder am Ende der Runde einen Instant spielt, ist der Stack dann leer oder sind die At the End of Turn Trigger da noch auf dem Stack?

Insgesamt hatte ich ein fantastisches Wochenende, bei dem ich viel Neues gelernt habe.
Mit diesen Worten

euer Jens Strohäker

Props Slops
  • - X Deutsche im Geld
  • - Schiedsrichter mussten nicht fürs Kacken bezahlen
  • - Teamleader gewesen
  • - Randy Gallegos mit ca. 100 Karten genervt
  • - Graham der trotz Blasen an den Füßen immer präsent war
  • - Super Atmosphäre beim Turnier
  • - Keine DQ
  • - Dennis der trotz Handicap Geld machte
  • - Beschissene Akkustik in der Halle
  • - Krankmachende klimatische Warm-Kalt-Ströme (welche in manchen Zonen extrem nach Urin stanken)
  • - 8 Stunden Schlaf am WE


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[16.07.2009]Neuerungen bei den Turnierregeln
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