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Standard Randale im Biene-Maja-Land Das Finale der Junior Super Series in Aschaffenburg von Wilhelm "Willy" Drutzel |
03.09.2007 |
Manchmal frage ich mich ob es sich wirklich lohnt, an seinen freien Tagen in aller Herrgottsfrühe aufzustehen und überhaupt etwas zu machen, statt faul im Bett zu liegen und die jüngste Ziehung der Weisheitszähne auszukurieren. Ich für meinen Teil plagte mich beginnend vom Donnerstag auf der DM vor meiner Haustür bis zum letzten Sonntag mit einer Kieferschwellung, der ich mit Schmerztabletten entgegenwirkte.
Derart schmerzfrei wage ich mich in ein Territorium,in welches sich nicht jeder Mann der Coverage gewagt hätte: Da die Staff von PMTG einen Willy hat (nämlich mich), haben sie auch einen passenden Freiwilligen für die Expedition ins Biene-Maja-Land gefunden, sprich ich übernahm die Coverage der Finalrunde der Junior Super Series, welche am Samstag zeitgleich zum Tag 2 der regulären DM stattfand. Welche Tabletten ich damals genommen haben muss, um mich dafür bereit zu erklären ist natürlich eine andere Geschichte.
Nur 41 Teilnehmer zählte die Endrunde der Junioren für Spieler unter 16 Jahren, mit Veronika Ronge fand sich immerhin ein Mädchen zu den 40 Räubern. Die wilden Kerle wurden vor Ort durch den Headjudge Philipp Daferner (quasi unser Gastdozent aus Wien) gezähmt, welcher in einer längeren Ansage noch einmal erklärte, was man so alles auf diesem Turnier zu beachten hat. Trotz der sprachlichen Barriere konnte er die Truppe schnell mit seiner Rede begeistern.
Ich selber hatte ein ungutes Gefühl. Je jünger die Teilnehmer waren, umso lauter und wild gestikulierender verständigten sie sich miteinander. Diese Art der Kommunikation dürften sie wohl von ihren Eltern gelernt haben, welche im Fall eines schlechten Spielzugs auf die gleiche Art mit ihren Schützlingen kommunizierten. Wenn ich an den Beginn von Magic zurückdenke - da hätte man gern Eltern gehabt, welche einen so aufopferungsvoll bei diesem nicht gerade billigen Vergnügen unterstützten.
Wie immer lauscht man gerne einem Österreicher bei der Rede, siehe hier.
Wer von den Teilnehmern etwas auf sich hielt konnte ein Bye vorweisen: die meisten der älteren Qualifikanten lehnten sich zurück, als Philipp die erste von sechs Runden eröffnete, ehe die Top 8 feststanden. Im T2-Format wird ermittelt, wer zu den Worlds als Zuschauer (für eine WM-Qualifkation würden zu viele ihre Pässe fälschen lassen ) nach New York fliegen darf und wer als Zweiter immerhin einen fast so guten Mp3-Player einer namhaften Marke mit nach Hause nimmt.
Ganz anders als bei manchem “großen” Turnierspieler zeigten sich die Kids hellauf begeistert, wenn man sie zum Featurematch auswählte. In Runde Eins darf man angesichts von anderthalb Dutzend verteilten Byes nicht viel mehr als jene 15 Minuten Berühmtheit ŕ la Andy Warhol erwarten, wenn man zum Featurematchtisch gebeten wird.
Runde 1: Simon Fischer vs. Mohammed Cecen
Die ersten Glücklichen, die sich an den begehrten Tisch zu mir setzen dürfen, sind Simon aus Lengfeld nahe Würzburg, welches in Antisympathie mit uns Aschaffenburgern steht, und Mohammed aus Ulm. Simon vertraut auf ein White Weenie Deck, sein Kontrahent indes versucht sich mit Mono Green Aggro und schickt ihm zur Eröffnung gleich den Uktabi Drake vorbei. Die Slots, welche seine Llanowar Augur dagegen besetzen, hätte man besser nutzen können. Zum Beispiel für Ghost Quarter, welches Simon aktiviert, als Mohammed zwei Auguren in das Dryad Arbor opfert. Danach Schlagabtausch vom Feinsten, in dem Simon dank des besseren Removals in Form von Faith Fetters sowie eines längerem Atem dank geopferter Martyr of Sands die Nase vorn hat. Spectral Force und vermeidlich blockende Llanowar Elves handelt er dank der Fetters souverän und beendet nach Beatdown mit Soltari Priest und Knight of the Holy Nimbus das erste Match zu seinem Gunsten.
Das zweite Match eröffnet Mohammed schon besser, dank Llanowar Elves kommt Turn 2 ein Groundbreaker zum Schadenmachen vorbei. Simon legt ihm den Martyr of Sands hin, opfert ihn direkt und mit 15 Leben mehr auf dem Konto kann er sich zurücklehnen. Ein auf Grün gelegter Story Circle verbessert seine Situation noch ein wenig, da kann er die kurz darauf nachgelegte Spectral Force ruhig einen Zug ertragen, ehe ihm dafür die Fetters zufliegen. Schaden drückt Mohammed mit Essence Warden und Pump Spells durch, ehe Celestial Crusader und Knight Of The Holy Nimbus den Boden abriegeln. Zwei Calciderm auf Simons Seite lassen die Uhr zu schnell für Mohammed herunterticken, als dass die zwischendurch drei Essence Warden ihm noch etwas Zeit verschaffen konnten. Dementsprechend schiebt er gegen Simon nach dem 0:2 zusammen.
Mit einem kurzem Blick über die Runde fällt mir auf, dass je älter die Spieler desto komplexer ihre Decks sind. Die auch bei den “Großen” gefürchteten Projekt X und Dredge finden sich ebenso wie Gruuldecks in allen Variationen. Eine ganze Tischreihe vertraute auf TarmoRack, das beliebteste Deck auf der JSS (welche entweder Junior Super Series oder als JSS, nicht aber wie von mir oft als “Junior SS” abgekürzt werden sollten). Zu den kurioseren Eigenbauten gehört ein hundert Karten starkes Borosdeck mit (außer)ordentlichem Engelback -vier Angel of Mercy …
Runde 2: Alexander Würtz vs. Timo Pfeiffer (TV)
TV steht hier für Titelverteidiger. Letztes Jahr durfte ich dem Glashüttener noch zusehen, wie er mit einem handelsüblichen Gruuldeck die Fahrt zur WM nach Paris gewann. In den diesjährigen JSS Finals griff er zu TarmoRack, und nach einer Runde Chillen dank Bye hieß Alexander Würtz (aus Bad Dürkheim) sein erster Kontrahent, welcher eigentlich ein AggroLoam zockt, obwohl das zu Beginn anders aussieht: nachdem sein Turn 1 Birds of Paradise mit Funeral Charm abgerüstet wurde, legte er im zweiten Zug Tarmogoyf nach. Timo, der nach eine Mulligan eine mittelprächtige Hand hielt, legt ihm den Dark Confidant hin. Alexander reicht mit Call of the Herd noch mehr Fleisch in Form einer 3/3 Kreatur nach und schickt weiter den Goyf in die Red Zone. Timo legt ihm einen Augur of Skulls entgegen, welchen er später opfert, um zwei weitere Birds von Alexanders Hand zu ziehen, danach kommt sein eigener Goyf ins Spiel.
Der entscheidende Durchbruch gelingt Alexander, als sein Goyf von dem von Timo plus dessen Dark Confidant geblockt wird. Eine Lightning Helix auf Timos Grünling sorgt für klare Verhältnisse. Timo bringt danach einen Loaming Shaman und zwei Rack ins Spiel, ist allerdings selber bereits im kritischen Lebensbereich. Ein von seinem Confidant revealter Withered Wretch bringt ihn auf 4 Leben, seine eigene Smallpox auf drei, um den Tarmogoyf zu handeln, und die verbliebene Lightning Helix auf Alexanders Hand auf 0. “Passiert”, meint der Champion von 2006 trocken.
Wir hätten felsenfest schwören können, dass Alexander ein Zoodeck spielt, aber beharrlich blieb er bei der Bezeichnung AggroLoam. Viel davon kriegen wir auch in der zweiten Partie nicht mehr zu sehen, bei der beide jeweils zwei Mulligan nehmen, Alexander mit Watchwolf, Tarmogoyf und Burn, vor allem aber mit zwei Ländern im Spiel eben den besseren Start hat als Timo, der in vier Zügen kein zweites Land findet und zusammenschiebt. Alexander Würtz gewinnt damit 2:0 gegen Timo Pfeiffer.
Derartig mit dem seltenen Luxus von etwas Zeit ausgestattet mache ich wieder einen Rundgang über die anderen Tische. Die jüngeren Spieler bringen natürlich die meiste Unterhaltung, und ich schaue zu, wie sich das MonoB-Kind vom Random-Blink-Haufen-Kind erst mit einem 13/13 Krosan Cloudscraper, dann mit einem Voidstone Gargoyle plus Loxodon Warhammer vermöbeln lässt. Das zehrt selbst mir als Zuschauer an den Nerven, was man hierschön im Video sieht.
Runde 3: Julius W. vs. Bastian Decker
Im dritten Featurematch des Tages setze ich mir den ziemlich lockeren Julius an den Tisch, der sich mit TarmoRack gegen Bastian Deckers Dredge versucht. “De Berliner Jung” sieht sich aber trotz anfänglicher Gegenwehr mit einer ziemlich guten Ausgrabung Bastians konfrontiert, ein Stinkweed Imp schaufelt zwei Bridge from Below plus Stinkweed Imp ins Grab und eine Narcomöbe ins Spiel. “Der Hammer, ey!”, meint Julius, und da hat er wohl recht. Bastian legt noch einen Imp nach. Mit drei Kreaturen draußen und zwei Brücken im Friedhof wartet er nur noch auf das Dread Return im Friedhof, dem Julius nicht mehr viel entgegensetzen kann. Sein Augur of Skulls kommt noch, allerdings eine Runde zu spät: Bastian hat das Dread Return im Friedhof, dazu den FlameKin Zealot, und das reicht für jede Menge 3/3 Zombietoken.Julius rechnet, ob er das noch überlebt, in Wahrheit aber geht er lieber zur zweiten Partie über.
Da hat er schon mehr Glück: sein Turn 2 Yixlid Jailer macht zwar wenig Programm, schaltet aber Bastians Friedhofkarten aus, sodass er zum Merfolk Looter und Rusalka Beatdown umschwenken muss. Angesichts weiteren Discards und dem besseren Removal ist da die Sache schnell gegessen - Bastian kann nicht ewig darauf warten, sein eines Darkblast im Deck zu ziehen, was er als Spot Removal hat, dementsprechend versucht er im dritten Match aufs Neue sein Glück.
Weniger mit Skill als mit einem optimal gestalteten Sideboard luckt sich Julius zum 2:1 - war der Yixlid Jailer für Bastian schon schwer zu handlen, so ist der Withered Wretch mit 2/2 praktisch unmöglich für ihn zu entfernen. Da dieser Mann seinen Friedhof komplett versauen würde, solange Julius genug Mana offen hat, und da seine Kreaturen verglichen mit W.s Treetop Village und Tarmogoyf eben Würste sind geht die Partie wohl an den Sunnyboy. Das ist eben der Preis des Dredgedecks, welches mit einem ganzen Arsenal an brauchbarem Hate leben muss. Extirpate, Jailer, Withered Wretch, Tormod's Crypt und Leyline of The Void - alles Kartennamen, die für Außenstehende wie das Namedropping bei Metalcorebands klingen.
Runde 4: Timo Schmidt vs. Simon Ritter
Wie gefährlich ein Dredgedeck sein kann, wenn man nur Ahnung hat, was man da spielt, zeigt Simon Ritter. Der Erlangener ist ebenso wie sein auf UW(b) Control vertrauender Kontrahent aus Marburg mit 3-0 noch gut im Rennen, wer dieses Match gewinnt kann sich mit zwei Unentschieden in den letzten beiden Runden die Top 8 sichern. Anfangs noch alles sehr übersichtlich, Simon bringt eine blaue Rusalka und einen Stinkweed Imp ins Spiel, Timo dagegen nach zwei Hallowed Fountain ein Dimir Signet und eine ausgesetzte Riftwing Cloudskate.
Dann aber Simons vierter Zug: in seiner Upkeep opfert er seinen Imp mit der Drowned Rusalka, wirft eine Bridge from Below ab und dredgt sich den Imp wieder auf die Hand. Im Draw Step gräbt er seinen zweiten Imp aus und bringt eine Narcomoeba ins Spiel. Mit der Amöbe im Spiel wiederholt er die Rusalka-Action, indem er sie opfert, sich mittlerweile zwei Zombietoken macht, eine dritte Bridge abwirft und den Golgari-Gravetroll dredgt. Oh, und mit der blauen Rusalka greift er auch mal an
Timos Grand Arbiter Augustin IV ist da auch völlig irrelevant geworden. Das eine Mana, welches Simon für den Flashback auf Dread Return zahlen muss fällt nicht mehr ins Gewicht. Zehn dank eines Flame-Kin Zealot aufgebohrte Zombietoken schauen in einem Angriff vorbei und vertreten bei Timo Simons Interessen mehr als deutlich.
Das zweite Match zieht sich deswegen, weil Simon nach frühem Herumdredgen im Prinzip nur Müll im Friedhof liegen hat. Mit dem Merfolk Looter wirft er in der Upkeep seines dritten Zuges einen Golgari Grave-Troll ab, den er sich im Draw Step wieder dredgt. Dank geopferter Horizon Canopy holt er sich auch den Stinkweed Imp zurück auf die Hand, aber außer einer Narcomöbe findet sich in zwei größeren Schaufelaktionen nichts Verwertbares. Also die ganze Aktion dank Merfolk Looter wiederholt - doch diesmal hat Timo was dagegen: mit Extirpate entfernt er den Gravetroll, den “zu seinen normalen Kosten bezahlten und ins Spiel gebrachten” (Hardcasten nennt man das, Kinder; Magic-Slang ist was Feines) Stinkweed Imp unterbindet er mit einem Aethermage's Touch, der Venser aufdeckt.
Simons Gegner will es wissen: Augustin der IV nervt schon, ein Angel of Despair auf den Ritter'schen Magus of the Bazaar ebenso, und schon sieht sich der Dredge-Man auf 7 Leben wieder. In der Zwischenzeit aber hat er seinen Friedhof mit allen vier Brücken zuschaufeln können. Das erste Dread Return remanded Timo noch, das zweite nicht mehr - und da waren es plötzlich 24 Zombies auf Simons Seite, genug, um noch einen Zug auszuschwitzen und dann den Großangriff zu starten.
Simon Ritter gewinnt also 2:0 nach überzeugender Leistung und findet sich später unter den Qualifizierten für die Top 8.
Mittlerweile haben sich die Reihen gelichtet. Wer zwei Niederlagen zu verbuchen hat brauchte sich keine große Hoffnung mehr auf die Top8 zu machen. Erstaunlicherweise aber gab es sehr wenige Drops - unter denen war der Sieger des Vorjahres zu finden, der sich nach einem 1-3 wohl ziemlich sicher ist, dass sein Deck ihn verarscht hat.
Runde 5: Tae-Hoan Kim vs. Max Lindner
Nun ging es ans Eingemachte. Alles, was bereits eine Niederlage im Haben stehen hat, zockt nun, um weiter im Rennen zu bleiben. Tae-Hoan Kim aus Königsstein sieht sich Max Linder aus Würzburg gegenüber, und es ist ein Duell der Ideologien: Kim setzt auf Kontrolle in Form von GhaziGlare, Lindner auf ein goblinlastiges MonoR. Max nutzt das Zeitfenster, das er hat, ehe Tae-Hoan seine Manabasis und entsprechende Kreaturen zusammen kriegen kann, um seinem Gegner Keldon Marauders und Burn an den Kopf zu schmeißen. Seine Angriffe mit Frenzied Goblin und Mogg Fanatic laufen in einen Tarmogoyf und einen Loxodon Hierarch, zu denen sich kurz darauf noch ein Call of the Herd Elefant gesellt. Max verballert seine Burnsprüche, um diese Viecher loszuwerden, allerdings in der richtigen Reihenfolge, also zuerst mit Incinerate den Goyf und dann mit Mogg Fanatic plus Rift Bolt den Hierarchen. Den Token entsorgt er mit einem Stingscourger, und das Board sieht wieder auf seiner Seite voller aus. Tae-Hoan ändert das mittels Congregation of the Dawn auf zwei weitere Hierarchen und einen Troll-Asketen.
So friert das Board zusehends ein: hier zwei Hierarchen, drüben zwei Mogg Fanatics und nötigenfalls auch Koboldtoken aus Kher Keep. Kim greift mit den Elefanten an, direkt in die Fanatics, und für beide Elefanten kommt das nachgereichte Ende durch Incinerate.
Das Glare of Subdual kommt endlich ins Spiel, aber Max hat die Keldon Megaliths mit Hellbent am Start, welche die Yavimaya Dryade abrüsten. Seinen dritten Mogg Fanatic wirft er allerdings weg, um einen Bird of Paradise zu töten statt die Megalithen noch einmal zu benutzen.
Tae-Hoan will es wissen und legt den Asketen, und glücklich von oben kommt ihm noch der vierte Hierarch zugeflogen. Letzteren rüstet Max mit zwei Seal of Fire ab. Die Keldon Marauders bewegen nichts mehr dank des Glares, und der Asket macht mit einer weiteren Dryade das Spiel. 1:0 für Tae-Hoan.
Max beginnt den zweiten Durchlauf und setzt erst mal zur Begrüßung das Gargadon auf die Strafbank, Kim indes spielt einen Llanowar Elf, der Turn 2 einen Call-Token macht und sich einem Mogg War Marshall gegenüberstehen sieht. Max suspendiert einen Rift Bolt und legt ein Seal of Fire, Tae-Hoan kann im vierten Zug das Glare of Subdual auspacken. Seinen Elefanten klaut Max mittels eines Threaten, und nach Burn an den Schädel findet sich Tae-Hoan auf 10 Leben wieder - und das Gargadon braucht nicht mehr lange für seinen Einsatz. Das Spiel dreht sich jedoch zu seinem Gunsten, denn er legt artig jede Runde mittels Call of the Herd - ob von der Hand oder mit Rückblende - einen weiteren Elefanten ins Geschehen. Da hilft auch das Gargadon nichts mehr, welches seinen Weg ins Spiel findet. Nach umsichtigen Angriffen findet Tae-Hoan endlich sein Stomping Ground und kann Max ein Demonfire an den Kopf schießen - die geheime Tech hatte er sich bis zum Schluss aufheben müssen. Kim gewinnt 2:0 und bleibt damit weiter auf Top8 Kurs. Sein Kumpel Julius dagegen musste nach der zweiten Niederlage in Folge die Segel streichen.
Runde 6: Tae-Hoan Kim vs. Christian Sellner
Die unbesiegten Spieler entscheiden sich für Intentional Draws, andere wiederum müssen zocken, um in die Top 8 zu kommen. Kim rechnet ein wenig herum - ein Unentschieden würde ihm sicher reichen, seinem aus Nürnberg stammenden Gegner Christian allerdings nicht. Ein Sieg dagegen macht für beide die Entscheidung klar, also tragen sie es wie Männer am Tisch aus.
Wie unglücklich für Kim, dass auch auf der JSS das gute Captain America Deck vertreten ist und für ihn ein eher schlechtes Match-Up darstellt. Rasch hat Tae-Hoan eine Dryade, das Glare und einen Troll-Asketen am Start, und den ersten Schaden konnte er auch noch durchdrücken, ehe Christian den Zorn Gottes auf seine Viecher niederfahren lässt. Tae-Hoan erholt sich davon mit zwei Call of the Herd, denen Christian einen Firemane Angel entgegensetzt und wohl nie angreifen oder blocken könnte, da Tae-Hoan noch den Sacred Mesa spielt und mit ausreichend Mana ausgestattet Pegasi machen kann. Etwas Luft verschafft sich der Nürnberger mit je einem Helix auf die Elefanten, Kim legt für mehr Druck den Tarmogoyf nach. Sein Hierarch dagegen scheitert am Remand, und aufs Neue zündet Christian einen Wrath of God. In einem Anflug von Unübersicht vergisst Kim, sich einen Pegasustoken zu machen und muss den Tafelberg opfern. Im dritten Versuch darf sein Loxodon Hierarch endlich ins Spiel kommen, sein Goyf verhakt sich im dritten Remand.
Tae-Hoan kann den Goyf legen und macht sich per Rückblende zwei Elefanttoken, der einem Court Hussar gegenübersteht. Christian setzt einen Aeon Chronicler aus, federt das All-In seines Kontrahenten mit der dritten Helix des Spiels ab und packt nach Compulsive Research den Loxodon Warhammer auf seinen Husaren. Sunhome verleiht dem Mann Double-Strike, was Kim direkt an den Schädel bekommt. Einen Zug später kriegt er noch das Demonfire ab und muss zum 0:1 zusammenschieben.
“Das mit der Mesa, das war mies”, stellte Tae-Hoan fest. Und da hatte er wohl recht.
Das zweite Match fängt noch relativ aussichtsreich für Kim an, mit einem Elefantentoken kann er den ersten Schaden durchdrücken. Christian legt ihm dann aber nacheinander zwei Lightning Angel hin, gegen die Kim so gar nichts macht, solange ihm nicht das Glare in den Schoss fällt. Beide Engel schauen jede Runde bei ihm vorbei, Kim versucht mit Congegration of the Dawn die Hierarchen zusammen - nur eben einen Zug zu spät, denn nach dem dritten Angriff der Engel hat Christian noch ein weiteres Demonfire für ihn parat.
Christian Sellner gewinnt 2:0 und zieht damit in die Top8 ein.
DIE TOP 8
Nur zur Info: Das eine Mädchen im Feld hat es mit ihren Boros-Engeln nicht ganz in die Top 8 geschafft, da fehlten so mindestens zehn Punkte und der Opponent Score war auch nicht gerade vorzeigbar (Ich weiß, das interessiert hier einige brennend, wie das Mädchen am Ende gegangen ist;-) ). Zu den beiden Dredge-Decks gesellen sich noch je ein Mono Green Aggro, Captain America, eine Panda Connection sowie zwei Gruuldecks. Nico Hesse schaffte es als einziger TarmoRack Spieler (ohne Rack allerdings) aus einem Dutzend in die Top8 - mehr als offensichtlich setzte sich dieses Deck nicht wie erwartet durch.
Decklisten gibt es hier.
Viertelfinale: Joel Ohana vs. Kaan Uyan
Die Nürnberg/Fürth/Erlanger Fraktion präsentierte sich im bisherigen Turnier sehr stark - neben Simon Ritter findet sich auch noch Joel Ohana unter den letzten Acht. Er wird mit seiner Panda Connection ebenso zu den Favoriten gehandelt wie der Marburger Kaan Uyan, dessen Project X das ganze Turnier über gefürchtet war - denn so richtig hatte sich keiner auf so ein Deck eingestellt.
Dementsprechend verbissen ging auch Joel die Sache an. Er verliert den Würfelwurf, und Kaan bringt im zweiten Zug nach Turn 1 Bird einen weiteren Vogel plus Dark Confidant rein, was Joel mit einem eigenen Confidant erwidert.
Saffi kommt bei Kaan ins Spiel, während Joel mit dem Hypnotic Specter aufrüstet. Ärgerlich, dass der mit tollem Fan-Support unterstützte Kaan beim Ziehen vergisst, eine Karte des Dark Confidant dem Gegner zu zeigen und sich ein Warning einfängt. Joel klaut Kaan erst mittels Castigate den Loxodon Warhammer von der Hand, danach raubt der Hypnotic Specter auch noch die Horizon Canopy. Kaan schwimmt in Mana, konnte zuvor noch einen Loxodon Hierarch ins Spiel bringen und mittels Glittering Wish holt er sich das Glare of Subdual, um es direkt auszuspielen. Sowohl für den Elefanten als auch für die Verzauberung hat Joel sich ein Mortify aufgehoben. Kaans Plan B sieht vor, mit einem weiteren Wish das Ghost Council zu holen.
Joel macht mit Specter und einem Soltari Priest weiter Druck, Kaan deckt einen Hierarchen auf, den er noch im selben Zug spielt. Doch Joel drückt seinem Soltari Priest einen Loxodon Warhammer in die Hand und behält damit die Überhand in diesem Spiel. Angesichts der Sinnlosigkeit, das Match fortzuführen, schiebt Kaan zusammen. 1:0 für Joel Ohana.
Kaan beginnt mit einem Castigate und Joel offenbart ihm eine leckere Hand. Den Loxodon Warhammer verliert er zwar, dafür hat er noch zwei Paladin en-Vec parat. Joel dagegen entfernt mit eigener Kasteiung Kaans Wish, als seine beiden Paladine zusammen im Spiel sind stehen sie einem Essence Warden, einer Wall of Roots und einem Loxodon Hierarch gegenüber, welchen Kaan unsinnigerweise in das Duo en-Vec laufen lässt. Seine Saffi stirbt ebenso an einem Paladin, allerdings finden diese keinen Weg an der Mauer vorbei - und durch die Essence Warden kann Kaan sich auf zwischendurch über 30 Leben ausruhen. Eine Graveborn Muse erhöht seinen Carddraw, Joel entfernt mit Stonecloaker Saffi aus Kaans Friedhof, doch so richtig will es nicht für ihn laufen. Nach einem Crime/Punishment sieht es auf Joels Seite ziemlich leer aus, während Kaan noch einen Hierarchen nachlegen kann. Zusammen mit der Muse schweben die bei Joel vorbei und erzwingen das dritte Match.
Die Entscheidung hätte auch spannender ausfallen können. Joel profitiert davon, dass Kaan zwei Mulligan nehmen muss. Turn 2 Soltari Priest, Turn 3 Hypnotic Specter und Turn 4 Calciderm sind eine Ansage, gegen die Kaan nur zwei Wall of Roots und einen Essence Warden setzen kann. Er findet nichts mehr in den darauf folgenden Runden, um diese Bedrohungen loszuwerden, Joel dagegen reicht noch einen Loxodon Warhammer nach. Noch vor dem finalen All-In reicht ihm Kaan die Hand.
Joel Ohana gewinnt 2:1 und zieht ins Halbfinale ein.
Die anderen Partien gingen wie folgt aus:
Julian Ludwig (Gruul) vs. Nico Hesse (TarmoRack) 2:0
Bastian Decker (Dredge) vs. Christian Seltner (Captain America) 2:1
Simon Ritter (Dredge) vs. Bernd Hofmann (MonoG Aggro) 2:0
Halbfinale: Simon Ritter vs. Bastian Decker
Eine Spur Masochismus gehört schon dazu, ein Dredge-Mirror zu covern. Nicht nur, dass es ein endloses Gewurstel ist, die ganzen Ausgrabungen (vulgo als “Dredgen” bekannt) halbwegs vernünftig zu beschreiben, nein, man muss nun noch hinzuschreiben, wessen Troll da liegt, wessen Imp, wessen blaue Wurst gerade für Discard und Dredge-Aktionen hergenommen wird - ihr könnt euch das vorstellen. Andererseits sind beide Halbfinalisten hier sehr locker drauf und haben lustige Sprüche parat. Man merkt, dass es eigentlich nebensächlich ist, wer nach New York fliegt. Mein Geld hätte ich in dem Match allerdings auf Simon Ritter gewettet, machte er doch den bislang souveränsten Eindruck in den JSS Finals.
Simon hat zu Beginn zwei Merfolk Looter am Start und zwischendurch einmal Life From The Loam abgeworfen, welches er sich wieder auf die Hand dredgt. Bastian hält mit einem Greenseeker und einem Magus Of The Bazaar dagegen. Ersterer bringt immerhin ein Bridge From Below und ein Dread Return, letzterer einen Flame-Kin Zealot in den Friedhof. Er legt noch eine Drowned Rusalka, welche direkt mit den anderen beiden Kreaturen die Rückblendkosten für das Dread Return bezahlen. Ein Flame-Kin Zealot und drei Zombietoken schauen bei Simon vorbei, aber das reicht nicht, um ihn zu töten. Kollege Ritter macht es da schon besser. Zwar fehlt ihm der Zealot, dafür aber schaufelt er dank zweier Golgari-Grave Troll endlich etwas Verwertbares in den Friedhof. Eine Narcomöbe ins Spiel, zwei Brücken im Friedhof - mit seinem Dread Return holt er einen dicken Gravetroll und sechs Zombietoken, was schon ein wenig besser aussieht. Da fällt die eine Rusalka bei ihm schon gar nicht mehr auf. Noch während er herumrechnet, sieht Bastian ein, dass es hier nichts mehr zu holen gibt. Simon geht mit 1:0 in Führung.
Beim Sideboarden kommt Simon der lustige Gedanke, was wäre, wenn beide nun eine Leyline of the Void ins Spiel bringen. Das wäre ein völlig verändertes Szenario, in denen sich die Würste gegenseitig verprügeln. Merfolk Looter Beatdown bleibt allerdings ein Traum, denn Bastian muss zwei Mulligan nehmen und kriegt gleich zwei Leylines von Simon hingelegt, ohne selber etwas vorweisen zu können. Obendrein schießt er noch Bastians Magus of the Bazaar und einen Merfolk Looter mittels Darkblast ab, um dann seine Dredge-Action zu starten. Da wissen beide bereits, wie sinnlos es ist, weiterzuspielen, weil Bastian da nichts mehr dagegensetzen kann. Er reicht Simon die Hand und wünscht ihm viel Glück für das Finale.
Simon Ritter gewinnt gegen Bastian Decker 2:0.
Joel Ohana blieb im anderen Halbfinale gegen Julian Ludwig mit 2:0 siegreich und steht damit ebenfalls im Finale.
FINALE der Junior Super Series: Joel Ohana vs. Simon Ritter
Vor den Top 8 malte sich Joel noch ein gutes Match-Up gegen die Dredgedecks aus, allerdings hat Simon bewiesen, auch in etwas kritischeren Situationen den Überblick zu behalten. “Trotzdem” ist da ein Wort, dass man immer bei ihm verwenden muss. Discard vom Gegner und er gewinnt trotzdem, Hate wird auf ihn angesetzt und trotzdem ist das nicht das Problem. Respekt.
Joel gewinnt im Finale vor anderthalb Dutzend Zuschauern den Würfelwurf und entscheidet, dass er anfangen darf, Simon dagegen nimmt zum Einstieg eine neue Hand mit sechs Karten, macht mit einer Drowned Rusalka allerdings den ersten Zug dieses Matchs. Joel legt schon schmunzelnd eine Martyr of Sands hin, während Simon, allein um etwas zum Dredgen zu bekommen, Life From the Loam spielt, ohne auch nur etwas im Friedhof zu haben. Das Loam entfernt Joel gerne mittels Stonecloaker, den er sich gleich wieder zurück auf die Hand holt. Weiter bleibt der Friedhof leer beim Dredgemann. Aber irgendwie wartet Joel zwei Runden lang nur ab, sodass Simon nacheinander drei Stinkweed Imp ins Spiel bringen kann.
Nachdem Joel einen Loxodon Warhammer ins Spiel bringen konnte, war für Simon die Zeit gekommen, zuzuschlagen. Am Ende des Zuges opfert er einen Imp in die Rusalka, und natürlich stürzt sich der Stonecloaker ins Spiel, um diesen aus dem Friedhof zu entfernen. Hätte er besser gewartet, denn Simon wirft mit der Rusalka eine Bridge from Below ab.
In seiner Upkeep dreht Simon auf: er opfert einen weiteren Imp in die Rusalka und bringt einen Zombietoken ins Spiel. Den abgeworfenen Golgari Grave-Troll holt er sich gleich wieder zurück auf die Hand, zwei Narcomoeba gesellen sich zu seinen Crittern hinzu. Eine von ihnen wirft er der Rusalka in den Rachen, wirft einen weiteren Troll ab und kann nun eine zweite Brücke in den Friedhof schaufeln. Sowohl Dread Return als auch ein Flame-Kin Zealot liegen schon in voller Erwartung da, und Simon muss nur noch Rusalka, Imp und die zweite Narcomoeba opfern, um sechs weitere Zombietoken zu bekommen. Mit dem Zealot als Schneewitchen schauen sieben Zombiezwerge für insgesamt 24 Schaden bei Joel vorbei, der ausgetappt war und dessen Martyr nichts mehr gebracht hätte. Damit geht Simon im Finale mit 1:0 in Führung.
Das wurmt Joel natürlich und greift zum Sideboard. Extirpate muss her, das stand fest. Sah man so in seine Deckliste, so vermisste man irgendwie den Graveyard Hate. Keine Leyline, keine Tormod's Crypt, kein Yixlid Jailer oder ein Withered Wretch, welche beide das Spiel gemacht hätten.
Während des Shufflens erwähnt der sympathische Simon beiläufig, dass er in den bisherigen Matches noch keine Partie hat abgeben müssen, was auf seinen Gegner nicht gerade ermutigend wird. Wer seine Matches verfolgt hat merkt aber, dass das auch auf sein Können zurückzuführen ist. Möglichkeiten zum Hate wären reihenweise da gewesen, aber die breite Masse auf der JSS hat sich eher auf Kreaturenduelle eingestellt anstelle auf Combostörung.
Joel beginnt zwar, aber Simon macht dank Gemstone Caverns in seinem ersten Zug mit einem Llanowar Mentor und einer Drowned Rusalka die eindrucksvolleren Aktionen. Gleich im nächsten Zug wirft er seinen Stinkweed Imp auf der Hand ab, gräbt selbigen direkt wieder aus und schaufelt fünf Karten in den Friedhof, darunter ein Dread Return, welches Joel mittels Extirpate mit Stumpf und Stil (und allen Kopien) aus Simons Deck zieht. Er legt eine zweite Rusalka und greift mit der ersten zwischendurch auch mal an.
Joel bringt einen Dark Confidant ins Spiel und gibt seinen Zug ab, und Simon wirft seinen Grave-Troll mittels des Mentors ab, der sofort von Joel mit Extirpate bedacht wird, was ihn nicht weiter stört.
Den Token vom Mentor wirft er in seiner Upkeep der Rusalka in den Rachen, um seinen Imp dredgen zu können, im Drawstep holt er sich dann ein Life from the Loam. So langsam füllt sich sein Friedhof mit etwas Verwertbarem.
Joel deckt mit dem Confidant lediglich ein Castigate auf und zieht vor, in seiner Mainphase den Stonecloaker ins Spiel bouncen zu lassen, um eine Bridge from Below aus Simons Friedhof zu entfernen.
Wieder dran geht Simon zwischendurch mit seinen blauen und grünen Würsten All-In und bringt Joel auf 12 Leben. Mit Life From The Loam holt er sich drei Länder zurück auf die Hand, spielt eine dritte Rusalka und gibt seinen Zug ab. Joel fährt dann sein Ghost-Council of Orzhova auf und hält ein Land offen.
Während des folgenden Herumdredgens (Loam) springen zwei Narcomöben ins Spiel. Er opfert eine Rusalka und Joel reagiert darauf, indem er seinen Confidant in das Ghost Council wirft. Jetzt zeigt sich, wofür Simon sich die Länder mit Life from the Loam geholt hat: ausgestattet mit ausreichend Mana kann er noch ein bisschen mehr opfern bzw. mit den Rusalkas Discarden und Dredgen. Am Ende verwertet er seine weniger guten Kreaturen, kriegt eine zweite Brücke in den Friedhof und steht am Ende mit drei Zombietoken, zwei Rusalkas, zwei Narcomöben und einem Token vom Llanowar Mentor da. Nach einem Angriff steht Joel mit 4 Leben da, als Simon “go” sagt. Wem das zu kompliziert war, kann hier und hierSimon zuschauen.
Joel zieht nichts mehr, was er da noch entgegensetzen könnte, und die Junior Super Series 2007 enden mit Simon Ritter als Sieger.
Als einer der Ersten gratuliere ich ihm, ebenso wie seine Kumpels, welche bis zum Schluss ausgeharrt haben. Ein Flug nach New York plus ein Fat Pack und ein T-Shirt der Größe L sind schon ein Grund zum Feiern. Ingo Muhs himself freut sich, dem strahlenden Gewinner den Preis zu überreichen. Und einen schicken Pokal gab es ebenfalls, der sicher dadurch entwertet wurde, weil ich damit stundenlang herumgepost habe Ein kurzes Interview gab es natürlich auch. Mal auf Klickenklicken.
So gehen also die diesjährigen Junior Super Series zu Ende, mit einem verdienten Gewinner und für mich verhältnismäßig geringen Zahnschmerzen, da habe ich wirklich Schlimmeres erwartet;-)
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