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Casual Warum sexuelle Anspielungen die Einschaltquoten immer positiv beeinflussen von Nestor "Gams" Rodriguez |
26.09.2007 |
“Empires rise and fall, but evil is eternal.”
So, nachdem das gesagt wurde kann die Show endlich beginnen. Im Zuge der heute noch aktuellen Timeshifting Politik von Wizards of the Coast, dachte ich mir… Na ja, den Witz hat mit Sicherheit einer bereits gebracht. Ja, es ist richtig, das “beepen” im Hintergrund sind tatsächlich meine Lebenszeichen. Und zu welchen Anlass wird hier heute geschrieben? Na, wie bei allen MTG-Schreibern: reine Selbstdarstellung gekoppelt mit der Projektion einer freakigen Psyche mit markantem Besserwisserkomplex (hohe Arroganzlevels hierbei sind zwar optional, aber empfehlenswert). Heute, wo alle noch die Ergebnisse der DM verdauen können und wollen und wo die Erinnerung an Hunderte von blutdurstigen Tarmogoyfs in saftiger Begleitung beliebiger bunter Pappe die gefolterte Existenz sozialkompetenter Magier schluckt, kommt ein frischer Artikel über völlig irrelevante Themen, der die Schmerzen der Landung in die Realität des routinelastigen Alltags dämpfen soll.
Wie dem auch sei, an mich kann sich magictechnisch lediglich über die Datenbank von PlanetMTG erinnern. Aus diesem Grund ist wohl eine flüchtige Vorstellung angebracht…
Hi, my name is Peter and I am an addict…
Ich bin auch so ein Gestörter, der in der Lage ist, scheinbar entkoppelte und unübliche Begriffe wie „Deck“, „getappt“, „Bibliothek“, „metagame“ oder „dei fedde Mudda ist ein topdecka“ in einem sinnvoll klingenden Satz zu verknüpfen. Typische Markenzeichen meiner Person sind eine bedingungslose Liebe zur schwarzen Farbe und der überdurchschnittliche Gebrauch der drei Punkte – sprich: „…“ – als geistige und dramatische Trennung zwischen zwei vollständig divergierenden Gedanken.
Was gibt heute auf dem Menü? Ich verspreche einen leicht chaotischen Gang durch den Gemüsegarten, um dann an dem satanischen Sumpf links abbiegend mich den irrelevantesten Formaten in der MTGO-Welt zu widmen. Klingt gut? Dann bleibt dran, denn ich habe mir dieses Mal sogar etwas Mühe gegeben.
Als schnelle Zwischenbemerkung: Ich bin total raus aus dem „Gangsta-Magic-Jargon“, also den gängigsten Ausdrücken, ohne die einem in der umkämpften Turnier-„Szene“ die Kommunikation nahezu unmöglich erscheint. Für die nicht so Initiierten unter euch kann dieser Gangsta-Jargon als der Einfluss eines epileptischen Hip-Hop-Mundgezappels ummantelt von einer knusprigen Schicht „Aggroness“ beschrieben werden, resultierend in einem kräftigen Tritt in die Allerwertesten der Dudenredaktion. Ich weiß, eine nicht so wissenschaftliche Definition, dennoch ziemlich treffend. Es muss sich wohl jeder mit Deutsch oder so was ähnlichem abfinden. Und somit kommen wir auch gleich nach einer kleinen Warnung, um die Stimmung richtig einzupendeln, zur ofenfrischen Vorspeise…
*Disclaimer*
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*Disclaimer, mit freundlicher Unterstützung von Eminems Homepage*
Magicthesen für Anfänger…
Es gibt viele Formen und Wege, Magicspieler zu charakterisieren. Wizards of the Coast hat über zahlreiche Artikel von Mark “MaRo” Rosewater bei „Making Magic“ auf MagicTheGathering.comreichlich darüber geschrieben, wie die Hersteller des Spiels aus einer Marketingperspektive bezüglich Spielerklassifikation denken. Ziel dieser Spielermodelle ist eine genauere zielgruppenspezifische Kundensegmentierung zu beschreiben und Diese in der Entwicklung des Spiels zu berücksichtigen, um das Endergebnis neuer Produkte für alle Spieler zu verbessern. Vielleicht sind manche dadurch bereits mit Timmy, Johnny, Spike, Vorthos und Melvin vertraut. Wenn ich später Zeit habe, bespreche ich im weiteren Verlauf dieses Artikels die selbstgestrickte, für den deutschen Markt angepasste Version dieser Spielerprofile:
Timmy – Franz
Johny – Thomas
Spike – Maxi
Vorthos – Waldemar (nein, nicht der Bösewicht von Harry Potter, sondern aus dem Altdeutsch stammend “walt” = walten, herrschen und “mar” = berühmt)
Melvin – Horst oder Horscht, je nachdem wo man sich in Deutschland befindet.
Das Problem mit der Einteilung von Wizards ist, das sie nur Marketingzwecken dient. Der Ansatz, der hier kurz präsentiert wird, geht von den verschiedenen philosophischen Stoßrichtungen aus, die sich meiner Erfahrung nach ummittelbar für Magicspieler ergeben, vor allem innerhalb eines konkurrenzbetonten Milieus, zum Beispiel auf PTQ-Level:
1. Der Decknerd. Diese erste Art von Spieler glaubt an Deckbau als die einzig wahre Disziplin. Die bauen nicht nur selber gerne Decks für Turniere, sondern auch im Bus, auf der Toilette, in ihrer Freizeit, auf der Arbeit, im Traum, unter Wasser… Diese Individuen sitzen beispielsweise mitten in einer wichtigen Klausur und versuchen parallel dazu, die neue Liste mit den vier frisch eingetauschten japanischen Foil-Tarmogoyfs auf die nötigen 60 Karten zu bringen. Der spielerische Gedanke ist dabei: selbst mit einem amputierten Hirn, besoffen oder mit einer Knarre im Nacken wird mein Deck schon irgendwie gewinnen. „Ich habe mein Deck entworfen, zusammengestellt, getestet, geblutet, und es ist sooo gut…“ etc.
In anderen Worten, die Suche nach dem perfekten Deck ist die echte Motivation hinter dem Spiel und auch der Grund, warum man nach einer 900 Kilometer langen knochenbrechenden Autofahrt und einer Übernachtung in einer schmierigen Jugendherberge eines versifften Landes sich in einen Raum mit 500 gleichgeselligen Männern einsperren lässt, um den ganzen Tag vom aufdringlichen “Eau de Schweiß” berauscht zu werden. Die Hoffnung hinter diesem Trieb ist, die Früchte der wohlverdienten Arbeit erfolgreich mit entsprechenden Turnierergebnissen zu ernten. Am besten selbstgemacht, am liebsten gegen lauter „Netdecker“. Diese Menschen sind die, die sich an fehlerhafte Spielzüge nach einem beliebigen Spiel zwar nicht erinnern können, aber die Überprüfung der exakten Verhältnisse bezüglich Kartenanzahl und Manabasis angepasst auf dem Spielverlauf mit mathematischer Genauigkeit durchführen können. Hinzu kommt noch, dass nach einem Turnier diese Leute es nicht abwarten können, schnellstens heim zu fahren, um die drei total abgestaubten Beta Circle of Protection: Red unter dem Ikea-Regal zu finden, um beim nächsten Turnier einen deutlich überlegenden Sideboardplan zu haben.
2. Der Spielnerd. Bei dieser Art von Spieler steht die spielerische Kunst im Vordergrund. Wie das Deck aussieht, ist eigentlich egal, „das spielerische Können wird mich stets retten“ (so die Überlegung). In dem Fall wird Exzellenz beim Spielen als die oberste und ultimative Disziplin gesehen. Somit entsteht die Suche nach dem perfekten Spielzug. Spiele und Turniere werden immer wieder im Kopf durchgegangen und mit anderen Spielern diskutiert, um den minimalsten denkbaren Fehler und jede Fehleinschätzung im Spielplan zu identifizieren und konsequent zu beseitigen. Ein kurioser Nebeneffekt, den diese Spielerart genießt, ist dieses „Vor einem PTQ random Deck geschnappt… – Metagame, Gegner, Wetter, Laune, Kleidung, Anzahl der Runden, Freundin, Sideboardkarten etc. egal… – zock zock… und Slot geholt!“ Decknerds sind logischerweise meistens ziemlich angepisst, wenn ein Spielnerd mal wieder einen solchen Stunt hinlegt.
„Sein Deck war scheiße, sein Sideboard miserabel gebaut, frisiert hat er sich bestimmt auch aber er hat mich einfach weggetopdeckt… wie lucky ist der Typ überhaupt!“ sind die Kommentare, die auf einem Turnier gegebenenfalls zu hören sind. Der Spielnerd kann dabei nur müde grinsen und denken: „Jaja, deine Mudda hatte auch nur Glück, so hässlich wie die ist…“ Komisch, dass die sogenannten Pros, wenn sie in einer Top-8-Coverage nach ihrer Vorbereitung gefragt werden, hin und wieder so was sagen wie “gar keine, oder einen Draft fünf Minuten vor Turnierbeginn…” Eine Denkminute für alle lesenden Decknerds, bitte.
*Merke: Die Wahl von „Nerd“ als Begriff ist dadurch bedingt, dass „Geek“, „Freak“, „Model“ und „Hip-Hip-Hoppa“ seit den letzten Wochen ausgelutscht sind. Selbstverständlich sind diese teilweise austauschbar.*
Diese beiden Spielertypen stellen natürlich nur die Extreme dar. Dazwischen gibt es jede Menge Graustufen, und sogar Typen, die gleichzeitig sowohl als auch hinkriegen (so genannte Ultimativemagicnerds, schnell erkennbar sogar aus 200 Meter Entfernung). Für den Zweck meiner Argumentation sind lediglich die beiden vorgestellten Spielertypen relevant. Alternative Typen mit weiteren Motivationen, wie beispielsweise die so genannte Sumpfnerds – die glauben, solange Sümpfe im Deck sind, ist der Sieg praktisch unvermeidlich – werden bei Bedarf zu einen anderen Zeitpunkt, und am besten im Rahmen eines weiteren Artikels vorgestellt. Warum ich das ganze hier erzähle, kommt gleich. Es gibt tatsächlich in diesem Text einen roten Faden! Nur so als zusätzlichen Hinweis zu meiner Vorstellung: Ich gehöre von der Ausrichtung tendenziell zu den Decknerds – der starke Einfluss des Sumpfnerdtyps macht sich bei vor allem im Limited bemerkbar.
In der heutigen Zeit sind die Spieler der ersten Gruppe (Decknerds) durch den enormen Informationsfluss quasi am Aussterben. Ihr Metier ist schwerpunktmäßig eher in das Abwandeln von vorgefertigten Netdecks mit ein paar persönlichen Einflüssen übergegangen. Die perfekte Analogie in dem Fall sind hungrige Studis, die sich nur die Pizza Margarita aus dem Aldi in dem Ofen downloaden, um diese dann mit der guten Lidl-Wurst zu verfeinern. Am Ende schmeckt das Ding trotzdem nur nach Discount. Was können also hardcore Decknerds in der heutigen Zeit anstellen, damit die Gedanken weiterhin ins Nirwana abdriften können? Man sucht sich völlig irrelevante Formate, die weitgehend vom Mainstreamradar unentdeckt sind, und versucht dort in aller Ruhe was zu erschaffen beziehungsweise zu tunnen, bis die inneren Stimmen endlich aufhören, ständig dazwischen zu schreien.
Für den weiteren Verlauf dieses Artikels wird die Anzahl der verwendeten Adjektive im Vergleich zu den ersten Seiten stark runter gefahren, um die Gefahr, in einer tautologischen Falle zu landen, zu beschränken.
Die obligatorische Vorgeschichte…
Nachdem ich feststellen musste, dass mir die Zeit zum „richtigen“ Magicspielen fehlen würde, habe ich als alter Süchtling meinen MTGO-Account etwas ausgebaut. Ist doch logisch, oder? Die Problematik besteht darin, dass als arbeitendes und relativ respektables Mietglied des Sozialstaats eine vollständige Accountausschöpfung – im Gegensatz zu den Hartz-IV-Männers, die Tag und Nacht, quasi 24/7, in den 4-3-2-2s rumhängen und in der Zwischenzeit wie ein Marktschreier im Auctionkanal moderieren – nicht möglich ist. Gelegentlich, auf Geschäftsreise, ist das Einschleichen in fremde Wifis zum MTGO-Zock-Mißbrauch schon drin, aber viel mehr auch nicht. Zusätzlich nervt es einfach, ständig Standard, Extended und Block hinterher zu jagen und dabei 20 Tix für überbewertete Modekarten auszugeben. Aus diesem Grund hat sich mein Ansatz auf relativ konservative und klassischere Formate beschränkt (die meisten älteren Karten hatte ich eh schon vom Draften oder Betteln zur Studizeit).
Von der Vorgehensweise habe ich mich in bekannten Verhaltensmustern bewegt. Wie es immer so ist, wenn Battle of Wits in einem Format erlaubt ist, war rucki zucki das erste 242-Karten-Deck (die magische Zahl) gebaut. Nachdem ich feststellen musste, dass es bei MTGO viel zu leicht ist, unter normalen „Casual“-Bedingungen mit BoW zu töten (der Shuffler macht's möglich), spürte ich den Drang in mir, die gesamte Aufgabe etwas anspruchvoller und künstlerisch aufregender zu gestalten. Welcome to online Singleton!
Die große Versuchung am Anfang war, die Decks zu spielen, die im realen Leben einfach unpraktisch oder ungemütlich sind. Als Kartenminimum für unsere Singleton-Aktivitäten habe ich 600 gewählt und bin teilweise bis zum vom MTGO zulässigen Maximum gegangen. Um die Leserschaft nicht zu sehr mit Einzelheiten zu langweilen, hat diese Reise mich irgendwann zum Prismatic Singleton-Format gebracht (mit 500+ Karten versteht sich). Dadurch, dass die Leute im Casual-MTGO-Raum nur mit hochgetunten Decks mit gerade mal 250 Karten angetanzt sind, habe ich auch damit begonnen, meine Deckgröße stetig zu reduzieren und irgendwann sogar gleich dem regulären 60-Karten-Singleton eine Chance gegeben. Es ist fast rekordverdächtig für meine Verhältnisse: Ich habe tatsächlich nur vier Seiten gebraucht, um über mein eigentliches Artikelthema zu sprechen. Nachdem wir jetzt gemeinsam diese Kurve bekommen haben, fahren wir weiter volle Pulle Richtung 60-Karten-Singleton-Format.
Singleton, die große Gier und ich…
Mit der Generation MTGO hat das Netdecking eine neue Dimension erreicht. Es gibt sicherlich viele kontroverse und unterschiedliche Sichten, was MTGO betrifft. Ich bin nur froh, nie wieder durch Tonnen von Magicboxen und Ordnern nach der vierten Kopie des Spitting Slugs suchen zu müssen. Dennoch, für die klassischen Decknerds geht vieles an Spannung und Interesse verloren, wenn die Herausforderung nicht mehr darin besteht, die besten Karten, Kombinationen oder Decks zu finden. Unter diesem Hintergrund, bietet MTGO Singleton eine Art Zuflucht, da dieses Format weitegehend nicht so den Mainstream erkundet ist. Es gibt zwar ein paar „Singleton-Profis“ und der Frank Karsten berichtet hin und wieder in seiner Kolumne [die es jetzt nicht mehr gibt –H.] über neue Entwicklungen, aber mehr als zu sagen, als dass R/G und B/U die dominierenden Archetypen sind, tut er auch wieder nicht. In Deutschland haben wir durch die relativ lange Highlander-Tradition, die sich auch heute für Deckgrößen über 100 fortsetzt, ziemlich viel Erfahrung, was Deckbauen und Kartenbewertung betrifft. Jedenfalls ist der Kartenpool auf MTGO leicht anders als der des RL Highlander, und somit bestehend genügend interessante Merkmale, die ich nach bestem Wissen in diesem Artikel behandeln werde. Die Masters Edition wird in den kommenden Wochen diese große Lücke teilweise schließen.
Und was qualifiziert mich als Singleton Berichterstatter? Rund 700 MTGO Spiele in diesem 60-Karten-Format und jede Menge Erfahrung im Casual Bereich. Zugegeben habe ich nie – mangels Zeit – an einem Singleton Premier Event teilgenommen, aber die vielen Spiele haben mir einen recht guten Eindruck verschafft, was so los ist. Des Weiteren beschäftige ich mich seit einer Weile mit diesem Online-Format und schaue stets auf die Ergebnisse der größeren Events. Die Testumgebung für dieses Singleton-Format sind hauptsächlich der Casual-Room und eigene Kontakten. Vom Prinzip her, vor allem im Casual-Room, gibt es unter der Online-Singleton-Spielergemeinde drei verschiedene Typen mit jeweils entsprechenden Deckvorlieben. Für eine genauere Charakterisierung sieht die Auflistung sieht in dem Fall wie folgt aus:
Mr. Tight mit Familienname Ass: Diese Singletonbegeisterten zocken in der Regel U/x, “good stuff”-Decks oder “Ich-muss-dir-unbedingt-mein-Foil-Deed-zeigen.dec”. Unter den U/x-Spielern wird die allgemeine Philosophie verfolgt: Alles was der Gegner versucht zu spielen soll gekontert werden. Ja, selbst auf die Fetchlandaktivation wird mit Stifle geantwortet. Nichts darf resolven! Praktisch als Sport. Ob's Sinn macht oder nicht, sei dahin gestellt. Die “good stuff” Decks sind meistens B/W/G in der Basis mit verschiedenen Splashes, ähnlich wie die alten Junk-Decks der Pro Tour, noch bevor die meisten von uns geboren waren. Dabei macht sich eine Vorliebe für Invasion- und Ravnica-Karten deutlich bemerkbar. Der dritte Decktyp, der von dieser Gruppe verwendet wird, ist meiner Ansicht nach ziemlich selbst erklärend. Es handelt sich oft sich um Prismatic-Spieler, die sich ihre Zeit mit etwas Singleton vertreiben.
Unter den U/x Decks sind die üblichsten Kombinationen die mit Schwarz, als recht verbreiteter Archetyp, oder mit W/G, mit entsprechenden Hatekarten gegen die U/B-Decks. Als ich diese Zeilen schreibe, habe ich gerade ein Spiel gegen ein ehrenhaftes Mitglied dieser Spielergruppe nach zwei Stunden beendet. Gegen sein U/W/R Deck (auch recht verbreitet) habe ich beim best of zwei ganze fünf Spiele und eine Menge Geduld gebraucht (diverse Earthquake-Effekte haben einen Unentschieden forciert). Glücklicherweise war dieser Mann etwas langsam mit den Zügen, so dass die Geschwindigkeit der Erstellung dieses Dokuments keinerlei beeinträchtigt wurde. Alles in allem finden wir eine amüsante Truppe, dennoch sei es dahin gestellt, ob immer Bedarf besteht, sich durch die dicke Gegenzaubermauer durchzuzwingen.
Joe Casual: Diese Jungs, meistens freakige Amis – ich denke, jeder kann sich die bildlich vorstellen, sonst einfach bei den Top-8-Profilen der US-Nationals vorbeischauen – die sich ein Themedeck vornehmen und das auf eine mal solidere, mal wackeligere Singleton-Basis übertragen. Typische Beispiele dafür sind Zombiedecks, monogrüne Decks oder ein witziges Orzhov. Zusammenfassend sind die von Joe Casual verwendeten Decks mit einer bestimmten Idee gebaut, meinstens als abgetunte Singleton-Versionen von populären Casual-Archetypen. Öfter werden von Joe Casual Spiele mit einer Begrenzung der zu verwendeten Strategien angeboten (keine Land-Zerstörer, keine Counter, kein Discard… fragt sich, was da noch zu spielen ist), zur großen Begeisterung der involvierten Mr. Tights. Dieser Effekt der Einschränkung ist sowieso auf MTGO weit verbreitet. Ich habe schon immer vermutet, dass es an einer geringeren Frustrationsgrenze liegt, warum sich solche Leute gegen übliche Strategien abschirmen wollen. Witze oder ähnliches bringen an dieser Stelle nichts, denn es handelt sich um eine seriöse Störung, die unbedingt von einem Spezialisten beziehungsweise einem Arzt behandelt werden sollte.
Jimmy Budget: Das sind die wirklich absolut casual 83-Karten-Aberrationen mit den üblichen extra Draft-Commons (das berühmte Pauper Singleton) oder verrückte Kombos basierend auf Craprares, die bei den Bots zu dritt für ein Ticket zu bekommen sind. Jimmy ist meistens sehr gut drauf, bringt aber für Testzwecke so gut wie gar nichts. In dem Fall ist besser, immer ein dickes fettes voll-casual Deck parat zu haben, anstatt sich darüber aufzuregen, dass solche Decks gespielt werden.
Von der Menge her sind die Mr. Tights deutlich am häufigsten vertreten. Das Verhältnis ist nach meiner Erfahrung etwa 70:20:10. Die Mr. Tights sind, sofern ich das beurteilen kann, auch ziemlich aktiv in den Premier Events und offenbaren sich üblicherweise als Voyeure bei anderen laufenden Singleton-Spielen, um Karten und Tech auszuspionieren. Oft sind diese Singleton-Spiele für die Mr. Tights nur eine Nebenbeschäftigung bis, das gute Prismatic Singleton oder Classic-Spiel im Casual-Room los gehen kann.
Das Format in der richtigen Form…
*Dieser Artikel beschäftigt sich ausschließlich mit dem Online-Singleton-Format, für die, die erst hier einschalten.*
Das online Singleton-Format kann als eine eigenständige Einheit betrachtet werden. Es gibt zwar Parallelen zum Pro Player Highlander-Format, aber bedingt durch den Kartenpool und die geringere maximale Deckgröße sind deutliche Unterschiede zu vermerken. Die 60 Karten erlauben schon relativ konsistente Strategien, inklusive solche, die auf einer einzelnen Wincondition basieren, sofern alle andere Elemente im Deck wie ein eingespieltes Team zusammen wirken. Die Kartenbewertungen im Singleton sind dennoch durchaus vergleichbar mit anderen Highlander-Formaten. Flexible und billige Sprüche setzen den Rhythmus beim Deckbau und im Spiel. Trotz der Begrenzung auf nur eine Kopie sind sehr konsistente Funktionen innerhalb spezifischer Strategien erzielbar, bedingt durch die hohe Redundanz in Funktionalität von Block zu Block in Magic und den inzwischen vergleichsweise großen Pool in der Online-Welt.
Beispielsweise gibt es eine Vielzahl von überzeugenden Sprüchen, die Manabeschleunigung, Spot-Removal, Gegenzauberung, Massive Vernichtung, Handvernichtung oder Landzerstörung anbieten. Meiner Meinung nach ist genau dies der Knackpunkt, warum dieses Format so attraktiv wirkt. Es ist nicht so eintönig wie normales Constructed, und trotzdem muss man nicht mit einer total untermotorisierten Kiste rumgurken. Zusätzlich gibt es bei Singleton einen extra Leckerbissen, und das ist nämlich der Preis, der logischerweise günstiger sein muss als die Vierer-Formate. Zwar gehören viele der „guten“ Karten zur Online-Elite, aber verglichen mit Prismatic oder Classic macht die Beschränkung auf eine Karte die Investition viel vertretbarer. Dadurch sind die Hürden für neue Spieler relativ niedrig, und das Dranbleiben am Format fällt leichter als zum Beispiel in Standard oder Extended. Nach meiner Erfahrung vernachlässigen übrigens viele Spieler die Sideboard-Komponente beim Singleton-Deckbau. Es ist schon richtig, dass nur eine Karte von 60 verhältnismäßig begrenzt erscheint, aber wenn die Schwächen des eigenen Decks bekannt sind, kann schon sehr effizient gegen zwei oder drei konkrete Archetypen gesideboardet werden.
Ohne den Anspruch, hier einen extrem theoretischen Artikel liefern zu wollen, denke ich, dass es durchaus angebracht ist, eine praxisnahe Beschreibung der Möglichkeiten des Formats zu geben. Weitere Erläuterungen sind mit Beispieldecks und typischen Strategien zu liefern, mit besonderer Rücksicht auf kranke Kreationen, die zu meinen Anfängen entstanden sind. Meine Vorgehensweise liefert eine Beschreibung, wie meine ersten „besseren“ 60-Karten-Singleton-Decks gebaut worden sind, und warum manche Kartenwahl von mir getroffen worden wurde. Die eine oder andere random Bemerkung gibt's quasi umsonst noch dazu.
Die Decks mit einem hohen Freakheitsfaktor…
Als Einführung beginne ich wie angekündigt mit meinen ersten Schritten in der etwas seriöseren online Singletonwelt. Ich habe zu der jüngsten Stormkombo-Zeit in Standard zahlreiche Spiele mit einer saftigen „Perilous Storm“-Liste verbracht. Meine damalige Version hatte ein Überraschungs-Sideboard und konnte zum Dragonstorm-Kombo-Deck mutieren, um einige schwierige Matchups zu verbessern. Daher kam sowohl die Inspiration als auch die Philosophie, etwas Vergleichbares in Singleton auszuprobieren. Die prinzipielle Strategie des Decks bleibt erhalten: Möglichst viele Sprüche im gleichen Zug spielen, um dann mit einer Storm-Wincondition zu gewinnen. Hierbei, wie auch im Standard oder anderen Formaten, ist die „kritischen Masse“ entscheidend, ob tatsächlich die Kombo gelingen wird oder nicht. Die wesentlichen Stormsprüche (also die Winconditions) sind im momentanen Kartenpool verteilt durch die U/B/R Farben. Dabei sind einmalige Manabeschleuniger wie Dark Ritual oder Seething Song passenderweise auch in schwarz und rot zu finden. Gerade diese Beschleuniger stellen die größte Herausforderung bei der Erstellung einer einigermaßen vernünftigen Deckliste mit einem Storm-Thema. Denn über die Jahre sind verhältnismäßig wenige gute Manabeschleuniger als Spruch gedruckt worden sind, weil sie unter der Last vom ultra-starken Dark Ritual leiden müssten.
Meine erste Wahl für dieses konkrete Deck waren die vier “no-brainer”: Dark Ritual, Cabal Ritual, Seething Song, Lotus Bloom, dazu die etwas suboptimale Klobigkeit: Grinning Ignus, Desperate Ritual und Mana Seism.
Mana Seism vor allem verlangt bei der Nutzung nach enormen und dicken Eiern, denn einmal gespielt gibt es gar kein Zurück mehr. Nie. Niemals. Never. Nunca. Ich als alter Spanier und begeisterter Sumpfeiferer bin durchaus mit einer kamikazeartigen Existenz vertraut und zucke dabei genau so wenig wie vor zehn Jahren, als ich mit drei Kaervek's Spite in meinem BaWü-Meisterschaftsdeck Dominaria unsicher gemacht hab. Ahhh, die kleine, aber feine Voodoopuppe… good times, good times… Genießen wir als kleines Memento von damals hier die Worte der Weisheit vom ultimativen Kamikazespruch, vom Meister persönlich:
"The end justifies the means. What do I care if I rule over the dead rather than over the living? The dead ask fewer questions." –Kaervek
Nach diesem kurzen Exkurs zu Manabeschleunigung kommen wir zum zweiten spannenden Thema des Decks, dem Manafixing. Von den Kosten her sind in diesem Deck nicht nur die drei Farben in einfacher Form vorhanden, sondern auch einige doppelte Kosten, die leicht problematisch sein können. Parallel zu den vielen Multiländern gibt es die noch schönere Fixing-Möglichkeiten von Chromatic Sphere, Chromatic Star, Darkwater Egg und Terrarion. Davon ist Terrarion die mit Abstand schwächste Karte, da sie zum Zeitpunkt der Kombo nicht eingesetzt werden kann, wenn sie nicht vorher im Spiel war. Die Fixer erfüllen mehrere wichtige Funktionen in dem Deck. Zum einem machen sie die notwendigen Farbkombination besser verfügbar – auch vor dem Hintergrund von horrenden Mengen an farblosen Mana durch Mana Seism – und zum anderen erhöhen sie den Storm-Trigger durch ihre billigen Spruchkosten. Die Tatsache, dass diese Elemente sich selbst ersetzen, hilft natürlich auch, um die vorher erwähnte kritische Masse zu erreichen. Manchmal reicht es sogar, mit einem Sensei's Divining Top und den Manafixern den Stormtrigger mit geringem Aufwand und wenig Manakosten um vier zu erhöhen.
Das Herz dieses Decks besteht aber aus zwei Artefakten: Helm of Awakening und Doubling Cube. Diese beiden Karten sind so friiiisch und wichtig für den Komboverlauf, dass sie alleine den Sculpting Steel-Slot rechtfertigen. Von den beiden ist aber der Helm – zwecks Kombo – die deutlich bessere und bedeutendere Karte. Klar, die Sprüche vom Gegner werden auch billig, aber die vorher genannten Manafixer und Manabeschleunigungssprüche werden richtig gut, wenn diese Karte im Spiel ist. Dazu kommt noch die Möglichkeit, einen beliebig hohen Stormtrigger mit Grinning Ignus oder Sensei's Divining Top zu schaffen (besonders in Kombination mit Future Sight). Gelegentlich kann nur mit einem Helm, einem Top und etwas Manafixing richtig schnell sehr große Empty the Warrens (um die 14 Tokens) schaffen.
Diese Token sind natürlich im Singletonformat noch gefährlicher, weil die Massenvernichtungswaffen deutlich weiter gestreut sein werden als im üblichen Constructed, falls im gegnerischen Deck vorhanden. Die schnelle Clock und die Schwierigkeit, eine korrekte Antwort zu topdecken, versetzen den Gegner in eine sehr unbequeme Situation. Der Doubling Cube, als Sternchen des Decks, glänzt vor allem durch Mana aus frisch gespielten Beschleunigungssprüchen, bevor die teureren Winconditions kommen. Die genaue Deckliste meiner ersten Konstruktion sieht wie folgt aus:
Deckliste Storm
Die meisten weiteren Slots sind relativ selbsterklärend: Kartenzieher, Tutoren und etwas Utility. Generell gewinnt das Deck üblicherweise über einen recht großen und schnellen Stormspruch, über ein dickeres Mind's Desire oder mit einem Future Sight im Spiel. Geschwindigkeitsmäßig ist das Deck in sechs bis sieben Züge in der Lage, relativ zielsicher zu gewinnen. Dabei hat es den Vorteil, dass Controldecks mit einer ausgeprägten Blaukomponente nicht in der Lage sind, die Storm-Winconditions zu stoppen. Problematischer sind die Aggro-Control-Decks, die schnelle Clocks spielen und dann Schlüsselsprüche kontern oder verzögern. Meistens geht der Sieg mit diesem Deck über einen guten Kartenzieher, und die kosten alle vier Mana, so dass ohne größere Landbeschleunigung eine natürliche Bremse für das Deck besteht.
Für das Sideboard gibt es zwei mögliche Varianten: ein Werkzeugsideboard mit den entsprechenden Wishes im Hauptdeck (Burning und Death Wish bieten sich an) oder ein „transformational“ Sideboard. Ich habe mich in dem Fall für die zweite Variante entschieden, da es sich um ein spaßiges Deck handelt. Das Prinzip ist, einfach die Manabeschleunigung zu nutzen, um schnell ein Monsterchen ins Spiel zu bringen. Die restliche Engine des Decks verwandelt das ganze dann in eine Art Fattycontroldeck. Diese Sideboardvariante wird gegen all die Decks eingesetzt, die schneller sind. Dabei kann es sich um flotte Kreaturen handeln oder Decks, die eine Kombination aus Kreaturen und „Störungen“ (Hand, Permanents, Counterns…) unterschiedlicher Art auf den Tisch bringen, die den Stormplan beinträchtigen.
Der Gesamteindruck vom Deck ist eine recht spaßige und etwas „Out-of-the-box“-Maschine. Das Krasse ist, dass die Maschine nicht zu stoppen ist, wenn der Zeitpunkt tatsächlich kommt und die kritische Masse erreicht wird. Da sind schon Stormcounts von 25 keine Ausnahme! Ich sollte an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich dieses Deck nicht zu sehr getuned habe. Meine erste Liste war ziemlich ähnlich wie die hier vorgestellte. Es bleibt für mich als eins der lustigeren und interessanteren Kombodecks eine coole Möglichkeit, blaue Mr. Tights zu ärgern, die im Casual-Room hin und wieder unterwegs sind. Im späteren Teil dieses Artikels werde ich eine U/G-Kombo Liste vorstellen, an der ich viel länger und intensiver gearbeitet habe und die meiner Meinung nach das bessere Kombodeck ist. Die weiteren Decks aus dieser Sektion werden nicht ganz so ausführlich besprochen, um weiterhin einen zweiteiligen Artikel anzupeilen. [Der zweite Teil kommt noch. Das hier ist immer noch Teil 1. –H.]
Und ohne jegliche Überleitung komme ich gleich zu meinem zweiten Versuch im 60er-Singleton-Format. Grobe Inspiration dafür habe ich vom Peter Adams bekommen, der sich in jedem denkbaren Format ein Reanimatordeck bauen kann. Zeitlich ist diese Liste in etwa zum gleichen Zeitpunkt wie das Storm-Kombo-Deck entstanden:
Deckliste Reanimator/Dredge
Dieses Deck übernimmt teilweise Elemente aus der Bridge-Kombo-Liste, die erst mit Future Sight im Standard aufgetaucht ist. Diese Kombo fand ich natürlich sofort sehr spannend, so dass ich etwas Vergleichbares auf Singleton übertragen wollte. Witzigerweise musste ich im Laufe der Testreihe nach der ersten Version feststellen, dass die Bridge mit nur einer Kopie einfach zu begrenzt ist und meistens nur eine tote Karte darstellt. Nach und nach ist der Fokus des Decks in Richtung Toolbox-Reanimator gerückt, mit einer starken Dredge-Komponente, um das Friedhof effizient zu füllen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie man dieses Deck implementieren kann, je nach philosophischer Ausrichtung. Ich habe bereits Singleton Dredge-Varianten gesehen, deren Hauptstrategie ein Llurghoyf-Kill mit mehreren wiederkehrenden Kreaturen ist (unter anderem Genesis). In dem Fall ist das Deck hauptsächlich U/G/B mit Brawn, um den Sieg mit einem riesigen Monster zu sichern.
Die Variante, die ich hier aufgelistet habe, ist richtig straightforward. Es werden Karten gezogen und viel gedredgt, bis ein Reanimationsspruch das Spiel recht schnell entscheidet. In vier Zügen ist das Spiel für eine der beiden beteiligten Seiten vorbei. Dadurch, dass in Singleton die Antworten relativ breit durch die Decks gestreut sind, ist es nahezu unmöglich, sich von einem schnellen Titan oder einer Akroma zu erholen. Durch die schnelle Abwicklung ist das Deck für ein paar schnelle Spiele zwischendurch prädestiniert. Schwierigkeiten hat dieses Deck vor allem mit “good stuff”-Kontrolldecks. Die haben nicht nur mehrere Möglichkeiten, ein fettes Schwein zu handlen, sondern können auch mit Gegenzauber die Reanimationsmagie ausbremsen.
Nichtsdestotrotz gibt es einige Outs, die dieses Deck gegen einem solchen Gegner nutzen kann. Ein wiederkehrender Troll, zwei oder drei Reanimationssprüche innerhalb eines Zuges, ein mittels Necromancy als Instant reanimierter Titan oder ein mit Golgari Thug zurückgeholter „Pete“ (Doomed Necromancer) sind exzellente Waffen, um gegen die Kontermauer mithalten zu können. Im jetzigen Zustand befindet sich das Deck nicht im maximalen Tuningzustand, weil die meisten Spieler im Casual-Room gegen diese Strategie ungern antreten. Und das, obwohl es meiner Meinung nach im Vergleich mit Hand- oder Landvernichtung die Reanimationsstrategie relativ harmlos ist. Es scheint Singleton-Spieler einfach aufzuregen, wenn ein Spiel weniger als fünf Minuten dauert. Dabei werden so ziemlich alle Singletondecks mit einem Beatdownplan als Hauptstrategie hoffnungslos vom Deck gefruchtet, wenn eine dicke Kuh wie Phantom Nishoba jede Runde vorbeischaut.
Der Mangel eines Sideboard ist durch das oben genannte mangelnde Tuning zu erklären. Ich denke aber, dass mittels ein paar Wishes im Hauptdeck (rot und blau und vielleicht sogar grün) und die entsprechenden Ziele im Sideboard die meisten Matchups noch besser aussehen. Die restlichen Slots im Sideboard können unbesorgt Karten gegen Konterdecks gewidmet werden. In der Regel ist es aber so, dass ich als fauler Spieler mit diesem Deck die Anzahl der zockbaren Spiele in kürzester Zeit maximieren möchte, so dass mir die Sideboardzeit schlicht zu schade ist.
Weitere Kommentare zu dieser Dredge-Variante sind meiner Ansicht nach nicht notwendig. Ich kann nur empfehlen, dieses oder ein vergleichbares Deck zu bauen und zock, zock, zock bis Kopp' geschock' oder alles verbock'.
Wenn es bei Singleton um eine richtige Casual-Idee beziehungsweise Strategie geht, dann bietet sich für mich nur eine echte Deckvariante: die Sliverz! Die Brut ist nicht nur cool, sondern auch harmlos für gegnerische Spieler, weil sie keine ernsthafte Bedrohung durch dieses Deck spüren. Schnell die Deckliste gezeigt:
Deckliste Sliverz!
Dieses Sliverdeck ist für die Meisten recht nachvollziehbar. Es sieht zwar wie eine Anhäufung aller im MTGO erlaubten Slivers, aber… naja, vielleicht habt ihr da sogar recht… aber macht Spaß… was soll ich sagen… Das Schwierigste bei diesem Deck war, die Manabasis hinzukriegen. In der ursprünglichen Version habe ich quasi nur Duals und Fetchländer gehabt. Die Schmerzen waren aber dabei so groß, dass eher vom Kamikaze-Deck die Rede sein musste. Die Manabasis dieser Version ist wahrscheinlich immer noch nicht optimal, aber für einen Casual-Deck mehr als ausreichend. Ohne Crystaline und Winged Sliver ist das Sliverdeck im Singleton eh nicht turnierfähig. Diese beiden Eigenschaften sind einfach zu wichtig für das Sliverkollektiv. Des Weiteren wäre ein extra Muscle Sliver gar nicht mal so blöd, um die Konkurrenzfähigkeit zu steigern.
Innerhalb der Sliverbasis dieses Decks gibt es mehrere kritische Individuen, die an dieser Stelle hervorgehoben werden sollten: Frenetic Sliver, Root Sliver und Quick Sliver.
Der Erste könnte in der Onlinewelt als Mr. Amazing Spiderman gekennzeichnet werden. Warum? Sagen wir es mal so: Alle, die regelmäßig MTGO spielen, wissen, dass die Random-Funktion nicht ganz zufällig ist. Mein Rekord beim erfolgreichen Rausphasen vom Amazing Spiderman liegt inzwischen bei acht Mal in Folge innerhalb eines Spiels. Ja, dieser Spinnensinn… Das ist für den anderen Spieler so extrem ätzend, dass bereits nach drei oder vier Malen eine Anmerkung zu meiner in diesem Zusammenhang völlig unschuldigen Mutter kommt, gefolgt von einem männlichen Disconnect. Als kleiner Insidertipp: Wenn in MTGO nach der Münze gefragt wird, sollte die erste Wahl ein „Ja“ sein. Root und Quick Sliver passen als Tandem so gut zueinander wie Faust und Auge, Necro und Potenz, Model und Freak oder Sumpf und Dark Ritual. Eine starke Synergie, die im Endeffekt für dieses Deck einen Teferisliver simuliert. Dennoch ist der Quick Sliver auch alleine vor allem im Control-Matchup allererste Sahne. Wenn er erfolgreich die Spielfläche betritt, kann sich der Gegner so gut wie nie wieder austappen. Zusätzlich sind damit zwischen den End-of-turn-Step und die nächste Hauptphase einige an üble Viecher forcierbar (zum Beispiel Mr. Necrotic Sliver).
*Random Bemerkung zwischendurch*:
Zitat aus dem Artikel von Tai Scharfe: „Diese führte mich zu einem der wohl namhaftesten Pros der deutschen Szene – zu Klaus Jöns.“ Offensichtlich war ich seeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr lange weg. Es passiert mir aber lustigerweise nicht zum ersten Mal. Jedes Mal, wenn ich für einen längeren Zeitraum aufhöre zu spielen, wird einer aus meiner Testgruppe ein „nahmhafter Pro der Magic-Szene“. Damals hieß er Holger Meinecke, heute wohl Klaus Jöns. Krass, oder? Es ist, als könnten sich die Leute in meiner Abwesenheit endlich mal so richtig entfalten und sich zum maximalen Potential entwickeln… wenn die großen Ablenkungen weg sind. Bin wohl wie eine Muse, nur umgekehrt… wie eine schwarze Muse… im Sumpf…damit kann ich gut leben!
Zurück zu den Sliverz. Die weiteren Sliver in dem Deck dienen unterschiedlichen Utility-Zwecken oder pumpen sich einfach gegenseitig. Für den besonders freakigen persönlichen Ausdruck finden sich natürlich im Hauptdeck ein Kopie von „Wenzels Mudda“ (aka Sliver Queen) und im Sideboard die Alma Mater „Wenzels Vadda“ (aka Sliver Overlord). Sorry an dieser Stelle für den vielleicht etwas bizarren Insiderjoke, der muss aber an dieser Stelle einfach sein, da ich nur selten die Ehre habe, solch illustre Persönlichkeiten in einem gemeinsamen Rahmen zu vereinigen. Wenn die Mudda und der Vadda nicht genug wären, haben wir noch den neuen Star im Team, Wenzels Bastardsohn „Sliver Legion“, der allen weiteren Wenzelchens +n/+n gibt. Falls da vorher Wenzels Milchkuh „Brood Sliver“ unterwegs war, ist nur noch ein „Crack“ zu hören, wenn sieben Tonnen Wenzelfett auf einem armen Singletonmagier landen. Wer sich das bildlich vorstellen möchte, der sollte einfach beim neuen Rambo-Filmtrailer vorbei schauen. Eine explizitere Darstellung wurde bisher noch nie verfilmt.
Die Spells des Decks sind nach einem simplen Kriterium ausgesucht: “good stuff, good stuff, good stuff”. Ich dachte mir: Wenn sämtliche Ländertypen sowieso dabei sind, sind die guten Domainsprüche und die besten Removals und Kartenzieher schon drin. Die Equipments braucht man eigentlich nicht, aber jeder Aggro-Singletonspieler zockt Umezawa's Jitte quasi als Joker. Das Sideboard ist eher unterentwickelt, und da es sich um ein reines Casual-Deck handelt, eigentlich kaum benutzt oder getestet. Die Sliver sind zu Testzwecke da und können eventuell auch in der Zukunft ins Maindeck wandern. Die weiteren Sideboardkarten sind eher generisch und nicht gegen bestimmte Archetypen ausgesucht. Es ist alles in allem eine gute Abwechslung und der perfekte Übergang, bevor die hardcore Turnierdecks kommen.
Decks, die man spielen will…
Ah, ah, ah, Momente mal… Für den ersten Teil des Artikels reicht's eigentlich jetzt schon. Damit das Abbrechen kurz vor den eigentlichen seriöseren Decks nicht wie eine Verhohnepiepelung mangels wichtiger Inhalte rüberkommt, gibt es jetzt eine kurze Zusammenfassung dessen, was euch in der Fortsetzung erwartet:
- Die guten Turnier-Decks (nicht nur R/G und U/B)
- Random Bemerkungen
- Kommentare zur Masters Edition (OH NEIN DIE DRECKSÄUE MACHEN MAGIC KAPUTT!!!!!!), vor allem in Bezug auf das Singleton-Format und dessen Auswirkungen
- Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Magic-Strategie und Dating-Strategie
- Sex, Topdecking und unanständige Vergleiche
- Joker-Thema, denn bis die Fortsetzung fertig ist, ist bestimmt wieder einiges passiert
Als weitere Vorschau und Erkenntnis der letzten Minute habe ich einem Kumpel ein Deck für den Singleton 3x Premier Event am Wochenende ausgeliehen. Leider war sein spielerisches Können eher begrenzt – Untertreibungsalarm! –, dennoch hat er den zwölften Platz mit meiner U/W Liste geschafft. Am Ende des Tages wurde wieder unter Beweis gestellt, dass High-End-Singleton immer wieder auf das gleiche Matchup runtertransformiert werden kann: U/B vs. R/G, oder die jeweiligen Mirrors. Fast die gesamte Top 8 bestand aus diesen zwei Decktypen. Aber das, und wie man in einem solchen Format noch kreativ sein kann, ist eher ein Thema für nächstes Mal. Bis dahin, sage ich…
Anyway, be evil, play Black.
In dem Sinne,
Nestor
“When you're pushed…killing is easy as breathin'” – John Rambo in Rambo IV
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