Eigentlich sollte ich vor dem Rechner sitzen und MTGO zocken. Extended, Extended, Extended. Schließlich steht Pro Tour: Valencia direkt vor der Tür und ich werde hinfahren, um das Coverage-Team von Magicthegathering.com zu unterstützen. Dabei habe ich wenig bis keine Ahnung von Extended und erst recht nicht die Online-Sammlung, mit der ich mir ein Extended-Deck bauen könnte.
Das bedeutet zwei Dinge: Sich einen Überblick verschaffen, und dann Geld ausgeben, um wenigstens noch eine Woche vor Valencia ein bisschen Praxis zu bekommen. Das kommende Wochenende, sechs Tage vor Beginn der Pro Tour, wird also ganz im Zeichen des Zockens stehen – dafür habe ich ja dann Zeit, denn mein Kampf ist beendet. Den Überblick über alles, was uns auf der Pro Tour erwartet, gibt es aber schon jetzt. Denkt daran, dass er meine Perspektive abdeckt, die nicht die eines Pro-Tour-Spielers ist, sondern die eines Coverage-Reporters. Wer kein Interesse an Pro-Tour-Spielern hat, für den ist die erste Hälfte dieses Artikels nicht geeignet. Wer eh schon tief drinsteckt im aktuellen “Player of the Year”-Race und schon seit Wochen Extended testet, wird auch nicht viel Neues finden, aber über dessen Kommentare wäre ich sehr dankbar.
Die Storylines
“Storylines” sind die Blickwinkel, die Coverage-Reporter verwenden, um der Live-Berichterstattung einen Rahmen zu geben und an das jeweils vergangene Turnier anknüpfen zu können. Mit den Pro Punkten und dem Pro-Players-Club hat Wizards da ein dankbares Thema selbst geschaffen, dass auch die Spieler selbst immer im Hinterkopf behalten oder auch direkt darauf hinarbeiten.
Valencia ist die letzte Pro Tour vor den Worlds (6. bis 9. Dezember in New York). Damit bietet Valencia auch die letzte Chance, richtig dicke Pro-Punkte abzusahnen, denn es liegen nur noch fünf Grand Prix (Brisbane, Bangkok, Krakau, Kitakyuushuu und Daytona Beach) vor den Worlds. Während man da für einen Sieg gerade mal 8 Pro Punkte einfahren kann, bringt auf der Pro Tour schon der 16. Platz so viel ein. Der Sieger von Valencia bekommt 25 Pro Punkte auf sein Konto für das “Player of the Year”-Rennen gutgeschrieben, für Worlds gibt's nochmal das gleiche.
Interessant ist das natürlich vor allem für das dichte Feld an der Spitze der Tabelle. Tomoharu Saito (Japan) und Kenji Tsumura (ebenfalls Japan) liegen ganz dicht beeinander: Saito hat 50 Punkte, Kenji hat 48. Bei den beiden zählt jeder Punkt; ein Grund, warum Saito am Wochenende des Invitationals lieber den Grand Prix in Brisbane spielt, obwohl er eingeladen war. Schließlich gibt es beim Invitational keine Pro Punkte zu holen! Kenji allerdings nimmt diese Ehre wahr und wird auf der “Spiel” in Essen sein, um das Recht auf eine eigene Magic-Karte zu gewinnen. (Das ist der traditionelle Hauptpreis beim Invitational, für alle, die das nicht wussten.)
Ein Sieg beim Invitational würde Level-6-Magier Kenji auch auf dieser Ebene mit Kai Budde und John Finkel gleichziehen lassen. Bleiben wir noch einen Moment bei Kenji und schauen mal, was er nicht hat: Nämlich einen Pro-Tour-Sieg. Trotz seiner fünf Top-8-Auftritte und des “Player of the Year”-Titels 2005 konnte sich der kleine quirlige Japaner noch keine Trophäe holen. Für Valencia wird sich Kenji das fest vorgenommen haben. Seine Magic-Karriere startete er als Constructed-Spezialist, und in Valencia wird Extended gespielt: Gute Chancen für Kenji Tsumura. Außer Kai Budde hat übrigens noch niemand mehr als einmal den seit 1995/96 vergebenen “Player of the Year” gewonnen, Kenji hat deshalb eine gute Chance, dieses Jahr Kai halb einzuholen (richtig, Kai war viermal “PoY”.) Kenji und Tomoharu Saito sind aber nicht die einzigen, die in dieser Saison “PoY” werden können.
Ein paar Zahlenspiele: Sollte Saitou bis zu den Worlds nichts mehr gewinnen und in New York auch nichts reißen, kann er 54 Punkte machen. Das ist sein jetziger Stand plus die zwei Pro Punkte, die man für jede Pro Tour ohnehin bekommt. Ein einzelner Spieler kann maximal noch 90 Pro Punkte gewinnen, bevor der Titel entschieden wird: 25 in Valencia, 25 in New York, und 40 bei den Grand Prix dazwischen. Dazu müsste dieser imaginäre Superstar aber alle sieben Turniere gewinnen, und das ist hochgradig unwahrscheinlich. Eine realistischere Schätzung ist, dass der Valencia-Sieger noch vier der fünf GPs spielt, dabei dreimal Top 32 macht (je 2 Pro Punkte) und es einmal bis ins Viertelfinale schafft (5 Pro Punkte), und bei den Worlds sich in den Top 16 platziert (8 Pro Punkte).
Das sind 44 Punkte. Saito macht mit Sicherheit mindestens noch 10 Punkte vom jetzigen Stand aus, also sind 60 Punkte die magische Marke, mit der man noch eine geschätzte Chance auf den “PoY”-Titel hat. Theoretisch könnten damit sogar Quentin Martin oder Klaus Jöns (17 Punkte) noch gewinnen, aber das ist wirklich nur theoretisch. Die unmittelbaren Verfolger zeigt die Tabelle:
Name | Land | Pro Punkte |
Tomoharu Saitou | Japan | 50 |
Kenji Tsumura | Japan | 48 |
Shingou Kurihara | Japan | 41 |
Guillaume Wafo-Tapa | France | 40 |
Raphael Levy | France | 39 |
Paul Cheon | United States | 36 |
Mike Hron | United States | 35 |
Olivier Ruel | France | 35 |
Mark Herberholz | United States | 31 |
Takuya Osawa | Japan | 28 |
Sebastian Thaler | Germany | 28 |
Luis Scott-Vargas | United States | 28 |
Marijn Lybaert | Belgium | 28 |
Shouta Yasooka | Japan | 26 |
Auf wen von denen sollte man in Valencia ein Auge oder zwei werfen? Da Constructed gespielt wird, steht natürlich Guillaume Wafo-Tapa unter besonderer Beobachtung. Nicht nur hat er das blau-rote “Wafo-Tapa”-Deck erfunden, dass sich im vergangenen Standard lange einiger Beliebtheit erfreute. “Dralnu du Louvre” stammte ebenfalls von seiner Festplatte, in Yokohama trug ihn sein Teachings-Deck zum Block-Constructed-Titel, und für das diesjährige Invitational holte er mehr Stimmen als Mark Herberholz und Billy Moreno zusammen, um “Resident Genius” zu werden. Wafo-Tapa ist in allen Constructed-Formaten zu Hause und hat in der Vergangenheit eine deutliche Tendenz zu Control-Decks gezeigt. Das eine spricht für ihn bei der anstehenden Extended-Pro-Tour, das andere möglicherweise eher gegen ihn (aber dazu kommen wir später).
Dicht auf dem Fuße folgt ihm Raphael Levy, der in Valencia seine 53. oder 54. Pro Tour in Folge spielen wird. Der Marathon-Mann hat im Februar in Dallas den ersten der beiden Extended-GPs gewonnen und dann eine Woche später in Singapur auch gleich noch den zweiten hinterher! Das Format ist Raphael Levy also nicht ganz fremd, und die Frage ist: Bleibt er dem Deck treu, mit dem er die beiden GPs gewonnen hat (Domain Zoo), oder hat sich das Format zu sehr weiterentwickelt? So oder so muss man mit ihm rechnen. Sollte Levy tatsächlich Valencia gewinnen, hätte er damit alle Extended-Turniere der Saison im Sack. Das haben vor ihm nur wenige geschafft. Wie Kenji fehlt übrigens auch Raphael Levy noch ein Pro-Tour-Sieg in seiner Sammlung.
Die amerikanische Abteilung mit mehr als 25 Pro Punkten ist auch nicht ohne. Luis Scott-Vargas ist der aktuelle amerikanische Champion und war schon letztes Jahr als dritter im Team bei den Worlds vertreten. Paul Cheon war damals sein Team-Kollege und gilt als einer der besten aktuellen Magic-Spieler. Dazu kommt Mark Herberholz, PT-Honolulu-Sieger und ausgewiesener Constructed-Spezialist. Alle drei wissen, wie man gute Magic-Decks baut, und während Herberholz nicht für eine konstante Vorbereitung bekannt ist, gelten Cheon und Scott-Vargas als Arbeitstiere. Was dieses Trio in Valencia an den Start bringt, wird sehr spannend sein. Alle drei haben die spielerischen Fähigkeiten, in Valencia was zu reißen. Cheon war übrigens Levys Finalgegner in Dallas – sollten beide in einer Woche noch einmal aufeinander treffen, wird das sicher nicht unbeachtet bleiben.
Olivier Ruel hat nach seiner Disqualifikation gezeigt, dass er einfach viel zu gerne (und gut) Magic spielt. Sympathisch ist er immer noch, und eine Pro Tour will auch Ruel noch gewinnen. Wenn er sich mit den hochklassigen französischen Pros gemeinsam auf Valencia vorbereitet – was sehr wahrscheinlich ist –, hat er gute Chancen auf zumindest ein paar Punkte. Neben Guillaume Wafo-Tapa und Raphael Levy werde ich mir mit Sicherheit angucken, was die restlichen Franzosen an die Tische bringen. Man erinnere sich an die letzten Weltmeisterschaften: Pierre Canali mit dem “Egg-Deck”, powered bySecond Sunrise, und Gabriel Nassif mit seinem Counterbalance-Deck, dass ihm den Einzug in die Top 8 sicherte, werden auch in Valencia am Start sein.
Damit sind wir schon bei den Spielern, die nicht mehr wirklich auf den “PoY”-Titel hoffen können. Dazu gehört wohl auch die deutsche Riege, es sei denn, Sebastian Thaler legt seinen ersten Pro-Tour-Sieg aufs Parkett oder wird Weltmeister. Dazu kommt auch noch, dass unser Autohändler aus Rosenheim leider nicht für jedes Turnier Zeit hat. Darum fehlt ihm (noch) die konstante Anwesenheitsrate, die man fürs professionelle Magic-Spielen einfach braucht... aber das Talent und Können hat er! Dann wären da noch der Rest der Deutschen. Der ein oder andere wird sich vielleicht vor Valencia noch zu Wort melden, aber insgesamt erwarte ich von den Deutschen mal wieder ein bisschen gute Decktech. So lange sich Andre “TrashT” Müller nicht wieder in eine vergebliche Idee verrennt und Jim Herold seine Liebe zu Stormauch erfolgreich ins Extended-Format portieren kann, kann die Schwadron mit Klaus Jöns und Jaymo Merkel (oder wie die Amis so gerne schreiben: J-Mo) vielleicht was reißen.
Es ist natürlich unverzeihlich, dass ich keinen von denen mal eben gefragt habe, was sie in Valencia vorhaben... das liegt daran, dass ich diesen Artikel wie immer erst nachts und ganz kurz vor der Deadline geschrieben habe und keiner der deutschen Pros gerade im IRC rumhing. Ich lasse mich überraschen (und freue mich auf detaillierte Kommentare unter diesem Artikel!). Es ist doch so: Wenn sich unsere Profis mal hinsetzen und gemeinsam was überlegen, kommt immer wieder was spannendes dabei raus (man denke nur an die süddeutsche Draft-Strategie in Genf). Wenn sie aber jeder für sich Abende auf MTGO verbringen, kommt meistens nicht mehr als der Durchschnitt raus. Ich weiß nicht, ob und wie sich unser Kader auf Valencia vorbereitet hat, aber ich denke mal, dass TrashT & Company nicht blauäugig zur Pro Tour fahren. Im Zweifel gibt's ja noch Helmut Summersberger, der fast immer zumindest ein paar Kastanien aus dem Pappfeuer zieht. Wir werden sehen!
Hier ist noch die Liste der für Valencia qualifizierten Deutschen. Ich habe mit Sicherheit den ein oder anderen übersehen, aber hier sind die 29, die ich auf der Listegefunden habe:
Jim Herold | Sebastian Thaler | Aaron Brackmann |
David Brucker | Florian Pils | Matthias Künzler |
Klaus Jöns | Maximilian Schmidt | Wesimo Al-Bacha |
Christian Hüttenberger | Rosario Maij | Jaymo Merkel |
Andre Müller | Jan Ruess | Daniel Rodi |
Raul Porojan | Moritz Fischer-Gundlach | Benjamin Kriechel |
Jan Pruser | Tai Scharfe | Simon Görtzen |
Christian Jäger | Dennis Grudowski | Wadim Reimche |
Stephan Niebler | Tobias Koller | Kai Fiedler |
Mark Richard | Thomas Kannegiesser | - |
So weit zu den Spielern. Im Blick behalten sollte man übrigens wohl auch Paolo Vitor Damo da Rosa, in Kurzform bekannt als “PV”, der sich unbedingt oben an der Spitze festsetzen möchte und von vielen auf dem Weg dorthin argwöhnisch beäugt wird (unter anderem im Licht der Voting-Schlacht zum “Fan Favorite”beim Invitational).
Das Format
Mit was für Karten dürfen sich diese illustren Kunden denn in Valencia nun schlagen? Extended, klar, aber was bedeutet das eigentlich wirklich?
The following card sets are permitted in Extended tournaments:
• Seventh Edition
• Eighth Edition
• Ninth Edition
• Tenth Edition
• Invasion
• Planeshift
• Apocalypse
• Odyssey
• Torment
• Judgment
• Onslaught
• Legions
• Scourge
• Mirrodin
• Darksteel
• Fifth Dawn
• Champions of Kamigawa
• Betrayers of Kamigawa
• Saviors of Kamigawa
• Ravnica: City of Guilds
• Guildpact
• Dissension
• Coldsnap
• Time Spiral
• Planar Chaos
• Future Sight
The following cards are banned in Extended tournaments:
Während man aus diesem Kartenpool alles bauen kann, vom Madness-Deck bis zum Aurochsen-Deck mit Scrying Sheets, ist aber doch die Frage, was letztlich erfolgreich sein wird. Dazu muss man erstmal schätzen, was die Spieler überhaupt mit nach Valencia nehmen außer ihrem Hirn und ein paar Chase-Rares. Dazu gibt es zwei Ansätze: Statistiken und Meinungen. Statistiken heißt in diesem Fall zu allererst mal Decks. Ausgangspunkt sind dafür die letzten großen Extended-Events. Da sind zunächst die Grand Prix Dallas und Singapur, dann die Extended-PTQ-Saison für PT Yokohama und als jüngster Datenstand GenConvom August.
Dabei muss man schon jetzt sofort erwähnen, dass nur GenCon nach dem 4. Mai stattfand. Was war daran so besonders? Future Sight kam in den Handel, und mit Future Sight auch die Zombie-Maschine Bridge from Below. Das Dredge-Deck wurde zur Messlatte für Combo. Wo zuvor noch Ichorids ihr düsteres Werk tun wollten, kamen jetzt Zombie-Horden über die Spieltische gestürmt. Nur sollte es bis dahin noch ein bisschen dauern...
Trotzdem schauen wir mal ganz kurz auf die Decks vom Anfang des Jahres, denn die werden die Grundlinie sein, von der aus die Extended-Spieler starten. Auch mit Dredge im Feld entsteht der Rest des Metagames nicht in einem Vakuum, darum bleibt es sinnvoll, sich einen kurzen Überblick zu verschaffen. Zunächst der Sieger: Raphael Levy hat sich mit “Domain Zoo” Dallas und Singapur unter den Nagel gerissen. Das Siegerdeck aus Singapur:
Zoo in allen Formen und Farben, von geradeaus Rot-Grün bis zu Levys Vielfarb-Variante, war auch das beliebteste Deck in der Qualifier-Saison für Yokohama. Überhaupt überwogen da die Aggro-Decks, wie so oft zu Beginn eines neuen oder lange nicht gespielten Formats. Aggro Loam war da noch das zweit-beliebteste Deck, und präsentierte sich gleich doppelt in den Top 8 des 1000$-Extended auf der GenCon. Hier die Variante von Steve Walsh:
Dazu sind in der Aggro-Kategorie noch die Klassiker zu finden: Boros, Mono-Rot oder natürlich Goblins, Affinity (ohne Disciple of the Vault) und “Flow Rock”, Stuart Wrights grün-rot-schwarzes Deck um Destructive Flow, usprünglich gebaut für den Extended-Teil der Worlds 06.
Control gruppiert sich um U/W Tron-Decks und den guten alten Psychatog. Für die erste Kategorie führe ich mal Tomoharu Saitos Deck aus den Top 8 des GP Singapur an, für letzteres steht stellvertretend Robert Thatchers aus der GenCon Top 8 vom August:
Tomoharu Saitos U/W Tron
Robert Thatchers TrinketTog
Soweit, so gut. Nicht alle Tog-Decks spielen Trinket Mage, der auch in U/W-Kreationen immer mal wieder auftaucht. Die Pschatog-Decks sind übrigens auch die Heimat der Combo aus Counterbalance und Sensei's Divining Top, die nach wie vor legal ist und mit Sicherheit auch auftauchen wird. Dazu kommt an der Combo-Front noch “The Extended Perfect Storm”, besser bekannt als TEPS, das stellvertretend für jegliche Storm-Combo stehen kann. Auch hier die GenCon-Liste, von Brandon Scheel:
TEPS ist allerdings, was die Geschwindigkeit angeht, von besagten Dredge-Decks abgelöst worden. Wer das Dredge-Deck nicht in den ersten beiden Zügen verlangsamen oder aufhalten kann, wird die meisten Spiele dagegen verlieren. Das ist auch das Problem der Decks um Isochron Scepter, die wohl nicht schnell genug sind, um mit dem aktuellen Format mitzuhalten. Denn was macht so ein Scepter-Deck gegen Dredge? Wenn sie nicht gerade Orim's Chant auf der Hand haben, sind die Versionen von Anfang des Jahres weitgehend hilflos.
Aber die Erde dreht sich ja weiter, und Future Sight brachte die beiden Schlüsselkarten für Valencia, sozusagen den Dreh- und den Angelpunkt der Pro Tour: Tarmogoyf (der gerade Wild Mongrel als beste Zwei-Mana-Kreatur aller Zeiten ablöst) und Bridge from Below. “Chapin estimates that 40% of the Pro Tour will have some kind of Tarmogoyf deck”, schrieb Mike Flores in seinem SCG-Premium-Artikel vom 7. September, und so ganz unwahrscheinlich scheint das nicht. Denn jedes Deck, das grünes Mana produziert, will auch Tarmogoyfs aus dem Äther holen. Gerade die einfarbig roten Decks profitieren von dem Grün-Splash besonders, weil ihnen dann auch die erweiterte Funktionalität von Ancient Grudgeoffen steht. Auch Aggro Loam profitiert ungemein von “Goofy”.
Die letzte Analyse des Online-Extendedvon Frank Karsten stützt die Tarmogoyf-These, auch wenn Karsten ihn “the most overrated card from Future Sight” nennt. Das populärste Deck dort ist Tog mit Counterbalance; aber sogar da hat sich Tarmogoyf eingeschlichen, der in der Deckliste von Gerry Thompson und Luis Scott-Vargas den guten alten Psychatog verdrängt hat. Dazu kommen Aggro Loam, TEPS und Dredge als die Top-4-Decks in den Top 8 der Online Premier Events (und ganz dicht dahinter rote Decks mit Tarmogoyf-Splash).
Der Entscheidungsbaum eines Spielers für Valencia sieht also ungefähr so aus:
Dabei ist das Dredge-Deck bei weitem das Schnellste. Wer nicht als glubschender Goldfisch durch die Halle schwimmen will, sollte also daran denken, mindestens Mogg Fanatic (im Falle von rot) und mindestens eine der Universal-Lösungen Tormod's Crypt und Leyline of the Void einzupacken. (Das gilt auch gegen Cephalid Breakfast und Ichorid, die in die gleiche Kategorie fallen.) Oder doch nicht? Eigentlich sollte die kollektive Spielermasse aus der Pro Tour Columbus 2005gelernt haben. Dort war im Vorfeld klar, dass Affinity das stärkste Deck sein würde, also haben sich so gut wie alle darauf verlassen, dass die Sideboards der anderen das Deck aus dem Turnier drängen würden. Das ging so weit, dass nur acht Spieler überhaupt Affinity spielten. Pierre Canali war einer davon und siegte mit dem vorgeblich am meisten gehassten Deck.
Ähnliches könnte auch mit Dredge passieren, trotz der Tatsache, dass Schreiber wie William Spaniel das Deck in den letzten Wochen durchaus gehypt haben. Hier ist Spaniels Schnell-Combo-Liste, komplett mit Cephalid Sage:
Dieses Deck killt im zweiten Zug, und wenn man nicht gerade den guten Gempalm Polluter hat, stirbt man einfach an der Zombie-Horde. Schenkt man Mike Flores Glauben, droht übrigens tatsächlich ein zweites Affinity. „I have been talking to some qualified players and I am pretty surprised. All anyone wants to do is cheat on graveyard defense cards. […]That said, a week or two ago, I would have said that this deck had no chance of winning the Pro Tour. However, it has recently come to my attention that the Pro Tour may not have learned the lesson of Pierre Canali.“ Das schrieb er am 28. September auf StarCity, und da kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen…
…oder vielleicht doch? Wo wir schon bei Affinity waren – was spricht eigentlich gegen das Deck? Es ist ein Schuss ins Blaue, aber Tormod's Crypt ist ohnehin schon gut und passt ins Deck, und im Sideboard ist sicher noch Platz für vier Leyline of the Void. Traditionell ist Affinity stark gegen die Control-Decks und kann auch gegen Pithing Needle noch gewinnen, so lange die Zoo-Decks ihre Katakis zu Hause lassen und Ancient Grudge zur Seltenheit wird. Es ist vielleicht weit hergeholt, aber ich werde ein Auge darauf haben, wie Affinity sich in Valencia schlägt.
Wir sehen uns auf www.magicthegathering.com, wenn am Freitag, 12. Oktober, Pro Tour Valenciabeginnt!
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