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Community Grand Prix Hannover: Das Metaspiel von Hanno "Dozer" Terbuyken |
10.03.2009 |
Theodor-Heuss-Platz 1-3. Kommt euch das bekannt vor? Nein? Sollte es aber, denn dort ist der Grand Prix Hannover am kommenden Wochenende, und ihr werdet hoffentlich alle da sein! Einige von euch dürften den Weg ohne Probleme finden, denn die Nationals 2008 waren ungefähr am gleichen Ort, nämlich auch im HCC (Hannover Congress Centrum).
HKZ – „Hannoversches Kongress-Zentrum“ – war den Hannoveranern wohl zu banal. Vielleicht wollen sie auch nicht, dass man ihr Veranstaltungszentrum mit einer Hochspannungskondensatorzündung verwechselt?
Wie dem auch sei, Grand Prix Hannover ist also am kommenden Wochenende, 14.-15. März, in Hannover, im HCC, am Theodor-Heuss-Platz 1-3 (in 30175 Hannover, für alle Navigationsgeräte unter euch). Übrigens braucht ihr keine Angst zu haben, dass sich die erwarteten fünzigtausend Spieler alle in den Ballsaal quetschen müssen, der die Nationals beherbergte. WotC Europe hat sich die Eilenriedehalle A gemietet, da passen bei sogenannter „Bankett-Bestuhlung“ 2600 Personen rein. Und wie Ingo Muhs mir auf den Nationals verraten hat, ist Bankett-Bestuhlung genau das, was Magic-Organisatoren brauchen.
Bleibt nur noch die Frage: Was sollt ihr da schnabulieren auf der luxuriösen Bankett-Bestuhlung? Extended natürlich! Oder den Foil-Chrome Mox, den ihr euch da einfach abholen könnt. GP Hannover wird der vorläufige Höhepunkt der laufenden Qualifier-Saison für Extended, zumindest für uns Deutsche. Die Top 16, die am Sonntag in den Final Standings ganz oben stehen, bekommen nicht nur Geld und Pro-Punkte, sondern auch die Einladung zur Pro Tour Honolulu, die sich dieses Jahr mit Rom um die begehrenswerteste PT-Location streitet.
Okay, Rom ist Geschmackssache, schließlich gibt es in Rom mindestens so viele Autos wie auf ganz Hawaii, und deutlich mehr verrückte italienische Autofahrer. Aber dafür hat Hawaii kein Colosseum. („Hawaii's Colossal Colosseum“? Hm...)
Also Extended. Da gibt es so viele Möglichkeiten, was man denn zocken sollte, und noch viel mehr, was man zocken könnte! Um euch die Entscheidung leichter zu machen, machen wir mal ein kleines Experiment. Wie sehr verändert sich eure Deckwahl, wenn ihr schon vorher wisst, was die anderen spielen? Denn bedenkt: Wenn alle ihr Deck ändern, läuft eure überaus raffinierte Änderung am Sideboard oder gar dem ganzen Deck vermutlich ins Leere. Beginnen wir also das Metaspiel mit den Daten einer Umfrage, die TobiH am 23. Februar in seinem Artikel „xXxtended“ startete. Er hat 100 Leute gefragt, was sie denn spielen würden, wenn morgen GP Hannover wäre, und 788 von euch haben geantwortet. Die Ergebnisse sehen so aus:
Mal abgesehen von den 105 Menschen, die sich entweder nicht äußerten, abseits des Mainstreams schwimmen wollten oder die die Abkürzung „TEPS“ nicht kannten, gibt das doch ein ziemlich akkurates Bild dessen, was die Masse so denkt. Da ich gerade meine Abschlussprüfung in empirischer Kommunikations- und Medienforschung abgeschlossen habe, kann ich euch sagen, dass dies eine Klumpenstichprobe ist (PMTG-Leser), die die Grundgesamtheit (alle deutschen Magic-Spieler) mit hoher Wahrscheinlichkeit strukturell verkleinert abbildet.
Oder anders gesagt: wir haben ein relativ gutes Bild davon, was die deutschen GP-Spieler so spielen wollen – bis jetzt. Da die Umfrage bis Montagnachmittag lief, kann ich dank TobiH noch ein paar Hintergrunddaten liefern. Feen und Elfen waren zu Beginn der Umfrage eindeutig die meistgewählten Decks, während Loam (ohne Deathcloud in den meisten Fällen) erst später aufholte. Beim PTQ in Dortmund war Loam ebenfalls ziemlich stark vertreten, wie mir Tobi versicherte, so dass dieses Deck wohl auf dem aufsteigenden Ast sitzt.
Zoo ist in der Umfrage ebenfalls erst in gegen Ende nach oben geklettert, aber hier liegt möglicherweise eine Verzerrung durch einen Framing- und/ oder Recency-Effekt vor ('tschuldigung, Empirie-Prüfung hängt nach), weil der Artikel von unserem ansässigen Zoologen Matthias Ludewig mit der anschließenden ausführlichen Forendiskussion einige von dem Deck überzeugen konnte.
Wie auch immer, die Daten sind da, und ihr müsst euch überlegen, wie ihr darauf reagieren könnt. Elfen, Feen, Zoo und Loam solltet ihr auf jeden Fall auf der Rechnung haben. Decks, die euch wenig interaktiv einfach über den Haufen schießen wollen, wird es ebenfalls geben, so wie TEPS (das Storm-Deck), All-In Red und Burn. Das Burn-Deck, das euch einfach 20 Schaden an den Kopf brennen will, ist vermutlich auch eine beliebte Last-Minute-Wahl, weil man dafür herzlich wenig testen muss oder gar kann. Das gilt ebenso für Affinity, das stärkste Block-Deck aller Zeiten, das viele Spieler schlicht noch rumliegen haben. Ich bin mir sicher, dass das öfter auftauchen wird als 61 Mal. Richard Feldman, der auf StarCityGames das amerikanische PTQ-Metagame beobachtet, hat es als natürlichen Feind der Feen/Wizards auf dem Radar, und entsprechend populär könnte es sein.
Wenn ihr euch zum Beispiel die Auflistung da oben anguckt, könntet ihr ja auf die Idee kommen, gegen die vielen Feen Affinity zu spielen. Aber wenn dann die Feen-Spieler das ebenfalls sehen, könnten sie ja auf die Idee kommen, Zoo zu spielen. Das sehen dann die Elfen-Spieler, die nicht gegen das Removal aus dem Zoo-Deck spielen wollen, und wechseln zu Burn, und am Ende hauen wir uns alle einfach roten Brand um die Ohren. Neun Runden lang.
Ganz so schlimm wird's hoffentlich nicht (ich jedenfalls plane damit, euch neun Runden lang dicke rote Männer um die Ohren zu hauen), aber so dreht sich und dreht sich und dreht sich das Metaspiel... Am Ende solltet ihr euch für das Deck entscheiden, das ihr gerne spielen wollt und mit dem ihr zurechtkommt. Einen ganzen Tag lang und vielleicht noch weiter ein Deck zu pilotieren, das ihr gerade erst kennenlernt, das aber vielleicht gute Matchups hat, ist schlechter, als zu dem Deck zu greifen, das man spielen kann, das aber vielleicht nicht ganz so gute Matchups hat.
Ein Deck, das gar keine guten Matchups hat, solltet ihr euch vielleicht schenken, weil immer verlieren auch keinen Spaß macht. Extended ist ein absurdes Format, in dem man manchmal schneller tot ist, als man „Path to Exile“ sagen kann, also stellt euch darauf ein!
Wenn ihr aber wirklich noch nicht wisst, was ihr spielen sollt, oder einfach eine Deckliste kopieren wollt, mit der ihr beim GP Hannover euer Glück versuchen wollt, gibt es folgende...
-Hilfreiche Links
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Einige unter euch (ihr wisst, wer ihr seid!) mögen Extended allerdings nicht, weil sie es für ein lächerliches Format halten und keine Lust haben, im dritten Zug ihre Karten wieder einzupacken. Denen kann man nur sagen: Spielt einfach jede Runde gegen Feen, dann passiert das nicht. Das kann man allerdings nicht planen, anders als zum Beispiel die Side-Events auf dem GP Hannover. Die fangen am Samstag um 11 Uhr an, und wer vor 15 Uhr einen Draft spielt, zahlt nur die Hälfte! Ein gutes Angebot für alle Frühaufsteher und diejenigen, die von Wizards' Preispolitik beim GP Rotterdam nicht so begeistert waren. Außerdem kann man 2HG spielen oder sich in einem PTQ für Honolulu erneut an der Qualifikation versuchen, wenn man mit 0-3 aus dem Grand Prix gefallen ist. Die Liste der Side-Events, die auf der offiziellen Seite zu finden ist, sieht so aus:
Samstag
Side-Events wie die 8-Mann-Turniere (das sind meistens Drafts) starten mindestens bis 16 Uhr, aber spätestens bis vier Stunden vor Ende des Grand-Prix-Tages. Da Extended ein ziemlich schnelles Format ist, solltet ihr nicht erst am Nachmittag antanzen, wenn ihr zwei- oder dreimal draften wollt!
Sonntag:
So könnte also euer Samstag aussehen, wenn der Grand Prix nicht nach eurem Geschmack verläuft, oder euer Sonntag, wenn ihr gerade so am zweiten Tag vorbeigeschrammt habt. Auch für Hannover gilt natürlich die neue Regelung, das jeder mit X-2-0 oder besser am Sonntag wiederkommen darf, das bedeutet: Wenn ihr am Samstag dreimal verliert, seid ihr raus. Zweimal verlieren und ein Unentschieden reichen auch nicht!
Ach ja, wenn das alles nicht attraktiv klingt: Habe ich den Foil-Chrome Mox schon erwähnt, den ihr beim GP einsacken könnt, einfach so? Magic-Künstler gibt es, nebenbei bemerkt, auch noch auf dem GP zu bestaunen und mit Karten zum Unterschreiben und ähnlichen Späßen zu belästigen. Diesmal sind es rk Post (unter anderem Morphling!) und Steve Prescott (unter anderem... äh... Shriekmaw).
Anreise und Tourismus
Ja, Hannover... man kann dort gut feiern, gut wohnen, gut arbeiten, aber schön ist es trotzdem nicht. Den Grund dafür könnt ihr im Rathaus bewundern, und wenn ihr am Sonntag vor eurer Abreise noch eine halbe Stunde Zeit habt oder so, würde ich euch einen Besuch dort wärmstens empfehlen. Im Rathaus stehen im Foyer nämlich vier Stadtmodelle: Mittelalter, vor dem Krieg, nach dem Krieg und heute. Es kostet euch vielleicht nur zehn Minuten, sie alle ausführlich anzuschauen, aber es ist spannend, und das schicke Rathaus gibt's kostenlos dazu.
Nicht ganz so kostenlos ist eine Fahrt mit dem berühmten Schrägaufzug im Rathausturm, dafür kann man von oben über ganz Hannover gucken. Na ja...
Wer es lieber künstlerisch kulturell mag, sollte sich das Sprengel-Museum antun, wer es historisch mag, kann das Landesmuseum genießen, wer auf barocke Gärtnerei steht, wartet auf Sonnenschein und durchwandelt die Herrenhäuser Gärten.
Da steht auch das Sea Life Hannover mit zwei Riesenschildkröten, Rochenbecken und Hai-Tunnel. Das Sea-Life-Center hat übrigens das ehemalige Regenwald-Haus übernommen, das als eigenständige Attraktion eine fette Pleite hingelegt hat und jetzt mit ein paar Piranhas aufgepeppt wurde. Und wer am Sonntag ganz viel Zeit hat, auf Tiere steht und zwölf Euro übrig hat, kann sich (bei gutem Wetter zumindest) den wirklich sehenswerten Zoo Hannover geben. Mit Oper oder Schauspielhaus für den Samstagabend muss ich wahrscheinlich keinem von euch kommen…
Zur Anreise liegt Hannover schön zentral in Niedersachsen und hat einen Bahnhof, der per ICE erreichbar ist und direkt an der Innenstadt liegt. Da könnt ihr euch also ebenfalls durchbummeln. (Tipp: Der Saturn ist gleich rechts über die Straße, wenn ihr aus dem Bahnhof kommt.) Die neue Ernst-August-Passage ist auch da, aber hässlich, zumindest von außen, und von innen meistens voll. Aber da ihr vermutlich sowieso nur den Sonntag in Hannover frei habt, wenn überhaupt (denn Samstag seid ihr ja beim Grand Prix), fällt das Shoppen flach. Darum lasse ich die Lister Meile mal unerwähnt, aber falls ihr eine Verlobte oder so beschäftigen wollt: Schickt sie dahin!
Fragt mich nicht nach gutem Essen in Hannover, sucht euch lieber einen Restaurant-Führer über eine Suchmaschine eurer Wahl. Ich würde euch nämlich wahrscheinlich nur ins Henry's schicken, weil's da einfach lecker ist. Bars und Kneipen gibt es in der ganzen Stadt verstreut. Empfehlenswert sind die Lindener Eckkneipen, einfach mit der Linie 9 bis Lindener Marktplatz fahren. Direkt da im Centro gibt's übrigens kostenloses WLAN!
Die perfekte Kombination nach einem anstrengenden Coverage-Tag: etwas Kaltes zu trinken und ENDLICH ein funktionierendes WLAN.
Alternativ könnt ihr alle flüssigen Bedürfnisse im Masa/Loft stillen, ganz in der Nähe vom Henry's übrigens. Erwähnt werden müssen der Vollständigkeit halber für Touristen auch das Brauhaus Ernst August und das Paulaner. Wenn ihr da hingeht, bestellt auch mal ein gutes Hannoversches Bier, also Gilde, Herri (= Herrenhäuser) oder ein Lindener Spezial. Leute, die in Linden wohnen, sind allerdings nicht nur stolz auf ihren Stadtteil, sondern auch auf ihr Bier, also passt auf, welche Marke ihr random dissen wollt!
Wer den Freitag-, Samstag- oder Sonntagabend lieber bei guter oder weniger guter Musik verbringen möchte, dem lege ich drei Alternativen ans Herz. Für die Freunde der Eventkultur und der alternativen Musik gibt es das Bei Chéz Heinz, wo man eigentlich immer Spaß haben kann. Noch alternativer geht es im Kulturzentrum Faust e.V. zu. Auch da gibt es Musik, aber von deutlich anderem Schlage als in der infamen, ominösen Baggi (die heute Osho's Disko heißt), direkt hinterm Bahnhof am Raschplatz. Als ich noch im schönen Neustadt am Rübenberge wohnte, war das Hannovers Tussenschuppen #1, und ich glaube nicht, dass sich das geändert hat. Wer sich also unter zu jungen, zu gebräunten, zu hippen Typen und Typinnen beim Rumhampeln in der Mainstream-Soße amüsieren will, kann dort hingehen.
Das war jetzt alles nicht so spannend in den letzten Absätzen. Aber da die meisten von euch ohnehin nur eine oder zwei Nächte in der Stadt bleiben werden, wie das bei Grand Prix in der Regel so ist, müsste das eigentlich an touristischen Angeboten reichen.
Wenn ihr in Hannover seid, werdet ihr beim Grand Prix an den Tasten der PMTG-Coverage unseren „Newsfuzzi“ Torben, Florian und den Extended-müden Teardrop finden, hinter den Laptops für das Mutterschiff dailymtg.com unseren TobiH und Tim Willoughby. Wenn ihr zu Hause bleibt (schämt euch!), könnt ihr die Ergebnisse also hier und drüben verfolgen. Ihr verpasst allerdings die höchstseltene Gelegenheit vorbeizukommen und mir Hallo zu sagen, denn ich werde die Gelegenheit nutzen und nach langer Abstinenz mal wieder auf einem Großen Preis die Karten drehen.
Holt euch den Chrome Mox!
P.S.: Jetzt hätte ich fast vergessen, wie ihr am besten zur Site kommt. Hier ist der Link zur Anreisebeschreibung des HCC, aber die Kurzversion lautet: Mit der Linie 11 bis zur Haltestelle Hannoversches Congress Center und dann nach Magic-Bannern suchen.
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