MfE – Magic für Einsteiger
Das erste Thema, das heute auf der Tagesordnung steht, ist der sich allmählich/gemächlich vervollständigende Einsteigerbereich: Dabei handelt es sich um eine ganze Reihe an Artikeln, die den noch unbedarften Leser in die hohe Kunst der Magic-Spiel- und -Turnier-Regeln einführen soll.
Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
Besonders viel ist diesmal zwar nicht dazugekommen, aber selbst da steckt noch einiges an Arbeit drin. Und das obwohl ich hier maximal viel geklaut habe – für die „Grundlagen der Kartentypen“ bei meinem eigenen ersten, abschreckend lang geratenen Artikel zum gleichen Thema, während ich mich für die Prereleases offensichtlich bei Ute Kronenbergs Artikel „Du und das Prerelease“ anlässlich der Shadowmoor-Prereleases bedient habe. Danke dafür!
In der Hauptsache ging es bei beiden Artikeln aber darum zu kürzen. Und wie ich bei der Arbeit am Offiziellen Magic-MagazinTM auch immer wieder feststellen musste, gehört das mit zu den schwierigsten Dingen überhaupt.
Einschub am Rande/schamlose Werbung: Ausgabe #2 davon befindet sich mittlerweile im Handel und wie nicht anders zu erwarten, ist das Team mittlerweile noch besser eingespielt und das Ergebnis noch gelungener! (Weitestgehend positive Resonanz gab es sogar hier.) Also nichts wie los zum Zeitschriftenhändler eures Vertrauens und kaufen, kaufen, kaufen!
Zurück zum Einsteigerbereich: Acht Artikel gibt's bislang, irgendwas zwischen 20 und 30 werden es am Ende wohl/hoffentlich sein. Sobald die wichtigsten Lücken geschlossen sind, wird's dazu selbstverständlich eine hübsche Übersichtsseite geben, ebenso wie einen Link an prominenter Stelle auf der Startseite. Bis dahin halte ich euch hier weiter auf dem Laufenden.
Meine ersten Draft-Erfahrungen mit Shadowmoor
Geht es eigentlich nur mir so, dass ich, wenn ich den Namen des neuesten Sets ausspreche, automatisch eine Pause für den obligatorischen Blitz und Donner lasse...?
Wie auch immer, was läge gegenwärtig näher, als den geneigten Leser schlicht mit noch mehr Text zum Shadowmoor-Draftformat zu belästigen? Nun, das soll das zweite Thema dieser Woche sein. Denn immerhin kann ich eine einzigartige Perspektive einbringen – die des Totalversagers.
Ich weiß nicht warum, aber seit geraumer Weile bringe ich bei unserer wöchentlichen Draftrunde einfach keine ordentlichen Ergebnisse mehr zu Stande.
Jedoch kann ich ausschließen, dass es an Shadowmoor selbst liegt: Man muss wirklich nicht viel damit gespielt haben, um zu sehen, dass die Tempolastigkeit des Formats die allermeisten Rarespoiler voll und ganz ausgleicht. Ebenfalls lässt sich leicht (und notfalls reineweg auf theoretischer Ebene) erkennen, dass die Farb-Thematik und die damit verwobenen Hybriden ein grandioser Geniestreich sind, die das Format definitiv skill-fordernd und keineswegs glücksbasiert machen. Eine korrekte Manabasis zu basteln, war weder mit Fifth Dawn noch Ravnica noch Invasion so schwierig wie heutzutage...
Kurzer Einschub: Über Sealed Deck kann ich nur spekulieren (abgesehen von Prereleases ist mein letztes Sealed-Deck-Turnier bereits über ein Jahr her), aber ich kann mir gut vorstellen, dass es dort völlig anders aussieht. Vor allem das verminderte Tempo von Sealed reißt eine gewaltige Kluft zwischen den beiden Formaten auf. Wenn man außerdem betrachtet, wie anspruchsvoll ein Limited-Format ist, gilt kaum...
Spielen + Deckbau + Draften
...sondern vielmehr:
Spielen + (Deckbau * Draften)
Jedenfalls bin ich im Großen und Ganzen ein Fan von Shadowmoor-Booster-Draft. Und das wundert mich, ehrlich gesagt, denn normalerweise finde ich ein Draftformat immer dann toll, wenn ich selbst gut damit klarkomme. Diesmal hingegen kann ich wunderbar nachvollziehen, wie man es eigentlich machen müsste, lande aber trotzdem jedesmal wieder auf der Schnute.
Kurzer Einschub: Meine Niederlagenserie im Draft begann übrigens schon beim letzten Lorwyn- Morningtide-Draft, wo ich auf einmal die grandiose Idee hatte, die letzte Gelegenheit zu nutzen, um zu ergründen, wie schlecht Bog Hoodlums denn wirklich sind. Genau genommen draftete ich rot-schwarze Goblins und einiges lief schief. (Unter anderem eben die zwei Bog Hoodlums, die sich in meinem Draftstapel wahrheitsgemäß natürlich doch eher zufällig wiederfanden.)
Immerhin bekam ich Mad Auntie, Tar Pitcher und vier Frogtosser Bannerets, die mich zusammen mit zwei Spiderwig Boggarts und zwei Lowland Oaf dazu veranlassten, dem verhassten 4/1-Nichtskönner eine Chance zu geben. Das und der Mangel an Alternativen, mit denen man das Deck hätte füllen können.
Und natürlich waren die Hoodlums totaler Mist und ich ganz schnell gedroppt. Hiermit ist es offiziell: Bog Hoodlums sind genauso schlecht wie alle immer behauptet haben! Ich fürchte nur, dass mir seitdem irgendetwas (Metaphysisches?) davon an den Fingern klebt. Wer sich einmal mit den Hoodlums einlässt...
Zurück in der Gegenwart unterlaufen mir jedenfalls viele kleine Fehler (Lurebound Scarecrow im Vogelscheuchen-Deck nur als ein Beispiel), aber ich genehmige mir auch dickere Schnitzel Schnitzer.
Entscheidet euch notfalls falsch, aber entscheidet euch!
Shadowmoors Hybrid-Thema sorgt dafür, dass jeder Drafter Zugriff auf einen viel, viel größeren Anteil des Gesamt-Kartenpools hat. Bei mir selbst, hab ich festgestellt, führt das regelmäßig zu einem gewissen Übermut. Man zählt die spielbaren Karten aus seinen Farben und darf sich damit fast immer glücklich schätzen...
Wenn, ja wenn Shadowmoor so wäre wie eine x-beliebige andere Draftumgebung. Es klingt im ersten Moment zwar selten dämlich, aber:
-Merksatz
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| Dadurch, dass mehr Karten prinzipiell spielbar sind, sind letzten Endes weniger Karten spielbar.
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Gemeint ist, dass einem mehr Optionen zur Verfügung stehen, ein gutes Deck zusammenzudraften, und dass genau deshalb höhere Anforderungen an ein wirklich gutes Deck gestellt werden.
Im Grunde ist es selbstverständlich: Nur 23 (oder so) Karten landen im Deck und die hat man recht schnell beisammen... ABER: Genau deshalb (bzw. weil dies für die anderen Drafter gleichermaßen gilt) muss man umso mehr selektieren, maximieren und optimieren. 23 Karten, die farblich, vom Powerlevel und von der Manakurve her grob passen, ergeben hier noch lange kein konkurrenzfähiges Deck.
Mir passiert es in der Praxis immer wieder, dass ich meine bislang gedrafteten Karten überschätze – mit dem Ergebnis, dass ich viel zu lange „surfe“, also versuche, mir Optionen offenzuhalten, obwohl ich mich besser schon längst auf einen bestimmten Archetyp festgelegt hätte.
-Disclaimer
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| Je nachdem wie wenig ihr ohnehin schon „surft“, mag diese Aussage für euch übrigens ohne Belang sein (oder gar Gegenteiliges gelten). Die Aussage lautet nämlich nicht, dass ihr in jedem Fall weniger surfen sollt, sondern dass ihr weniger surfen sollt als ich.
Allerdings vermute ich eben, dass es da vielen ganz ähnlich geht wie mir...
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Selbst wenn sich später herausstellt, dass man den falschen Archetyp gewählt hat – in dieser Hinsicht scheint mir Shadowmoor recht nachsichtig zu sein. Hauptsache, man entscheidet sich überhaupt für irgendetwas!
Mittlerweile denke ich, dass die jeweils besten Picks einer suboptimalen Archetypwahl ein stärkeres Deck ergeben als viele flexible Picks, die letztlich im optimal bestimmten Archetyp keine exakt passende Heimat finden.
Typpfehler
Vor allem werden die Draft-Archetypen wieder einmal unterschätzt. (Nehmen wir uns an dieser Stelle drei Sekunden, um Gott für unpersönliche Formulierungen zu danken.) Sich auf eine Farbkombination festzulegen, ist relativ simpel, aber wenn man beispielsweise Grün-Weiß draftet, ist ja die Wahl des Archetyps noch längst nicht gefallen. Man muss sich zumindest noch zwischen GW Schimmelhaufen Aggro und GW Mana Ramp entscheiden. (Im Idealfall bekäme man zusätzlich wohl eine Priorisierung einer der beiden Farben hin, um fortan z..B. Spectral Procession richtig einordnen zu können.)
Das heißt, wenn man Schimmelhaufen draftet, dann nimmt man eben genau nicht Devoted Druid, Farhaven Elf und Old Ghastbark, und wenn man Mana Ramp draftet, dann lässt man umgekehrt bloß die Finger von Nurturer Initiate, Hungry Spriggan und Somnomancer – im jeweils anderen Deck haben die Karten wenig bis gar nichts verloren! Und wenn man seine „playables“ fürs grün-weiße Deck durchzählt, gehören sie in Wahrheit ebenso dazu wie Ashenmoor Gouger und Wasp Lancer, a..k..a. gar nicht.
Schöne neue Draftwelt
Während ich selbst also bisweilen immer bei grün-weißen oder weiß-blauen Haufen gelandet bin und jeweils den Zeitpunkt verpasst habe, mich auf Aggression oder auf Kontrolle festzulegen, bin ich aber ebenso bereits dem einen oder anderen ordentlich fokussierten Draftdeck begegnet – die dann meinem offensichtlich haushoch überlegen waren...
Die folgenden Listen sind aus der Erinnerung zitiert und vermutlich ein wenig idealisiert... aber seid gewiss: Decks wie diese sind weder radikale Hirngespinste noch extreme Ausnahmeerscheinungen! Vielmehr gehe ich davon aus, dass sich mit allgemein zunehmender Drafterfahrung solche und ähnliche Decks mehr oder weniger als Standard etablieren werden.
Das Motten-Mühldeck
| | | | 2 Drowner Initiate
2 Goldenglow Moth
2 Oona's Gatewarden
1 Zealous Guardian
1 Safehold Elite
1 Puresight Merrow
1 Silkbind Faerie
1 Plumeveil
1 Knacksaw Clique
2 Memory Sluice
1 Last Breath
1 Consign to Dream
1 Inquisitor's Snare
2 Torpor Dust
1 Aethertow
2 Ghastly Discovery
1 Repel Intruders
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Der rote Schimmelhaufen (auch erhältlich mit Schwarz- oder Grün-Splash)
| | | | 3 Intimidator Initiate
1 Scuzzback Scrapper
1 Manaforge Cinder
2 Mudbrawler Cohort
2 Rustrazor Butcher
1 Sootstoke Kindler
1 Spiteflame Witch
1 Pili-Pala
1 Tattermunge Duo
1 Ashenmoor Gouger
1 Murderous Redcap
1 Furystoke Giant
1 Burn Trail
3 Giantbaiting
1 Traitor's Roar
1 Puncture Bolt
2 Power of Fire
16 Mountain
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Abschließend...
...noch einmal die wichtigsten Punkte im Schnelldurchlauf:
Hybriden vergrößern den Kartenpool, der jeder Farbkombination zur Verfügung steht.
Das ermöglicht bessere Decks.
„Besser“ heißt in diesem Fall, dass man seinem Deck eine klarere Ausrichtung gibt, was den tatsächlich verwendbaren Kartenpool wieder auf das übliche Maß verkleinert.
„Klarere Ausrichtung“ bedeutet Aggro (in der Regel Weenie-Rush mit Finishern unter Inkaufnahme von Kartennachteil), Control (Fatty-Strategien á la Mana Ramp) oder auch eine dezidierte Combo-Strategie.
Und nun aus meiner persönlichen Erfahrung heraus argumentiert:
Gerade weil es einem Shadowmoor so leicht macht (sofern man lediglich Qualitätsansprüche stellt, wie sie bei früheren Draftformaten ausreichend gewesen wären), muss man sich aktiv zwingen, andere Maßstäbe anzusetzen.
Bisweilen bin ich zu blöd dazu.
Das wär's. Schaltet auch nächste Woche wieder ein, wenn ich euch entweder erzähle, warum Magic euch zu besseren Menschen macht.... oder bestimmt irgendein anderes interessantes Thema habe!
Bis dahin tappt für euch weiter im Dunkeln...
TobiH
#398
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