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Community Bericht über die EM von David Brucker |
01.08.2002 |
Ende Juni war wie jedes Jahr die Zeit für die Europameisterschaft gekommen. Ich durfte schon die letzten drei Jahre mitspielen und es ist immer ein Mordsspaß gewesen. Also bin ich auch dieses Jahr wieder losgezogen,denn gerade Amsterdam als Austragungsort schien ja ganz interessant zu werden.
Los ging es um 10.00 München Hbf. Ich bin zusammen mit dem Christoph Lippert und den Salzburgern mit dem Nachtzug gefahren und ich muss an dieser Stelle wirklich eine Lanze für das Bahnfahren brechen. Im Zug kann man noch super in letzer Minute Decks testen und kommt auch relativ relaxed an.
In unserem Zug gab es nachts dann auch erstmal viel zu lachen. So gegen drei Uhr kommen zwei völlig besoffene Teenies in unser Abteil getorkelt und wollen sich zum Long ins Bett legen. Irgendwie checken sie dann doch dass sie hier falsch sind und wanken raus, nur um eine Stunde später wieder Longs Bett zu besuchen.
Ansonsten lief die Fahrt ohne gröbere Schwierigkeiten ab und um neun Morgens waren wir dann auch schon da.
Die Hotelsuche endete wie für die meisten in einem völlig überteuerten Schuppen, der in anderen Städten wahrscheinlich für ein Drittel des Preises immer noch unverschämt teuer gewesen wäre. Aber nachdem wir nicht vorhatten, viel Zeit im Hotel zu verbringen, konnten wir über unser triste Unterkunft eigentlich nur lachen.
Wir sind auch gleich Richtung Site durch die Stadt gewandert. Die Site war wie immer ziemlich schick, unglücklicherweise lag sie im Bahhofsviertel und als es dunkel wurde, musste man auf allerlei gruselige Gestalten aufpassen, die dunkle Seitenstraßen in der Nähe der Site bevölkerten.
Enttäuschenderweise blieb die Site aber am Donnerstag noch geschlossen und so blieb uns nichts anderes übrig als ins Hotel zurückzukehren und noch einen Gute-Nacht-Draft zu veranstalten.
Am nächsten Morgen beeindruckte unser Hotel erneut durch seinen hervorragenden Service
( Nein, tut uns echt leid, aber Frühstück gibt es erst um acht Uhr ) und wir machten uns hungrig zur Site auf.
Am ersten Tag stand Boosterdraft auf dem Programm. Ich durfte an einem Tisch mit nur sieben Spielern Platz nehmen und so immerhin auf ein Freilos hoffen. Meine Mitspieler kannte ich alle nicht und so war ich recht zufrieden mit meinem Tisch, an dem immerhin vier Runden gespielt werden.
Als die Spieler ihren ersten Booster aufrissen gab es erstmal ein fürchterliches Chaos. Die Karten waren alle gestempelt, doch durch die Stempelfarbe wurden fast alle Karten verklebt oder auf der Rückseite gemarkt. Nachdem es sich dann herausstellte, dass zu viele Karten unbrauchbar waren, um alle zu ersetzen, löste der Headjudge das Problem auf sehr erfreuliche Weise: Es gab gratis Sleeves für alle.
Der Draft lief dann recht günstig für mich, am Ende kam folgendes Deck dabei heraus:
Ich war eigentlich recht zuversichtlich mit diesem Deck. Es war zwar dreifarbig, aber die Karten waren ziemlich stark und die Glory, die ich mir geschickt selber geöffnet habe, gewinnt auch schon mal ganz allein ein Spiel.
Die Matches selber liefen alle recht unspektakulär ab. Die Decks meiner Gegner waren alle nicht besonders gut und ich hatte meistens ziemlich schnell zwei Vigilant Sentries mit Treshshold, die die Spiele ziemlich flott beendeten. Die Glory tauchte auch hin und wieder auf und dann sah es immer ganz düster für meine Gegner aus. Gegen einen Superspoiler wie Glory ist man im Limited ziemlich hilflos und da ging es meinen Gegnern auch nicht besser.
Ich habe gegen RG- Beatdown, WG-Fatties, UB-Treshold und UG- Flieger gespielt und immer ziemlich eindeutig gewonnen.
Mit 4-0 konnte ich relativ entspannt an Tisch 1 zum zweiten Draft Platz nehmen.
Diesmal lief es für mich nicht ganz so locker wie im ersten Draft. In Oddysey hatte ich nur recht bescheidene grüne Karten bekommen und in Torment sah es die ersten vier Picks auch noch nicht so rosig aus. Doch dann kam plötzlich ein Basking Rootwalla zusammen mit seinen beiden Brüdern und half mir aus der Misere. In Judgement wurde mein Deck noch durch vier(!)Sudden Strength aufgefüllt und am Ende sah es dann wieder recht bunt aber brauchbar aus:
Nach dem Draft wusste ich nicht so recht was ich von dem Deck halten sollte, aber mit drei Rootwallas ist eigentlich immer etwas zu holen.
Das erste Match verliere ich etwas unglücklich 1-2 gegen UW. Ich wurde einmal von einer Persuasion auf meinen Giant Warthog verhauen und spiele im nächsten Spiel die ersten 7 Turns nur mit zwei Ländern.
Dafür muss Gabriel Nasif im nächsten Match dran glauben. Zweimal Rootwalla-Beatdown und das Match war nach sieben Minuten vorbei.
In der letzten Runde konnte ich mich nach einem knappen Match gegen RB 2-1 durchsetzen.
Mit 18 Punkten hatte ich nun eine hervoragende Position für den kommenden Tag. Aus Deutschland war ansonsten Roland Bode mit 7-0 sehr gut im Rennen, aber einige andere hatten mit 5-2 auch noch Chancen auf gute Platzierungen.
Zurück im Luxus-Hotel haben Christoph und ich unser Atog-deck noch komplettiert.
Wir hatten erwartet, dass viele Spieler zu RG greifen werden, weil das Format schon ziemlich ausgelutscht war und keiner mehr so richtig Lust hatte, kurz vor Judgement noch was Neues zu testen. Aus diesem Grund haben wir dir Nightscape Familiars durch Chainer's Edicts ersetzt. Die Familiars werden gegen RG fast immer umgeschossen und die Edicts lösen Probleme wie Yavimaja Barbarians.
Nanu, was macht denn der Plague Spitter im Board?
Naja, wir hatten nur 14 Karten die wir wirklich boarden wollten und haben noch eine coole
Karte gesucht und ich hatte halt gerade einen Plague Spitter zur Hand...
Am Samstag früh ging es wieder los und in meinem ersten Match konnte ich gleich kontrollieren ob unser Deck gegen RG hält was es verspricht. Mein Deck performt auch ganz ordentlich und ich gewinne 2-1.
In Runde Drei und Sechs musste ich nochmal gegen RG spielen und ich habe auch diese Matches gewonnen. Ansonsten musste ich mich in Runde Zwei gegen Amiel Tenenbaums seltsames UGR-Deck geschlagen geben. In Runde Vier erkämpfte ich einen sehr knappen 2-1 Sieg gegen UG-Madness, konnte aber wegen fürchterlich schlechter Draws auf meiner Seite nichts gegen Anton Johnsons Captain America ausrichten.
In der letzten Runde ging es nun etwas überraschend um die Top 8. Unglücklicherweise hatte ich ein eher ungünstiges Matchup gegen UG-Madness. Doch zu diesem Zeitpunkt hat der Managott beschlossen das ich Europameister werde, denn mein Gegner nimmt in beiden Spielen zwei Mulligans, während ich immer den Traumstart habe.
Ich komme nun als Siebter in die Top 8 und muss am Sonntag erneut gegen Anton Johnson antreten. Roland Bode hat es erfreulicherweise auch geschafft und so waren wenigstens zwei Deutsche in den Top 8 vertreten.
Wir sind am Abend noch lecker Essen gegangen und anschließend hätte ich dann wohl mein Matchup testen sollen. Es war allerdings schon ziemlich spät und ich war viel zu müde zum testen. Aber das ist gar kein Problem, schließlich hat man ja ein gutes Team. Thomas Neumeier und Reinhard Blech waren so freundlich noch ein bißchen für mich zu testen und so hatte ich dann zumindest eine gute Vorstellung was mich erwartet und wie ich sideboarden werde.
Besonders hervorzuheben ist auch Blechs Geschick beim Proxies basteln. Wenn mal gerade keine Gainsays zur Hand sind, gar kein Problem, der Blech schreibt geschickt mit Edding auf die Rückseiten irgendwelcher Karten. Karten, wie meine beiden Absorbs zum Beispiel.
Bevor noch mehr Karten mißhandelt werden, habe ich die beiden dann doch verjagt um wenigstens einigermaßen ausgeschlafen zu sein.
Am Sonntag ging es dann erstmal mit ein paar Photos von völlig übernächtigten Top 8 Spielern los. Die meisten hatten wohl mehr Lust Amsterdams Nachtleben als ihre Matchups zu testen und so waren die meisten noch im Halbschlaf.
Sobald die Matches losgingen, waren aber alle hellwach. Mein Match versprach recht interessant zu werden und so ging es dann auch gleich los gegen Anton Johnson mit Captain America.
Im ersten Spiel fange ich an und nachdem Anton kein drittes Land legt und Ice spielt, nutze ich die Gunst der Stunde und lege einen Atog. Mein Gegner findet immer noch kein Land und ein FoF später kann ich genug Damage mit dem Atog machen.
Ein Judge kommt überrascht und fragt warum es schon 1-0 steht, doch als er sich kurz umdreht hat Anton mich schon schnell mit Meddling Mage und Lightning Angel erledigt und ausgeglichen.
Die anderen beiden Spiele dauerten ein bißchen länger, liefen aber immer auf das gleiche heraus. Anton spielt zwei oder drei Creatures, ich handle sie. Dann ziehe ich lauter Karten und er nur Länder und verliert durch meinen enormen Kartevorteil.
Im Halbfinale gibt es ein gutes Matchup für mich: Victor van den Broek mit RG.
Es war sehr angenehm für mich, dass er obendrein in allen vier Spielen einen Mulligan nimmt, auch wenn ich mir dafür dauernd Witze über meine "geschickte Mischtechnik" anhören muss.
Im ersten Spiel legt er einen Meteor Storm, nachdem ich mich wegen eines Edicts ausgetappt habe und wirft mir jede Runde vier Schaden an den Kopf. Es schaut nicht allzu rosig aus, als ich auf zwei Leben bin und er schon eine Karte auf der Hand hat. Ende seiner Runde spiele ich ein FoF und nehme eine Probe, die mein Ableben immerhin eine Runde verschiebt. Eine Runde später muss ich dann Upheaval spielen, um nicht am Meteor Storm zu Sterben. Immerhin kann ich das erste Land legen und so nächste Runde seinen Barbar Memory Lapsen. Ich lege im Turn darauf den Psychatog und spiele nächste Runde Edict auf seinen Barbar, um für ausreichend Schaden anzugreifen.
Im zweiten Spiel haut er mich auf sechs Leben herunter, nimmt aber soviel Schaden durch Painlands, dass mein Atog eine echte Bedrohung für ihn ist. Ich ziehe zum richtigen Moment noch einen Repulse für seinen Nantuko Blightcutter und der Atog erledigt den Rest.
Das Match wurde nun für das Fussball-WM-Finale unterbrochen. Mit meinem 2-0 Vorsprung konnte ich auch relativ enspannt unsere Niederlage verkraften.
Nur Noah Boeken muss irgendwie masochistisch veranlagt sein, anders kann ich mir wirklich nicht erklären wie er auf die Idee kommt, sich zu den Deutschen zu setzen und Oliver Kahn zu verhöhnen...
Zurück in meinem eigenem Match, wehrte ich mich zur Abwechslung mal ein Spiel gar nicht und wurde von einem Rootwalla verprügelt.
Dafür durfte ich im vierten Spiel zum ersten Mal anfangen.
Victor legt wie immer Turn 1 Rootwalla, den Call of the Herd erwartete jedoch schon ein Counterspell von mir. Nächste Runde zahlt er den Flashback des Calls, während ich ein Fact or Fiction spiele. Dann spiele ich drei Psychatogs, die seine angreifenden Creatures und meinen Graveyard essen. Ich bin auf sechs Leben, als ich alle seine Creatures entsorgt habe und meine Atogs zur Offensive schreiten. Er zieht jedoch einen Blightcutter nach, der mit Treshold 5/5 ist und mich auf ein Leben bringt, bevor ich mein Edict mit Flashback spielen kann. Im nachfolgenden Topdeck-Duell gehe ich als der glücklichere hervor und zwei Runden später ist mein Atog stark genug um ihn zu töten.
So, nun stand ich im Finale und nachdem unsere Fussballnationalmannschaft versagt hatte, musste ich die Deutsche Ehre an diesem Tag retten.
Christoph Haime hatte ein UG-Madness dabei, um dies zu vereiteln und seine Chancen waren theoretisch nicht schlecht. In der Praxis nimmt aber auch er in den ersten drei Spielen Mulligans.
Das erste Spiel geht munter Hin- und Her und wir tauschen Spells und Creatures ab. Schließlich ziehen wir beide von oben und bei ihm bleibt ein Merfolk Looter liegen, während meine Seite durch einen Psychatog vertreten wird. Ich halte schon seit längerem ein Upheaval, befürchte aber eine Circular Logic von ihm. Die zeigt er mir dann auch als ich versuche ihn mit FoF plus Atog zu killen. Ich überlebe seinen Turn jedoch noch und kann nun ohne weiteres Upheaval spielen und Atog nachlegen.
Das zweite Spiel fing schon ziemlich schlecht an, als sein Looter auf dem Tisch liegen bleibt.
Der Looter versorgt ihn mit lauter guten Karten und nachdem ich versucht hatte das Spiel mit Upheaval zu resetten wurde es leider auch nicht besser und ich verliere einfach gegen die Masse von Madness- und Flashbackspells.
Im dritten Spiel bleibt Christophe auf drei Ländern stehen, während ich genug Edicts für seine Creatures finde. Witzigerweise spielt er immer geschickt um mein Force Spike herum und nimmt wegen seinem Filterland Manaburn. Ich hatte aber gar kein Force Spike, dann tappt er sich doch aus und, so ein Pech, gerade hatte ich das Force Spike gezogen.
Ich ziehe viele Karten mit Deep Analysis und als er ausgetappt ist, mache ich die Combo für den Sieg.
Im vierten habe ich am Anfang wieder eine Antwort für alles und gehe recht schnell in den Kartenzieh-Modus über. Gerade als ich mein erstes Fact or Fiction spiele, kann ich mich entspannt zurücklehnen, während Christoph sich den Kopf zerbricht wie er meine fünf guten Spells aufteilt. Nach einem weiterm FoF ist es dann nur noch eine Frage der Zeit bis mein Atog stark genug ist.
Zwei Runden später ist es dann soweit und ich darf eine Menge Hände schütteln, die mir zum Gewinn gratulieren wollen.
Zuerst muss ich aber einen Liter Wasser trinken, denn auf der Bühne war so eine Hitze, dass ich total ausgetrocknet war.
Bei der Preisverleihung werde ich mit einem Zehn- Kilo-Pokal bestraft, an dem ich mir auf der Heimfahrt beinahe einen Bruch gehoben habe. Nach einem kurzen Interview mussten wir die Heimfahrt flinken Fusses antreten ( kein Spass mit dem Pokal ), denn unser Zug fuhr auch schon los Richtung Heimat, wo ein warmes Bett auf mich wartete. Zumindest hätte ich das gern gehabt, denn nachdem wir um 6.00 Uhr Morgens in München ankamen, durfte ich erstmal wieder zum Zivildienst antreten. Aber wen stört das schon, wenn man gerade 15000 Dollar gewonnen hat?
Man sieht sich auf den PTQs,
mfg,
David
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