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Preview-Karte: Magic 2010
von Tobias "TobiH" Henke
29.06.2009


Zum ersten Mal in seiner Geschichte enthält das Grundset in diesem Sommer brandneue Karten. Eine davon gibt's heute...

Aufgabe dieser Karten ist dabei jedoch explizit nicht, andere Karten zu übertrumpfen. Das ist manchmal ein Nebeneffekt, allerdings nicht heute...

Vielmehr geht es darum, die eine perfekte Mischung zu finden, die eine gemeinsame Grundlage zu schaffen und den Rahmen abzustecken, welche Farben welche Stärken aufzubieten und welche Schwächen einzugestehen haben. Mehr noch: Es geht darum, zu zeigen, was die einzelnen Farben ausmacht, und das auf die eleganteste, simpelste, deutlichste und vor dem Fantasy-Hintergrund stimmigste Art und Weise. So auch heute.

Nehmen wir einmal die Farbe Grün. Grün ist die Farbe des Lebens und der Natur. (Und ja, auch des Neids und der Hoffnung und der iranischen Opposition, aber das ist eine andere Realität.) Also, Leben und Natur – das ist der grüne rote Faden, der sich durch alle grünen Karten hindurchzieht. Seine ablehnende Haltung gegenüber allem Un- oder Widernatürlichem zeigt Grün beispielsweise darin, die Nummer 1 beim Zerstören von Artefakten und Verzauberungen zu sein. (Nicht umsonst vereint Naturalize beide Fähigkeiten und den ausgesprochen subtilen Namen in einem ikonischen Zauberspruch.)


Leben zeigt sich vor allem in einem unübertroffenen Aufgebot aus dem Tierreich: Von ganz klein (keine andere Farbe bietet dermaßen viele nützliche 0/1-Kreaturen) bis ganz groß (nirgendwo sonst findet man dermaßen viele Kreaturen mit Stärke 5 oder mehr) tummeln sich in keinem anderen Verein vergleichbar viele Viecher – und eine Vielzahl an Spielsteinen kommt noch dazu. Es kreucht und fleucht und wächst und gedeiht und krabbelt und trampelt an allen Ecken und Enden. Und wem das nicht reicht, der findet von Giant Growth über Overrun bis Might of Oaks sicher irgendeine Option, sein Getier noch einmal zu vergrößern.

Ganz so simpel ist Grün allerdings auch nun wieder nicht gestrickt. Mana, der Quell jeglicher Zauberei, entstammt schließlich Ländern. Und selbstverständlich verfügt keine Farbe so sehr über den grünen Daumen wie Grün selbst. Seien es nun Birds of Paradise, Rampant Growth oder Fertile Ground – im Branchenbuch findet man unter Landschaftsgärtnerei überwiegend grüne Karten. Dabei ist der Unterschied zwischen konstruktiv und destruktiv bekanntlich eher gering (Wissenschaftler streiten noch, ob er zwei oder drei Buchstaben beträgt) und so ist es nur natürlich, dass Grün Länder nicht bloß erblühen, sondern – auf Wunsch – auch absterben lassen kann.

Aber grüne Magie vermag noch mehr. Sie hasst zum Beispiel – mit Inbrunst und Direktschaden – fliegende Kreaturen, sie besorgt Extraleben und sie ist die Nummer 2, wenn es darum geht, den eigenen Friedhof zu manipulieren...

Oha! Warum das denn?

Auf den ersten Blick mag es wirklich seltsam erscheinen, dass sich ausgerechnet die Farbe des Lebens so gründlich mit dem Totenreich auseinandersetzt, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass niemand Geringeres als der Erzfeind Schwarz in diesem Metier federführend ist. Doch es ergibt Sinn. Während Schwarz im Schutz der Nacht seinen finsteren Machenschaften nachgeht und Untote zu unheiligen Zwecken missbraucht, stellt sich die Sache bei Grün thematisch eben ein wenig anders dar.


Hier haben wir die Mutter aller – in Ermangelung eines anderen Begriffs – Regrowth-Effekte. Und es ist kein Zufall, dass diese Karte auf Deutsch den wunderbaren Titel „Neues Leben“ trägt. Verbrauchter Magie eine Reinkarnation zu gewähren, ist seit jeher (das heißt, seit dem allerersten Magic-Set) ein fester Bestandteil des grünen Repertoires.

Eine kurze Recherche zeigt, wie unglaublich viele Vertreter der Regrowth-Fraktion diesem Urahn folgten:


Klar, Eternal Witness ist allgemein bekannt und Elven Cache erlangte vor langer Zeit (im Mirage-Block) einige Berühmtheit, als damit (oder ohne – das ist in Wahrheit eine lange Geschichte) zum allerersten Mal ein Kombodeck eine Pro Tour gewann. Recollect, Reclaim und hin und wieder selbst Revive spielten eine Rolle als Gehilfen von Gifts Ungiven. Gleiches gilt für Hana Kami. Nostalgic Dreams hatte ebenfalls seine Auftritte und mit Holistic Wisdom gab es auch mal ein Deck. Restock wurde zumindest im Invasion-Block gesehen und All Suns' Dawn ist bis heute eine der stärksten Karten im Mind Magic. Selbst Reap tauchte einmal in einer seltsamen Kombo auf (zusammen mit Deathlace und Lion's Eye Diamond). Dass Woodland Guidance in Rekordzeit in Vergessenheit geriet, ist da eher die Ausnahme als die Regel.

Und das beinhaltet noch nicht die Unmenge an Karten, die sich selbst wieder ausgräbt. Hier schlagen nicht nur die farbübergreifenden Mechaniken Persist, Recover, Dredge, Soulshift sowie eine Reihe an Auren zu Buche (von denen die letzten drei allerdings besonders grün sind) – es gibt noch mehr: Gigapede, Masked Admirers, Reach of Branches, Sosuke's Summons, Weatherseed Treefolk... und die Auflistung ist noch lange nicht komplett!

In der Hauptsache beschäftigt man sich als grüner Friedhofsgärtner jedoch damit, bleibende Karten zurückzuholen. So etwa Kreaturen:


Oder Länder:


Oder gar Verzauberungen:


Und das bringt uns zur heutigen Preview-Karte. Auch wenn die Spannung vielleicht schon unerträglich ist, ein letzter Spannungsbogen wird noch geschlagen: Atmet tief duch, scrollt so, dass ihr die leere Fläche gut im Blick habt, und dann klickt hier, um die Karte anzuzeigen!

Es ist zugegebenermaßen kein gewaltiger Effekt. Das Standardformat wird hiervon garantiert nicht in seinen Grundfesten erschüttert. Aber das soll es auch gar nicht.

Die Spirale der Natur zeigt vielmehr, was es mit grüner Friedhofsinteraktion auf sich hat. Der ewige Kreislauf der Natur: Leben, Tod und neues Leben (oder eben Neues Leben, wenn man so will) – seit dem Original-Regrowth hat es keine Karte (und vielleicht nicht einmal der) geschafft, dieses Konzept derart stimmig zu vermitteln. Unabhängig von allen Deckbauüberlegungen lässt sich deshalb sagen: Eine schöne Karte!






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