Hochmut kommt vor der Falle.
Denn stellt euch vor, die Idee mit der
Summoning Trap von letzter Woche war nicht nur ein dummer Jux, sondern ein richtig guter Einfall. Zwar war unsere Liste, mit der wir online die Top 8 eines Premier-Events erreichten (
siehe letzter Artikel), weit weg vom Optimum, aber wir hielten weiter fest am grundlegenden Konzept.
Die ganze Lifegain-Engine sah auf Blatt gut und recht aus, war aber in einem Format mit so viel Spotremoval schlichtweg nicht gut genug. Gegen Monorot konnte man mit der Version des Decks quasi nicht mehr verlieren, doch gegen den Rest halfen die guten Lebensspender auch nicht wirklich. Ein neuer Plan musste her.
Wall of Denial und
Martial Coup schien uns ganz vernünftig, außerdem merkten wir, dass
Oblivion Ring im Maindeck, und zwar mehrere, meistens einfach besser waren als die coole Spielerei mit
Wargate. Wir spielten und spielten, gewannen ab einen gewissen Punkt praktisch alle Spiele, die wir online bestritten, lernten richtig gut mit dem Deck umzugehen. (Was viel komplizierter war, als es aussah – die meisten Spiele, die wir verloren, hätten wir zum Beispiel gewinnen können, wenn wir unseren
Everflowing Chalice statt im zweiten Zug erst im vierten Zug gelegt hätten, oder eine
Wall of Denial in die Sphinx abgeworfen hätten, anstatt sie im dritten Zug gegen Jund aufs leere Board zu legen.) Kurzum, wir hatten Erfolg mit dem Deck, verloren gegen Jund in sechs Matches ein Game (!), waren zuversichtlich und freuten uns wie die Goldhamster auf den Grand Prix.
Vielleicht noch zwei kleine Anmerkungen zu ebenso vielen Karten:
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Sphinx of Lost Truths: Wohl mit Abstand die beste Karte im Deck. Dicker Body, Carddraw (Discard störte ja nie, man hatte immer irgendeine Iona zum Discarden) und gegen jegliche langsamen Decks der atomare Supergau – tötet Planeswalker, lässt sich gern von Jace bouncen, blockt Malakir Bloodwitch und Celestial Colonnade, und und und… Das Allerbeste und deshalb ein 4-of. Ein ganz klares!
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Deft Duelist: Wir waren kurz davor, Empyrial Archangel gegen Burn zu boarden, da wir einfach keine Tiere ohne Shroud spielen wollten – wir hatten lange vier Perimeter Captain gespielt, welche gerade mit der Wall of Denial brillieren, aber da sich die roten Spieler ohnehin vor Kor Firewalker und dem weißen Lifegain fürchten, haben alle Spieler Deathmark und Doom Blade gegen uns geboardet. Daher schien uns der Duelist, mit dem wir im Übrigen auch gegen blau-weiße Kontrolle in den Jace-Kampf zogen und je nach Sideboarding gegen Jund (gegen Goblin Ruinblaster/Bloodbraid Elf/Siege-Gang Commander), besser als die anderen Anti-Rot-Tieren.
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Die Matchups im Kurzen:
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++
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UW(r)-Control, Howling Mine-Decks, Open the Vaults, alle anderen Controldecks (Mono-W,…)
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+
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Jund, Cavaglieri-Knightfall, Eldrazi-Green, White Weenie
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+/−
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Vampire, Monorot
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−
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Naya, Allies, RB-Burn, Junk-Knightfall
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−−
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Mythic, Boros
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Folgende Liste trugen Adrian Vogt und ich also nach Brüssel:
| | | | 2 Forest
2 Island
2 Plains
4 Misty Rainforest
1 Celestial Colonnade
4 Sunpetal Grove
1 Stirring Wildwood
4 Glacial Fortress
1 Tectonic Edge
4 Seaside Citadel
4 Wall of Denial
4 Iona, Shield of Emeria
4 Summoning Trap
4 Sphinx of Lost Truths
2 Everflowing Chalice
4 Rampant Growth
2 Trace of Abundance
2 Marshal's Anthem
4 Jace, the Mind Sculptor
2 Martial Coup
3 Oblivion Ring
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3 Flashfreeze
3 Deft Duelist
3 Negate
3 Day of Judgment
3 Celestial Purge
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Doch Hochmut kommt vor der Falle, und wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Und folgendermaßen hat sich das Ganze abgespielt:
Runde 4: Plummer, Richard – Jund
Ich verliere den Würfelwurf, mein Gegner startet mit
Rampant Growth und
Garruk Wildspeaker. Ich biete meinerseits ebenfalls Acceleration sowie meinen eigenen Weltenwanderer auf und bounce sein Biest. Er hat
Maelstrom Pulse für den
Jace und ein weiteres Biest, ich den zweiten
Jace, der wieder bounct. Mein Gegner spielt
Rampant Growth, hält nebst seinem Removal leider nur Länder, der
Jace beginnt mit seiner loyalitätsneutralen Fähigkeit, und da ist das Spiel auch schon gelaufen. Zugegebenermaßen fand ich in meiner ersten
Summoning Trap trotz
Jace nur eine
Wall of Denial, aber die gekickte Sphinx war dann genug des Guten.
Das weite Spiel beginnt mit einem Mulligan für meinen Gegner – ausgezeichnet! Dann folgt jedoch
Great Sable Stag im dritten und ein weiterer Hirsch im vierten. Ich habe zwar noch sämtliches weißes Removal im Deck, da ich
Summoning Trap gegen ihn rausgeboardet habe, aber finde auch mit der Sphinx keine Antwort auf die beiden Hirsche – 1-1. Ich ziehe die beiden geboardeten Duelisten und einige
Wall of Denial und ersetze sie mit
Day of Judgment und bringe
Jace zurück ins Deck, den ich on the Draw gegen Jund nicht so mag. Ich starte mit
Oblivion Ring auf
Great Sable Stag, Chalice auf 2 und einer Sphinx, finde jedoch nebst einer
Iona und Ländern gar nichts. Ich beginne, langsam, aber sicher meine neun Mana anzustreben, werde aber von Bloodbraid into Stag und
Siege-Gang Commander daran geh
indert. Kein Zorn, keine Sideboardkarte, kein Coup, keine Anthem, keine Chance…
3-1
Runde 5: Rohman, Nicklas – Vampire
Ich verliere den Würfelwurf, mein Gegner beginnt mit
Bloodghast, Nighthawk und Nocturnus. Ich versuche im vierten Zug eine
Summoning Trap, finde aber nichts. Eine Bloodwitch besiegelt mein Schicksal. Turn-5-Kill. Die Walls kommen raus,
Celestial Purge und Zorn dürfen mitmachen. Die Kombo muss ganz im Deck bleiben,
Mind Sludge muss man mit
Jace und schneller Action einfach racen – klappte beim Testen ganz gut, zumindest on the Play.
Spiel 2 nehme ich Mulligan, haue ihm aber dann im fünften Zug eine
Iona auf den Tisch. Im dritten Spiel screwt er auf drei Ländern, hat aber multiple
Bloodghast.
Purge und Sphinx kümmern sich darum, und die
Iona, die dann reanimiert wird, gibt ihm den Rest. Verärgert zeigt er mir seine Hand:
Tendrils of Corruption,
Deathmark … Und genau darum wollte ich das Deck an einem GP zocken – weil einfach keiner nur den Hauch einer Ahnung hat, gegen was er spielt.
4-1
Runde 6: Fernström, Andreas – Jund
Ich gewinne sogar mal einen Würfelwurf und beginne eine eher langsame Partie.
Wall of Denial und
Jace kämpfen verbittert gegen
Putrid Leech und
Maelstrom Pulse. Das Spiel zieht sich hin, meine Sphinx sucht nach Spielbarem, ein
Terminate holt sie vom Himmel. Etwa 20 Karten sind gelaufen, und noch keine
Iona in Sicht – die Situation schätzte ich dann ganz gewinnbringend für eine Trap ein. Aber denkste, weder Sphinx noch
Iona, und nicht einmal eine Wall. Er legt
Siege-Gang Commander, ich zieh die
Iona nach. Bravo, liebes Deck! Das musste ja mal so kommen, aber ich habe immer gehofft, dass es wenigstens nicht gegen Jund passiert… Gute Bilanz, in drei Runden zwei leere Traps zu spielen. Wenigstens bekam ich pro leere Trap ein Bier ab, musste aber auch dem anderen Trapdeck Bier spendieren – der gute Trostpflaster-Deal mit Adi Vogt.
Spiel 2 verlief ähnlich trocken wie Spiel 1 – ich ziehe mit der Sphinx einmal mehr nichts, was ich gebrauchen könnte, und sterbe an Doppel-
Blightning. Frustrierend. Ich bin mir zwar bewusst, dass man gegen Jund immer irgendwie verlieren kann, aber dann doch wenigstens nicht beide Spiele auf einmal.
4-2
Runde 7: Noé, Benjamin – Open the Vaults
Der nächste verlorene Würfelwurf. Trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind, als er mit
Kabira Crossroads eröffnet, denn ich weiß:
Open the Vaults ist genau das Matchup, dass man einfach nicht verlieren kann.
Jace,
Martial Coup,
Iona und dazu alle Zeit der Welt, da kann außer Sanguine Blood echt gar nichts mehr schiefgehen. Ich lege
Jace, er Sphinx, ich
Wall of Denial, er
Into the Roil auf
Jace, ich spiel ihn wieder, er nochmals
Into the Roil, ich nochmals
Jace, er
Oblivion Ring, ich
Oblivion Ring, und dann mal nach sechs Karten im Vorteil die
Iona auf Weiß. Game!
Spiel 2 habe ich wie erwartet alle Zeit der Welt. Die
Iona spiele ich vorsorglich auf Blau, da ich ohnehin damit rechne, dass er Zorn rausgenommen hat, und außerdem nicht in
Jace (den gewisse Versionen immer noch im Board spielen) oder
Into the Roil reinlatschen will. Außerdem halte ich auf der Hand alles, was ich in dem Matchup so brauche: O-Ring, Coup,
Negate und
Marshal's Anthem. Er hat den Ring für die
Iona, ich spiel ebenfalls Ring. Er Zorn, ich Anthem. Er Open the Vauls in
Oblivion Ring und einiges an Getier, ich
Martial Coup mit
Negate-Backup. Er probiert nochmals Vault, ich countere und spiele mal wieder eine Sphinx für drei Karten. Und so weiter und so fort, irgendwann hatte er dann keine Solution mehr für die
Iona, und zeigt mir frustriert das
Mind Control. Tja, Pech gehabt…
5-2
Runde 8: Henckel, Nikolas – Jund
Wieder ein Würfelwurf verloren, wieder gegen Jund. Diesmal läuft alles nach Plan – etwas Acceleration, etwas
Wall of Denial, etwas reanimierte
Iona im sechsten Zug. Spiel 2 dauert ein wenig länger, beinhaltet
Basilisk Collar, welches ich liegen lasse, um stattdessen alle Tiere abzuräumen. Sphinx Nummer 1 findet den Nachfolger, der sich mit Kicker dazugesellt – zwar werden beide gebraten, aber eine
Marshal's Anthem auf Sphinx und
Iona auf Rot (wegen
Cunning Sparkmage) macht den Sack dann ganz zu.
6-2
Runde 9: Schietgat, Renzo – WU-Weenie
Das Feature-Match, das man in der
Coverage des Planeten nachlesen kann. Einmal mehr den Würfelwurf verloren. Er beginnt mit
Elite Vanguard und
Kor Firewalker, ich mit Manaacceleration. Den dritten Zug lässt er aus, ich entscheide mich, trotz der vier Mana
Oblivion Ring vor
Jace zu spielen, da ich mit
Elspeth, Knight-Errant rechne. Die hat er auch, und so kann ich ihm im nächsten Zug sein Tier bouncen und mir einen Extrazug kaufen, um
Jace endlich richtig zum Laufen zu bringen. Renzo bringt weiter weiße Karten auf den Tisch und zeigt außer
Plains auch keine Länder.
Sphinx of Lost Truths zieht sich in einiges Brauchbares, wird mit
Path to Exile entsorgt, woraufhin ich mit
Martial Coup für sechs den Tisch säubere – bis auf
Elspeth, die arbeitet weiter auf Hochtouren. Leider ziehe ich im nächsten Zug kein Land nach, sonst hätte ich
Iona hardcasten können, so versuche ich halt die Sphinx. Keinen Ring und keine
Wall of Denial gezogen, den zweiten Path erwischt, tot…
Im zweiten Spiel schlucke ich etwas frühen Schaden, stabilisiere schließlich aber das Board mit einem aufgeladenen
Jace. Mit seinen
Celestial Colonnade, mit welchen ich absolut nicht gerechnet hatte (und nachdem ich sogar
Deft Duelist für zwei Walls reingebracht hatte), haut er mich dann aber tief runter. Dann die Grauzonensituation:
Ich lade
Jace weiter auf und lege ihm
Plains unter die Library, da ich vom
Brainstormen weiß, dass ich
Iona auf dem Deck habe und ums
Negate spielen will, denn ich bin auf einem Leben und mein Gegner hat sechs Mana auf dem Tisch. Er könnte also die Colonnade aktivieren und würde voll in meine getrappte
Iona rennen. Mit
Jace auf dem Tisch wäre das dann wohl das Spiel gewesen. Er zieht aber trotzdem ein Land nach, aktiviert das Manland und legt sie vor seine Länder hin. Ich sage OK, nicht ganz geistesgegenwärtig, weil ich denke, er meint damit die Activation der
Celestial Colonnade, und spiele
Summoning Trap, um nicht am Angriff zu sterben. Er hat aber natürlich mit dem Vorschieben des Manlands den Angriff gemeint, hat natürlich das
Negate, und ist der Ansicht, ich sterbe nun im Attack. Eine lange Diskussion folgt, die der Judge zu meinem Gunsten entscheidet.
Ich brainstorme in meinem Zug die
Iona wieder aufs Decks und spiele, diesmal in der Mainphase, da der Gegner ausgetappt ist und in seinem Zug ja wieder das
Negate-Mana bereit hat,
Summoning Trap auf
Iona für Weiß. Er hat
Vapor Snare dafür, ich muss mir mit
Jace die
Iona zurückgeben und stehe nun vor zwei Optionen: Entweder
Oblivion Ring auf meinen
Jace und den zweiten
Jace spielen, um mich an das 1-of-
Tectonic Edge zu suchen, oder den Zug abgeben und eine Trap bluffen. Ich entscheide mich für Letzteres.
Celestial Colonnade greift trotzdem an, tot. Dann zeigt er mir zwei weitere
Negate und eine weitere
Vapor Snare von seiner Hand. Es hat nicht sollen sein…
6-3
Wenigstens hat Adrian, der keine Byes hatte, das Deck zu einem 7-2 und somit in den zweiten Tag pilotiert, sodass wir dann beim Chinesen doch noch etwas zu feiern hatten.
Am nächsten Tag gab's für mich Gunslinging. Leider musste ich die geborgten
Iona, Shield of Emeria und die meisten Nonbasic-Lands zurückgeben und füllte mit
Wargate,
Progenitus und
Sphinx of the Steel Wind auf. Diesmal gewann ich einiges mehr an Würfelwürfen, und spielte 10-2 mit dem geschwächten Deck. Mit den gewonnenen Erfahrungen am GP und der gesamten Auswertung würde ich als Nächstes wohl folgende Liste testen:
| | | | 2 Plains
4 Misty Rainforest
2 Island
1 Celestial Colonnade
2 Arcane Sanctum
2 Forest
4 Sunpetal Grove
1 Stirring Wildwood
3 Glacial Fortress
1 Tectonic Edge
4 Seaside Citadel
4 Sphinx of Lost Truths
2 Sphinx of the Steel Wind
4 Iona, Shield of Emeria
2 Everflowing Chalice
4 Rampant Growth
3 Trace of Abundance
4 Summoning Trap
4 Jace, the Mind Sculptor
3 Martial Coup
3 Oblivion Ring
1 Trapmakers Snare
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3 Flashfreeze
3 Negate
2 Celestial Purge
4 Day of Judgment
3 Marshal's Anthem
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Und als krönenden Abschluss und Ausblick des Ganzen: Überlegt euch nur mal, wie verdammt gut das Deck im neuen Standard oder im Block wird, wenn uns in nächster Bälde folgendes Monster erwartet:
Wer braucht da noch eine Top 5 an dicken Tieren, wenn die Zukunft so eldrazig aussieht?
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