Ja ja, unsere Überlebenswoche im Exil.
An Tagen wie diesen war man noch top motiviert.
Nachdem ich euch schon die
ganze aufwändige Testsequenz im Vorfeld unserer eidgenössischen Schweizer Meisterschaften bis ins kleinste Detail erläutert habe, muss hier dann wohl der obligate Bericht des Geschehens folgen. Obwohl ich eigentlich lieber ein bisschen jammern würde. Vielleicht gelingt es mir ja, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen.
Ja ja, unsere Überlebenswoche im Exil.
An Tagen wie diesen war ich nicht nur blauäugig im Hinblick auf die Nationals, sondern auch sonst ziemlich oft blau und wollte unbedingt ein blaues Deck spielen.
Dass ich ganz versessen darauf war, mir irgendein neutralisierendes Deck anzulachen (wo sonst sollte man denn neutrale Decks spielen, wenn nicht bei der Schweizer Meisterschaft?), war von Anfang an klar.
Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für UW-Control, und zwar die Liste, die Guillaume Wafo-Tapa auf den französischen Nationals ins Feld geführt hatte. Viele Counter zu spielen, schien mir in einem undefinierten Metagame wie dem in der Schweiz eine gute Idee. Außerdem war ich davon überzeugt, dass viele Spieler gegen ein Kontrolldeck suboptimaler spielen würden als gegen ein Aggrodeck. Und in einem teilweise auch sehr vom Zufall bestimmten Umfeld (ja, ich meine Cascade) muss man sich das zu Nutzen machen, wo man halt gerade kann.
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4 Wall of Omens
2 Sun Titan
2 Deprive
1 Cancel
4 Mana Leak
2 Essence Scatter
2 Path to Exile
2 Condemn
2 Day of Judgment
2 Oblivion Ring
2 Jace's Ingenuity
4 Tectonic Edge
4 Sejiri Refuge
4 Celestial Colonnade
4 Glacial Fortress
5 Island
4 Plains
1 Misty Rainforest
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3 Jace Beleren
3 Jace, the Mind Sculptor
2 Elspeth, Knight Errant
1 Gideon Jura
Sideboard:
1 Jace's Ingenuity
1 Day of Judgment
1 Oblivion Ring
3 Celestial Purge
1 Flashfreeze
1 Cancel
2 Negate
3 Kor Firewalker
2 Gather Specimens
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Auf den ersten Blick mag das nach ziemlich ödem Netdecken aussehen. War's aber nicht. Das Deck wurde von Christoph Huber, Adrian Vogt und mir ausführlich getestet und schlussendlich kamen wir endlich zum Schluss, dass die Liste, so wie sie Guillaume gebaut hatte, schon ihre Richtigkeit habe. Gedanken gemacht haben wir uns primär über:
Flashfreeze: Eigentlich wollten wir die Karte erst maindecken. Und zwar statt
Essence Scatter.
Essence Scatter ist wie
Flashfreeze gegen UW-Control und Ascension-Kombo ziemlich unfähig – nur dass das Freeze gegen Ascension etwas besser ist (da es ab und zu mal die
Pyromancer Ascension selbst erwischt), während das Scatter gegen UW halt mal
Sun Titan countert. Gegen Jund hat man lieber
Essence Scatter gegen
Grave Titan und
Malakir Bloodwitch,
Flashfreeze lieber gegen
Blightning und
Maelstrom Pulse. Gegen
Valakut-Ramp ist
Flashfreeze offensichtlich besser, aber nicht allzu krass, weil man ohnehin oft die Tiere countern will. Gegen Naya/Bant ist das Scatter knapp besser, gegen Rot das Freeze. Na ja, alles in allem sind die Karten ziemlich nah beieinander. Da man aber bei den Nationals immer wieder irgendwelche Roguedecks antrifft und die meisten davon Tiere featurn, entschieden wir uns für das Scatter. Ein einzelnes Freeze spielten wir als
Mana Leak Nummer 5 im Sideboard. Mehr Counter wollte man häufig nicht haben, lieber noch die eine oder andere Antwort auf Karten, die auf dem Tisch liegen, sodass man sich auch mal für einen Planeswalker austappen kann.
Jace's Ingenuity: Fakt war, dass wir die dritte Ingenuity meist reinboardeten, also fragten wir uns, warum wir sie nicht gleich ins Maindeck steckten. Um diese Frage zu beantworten, muss man das Deck vor und nach dem Boarden etwas genauer verstehen. Vor dem Boarden befindet sich das Deck in einem klassischen Spagat zwischen Solutions jeglicher Art und eigentlich ist man darauf angewiesen, dass man in den richtigen Matchups die richtigen Karten zieht. Die Dichte an wirklich guten Karten ist in den meisten Matchups nicht unendlich hoch – gegen Combodecks hat man unnützes Spotremoval und
Day of Judgment, gegen Aggrodecks
Jace und die Counter, die man nicht in diesem Maß haben möchte, und so weiter. Das bedeutet, dass auch
Jace's Ingenuity im ersten Spiel viel weniger macht – im Schnitt zieht man damit knapp eineinhalb Länder, eine halbe gute Karte und eine mittelmäßige Karte. Das ist die fünf Mana nicht immer wert. Und ist oftmals zu langsam. Nach dem Sideboarden ist das Deck um Längen fokussierter. Gegen Aggrodecks hat man mehr frühe Defensive und weniger situationsspezifische Karten, was bewirkt, dass man einerseits das Lategame eher erreicht als in Spiel 1 und andererseits den Gegner mit dem Kartenvorteil eher klassisch auskontrollieren kann. Gegen Kontrolle hat man mehr Counter, sodass man ein viel besseres Draw-Go-Spiel anstreben kann, ohne den Aktionen des Gegners jemals wirklich ausgeliefert zu sein. Etwas total anderes als in Spiel 1, wo es vielmehr um den ersten Planeswalker geht, der stehen bleibt.
Der Jace-Split: Es kommt die Zeit, in dem
Jace junior dem
Senior wieder den Rang ablaufen wird.
Jace II als Removal für den gegnerischen
Jace II spielen zu müssen, ist wirklich ätzend – einerseits der Kartennachteil, der entsteht, wenn der Gegner gebra
instormt hat, andererseits will man sich im Kontrollmirror nur ungerne austappen, ohne danach einen schwer besiegbaren Threat auf dem Tisch zu haben. Eine Situation, die man mit dem
Junior sehr praktisch umgeht. Auch on the draw ist dieser immer zuerst an der Reihe, und on the play, wenn der Gegner mal eine frühe
Wall of Omens"cyceln“ will oder ein Tappland zu viel spielen muss, ist er ein unglaublich gutes Play. Dazu kommt die abnormale Synergie mit
Sun Titan – was soll man noch mehr sagen? Ach ja, der Preis…
Was ich euch ebenf
alls nicht vorenthalten möchte, sind die Sideboardpläne für das Deck – könnte ja sein, dass einer von euch ebenf
alls mit dem Deck liebäugelt, um es an der Deutschen Meisterschaft zu zocken.
Jund
Jund ist mit Abstand das am schwierigsten zu spielende und zu boardende Matchup. Beim Sideboarden hängt viel damit zusammen, wie der Gegner boardet – bringt er
Goblin Ruinblaster (dann sollte man Firewalker boarden) oder
Malakir Bloodwitch (dann Day), hat er
Pithing Needle (dann nimmt man einen
Jace-Split raus oder lässt Ringe drin), nimmt er
Sprouting Thrinax raus oder lässt sie im Deck, und und und. Spiel 2 haben wir meist wie oben geboardet, Spiel 3 je nach Sideboardkarten des Gegners. Das Matchup schätze ich etwas unter 50
% ein.
Monorot
Hier will man vor allem verhindern, dass man im frühen Spiel zu viel Schaden von Tieren bekommt. Ein schneller Firewalker gewinnt die Spiele oft im Alleingang, die beste Karte dagegen ist die rote Leyline – welche den Walker aber immer noch zwei zu eins abtauschen lässt; und im schlimmsten
Fall hat man ja noch
Celestial Purge, um sie wieder loszuwerden. Achtung vor
Manabarbs, deshalb nie auf die Ringe verzichten, um fünf Solutions dafür zu haben. Ein sehr gutes Matchup, um die 60
%.
Mirror/Control
+1
Jace's Ingenuity +2
Negate +1
Gather Specimens +1
Oblivion Ring +1
Cancel
−2
Day of Judgment −4
Wall of Omens
Vor wie auch nach dem Boarden ein Kampf der Planeswalker. Nachher etwas weniger aggressiv zu spielen, da man sich wegen der vielen Counter nicht als erster austappen möchte. Gegen die meisten UW-Listen, die etwas weniger Counter spielen, natürlich ein knapp gutes Matchup, gegen Listen mit Rotsplash ein knapp schlechteres wegen
Ajani Vengeant, der natürliche Feind eines jeden
Jace.
RG-Ramp
Das Schöne an diesem Matchup ist, dass man den Gegner wirklich häufig hübsch auskontrollieren kann. Er hat meistens sehr wenig Threats, gegen die man effiziente und vielseitige Antworten hat. Gegen die zwölf Kreaturen hat man
Day of Judgment,
Path to Exile (zumindest gegen
Avenger of Zendikar) und Counter, gegen
Valakut hat man die Edge, sprichwörtlich wie buchstäblich. Nach dem Boarden spielen die meisten mit Traps, auf welche man Acht geben muss. Vor dem Boarden etwa 50-50, nach dem Boarden ein gutes Matchup, um die 60
%.
Pyromancer Ascension
Preboard kann man ganz schön ins Schwitzen geraten, nach dem Boarden sieht man dafür gegen die meisten Versionen ganz anständig aus. Aufgepasst auf den Alternativplan, den die meisten Spieler verfolgen – sei dies nun
Kiln Fiend oder
Echo Mage. Die sechs
Jace sind hier neben den Countern und
Celestial Purge natürlich der Schlüssel zum Erfolg. Ein knapp positives Matchup gegen die meisten Listen, um die 55
%.
Turboland
Ein Matchup, in dem man etliche Fragen gestellt bekommt und ziemlich schnell am kürzeren Hebel sitzt, wenn man eine nicht sofort beantworten kann. Das Schöne an diesem Matchup ist, dass man im späten Spiel mit den eigenen Threats –
Elspeth, Knight-Errant,
Sun Titan und
Celestial Colonnade – eine rasche und effiziente Clock vorlegt, da der Gegner praktisch keine Solutions spielt. Postboard muss man meist mit
Negate/
Deprive rechnen. Ein etwa ausgeglichenes Matchup (fühlt sich zwar schlecht an, zeigt sich aber in unserer Online-Bilanz als positiv).
Naya/Bant
Selten spielt der Würfelwurf eine dermaßen große Rolle wie hier. Gewinnt man, kann man meist den ersten Threat countern und hat genug Zeit, um mit einem Planeswalker einen Fuß in die Tür zu setzen. Verliert man, geht man gegen gute Draws einfach gnadenlos ein.
Fauna Shaman ist eine wahre Pestbeule,
Manabarbs im Naya kann ebenf
alls richtig eklig sein, macht das Matchup etwas negativ, etwa 45
%.
An Tagen wie diesen hatte man das Gefühl, das Metagame gebrochen zu haben. Wie schon so oft…
Runde 1 – Gabriel Meier – UW-Control
Das Turnier beginnt mit einem schlechten
Omen – einem verlorenen Würfelwurf und einem Mulligan. Ich halte eine an sich ganz schicke Hand mit
Jace Beleren, Espeth, Knight-Errant,
Condemn und Ländern. Im dritten Zug lege ich den Planeswalker – der gelingt tatsächlich – und hole meinen Mulligan auf. Sieht schon gar nicht einmal so übel aus. Hätte er den Ja
ce gecountert und einen eigenen gelegt, wäre ich mit der Else ja auch nicht übel bestückt gewesen. Auf jeden
Fall legt er seine Else zuerst, ich trade ab mit meiner und bringe den Ja
ce wieder auf vier Marken, um ihn vor dem hinterbliebenen Soldaten zu schützen. Doch Gabriel hat eine weitere Else gefolgt von zwei
Jace.
Oblivion Ring habe ich leider nur einen zur Hand, und die nachgezogenen
Path to Exile helfen nicht wirklich weiter.
Spiel 2 läuft etwas komisch ab. Der vierte Zug wiederholt sich dreimal, und zwar lege ich Land Nummer 4, er legt
Tectonic Edge und killt mir ein Land. Nach der dritten Wiederholung habe ich kein weiteres Land mehr, er hingegen mehr als genug. Dann bricht er das
Eis, legt
Jace, ich Counter, er Counter, ich Counter und dann ich
Jace. Er probiert
Sphinx of Jwar Isle, ich countere, er leakt zurück. Weiter geht's mit
Gideon Jura und einem Schlagabtausch zwischen meinen Colonnaden und seinem verhüllten Untier. Da er zwei
Path to Exile hat, wovon ich nur einen countern kann, wird meine Armee so stark dezimiert, dass ich zu guter Letzt an der Sphinx sterbe.
Alles halb so wild, erste Runde verlieren passiert schon mal, und so wie es scheint, hatte Gabriel wirklich eine Ahnung von dem, was er tut und hat sich den Sieg somit auch verdient.
Runde 2 – Jonas Mühlestein – Valakut-Ramp
Ein weiterer verlorener Würfelwurf, ein weiteres Mal mit dem Rücken zur Wand. Ich kann eine Maindeck-
Summoning Trap und einen
Avenger of Zendikar countern, dem danach gespielten Titan muss ich mich leider geschlagen geben.
So kann's gehen, wenigstens kann ich tolle Karten sideboarden. Spiel 2 darf ich mal wieder Mulligan nehmen und screwe auf zwei Ländern weg. Seinen ersten Titan stoppt
Mana Leak, seinen zweiten
Essence Scatter. Ich weiterhin standhaft mit meinen zwei Mana. Er schaut sich murmelnd seine Karten an, schlägt sich dann die Hand vors Gesicht, meint: „Mist, die hätt' ich ja schon vorher spielen können“, spielt eine Gratis-
Summoning Trap, revealt offen sechs Karten (davon drei
Hits – Avenger, Avenger und roter Titan), überlegt lange lange lange und entscheidet sich schließlich für den Avenger und legt
Terramorphic Expanse nach. Mir als Trap-Liebhaber blutet das Herz.
Runde 3 – Simone Deluigi – Fauna-Bant
Ich verliere den Würfelwurf ein weiteres Mal und schaue meinem Gegner zu, wie er in seinen ersten drei Zügen
Noble Hierarch,
Lotus Cobra,
Fauna Shaman und
Ranger of Eos spielt. Meine
Wall of Omens wird offenbar viel zu tun haben. Es folgen
Sovereigns of Lost Alara im nächsten Zug. An Tagen wie diesen…
Spiel 2 gewinne ich, weil ich beginne und ihm so den ersten Threat countern kann, und Spiel 3 gewinne ich, weil er Mulligan nimmt und keinen Threat im zweiten Zug legt. Ein verdienter Sieg…
1-2 im Standard. An Tagen wie diesen starten
Magic-Depressionen.
Der Tragödie zweiter Teil samt Drafteinsichten folgt nächste Woche. Legt schon mal die Taschentücher bereit – es wird noch besser!
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