No Grand Prix for You!
Auf wen sollen wir eigentlich genau sauer sein? Auf den Fakt an sich? Auf die Informationspolitik seitens Wizards, die darin bestand, die Information
mitten in einem Absatz zu verstecken? Auf die deutschen Behörden, die allem Anschein nach der Hauptgrund für das Absagen des Grand Prix Hamburg waren?
Alle, die die letzte Woche unter einem Stein verbracht haben, werden jetzt überrascht sein. Ja, der Grand Prix in Hamburg ist ersatzlos gestrichen. Er wird nicht durch ein anderes Event ersetzt. Das ist alles, was man von offizieller Seite erfahren hat. Es wird spekuliert, dass die deutsche Glücksspielpolicy an der Misere Schuld ist. Die jeweiligen Behörden „versüßten“ uns schon die Grand Prix in Hannover und Bochum, indem sie Wizards das Auszahlen von Geldpreisen untersagten. Zusätzlich wurde dort die Turnierorganisation dazu angehalten, die Startgelder für Main- und Sideevents nicht die 15-Euro-Marke überschreiten zu lassen, was das Ganze wohl zu einer Marginalität machen sollte. Grand Prix in Deutschland haben im Moment aber nicht nur das Problem der Behördenwillkür, sondern leiden auch darunter, dass
Magic schwer als das Strategiespiel zu verkaufen ist, das es in Wahrheit ist. „Aha, ihr spielt also mit
Karten. Und diese Karten werden
zufällig verteilt? Hört sich ja sehr strategisch an.“
Lustigerweise war ich trotz der Vorfälle in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überzeugt davon, Hamburg wäre in trockenen Tüchern. Nachdem bekannt wurde, dass Bochum als „Grand Prix Best Buy“ in die Geschichtsbücher eingehen würde, sprach ich mit Offiziellen von Wizards darüber, welche Auswirkungen der erneute Rückschlag auf zukünftige deutsche Grand Prix haben würde. Unter der Hand zeigte man sich damals optimistisch.
Ob wir jetzt wirklich nie wieder einen Grand Prix auf deutschem Boden sehen werden, bleibt abzuwarten. Zurzeit steht das deutsche Glücksspielgesetz unter Druck seitens der EU und könnte schon 2012 nicht mehr existieren. Sollte das staatliche Monopol tatsächlich abgeschafft werden, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir bald wieder auf Grand Prix in Deutschland hoffen dürfen. In der Zwischenzeit können wir zumindest dankbar sein, uns im Zentrum Europas zu befinden und es so nicht weit bis nach Paris, Prag, Amsterdam et cetera zu haben.
Oh, und noch eine Sache: Wenn ihr euch beschweren wollt, schreibt bitte nicht an Wizards Deutschland! Die Ärmsten haben mit der Planung von Großevents wie Grand Prix und Pro Touren nichts zu tun und sollten dementsprechend nicht euren Zorn auf sich ziehen.
MagiLeaks
Letzte Woche bekamen wir schon einen Vorgeschmack auf
Mirrodin Besieged, seit Montag feuern die Previews allerdings aus vollen Rohren. Leider scheinen Wizards seit ein paar Editionen alle undichten Stellen bei sich behoben zu haben, sodass die Einblicke, die wir bekommen, weniger mit WikiLeaks als mit einem Propagandaministerium vergleichbar sind. Aus Gewohnheit schaue ich noch beim einstigen
Rebellen vorbei, aber das
Imperium scheint gewonnen zu haben. (Ja, ich werde dafür bezahlt, dass ich in jeden Artikel mindestens eine Star-Wars-Referenz einbringe.) Dafür kann man sich aber über das, was uns gezeigt wird, wirklich nicht beschweren. All hail our new phyrexian overlords!
Sehe ich das richtig, dass der gute Herr hier die erste Kreatur ist, die auf sich allein gestellt ungeblockt mit einem Schlag tötet? Wenn man es genau nimmt, tut das Phage the Untouchable ja nicht, weil man erst noch darauf warten muss, dass ihre ausgelöste Fähigkeit verrechnet wird. Na ja, Emrakul wird er wohl trotzdem in Decks, die große Monster in Spiel schummeln wollen, nicht das Wasser reichen können.
Mirrodin Besieged hat jetzt schon wirklich starke Turnierkarten zu bieten. Schaut euch nur mal diese beiden Experten an, die jeweils auf ihre eigene Art Jace und seinen Planeswalkerfreunden (vor allem Jace) das Leben schwermachen:
Der wichtigste Markt, den sich Wizards aber endlich mit dem neuen Set erschließen werden, ist der weibliche. Ich habe als Reaktion auf die folgende Karte schon von mehreren Nicht-
Magic-Spielerinnen ein „Oh, ist der süß!“ zu hören bekommen. Behold the chick magnet:
Eine Seite für das
Prerelease zu wählen, wird wohl doch nicht so einfach sein wie gedacht. Die Phyrexianer zeichnen sich inzwischen nämlich nicht mehr nur durch Gift aus und beschränken sich auf Grün und Schwarz, sondern sind mittlerweile in ihrer Evolution so weit, dass sie zumindest auch Blau und Weiß assimiliert haben. Nur eine Sache steht fest: Wenn ihr beim Prerelease vollständig auf Infect verzichten wollt, wählt die Mirran-Seite.
Noch eine Fußnote zu den Reprints: Wie ihr sicherlich alle wisst, erscheinen im Set Neuauflagen von
Leonin Skyhunter und
Phyrexian Rager. Ersterer ließ
diesen Thread aufkommen, über den ich mich genüsslich amüsiert habe, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob da nicht bloß jemand trollen wollte.
Listig
Letzte Woche sprach ich davon, den Decklistenteil des Kalenderblatts auslagern zu wollen, stieß dabei aber auf unverhofften Widerstand. Ich habe beim Durchforsten der Archive nämlich gemerkt, dass ich im Moment keine Ahnung von irgendeinem Constructed-Format habe und euch deswegen lediglich Listen vorsetzen kann. Das ist innerhalb eines regulären Artikels nicht schlimm, für einen Außenposten aber einfach zu wenig. Deshalb präsentiere ich euch an dieser Stelle nun immer einen Gauntlet an aktuellen Inkarnationen der wichtigsten Decks. Extended lasse ich diese Woche noch außen vor, weil ich mich a) noch ein wenig in die Materie einlesen muss und b) Tobi einen wunderschönen
Artikel über das Thema verfasst hat. Redundanz vermeiden und so. Standard hingegen kommt anderweitig sonst überall zu kurz und da möchte ich euch wenigstens kurz auf den aktuellen Stand bringen.
RUG-Control, Adam Prosak
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2 Spreading Seas
2 Deprive
3 Lightning Bolt
4 Mana Leak
2 Garruk Wildspeaker
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Explore
4 Preordain
3 Forest
4 Island
2 Mountain
3 Copperline Gorge
2 Halimar Depths
1 Khalni Garden
4 Misty Rainforest
4 Raging Ravine
4 Scalding Tarn
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1 Avenger of Zendikar
2 Frost Titan
1 Inferno Titan
4 Lotus Cobra
Sideboard:
2 Acidic Slime
1 Avenger of Zendikar
2 Obstinate Baloth
2 Spreading Seas
2 Nature's Claim
2 Spell Pierce
1 Jace Beleren
3 Pyroclasm
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Diese Liste hat letztes Wochenende die
StarCityGames-Open gewonnen. Obwohl RUG-Control in letzter Zeit einiges an Popularität an
Valakut verloren hat, befindet es sich immer noch auf dem Radar der Spieler. Im amerikanischen Raum steigt die Beliebtheit dieses Archetyps im Moment sogar wieder rapide an, was eventuell zu einer (verzögerten) ähnlichen Entwicklung in Deutschland führt.
Vampires, William Miller
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4 Bloodghast
4 Gatekeeper of Malakir
4 Kalastria Highborn
4 Pulse Tracker
2 Vampire Hexmage
4 Vampire Lacerator
3 Viscera Seer
7 Swamp
4 Blackcleave Cliffs
4 Dragonskull Summit
4 Lavaclaw Reaches
2 Marsh Flats
2 Verdant Catacombs
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3 Dark Tutelage
4 Lightning Bolt
2 Staggershock
3 Arc Trail
Sideboard:
4 Demon of Death's Gate
4 Skinrender
3 Vampire Nighthawk
4 Duress
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Das beste Ergebnis, was die Blutsauger bei diesem Turnier erreichen konnten, war zwar nur Platz 15, aber an eurer Stelle würde ich jederzeit mit diesem Deck rechnen. Vampire sind momentan nicht nur das beste Aggrodeck des Formats, sondern zusätzlich auch das günstigste, was Standard zu bieten hat. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen.
Valakut-Ramp, Jason Tikijian
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4 Khalni Heart Expedition
4 Harrow
2 Summoning Trap
4 Cultivate
4 Explore
3 Pyroclasm
5 Forest
11 Mountain
3 Evolving Wilds
1 Khalni Garden
3 Terramorphic Expanse
4 Valakut, the Molten Pinnacle
1 Verdant Catacombs
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2 Avenger of Zendikar
1 Inferno Titan
4 Overgrown Battlement
4 Primeval Titan
Sideboard:
2 Acidic Slime
2 Gaea's Revenge
3 Obstinate Baloth
1 Terastodon
3 Lightning Bolt
2 Summoning Trap
2 Koth of the Hammer
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Valakut ging in die Worlds letztes Jahr noch als Favorit hinein, schwächelt jetzt allerdings ein wenig. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Zumindest online macht
Valakut noch einen riesigen Brocken des Metagame aus.
UB-Control, Guillaume Matignon
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4 Spreading Seas
1 Cancel
2 Consume the Meek
2 Disfigure
2 Doom Blade
4 Mana Leak
2 Jace Beleren
4 Jace, the Mind Sculptor
1 Duress
3 Inquisition of Kozilek
4 Preordain
5 Island
3 Swamp
4 Creeping Tar Pit
4 Darkslick Shores
4 Drowned Catacomb
1 Misty Rainforest
4 Tectonic Edge
1 Verdant Catacombs
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3 Grave Titan
2 Sea Gate Oracle
Sideboard:
3 Ratchet Bomb
1 Deprive
2 Disfigure
1 Doom Blade
2 Flashfreeze
1 Sorin Markov
2 Duress
3 Memoricide
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Das Deck, das fünf Spieler in die Top 8 in Chiba katapultiert hat, macht im Moment bei den
StarCityGames-Open (die einzigen relevanten Standardturniere, die derzeit stattfinden) keinen Schnitt. Auch hier könnte es sich wie bei
Valakut nur um statistische Varianz handeln. Auf jeden Fall bedeutet das, dass sich der Decktyp seit der Weltmeisterschaft nicht mehr verändert hat.
Must Read!
Was soll ich noch groß sagen, außer: Hier sind wieder die fünf internationalen Artikel, die mir diese Woche besonders ins Auge gestochen sind:
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Around the Pro World for 2011- Rich Hagon: Ich gebe zu, dass mir diese Artikelserie letzte Woche noch nicht aufgefallen war, weswegen ich jetzt in der Mitte einsteigen muss. In drei Artikeln arbeitet sich Hagon durch die Nationen und ihre Pros und stimmt uns so auf die neue Saison ein. Der Mann kennt seine Namen.
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Draft Literacy- Darwin Kastle: Seit Old-School-Hall-of-Famer (argh! So viele Bindestriche!) Kastle seine Limitedserie auf ChannelFireball begonnen hat, frage ich mich jedes Mal, ob dieser Mann wirklich der richtige für den Job ist. Ich habe ständig das Gefühl, dass er den Bezug zum Spiel verloren hat und sich nur noch in seiner eigenen Welt im Kreis dreht. Oder bin ich derjenige, der einen zu starren Blickwinkel hat? Schließlich ist er der Pro! Gerade dieser Beitrag regt durch seine Bizarrheit zum Nachdenken über Pickgewohnheiten an.
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The Narrative of the Game- Bing Luke: Ich mag Artikel, aus denen man formatübergreifende, allgemeine Weisheiten ziehen kann, auch wenn ich mir in diesem Fall bei der Weisheit nicht ganz sicher bin. Ihr könnt mir ja im Forum erzählen, ob der Artikel es wert war.
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40 Extended Brews- Gavin Verhey: Der Name verrät alles: Gavin Verhey schmeißt euch 40 Decks um die Ohren, von denen selbstverständlich keins sofort kompetitiv ist. Seine Denkübung ist jedoch eine gute Inspiration für diejenigen, die auf dem nächsten PTQ mit ausgefallenen Designs punkten wollen.
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Deck Engines- meyou: Diese Woche war wirklich nicht so stark, was Artikel angeht, weswegen es dieses okaye Stück in die Liste geschafft hat. Hier wird darüber gesprochen, was für den Autor Engines sind und warum man darauf achten sollte, sie beim Deckbau nicht durch generisch gute Karten kaputtzumachen. Leider wurde mir beim Lesen nie so richtig klar, was er nun eigentlich unter einer Engine versteht. Euch?
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