Michael Diezel hat in seinem Artikel
First Blood
bereits einen ersten Blick auf ein Deck geworfen, welches die Rotation weitgehend unbeschadet überstanden hatte. Die Rede ist vom
Puresteel Paladin-Deck und ich möchte hier nun etwas ausführl

icher darauf eingehen und mich mit der Frage auseinandersetzen, ob und wie das Deck im aktuellen Metagame bestehen kann.
Seine Ursprünge reichen zurück in die Zeit des alten Standardformats. Entstanden ist es wie viele Decks in der amerikanischen Turnierszene um die
StarCityGames-Open-Turniere herum, entwickelt und erfolgreich pilotiert von Caleb Durward, Mitglied des
ChannelFireball-Teams.
Beginnen wir mit einer mögl

ichen aktuellen Deckliste:
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4 Invisible Stalker
4 Mentor of the Meek
4 Puresteel Paladin
2 Trinket Mage
2 Spellskite
2 Mox Opal
4 Flayer Husk
4 Mortarpod
1 Swiftfoot Boots
1 Butcher's Cleaver
1 Sword of Body and Mind
2 Sword of War and Peace
2 Sword of Feast and Famine
4 Dispatch
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4 Inkmoth Nexus
9 Plains
2 Island
4 Seachrome Coast
4 Glacial Fortress
Sideboard:

1 Spellskite
4 Timely Reinforcements
3 Dismember
4 Flashfreeze
2 Negate
1 Revoke Existence
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Grundidee ist es, die Drawengine des Decks,
Puresteel Paladin, aufs Spielfeld zu bekommen und zu beschützen. Sobald der Paladin liegt, bringt uns jedes Equipment eine weitere Karte und bietet, sobald die Fähigkeit Metalcraft aktiv ist, eine Menge Mögl

ichkeiten. Hierbei ist allerdings jede Entscheidung sehr wichtig und kann in riesige Entscheidungsbäume verzweigen.

Durch
Innistrad
haben wir eine weitere Karte dazubekommen, die die Grundidee weiter verfolgt:
Mentor of the Meek. Dieser bringt uns für jede Kreatur des Decks eine Karte und auch für die beiden wichtigsten Ausrüstungen
Mortarpod
und
Flayer Husk.
Vor der Rotation gab es für das Deck noch
Squadron Hawk
als idealen Equipmentträger. Dieser ist nun nicht mehr dabei, wird aber auch nicht allzu schmerzl

ich vermisst. Seine Position nimmt
Invisible Stalker
ein, der sogar ein noch besserer Schwertträger ist. Während die Vögel nur schwer alle einzeln abzuschießen und schwierig zu blocken waren, ist beim Stalker beides mehr oder weniger komplett ausgeschlossen.
Um die Kreaturenbasis abzurunden, haben wir zudem
Spellskite
mit an Bord, der unsere beiden Ritter beschützen soll, sowie
Trinket Mage, der weitere
Flayer Husk
oder andere Artefakte zur Metalcraft-Aktivierung mitbringt.
Zusammengefasst sieht unsere Kreaturenauswahl folgendermaßen aus: Wir haben unsere Drawengine durch
Puresteel Paladin
und
Mentor of the Meek, dazu kommen
Spellskite
und
Trinket Mage
als direkte Unterstützung und schließl

ich haben wir noch unseren Mann an der Front beziehungsweise hinter den feindl

ichen Linien,
Invisible Stalker.
Um nun den mögl

ichst höchsten Nutzen aus dem Paladin und dem Mentor zu ziehen, brauchen wir noch eine Menge Equipment. Dieses sollte dank Living Weapon am besten eine Kreatur mitbringen. Da der Mentor aber schon durch die Kreaturen etl

iche Karten ziehen lässt, brauchen wir uns nicht auf Living Weapons zu beschränken, sondern können auch einige starke reine Ausrüstungen spielen. Grundsätzl

ich werden zunächst einmal vier
Flayer Husk
und vier
Mortarpod
benötigt. Sie sind unsere Living-Weapon-Kreaturen und lassen uns durch den Paladin und den Mentor Karten ziehen. Im Idealfall sogar zwei oder drei.
Mortarpod
nimmt hierbei sogar noch eine weitere Rolle ein, er fungiert neben
Dispatch
als zusätzl

iches aktives Removal. Neben diesen acht Karten sind weitere sieben Slots für praktische Equipments frei. Diese können je nach Belieben und Metagame besetzt werden. Ich persönl

ich finde
Butcher's Cleaver
sehr gut, da mit Ausnahme von
Spellskite
alle Kreaturen Menschen sind und somit Lifelink erhalten. Die Ausrüstungskosten sind zwar vergleichsweise hoch, aber mithilfe des Paladins natürl

ich zu ignorieren.
Die Länderauswahl benötigt neben den obligatorischen acht blau-weißen Doppelländern und weiteren Ebenen außerdem
Inkmoth Nexus. Dieser ist nicht nur eine weitere Artefakt-Kreatur, sondern auch ein sehr schneller und überraschender Finisher. Wenn schon zwei bis drei Ausrüstungen und ein Paladin liegen, tötet er meist in zwei Angriffen, manchmal in einem.
Das Sideboard muss uns weitere Mögl

ichkeiten bieten, unsere Paladine, Mentoren und Schwerter zu beschützen. Hierfür sind ein weiterer
Spellskite, mehrere
Flashfreeze
und
Negate
vorhanden, wobei die exakte Verteilung aber jeweils ans Metagame angepasst werden muss.
Timely Reinforcements
helfen uns gegen sehr schnelle Decks wie Monorot und
Tempered Steel, wogegen auch
Revoke Existence
eine zusätzl

iche Waffe ist. Mit
Dismember
und wiederum
Revoke Existence
wollen wir
Birthing Pod
Einhalt gebieten, indem wir seine Manakreaturen früh zerstören und auf das Wirken von
Birthing Pod
reagieren, indem wir mögl

iche Opfer vernichten. Erneut spielen
Flashfreeze
und
Negate
eine wichtige Rolle; beide können den Pod ebenf

alls treffen.
Das größte Problem des
Puresteel Paladin-Decks ist wie in allen Decks, die von einer einzelnen Karte abhängig sind, seine Konstanz. Es lässt sich beinahe auf folgende Aussage reduzieren: „Hat man den Paladin, gewinnst man, hat man ihn nicht, verliert man.” Dies lässt sich auch durch
Mentor of the Meek
nicht beheben, aber das Deck gewinnt durch ihn zumindest etwas an Stabilität. Mit
Spellskite
haben wir zwar etwas Schutz, aber dieser hält auch nur kurz und
Go for the Throat
trifft den Paladin trotzdem. Insofern ist es eine große Herausforderung, dieses Deck erfolgreich zu spielen. Es ist nicht einfach, die richtigen Entscheidungen zu treffen, gerade wenn es um den Einsatz von
Mortarpod,
Inkmoth Nexus
und die richtigen Ziele fürs Equipment geht.

Teilweise sind wir sehr stark an Metalcraft gebunden.
Dispatch
funktioniert nur dann richtig, beziehungsweise sollte nur dann eingesetzt werden, wenn Metalcraft aktiv ist. Es gibt zwar auch Ausnahmen, zum Beispiel der Todesstoß durch einen
Inkmoth Nexus, aber eigentl

ich wollen wir entweder den gegnerischen Finisher oder seine wichtigste Utility-Kreatur beseitigen und nicht nur seinen Blocker. Noch wichtiger ist die zweite Fähigkeit des Paladins. Das bedeutet, dass Metalcraft um jeden Preis gewährleistet werden muss.
Im entsprechendem Metagame kann man anstelle von
Invisible Stalker
auch
Mirran Crusader
oder
Hero of Bladehold
spielen. Der Hero ist zwar weniger ein Schwertträger – aber der Paladin und auch der Mentor können ja selber Schwerter tragen.
Hero of Bladehold
interagiert noch besser mit dem Mentor, gibt dem Deck ein größeres Aggropotenzial und nimmt uns ein wenig die Abhängigkeit vom
Puresteel Paladin.
Mirran Crusader
ist mit Doppelschlag nicht nur ein idealer Equipmentträger, sondern durch Schutz vor Grün und Schwarz auch sehr gut gegen verschiedene Decktypen wie die zunehmend kreaturenlastigeren Versionen des
Kessig Wolf Run-Ramps.
Auch kann man die Equipment-Auswahl noch verändern, beispielsweise indem wir stärker auf die Schwerter, speziell
Sword of War and Peace, setzen. Hierdurch gewinnen wir an Geschwindigkeit und haben eine höhere Schadensrate sowie wieder mehr Lebenspunkte fürs Race.
Als weiteren Ansatzpunkt für Veränderung kann die Zweitfarbe Blau gesehen werden. Das Deck ist nicht auf sie angewiesen und kann problemlos auf
Trinket Mage
und
Invisible Stalker
verzichten. Statt der beiden Kreaturen kann man dafür dann auf
Hero of Bladehold
und
Mirran Crusader
zurückgreifen.
Hier ist eine monoweiße Beispiel-Liste:
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4 Mentor of the Meek
4 Puresteel Paladin
3 Hero of Bladehold
3 Mirran Crusader
2 Spellskite
4 Inkmoth Nexus
19 Plains
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2 Mox Opal
4 Flayer Husk
4 Mortarpod
1 Swiftfoot Boots
1 Butcher's Cleaver
1 Sword of Body and Mind
2 Sword of War and Peace
2 Sword of Feast and Famine
4 Dispatch
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Durch die kleinen Änderungen haben wir eine höhere Farbkonstanz und zusätzl

iche Aggressivität, allerdings keinen Zugriff mehr auf Counter im Sideboard.
Wie stark ist das Deck?
Die große Stärke des Decks liegt bei seiner mächtigen Draw-Engine. Durch sie haben wir die Mögl

ichkeit, riesigen Kartenvorteil zu erwirtschaften, den
Puresteel Paladin
auch recht schnell in Siege ummünzt. Natürl

ich ist dieser Plan einigermaßen anfällig, daher müssen wir das Rückgrat des Decks beschützen können. Dies ist im ersten Spiel nicht ganz so wichtig wie im zweiten, da die meisten Decks im ersten Spiel immer nur ihren eigenen Plan umzusetzen versuchen und dadurch wenig auf die verschiedenen Bedrohungen reagieren können. Im zweiten Spiel haben wir es dann meist mit wesentl

ich mehr Removal zu tun und müssen uns durch eine gute Sideboard-Strategie dagegen wehren können. Daher sehe ich auch die blau-weiße Variante mit dem mögl

ichen Zugriff auf Counter weiter vorn als die reine weiße Aggro-Variante.
Warum ist das Deck bisher kaum in Erscheinung getreten?

Um diese Frage zu beantw

orten muss ich ein wenig ausholen. Bis vor gut zwei Wochen war das Metagame noch kaum definiert und es gab ledigl

ich die beiden
StarCityGames-Open-Turniere in Amerika, die einen ersten Blick auf ein mögl

iches Metagame warfen. Doch Grand Prix in Brisbane und die State-Championships in den USA haben die Entwicklung in Richtung eines festen Metas mittlerweile sehr weit vorangetrieben. An der Spitze stehen nun UB-Control anstelle von Solar Flare, welches nicht den Erfolg zu haben scheint, den manche sich wünschen, RG-Ramp als klassisches rot-grünes Kreaturen-Deck mit
Kessig Wolf Run
sowie grün-weiße Tokens. Monorot ist beinah nur noch eine Randerscheinung. Nebenbei hat es sogar das Bant-Pod-Deck wieder in die Top-8-Listen diverser State-Championships geschafft, da es sich nun langsam an ein festes Meta anpassen konnte.
Im Prinzip kann man nun also davon ausgehen, dass
Puresteel Paladin
wieder aus dem Blick der Öffentl

ichkeit verschwunden ist. Deshalb ist gerade jetzt der beste Zeitpunkt, ein solches Deck zu spielen. Das Meta ist allmähl

ich fest definiert und keines der großen Decks hat das Puresteel-Deck auf dem Radar. Das Removal in den Control-Decks hat sich gewandelt und es wird weniger
Slagstorm
gespielt. Im UB-Control wurde sogar
Dismember
für
Wring Flesh
eingetauscht, was natürl

ich auch zugunsten des Paladins geht;
Dismember
konnte ihn erledigen,
Wring Flesh
nicht.
In so einem Meta ist das Deck erstmals erfolgreich gespielt worden, indem es unvorbereitete Gegner überraschte. Es fliegt quasi unter dem Schirm, weil es derzeit einfach niemand erwartet.
Ich hoffe, ich konnte euch gut in das Deck einführen und wünsche viel Spaß beim Testen und Gewinnen!
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