Wie jedes Jahr seit 1996 fand auch in diesem Frühjahr die Sachsenmeisterschaft (inoffiziell und in Anführungszeichen, falls irgendjemand von Wizards mitlesen sollte) in Leipzig statt. Traditionell geht es dabei um jede Menge Pokale und Gutscheine und ebenso traditionell werden dafür nicht nur die anerkannten und bewährten Decks des Standardformats ins Rennen geschickt, sondern auch mehr oder weniger neue Kreationen. Genau diese möchte ich euch heute ein wenig näherbringen. Wer sich für die kompetitivere Seite interessiert, darf Top-8-Ergebnisse und -Decklisten gern
auf reya.de nachlesen.
Hier starten wir hingegen mit einem Vertreter des Decks, das eigentlich jeder im Osten in jeder Runde erwartet: das (fast einfarbige) rote Deck.
Paul Wache: Atarka Red
| 12 Mountain 4 Game Trail 4 Cinder Glade 1 Forest
4 Reckless Bushwhacker 1 Chandra, Fire of Kaladesh (Chandra, Roaring Flame) 4 Abbot of Keral Keep 3 Lightning Berserker 4 Zurgo Bellstriker 4 Falkenrath Gorger
| | 3 Titan's Strength 4 Atarka's Command 4 Dragon Fodder 4 Exquisite Firecraft 4 Fiery Impulse
Sideboard:
3 Roast 3 Rending Volley 2 Act of Treason 2 Boiling Earth 2 Magmatic Chasm 2 Goblin Dark-Dwellers 1 Chandra, Fire of Kaladesh (Chandra, Roaring Flame)
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Es heißt ja, Monorot sei nahezu immer spielbar. Das aktuelle Format könnte tatsächlich die Ausnahme von der Regel darstellen. Entsprechend findet man eigentlich auch keine relevanten Ergebnisse in den letzten Wochen. Das ist in meinen Augen schade, nicht nur, weil ich bekanntermaßen durchaus ein Freund des gepflegten Brands bin, sondern auch, da so ein rotes Aggrodeck immer dafür sorgt, dass alle anderen Decks nicht völlig überdimensioniert daherkommen.
Die Ursache für die Rotschwäche lässt sich allerdings schnell ausmachen: Es gibt einfach nicht genug Brandsprüche. Nach dem offensichtlich superguten
Atarka's Command, für das man gleich mal eine ganz neue Farbe ins Spiel bringt, geht es mit dem anständigen
Exquisite Firecraft weiter und dann sind wir schon bei …
Fiery Impulse? Der macht gepflegte null Schadenspunkte in feindliche Gesichter und ist damit sinnbildlich für die Brände des Jahres 2016, die entweder gar nicht bis manchmal überhaupt ins Gesicht schießen oder aber dies unglaublich teuer und unflexibel tun. Ich meine, es gibt ja nicht einmal einen
Shock!
Ohne Brand gibt es aber eigentlich keinen Grund das Aggrodeck rot zu halten, denn wenn wir ehrlich sind, sind die roten Männer noch nie durch ihre Kampfstärke aufgefallen. Gerade wenn wir sie jetzt mit den weißen Menschen vergleichen, stinken sie ganz schön.
Dem Paul war das jedoch alles egal. Ich glaube auch, dass er hier einen ziemlich guten Build vorgelegt hat, bei dem ich eigentlich nur den Wald und das Sideboard ernsthaft kritisieren würde. Der Wald wirkt halt so ein wenig wie ein Überbleibsel aus der Zeit, als man noch ordentlich Fetchlands gespielt hat und im Sideboard tummelt sich mit
Goblin Dark-Dwellers eine geschmeidige 5-Mana-Karte doppelt, was ich bei 21 Ländern ziemlich gierig finde. Aber wie gesagt, das Hauptproblem des Decks bleibt für mich die Schwäche der Brandsprüche und daran wird sich auch mindestens bis zur nächsten Edition nichts ändern. Dass man das dann in Zeiten von
Languish und Kollegen ausgerechnet durch Kreaturenhorden ausgleichen muss, ist nur das i-Tüpfelchen.
Neben dem klassischen roten Deck, gab es aber direkt noch ein zweites, welches sich weit weniger am Budget orientierte:
Steffen Klein: Big Red
| 4 Battlefield Forge 4 Mountain 4 Stone Quarry 4 Mage-Ring Network 4 Drownyard Temple 4 Needle Spires 2 Sea Gate Wreckage
4 Fiery Impulse 4 Pyromancer's Goggles 2 Lightning Axe 3 Fiery Temper 3 Fall of the Titans 4 Tormenting Voice 3 Magmatic Insight 4 Vessel of Volatility
| | 3 Nahiri, the Harbinger 4 Chandra, Flamecaller
Sideboard:
2 Kozilek's Return 2 Linvala the Preserver 4 Reality Smasher 4 Thought-Knot Seer 3 Eldrazi Obligator
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Die Idee ist ganz einfach: Mit
Vessel of Volatility werden entweder
Pyromancer's Goggles oder Chandra beschleunigt ins Spiel gebracht, um ebendieses dann im Alleingang zu gewinnen. Neben den üblichen Verdächtigen in einem Goggles-Deck (
Tormenting Voice und
Magmatic Insight sowie
Fall of the Titans) gibt es noch eine kleine Madness-Schiene, die auch
Nahiri, the Harbinger erklärt. Nicht dass die Karte irgendeiner Erklärung bedürfte.
Ich habe selbst ein wenig mit einem vergleichbaren Ansatz herumgespielt, allerdings immer ohne die Vessel, die ich zu schwankend in ihren Leistungen fand. Wobei man halt mit Nahiri und
Tormenting Voice schon gute Möglichkeiten hat, nachgezogene Vessels zu verwerten. Stattdessen hatte ich
Hallowed Moonlight im Maindeck gespielt, die einige der größeren Probleme des Decks lösen und gleichzeitig durch bloßes Being Cantrip die Stabilität verstärkt haben.
Des Weiteren würde ich unbedingt über mindestens ein weiteres Ziel fürs Nahiri-Ultimate nachdenken, da man das doch viel häufiger auslöst, um sich auf (legendäre) Goggles zu beschränken.
Linvala, the Preserver war meine Wahl, allerdings müsste man dafür die Länderbasis wohl noch ein klein wenig weißlastiger gestalten. Das wiederum musste ich dank der
Hallowed Moonlights sowieso.
Das Sideboard finde ich großartig. Mit Rot und kleinem Weiß hat man halt kaum Interaktionsmöglichkeiten und bekommt entsprechend riesige Probleme mit den Decks, die noch tollere Sachen als man selbst machen. Rampe/harte Kontrolle zum Beispiel. In diesen Duellen packt man einfach die flotten Eldrazi aus und meuchelt, was das Zeug hält.
Martin Becker: Blue-Red Brain in a Jar
| 6 Mountain 2 Highland Lake 6 Island 3 Drownyard Temple 4 Shivan Reef 4 Wandering Fumarole
1 Part the Waterveil 2 Fall of the Titans 2 Brutal Expulsion 1 Crush of Tentacles 2 Rise from the Tides 4 Fiery Temper 3 Nagging Thoughts 4 Brain in a Jar 4 Tormenting Voice 4 Lightning Axe 4 Pieces of the Puzzle
| | 4 Jace, Vryn's Prodigy (Jace, Telepath Unbound)
Sideboard:
2 Dispel 1 Roast 2 Fevered Visions 3 Negate 1 Sphinx of the Final Word 2 Displacement Wave 2 Confirm Suspicions 1 Crush of Tentacles 1 Rise from the Tides
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Über
Brain in a Jar habe ich ja auch schon
ein paar Worte verloren. In dieser Variante probiert Martin es mit roten Karten zusätzlichen zu den blauen. Dabei favorisiert er die bekannten Madness-Karten um
Fiery Temper, für die er jede Menge Enabler spielt:
Lightning Axe,
Tormenting Voice und Jace. Dabei wird auch schon ein kleines Problem sichtbar: Es gibt nicht genug Madness-Karten beziehungsweise sind in meinen Augen Temper und
Nagging Thoughts die Mühen nicht wert.
Drownyard Temple übrigens schon, weswegen ich diesen auch zwingend im Playset integrieren würde.
Ansonsten würde ich gern eine etwas schönere Manakurve sehen, ganz einfach weil das Glas im Gehirn diese so schön belohnt. So sitzt man mit drei Marken da und muss mehrfach umsonst aufladen (wenn man nicht gerade zufällig eine der beiden
Brutal Expulsions hat), um auf die wichtigen sechs Marken zu kommen. Der andere Kritikpunkt widmet sich erneut dem Sideboard, das für mich einfach nicht fokussiert genug ausschaut. Bei all den bösen Worten: Ich bin ein riesengroßer Fan von
Brain in a Jar, allerdings eben nicht überzeugt davon, dass man durch die Kombination mit Rot irgendwas besser macht, als wenn man monoblau bleibt und
Engulf the Shore supporten kann.
Auch das letzte Deck, was ich euch heute kurz vorstellen möchte, habe ich so ähnlich schon in einem meiner Artikel behandelt:
Kevin Schantz: Dimir Pact
| 3 Choked Estuary 4 Sunken Hollow 12 Swamp 6 Island 2 Blighted Fen
4 Languish 2 Silumgar's Command 3 Duress 3 Crush of Tentacles 4 Demonic Pact 4 Oath of Jace 3 Grasp of Darkness 4 Dark Petition 1 Ruinous Path 2 Disperse 2 Ultimate Price
| | 1 Dragonlord Silumgar
Sideboard:
2 Transgress the Mind 1 Virulent Plague 1 Infinite Obliteration 1 Negate 2 Dispel 1 Dragonlord Silumgar 1 Ob Nixilis Reignited 1 Sphinx's Tutelage 1 Flaying Tendrils 4 Jace, Vryn's Prodigy (Jace, Telepath Unbound)
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Das Deck ist immer wieder eine Freude. 27 Länder,
Demonic Pact,
Crush of Tentacles und natürlich
Disperse. Ich mag eigentlich fast alles an dem Deck, insbesondere die vier Exemplare von
Oath of Jace, die sich auch bei meiner Arbeit mit dem Deck als herausragend dargestellt haben. Nicht nur, dass sie mit all dem situativen Removal sehr oft eine sehr relevante Filterung durchführen, auch der Schutz des Paktes vor
Dromoka's Command ist überaus erwähnenswert. Dass sich das Ganze nach einem erfolgreichen Crush auch noch wiederholen lässt, ist die Sahnehaube. Ansonsten gibt es Pluspunkte für
Dragonlord Silumgar, der in dem Format einfach Bombe ist, schon allein deswegen, weil so viele Planeswalker herumlaufen, deren Ultimates man gut abgreifen kann.
Zwei Dinge würde ich im Detail trotzdem noch überdenken: Das Maindeck ist extrem auf ein aggrolastiges Feld ausgerichtet, dafür fehlen sämtliche Gegenzauber (mit Ausnahme des sehr speziellen
Silumgar's Command). Meines Erachtens ist das Metagame längst nicht mehr so menschenfreundlich wie noch vor wenigen Wochen und deswegen könnte ich mir vorstellen, dass man ein wenig am schwarzen Removal sparen und lieber mehr interaktive Karten einbauen könnte. Der zweite Punkt betrifft das Fehlen von
Infinite Obliteration oder wenigstens
Pick the Brain im Maindeck. Dadurch bekommt man mal so richtig Probleme mit diesem
World Breaker, dessen Präsenz nicht nur im Gewinnerdeck der Sachsenmeisterschaft spürbar war.
Eine letzte Karte, die ich hingegen noch positiv herausstellen möchte, ist
Sphinx's Tutelage. Prinzipiell halte ich die Karte – gerade nach dem Boarden – für noch zu wenig gespielt. Allerdings muss man auch feststellen, dass dieses Deck leider nicht ganz der optimale Ort für die Verzauberung ist, da sowieso alle jegliches Enchantment-Removal boarden werden, was sie haben. Deswegen finde ich die eine auch so gut: Mit
Dark Petition schnell gesucht, benötigt aber im Gegenzug nahezu keine Slots, weder im Sideboard noch im Deck.
So, damit bin ich auch schon wieder am Ende. Also am Ende des Artikels. Ich hoffe, es war für jeden etwas dabei. Da wir eigentlich alles hatten – harte Offensive, dicke X-Spells und gleich mehrere nahezu kreaturlose Decks –, sollte das eigentlich geklappt haben. Bis zum nächsten Mal!
Der MiDi
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