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Vorschau: Pro Tour Guilds of Ravnica
von Florian Koch
07.11.2018

Wenn am Freitag die Pro Tour Guilds of Ravnica in Atlanta beginnt werden dort die meisten deutschsprachigen Spieler seit Ewigkeiten am Start sein. Soweit ich das auf die Schnelle überblicken kann, waren das letzte Mal 2010 in Amsterdam mehr deutschsprachige Spieler bei einer Pro Tour, damals mit 29 Deutschen, zehn Österreichern und sechs Schweizern. Das war nebenbei auch das letzte Mal, dass wir Kai in einer Pro-Tour-Top 8 sehen durften. Die "Stars" der deutschen Magic-Szene hießen damals Jan Rueß, Simon Görtzen und Sebastian Thaler und die waren natürlich auch alle am Start. Schließlich war es für einige der angetretenen Spieler ihre erste Pro Tour. So hatte sich damals unser derzeitiger amtierender Captain, Christian Hauck, zum ersten Mal qualifiziert und auch ich durfte zum ersten Mal erleben, was es heißt auf dem höchsten Level zu spielen.


An der Pro Tour Guilds of Ravnica werden vermutlich 21 Deutsche, acht Österreicher, drei Schweizer und drei Luxemburger teilnehmen. Das habe ich zum Anlass genommen, eine kleine Vorschau zu schreiben.

Watch Pro Tour Guilds of Ravnica Live!
Schaltet ein unter twitch.tv/magic. Der Kampf um den Titel Spieler des Jahres läuft im Vorfeld am Donnerstag ab 21:00 Uhr, die Liveübertragung der Pro Tour selbst beginnt am Freitag um 15:00 Uhr unserer Zeit.

Wann?

Die Pro Tour beginnt – ihr habt es vermutlich mitbekommen – diesen Freitag und geht dann bis Sonntag. Freitag und Samstag wird jeweils erst mal gedraftet, dann werden drei Runden mit den Draftdecks gespielt und danach folgen fünf Standardrunden.

Am Ende der ersten beiden Tage erfolgt ein Cut, nach dem ersten Tag auf die Spieler, die mindestens zwölf Punkte haben, also üblicherweise mindestens vier Siege. Am Samstag wird das Feld auf acht Spieler reduziert, die das Turnier dann am Sonntag im K.O.-Modus zu Ende spielen.


Was?


Beim Draft erwartet uns ein Format, das sehr stark von den fünf Gilden bestimmt wird. Sozusagen auf Level 0 haben die Spieler die Auswahl zwischen Golgari (Schwarz/Grün), Selesnya (Grün/Weiß), Boros (Rot(Weiß), Dimir (Blau/Schwarz) und Izzet (Blau/Rot). Boros ist üblicherweise die aggressivste dieser Gilden und beginnt häufig vom ersten Zug an, Kreaturen aufs Board zu bringen. Dimir ist im Schnitt die kontrolligste Gilde, operiert viel mit 1/X-Kreaturen und versucht das lange Spiel dann zu gewinnen, da dem Dimir-Magier durch Surveil-Karten letztlich fast immer mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Izzet ist in der Lage mit seinen Jumpstart-Karten ein noch kontrolligeres Spiel aufzuziehen, kann mit Piston-Fist Cyclops und Karten wie Maximize Altitude aber auch recht aggressiv sein. Golgari und Selesnya schließlich sind die beiden Midrange-Gilden.

Dabei wird Grün im Allgemeinen und insbesondere Selesnya von den Pros anscheinend nicht besonders geschätzt, weil keinen Zugriff auf Blau, Rot und Schwarz zu haben, auch bedeutet, dass man ohne Jumpstart und Surveil im längeren Spielen leicht gegen Flood verlieren kann. Neben diesen fünf Hauptarchetypen, die sich naturgemäß nicht gleichmäßig auf acht Spieler aufteilen lassen, gibt es noch weitere Archetypen. Dabei handelt es sich üblicherweise nicht um die anderen Zweifarbpärchen, sondern um drei- und mehrfarbige Decks.


Im Standard gibt es im Moment eine Handvoll verschiedene, konkurrenzfähige Decks. Das Feld wird angeführt von Golgari Midrange. Von diesem Deck gibt es verschiedene Versionen, aber gemein ist ihnen, dass sie eine sehr hohe Dichte an Kreaturen haben, insbesondere solchen mit Explore, und dass sie wirklich sehr, sehr gut grinden. Weitere Tier-1-Decks sind Jeskai Control, ein handelsübliches Kontrolldeck, dessen Gameplan sich um Teferi, Hero of Dominaria dreht, sowie Izzet Phoenix, ein Tempodeck, das hauptsächlich aus Cantrips besteht, sodass man seine vier Phönixe einerseits zuverlässig findet und andererseits auch schnell wieder aus dem Friedhof ausgraben kann.

Schließlich gibt es noch Boros Angels, das auf dem klassischen Midrange-Erfolgsrezept "Je mehr Mythics desto besser" aufbaut. Darüber hinaus sind Selesnya-Token-Decks relativ gängig so wie Weenie Decks in Blau, Rot und Weiß.


Wer?

Was gespielt wird wussten die meisten vermutlich schon vorher, aber wer ist denn nun eigentlich dabei?

Aus Deutschland
Kai Budde, Christian Hauck, Arne Huschenbeth, Thoralf Severin, Jonathan Anghelescu, Joshua Bausch, Daniel Gräfensteiner, Jasper Grimmer, Marius Heuser, Marc Tobiasch, Thomas Mechin, Gero Lemke, Reinhold Kohl, Tobias Maurer, Tim Kernke, Alexander Mertins, Edris Bakhtari, Timo Seegelken, Jamin Kauf, David Brucker, Philipp Drohberg

Aus Österreich
Immanuel Gerschenson, Elias Klocker, Michael Kundegraber, Stefan Schütz, David Reitbauer, Felix Innauer, Lukas Schwendiger, Marc Mühlböck

Aus der Schweiz
Andreas Ganz, Nico Bohny, Yari Rentsch

Aus Luxemburg
Steve Hatto, Claude Schmit, Jin Liu

Bitte wer?

Es würde wohl den Rahmen sprengen, zu jedem eine Geschichte zu erzählen, und wenn ich ehrlich bin, kenne ich auch nicht alle Qualifizierten persönlich, aber einige Spieler möchte ich euch doch vorstellen.

Zunächst einmal gibt es ein komplett deutsches Team namens "Phoenix: New Dawn". Dieses Team besteht im Prinzip aus zwei Hälften, einerseits den Berlinern Jasper Grimmer, Arne Huschenbeth und Thoralf "Toffel" Severin und den Hessen Joshua Bausch, Christian Hauck und Marius Heuser.



Jasper, Toffel, Arne (von links nach rechts)

Dabei ist es keine Übertreibung zu sagen, dass diese sechs im letzten Jahr das Maß der Dinge in der deutschen Pro-Magic-Szene waren. In der Weltrangliste schaffte es am Ende der letzten Saison gerade ein einziger Spieler – Marc Tobiasch – sich zwischen diese Spieler mit an die Spitze der Rangliste zu schieben. Der erfolgreichste Spieler des Teams war in der letzten Saison Christian, der mit einer Top-8-Platzierung bei der Pro Tour Rivals of Ixalan den Grundstein dafür legte, am Ende der Saison als erfolgreichster Spieler zum Captain des deutschen Teams beim diesjährigen World Magic Cup gekürt zu werden. Sein Teamkollege Arne hat allerdings schon angekündigt, ihm diesen Titel dieses Jahr nicht kampflos zu überlassen. Tatsächlich kam es beim ersten Grand Prix der Saison in Lille auch schon gleich zum Aufeinandertreffen der beiden: In der letzten Runde mussten sie um den Einzug in die K.O.-Runde spielen. Arne behielt die Oberhand und geht daher mit einem klitzekleinen Vorsprung in die erste Pro Tour der Saison. Aber auch die anderen Spieler des Teams sind keine unbeschriebenen Blätter. So hat jeder im Team mindestens eine Grand-Prix-Top 8 in der letzten Saison erreicht.

Marc Tobiasch, amtierender deutsche Meister und Captain des letzten deutschen WMC-Teams, ist ebenfalls qualifiziert und hat sich zum Ziel gesetzt, mit einem guten Finish seinen Goldstatus im Pro Club wiederzuerlangen. Während die Phoenixe üblicherweise eher mit gut getunten Tier-1-Decks unterwegs sind, darf man bei Marc gespannt sein, was da so kommt. Ein Golgari-Deck, das aussieht wie 100 andere, ist jedenfalls nicht zu erwarten. Da es ihm im aktuellen Standard jedoch schwerfallen dürfte, ein Storm(-ähnliches) Deck zu bauen, ist schwer vorherzusagen, was er ins Feld führen wird.

Die absolute Legende der deutschen Magic--Szene, der siebenmalige Pro-Tour-Champion Kai Budde, wird in Atlanta als Teil des Teams "Good Luck High Five" an den Start gehen. Mit zum Team gehört auch der andere deutsche Hall of Famer, Dirk Baberowski, der vermutlich erst für die europäischen Pro Tours zum Team stoßen und in Atlanta nicht antreten wird. Pat Cox, Craig Wescoe, Jelger Wiegersma und Gerard Fabiano komplettieren dieses Old-School-Team. Für Kai wäre es dabei sicher schön, nach zuletzt eher enttäuschenden Ergebnissen mal wieder ein starkes Resultat abzuliefern. Es muss ja nicht gleich der achte Titel sein …



Kai (hier links im Bild) 2010 bei seiner vorerst letzten Pro-Tour-Top 8

Wo wir gerade bei der alten Schule sind, für Atlanta haben sich so einige Urgesteine qualifiziert. Nico Bohny ist mit zwei Pro-Tour-Top-8-Ergebnissen der erfolgreichste Schweizer Spieler und war lange Zeit einer der beliebtesten, wenn nicht der beliebteste Schreiber von PlanetMTG. David Brucker war in der Zeit von 2003–07 einer der erfolgreichsten deutschen Magic-Spieler und ist selbst heute noch in diversen Draft-Statistiken in den Top 10 – weltweit wohlgemerkt – zu finden. David Reitbauer aus Österreich wurde 2009 in Rom Vizeweltmeister und hat sich und natürlich seine Teampartner Felix Innauer und Lukas Schwendiger mit einem starken Teamergebnis auf der letzten Pro Tour qualifiziert. Andreas Ganz aus der Schweiz macht seit über zehn Jahren als internationaler Globetrotter den Erdball von Australien bis Südamerika unsicher. Steve Hatto schließlich ist das Gesicht des luxemburgischen Magic sowohl als bei Weitem erfolgreichster Spieler des Landes als auch als Organisator und Motivator der lokalen Szene.

Es werden aber nicht nur die alten Schachteln der deutschsprachigen Community an der Pro Tour teilnehmen. Mit Jamin Kauf spielt zum Beispiel ein Berliner seine erste Pro Tour, von dem man denken würde, er habe schon ein wenig Erfahrung auf diesem Niveau gesammelt. Tatsächlich qualifizierte Jamin sich aber erst kürzlich zum ersten Mal, nämlich beim MOCS Quarterly, dem prestigeträchtigsten Event, das man vor dem heimischen Bildschirm so spielen kann. Tobias Maurer ist auch ein Spieler, bei dem man denkt, der hätte sicher schon einiges an Pro-Tour-Erfahrung gesammelt, tatsächlich bisher aber nur einmal letztes Jahr. Für diese Pro Tour hat er sich mit seinem Sieg beim Grand Prix Kopenhagen im Juni qualifiziert.

Elias Klocker ist ein Österreicher, der zwar 2013 schon mal auf der Pro Tour war, aber erst seit letztem Jahr regelmäßig dabei ist. Tatsächlich hat er seit Pro Tour Hour of Devastation letztes Jahr alle Pro Touren gespielt und inzwischen sogar den Goldlevel erreicht, der für alle Pro Touren qualifiziert.

Es werden allerdings auch ein paar qualifizierte Spieler nicht an den Start gehen. Dirk Baberowski habe ich schon erwähnt, aber auch Oliver Polak-Rottmann gönnt sich eine kleine Auszeit und wird seinen Silber-Invite voraussichtlich erst in London einsetzen. Valentin Mackl und Patrick Dickmann haben ebenfalls noch je einen Silber-Invite ausstehend, den sie aber vermutlich ganz verfallen lassen werden.




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