Eternal
Aggro bleiben in Legacy – 2005 (Teil2)
von Frank Pollack
11.10.2005

Nachdem du gleich eine ärgerliche Brise überleben musst wird es erst mal still im Land. Danach werde ich aber gleich wieder das Zepter ergreifen und dir in bester Rock'n'Tog-Manier ziemlichen Bullshit erzählen.
In der 2. Runde rülps ich dich erst mal an, was ich dann auf ein schönes pre-GP-Nottingham Frühstück schieben werde. Frisch zum Leben erweckt (!), werde ich mich zum Abschluss noch mit allen Schweißmeistern solidarisch erklären.


Wenn du jetzt völlig confused bist, lies' dir besser erstmal Aggro bleiben in Legacy – 2005 (Teil1) durch.

Heute geht es, wie angekündigt, weiter mit den Themen

- Control-Decks
- Combo-Decks
- Zahlen, Fakten & Prognosen


Bei den Deckvorstellungen hat mich diesmal wieder dankbarer Weise Alex Mack unterstützt.
Und schon geht's los:



Control

ATS (AngryTradewindSurvival)

Benannt nach seinen 3 wichtigsten Karten (Anger, Tradewind Rider, Survival of the Fittest), ist ATS eines der stärksten Survival Decks auf dem Markt. Diese Tatsache verdankt es der Nutzung sowohl einer Creature-Toolbox, als auch einer Enchantment-Toolbox per Enlightened Tutor. Das Deck spielt neben Force of Will auch Brainstorm, um die unglaublich wackelige Manabasis zu supporten. ATS ist schwer in Kategorien einzuordnen aber wohl am ehesten als Lock Deck zu bezeichnen, da es nach Etablierung der Boardkontrolle erst einmal versucht dem Gegner via Tradwind Rider und Seedborn Muse sämtliche Permanents auf die Hand zu schicken, um dann im Anschluss ganz gemütlich 20 Schaden auszuteilen. Das Deck ist aufgrund seiner Toolboxen sehr flexibel und kann sich in den Händen eines geübten Spielers aus so manch kniffliger Situation raushauen. Vormals wohl eines der besten Legacy Decks überhaupt, nahm seine Popularität in letzter Zeit rapide ab. Dies ist wohl vor allem dem Umstand zu verdanken, dass Goblins Survival Decks ihm zusehend den Schneid abkaufen. Die größte Schwäche des Decks ist, dass es im Prinzip nicht gewinnen kann wenn es die Survival-Engine nicht ins Laufen bekommt.


Landstill

Landstill ist das Kontrolldeck schlechthin in Legacy. Entweder UW, UR oder UWR hat es viele effiziente Tools um das Spiel zu kontrollieren und massiven Kartenvorteil zu generieren. Allen voran natürlich Standstill, das dank Swords, FoW und Mishra's Factory gerne Runde 2 aufs leere Board gelegt wird. Zunächst wird das Spiel mit Countern und Boardsweepern (Wrath of God, Nevinyrral's Disk, Pyroclasm) kontrolliert. Im Lategame übernimmt das Deck dann mit Crucible of Worlds, Wasteland, Faerie Conclave und den fleißigen Montagearbeitern die vollständige Kontrolle über das Spielgeschehen. Manche Varianten spielen als zusätzliche Wincondition noch Decree of Justice und/oder Eternal Dragon. Ganz hartgesottene Controlfreaks können über so was nur lachen. Fazit: Nur für eingeschworene Control Spieler aber – Zitat Alex: „Zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“.

Rock

Rock war das Vorzeige-Kontrolldeck des Extended Formats der vergangenen Jahre. Es kombiniert eine handvoll Handdestruction (Cabal Therapy, Duress) mit der wohl besten goldenen Karte aller Zeiten, Pernicious Deed, um den Gameplan des Gegners zu durchkreuzen, wie auch immer dieser gestrickt sein mag. Mit ins Boot nimmt man noch einen Haufen kosteneffizienter Kreaturen, die im Idealfall immer 2 Rollen übernehmen sollten:

a) Cardadvantage generieren und/oder das Board stabilisieren und
b) den Gegner irgendwann totschlagen (Eternal Witness, Ravenous Baloth, Recurring Nightmare,...).

Die größte Stärke bzw. Schwäche des Decks liegt darin, dass es ein Metagamedeck ist. Das heißt, man kann das Deck tunen um in jedem Feld konkurrenzfähig zu sein. Man muss aber auch genau wissen welche Decks man zu erwarten hat. Problematisch ist (wie auch demnächst in Extended) das Fehlen des Vampiric Tutor, daher ist Living Wish standard. Das junge (Extended-) Aggro/Macey-Rock wird eher nicht gespielt.

ScepterChant

In diesem Deck wird der wohl schnellste und erniedrigenste Lock im ganzen Format gespielt. Mit Chrome Mox, Isochron Scepter und Orim's Chant kann das Spiel des Gegners bereits in Runde 2 völlig eingefroren werden. Begleitet wird das ganze von UW Control-Elementen (Meddling Mage,...). Gekillt wird traditionellerweise per imprinteten Fire/Ice oder alternativ mit Exalted Angel.

Tog

Kontrolldecks rund um den Grinsemann haben viele Farben. In der Regel beinhaltet es zunächst blaue und schwarze Control-Karten (FoW, Duress,..). Beliebt ist der Rotsplash für Fire/Ice und/oder Burning Wish. Grün wird gerne hinzugezogen für die Böse Tat oder um das Berserk via Cunning Wish aus dem Sideboard zu spielen. Weiß bietet Swords to Plowshares. 4-farbige Togdecks wurden auch schon gesichtet. Problem des Decks ist es, dass es ein sehr schlechtes Landstill Matchup hat, und dass ein gewisser Goblin Schutz vor Blau genießt (das ist übrigens kein Zufall). Dennoch sollte man es noch nicht abschreiben, da es wohl das einzige Kontrolldeck ist, dass einen Turn 5 Combokill hinlegen kann und auch eines der wenigen Legacy Decks ist, welches schwarzes Mana zur Verfügung hat um Engineered Plague zu spielen.

WUBS (WhiteBlueBullShit)

Dieses Deck spielt Counter (FoW, CS, Daze, Stifle), Sweeper (Wrath, Disk), Card-Draw (Brainstorm, Fact or Fiction) und 2-4 Kreaturen (Morphling, Decree of Justice,…) als Killoption. Wer eigentlich keine Lust hat, Magic zu spielen, nimmt BBS mit auf's Turnier und zockt, zur Freude vieler Gegner, Back to Basicsmain.


Combo

2-Land-Belcher

Ziel des aus Vintage adaptierten Decks ist es, möglichst schnell 7 Mana zu generieren, um damit einen tödlichen Goblin Charbelcher zu zünden. Dazu werden alle verfügbaren Mana-Beschleuniger (Dark Ritual, Land Grant, Lion's Eye Diamond…), sowie die in Legacy möglichen Tutoren (Spoils of the Vault, Tainted Pact,…) gespielt. Die Absicherung der Kombo kann mittels Xantid Swarm oder Goblin Welder erfolgen. Problem des Decks ist die im Vergleich zu Vintage schlechte Manabeschleunigung, die Randomness der Tutoren, sowie Force of Will.


Full English Breakfast (FEB)

Mit Hilfe der Survival-Toolbox und Volrath's Shapeshifter, wird der Gegner möglichst schnell mit Flowstone Hellion und Phyrexian Dreadnought oder Escape Artist und Phage the Untouchable gekillt. Das ganze wird zumindest mit Force of Will abgesichert.

Life

Dieses Extended-Deck macht sich redundanterweise in den ersten Runden unendlich Leben, indem es beispielsweise mit Nomads en-Kor die Task Force N-Mal targetet und anschließend per Worthy Cause für Nx3+3 Leben opfert, wobei N beliebig groß ist. Mit ausreichend großem Lebenspunkte-Polster kann man dann gemütlich Test of Endurance legen oder den Gegner mit Darksteel Colossus oder Serra Avatar killen oder millen.




Reanimator

Auch hier gibt es bekannte Extended-Builds, die ruckzuck Akroma, Angel of Wrath oder andere faire Geschichten reanimieren können. Problem sind zahlreicher Graveyard-Hate der auf die Survival-Decks zurückzuführen ist, die im Vergleich zu Extended bessere Counterqualität, sowie das allgegenwärtige Swords to Plowshares.


Solidarity

Solidarity ist ein High Tide Kombodeck, welches über High Tide, Turnabout und Reset im gegnerischen Turn Unmengen Mana generiert, dazu gleichzeitig viele Karten zieht um wiederum mehr Karten auszuspielen und dadurch einen tödlichen Stormcount für Brainfreeze aufzubauen. Das ganze sieht dann meist so aus, dass man ein paar Turns daddelt bis eine High Tide gezockt wird, danach noch circa 20 andere Spells gespielt werden und der Gegner nach 5 bis 10 Minuten der Untätigkeit erfährt, dass er nun jetzt nicht mehr angreifen darf, weil er soeben verstorben ist. Daher auch der Name Solidarity. Es ist wohl das stärkste Combo Deck des Formats und goldfished im Schnitt Runde 4. Es wird allerdings selten gezockt, da Resets recht schwer zu kriegen sind und das Deck nicht einfach zu bedienen ist. Es gibt auch noch die sogenannte SpringTide- oder Sorcery-Version die Ideas Unbound und Cloud of Faeries zockt und dafür auf Reset verzichtet. Im Mirror hat Solidarity gegen SpringTide die besseren Karten, da es alle Karten im gegnerischen Zug spielen kann.


WelderSurvival

Welder Survival lebt vom schnellen Zusammenspiel der mehrfach dargestellten Survival-Engine, Goblin Welder und fiesen Artefaktkreaturen (Sundering Titan, Platinum Angel, Phyrexian Colossus, Triskelion). Unterstützt wird das ganze durch billige Artefakte (Shield Sphere, Tree of Tales), DisCardDraw (Intuition, Thirst for Knowledge) und zusätzlich der Survival-Toolbox für alle Fälle.


Soweit zu den Decks.
Ein Name-Dropping der von mir nicht aufgeführten Decks erspar ich dir und mir.

Weitere Legacy-Decks findest du im ZK-Forum und bei TheSource.



Zahlen, Fakten & Prognosen

Im Folgenden gibt es zunächst eine kurze Auswertung per ZK-Forum gemessener Daten. Da diese Stichproben im Vergleich zur Grundgesamtheit nicht verlässlich repräsentativ sind, ist die Aussagekraft für Hardcore-Statistiker mit Vorsicht zu genießen. Meiner Ansicht nach sind sie aber als Anhalt durchaus brauchbar. Danach gibt es eine kurze Vorstellung der seit längerem gewachsenen Legacy-Zentren. Zum Abschluss gibt es eine kurze, knackige und bestimmt diskussionsforcende GP Lille-Prognose im Geiste Uwe „ Speed Kills“ Stroinskis damals bei den Regionals.


Top8-Thread im ZK-Forum

In diesem Thread werden seit Anfang des Jahres Legacy Top8s aus ganz Deutschland gesammelt. Zum aktuellen Zeitpunkt wurden 48 Turniere aus 8 Städten gepostet. Da eine umfassende Auswertung zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, beschränke ich mich hier auf die errungenen 1. Plätze der Decks. Hierbei gibt es ein klares Bild:

8x Landstill
7x Goblins
6x RG Survival Advantage
3x Rock, Gro
2x Burn, ScepterChant, WUBS, AS/WW, ZillaStompy, Suicide Black, RDW

Hierzu ist zu bemerken, dass die meisten Siege RGSAs schon etwas länger zurückliegen und Anfang des Jahres noch relativ wenig Goblins unterwegs waren. Drei von den ersten Plätzen konnte ich selber beitragen, daher weiss ich was für einen harten Stand RGSA im mittlerweile von Goblins geprägten Metagame hat.
Das völlige Fehlen von Solidarity ist darauf zurückzuführen, dass es bisher in Deutschland kaum gespielt wird (Schuld daran ist vor allem die Verfünfachung des Reset – Preises seit Aufkommen des Decks).


DTB-Poll im ZK-Forum

Hier wurde am 13.09.05 die Frage gestellt:
Welche Decks werden in deiner Region zur Zeit häufig und/oder erfolgreich gespielt?
Nachdem derzeit 57 Legacy-Spieler geantwortet haben sieht das Ergebnis wie folgt aus (Auszug):

56% Goblins
54% Landstill
23% Rock
21% ATS
19% WUBS oder ScepterChant
19% Gro (oder Madness)
9% RGSA
9% Solidarity

Anmerkungen:
Im Vergleich zur Top8-Auswertung wird hier der Tier1-Status von Goblins und Landstill noch mal deutlich unterstrichen. RGSA schneidet (aus oben genannten Gründen) schon deutlich schlechter ab. Den vergleichsweise hohen Wert von ATS führe ich auf (noch) Goblin-schwache lokale Metagames zurück. Die anderen Zahlen decken sich weitgehend mit den Werten aus den Top8s. Solidarity wird wie gesagt noch sehr wenig gespielt.


Lokale Metagames

Hinweis:
In Reutlingen und München spiele ich selber so oft wie möglich. Die Informationen aus Aurich und Bremen hab' ich von Tim Sponagel vom Team Weathermen, welches den Legacy-Norden weitgehend dominiert (neun erste Plätze bei den letzten 12 Turnieren). Glücklicherweise entstehen in letzter Zeit auch anderorts regelmäßige Legacy-Turniere (Karlsruhe, Hamburg, Dortmund, Greifswald, Dülmen,...).


Aurich - Jugendherberge

In Aurich treffen sich monatlich 15-20 Legacy Spieler. Das Metagame ist tendenziell am globalen Metagame orientiert, wobei vor allem viele Aggro- und AggroControl-Decks (Goblins, ZillaStompy, Sui, WW) gespielt werden. Survival Decks werden kaum noch gespielt, dafür immer mehr Landstill und Rock. Combo ist kaum vorhanden.

Bremen – Uni Magic

Auch in Bremen wird monatlich Legacy gespielt, wobei die Turniere zwischen 10 und 20 Teilnehmern schwanken. Das Metagame ist bunt gemischt, was auf inzwischen wohl begeisterte crossplayende Vintage-Spieler zurückzuführen ist. Daher gibt es hier viele, teilweise unkonventionelle Combo- (2-Land, SpringTide,...) und Control-Decks (Landstill, WUBS,...). Dem gegenüber steht ein nur geringer Anteil an Aggro-Decks.

München – Weekly Magic

Seit Mai diesen Jahres gibt es in München mittlerweile jede Woche ein Legacy-Turnier mit 20-25 Spielern. Nachdem das Turnier zu Beginn von (kampfwertgesteigerten) Extended-Decks geprägt war, dominieren mittlerweile vor allem Goblins und in geringerem Ausmaß Landstill. Sehr häufig werden zudem SuicideBlack/MBC-Varianten und WW gespielt.

Reutlingen – ReuMaCon

Legacy (damals noch Typ 1.5) in Reutlingen ist seit der ReuMaCon II im Jahre 2002 nachgewiesen.

Namen, die man hier unbedingt nennen muss, sind Martin Wieke (Veranstalter) und Marc Nübling (ehemaliger Promoter/Reporter).
An der ReuMaCon nehmen regelmäßig alle 3 Wochen 15-20 Spieler teil. Die lokale Metagame-Entwicklung seit „Geburt des Formats“ im heutigen Sinne verlief wie folgt:
Zunächst dominierten Landstill und ATS. Diese wurden im Laufe der Zeit von verschiedensten Decks herausgefordert. Allen voran Goblins, RGSA und ScepterChant. Mittlerweile gibt es einen offenen Schlagabtausch zwischen Goblins und Landstill.


Prognose für Grand Prix Lille

Stand: 070500Boct05
Decks to Beat sind Goblins, Landstill und Solidarity.

Wer Tag2 machen will, sollte Goblins oder Landstill spielen oder ein Deck, dass gegen beide ein gutes Matchup hat. Wer ins Geld kommen will, sollte auch auf Solidarity vorbereitet sein.

Das Metagame wird zahlenmäßig weitgehend von Goblins geprägt sein, da einfach viele (Extended-)Spieler das Deck zur Verfügung haben und die Durchschlagskraft des Decks unbestritten ist.
Landstill ist das beste Control-Deck und quasi die Konstante im wilden Legacy-Meta. Daher wird es von vielen Legacy-Veteranen gespielt werden. Außerdem ist es sehr flexibel und lässt sich vernünftig gegen Goblins rüsten.

Für Solidarity sprechen derzeit - zumindest in Deutschland - nur die Testergebnisse. Auch die Ergebnisse der großen US-Turniere sprechen nicht wirklich eine klare Sprache, was aber mit ziemlicher Sicherheit daran liegt, dass das Deck aufgrund der „Reset-Problematik“ und des benötigten Skills einfach under-played ist.

Soweit meine (durch zahlreiche Gespräche abgesicherte) Prognose. Diese wird aber nur Bestand haben, wenn der GP Philadelphia am 12./13. November nicht eine deutlich andere Sprache spricht. Dies kann vor allem dadurch ausgelöst werden, dass dieser erste Legacy-GP völlig neue Decks hervorbringt, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wenn die japanischen ProPlayer erstmalig Legacy-technisch am Start sind.


Aus meiner Sicht hast du spätestens jetzt die wichtigsten Grundlagen um in Legacy Aggro bleiben zu können, auch wenn du noch nie Legacy gezockt hast.
Ich hoffe für dieses schöne Format, dass die Teilnehmerzahlen weiter steigen und dass wir eine möglichst umfassende landesweite Legacy-Turnier-Abdeckung bekommen, damit wir in Lille ordentlich gegen die weibischen französischen Beatings gerüstet sind.

Wir sehen uns dann hoffentlich in Lille oder vielleicht schon diesen Freitag am Flughafen Köln/Bonn (Check-in isch bis 1625).

Bis dahin
Haltet euch Frriiiisch und bleibt Aggro

Euer
Frank
AggroBaWü
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