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Gemischtwarenladen
von Tobias "TobiH" Henke
22.06.2009

Nahrungsmittel zu fairen Preisen, modisches Schuhwerk, Wasser ohne Kohlensäure, Blumen mit Kohlensäure und vieles mehr erwarten euch diese Woche im Gemischtwarenladen...

Hexenkessel

Letzte Woche Freitag begab sich der berühmt-berüchtigte Jens Kessel auf eine Geschäftsreise, die ihn von Frankfurt übers Ruhrgebiet nach Aachen und am Sonntag wieder zurück bringen sollte. Freitagnachmittag sammelte er dabei mich ein, unter anderem weil ich natürlich den Aachener PTQ gewinnen wollte. Dass daraus nichts geworden ist, wisst ihr sicherlich bereits, aber trotzdem war der Trip fürchterlich... spaßig!

Das fängt schon bei diesen tollen Dialog-Outtakes an:


„Habe ich das nicht wirklich gallant gemacht?“
(Stille.)
„Ah... Ich glaube, du meinst elegant.“


„Jetzt endlich habe ich alle übertrumpft und den Status quo hergestellt!“
„Ich bin selbst ein großer Fan von Frendworten, aber das war irgendwie nicht das richtige.“


„In Teheran schießen sie auf Protestanten!“
„Ganz unwahrscheinlich klingt das zwar nicht und ich weiß ja auch, was du meinst, aber...“


Dinner for One Five

Am Vorabend des Turniers ging der Spaß weiter mit einem Abendessen in einem leckeren Aachener Restaurant. Anwesend waren als TOs Ute und Daniel, als Headjudge Claudia, als Sponsor Jens (der mit allen Beteiligten noch eine Rechnung offen hatte) und eben meine Wenigkeit als Reporter.

Gesprächsthemen variierten: M10-Regeländerungen, Diskussionskultur im PlanetMTG-Forum... Außerdem Filme (Terminator Salvation – schrecklich, schrecklich!) und die Tatsache, dass Memphis, Tennessee sich bei der Weltmeisterschaft als eher beschauliche Kleinstadt herausgestellt hat, in der mehr Eichhörnchen als Menschen leben.

Eine knifflige Regelfrage gab es noch, als Jens Wasser ohne Kohlensäure bestellte, selbsverständlich eine Flasche mit bekam, das aber erst feststellte, nachdem er sich bereits eingeschenkt hatte, woraufhin er sich beschwerte und eine neue Flasche bekam... nicht jedoch ein neues Glas! Am Tisch enbrannte eine ebenso absurde wie kurze Diskussion darüber, was mit dem bösen säureversetzten Wasser zu geschehen habe – mit dem Ergebnis, dass selbst die anwesende Blumendekoration unmöglich so empfindlich wie Jens sein könne. Nachdem das Wasser kurzerhand fachmännisch in der Blumenvase entsorgt war, ging Ute und mir zeitgleich ein Licht auf, welches Filmzitat zur ohnehin schon lächerlichen Situation am besten passt: „I'll kill that cat.“ – Herrlich!

Fairpflegung

Es wurde bereits im Forum angemerkt, dass die Nahrungsmittelversorgung beim PTQ wirklich hervorragend war, und das kann ich nur bestätigen. Besonders zum Thema der Preisgestaltung hat sich eine Szene in mein Gedächtnis eingebrannt: Jemand bestellt zwei Getränke und zwei Stücke Kuchen, reicht einen Fünf-Euro-Schein über die Theke, nimmt seine Sachen und geht – woraufhin Ute mit einem heroischen Hechtsprung förmlich über den Tresen setzt und mit dem wohl ungewöhnlichsten Kampfschrei aller Zeiten dieser Person Wechselgeld androht!

Und dann war da noch die äußerst kuriose Abwesenheit von Löffeln in der ansonsten voll ausgestatteten Küche des Bürgerzentrums St. Fronleichnam. Neben mir an der Theke stand ein Besucher aus den Niederlanden und musste gleich nach Umrühren seines Kaffees den Löffel abgeben (pun, pun!), zeigte sich allerdings verständnisvoll und brachte gleichmütig das berühmte philosophisch angehauchte Filmzitat: „There is no spoon.“ – Wie ich gelacht habe!

Das Turnier

Das lief für mich persönlich relativ unspektakulär. Einmal habe ich es möglicherweise verzockt. (Zitat SimonG: „Das sah irgendwie nicht so stark aus.“) Und einmal zeigte sich mein Deck (das von letzter Woche) in höchstem Maße unkooperativ. Die anderen fünf Runden konnte ich gewinnen – wenngleich nicht ganz ohne Hilfe...

In Runde 6 beim Stand von 3-2 wurde ich gegen den oben bereits erwähnten Niederländer gelost. Mit dem hatte ich mich den Tag über bereits mehrfach nett unterhalten und so wusste ich, dass er 0-2 ins Turnier gestartet war gegenüber meinem anfänglichen 3-0... Als er das am Anfang der Runde noch einmal verifizierte, wusste ich erst gar nicht, worauf er abzielte. Aber dann nahm er den Ergebniszettel und trug 2-0 für mich ein: „You at least have a shot at top 8 – I haven't.“ Eine coole Aktion!

Und tatsächlich: 67 Spieler liegen ja bloß knapp über dem Cut für sieben Runden und noch in der letzten Runde gab es Gerüchte darüber, dass es ein 5-2er in die Top 8 schaffen könnte, und wenn, dann wäre ich das durch überlegene Tiebreaker gewesen. Letzten Endes fanden sich jedoch genau acht Spieler, die allesamt ein Ergebnis von 5-1-1 oder besser vorweisen konnten (prinzipiell ein begrüßenswerter Umstand), und für mich gab's bloß Platz 9 sowie eine großzügig bemessene Handvoll Booster. Die wanderte selbstverständlich ohne Umwege in die Tasche meines hilfsbereiten Runde-6-Gegners: „I think these are yours.“

Ursprünglich hatte ich geplant, an dieser Stelle nun ein wenig aus der Top 8 zu berichten, doch mittlerweile schlauchte die Kombination aus wenig Schlaf und einem Tag voller Magic so sehr, dass daraus nichts wurde. Alle Informationen und fein säuberlich abgetippte Decklisten findet ihr im Forum.

Stattdessen war insbesondere Andreas Vellguth begierig, sich ca. 30-0-1 von mir im Set! besiegen zu lassen. Das ist ein grandioses Spiel, das sich perfekt eignet, um die Wartezeit zwischen den Runden eines Magic-Turniers zu überbrücken, und nach Magic eindeutig mein zweites Lieblingsspiel. Ihr solltet es unbedingt einmal ausprobieren! (Und in der Wikipedia entdeckte ich gerade, dass die Grafik von einem gewissen Franz Vohwinkel stammt – wie klein die Welt doch ist!)

Camera, Lightning, Action

Ach ja, Magic... Darum geht's ja eigentlich hier. Und während ich durchaus argumentieren würde, dass einen wesentlichen Teil das ganze Drumherum ausmacht, insbesondere die vielen netten Menschen, die man bei Turnieren trifft, soll das Spiel selbst natürlich nicht zu kurz kommen.

Als ich vor ein paar Wochen meinen Nostalgin-Artikel geschrieben hatte, in dem es um Constructed-Decks im Wandel der Zeit ging, fehlte darin ein Satz, der ungefähr folgendermaßen ausgesehen hatte:

Damals bezahlte ein aggressives Deck für seine teuerste Kreatur gerade mal und verlangte von ihr auch nur diesen einen Angriff – heute wird bezahlt, und das sogar für eine Kreatur, von der man ernsthaft erwartet, mehrere Kopien auszuspielen!

Das war damals dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil Demigod of Revenge zu dem Zeitpunkt nicht mehr wirklich oft an der Spitze der Manakurve roter Decks stand und weil der Punkt (aggressive Decks – und eigentlich alle Decks – sind heutzutage weniger konsequent als früher) nicht unbedingt weiterer Beispiele bedurfte. (Randnotiz: Mittlerweile verwende ich beim Schreiben mehr als die Hälfte der Zeit darauf, Text wieder zu löschen.)


Die historische Karte aus dem Beispiel ist natürlich Ball Lightning, und wie wir alle wissen, erfährt der Kugelblitz nun in Magic 2010 eine Wiederauferstehung. Das allein hätte aber nicht ausgereicht, um die Zukunft roter Decks zu einem heißdiskutierten Thema in Aachen werden zu lassen. Jedoch verdichteten sich bereits am Freitag die Hinweise auf eine Wiederkehr auch von Lightning Bolt bis zu dem Punkt, an dem eigentlich nur noch eine offizielle Bestätigung seitens Wizards aussteht. (Wobei dieser Ausspruch von Magic-Entwickler Tom LaPille nicht gerade Dementi-Charakter hat: „If Lightning Bolt were ever to return, it would be only after careful consideration and extensive playtesting.“)

Zwar warnten reserviertere Gemüter vor allzu voreiliger Spekulation, aber immerhin reden wir hier von der besten Nachricht für rote Magier seit dem Reprint von Incinerate. (Eine Karte, die ich in M10 übrigens nicht erwarte.) Kurzentschlossen und impulsiv hier eine mögliche Deckliste:


4 Figure of Destiny
1 Tattermunge Maniac
4 Goblin Outlander
4 Hellspark Elemental
4 Boggart Ram-Gang
4 Ball Lightning
3 Anathemancer

4 Magma Spray
4 Lightning Bolt
4 Flame Javelin
1 Shard Volley

3 Auntie's Hovel
4 Graven Cairns
4 Neues Doppelland
12 Mountain

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Wie cool ist das denn! Lightning hier, Lightning da, Lightning ist wunderbar! Je nachdem was M10 sonst noch an neuen (oder neuen alten) Karten bringt, sähe ungefähr so das Deck aus, das ich am Magic Game Day ins Feld führen würde...

Magic Game Day – Was'n das?

Ihr habt es vielleicht schon in den News gesehen. Wizards starten eine neue Turnierserie. Beginnend mit M10 wird es jeweils ca. einen Monat nach dem Release eines neuen Sets einen sogenannten „Magic Game Day“ geben: Auf der ganzen Welt finden zeitgleich Standardturniere statt, gewissermaßen zur Begrüßung der neuen Karten.

Die Aussage dieser Aktion dürfte dabei klar sein. In jüngster Vergangenheit war vielen (z.B. hier) ein bedrohlicher Rückgang der Turniere in diesem Format aufgefallen. Wizards steuern dagegen. In diesem Jahr gibt es zusätzlich zu den Standard-National-Qualifiern und Standard-Nationals bereits Standard-Grand Prix und Standard-PTQs. Aber natürlich soll Standard nicht bloß saisonal von Bedeutung sein. Standard ist – wie der Name schon sagt – vielmehr als der Standard im Bereich Constructed gedacht, und das bedeutet ganzjährige Relevanz!

Konkret vereint der Magic Game Day verschiedene Eigenschaften früherer Turnierformen. Wie schon bei den Champs wird es wieder eine spezielle Promokarte für alle Teilnehmer und eine noch speziellere Promokarte für die Top 8 geben. Die Anleihen bei den amerikanischen State Championships sind noch deutlicher. Jene fanden früher immer kurze Zeit nach dem Release der großen Oktober-Erweiterung statt und erfreuten sich gewaltiger Beliebtheit – nicht zuletzt weil sie in einem noch undefinierten Metagame eigenen Deckbau einerseits ermöglichten und andererseits belohnten!

State Championships gab es nur einmal pro Bundesstaat, Champs quasi an jeder Ecke. Für den Magic Game Day gibt es nun einen Mittelweg. Diese Turniere werden nur von Advanced-Level-TOs ausgerichtet, was ihre Besonderheit unterstreicht, ohne die Erreichbarkeit zu einem Problem werden zu lassen.

Für Deutschland gibt es allerdings einen Wermutstropfen zu schlucken. Der erste Game Day fällt auf den 15. August... Das ist dummerweise der zweite Tag der diesjährigen Deutschen Meisterschaft, die traditionell viele, viele Spieler aus allen Teilen des Bundesgebiets anzieht. Dadurch wird der Game Day hierzulande sicher nicht so laufen, wie er geplant war. Wobei es am Sonntag (ausnahmsweise leicht verspätet) in Aschaffenburg wenigstens ein Game-Day-Event geben wird, das erwartungsgemäß eine überdurchschnittliche Teilnehmerzahl verzeichnen dürfte.

These Boots Are Made for Talking

Ich weiß, dass einigen Spielern selbst das Tragen von Magic-T-Shirts wahlweise zu peinlich oder zu unästhetisch ist. Ich selbst habe weder mit dem einen noch dem anderen jemals Probleme gehabt, aber jedem seine Façon und seine Seligkeit und so weiter.
Diamonds on the Soles of Your Shoes?

Nun haben sich Wizards of the Coast mit RYZ zusammengetan, um Magic-Schuhe auf den Markt zu bringen. Anfangs dachte ich, dass unter euch, liebe Leser, kein großes Interesse bestünde, aber nachdem ich jetzt schon mehrere Anfragen bekommen habe, ob ich denn Genaueres darüber wisse, schafft das Thema eindeutig den Sprung in diesen Artikel. (Und zugleich stelle ich wieder einmal fest, wie viele Menschen die amerikanische Seite nicht oder nicht sehr gründlich lesen.)

Also: Bis zum 16. Juni wurden Einsendungen für Magic-Schuh-Designs entgegengenommen und noch bis Ende des Monats läuft auf der Seite von RYZ ein großangelegtes Abstimmungsverfahren. Für das Sieger-Design gibt's offensichtlich einen Preis, aber vor allem geht dieses dann in Produktion und wird ab dem 6. September zu kaufen sein, wiederum über die gleiche Seite.

Mehr gibt's dazu im Moment nicht zu sagen. Außer natürlich, dass wirklich viele schicke Ideen zur Auswahl stehen (das hier rechts abgebildete eher weniger) und dass ihr – falls ihr zu jener Gruppe gehört, die an Magic-Schuhwerk interessiert ist – voten solltet!




Bis zum nächsten Mal tappt für euch weiter im Dunkeln...

TobiH
#483
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